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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0394

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Verhaiidlniigcn iiliterzeichiiet. Die Petita
derselbeii lauten: Se. Maj. dcr Koiu'g
nwge gernhen, anözusprechen: 1) Di'e
kirchli'cht Wahlordnling voni Iahrc 1853
entbehre dcr rechrli'cheii Geltnng, 2) di'e
Vcrtrctnng der Kirche i'n den Geincii'den
svlt hergestellt werdcn, 3) dic General-
spnode sei baldi'gst zu derufcn, nnd 4) di'e
Eliifnhrnng dcs nciicn Gcsangbnches solle
bi's dahiw sisti'rt bleiben; endlich 5) Lre.
Majestät möge auch zn crwägen geruhcn,
ob ni'cht ei'ne Pcrsonalveräiidcruiig in der
hvchsten kirchli'chen Stclle gebotcn crschei'iie.
Dic Versainnilung anerkannte nnd sprach
schließli'ch folgende 5 Sätze aus: 1) Si'e
bekenne die Üm'on vom Iahr 1818 nach
Wort nnd Grnndsatz; 2) sic vertheidi'ge
diesclbe mit allen gcseylichen Mitteln;
3) sie bekennc sich zn den Bttcher'n der
Uiii'vn i»n des Gewissens witten; 4) sic
weise attc Herabwnrdignngen dcrselben
zurnck, und 5) sic erkenne nnr Diejcnigcn
an, welche nach dicsen Grundsätzcn lchrcn
und bandcln. Die Versaninilnng schloß
niit einem dreinialigcn Hoch anf Sc. Maj.
den Kvnig, als den Schntzherrn der Kirche.

Stuttgart, 24. April. Wie der
Beobachtcr mittheilt, sind diejenigcn Gcist-
lichcn, die jiingst an der Bnrgerversainin-
Inng in Nnrti'iigcii Theil genoniincn, welche
in Ängelegenheitcn der Schwciz abgchalten
wnrde, znr Verantwortiing gezogeii worden.

Dnrmftttdt. Die Wagcn - 3. Klasse
der Maiii-Neckarbahn sind nuninehr znr
Hälftc mit Glasfcnstern vcrschen wordcn.
Es wcrden im Wintcr diese Wagcn, im
Sommer die mit Vorhängen in Dienst
genommen.

Wiesbadcn, 25. April. Die zweite
Kammer hat hcutc beschlossen, der Nc-
gl'crnng von dem Abschlussc eines Con-
cordats abzurathen.

Berlin. Die Nhcin-Nahcbahn wird
i'n ihrer ganzcn Ansdehniliig am 15. Mai
drm Verkehre libcrgebcn werden.

Berlin, 21. Apn'l. (Schlnß der De-
batte i'm Hause der Abgcordneten nber die
kürhessischc Verfassimgsaiigejegenhtit.) v.
Piittkainmer spricht sich ganz im Sinnc
dcs Abg. v. Carlowitz ans: Vom Dnn-
destag sci nichts Gutcs zn erwartcn; er
hoffe darnin, daß die Staatsrcgierung fcst
auf dem cikiinal eingcnoinmeneu Stand-
pnnkt verharren wcrdc, nnd er wünschc
einc Verschärfung dcr Nesolution in dcm
Sinne, daß Prcußen anch vor dem änßer-
sten Schritte nicht zurnckschreckcn sotte.
D>e kurhessischc Sache miisse im Sinne
des Ncchts entschiedcii werdcn, wo mög-
lich dnrch das preußische Wort, nnd wenn
Das nicht gchc, dann dnrch das preußische
Schwert. — Der Ministcr dcr auswär-
tr'gen Angelegcnheitcii: Der Abgcordnete
für Nangardt (v. Blaukcnbnrg', Krcnz-
zeitung) habe ihm gestern cin peesönliches
Mißtranensvotum gcgcbcn. Sollte dics

ein Ungliick fnr ihn, den Minisicr, scin,
woriiber cr jedoch noch nicht ganz mit sich
im Klaren sei (Heitcrkcit), so bleibe ihm
frcilich nichtS nbri'g, als sich in sein Miß-
geschick zn sinden. Einc Milderung liege
iibrigcns darin, daß der gcehrte Abgcord-
nete »ii't der Haltung der Staatsrcgiernng
lin Großen und Ganzen dennoch einvcr-
standen sei. Auch sci vcr Gedanke cini-
gcrniaßen tröstlich, daß cs ihm, dcm Mi-
nistcr, nberhanpt, auch mit dem bcstcn
Willen, schwerlich geliiigen werde, dcn
Beifall des gechrte» Abgeordnetcn zu cr-
ringen, so langc cr sich im Amte besinden
wcrdc. Habe dcr gechrte Abgeordnetc
Zwcifel an dem Bcstandc der gcgcnwär-
tigen preußl'schen Politik, sv könne er ihm
versichcrii, daß dic Politik des gcgonwär-
tigcn Cabi'ncts noch auf festcn Füßcn stehe,
und daß sic, mit dcs geehrtcn Abgcord-
neten Unterstütjling, oder ohnc diesclbc,
oder anch wider den gcehrren Abgeord-
neten, auch ganz gewiß nicht fallen werde.
(Bravo!) — v. Vincke (Hagen): Er be-
klage znnächst dic nicht zu bittigenden
Klliidgcbnngen 'einzelncr Parteien. Die
Polcn hätten crklärt, daß sic, mit Rück-
sicht auf ihre Nationalität, an der Dc-
battc nnd dcr Abstlinninng sich nicht be-
theiil'gcn könntcii. Dic Polcn sässen hier
als prenßl'scho-Uiiterthanen, und auf Grnnd
des Eidcs, b'cn sie auf bic Vcrfaffung
geleistet. Hicr händle cs sich um cine
wi'chti'ge preußl'sche Staatsangrlegenhcit,
und erklärten dic Polen, daß sic dieselbe
gänzlich von sich weiscn müßtcii, so dürften
sie sich ni'cht darüber beklagtn, wenn das
Hans sich in Zuknnft anch um ihrc, dcr
Polen, Angelcgcnhciten wcnig kümmcrii
werde. Der Abg. v. Blankenburg bitligc
im Ganzen die Politik der Negierung;
dennoch aber stiinme er mit seiner Paitci
gegen die Nesolntion. Die Herrcn sollten
i'n sich gchen und bedciiken, daß die jelzigc
s^age der Dinge zurückznführeu sei anf
den Augenblick, wo Hr. v. Bismark-Schön-
hauscii als prcußischer Gesandter iu die
Bundcsversaniliilung trat. Die Katholiken
bcniühten sich, vsterreichische Sympathien
abznlciignen. Dem gegcnübcr sagc er es
gerade herans: der politischc Centralpunkt
der KathoU'ken sei Noni ünd drr Weg nach
Nom führe übcr Wicn. (Bravo!) Die
Concordate seicn doch so schlimin nicht,
meinc der Abgeordncte für Köln. Dcr
Abgeordncte für Köln werde i'ndesscn va-
dnrch die Meinung dcs veutschcn Volks
ilicht ändcrn, welches von Concordaten
ein sür alle Mal nichts wiffcn wolle.
Nevner geht hierauf auf dic klage der Dinge
in Hessen über, indem er dabei anch mit
tiefeni Ergrissensein von dcr vom hessischen
Völke bewi'esenen Langinnth spricht. Was
den Bnnd'estag betrcsse, so sei es atter-
dings das Bestc, wenii nian zn der An-
schanung zurückkehrt, daß bcr Bnndestag
rechtlich gar nicht mehr bestehe. Man

habc gcsagt, dcr Bnndestag sei voch we-
itt'gstcns noch ei'nc Krücke fiir dic dentsche
Einheit, dic maii iiicht zcrbrechen dnrfe.
Das deutsche Volk bcdnrfe aber keincr
Kri'icke mchr znm Gehcn! (Bravo!) Es
müsse einc andcre Einhcitsforin gcschaffcn
werdcn. Mit Oesterrcich, wclches sich
sclbst ni'chl halten könne, sci nicht zu gehen.
Dcsterreich habc nic etwas für Dcutsch-
land gethan, vvn Preußen aber fordere
inan immer Attcs. Müsse cr noch cl'nmal
an dic Beleidignng Prcußcns näch dcm' I
Frieden von Villafranca crinnern? Die
ganzc Stellung Oesterrcichs zu Prcnßcii
sci itt'chis als eine Kcttc von Bcleidigun-
gen. Hätte man, wie es viclfgch, Zind
namciitlich anch von den Katholiken, ver-
langt wurde, Oestcrreich beigestandcn, so
würdc man in Vittafranca auf Kosicii
Prcußens Friedcn geschlosscn habcik. Preu-
ßen müssc seinen Wcg gchcn^und auf
die Fragcn, die man so viclfach gcthan,
was er, Redncr, unv seinc Politischen
Frennde denn cigentlich wollten/antworte
er: Wir wollen cinc Einiglliig der deut-
scheu >Ltäninie untcr Führnng Prenßeiis.
Das sei doch klaiv nnd cinfach. (Hciter-
kcit.) Die nalionalcn Spmpathien müsse ^
Prenßen darnm gcwinnen, und zu stets >
mchrcrer. Befestigung dicser Spmpathicii
sci cs anch gut, wenn der Ministcr bes
Auswärtl'gcn nicht blos hente „aufgekiiöpft"
sci, sondern dem Hause stets offeiie Mt-
theilnngen mache über die prciiß. Po/,'ti'k.
Wüßte man, was die Negiermig wolle,
so würde auch der,Widerstand gcgen die
Militärvorlagcn viettcicht ein gcringerer
sein. Offeuhcit darum; nnr sic köime
Veriraucn erwecken nnd die Spnipathicii
der Nation kräftigen. Anf biesc Spm- j
pathien komme Alles an. Man keäftigr ^
das Nationalgefühl, man gebc dem Nolke
sein ganzcs Rccht. Dic nationale Erhc
bnng habe dcn crsten Napolcon bcsicgt,
die nationale Erhebung imscres Vater-
landes werbe auch dcn je^igcn Napoleoi,
zu Boden werf-cn! (Bravo!) Um die
l!andwehr wcrde cs lich wicdcr handelii,
uin dic große Landwchr dcr Nation. Da-
hin halte man den Blick gcrichtct; unter
diesem Zeichcn wirst Du siegen! > (Stür-
mischcs Bravo!) Es folgt nun noch eine
Neihc pcrsönlicher Bemcrknngcn, nnd daim
erhält dcr Berichterstattcr, Abg. Bnrgers,
das Wort. Derselbe i'st sehr knrz; erbc-
merkt, daß cr mit Nücksicht auf bie aus-
führlichcn Verhandlniigen, wclche stattge«
fnnden, auf eine weitere Rechtfcrtigmig '
des Coinmissionsberichts nicht eingehcii zu
mnssen glaube: Der Minister dcs Aus>
wärtigen bemerkt noch, daß die Minister,
weil cs sich i'n der beantragtcn Resolm
tion uin ein Vertraiicnsvotilin für bie
Staatsrcgierung handlc, sich der AbstiM'
»iung enthaltcn würden. Es wird uun
abgesti'mint. Für die Reichen>perger'sche ^
Resolution erhebt sich n»r die katholischc
 
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