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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0534

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reitet war, thei'lS u»d hauptsächlich, weil
Jedermann schon im Vorauö scine Stcl-
lnnq zn dcm neuen Wcrke im Ganzcn cin-
gcnoimnen hcittc. Dic Behürdcn, nanicnt-
lich die Gcri'chte, wcrden dassclbe alö ein
forniell vottzichbarcö GrundZesctz aner-
kennen; das Vvlk wird ts als eine angen-
bll'cklich nicht zu ändcrnde Thatsache hin-
nchmcn; die Nitterschastcn werden sich
desselben als eincr wichtigen Errnngcn-
schaft crfrcuen; ANe aber dürftcn sich nicht
verhchlcn. daß-der vielbcsprochcne Ver-
fassnngskainpf dainit noch nichts wcnigcr
als znin Abschlnß gebracht worden ist. Es
läßt sich nu'l lvicherheit annehmen, daß die
nächstc zwcite Kammcr protestiren oder
wohl <qar sich sofort fnr unzuständig znr
Bchaiidlnng von Landtags-AiiAclcgcnhciten
erklärcn wird.

Nach Vcrordnnng des Sachsenweiniari-
schen Staatsminl'steriums wcrden die säch-
sischcn Kassenanweisungcii vom 27. August
1847 i'ii Abschnitten zn 5 und 1 Thalcr
ans dem Vcrkehrc gezogen, derart, daß
dieselben bis zum 1. Mai 186l noch bci
atten öffcntlichen großh. Kassen angcnom-
uien, später aber nnr bei der Hauptkasse
zum Umtausche präscntirt werden können.
Bis 1. Iuni 1861 aber iverden dicsclben
gänzlich werthlos, und soll cine Bcrnfnng
auf Wiedercinsetzung in den vorigenStaiid
nicht statthaben köniicn.

Berlin, 3. Jniu'. Die heutige „Pr.
Ztg." bespricht die eben erfolgte Verknn-
dl'gung der Verfassung in Kurhessen. Sie
urtheilt: „Wir beklagcn diescn Vorgang
um Dentschlanvs und nm Kurhessens wil-
len. Wir beklagcn ihn, weil nieinals die
Befestignng der dentschen Znstände auf
dem Boden des Nechts driilgcnder war,
als hcutc, wie ein Vorgchen dicscr Art
die cbenso nothwkiidigc Cinigung der deut-
schen Negie'rungen erhcblich erschwcren muß.
Nicht besser, als um den Ursprnng, steht
es nm dcn Jnhalt dieser Vcrfassnng. Be-
stände diesc hcnte verknndete Vcrfassnng
seit dreißig Iahren zu Necht in Kurhcssen,
so würde eine Geisc Negierung baran
denkeii iiiüsscn, sie in weseiitlichen Be-
zichnngen ninzugcstalten. Oder wären die
herben Klagen nngegrüiidet, welche die
hessischc Ncgl'erung selbst nber das Vcr-
halten der Ersten Kammcr am Bnndcs-
tage erhoben hat? ,Dic kurhessische Ncgie-
rnng hat bereits erfahren,' wie schwer es
hält, ini't den Ständen der Verfassnng von
1852, mi't der rl'ttcrschaftlichen Vcrtrctiing
der Ersten Kammcr dic großcn Interessen
des Landes, welche immer die Jntercssen
der Kronc sind, zu fördern. Prenßen
uiußte gegen den Beschluß vom 24. März
d. I. nachdrückliche Verwahrnng einlegeii,
und man hat das Anschen des Bundes-
tages ni'cht erhöht, iiidem man dabei be-
harrte, sein angeblichcs Necht der Legis-
lation für die eliizelnen dcutschen Staaten
in dem gegebenen Falle dnrchzuführen.

Prcnßen wird und kann vo» der in diescr
Fragc cingenommencll Stcttling nicht ab-
gehen; es'kaiin ci'ner m solcher Weise zu
Standc gekommenrii Vcrfassung die. recht-
liche Aiicrkcnnnng nicht erthcilen, es kann
nvch viel weniger eine Garäntie für sie
übcrttehmcn."

Der ordentlichc Professor dcr Staats-
wisscnschaften, Dr. E. Nasse in Rostock,
hat cineii Nnf als Professor der Na-
tional-Oeconomie an die Universität zu
Bonn angcnommen.

Berlin, 4. Jiini. Die Hambiirgcr
Reform schreibt: Allmälig klärt sich der
Nebel anf, der übcr den Bestrebnngen der
rnssischcn Di'plomatie in Berlin schwcbte.
Wir erfahren, daß Fürst Gortschakoff sich
kcine klcine Mühc gegeben hat, Herrn
v. Schlcinitz ans dcm Ministcrinm zu
vcrdrängcn und Hcrrn v. Bismarck an
scine Stette zn setzen, dessen Spmpathien
für Nnßland bckannt gcnng sind. Das
Zicl dieses Strebens war eben, Prenßcn
zn bewcgen, sich der französisch-russischen
Attianz znzugesettcn nnd ihin für scincii
Bcitritt starke Gebietscrwciternngen in
Deutschlaiid, n. A. auch, wie wohlnnter-
richtete Blätter versichcrn, Holsteins Er-
wcrbnng in Aussicht zn stetten. Das An-
nerionsprintip solltc anch auf dentschcm
Bodcn durchgeführt werden, natürlich uiiter
dcr Bcdiiigling, daß Frankreich seinc „na-
'türliche" Rheingränze wieder erlange, nnd
daß Nnßländ im Oricnt den Löwcntheil
von dcr Beute des kranken Manncs er-
haltc. Um dcn Prinzregenten für diese
Politik zu gcwl'nnen, wünschte Napolcon
eifrig eine Zusammenkillift mi't dcmselben,
zn welcher denn auch der russische Czar
sich eingefnnden hätte. Man crklärte in
Berlin sehr eiitschicdcn, nie und niinmer
werde Preußen dnrch ein verrätherischcs
Bündiil'ß mit frcmden Mächtcn scin Ge-
biet zn erweitern snchen, nie wcrde'es
einen Thcil Dcntschlands opfern, nm Er-
obernngcn in anderen Thcilcn zn machen.
Die Zilsammenknnft mit>Napolcoit wurde
abgelehnt, und der Prinzregcnt fuhr ge-
rade ans Berlin wcg, alü Großfürst Ni-
kolaus eintreffen wottte, so daß er diesen
nur unterwcgs ganz flüchtig zu begrüßen
brauchte. Herr v. Schle'iiitz 'blieb, nnd
dic Kreuzzeitungspartei, die fest anf Hrn.
v. Bismarcks Eintritt i'ns Ml'nisteriilin
gcrechnet hatte, sah sich wieder eininal
getänscht.

Hannover, 4. Iuni. Die zwcite
Kainmer hat hente ihre nachträgliche Zu-
stimmung zu dem ohne ständische Gc-
nehmignng von der Negiernng fi'ir 41,800
Thaler abgeschlossenen Änkauf eines Hau-
ses verweigert, daS dem Vesinuthen
Be'nnigscn's nach zn eiiiem Miiiistcrhotel
bestl'mmt war.

Hannover, 6. Juni. Der Herr Mi-
nister v. Borries ist, in Anbetracht sei-

»cr Vcrdipnste, in den Grafenstand er-
hobcn worden.

Wien, 4. Jnnl'. Hcute Vorinittag
11 Uhr fand i'm Statthaltereigcbändc die
erste ordcntlichc Sitzung dcs verstärk-
t cn N c i ch sra t h cs statt, dem von Seite
der Negierung Vorlagcn übcr dcn Staats-
hanshalt gemacht wnrden. Dieselben sind
mit el'nzelncn schr dctaittirtcn Nachwei-
snngen versehcii'und betrcffcn: dcn Hof-
staat nnd die Kabinetskanzlci des Kaisers
den Neichsrath, die Ministcrkonfercnz, das
Ministerium dcs Iniiern und jenes dcr
Justiz. Diese Vorlagen werdcn an ein
Comi'te znr Vorbcrathnng gewicsen.

F r a n k r e i ch.

Paris, 5. Inni. Die hcntigcn Abend-
blätter stcllen die Wiederaufnahme des
Böinbardemcnts von Palermo iii Abredc;
der Wasscnstillstand soll' bis znm 12. ver-
längcrt wordcn scin. Man crwartet cine
güilstige Entscheibung.

Marsciüe, 5. Iuni. Nachstchende
Bcrichtc ans Neapel sind authciNischer,
als die bisher niitgetheilten. Gcneral
Letizia verlicß am 2. d. VormittagS Neapel,
um sich nach Palcrmo zn begeben. §r
überbringt^dcn Befehl dahin, dcn Wcha-
stillstand zn verlängern. Mit Geschchn
bcfrachtete Schige gchen indcß fortivährind
von Ncapcl ab. Die Ncgierling hat ins-
bcsondere u»i den Bcistaiid Frankreichs
angesucht. Dem Staatsrath wiirdc dcr
Befehl ertheilt, eiiie den Iiistitntioncil
Frankreichs nachgebildcte Verfassung vor-
znbereiten. Am 1. d. langten in ^licapel
500 Verwundctc an. Die von dcn Ga-
ribaldi'schen Mannschaften gefangenenVcr-
wundeten werden von den Francn K-
lermo's vcrpflegt. Garibaldi selbst M
sich sehr gcfättig für die Offiziere, die ni
scine Gewält gefallen. Er hosst auf Zn-
lauf ans den Reihen des ncapolitanischcn
Heeres. Die in dcm köiliglichcn Schlosse
znsammengedrängten Negimenter litteii sehr.
Ihre Stettnngeii siud von dcn benachbar«
ten Höhe» beherrscht.

E ir g l a n d.

London, 5. Juni. Die „Tiincs"
meldete: der Kaiser Napoleon habe in
Lpon tiiic Depesche crhalten, laut ivel-
cher Neapel eine Intcrvention Frank-
reichs begehre. Der Kaiser dcr Franzoses
habe sofort eine abschlägige Antwort cr>
theilt.

London, 5. Jiiiii'. Die Times vcr-
öffeiitlicht eine Erklärung von Don Iua»,
welche an die Cortes von Spanien gs'
richtet ist nnd worin er sagt-, daß bie
Entsagling seincs Brnders auf den Thro»
von Spanicn ihm, Don Iuan, die Ber-
pfli'chtung anferlege, heutc seiiie Nech't,
wie die Nechte seincr Fainilie ouf re
Thron seincr Ahnen geltend zu inach.n,
und daß er entschlossen sei, dieselben a»l
 
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