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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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Wlrkc für BatcrlandS Wohl! — Las, »i>s dlv

Nin 9 Uhr wurde demselbeir, uittei' Vor-
antri'tt des Gcinei'liderctths, von den bei-
den Gesangverelueii „ Li'kdertafcl" uud
„Concordia",, unter Mitwirkiiiig der be-
kanuten trefflichen Mnsik deö Großhcrzogl.
1! Fusilicr-Batailloiis und zahlrcicher Be-
thciliguug der Cinwohnerschaft, em jzackel-
ständchen gebracht, bei wclchcin Hr. Bür-
gerincistcr Fanlcr die Gcfühle und Gc-
sinnungen dcr gcsaininlcn Bürgerschaft in
einer warincn Ansprache ausdrucktc , .die
mit eiueiii vicltausendfacheu. Hoch! endete.
Hr. Geh. Nath Lainev danktc sichtbar tief-
ergriffeu init dcn hcrzlichsteii Worten für
die ihin.gebrachtc Auszcichnung und be-
wiesene Freundschaft, nnd fügte dic Ver-
sichcrung bci, daß er dcr hiesigen Stadt,
in der er so gcrne verweilt habe, eiu
treucs, uic erlvschendcs Andcnken bewah-
ren werdc.

Freiburg,^29. Mai. (Telegrainin.)
Dei dein Preiswcttsingeii erhicltcn dcu
ersteu Preick der Bodan (Koustanz), den
zweiten dcr Karlsruher Liederkraiiz, den
dritten die Mannheiincr Liedcrtafel, dcu
vierten Donaueschingeii. Der Liederkranz
von Heidelberg und die Liederhallc von
Karlsruhe wurden bclobt.

Darmstadt, 28. Mai. Gestern Abend
starb dahicr iin 74. Lebcnsjahre der wirk-
liche geh. Alath und Präsident des Staats-
raths, Hr. Wilhelin Courad Hallwachs.

StuttgarL, 29. Mai. Auf den Er-
laß des bischvflichcn Ordinariats an die gc-
sainntteDiöcesangeistlichkeit ck.cl. 14.d.M.,
in Bctreffdcs neuen Subscriptiousaulehcns
für den.Kirchenstaat, wovon der Staat's-
behvrde Mittyeiluiig gemacht wordeu, .hat
L>er k. Kirchenrath sich vcraulaßt gcschcu,
in einein Erlaß, 6. 6. 2l. d. M., an
säinnttliche Dckauatäntter, diese zu beauf-
tragen, bis auf wcitcre Weisung der
Staatsbchörde sich der cigenen Thätigkcit
in bcsagter Anleheussachc' iin Sinnc dcs
bischöflichcn Erlasses zu cnthaltcu und die
untcrgebenen Pfarräinler iu gleicher Nich-
tunq sofort zu instruiren.

Vom Nhein, 25. Mai. Eiuseiider
dies, vou ciner Neise durch fast.gauz
Fraukreich zurückgekehrt, erlanbt sich,hicr-
niit, Ihiien einige seiner Nciseeindrücke.
niitzutheilen, die vielleicht'für Ihrc Lescr-
von Juteresse scin inögen. Was crstens
dia'Stiminung gegen 'die Negierung be-
trifft, so ist dieselbe' in vielen Proviiizeu
durchaus nicht so günstig, als inan dies
in Deutschlaud zuweileu aiiiiiinint. ' Eine
große Anzahl der südlichcn Dcparteincitts,
insbesondere dcs Nhoncthals, der Pro-
vence, Languedvc, siud papistisch und lc-
gitiinistl'sch gesinnt, ulid in viclen Stäbteu
daselbst, selbst in Lpon, wcrdcn vorzugs-
- weise clericale Blätter gclesen. Jn den

uvrdlichcn Departeinents daZcgcn ist inan
iiiit der leichtsinnigcn siuanzivirthschaft
uiizufrieden, welchc alljährlich trotz aller
Spicgclfechtcrci niit eincin cnormcn De-
sicit schlicßt, uud hörtc ich sogar von com-
petenter Seitc behaupten, dir Kriegslust
der Negicrung habc hauptsächlich hieriu
ihren Grund, mn sich Kricgsaulchen be-
willigcn zu lassen und hieinit nebcnbci die
Löcher dcs Budgcts zu flickcn. Daß der
Kaiser Frankreich wicder den ihin gc-
bührcndeu Einfluß in Europa verschafft
habe, wird zivar allgeinei'i aucrkannt, aber
dic Bourgcoisie wenigstens ineint, dicses
Ziel sci jeyt errcicht, nnd fcrnerc Frie-
deusstörungcu,überflüssig.

Frankfurt a. M., 27. Mai. Voin
1. Iuli an wird iu Darinstadt cin inili-
tärisches Ceutralblattfürdas dcntscheBuu-
desheer erscheinen.

Trier. Gelcgentlich dcr ain 25. Mai
stattgehabtcii feierlichcu Eröffuung der
Nhein-Nahc und der Saar-Bahn, welcher
auch dcr Hcrzog von' Oldcuburg bci-
wohitte, richtcte der Prinzrcgcnt vou Prcu-
ßen an die ihn' begrüßcnde Fcst-Ver-
saininluug uiiter anderu auch cinigc
wahrhaft patriotische Worte, indein er
äußertc, wie Prcußen iiicinals zugcben
wcrdc, daß auch uur ein Fußbrcit deut-
schcn Landes verloren gchc. Diese au
der Westgränze des Vaterlandes ansge-
sprocheneii Worte erregten einen unbc-
schreiblichen Sturin der Freude uud der
Begeistcruiig.

München, 26. Mai. König Mar
beabsichtigt dcinnächst eincn Besuch am kgl.
württeinbergischen Hofc und vielleicht au
nvch anderci: süddentschen Höfcn.

Derlin. Die däuischc Notc, welche
die Coinpetenz Deutschlands in dcr. schlcs-
wig'schen Sache bestreitet, ist hier, wie
inan hört , cingetroffen. Zu gleicher Zeit
nehineu dic Gewaltthätigkciten iu «schlcs-
wig ihrcn Fortgang. 'Der Abgeordnete
Numohr ist wegen Uitterzcichuuug der
Adresse zu drei Mouaten Fcstungsarrcst
dcs strcugsteu Gradcs vernrthcilt worden.
Eine Mengc Daucru von der kappclcr
Harde erhieltcn wegen Verbreitnug dcr
Adresse 30 bis 40 Tagc Gcfäugniß. An-
dere inußtcn Strafe zahlen, weil sic die
Adresse verbrannt und nicht abgcliefert
hätten.

Wien, 24. Mai. Gcstcrn Abeud fand
ciue interestänte Sccnc iin Garten zu
Schönbrunn statt. Die Ofsizicrc, welche
zur Einweihung hcs Karlinouuinents nach
Wien gekoininen waren, hatten in Do-
nieper's Casiuo in Hicpiug gespeist uud
linprovisirteii eiu Stäudchen für den Kai-
ser. Plötzlich erschien der Kaiser ganz
allein unter den Offizicren und hielt eiue
kurzc AilsPrache an die Hcrrcn, in welcher
er uugefähr sagte, es freue ihn, daß die
Offiziere dic Feier dieses Tags so ernst
uud würdig aufgefaßt, und hosse er, daß

sie, ivcnu es bald zuin Losschlageu koni-
nicn solltc, wicder die Ersten scin würden.
Diesc Wortc brachten einc ungeheure Be-
gcistcrung uuter atlen Anwcsendeii hcrvor.

Wien, 30. Mai. Neucrnauitte Reichs^
räthe: Graf Andraffp, Szeoscn, Bischof
Korizmits, Bürgcrineister Iacobb, Advo-
kat Straßer, griechischer Bischof Maschie-
rcvics.

. Der bckaunte Dichter Uffo Horn ist
am 23. Mai zu Träutcnan in Böhmcii
im 43. Iahre sciucs Lebcus nach langeni
Lcidcn an der Luiigenlähinung gestorbcn,

F r a n k r e i ch.

^Zaris, 26. Mai. ° Die Pariser Blät-
tcr inqchcn sich hcute viel init Deutsch-
lanö, bcsonders mit Prcußen, zu schaf-
fcn. Der „Constitutionnel" sagt,.die fran-
zösische „Lopalität" staunc über diescs
uiibcgreifliche Mißtrauen gegen.Frankreich.
In Preußen insvnderheit gcbe cs gar kci-
nen Grund zu derlei „Prövocativiien";
init dcm Berlincr Cabinet sei die franzö-
sische Negicrnng stets „ruhig und rcgel-
inäßig", oft auch „frcMdschaftlich", inanch-
nial „intini" gcstandcn. Gerade Preiißcii,
wcnn irgcnd eine Macht, habe alle Urstchc
zum Vertraiitu auf Frankreich. Auchtic
deutsche Prcssc könne sich an der franch-
sischen cin Muster abnehineii; in „Orga-
nen des Teutonisinus" habe maii z. B.
schon 20 Mal lesen kömieii, dic wahre
Gränze Deutschlaiids sci nicht der Nhein,'
sondern dic Vvgesenkette. Schljcßlich sagt
der „Colistitntioiinel":

Äcutschlaiid. wic daö übrigc Euiopa, muß ßch
cudlich än daS lcgitimc Ucbcigcwicht gwcs-
iicn(l), wclchcS Frankiclch uiitcr dcr Rcgicrmiz tiS
Kaiscrö Napolcon UI. wicderfan), nachdcm cS ttWc >
1815 vcrlorc» hattc. Dic Wlcncr Vcrträgc, rnlihk
dic diplomatischc Wcihe unscrcr Nicdcrlagcn wmii, !
siud thatsächlich abgcschafft durch unscrc dkitci
ruhuivollcn Kricgc gcgcn Rusiland uud Ocsicirki^ ^
Von iiun air habc» wir unscr Glcichgcwichl in tn
Wclt wicdcr crlangt. Abcr wcit cntfcriit, cinc Droh°°,'
für unscrc Nachbarn zu scin, ist dicsc Sachlagc cdc
Garantic.für allc Staatc»; dciin daS Kaiscrrcich konä
uicht dcr Fricdc scin, oh»c dic Macht und dic chicj!
unscscS Landcö z» rcpräscntirc» (!).

Prrris, 25. Mai. Aus zuverläjWr
,Quelle kami i'ch versichern nnd verbürgte, ,
daß der Effecti'vstaud des Heeres tti'f
allcr Entlassüngen, Beurläilbnngeii uül ^
Veriiiliidcrungcn nn Moni'teur am 1.
iiin 30,000 Manii erhöht scin wi'rd. -
Di'e Parisor witzcln: der Marschall Moi'
Mahon, Herzog von Magenta, gehe dcci
Pri'nz-Regeiitcn inii seiner Siiite cntgegcn,
nin ihin bald darnach ini't sciner -Am"
,die Aufwartniig zu machen.

Paris, 28. Mai. Schon wi'cder kii'
inal ein Sicg der iieapoll'tanischcii TE
pen über Garibaldi. Ei'nc Dcprl'chk
aus Ncapel läßt die Insurgeiiten schlagt"/,
vernichten, in die Flncht jagen. Das M
das dritre Mal seit Beginn des Fcld'
zuges;'bckanntlich habcn alle dicse st'!)-
Niedcrlagcn Garibäldl' bis vor die^hutt!
 
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