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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0498

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Fcierlichkel'tcn bcizutraqen. Möchte der
Hiinmel dicscö vatcrländische Fcst durch
das schönstc Wetter verherrlichcu!

Ml-nnheim, 24. Mai. Die drci
Ta>ze scit Slnkunft des Großherzoqlicheii
Paarcd' bietcn cknen reichcn Kranz von
Festlichkeiten dar: Festopcr Dinoral), darans
Fackelständchen der Männcr.iesanqvcrcine
nnd dcr Feuerwchr iin Schloßgarten; ge-
stcrn qroßes Conccrt und Zapfcnstreich init
Mnstk, heute festlichc Nhcinfahrt znr gro-
ßen Spiegclfabrik in Nheinhof und Auf-
führnnq von Wagners Lohcngrin. Mor-
qen findct ein Slnsfluq nach Schwctzingen
statt; des Abcnds ist dann noch große
Gcfcllschaft im Großh. Schlosse nnd ain
Schluß der Woche die Nnckkchr nach Karls-
rnhc. Begleitet die freudigste Theilnahinc
der Bevölkcrung das fürstliche Paar auf
all' scincn Wegtii, so gewinnt dicscs durch
hinreißcnde Frcnndlichkeit stch die Hcrzen
Aller, welche in dessen Nähe tretcn. Die
gcwerblichcn und inercantilische» Unternch-
'mungen vcr Stadt, dic Anstaltcn für Knnst
' und 'Wissenschaft, die Nettungshäuscr für
Maiscn und die Spitäler habcn nach ei-
nander sich des theilnehinendstcn Desuches
zu erfreuen gehabt; auch crnste und so zn
sagen Lebensfragen der Stadt stnd Gegen-
stand eingängiger Erörterung gcwesen.
Heute befindet sich der Ministcrialprästdent
des Jnnern, vr. Lamcp, in dcr Uingebung
des Großherzogs, cin Mann, der von lang-
jährigeni Anfenthalte Sliininnng und De-
dürfnisse des hiestgen Platzcs klär durch-
schaut. Und so dürfen wir dcnn hoffcn,
daß der Aufenthalt des Fürstlichen Paarcs
nicht nur die.Erinnerung schöner Fcstc
zurücklassen, sondern dazu beitragen werdc,
daß einerseits bleibcnd Gutes stch.an dcn-
selbcn knüpfe, und daß andererscits anch
der hohe Besuch eine günstigc Erinncrung
der hicstgen Stiininnngcn sich bewahre.

F-reiburft, 23. Mai. Die Wander-
versaininlung der badischen Gewerbe -
vereine wird Mittwoch, dcn 30. Mai,
Morgens 10 Uhr, dahier bcginnen. Auf
die Tagcsordnung inußte in Auöführnng
dcs zu Achern gefaßten Bcschlusses zu-
nächst .czesetzt^ werdcn:

4) Vorlrag dcS Fabrikantcii'H o ltz m a ii n, belrcffcnd
dic Errichlung cincr Ecntralstcllc fnr Handcl und Gc-
wcrbc. (Mitthcilung von KarlSruhc.) 5) Antrag,
vahin zu wirkcn, das, cin baclschcS Ccntralblatt für
Gcwcrbc uiid-Handcl gcgründct wcrdc, in wclchcm
blos, vatcrländischc Jntcrcsscn vcrlrctcn wärcn. (Wunsch
von Furtwangcn.) 6) E» inögc in Zukunft cin
Lokalvcrcin — am bcstcn dcr in dcr Rcsibcnzstadt —
alS ständigcr Voroit zur Durchführung dcr Bcschlüssc
und Vcsorgung dcr laufcndcn Aufgabcn fungircn, wo-
ncbcn daö Gcschäft dcr Einrlchluiig ünd Lcitung dcr
«Inzclncn Waiidcrvcssaiiiinlungcn dcn Vcrcincn am
Ort dcrsclbcn wcchsclnd zkifallcn würdc. (Antrag von
Freiburg.)

Bor'lin, 22. Mai. Das Hcrrenhans
benu^te dic hcntigc Sitznng, die lchtc der
Scsston, seincn Mißstinimungen gcgen das
Ministcriuin zn gnter Lccht noch cinmal
cincn -möglichen entschicdcne» Ansdrnck zu
gcben. Eine Dcbattc crhob stch nur bei
Gelegenheit vcr Posttion für das Caddet-
tcncorps. Der Bcrichterstatter v. Buddcn-
brock behauptete, cine ei'nseiti.ge und, kasten-
mäßigc Erzichnng sei rbcn dic rechtr Er-
zi'chung für das prcnßischc Heer; cine
Volksarmee, zu dercn Gunstcn das anderc
Hans plaivirt, seicindcinokratischerWider-
stnn, tangc nicht für Preußen nnd könnc
füglich dcm „Näuberhanptmann Garibaldk"
überlasscn bleibcn. Der hicrmit schon an-
gcschlagenc Ton der Gcrciztbcit machte
stch dann noch stärkcr vernchmlich in der
Berathung über die ncne Militär-Vor-
lage: Bcwillignng von 9 Mill. Tblr.
für die Heercs - Organisation bis zum
l. Jnli' 1861. Dic Masorität der Hcrrcn
nahm die 9 Mi'lli'onenvorlage an, aber mit
einer ansdrücklichen feindlichcn Erklärnng
sowohl gcgen die Rcgiernng, wic gegen
das anderc Hans. Kein Vcrtrauensbc-
wcis solltc es für diese Ncgiernng sein,
sondern allein znm Wohlc der Armee vo-
tirte die Vcrsammlllng init der Erwartnng,
daß dcr Kriegsherr nnbekünimcrt seine
wohlerwogcnen Pläne ansfüyren wcrdc.
Er soll sonii't nichk weitcr nach dcr Ver-
fassung nnd verfassniigsniäßigen Nechtcn
fragen und ganz dazu passend lautctcn dic
Grundsäpc, wclche die ?Nedner dieses Hau-
ses für die auswärtigc Politik cmpfahlen.
Das Hcrrenhans wnrde als bie Säule
des Conservatismus vcrhcrrlicht, die Nc-
gikrung als revolniionär dargestellt, zer-
frcssen vurch die demokratl'schen Ncigun.gen
des andcrcn Hauses und bcdrängt von
ihnen. Jede Ncgl'crnng ohne fcstc aristo-
kratische Elemente, sagte Graf Arnim, ist
in Preußen eine Scifenblase. Mkt dcm
Herrenhause soll dahcr die Nkgierung im
Landc gehen, in Frankfurt iiiit dcn deut-
scken Fürstcn, in dcr europäischen Politik
mit Oesterreich, und so weit gingen diesc
Säulcn derStaatswcisheitin ihren Schlnß-
betrachtiingen, daß ste die Ncgicrung anf-
forderten, alle die nationalen Bcstrcbuilgen
von sich zu schlcndern, welche Prcußen
verlockcn wollen, die beutsche Nation anf
Grund von Ncichsvcrfassung und Parla-
ment zn gewinnen; denn dies sek der Grund
dcntschcr Zerrisscnheit scit 1848. In Ita-
lien abcr möge der „Nällbcrhauptniann"
Gar'baldi nach Freihcit nnd Glcichhcit
schrcien; Preußens Schwert sei für Her-
stcllnng dcr göttlichen Lcgitimationsrcchtc
bereit zu halten! Wenn die Negicrung fe^t
nicht zu der Ucberzeugung gclangt ist, daß
mit diesem Herrcnhause nicht rcgiert werdc»
kann, so wird ste nic. dahin kommcn.

Nach der „Wrserzeituiig" soll dic kürz-
lich von der „Wochcnschrift des National-
vcrems" bcrichtete Anforderuiig Thouvc-

nel's an zwei deutsche Gesandten (stehe
Tagblatt Nr. 121) dcm Wcsen nach doch
auf Wahrhcit bcruhen. Der sächstsche und
der württeinbcxgische Gesandte seicn cs
gewescN, welchen Thoupenel eine Auf-
frischung dcr Etikette der Nheinbundszeit
angesonnen habe. Baron Scebach habe
verlaugt, cs sollc dic Anfordcrung schrift-
lich geschchcn, da dkes unterblicb, war dic
Sachc crledigt. DcL württembergische Ge-
sandtc aber habe nach Haus bcrichtet und
König Wilheln, habe daranf das Verlangen
als eiu „unzcitgemäßcö" znrückgcwicsen.
Lo'nis Napoleon habc stch wegcn der Un-
schicklkchkeit seiues Ministers entschuldigt.

Httmburg, 20. Mai. Der Prinz
Fricvrich zn Schlcswig-Holstcin-Noer ver-
össcntlicht in der „B.-H." cine ans Mai-
land 13. Mai datirtc Erklärung, in wel-
chcr er scine Verbaniiung als ei'nen Ge-
waltstrcich bezcichnet. 'Es müssc Jede'r-
mann einlcnchtcn, daß »r bie Aufhcbung
cines so illcgalcn Edicts, wie das, ivel-
chcs scinc Berbannnng aussprach, nicht
nachsnchen könnc und wcrdc, uin so mehr,
als er stch bewnßt sei, fedc Handlung
scines politiswen Lcbens vor Gott und
seinem Gcwissen vollkommcn rechtfcrtigkii
zn köniien.

Münchsn, 17. Mai. Die Landraths-
vcrsainnilnng von Obcrbapern ist vor ei-
nigen Tagen von ihrcm Vorsiyenden Nechtsr
raih Budhauser mit einer Rcdc gcfchlossen
wordcn, in der -cs am Schlnß hclßt:

^ ^ii tnn Momcnlc, wo Gcfahr dcm dcuts^cn ^

nix,cr zu wünschcn übrig lasscn. Wcr jrht noch 3wic<
spalt z» nährcn sucht, ist cin Lcrrälhcr am Valcr<
landc. Allcin damit man sich nicht übcr nnscrc StiD>
mung in Dculschland täuschc, glaubc ich, dag ivir
uiiscrc Anschauniig klar kundgebcn sollcn; wir sind die
Vcrtrctcr von mchr alS 750.000 Bapcrn, und unscre
Ansicht thcill, dcsscn sind wir un» sicher bcwusik, dic
ungchcurc Mchrhcit dcS baycrischen VolkcS. Wir
wollcn cin ganzcs. großcS Dciitschland. kcin Fußbrcit
dcutschcr Erdc darf unS abhaNdcn koinincn, kcin dcul>
schcr Brudcrsianiui darf in unscrcm Bundc fchlcn,
wcr dicscn Wahlspruch auf scine Fahnc schrcibt, mil
dcni zichcn wir, und gctragcn von glühendcr Bcgcisik'
rung für daS Vatcrland, wcrdcn wlr wic cin Wct<
tcrsiuiin unscrn Fcindcn cntgcgcnbrauscn und dcn
lchtcn Manu, da» lchte Roß nnd dcn lchtcn Guldcn
da'ran schcn für dic Ehrc und Unabhängigkcit unscre« j
gclicblcn DcutschlandS. Vor sicbcn Monätcn gab
Dcutschland cin hcrrllchcS Bild dcr Elnlgkcit in dcr
Fcicr dcs hundcrtjährigcn WicgcnfcsicS unscrcS Schib
lcr. Dicscr Nalionaldichtcr sang dicn hcrrlichcn AcrS:
„An'S Vatcrland. aii'S thcurc, schlicß' dich an. daS
haltc fcsi init dcincni ganzcn Hcrzcn." DaS VaM'

Allc licbcn unscr dcntschcü Vatcrland, wovon unscr
Baycrn untcr cincm ächt dcutschcn angcstammtcn Für»
stcn c'.ncii dcr schönstcn uyd glücklichsicn Gauc bildct.
llm dcr Frcihcit dicscö unscrcS VatcrlandcS willcn isi
cS an unS, init allcn Krästcn zusaliiincnziiwiikcu;
dcr Gcdankc dcr Eiulgkclt niuß allc Schichtcn dcS
Volkcö durchdrlngcn, dann wcrdcn wir auch cinig
wcrdcn und dic dcutschc Ehrc rcticn! Unscrc Valcr
babcn für Dcutschland gcblutct und cS von krciiicem j
Zochc bcfrclt; wir, dic Söhnc, müffcn iinsci» Kin-
drrn cin clnigcS, rin ganzcS, cin frcjcü Dcntschland
hintcrlasscii."
 
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