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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0346

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Bccinträchtli>u>ig ihrcr Sclbstständigkcit,' Schlc-mig
namentlich gcgcn allc JnkorporatlonSvcrsnchr gcschnht
wcrbc. Wir richtcn dic bcstimuitc Auffordcrung inS-
bcsondcrc an dtc Mitgliedci unscrcS LcrcinS, allcn
gcsetzlichcn Elnflich in ihrcn Krcisc». aiifzubictcn, da>
mit dic öffcntlichc Mclnung ;u cincr zmingciidcii Gc-
walt wcrdc, und dic dcutschcn Ncgicrungc» sich dcr
Aufgabc nicht längcr cntzichcn könncn, init allcn Mit-
tcln, wclchc daS'BundcSvcrhällnisi und daS Völkcrrcchi
ibnc» gibt, auf sofortigc Hcrstclluug cincS gcsichcrlcn
NcchtSzustandcS fnr SchlcSwig sowöhl, wic fnr Hol-
stcin zu dringen.

Wien, 10. April. Officillc Depeschcn
cius Neapcl vom 7. und 9. d. bestätigen,
daß in Palerino die Ordnung wiedcr hrr-
gestellt nnd dort, wie in den nbrigcn
Theilen Siciliens, Nuhe herrscht. .

F- r a n k r e i ch.

'Paris, 8. April. Man sieht der Zu-
kuiift in diploinatischeii Kreiscn scit einigcn
Tagen niit mchr Nuhe entgcgcn; dcnn es
schcint zwischen England nnd Frankrcich
zu cinigcm EinVerstäiidniffc gekommen zu
sein. Englan)' hat durch nach Genf nnd
Bcrn abgeschicktc Agentcn 'zur Nachgiebig-
keit ratheu laffen.

Paris, 10. April. Aus Nom vom 7.
wird mitgetheilt, daß das „Journal von
Rom" dic Ernennnng des Gencrals La-
moriciere zum Öberbrfehlshabcr der
päpstlichen Truppen enthält.

S ch w e i z.

Der Bund klagt über dcu Verlanf
der Savopcr Angelegenheit: Dank dcm
Mangel allcr matcriellcn Vvrkehriingen
dcr Schwciz zür Aufrechthaltiliig dcs 8taku8
guo in Nordsadopen und zum Schutze dcr
freien Meinlingsäußerung der dortigen
Bcvvlkcrung, hat sich "in Chablais und
Faileignp cin Schwarm von französischeu
Agenten eingenistet, der ganz offen scin
Wescn trcibt, uiiterstnht von Stellenjägern
aller Art. Jeue 12,000 Savoparden,
welche sich frek und chrlich für dic Schweiz
ausgesprochen haben, sindmundtodtgemacht,
wcil die Eidgenossenschaft kein Gegcngcwicht
gcgen vie französischen Jntrigurn ins Fcld
führt. Jst das Volk auf diese Weisc
gehörig cingeschüchtert nud geködert, so
wird abgestimint. Jst die Abstiinmniig
rrfvlgt, so wird das Parlament in Turin
sprechcn. Piemont hat noch geraiime Zeit
dic Freiuidschaft Frankreichs nöthig, cs
darf stch also nicht mnckscil. Hat das
Parlamciit tzir Abtretung genehmigt, so
w.ird Negierimg Victor Emaiiuels die
plemoiitesischcii Bcamten aus Savopeu
abberu,eii nud durch savopardischc crsetzcii.

zostichc, sonderu durch savovardische! Dicsc

Kestnn!!"/^" Deainteu werdeu französisch

L Ld '^uzösischem Mufter

das Laud organistreu. Ig ,

dann ist Alles fertig; dan.i ist Nordsavvpe.I
factisch ... Frankreich cinverleibt; Lrupp
braucht es kc.nc, die könucn niittlerwett
ruhig iil Lpon garuisoniren. So wird

sir und fcrtig cinverleibt, die Schweiz
schmählich betrogen, ihr znm Schadcn dcr
Spott gchäuft niid einc vollendcte That-
sache hergcstellt, indcffen die Eidgcnoffen-
schaft Noten schreibt nnd zusieht. Schwei-
zervolk! ist das dckne Meinung? Willst
du Genf und Waadt nnd Wallis behaltcn,
so nillßt dn es in Nordsavopen verthci-
digen. Hier odcr nirgends, jcht oder nic!

Bern, 8. April. Entwedcr muß die
Schweiz bei dem jetzigeii Stand der Dinge
rasch imd cntschlossen handeln, odcr sie ist
unrettbar dcm französischen Jntriguenspiel
prcisgcgcben, in Napöleons Schlingen ge-
fangen. Nach allcn bis jctzt bekannt ge-
wordencu, untcr sich liberciiistkmmendcn
Enthüllniigcn i'lber dic letztc Bnndes-
v ersammlnng, niuß nian den von bci-
den Näthen gefaßten Bcschluß so dentcn:
Die Schweiz will für Faucignp und
Chablais niit dcm mächtigen Nachbar
keine Lauze brcchcn ; sie will wedcr gcgen
r-ie civilc, noch gcgen dic nil'litärl'schc Bc-
sitzcrgreifnng Nord-Savopcns sich crheben;
sie liofft, erst nach erfolgter Annerion dic
Untcrhandlungen niit rechtcm Erfolg be-
ginneii zn können; erst wcnn Frankreich
die Schweiz auf cidgen. Gebiet angreift,
will sie den Kampf bcginnen. Frankreich
macht täglich mehr Anstalten, die civile
Besitzergreifung Nord-Savopens zu bc-
wcrkstelligcn. Es fordcrt die Zurück-
ziehiing eidgenössischer Trnppen von Genf.
Es verspricht zwar auch, zwischen dem
ncutrallsirten Gebkete und der Schweiz
keine Zollschranke, in erstcrem keinc inili-
tärischen Fortlficatl'onen und auf dem
Genfer See keinc bewaffneten Schiffc zu
haltcn. Aber was bedeutet dies AllcS
gegcn die l'inmer näher rückendc Gefahr/
daß in nächster Zeit das ncutralisirtc Sa-
vopen ganz in Frankreichs Hand ist? Die
Männer der That iin Buudcsrath wcrden
die Vcrantwortlichkeit hitrfür nicht lragcn
wollen. Dgß chier etwas, und zwar schnell
etwas Dnrchgreifcndes geschehen muß,
wenu sich die Schweiz nichc selbst auf-
gebeu will, sicht Ieder ein.

I ta l i e n

Turin, 4. April. Beim Parlameut
ist eiiie Protcstation gcgen dic Abtre-
tung vou Nizza und Savopen einge-
koinmcii. Sie verwahrt sich gcgen die
Gcwohnheit, die Völker wic Zugthiere
nach dpiiastischcn Intereffen zu vertauscyen
oder zu verkaufen und schließt: Iu An°
bctracht, dgß die Abtrctung der Alpeupäffe
an cine Militärmacht ersten Nangeö, welche
von einer absoluten nnd der Nation un-
verautwortlicheii Gewalt regiert wird,
höchst gefährlich für Italien ist; daß dnrch
diese Abtretung/da auch gcgen die öster-
reichische Grcnzc hin uusere Provinzen
dnrch kcine strategische Linie geschützt sind,
der Staat einer Invasion, sei es von
Seite Oesterreichö, sei es von Seite Frank-

reichs ohne Wchr ausgesetzt ist; daß fcrner
biesc Abtretnng/ indem sie faktisch die Un-
abhängigkeit der Schweiz aufbcbt, unb
eine Verthcidigiiiigsliiiic vernichtct, welche
dnrch Verträge, die von der kgl. Negie-
rung niitiiiiterzeichnet sind, geschützt >v,'rd,
iind Italien des cinzig sichern Älliirtcn
beraubt, den es im F.att jener möglichcn
Invasion bcsitzt u. .s. w.; in Anbetracht
dic>cr Äründe verlaugen die Untcrzeich-
neten von dem Parlaiiient: dein antiiia-
tionalen Akt, welcher vvllzogen zu'werden
droht, hindernd entgegenziitrrten; der vcr-
antwortlichcii Gewalt, welche denselben
einleitete, cincn scharfcn Tadcl zu crthci-
len, oder wcnigstcns gegcu die offene Ge-
walc, mit welchcr man ihn auszuführen
droht, eineii fcierlichcn Protcst cinzulegen,
welcher wenigstenS theilweise dic Ehre
und die beleidigte Würde dcs Landeö wahrc.
Dcn 29. März 1860. (Folgcn die Unter-
schriftcn.)

Turin. Die savopischcn Abgeordneten
habcn mit Ausiiahme von zweien beim
Präsidiun, der Kammcr eine Erklärnng.
eingercichl, wonach sie bis nach erfolgter
Abstimmung LravopcnS, über dic Einver-
leibnng an den Si'tzniigeii keinen Thcil
nehmeii wollcn.

Turin. Sonntag (gestcrn) ist Mar-
schall Vaillant mit seiuem Gcneralstabe
vvn Ma il and abgcrei'S't. Genrral A n-
'lemarre überuinimt den Bcfehl übcr die
in Italien zurückbleibenden 25,000 Mann.

Turin. Die „Opinione" vom 7. be-
richtet Folgendes ans der Sitzung dcr
Deputirtenkaminer vom 6.: Der Ministcr-
Präsident trirt in den Saal während der
DiScnssion einer Wahl. Garibaldi:
Ich bitte iim's Wort. Ich ersuche die
Kanimer, mir eiuige Augeublickc zu ciner
Interpellation zu gestattcn,'wclche ich über
cine Frage von der höchsten Wichtigkcit
an den. Miiiister-Präsidenten zu stellcü
habc. — Graf Cavour: Ich glaube, män
darf keinc Iiiterpcllationen siellcn, ehc
nicht die Kainmer constituirt ist (Beistim-
muiig). .— Garibaldi: Meinc Interpcl-
lation läßt kcinen Aufschub zu. — Graf
Cavour: Wenu man mir aller Gewalt
eine Intcrpellation machen will, sö er-
klärc ich im Voraus, daß ich dem ehrcn-
werthen General Garibaldi nicht ant-
worten werde. — Lailrenti-Nobaiidi nu't
bcwcgtcr Stinime: 'Ich frage, iin Fallc
dic Oesterrekcher vor den Thoren Turiii's
ständen, ob nian uns dann auch sagcn
würde, daß man warten müsse, bis die
Kammer constituirt sei, iim eiuige Ver-
fügungen zu lreffen? Es handelt sich u»i
eine italienische Stadl, um Nizza. Wir,
die Deputirten ciner italicnischen Stadt,
wir wenden nns an eiu italienisches Par-
lament, nin zu crfahren, was gefcheheu
soll. — Der Kainmerpräsideut witt darüber
abstiuilneil laffen, ob man Iiiterpellatioiicii
stellen kaiiu, trotzdem dic Kammer nich t.
 
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