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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0445

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Heidellrerger TagdlM.

Mk112.

Nö. Prcl» i„,lll«?crililmngi1blall vicricl-
läbrlick. 38 lr.'

Samftag, 12. Mai

Mccilc vdcr bcrcn Ramn wcrdcn mtt.^kr. 1
' bcrcchncl.

D e a t s ch l a « d.

Karlsruhc, 9. Mai. In der näch-
stcn Woche werdcn dic Landstände bcnr-
Icinbt werden. Dienstag, dcn t5., wird
dcin Bernchmen nach dic crstc Kannncr
libcr den Anschlnß an -dic Adressc dcr
zweitcn Kammcr bezüglich der Convcntion
vcrhandcln, nnd ans dcn 16. wird die Gc-
sctzeövorlagc znr Ncgelung des Vc.rhält-
nistcs zwischcn Staat nnd Kirche crwartct.

Karlsruhe, 9. Mai. Dic Bcraihung
dcr Convcntivn mit Nvni wird zu
Anfang dcr nächstcn Woche in der ersiciw
Kammcr stattstndcn.- Dcr Antrag der>
M'chrhrit der Commisston, welchcm sich
inin auch Dbcrscbloßhanptmann v. Kcttiier!
angcschlostcn hat>, ist cinc motivirte Da-!
gcsordnnng; der Antrag der Mindcrhcit,!
den Frhr. v. Gcmmingen gcstcllt hat, wird
stch von dcm in dcr zwciten Kammer dnrch^
Fischlcr cingcbrachtcn Antrag wenig untcr-
schciden. Erst nachdcm dic crste Kammer
ihr Votum abgcgcben hat, wobei 6 — 7
Stimmcn für die Convention stch crgeben
werden, soll dic verheißcne Gcsetzesvor-
lage wcgen der Ncgelung dcr kirchlichen
Vc^hältnisse erfolgcn, und zwar wird sol-
chcs sogleich geschehcn kviincn, da dic be-
zügliche Vorlage bereits znm Gntachtcn
an die Mitglirdcr cincs andern Ministe-
riiims abgeg^ben ist.

Die oben erwähnte motivirte Dages-
ordnnng' laütet nach dcr Fr. Ztg.: „Daß
anch die crstc Kammcr stch gcgcn cinc
OrLnilng der Verhältniste dcr kathol.
Kirchcngcwalt im Großherzogthum dnrch
cinrn ohnc ständischc Zlisiimmnng abgc-
schlosscncn Vcrtrag mit dcm päpstlichen
Stuhle anssprcchc, daß aber bci dcm Um-
siande, daß in dcm allcrhvcl'stcn Manisest
vom 7. April d. I. dic Abstcht der
Staatsrcgicrnng fcicrli.ch vcrkündrt wvr-
dcn ist, dic Nccl Isstcllnng dcr Kirche im
Wcge dcr Gcsetzgcbnng und somir nntcr
Thcilnahme der Ständc zn rcgcln cin
Beitritt zn,dcr von der zwcitcn Kanuncr
bcschlosscnrn Adrcssc znm Zwcck ihrer
sörmlichcn pcbcrrcichnng nicht mehr als
Passend crschcine, wrßhalb nnter ans-
dincklichcr Hinwcisuiig anf diese Grnndc
auf Ucbergaiig znr Tagcsordiiniig angc-
tragen werdc.'

Karlsruhc, 10. Mai, Wic wir ver-
nchmcn, ist in dicscn Tagcn dcm Hcrrtt
Erzbischvf i,, Freibnrg ein Schrciben dcs

gr. Staatsiliinl'steriums zugegangcn, wcl-
chcs stch auf das dnrch dic össcntlichcn
Blättcr bckannt gcmachtr Circnlar dcs
Herrn Erzbischoss an den badischcn Clerns
vom 21. v. M. bezieht, nnd zuglcich die
Bcantwortnng dcr Vorstellnng cnthält, die
der Herr Ei-zbischvf sciner Zeit in Bctrcff
der Convention mit dcm papstlichen Stnhl
an Sc. Königl. Hoheit- 'dcn Großhcrzog
einreichtc. (K. Z.)

<5 Hcidelbcrq, 11. Mai. Znm An-
schluß an die Erklärnng dcutscher Männer
gcgcn Hrn. v. B orrics batte sich gestern
Abend im Castnvlokal ciuc uihlreiche Der-
sammlnng ziisammciigesnndlii,. nnter dcr
allc bürgcrlichcn Bernssklassen nnd nicht
am wenigstcn zahlrcich die Lchrcr nnserer
Hochschule vertreten warc». Herr vr.
Pickford übernahm es, der Gesinnnng
dcr ersien Untcrzeichner Wortc zn leihen;
illlddermännlicheFreimiithnnddie schwung-
volle Bercdsamkcit, die wir -an dem Ver-
trctcr nnscrcr gcwerblichen Jnteresscn gc-
wohnt sind, hat ihm anch.dicsmal znr
Scite gcstanden.. Er bczeichnete dic Ab-
sicht, die hinter den Worten dcs Herrn
v. Borrics lauere, kurzweg als Landes-
vcrrath. Dcr Ministcr einer dcntschen
Negierung, die mit ändercn den dentschcn
Bund bilde, und zur Bewahrung dcr
Bundesverfassllng nnd der Unabhängigkeit
und Ehre der Natiün, die dicse Verfassung
zu schützen vorgcbe, bcruscn sei, wagc cs
mit eiiicm Dündniß mit dem Anslande zu
drohen! Ein Bündniß mit drm Erbfeind,
dem nach nnsercn schvnsten Provinzcn gc-
lüste, dcffm despotische Allgcwalt nnd nn-
bcrechenbare Arglist wie eine Wetterwolke
über der Uiiabhängigkeit nnd dcm Wohl-
stande nnsercs Vatcrlandcs drohe! Ein
Slückchcn dcntschcn Landrs, wie stch der
Ncdncr cmphatisch anödrückte— cin Fetzcn
dculschcr Erdc: nm das hciligc Gnt cinigcr
militärischrn iiiiddiplomatischcn Patronats-
rechte nngeschmälert zu crhalten!

Ohnc das Opsei diescr mchr schciiibarcn,
als wirklichen Sonverünetätsrechte, sci die
crsehnte Einhcit und cin wirksamcr Schntz
sür i'.nserc Natioiialinleresscn ni'c hcrzu-
stcllcn. Es bedürfe einer N.ationalvertre-
tnng, nm an .Stclle der seithcrigcii zwic-
spälligen 'Gcsandtenpolitik drs dcntschen
Bundestags übcr die nationalcn Zntercj-
scn Wache zn halten. Es bedürse ciiier
kräftigcn u»d cinhcitlichen Ceiitralgcwalt,
an Stellc dcr üntcr cinc.Anzahl cifer,üch-

tiger Negiernngen zersplitterten militäri-
schcn und diploinatischcn Sonveränetäts-
ansprüche, um dicser dentschen Politik cinen
wirksamen Nachdrnck zu gcben. Und es
sei kcin Zweifcl, daß zur Handhabung
dieser Centralgcwalt — nicht der Staat
Preußrn — aber die Kroiie Prenßen be-
rufen >sci, sofern ste als Hcrrschcrin über
ein dcutschcs nnd gesundes Staatswesen,
dnrch 'ihrc aufrichtigc constitiitionelle Ge-
stnnung nnd täglich erstarkende Thatkraft
dcr Nation allein die nvthigen Bürgschaf-
tcn bietc.

Zu diescn Forder'nngen bekenne sich da-
her anch iinumwnnden das Prvgramm des
dcutschen Nationalvercins, und werde man
sich anch in Süddeutschland immer. ein-
milthiger bckcnnen, wenu die prenßische
Rcgiernng nur darauf beharrc, das nnter
dem Mantenssel'schcn Regiment ties er-
schüttertc Vcrtrauen durch ihre nen cr-
wachtc und täglich crstarkcndc Thatkraft
wiedcr hcrznstellen. Allein wenn sich der
Nationalvercin offen zudicsem patriotischcn
Wnnsche niid dieser Znversicht bekcnne, so
appellire er doch zu ihrcr. Verwirklichung
nirgends an eine rcvolntionärc Volks- oder
cin bnndcsbrüchige prcnßische Zwangsgc-
walt. Er appcllireüberallnurandcnDrang
dcr Vcrhältnissc, dic über kurz den Fürsten
wic. den Völkern, dem Süden wie dem
Norden, die Dinde von den Ang'en reißen
würden, und an die Macht dcr iinter dem
Drang diescr Umstände zusehends hellsich-
tigerei: nnd thatkräftigcren vffeiitlichciiMcr-
nung. Der Nationalvercin stche niit senicir
Bcstrcbnngen streng anf dcm Ncchts-
boden; wer dicscn dagegen bci dcnr
crsten Anschein, daß sich die öffentliche
Meinung i'n dem Dolke niid in den Kain-
mcrn vo» Haiinovcr i»id ganz Deutsch-
land nicht länger iiiederhaltcn lasse, zu
vcrlassen drohc — wcr gegen die gesetz-
liche» Dcstrcbmigen für die dentsche Na-
tionalciiiheit crst die Polizciwill'kür, und
iinn gar den Bn»d mit dcsn dcutschpn
Eibseiiide zu Hülfe rnfe, das sei der
köiiiglich haiinovcrsche Ministcr v. Borrics.

Mir besäßen kein Biindesgericht, und
wiirdcn nie eins besitzen , so lange es a»
dcui politischen und nioralischcu Nückhalt
ci'nc.r dcntschen Nationalvertrctling fchlc.
So könnten wir den beabsichtigten Laiidcs-
vcrrath nur vor das Gericht der öffcnt-
lichen Meiiiling zieheii. Es fchle zwar
noch an dcn rechtcn Gcrichtsl'otcn, und
 
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