Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Juni
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0538

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hüttcmnänncr, Papiecfal'nkantcn, Riil'en-
zuckerfabrikaiitcii, Gerber n. s. w., kurz
Männer au6 dcn verschl'cdknsten Lebens-
ünd Bcrufskrei'sen, ste wiikcn durch das
aesprochenc Wort nach Außen und lassen
durch das geschricbcne Wort ihre Ver-
haiidlungen, Anträgc, Wünsche rc. weiter
pcrl'rciteu. Der Kaufinannsstand darf uicht
zuriickblcibcn. E6 ist ihin vorauszusagen,
daß er init seinen Wünschen an die dcntsche
Gesetzgebung, mit seinen Beschwcrdeu übcr
die Vcrkehrsbelästi'gnngen, übcr die staat-
liche Bcvorinunduug, über die vcrkehrtcn
Durchfuhrzölle, über inangelndc Ersatz-
pflicht dcr Eisenbahnen, übei,- hohc Fracht-
sätzc wenig odcr nichts ausrichten und
iininer längcr und -länger auf gesunde
wirthschaftlicheZnstände wartcn müß, wcnu
er mit scintii Pnliegrn ruhig ain Coinptoir-
pulte sttzcn bleibt und die Diuge gchcn
läßt, wie stc uun,eininal gehcn. Mögc
dcnn dcr von Karlsruhe aus crgangcne
Anstoß die verschicdenen Haudclskaunnern
zur Nachfolge erwccken, nnd inöge das oft
so uugerccht zurückgcse^te Jutercsse des
deutschen Handels cndlich L>chutz, Ver-
theidigung und Fördcrung fiudcn auf einein
deutschcn Handelstagc!

Wien, 2. Iuni. Daß aus Anlaß des
Aufstandcs in Sicilien zwischen Eng-
land und Frankrcich lebhafte Verhand-
lungen iin Gange stnd, welche allcr Wahr-
scheinlichkcit nach zu ciner gemeinschaft-
lichen Jntervcntion führen werden, wird
in diplo'.natischcn Kreiscn mit Sicherheit
beh.auptet. Ofstzielle Eröffuuugen stud bis
jctzt in dicser Beziehung nicht gemacht
worden, inan weiß nur, paß Fraukreich
durch seine Agenten die Erklärung hat
abgeben laffen, daß cs die Annerion der
Insel Sicilieii' an Pieinout nicht zugcben
werde. Ob diese Erklärung crnst gcmeint
ist, wird die Zukunft zeigcn, für die-Dp-
uastie Bourbon ist die Jnsel sedenfalls ver-
loren, da auch die Westmächte damit ein-
verstanden stnd, daß eiu Dpnastiewechsel
stattfiude.

Wien, 3. Juni. Der „F ortschrit t"
hatle in sciner lejztcn Nummer der gc-
waltsamen Umwälzung, welche gegenwär-
tig in Sicilien stattstndet, mit Wärmc das
Wort geführt uud dcu Aufstand als ge-
rechtfertigt erklärt. Wegen diescr, die
Sympathicen mit der Ncvolution offen
zur Schau trageudcn, den Gruudlagen
der Staatsgcsellschaft fcindseligen Haltnuß
hat das Dlatt eine zweite Verwar-
nung erhalten.

Wien, 3. Juni. Aus der Nede, mit
welchcr Erzhcrzog Naiuer die vorgcstrige
erste Sitzung dcs N e i ch s r aths cröffncte,
theilen wir nachträglich noch folgende Stel-
len mit: „Der Kaiser hat das Bcdürfniß
erkannt, übcr die Jnteressen und Wünsche
der Bevölkcrung aller Lhcilc dcs weiten
Neiches Bcrichte und Vorschläge von un-
mittelbar dabei Betheiligten einzuholen.

Dic Erstattung dicser Acußerungen wird
dic wichtigstc Aufgabe ber Üandesvcrtre-
tiingcu sei», wclchc in allen Kronländern
ins Leben tretcn wcrden. Aber auch im
Mittclpunkt des Reichs woNen Se. Mas.
sich des Beiraths treubewährter, erfahrencr
nnd unabhängigcr Männer erfreucn, dcren
reich'es Wissen uud erprobtc Liebc für den
allcrhöchsten Throu und das große öster-
reichischc Gesammtvaterland um so scgeus-
rcicher wirken werden, je schwieriger die
zu löscndc Anfgabc ist. Sc. Maj. habcu
die Ausführung dieses Zweckcs dem Reichs-
rath, vcr nach den bisherigen Normen
fortbcsteheu solk, anzuvertraueu und dcm-
selbcu hiczu einc Verstärkung einzufügcn
geruht. Sie, mciue Herren, werdcn hicraus
erkcnnen, daß dem vcrstärktcn Neichsrath
dic chrenvolle Bestimmung zugedacht ist,
als oberster Nath des Kaiscrs und der
Kroue zu wirken .... Meine Herren!
Groß nnd 'wichtig stüd die Arbeiteu, wclchc
Sic crwarteu. Die größtc und wichtigste
unter densclbcn ist, Ihr Gntachten über
die Mittel unv Wegc abzugcbeu, wclche
zur Negelnng nuseres Staatshanshalts
eingeschiagen wcrdcn solleu. Umfaflende
Vorarbeiteu haben in dicser Nichtnng statt-
gefunden; dieselben werdcu Jhrc. Aufgabe
ericichtern, von deren glücklicher Lösung
das Wohl Oesterreichs abhängt. Aber auch
den auderen, von .Sr. Maj. Ihrer Be-
rathung zugewiesencu Vorlagen werden
Sic, ich bin cs vou Ihnen übcrzengt, mit
glcichem Ekfcr uud glcicher Hiugebuug ob-
liegeu. Mcine Herreu! Ernst ist die Lage
des Vaterlandes in dem Augenbli'ck, in
welcheip dcr verstärkte Rcichsrath stch zum
erstenmal versammclt, aber eine besserc
Zuknuft. stcht uns bevor, und ich beglück-
wnnsche Sie, mcine Herren, daß Ihuen
dcr schöne Beeuf gcworocn, zu -ihrer Ver-
wirklichnng au hervorragender Stclle mit-
zuwirken. Stcts wollen wir nns den
Wahlsprnch unseres Kaisors: „mit ver-
eiuten Kräftcu", gegenwärtig halteu und
darnach wirken."

F r a » k r e i ch.

Paris, 4. Iüui. Nichts kam uner-
wartcter, als die Nachricht, d'aß die Ca-
Pitulatiou iu Palerino nichc zu Staudc
gekommen sei; gcstern galt der Äbschlnß
fnr ofstziell. Man erzählt stch nuu die
Ursachcu auf zwcierlei Weise. Dic einen
behaupten, Lanza habe begehrt, daß seine
Truppen mit Waffen und Gcpäck abgeheu
dürften, Garibaldi habe sich aber gewci-
gert, ihnen die Gewehre zu laffen. Ändere
sagen,' der König von Neapel habc die
Capitulation nicht gen^hmigt. Wie dcm
uuu sei, an dem Eudresultat ist uicht zu
zweifeln; dke ganze Bevölkerung steht auf
Garibaldi's Scile. Die Insurgeutenarmce
erhält täglich Verstärkungen, .und sie ist
übcrrcich mit Material und Lcbcnsmitteln
versorgt. Sobald Palermo einmal in den

Händen Garibaldi's ist, darf Sieilicn alS
"'°bert augcseheu werden. Mcsstua soll
zunachst nichi angegrigen werdeu, sondern
Garibaldi wird nach dcr Einuahme Pa-
lcrmos wohl gegen das Festlaud vou Ncapel
operiren.

PariS, 5. Iuui. Ueber die Bczichun-
gen zwischcu dem Papst uud demKaiser
crfahreu wir. daß L. Napolcon dem päpst-
lichen Nuntius iicucrdiugs verstchert habc
dcr heilige Dater köuue auf-seiuc Uuter!
stützung zählen; wic stch auch immer die
Dinge im Königreich Neapel gestalte,,
mögeu, cr werde nicht erlauben, daß Ron,
in den revolutionären Strudcl hiuciugezo-
gcn wcrde. Wir glaubeu sogar zu wiffen
daß mehrere Negimenter im südlicheuFrank-
reich stch bcreit halten sostcn, jeden Au-
geublick nach Civitavecchia eingeschifft zu
wcrdcn.

Marfeille, 6. Inni. Mit dem di-
rckt von Messina gckommeneu Paketboote
stnd Berichte vom 2. d. eingetroffeii. Die
Stadt ist jetzt verödct! alle Waarenvor-
räthe stnd eingeschifft wordcn; die Cvn-
suln stnd abgercist, mit Ausnahim beS
sranzöstschcn, des Hru. Boulard, welcher
scinc Effcetcn an Bord des „DescaM"
hat briugen lasscn und der bereit ifl. ffch
auf dieses Schiff znrückzuziehcii, rma
der Platz belagert und der Schanplatz
eines äußersten Kampfes werden würde.
— Das. Comitc von Palermo hat im
Namcn des Dictators das Äiinerati'oiis-
votum der übrigen iiisllrgirteu Stadte
verkünden lasscn. Die beuachbarten Ge-
meinden schicken Lebensmittel. Ganz Pa-
lermo ist vcrbarrikadirt und befestigt.
Garibaldi hat einen großen Vorra/K
Granaten neuer Erstndung znr V^e-
fügnng. Die Douane-Mannschafteu M
mit Waffen und Gepäck zu den Ausstän'
dischen übergcgangen. Der Rest ^dcS
Hceres wird stark bcarbeitet; daffelbe
soll 2000 Verwundetc und Kranke zählcn^
lOOO Freiwillige vou Cagliari stnd zn
Marsala gelandet. Die vou Corleonr
zurückkehrendc 10,000 Maun starke Divi'
ston traf vor Palermo auf aufständischt
Schaareik', welche uach der Stadt zogen, -
und wotttc dieselben'zurückdrängen; abir
der britische Admiral ließ den Gencial
beuachrichtigen, daß der Waffenstillstand
unterzeichnet sei. — In dem Treffen von
Catauia schlngen stch bie Bauernbanden
gut, wurden aber mit eineni Vcrlustc
von 200 Mann von den Neapolitancrii
znrückgeworfen. Den aufständischcn Corp?
ist der Befehl gegeben worden, stch;u
einem cntschcidenden Kampfe zn concem
triren.

I ta lt en

Turin , 1. Iuni. Gestern wurde >,i
dcr Deptttirtenkammer die auch für S»'
dcutschland sehr wichtige Arage j
Schienenverbindung zwischen Geuua »>>
 
Annotationen