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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0405

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D e u t s ch l a ii d.

Zsarlsrulie, 26. April. Scl»>' Großh. Hohcit
dcr Prinz K o r von Badci^und ^Sc. ^Großh^. ^Hohclt

Karlsruhc, 28. April. 46. öffcntl.
Sitznn.q der 2. Kciunncr dcr Stände nnter
dcin Vorfftze deö Präsidenten Jnnghcinns.
Als Regicriiiigscoininissäre sind cinwcscnd
die Herren: Gcnercillieutenaiit Ludwig,
Geh. Rcith Vr.-Lcmicp, Ministcricilbirector
vr. Weizcl, Geh. Kriegsrath v. Froben
und Ministcrialrcith Spvhn. Der Präsi-
dent theilt dcr Kcmnner niit, daß ihr burch
das großh. Staatsniiiiisteriimi die Rech-
uung des ständischen Aiisschnsses zugekom-
uien sci, weichc an die Bndgetcoumiission
geye. Das Secrctariat zeigt den Eingang
einer Bittschrift der Karlsruher Knbler-
zunft, Schntz gegcn Gewerbscingriffe betr.,
an, Kirsner, daß dcr Bericht über die
Kosten der letztcn Kriegsbereitschaft drnck-
fertig sei. Die Tägcsordnimg führt zuin
Vericht dcs Abg. Wagncr nbcr den Gc-
sctzesentwlirf, Aciidcruiigen ini Gesetze vvin
11. April 1844, Reg.-Bl. ,Nr. 8, bezng-
lich der Vergntimg für die Stcllung von
Militärfiihren betressend. Der vorgelegte
Entwnrf, der an dein Gesetz voin ll.April
1844 nur die Vergistimgssätzc ändert und
in eincin einzigcii Artikel besteht, läßt eine
Erhöhu'ig der bisherigen Sätze cintretcn,
die das Maß dcr Billigkcit für die Pflich-
tigen einhält und eine ben jetzigcu Preis-
verhällnisskn entsprechendere Entschädigung
gewährt. Es soll künftighin von der Mi-
litärvcrwaltung gezahlt werden für jede
Stimde Wegs: für den Auhrinanii 9 kr.,
für eiu Pserd 15 kr., für eiu zweirädriges
und vierrädrigcs Fnhrwerk 6 kr. Diese
Erhöhung würde dcr Staatskassc emc
Mehrausgabe von nngefähr 1000 fl. vcr-
ursachen, welche bishcr zn ihrcn Gniisien
von den einzclncn Pflichtigen gctragen
worden ist. Die Coumiission stkllt dcn
Antrag: „dcni vorgelcgten Gesetzeöentwnrf
in unverändcrtxr Fassung beiziitrcten."
der kurzcn Bcsprechung wird die Erlas-
snng einer Erläuterimg zu deni § 8 des Ein-
quartierungsgesetzes, welcher bishcr falsch
angewendet worden zu seiu scheinc, berührt,
ebenso dcr Wunsch, daß auch init den
übr.gen dcntschen Negicruiigen eine Ver-
eittbarimg wegen eiiler gleichartigen Ver-

gütimg eintrcten inöchte, worüber die großh.
Negicrnng l'cruhigende Erklärnng abgibt.
Das Gesetz wnrde hiernnf eiiistiiimiig an-
genoumicn. (Schlnß folgt.)

jiarlsruhe, 28. April. Im Lauf der
hcntigcn Kitznng der 2. Kainincr wurden
dic Wahlakten über die an die Stclle des
alisgetrctcncn Dr. Bissing zn Pforzheiin
vorgeiio'iimieue Abgevrdnctenwahl vorge-
lcgt. Der Abg. Schaaff erstattetc Bcricht,
indein er darauf anirug, die auf Herrn
Professor Hänsscr in Heidclberg gcfal-
lene Wahl für nnbeanstandet,zu erklären.
Die Kainmcr erhob ohne Discnssiou diesen
Antrag zn ihreui Beschlnß.

Karlsrulie, 28. April. Die Petition
der Deiitschkatholiken in Mannhciin, Hei-
dclberg und Pforzheiui, bctreffcnd die Ueber-
tragnug der bürgerlichen Standesbeaintung
auf die Ortsvorgesetzteii' imd Einführnug
'der Civilche wird ohne Discnssion einfach
znr Kcnntnißnahlne deui großh. Staats-
iniiiisteriimi g'ibcrwicscn, da über die kirch-
liche Fragc denmächst Gesetzesv'orlagen zn
erwarten stchen. — Das großh. Finanz-
ininisteriliiu hat die Annahme der östcrr.
Ein- iliid Zweignldenstücke zimi festen Knrs
von 1 fl. 10 kr., resp. 2 fl. 20 kr. .süd-
dentscher Währnnq bei Staatskasscn ge-
nehlnigt.

Karlsruhe, 27. April. Hr. K. Schöch-
lin übtrniinint vom 1. Mai an die Ne-
daction des Karlsriiher Auzeigers. Dieser
wird von da an den Titel „Karlsrnher
Deobachter" führen und nach dem zu er-
lassendeii Progranmi des Nedäctcnrs der
großdeutscken Politik hnldigen.

-f Heidelberff, 29. April. Gestern
Abend fand das Leichcnbegängniß des
Hrn. Geh. Kirchenraths Ninbreit statt,
dessen Tvd wir bereits nnsern Lesern an-
gezcigt haben. Die aiißervrdentlich grvße
Leichenbegleitimg, bci wclchcr alle Faknl-
> täten sehr zahlreich vertretkii warcn, be-
izcugte dic grvße Thcilnahiiie, dic der
Vcrlust dicscs verehrten Mannes in allen
Kreisen erwcckte. Nicht wcyiger als 32
Wagen, dazu die. Zöglinge des thcolo-
gischcn Scininars und die übrigen Stn-
direnden dcr Theologie zu Fnß, folgtcn
dcin Todtenwagen. Ain Grabc wurden
zwkl trcffliche Neden aehalten. Dic eine
vdn deni fuiiktionirendeii ersten Stadt-
geisilichrn Vi-. Holtzinann, wclck'e inehr
die bcsonderc Thätigkcit nnd scgenöreiche
Wirksainkcit des- Vcrblichenen in seinrr

doppclten Eigenschaft als Professor der
Thcologie nnd als Mitglied des Kirchen-
geineinderaths zniu Gcgenstand nahui, die
zwcite von Hrn. Geh. Kirchenrath Nothe,
der, als langjährigcr Freund des Ver-
storbenen, mchr ein Bild seincs cigent-
lichen Wrsens und Charakters als Theo-
log nnd 'Mensch, als Aintsgrnosse und
Frennd, der Versaininlnng vor Augen
stelltc. Es ist hier lcider nicht Sitte, daß
ain Grabe die sogenannten Personalien
verlescn werdcn; dahcr wollen wir hier
einigcs Nähere darüber liiittheilrn. Friedr.
Wilhelm Karl Umbreit war geboren den
11. April 1795 zu Sonnebor» in Sachsen-
Gotha, hatte in Göttingen imter Eichhorn
studirt, sich dann einigc Zeit in Wieii aufge-
halten, wo er mit dcm bcrühmten Orienta-
listen Hamui'er bekannt wurde, init wel-
chcin eb dann während seines ganzrnLebens
in freimdschastlichein Verkehr stand, und
der ihn noch knrze Zeit vor seineiii Tode
hier besucht hat. Ini Iahrc 1820 wurde
cr als aiißerordeiitlicher Professor der
alttestanientlichcu Eregcse an die hiesige
Univcrsität bcrufcn, wclche er nie wied.er
verließ, nnd wclcher cr während beinahe
40 Iahren seine besten Kräfte widnietc,
und zu deren schöustcn Zierden er schon
seit langer Zeit gerechnet wnrde. Die
Erforschung des Alten Testanicntes hattc
er sich. znr Lebensaufgabe gestellt; cr hatte
sich so zu sagen ganz in dasselbe hiiiein-
gelebt, und daruin gelang es ihin vor-
zngswcise, seincn Znhörern durch lichtvvlle
Vorträge, sowic eiiikin größcrn Lcserkreise
durch seine Schriften, das Verständniß der
alttestainentlichen Schriftcn zn erschlicßrn.
Insbesondepe warcn cs dic Psalinen, die
Prophetcn, das Buch H-'ob, so wie die
Sprüche nnd daS hohe Licd Salomo's,
die er uiit Vorliebc bchandcltc, und die
cr init reichcr poctischer Begabnng ins
Dentschc übertrng. Jn Gemeinschaft init
einem laiigjährigen Freund und Amts-
gcnosseii, dem jetzigen Prälaten Ullinann,
dcr gcsiern anch an seinein Grabe traner.te,
gab er scit vielcn Jahren cine gediegenc,
gclehrte Zeitschrift dic „Theologischen
Studien und Kritikeii" heraus und war
sonst noch wisseiischaftlich thätig, wobei
wir nür noch scines „Praktischen Eom-
mentarS über die Propheten des A. L."
iii 4 Bändeii erwähnen wollen. Mit-dank-
barer Lielw wcrden die zahlrcichen Schü-
ler, die zn seinen Füßen gesessen, sein
 
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