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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0450

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tigc Zeit.ist füc die Einfühimng geeiguet,
weil jctzt Angcstchts der von Fraiikieich
hcr droheiidcn Gefahr, wie vicllekcht ni'e
frühcr iind iiie später wieder, keiii Grniid
zu der Besorgniß vorhcmdeir ist, daß die
liatioiialeii Farbeii zuili Dcckmaiitcl für
Parteizwcckc iiiid rcvollitioiiärc Uiiltricbe
hcrabgcwürdigt werden.

Berlin, 9. Mai. Die Comiiiisstoii
dcr zweiteii Kainiiicr hat die Vvrlagc der
Negieriiiig, Forderniig voii 9 Millioiieii
Thalerii zu Militärzwecken, eiiistiiiiiiiig an-
gciioillliicii.

Hannovcr, 8. Mai. Wir habrn
nicht bezweifclt, daß die bckaniite im-
dentsche Aeiißcriiiig imseres Staatsiiii'iik-
sters v. Borries überatt iiii dciitschen Va-
terlandc gerechtes Mißfallcn errcgen würde,
coiistatiren abcr mit iimiger Frciide, daß
voii dcr Krcilzzcitiliig bi'S ziini liberalsteii
Blatte hi'nauf iinr eiu gleich patriotischeS
Gefühl stch Luft inacht imd niis das festc
Vertraueii gewährt, daß Deutschlaiids
Volk am Tage der Gefahr eüiig inid fest
bei eiiiaiiver stehcn wird.

Wien, 7. Mai. Was Herrn Nichter
betrifft, so bestätigt es sich nicht, daß das
Landcsgericht ein Inventar sciues Ver-
Niögens aufgeiioiniiieii, wozu cs äuch keiiicii
Vo'rwaud hatte, iiachdeui sich der auiäug-
lichc Vcrdacht wegeu bctrügerischer Maui-
pulatiouen bci dcu Li'efcruiigcu als gäuz-
lich linbegründct erwiescn. Auf Herru
Nichtcr lastet übrigcus uur die Auklage
wcgeu Vcrlei'tung zuui Mißbraiich der
Auitsgcwalt, was iliiuicrhi'u, wcuu eö cr-
wiefeii wird, eiue Bestrafuug uach sich
zieheu kauu; allciu das ist ebcu die Frage,
ob luau eiuc Bcstechuug wird iiachwciscu
kvnueu, wenn der Bcstochcue todt ist.

Wien, 7. Mai. Eiue, wie cs schci'nt,
ofsteiöse Correspoudenz iu dcr „Leipziger
Zeituug" stcllt culschiedcii iu Abrede, daß
dcr Jiistl'z-Miiilstcr Graf Nadasdp crklärt
habc, dic Akteu dcs Uiitcrschlcifs-Proceffcs
ergäbeu durchaus uichts Belastcndes gegcu
dcn Frhru. v. Bruck; ciuc solche Erkläruug
würdc cin'en Cl'ugri'ss iu den Gaug dcr Justi'z
cuthalteu. Die Negicruiig werde uicht cr-
inangclu, ihrer Zcit dic Ergrbuiffe dcs
Proceffes rückhaltlos zu verösseutlicheii.

Wien, 9. Mai. Dic „Gerichtshallc"
theilt aus authcntischrr Quclle übcr dcu
Nachlaß dcs Frhru. v. Bruck iiiit, daß 'iu
jcder Bczichuiig iu deinselbcii die größte
Orduuilg hcrrschtc. Das Juvcuta-r wcis't
ciucu Activstaud vou 754,189 fl. uud eiucu
Passivstand von 185,300 fl., also im Ääin
zcn 568,889 fl. auf. Jn Werthpapicreu
fandeu stch 351,375 fl. vor. Weiue, Pfcrde
und Wagcn faudeu sich uicht vor. Das
Tafelstlbcr wog saniiut Mcsscrn uud Ga-
bclii 468 Lvth, im Werthc vou 756 fl.
Leibtsklei'dnng uud Hauswäschc wurde auf
280 fl. gcrichtlich geschäs-t. Au Prctioseu,
größrentheils Ordciiszcicheu, worunter der

prcußische Adler Ordeu iiu Werthe vou
4900 fl., weis't der Nachlaß 11,977 fl. auf.

F- r a n k r e i ch.

Pariö, 7. Mai. Graf Moiiteinoliil
uud dcsseu Bruder stud gcsteru iu Cctte
angekouiuicu uud von eiiiigeu hcrvorragcu-
deu Mitgliedern dcr legitiuiistischen Welt
eiupfaugcu wordeu.

Paris, 8. Mai. Gcgeu P r cuße n
scheiut iiiaii sehr verstiinint zu seiu; dic
Debattcu iu dcr Bcrlincr Kainincr iu Bc-
trrff dcr Herzogthümer, die vom Cabiuete
vcrlaugtcu Credite für die Ariuce, dic
Uutcrstclluug odcr Gcwißhcit, daß dic cng-
lischc Diplouiatic - iu Petersburg> voi- dcr
preußischeu schr lcbhaft uuterstützt werdc,
dies Alles hat L. Napolcou stutzig geuiacht,
uuv wie wir hörrn, ist eiue.Vcrbaluote
dcs Hru. Thouvcucl auf der Ncise uach
Bcrliu, woriu die Haltuug der preußischcu
Regicrung eiucr lcbhaftcu Kritik uuter-
wvrfeu wird. Mau sicht, daß es gedan-
kculos wärc, dcm Friedcu zn traueu, ganz
bcsoudcrs gtdaukeulos vou Deutschlaud,
das leider iu dieseii'. Augcublickc dic Wouue
des BouapartiSinus ist. Mau gibt sich
hier nicht eiuiiial niehr dic Mühe, dic
Schadeusreude zu verhehleu, wvinit uiau
deu Niß, wclchcr durch Deutschlaud geht,
iiiiiner breitcr'werdeu stcht, uud Niemand
zweiselt darau, daß die Wiedcrerwerbuug
der Nhcingräuzc nur uoch ciiic Frage dcr
Zcit sei, aber spätestcus biuiicii Iahr uud
Tag vollbracht sciu werde. Diese dreistc
Zuvcrsicht dcr.Franzoscii ist bitter dcmüthi-
gend für uus.

Paris, 9. Mai. Garibaldi's Er-
peditiou nach Sicilieu ist nuu uicht
uiehr zu btzweifclu; ebcuso gcwiß, alö die
Erpcditiou selbst, ist, daß diesclbe eiucii
viel größeru Uinfaug hat uud über viel
bcdeutcudcre Mittcl verfügt, als inau Au-
faugö geglaubt. Es schcineu 6—8 Schiffc
stch iu deu stciliauischeu Gewäffcru zu-
saiuuieufiudcu zu solleu, mi't weuigsteus
2000 Mauu, bewaffnct uud iiiit Lebeus-
uiiktclu uud audcrcin Bedärf äuf zwei Mo-
uatc versehcu. Aus Garibaldi'ö Taschc
habeu dic Kosteu hiezu gewkß nicht.auf-
gebracht wcrdcu köuucu; ebeu so wcuig
kouiite der spärliche Ertrag der Samin-
lungeii iu Jtalieu uud Euglaüd ailsreichcu;
abcr daö Negicriiiigs-Organ „Patrie" läßt
stch offcubar vou ihrem mouieutauen Aerger
gegcu Euglaud zu rasch hiurcißeii, weuii
stc cuglische Regfferuugögelder hiuter der
Garibaldi'scheu Sec - Erpeditiou wittert.
Dic Vtrmuthung licgt viel uäher, daß eiue
audcrc Negieruug, welche bisher allcin.
alleu Gcwiuii aus der itali'euischcu Bc-
wcgung gezogcu uud sich nicht cbeu durch
übergroßc Geiiügsamkckt auszeichnet, direct
oder iudirect dic Mittel dazu beschafft habe.
V. Eiiiauuel mag volleu Grund habeu, biö
zum Gcliugcn Garkbaldi's Uiiteruehmeii öf-
fcntlich zu desavouiren, aber der Umstand,

daß diesc Eiusprachc erst im leptcu Augeublick'
crfolgte, daß die pl'cmoutestschc Negi'eruug
vou eiuer Erpeditiou gar uichts zu wissen
schkcu, die, worau heutc uicht zu zwcifelu
ist, seit Monatcn muß vorbcreilet -wordcn -
scin, kauu jcdcnfalls zum Nachdcuku Au- >
laß gebcn. Von wcm auch die Uuter-
iichmilng augercgt.oder uuterstützt sei, hier
erregte stc erustlichc Bcsorgukssc, welche
iu dem Maße stcigen, als mau ihreu Uin-
fang uud ihre gutc Orgauisatiou kcnuen
lerut. Garibaldi ist uicht dcr-Mann, wel-
cher auf halbem Wege stchen zu bleibcn
pflegt, und mau sicht im Gruude »icht
ein, wer ihu auf der Fahrt aufhalten
sollte. Die euglische Flottc gewiß tiicht;
die piemoutcsische wied stch hütcn, ihn
wahrzuuehmen; Fraukrcich hat bisher uoch
ukcht kuudgegcbeu, daß cs sich zur Be-
schiitzuug Ncapels'berufeu glaubc, und daß
maii vou Neapcl aus sich zuerst an Lord
Iohu Nusscll um Schutz gcgeu Garibaldi
geweudct, kauu hier nicht ge.rade ciiicn sür
Fcrdiuaiid 11. güustigeu Eiudruck hcevvr.
gcbracht habcn.

Ptrris, 10. Mai. Die Negicruugs-
orgaue fulmiuircu fortwähreud gegcn
Gai'ibaldi. Sic fürchtcn vffcubar Zwcicr-
lei für deu Fall dcö Gcliugens sciucr
Erpeditiou: ciumal die Möglichkcit dcr
Vereiliiguug vou ganz Jtalieu zu eiiicm '
Staat, der Fraukreich als Nachbarstaat
zu groß uud im mittelläiidischeii 'Meere
zu mächtig wärc, uud daim, baß Eiigland
i'u Italicn ciueii zu großen Eiufluß gc-
wiuucii köunte.

Paris, 11. Mai. An dcr Börse war
da5 Gcrücht vcrbrcitct, Garibaldi sckin
Orezza gelaudet.

Mai-seille, 9. Mai. Bei der Bant
von Genua siud für drei Millioncn Nolen
gegcn Gold umgewechselt wordeu, offen-
bar für Zwecke dcr Erpcditiou nach Sici-
licu.

S ch w e i z.

Bern, 10. Mai. Da die frauzöstsche
Regieruug dcr eiiglischcu versichcrte, Preu-
ßeu, Oesterreich uud Nußland hättcu dcr
Schwciz augcratheu, dic savoischc Fragt
niit Fraukreich dkrect zu bereiiiig'cu , ^da
Fraukrcich auderscitö fortfährt, zu Se-
parat-Uiiterhaudluugcii. zu verlockeu, so
hat der Buudcörath auf ci'iw Anfragc
Euglaiidö erklärt, die fraiizöstschcii Äc-
hauptuugeu hätteu keiueii Gruud. Der
Buudeörath bcharrt auf seiucm Verlaugeii
für- Berufuug eincr Coufereuz. Säimiit-
liche eidgcuössische Vcrtrcter im Auslaude
siud mit dcr glcichcn Erkläruug bcaust ^
tragt.

I t a l i e n

Turin, 6. Mai. Unter deu viclcil
Ergebcuhci'ts- und Hiildlguugsadresscii, die
dcuz Köuig auf sei'ucr Triliinphreisc zv
Dutzcildeii überreicht wurden, scheiut uiio
 
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