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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0422

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,wch iii Behaiidluiig seieii, stcttte dabei' iii
Abrede, daß dic 3i"egierii!ig den Stäudcn,
als m'cht coinpeteiit, darüber Vorlaae zu
inachen habe, uud verweiqerte ciidlich die
El'iilassling auf die behaupteten Vorkouiui-
nisse i'n der Kirche, Schule und Gesell-
schast, alö iiichr geuiig specialisirt. Abg.
Weruhcr vcrhiclt sich'alle dcm gcgeui'ibcr
schr wiirdig, mid an seiucii Gedankcu,
die ei'ne so bescheideuc Form dcr Frage
gesucht hattcn, eutschicden fcsthaltcnd,
schilderte er uachdriicklich dic Absichteii dcr
iillraiiioutaiieu Partei uud wies uach, daß
die obercn Gcwaltcu der kathol. Kirche
iin Großherzogthiiiii Heffeu uoch ililabhäu-
giger stündeu, als in Württeinberg uud
Badcn. Von deni Präsidenteu mehrinals
iinterbrochen, wandtc cr sich rasch zuui
Schluß. Herr Weruher hat nuii eiueu
föruilichen Antrag in .Bezilg anf diese Au-
gelegcnheit gestellt.

Hanau, 3. Mai. Das Verdikt dcr
Geschworuen in Betrcss dcs Augeklagtcn
Nolte, welchcs näch 4 sründiger Be-
rathiing uin 5 Uhr erfolgte, lautct: init
10 gegen 2 Stiiinnen des Nailbinor-
des u:id iiii't Stiiiinieucinhelligkcit der
Fälschung schuldi'g. Dcr Assisenhof
sprach daräuf das Todesurthei'l aus. Dic
Geschworneu haben ihn der Gnadc des
Landesherrn euipfohlen.

Stuttgart. Die Bürgcr der Stadl
UIm habeu gn ihren Abgeorductcn eiuc
Adi cssc gerichtet, worin sie ihr Bcfrcmdcn
anssprechcn, daß er zur Mchrheir der
staatsrcchllichen Couiniission zähle, w.eläie
dic Ciuführung des zwischeu der Ncgieruug
niid deui päpstlichcn Stuhle abgeschlossencu
Coucordats befürwortc. Da dic gesaininte
Bürgerschaft in der Eiusührung dcs Cou-
cordats eiue Dceiuträchtiguug dcr bürger-
lichcu Frciheit und Selbstständigkeit uud
eiuc Grfährdnug des kouicssioueüen Frie-
deus erblickc, so bilte sie ihren Abge-
vrdiieteu, uiit alleu ihiii zustcheiiden Nech-
ren gegen die bcabsichtigle Einführung zu
wirkeu; sollte sich die Erfüllung diescr
Bitte jedoch nicht mit sciuer lleberzeuguug
vereinbaren lasseu, sv bitteu dic Bürger
iim Nückgabe des Abgeordueteuniandals.

Berlin, 1. Mai. Die „Preuß. Ztg."
schrcibt: „Dsc von der Buudesversamin-
luiig iu Augriff geiioinuieuc Nevisiou der
Biiiideskriegsverfassuiig hat neuerdiugs
wieder eiiieu Schrstt — uicht vorwärts,
svndcrii rückwärts geiuacht. Wie niau
aus Fraukfurt bcrichtet, hat dic Buudes'-
Militär-Couiinission ihreu Bericht erstattct,
weläier die preußische Vvrlage bezüglich
der Bliiives-Kriegsvcrfassiliig eiufach be-
fäiti'gt, uud auf Autrag deö haiiuover'scheu
Correfercuteu die allgcnieiuen Bestiuiinuu-
gcn dieser Verfassung für einer Rcvisiou
nicht bedürftig erklärt. Iu dcr That, seic
dieie Frage gcgcu das Eude des vorigen
Iahres bei bcr Blindesversaiiiinluiig au-
geregk wurde, ist sie in einer Wei'se be-

haudelt worden, die zn den crnstcstcn Be-
sorgnissen Veraiilaffun.g gibt und den An-
sichten derer V.orschub leistet, welche über-
haupt darau zweifcln, daß von deni deut-
schen Ccutralorgan eine Fördcrung der
natioiialen Interessen zu erwarten sei.
Auch hier ist cs wiedcr dic Politik ber
Ml'ttcIstaaten,wclcheDeutschlaiidzudaueru-
der Schwächc verurtheileu will. Wie soll
Dcutschlaud bei einer solcheu Bchaudluiig
seiucr höchsteu Iutercssen dcn Gefahren
eutgegcngehen, dciien uian doch nicht da-
durch äusweichkii kanii, daß uiau vvr
ihueu die Augeii vcrschlicßt? Wir bcklag: ii
es n'ef, weun kleiulichcr Argwohu uud
parkikiilaristische Beveukeu scdeu auch nvch
so driugend geboteucn Fortschrilt auf dem
Gebl'etedergenieinsaincn IuteresscnDeiitsch-
lauds zu heininen suchen. Aber dcn Vor-
theil wenigstcns wcrdeu solche Vorgängc
haben, daß auch deui blödcsteu Auge klar
werden uiuß, wo die Freuude uud wo dic
Fciiide der Eiuiglliig uud Kräftigung
Deutschlands zu suchen sind."

Wien, 23. April. Aufs Nene vcr-
lautet von ciuer Verhaftuug, die, wenu
sich das Gerücht bestätigt, däs größtc
Aufsehen crregcn wird. Der Vcrhaftete
>oll ciuen hoheu inilitärischeu Posten br-
kleidcn und beschuldigt sein, höchst wich-
rigc Geheimuisse dem Kaiser der Frau-
zoscu verrathcn zu haben.

Wien, 29. April. Dcr Bericht über
dic amtliche Lcichcuschaii bci dem ver-
storbencu Frciherru v. Bruck, welcheu die
„Wi'encr Ztg." vvrgestern veröffentlichte,
hat hicr einen uubeschreiblichen Eindruck
gcmacht. Die Familie des Verblichcnen
h ttc im Vcrein mic ihrem laugsährigen
Hausa^zte, dem Dr. Breuuing, dic That-
sache der'Selbsteutleibung so geschickt zn
vcrheimlichen nud das Gerücht über eiuen
crfolgten Schlaganfall so allgcmein zu
verbrcitcn gewußt, daß selbst die nächste:
Umgcbung uud die seir Iahren räglich
daS Hans besuchcndeu Freunde getänscht
wurdeu. Die in demselben Stocke des
Finauzmiuisteriums, wo Herr v. Bruck
wobutc, arbeiceudcn höchsteu Fiuauzbeain-
te» wußten ebeiisoweuig deu wahreu Sach-
verhalr, als irgend eine N.dactiou der
biesigen Zeituugeu, von deueu doch ua-
mentlich die der „Oesterr. Ztg." nötorisch
iu sehr nahem Zusammenliaugc nüt dem
Miuister staud. Alle widersprachen auf
das Enlschiedenste dem Gerücht von eincm
begangencii Selbstinordc und glaubren cs
uichr eher, bis er amrlich eoustatirc ivurde.
Abcr sclbst diesc amtlichc Aussage siellte
iu Abrede, daß der nuglückliche Mann
dabei mic Vorbedacht uud Ueberlegung
gehaudelt habe, der Bericht sagc vielmehr,
daß die vorgcfuildeneii Zustäude einzelucr
Körpertheile „zu vem Schlusse bercchtigen,
der Verstorbeuc hab'e iu einem matcriell
begrüudeten Zustaude vou Gemüthszer-
rüttniig iiiidKleiiimuth die Selbstentleibung

unternoinmen." Auch der Behauptuug
er habe sich getödret, wcil cr als Theil-
nehmcr au den währeno vcs leßten Krieges
vcrübtcn Unterschleifcu in Uutersuchuiig -
gezogen sei, tritt der amrlichc Berichr iu
der „Wieuer Zrg." eutschieden entgegen.

Wien, 29. Äpril. In Bezug auf das
Gcrücht, welches-zuerst von einem Selbst-
morde, daun vou ci'nem Fluchtversuche des
i'u Uutcrsuchungshaft bcfindlichen Dircetors
Nichter wisscn wotlte, erklärt der Hof-
GcricbtS-Advocat I)r. I. N. Berger, baß
die Gattiu des Beschuldigten, auf ein
bei dcm k. k. Laudesgericht Wiru über-
reiclües Gesuch dc» nachfolgenvcn Be-
scheid erhielt: „Dcr Frau Gesuchstellerin
wird hiermit bestätigt, daß ihr bei diescin
k. k. Laudesgerichte verhaftcte Gatre, Hrrr
Frauz Nichter, weder eiucn Selbstiiwrd-
noch Fluchcversnch gemacht habe. Vom
k. k. Landesgericht in Strafsachen. Wien
den 29. April 18ü0. Karl Halmschlager
,n. p. k. k. Laiidgerichts-Ofsicial.

F r a n k r e i ch.

Pnris, l. Mai. Mau schreibl aus
Marscille: Dic Neise dcs K,a iscrs mid
der Kaiserin nach Savopen uud Nizza
wird höchstwahrscheinlich frühcr stattsindcii,
als man glaubt. Die Lpon-Mitteln,eer-
Ei'seubahii hat Befehl crhalren, Alles für
die Rrise vorzubereiten. Der Kaiser ivollte
sich Anfangs i'u Toulon eiuschiffeii,' es i'st
aber zn fürchtcn, daß die Tmiiicl m'cht
hoch genug siud für dcn kaiscrlichcn Wagen,
iu diesem Fatle würden IJ. MM.sich in
Marseille auf dcr Pachl der „Adler" ein-
schiffen und direcl nach Nizza fahren. Von
Nizza würde dcr Hof sich nach Supct-
Theniers begebcn uud weitcr iu dic sar-
dinischen Staateu rcisen. Dic Rcise soll
mit ciuer gcwissen Pracht siättsiuden,
mehrerc Dampfer mit zahlreichen Einge- §
ladeuen an Bord wcrden die kaiserliche
Hacht bis Nizz^i begleiceu. Eiue Auzahl
Iourualisteii wirv die Rciic mitmachen,
welchc eine Ncihcnfolge ailßerordeurlichet
Festlichkeiteu seiu wird. — Der „Consti- ^
tiiti'ouiiel" siiidei es höchst traurig, daß s
mau iu Fraiikreich.^Peters-Pfeuiiigc !
sammlc, uiid sehr, schmerzlich, vvn der >
Kirche in Geldangelegeuhciten zu reden. !
Die Negierung habe dics zwar geseßli^
verhiiidcru köunen; aber ihr Verha/ten i
beweise uur um so mehr die -^Toleeanz >
ohnx Glcichen, welche sie gegen alle diese >
Versuche ohumächtiger Agitarion amvenden >
z/ müssen glaube. Hätte sie sich wider-
selzeu wollen, so wäre bies nicht das erste
Mal gewesen. Lndwig derHeilige, Franzl-
und Ludwig XIV. hättcn die Abseiidung !
von Gelb nach Nom verboteu. Die kai>.
Regieruug wolle abcr uichtvmi ihrem Rcchlc
Gcbrauch machen uuv diese außerordenl'
liche Mäßigung sei eiue doppelte Lectioii.
Den Eiuen beweise sic daö Ungegrüiivele

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