Heidelberger Tagblatt (1860 (Januar bis Juni))

mkittlich di'e pes Nheimiaiis, waeen ver-
treten. Ncich Ervffiiiiiic; der Sihuiig übcr-
,qabcii mehrere Abqeordnete Petitwiicii ver-
schiebeiicii BetreffS. Auf der Tcigcsvrd-
iiiing stand der Bericht des Aiisschusses
liber die Petitivucu wegeu Abjchlusses ei-
ues Coucordats, pi o uud eoittrn. Der
Bericht der Nuöschußiiiasvrität, vou dc»i
Abg. Held vvrgetrageu, beaittragt: 1) vvu
dein Abschluß eiucs Cvucvrdats, vder eiiier
dcms.clbeu ähnlichcu Cvuveiitl'vu mit deur
.bischvflichcn Stuhlc abzuschcu; 2) der
Regl'ernug auhciin zu gcbeu, iu Erwäguug
zu ziehen, vb nicht eiu chlbkvuiiueu mit
dem bischvflicheu Stuhlc wegcu Bcscchuug
der kath. Pfarrstelleu zu tregcu sei. Dcr
Bcricht der Ausschußmiuorität, vvrgetra-
geu vvn dem Abg. Liuk, beautragt deu
Üebergaug zur Tagcsvrduuug. Die Abgg.
Brauu uud Gcuosseu hattcu eiueu Autrag
dahiu. gestellt: die Kaininer invgc fiir dcu
Fall dc'r Aiinahine des ersteu Autrags dcr
Majvrität mit Beiscitesetzuug des zweiteu
Antrags beschlicßeu: bie Negicruilg wvlle
das Vcrhältniß zwischeu Scaat uud deu
vcrschl'edenen Religioilsgesellschaftcu durch
eiu iin.Siunc vvÜer Glaubeus- und Ge-
wisseusfreihkl't zu erlassendcs Gescch regclu.
Dcr Abg. Link bcautragte, auch für deu
Fall dcr Auiiahuie des lctzteren Autrags
Pos. 2 dcs Majvritätsautrags zur Ab-
stiinmung zu briugcn, wvgcgcu jcdvch vvu
den Abgg. Held, Kuapp uud Schu-'.idt prv-
testirt wurdc.

Dcr Prästdc'nt.I),'. Braun eittschied, daß
es dcin Abg. Liuk übcrlasseu sei, eiueu
selbststäudigru Antrag für stch iu dem bc-
zcichueten Sinnc zu stelleu, wvrauf Abg.
Link crklärte, daß er danu für deu Fall
der Alinahulc dcs AntragS vvkl Brauu uud
Genvsscii den Antrag pos. 2 der Ausschuß
majvrität aufgrcifc, wcil die Besctzuug dcr
kathvlischeu Pfarrstcllen ciuc brcnucude
Fräge sci. Präsidium bemerkte kieruach,
daß dcu eiugeschrirbeucu Neducrn pro uud
ooittru abwechsclud das Wvrt gegebeu sei.
Abg: Belliuger (katholisch): Seit 1848 ^
habe uichts sv schr das Laud erregt, als
die Petitivu vvu Rüdesheiiu eoulra Cou-
cordat, wttche die übrigr» hervorgerufeu
habe. Das Haus mvge jcdcs Wvrt ver-
mcideu, wclches diese Aufreguug steigcru
ckvnue; dic Stäude seien zur Eiitscheiduug
vvu rcligivsen uud kirchlicheu Frageu iu-
evuipctent, wvfür als Präccdeuzfall die
frühcr beabstchttgtcBegrüuduug eiues evau-
gclischeu Couststvriuins augeführt wird.
Die Ordnung der Berhältuisse der katho-
lischeu Kirchc sei cin svuveräucs Recht
dcs Herzogs. Bewcis dafür scieu die
ohiie Mitwirkuug der Stäudc iui Zahre
1821, 1827, 1828, 1830 und 1853 er-
lasseueu Gese^c über die Vcrhältuisse der
kath. Kirche. Aüch iu audcrcu Staatcu
sei cs sv,. iu Preußcu, Hauuover, Hesscu,
Belgieu uud selbst iu Oesterreich, wv vaö
Septeinberpatcitt dcu Protestauteu viejcui-

gcu Rcchtc eiuräliintc, wclchc dic Katholi-
kcu durch das sv viel augefochtene Cvu-
cordat erworbcn hätten.

Äbg. Kvuig (kath.) weist darauf hin,
daß dcr Abschluß ciucs Coucvrdats wcgeu
der großeu Fvrderuugcu der Bischvse der
vberrhciu. Kircheliprvviuz iu der Deuk-
schrist vvu 1851 nicht räthlich crschciue;
die Ei'ugriffc dcr Bischvfe iu dic Ncchtc
der Kircheugeineiudcii seien iiu Laufe ver
.Zcit iuimcr mehr gcstiegcn; dic Frcihcit
des lluterrichts sei gefährdet; vie Cvu-
cvrdatc hättcu auch bisher dcn rcligivseu
Fricdcu uicht befvrdcrt, vielinchr stets uur
ncue Forderuugeil dcr Bi'schvfe erzcugt,
wic inau dicS iu Oesterreich, Baperu i
uud Württcinberg sehe. Abg. Schinidt
(kath.): Er habc das Vertraueu, daß die
Regi'cruug die Sachc iu eiucin, allc Theile
btfricdigcudcu Siuue regelu wcrdc. Das
Necht zu Vcrtragsabschlüsseu sei ciu Staats-
hvbcitsrccht; das Rrcht zuui Abschluß ei-
ucs Cvncordatö ein Recht dcs Negeutcu.

(Schl. f.)

Wiesbaden, 26. April. Dic gcstrigc
Verhaudluiig der zweiteu Kamuier über
das Cvncordat hat uicht verfchlt, iu
ihrein Eudresultät dcu güustigsteu Eiudruck
zu hiutcrlasscu. Mau kvuute sv recht
deutlich wahruchiucn, welch' hohes Jiiteresse
alle Stäudc der Bevvlkeruug au dcr Sache
nahmcii. Die Zuhvrcrschaft füllte uicht
allciu.dic Gattcrie, svuderu auch ciueu grv-
ßcu Theil dcs Sl'tzuiigssaalcs, zu welchem
der Prästdeut mit grvßer Libcralität Zu-
tritt gestattctc. Vvn hier uud aus den
Rachbarstädteu auf 5 bis 6 Stuudeii Eut-
feruuug warcn Geistlichc bcider Cvufes-
sivueii, Beamten, Ofstziere, Kailfleute uud
auvcrc Persvueu herbeigeeilt uud wvhuteu
dcr vvn früh 10 bis gegeu 4 Uhr Nach-
mittags audaueruden Sihuug bci. Auch
Priuz Nicvlas uud vielc Mitglieder der
crstcu Kainincr hatteu sich eingefuiidcn.
Dic Debatte uahm zuletzt eiueu etwas. ge-
reizten Charaktcr au, wurde aber alsbald
vvu dein Prästdeuteu uiit fester Haud iu
das richtige Gelcis zurückgeführt. Scit
1348 hat keiu Gegeustaud sv iutcresstrt.

Bcrlin, 24. April. Durch Nescript
des Herru Miuisters deü Juiieru uud der
gcistlichcu rc. Augelegeuhciteu voin 17. d. M.
ist das sciuer Zeit gegeu vie svgeuaiiuteu
Fröbel'scheu Kiudcrgärtcn crlasseue allge>
meiue Verbvt.aufgehvbcn wvrdcu.

München, 27. Äpril. Eiue kvuigl.
Eutschließuug hcruft dieGesctzge b u ug s-
auüschüsse beidcr Kainuicru zur Bc-
rathuug der Eutwürfe dcs Strafgesetz-
buchcs uud des Pvlizeistrafgcse^eü, svwie
des Einführuugsgesetzes, auf deu 4. Iuui
ein.

Wien, 22. April. Die drci verhafte-
teu Grvßhäudlcr hatteu iu Triest niehrcre
Vcrhvre; das Resnltat derselbeu blieb ua-
türlich eiu Geheiinuiß. Nach dein „Wau-
derer" spricht inaii davvu, daß ein vvr-

datirter Lieferungsvertrag von 20,000
Ochicu für die Armec uud eiu ebeufalls
vordati'rtcr als Cautiou beigcgebrncr Wech-
sel vvn 160,000 fl. mit'dcr Firuia der
drci Verhaftetcn vorgefundeii wvrdeu sci.
Au diese Eutdeckuug kuüpft inau dic Haus-
uittcrsuchung, welche aiu 17. bei dem bc-
riihintestcu Tricster Advocateu vorgeuom-
incu wurde uud der ein Vcrhvr mi't dciu-
selben fvlgte.

ITien, 24. April. Bcispiclloses Eitt-
sepeu erfüllt alle Kreise der Rcsidcuz, eiu
Naine ist iu aller Muud uud vvrciuem
Todcsfalle trekeu für deu Augeublick
alle übrigeu Ereiguipe iu deu Hiutcrgrund:
Drucks gcsteru Abeud zwischeu 5 und 6
Uhr crfvlgtes Eud'e, das wcit hinaus deir
schinerzlichstcu Widerhall studeu wird, hut
allc, die uuter deui uiiinittelbareu Eindrnck
dcs Factums stchcu, wic eiu vcrnichtcii-
der Blitzstrahl gctroffen. Sv viel lluge-
heurcs wir auch iin'Laufc wcniger Wochcn
l crlebtcu, die officiellc Bekuiiduug dcr Un-
j tcrschleifc, Epuattens schrcckliches Schick-
sal, RichtcrS uud der Ucbrigeu Verhaf-
tuug, Roberts Selbstmvrd, das attes wird
aufgeipogeu, ja bei weilcm übcrragt durch
deu tragi'schcu Lebcusabschluß des Finauz-
miiil'sters.

EFien, 26. April. Neue Verhaf-
tuiigeu habcu iu Tricst stattgefunden.

Wien, 26. April. Mau telegraphirt
der „Kvln. Ztg.": Die scit vorgesteri, a/s
Gcrücht hier verbreitete'Nachricht, der Tvv
dcs Fiuanzlninisters Frhru. v. Bruck sci
durch Sclbstmord herbeigesührt, wird
hcute zur vollsteu Wahrhcit, indcm die
„Morgcupvst" ebcu meldet: „DerScctions-
bcfuud au der Leiche des Frhru. v. Brnck
zeigte ciueu Schuitt am Halse vom Kchl-
kvpfc bis zum Halswirbel; jcdvch war
diese Schnittwuude nur vbcrflächlich und
vcrleszte wcder die Halsschlagaderu, noch
die beideu grvßeu Blutaderu. Au den
bcidcu Haiidgeleuken faudeu stch.ebeufalls
Schuitte VV15 durch zvclchc die dort licgeii-
deu Aderu geöffuet warcn. Der Tod er«
fvlgte durck/dcn Blutverlust, welchc» das
Oeffueu der Aderu hervorgebracht hattc." !

Wien, 27. April. Aus Neapel vvm ,
26. Abcuds wird geuieldet: Im ganzen
Kvnigreich Sicilicn ist die Orduuug ivit-
der hergestellt uud stud die revollitiviiälcn
Baudeu vvllstaudig zcrsprengt.

F r a n k r e i ch.

Pnriö, 25. April. Iu uuser» osss i
eiellen Krcisen inacht die Rcde Vieter ,
Euiauliels au die Muuicipalttätcii vcn> ,
Toskaua, wclchc iu Floreuz vviu Kviu.-st
empfaugeu wurdeu, großcs Aufscheu. D>r
Kvuig sagte u. A.: „Er wi»e den Mi»»'
cipalitäteu Dauk für ihrc Äiivrdiiiiiige»
bci der Abstiinuiuug, aber^s geiiüge iilchtt
daß inau vvtire, maii inüssc stch auch aiis
deu Kampf bereit inachcu, deuii iiiau dilrie
ui'cht glaubcil, daß Europa die neue Ord-