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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0533

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Heideü»erger TagbiM.


D e u t f ch l a n d.

Heidelberg, 5. Jilni. Die New-^
Zlöikcr Hciiidclszel'tling sagt nbcr den be- >
abslchlüsten Larl'f .fnr rinzlifnhrende Ci-!
garrc»: „Fast iiiiisscn wir nns schänien I
gcqennber der init lctzter Post ans Frank- !
reich, dein Lanve des Schntzzoll- nnd Pro-!
hibitivspsteins, qcincldcten Annahinc dcr!
criii'cdriqten Tarifsätze, in der hentiqcn
Niiinincr dicscs Blattcs, nnd das in der
zwcitcn Hälftc dcs iicniizehiiten.Iahrhliii-
derts, einen crhöhten Tarif abzndriickcn,
welchcn das Ncprüsciikäiitenhans des freien
Latides Ainerika, das sich so qcrn ves
Niesenfortschrittes riihint und in niancher
Bezichnnq anch riihiiicn varf, niit iibcr-
wieqender Majorilät angeiioinincn hat.
Aber wohlverstanden, es ist nicht der
Congreß , welchcr dicsc blödsiiinige Maß-
rcqcl cinpsiehlt, sondcrn nnr ei'ne Abthei-
lnng desselbcn; der Scnat, das läßt sich
liiit annähcrndcr Gcwißheit voraiissetzen,
wird dicscn Tarif iiiiiinierinehr geilehniiqen,
und daraiifhin warnen wir nnscre freiiiden
Leser qegcn übcreilte Colisignatl'onen sol-
cher Artikel, dcnen. nach'dcni Tarifentwnrf
einc ZoUerhöhniig bcvorstrht. Selbst fnr
den ganz unwährscheinlichen, wir niöchtcn
sagcn, niinlöqlichcn Fall der Annahiiie des
Tarifs, wie er jctzt proponirt ist, bliebe,
bis dersclbe in Kraft tritt, noch Zeit gcnng,
von den jctzigcn Zollsätzen zn prositircn.
Nur ein einziger Staat, Pcnnsplvanien,
welcher sich davon goldene Berge fiir seine
Eiscnwerke verspricht, hat die Annahnir
im Ncpräsentailtcnhause init einei-Freiiden-
denioiistratioii begrnßt, während dic aus
andcrcn Thcilcn dcr Nliioii el'nlanfenden
Protestc sehr zahlreich sinv."

Aus Baden, l. Jiini. Die Bcgrnn-
dung zn dcin Gcsetzescr.twursc dcr Stel-^
Innq der Kirchen und kirchlichcn Bcrcinel
i'in Staate ist vvn Seite der Neqieriiiiq
ansgegeben worden. Dicsclbe geht von
der Darlegunq der bekaniileii Kammerl'e-
schlnsse nnd dcr Gr. Prvelaniation voni
7. April. l. I. ans, prnft die Stestung
der Kirchen zuin Staatc uach dcn bivhcr
. geltcnden Verfassungöbestiniilinngcn, er-
kciint iii ostciistcr Wcise an, daß dic Con-
trole der Kirchen dur'ch dcn Staat cine
bisher zn sehr beengcnde Vorninndschaft
gewcsen sci, welchederKirche nin so s.chnierz-
lichcr habe fasten niüssen, jc mehr in den
staatlichkn Grundsätzcn der Gedanke zur

Gcltnpg kam, daß die Anöübnng ciiies
NcligionszwaiigeS außerhalb der staatlichen
Iiitcrcstcu nndBercchtiguiigcn liege. Daher
dic Ncaction dcr Kirchengcwalt, die sich
znnächst an dcr Zejtströninnq voin Jahre
1848 nnklainnicrtc, dercn Ergebniß (Ar-
tikel 5 nnd 6 der Grundrechte) frcilich
dcn Kirchen'aiich ihre sei'iheriqe rcchtlichc
Bedcntung iiahui. Abcr dic Bcstrebniigcn,
nanienili'ch dcr katholischen Gcistlichkcit,
scien nur dahiir gcrichtel gewcscn, das
Vortheilhafte dcr Grundrrchte als bercch-
tigte Principicn zn vertheidigcii, das Nach-
theilige bci Scite zn lasscn. Diese Ver-
ciiii'gniig der bcstchendcn Bevorzngnng der
Kirchcn niii vollcr Freihcit nnd Selbst-
ständigkeit könnc nicht zugegebcn wcrdcn,
ohnc .dem cigcnstcil Wcsen dcs Staates
nahc zn trcten. Aber durch Veiiiiiiiderung
dcr Berührnngöpnnkte zwischcn Staat und
Kirche, nanientlich drr ohnc Noihwcndig-
keit bcstchenden nnd zu Conflictcn noth-
wendig fnhrcndcn, lasscn sich lctztcre ver-
uieiden, dcn Klagcn dcr Kirchen gcgcn
Bcvoriiinildiing durch den Staat abhelfen.
Dicsen Gedanken durchznführcii suche dcr
vorliegende Gesctzcntwurf.

In dcr Nacht voin 2. auf dcn 3. Iuni
hat sich in Freibnrg aberiiials ein auf
Wache stehender Soldat crschosseii.

Die „N. Münchn. Ztg." ist crmächtigt,
die Nachricht dcr Vcrliner Krenzzeitiing,
betreffend den Dkpcschcn-Wcchscl zwischen
dem gr. bad. Staatsniinister Or. Stabel
iind dcni päpstlichen Niliitins, Fürstcn Chigi
in München, als völlig grnndlos zu'be-
zcichneii.

München, 4. Iuni. In ncucster
Zcit niacht sich wicdcr cinc Stcigernng
dcr ui i l i t ä r i s ch c n Nüstnnge n be-
incrklich. Defchlc zur Vernichrung dcr
Mnnitionsvorräthe sind bercits erlassen,
wcßhalb iinii änch die vor 6 Wochcn ein-
gcsiclltcn , Nachtarbciken dcs Patroncn-
inachcus ungcsäunit wicder aiifgeiiounnen
wnrdcn.

Münchcn, 4. Juni. (N.M.Z.) Der
Beirag drr bapcrischen S a ni ni l» ng e n
für dcn Papst bclänft sich bis jctzt anf
115,000 fl. nnv ist diescr Tagc dnrch das
hicsige Dankhans N. v. Froclich u. Conip.
»ach R o in inittelst Wechsel nberinacht
wvrdcn.

Frankfurt/5. Inni. Dic Capitn-
lation Paicrmo's hat sich nicht bcstätigt;!
es schcint, niaii konntc sich übcr den Ab-!

zng dcr Trnppen nicht verständi'gen. Nach
Bcrichtcu in französischen Blättern wollte
Laiua'die Truppen nach Mclsina führen;
Garibaldi bcstand unf ihreni Nückzug nach
dcin Fcstlande. Die enqlischcn Blätter loben
seine Dispositioncn als ein Meisterstkck dcr
Strategic und tadcln die Beschicßnng Pa-
lcrnio's als cinen Akt nutzloser und feiger
Barbarei, wodurch Francn und Kindcr
gctödtet niid Prlvateigenthnin zerstört, fnr
dic Negicrung. aber nichts erreicht wcrde.-
Nnr ein iicapolitaiiischcr Bonrbon, dcm
jcdcs Ncchtsgcfühl abgche, sei eincr solchen
Haiidlnng fähig; allc Mächte Enropa'S
würden über diesc iiinthwlllige Nache ihren
Ilnwillen aussprechen; von keiner Seite
wcrde cin Vcrsuch gcmacht werden, die
clende Rcgicrnng niin von den Folgen
ihrcr Tyrannei zu befrcien, und anch das
Volk werde verständig gcnug sein, sich
nun nicht durch hcuchlerischcVcrsprechnngeu
tänschen zu lassen. Gewisteö ans den
kgl. iieapolitaiilschcn Doniänen hat man
iin Lause dcs gcstrigen Tageö nnr so viel
crfahrcn, daß trotz dcr ofsiziellen Ableuq-
nnng der kvnigl. Gesandtcn'die Fvlter dort
noch zn den Polizciniittcln gehvrt. Nnssell
erklärte darüber ini Unterhans, ini ans-
wärtigen Ministcrinni fänden sich drei Con-
sularbcrichte aüs dcni Jahr 1857, einer
voni 24. Iuli 1859 nnd niehrcre andere
vor, übcr die Grausanikeiten, 'welche die
Polizei auf Sicilien dnrch die Fvltcr vcr-
übc. Ler Gegenstand sci zn peinlich für
ih», uni anf Einzelnheiten einziigehcii; es
seien aber Le'ute zn den englischcn Con-
siiln gt.koniincn, dcrcn 'Haiidgelenkc zu-
saninicngeschranbt worden, dcncii uian die
sog. Stillschwcigcnkiiebcl in dcu Mund ge-
steckt und die nian anf anderc Wcise ge-
pcinigt habe. Diese Thaten, kni Vcrcin
niit anderii', ssagtc dcr cnglischc Minister,,
haben Sieilicn' in seiuen gegenwärtigen
Zustand vcrsctzt', wclcher diienianden er-
stauncn kaiin,'der wciß, wclchcr Art die
Negierniig des Köiiigrcichs beider Sicilicn
seit eiuiqer Zcit gewrsen.

Mnrburg, 5. Iiini. Unsere Uni-
vcrsiiät hat ciuen herben Verlust er-
littcn. Hente früh starb an den Folgcn
cincö Schlaganfalls dcr geh. Hofrath
Prvfessvr Dr. Ednard Platner.

Kafsel, 3. Inni. Dic Verküiidi'gnilg
der nenei, Vcrfassnng hat eigentlich
wenig Eindrnck hervorgcbracht, thcils, weil
nian '.ja längst äuf alles Einzeliie vorbe-
 
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