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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0446

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es gehe cm Gefühl vurch die Nation, daß
uns, wenn dic nationale Meinunq nicht
bald einc nationalc Erecutive finde, einc
Zcit der Schmach und deS Unheils bcvor-
fiehe, wovor Gott unser Vaterla'nd bchü-
tcn möqe. Uin so. entschiedcner sordcrc er
(derRcdner) die Versaninieltcn aus, cine
Erklärung zu nnterzcicjinen, dic der Macht,
dic uns vor deni Aeußersten thatkräftig
schutze nnd das ersehnte Gut der Einheit
brinqe, Alles, wäs wir dein Vatcrlande
zu opfern hätten, zur Verfügnng stellc.
Ohne nach deni Mchi>- oder Minder-
,acwicht ihrer Ranien zn fraqen, hätten
sie, dic ersten Unterzeichncr, jcne Erklä-
runa in die Welt qesandt. Möchtcn die
Dnraer Heidelberqs, niöchtc das Volk in
Badcn nnd in fiaiiz Deutschland dasür
sorqen, daß ihr patriotischesWort diki'chdic
Macht der össentliche» Meinuiia zu einer
patriotischen That werde."

Ein ranschendcr Bcifall lohnte der war-
nien Ansprachc, und brach von Neucin
hervor, als Or. Picksvrd schlicßlich er-
klärte, daß er, ohne daniit Jeniand die
Derantwortlichkeitseincr cben ausaesproche-
neu Uebe'rzeuauna aufzubürden, doch zu dcr
Erklärungbevollniächtiqt sei, daßderMann,
auf deui zur Zeit jedc Hossiinng eincr wnr-
digcn Vertretnng der iiationalkii Fragc in
unserer Kuaniincr ruhe, sich dcr Eiklärung
gegen dcn hannöverschen Minister anschließe:
cr habe soeben iin Airstrag von Profcssor
Häusscr dcssen Narneii unterzeichnct.

Die Listen znr Untcrzcichnung, wurde
dann noch initgetheilt, scicn an niehrcren
Orten (u. A. bci Bäckcriiicistcr Nitzhaupt,
iin Museiini, bei Däckernicister Nöder, iin
Breincneck u. a. O.) ausgelegt; die Zahl
der Untcrzeichner würde später vcröffent-
licht, die Naincnsliste selbst aber an Hrn.
v. Bcnnigscn eingesandt. Wir glaubcn
ini Nauien unsercr Mitbürger zu sprechen,
wenn wir all' den Männtrn, die sich uin
diesc ächt patriotischc Kundgebun.g verdient
gcinacht, und insbesonderc nnscrcin wackcrn
Mitbürger, der uns gcstern ans der Secle
gcsprochen hat, de» verdientcn Dank aus-
sprechcn. Nach dieseni Vorgang dürfen
wir wohl auch in der auf nächsten Mon-
tag anberauinten kurhessischcn Frage eine
nicht niinder zahlrcichc Bctheiligung und
einen ähnlichcrhebeiiden Ausgang erwarten.

Bom Rhein. 7. Mai. Der „Nürnb.
Correspondent" enthält cine Mittheilung
übcr angebliche Demarchen Frank-
roichs in Hannover, die, wenn sie
richlig wäre, die bekannte Ucnßerung des
Hrn. v. Borrics in einein noch bedcnk-

Ilcheren Lichtc erschcinen lassen niüßte, als
sie ohnedics schon erscheinen ninßte. Man
schreibt nämlich dein gcnanntcn Blatt - Es
hat Frankreich schon vor ciniger Zcit in
Hannover, und inuthniaßlich «uch an an-
dern dcutschen Höfvn, in vertraulicher
Wcise eröffnen lassen, daß die kaiserlichc
Negierung nicht entfernt beabfichtigc, sich

i'n die innern An.gelegcnhciten Deutschlands
einzuinischen (wie gütig!); dagcgen erachte
fie es für ihre Pflicht, an ihrein Theil
dazn niitzuwirken, daß nicht, gleichviel aus
welchcm Grunde odcr unter wclchein Vor-
wande, cine Vergeivaltignng einzclncr
dcutscher Staaten Plätz greifc, und fic
werde, wcnn der einc oder dcr andcre
dieser Staaten sich außer L>tande schen
sollte, niit cigencr Kraft einc solche Ver-
gewaltigung nnd Verlctzung seincr ihin
garantl'rten Souvcränetät abzuwcndcn, zu
scvcr Zeit, wo inan ihre Jntcrvcntion in
Ansprnch nchinen würde, für die unge-
schinälerte Anfrcchthaltnng des tcrritorialeii
und anderweiti'gen statiis guo einzutrcten
bercit sein.

Die 4. Versaniinlnng lnittelrheinischcr
Gpinnafiallehrer. wird Dicnstag dcn 29.
Mai l. I. in Fi aickflirt abgehalten wcrdcn.

Frnnkfuvt, 8. Mai. Jn dcn Hof-
und diploinatischen Kreisen inachen fich
cinige Bewegungcn benierkbar, dercn Spu-
ren die Presse etwas genaucr verfolgcn
solltc, da hier ein Zusaininenhaiig, dort
ein 'Gegcnwirken zn findcn sein niöchte.
Prinz Pcter von Oldcnbnrg geht .nach
Paris nnd soll der Privatdiplo»i?.t des
Kaisers von Nußland seiii, obschon er ein
dcntscher Prinz ist. Ein rnsfischer Groß-
fürst ist iii Sardl'nien erwartct und soll
auch nach Paris gehen, Louis Napolcon
aber die rnsfifche Kaiserin Mntter in Nizza
besuchen. Der Franzosenkaiser scndet cinen
ncncn Gesandten nach Hannovcr, der han-
növcrsche Gesandtc in Bcrlin geht an den
Genfer-See, wo vor Kurzem dic erstcn
Einleitun.gen und Vorbcsprcchungen über
dr'e dcntschc Frage voin franzöfischen Stanv-
punkte stattgefunden habcn. Der Kaiscr
von Riißland besucht, gegcn seinc Gewohn-
heit, ,'n dcin ersten Halbjahre schon War-
schau -und ist also der dcutschen Grenzc
nahc, währcnd der Oldenbnrqer Prinz auf
der Rückreise von Paris eine Nnndreise
an die deutschen Höfe inacht. Endlich
wird aus Wien und Münchcn gcineldet,
daß der alte König Ludwig nach Wien
reise, wo ferner das Gerücht vcrbrcitct
wnrde, dcr.Kaiscr wcrde ebensalls einc
Neise nntcrnehiiien, und einen Stellver-
treter einsctzen. Also eine ganze Menge
Reisen von Persönlichkeiten, denen poli-
tische Zwecke gcwiß nicht ferne liegen.

(M. A.)

Frankfurt, 10. Mai. Der gcsetz-
gcbende Körpcr, welchcr gestern seine Ent-
rüstnng über Borries aussprach, ernencrte
einstiininig den Antrag auf Schassung
eincr deutschen Ccntralgewalt.

Wiesbaden, 10. Mai. Siebenzehn
Kamineiinitglicder sind der Hcidelberger
Erklärnng beigetreten.

Stuttgart, 8. Mar'. Der „Staals«
anzeigcr" fährt fort, gegen Nationalvcr-
er'n und Uiu'on unter prenßischer Hege-
nioiil't zu poleuüfiren. Dieß Blatt gibt

heute die Verficherung, daß an einen
Nheinbnnd gar nicht gcdacht wcrdc. Da-
gcgen stellt cr, falls Prenßeu ans'seiner
bisherigcii Politik gegenübcr den Mittel-
staatcn bchacrc, er'n Bündniß dcr drei
Köiügrciche Bapern, Sachsen und Wür-
teniberg, sowic dcr Großherzogthüiner
Baden und Hessen'nebst Nassau in Aus-
sicht. Dicsc Staaten, die 2 — 300,000
Mann ins Felv stellcn können, seien nicht
so wchrlos, nm nicht in oer Stunde vcr
Gefahr gegcn cincn ersten Anprall ihre
Vcrthcidigung selbst führen zu könncn,
wenn Preußen fortfahren sollte, snr seine
Biliidesgcnossenschaft einen Prcis zu for-
dcrn, dciü die Mittelstaaten wcder bezahlen
köiincn noch wollcn.

Leipzig, 7. Mai. Die Gcneralver-
saniinlling'des Börsenvcreins dcr deiitschcn
Buchhändler hat beschlosscn, der dcutschcu
Schillerstiftnng 300 Thlr. zu gcwähreu,
als eincn Bcitrag für .das laufende Iahr.
.Die Stl'ftung bcfitzt gegenwärtig ein Vcr-
niögen von nngefähr 70,000 Thlr.-und
zählt 19 Zweigstiftungcn. (Bcrlin, Brcs-
lau, Danzig, Darinstadt, Dresden, Frank-
fnrt a/M., Graz, Hanibnrg, Coblirg, Köln,
Laibach, Leipzig, Münchcn, Nienburg,
Nürnberg, Ossenbach, Stuttgart, Weimar,
Wl'en.)

Derlin, 7. Mai. Dic Nede des Ab-
gcordneten v. Aininon bci Bcrathung der
Frage iiber die Rheinzöllc, dcren wir be-
reits in Nr. 110 knrz crivähnten, lautct
lin Wcsentlichen: Die- gegeiiwärtige An-
gelegciiheit zeige eine trübc Manifcstation
der Zeisspaltnng nnd Zerklüftnng unsereS
dcutschen Vatcrlandcs, dic überall jedem
socialcn wie politischen Fortschritt ent-
gegentretc. Wenn kleine Uferstaaten ans
dein Gcfichtspuiikte eincr engherzigen Fi-
nanzpolitik dic Derödung des schönsten
dentschcn Stromcs hcrbciführten, wenn ein
Minimalstaat bis znr Lächerlichkcit hin
Prcußen gegcnüber die Lcgung eines ge-
ineinniitzigenTclegraphcndrahtes diüch scin
Gebiet verweigcre, wenn dcr Minister cines
dentschen Staates der Landesvcrtretung
gegenüber, worin cs fich iirn bercchtigte
iiatioiialc Cinheiisbestrebnngcn handeltc,
offcn ini't ehrloscin Landcsverrath drohe
(hört! hört! rechtS) — ein Verbrcchen,
worauf unscre Gesetze. den Tod, die älte-
ren Gesetze den Tod inittels Schleifins
zuin Nichtplatze und deni Rade vön imtcn
hcrauf drohtcn — sv skicn dieses allcs
. rüchtc eines und desselben in »»serm
Vatcrlande wucherndcn Unkrauts. (Zn-
stiininung rcchts.) Die Rheinzölle, friihcr
Schutzgeld gegen Wegelagerer, hätten fich
bis i'n die ncueste Zeit crhalten. Gegcn
cin Ueberinaß seien iin Pariser Friedcn
nnd auf dein Wiener Congreß Bestiniiiii»u
gen gctrossen. Dic Rheinschissfahrtö-Con-
vention von 1831 habe die Gcbühren firirt,
eine Necognitioiisgebühr und ein Zoll sür
den Inhalt der Lavung; nach Wortlaut
 
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