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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0559

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der Stiiniiilllig ci'staunt sci'il. Statt der
versprochciicii iiiili'tärtschcii Proinenade er°
folqten di'e nnt nielcr Mühc gcwoiilieiicn
äußerst l'lutigen Schlachten von Mageutä
und Solferino. Statt dcs verhcißeuen
Ueberschussks im Staatsbudget'eutdcckeii
die Depittirten ein Dcficit von niehr als
200 Millioiicii, trotz der 3 Milliardeu,
uiu welche Bonaparte in vcrhältin'ßinäßig
kurzcr Zeit dic französische Stäatsschuld
durch schlau erdachte, auf deu Beutel ver
Masseu berechnetc Volksanleheii zu ver-
nichren gewußt hat. Bci steigcnder Zu-
nahme der Abgabcn zeigt fich eine tag-
tägliche crschreckende Abnahnie des Ver-
dienstes l'n Handel und Jndustrie. Daß
z. Bi i'u Marseille dfe Großhändlcr die
Hälftc ihrer Coinuiis entlasseii niußtcn
und daß in Lyon 40,000 nieist verheira-
thcter Arbeiter brodlos find, uiacht die
Runde durch ganz Frankreich und wird
von Jedtrniann gcglaubt, weil er bei stch
Ln seincn cl'gcncn Kreisen eiu ähnlichcs
Elend sieht. Solche Thatsacheu.öffneii
dem Franzosen die Angen und löseu ihm
die Zungc. Jn den Waggons' nnd Cafss,
Ln den Bnreaur und' auf der Straße cr-
klärt cr stch heute uiigeschent gegen einen
ueucn Kricg. Von dcr Haltung Deutsch-
Ands häugt dcr Wcltfrieden ab, und eiu
kräftigcs Äuftreteu wird ihin selbst in dein
verstäubl'gcn Thcile des französtschen Volkcs
eiiic» niächtigcii Buiidcsgeiiosseiiverschaffeii,
weiin napolcoiiischer Ehrgeiz es wagcn
sollte, eincii neueii Krieg iin Hcrzen Eu-
rnpa's zu begl'niien. Die Anfiiahnie, welche
Napoleon hicr ain 1. Iuni gcfunven, ist
dcr bcste Bewcis der gegenwärtig hcrr-
schenden Stl'niniung i'n Frankrcich. Voni
Bahnhof Perrachc an bis zuni „Hotel de
Villb/t in Mitten der halben, dnrch die
Neugierde zlisaniiiiengeströinten Bevölke

wartet und die Regierung werde ihni
ihren Abscheu vor dem barbarischen
Bonibardcnieiit Palerino's uicht vcrhchlcn.
Neapel habe von den Mächteu die Ga-
rantl'rung bcider Sizilien vcrlangt. Oe-
sterrcich vcvwcigerte posttiv jedc Ein-
iiii'schnug, Fraiikrcich und Euglaud wnr-
dcn dasselbe thun.

Z t a l t e n.

Genua, 9. Juni. Wie aus Palernio
genieldet wird, fordert einedort gcdrucktc
Proklaination die Calabresen zuni Auf-
stande auf. Gäribaldi soll an Bord des
„Hanni'bal" iu der Uniforin eiues pic-
»lontestschcii Gcnerals verhandclt habeu.

Turin, 9. Juui. Als Garibaldi
zur llntcrreduug init dcni General Lanza
auf.dcin euglischen Adiniralschiss Hau'nibal
erschicn, wurdc cr niit allen ciuein Ge-
ueral gebührenden Ehren einpfangen. Seine
Höstichkcit, sowie seine Nuhe überraschtcn
deii ueapolitanischeii Generalstab. Nach-
dein Gencral Lauza die Bedlngungen Ga-
ribaldi's ctwas von obeu herab niit dcr
Bcnierkllilg verwcrfen wollte: solche Be-
diiiguilgeu niache nian uicht Icuiand, der
im Kriege crgraut sei, antwortctc Gari-
balvi: „Es 'ist wahr, ich habc ilicinals
Krieg gcführt", und als die uinsteheiideii
englischcn und französtscheii Offizierc zu
lächeln begaiiueu, setzte er ironisch hiuzu:
„ich nieine den großen Krieg, sowic ihn
der Geücral, unser Gegner, geführc hat."
— Die Rüstungen wcrden auf der ganzen
Jnsel ini großartigsteu Maßstab betrieben.
Seincr Licblingswasse getreu, errichtet Ga-
ribaldi aus den bestcn und inuthigsten
Schützen der Insel ein Negiineiit Aetua-
jäger. Vou den Alpensägerii sagt er in
eiucni Brief an Bcrtaiii: „Sie ^aben Un-
begreifliches geleistet, aber sic stud mehr

es anch mcrkwürdig ist, daß Garibaldi
sollte, sein

Werk iii Neapcl fortzusctzeu.

Turin, 1l. Iuui. Dcr Pariscr
„Mouiteur" meldet: Se. Maj. der Köuig
vou Sardiuien sanktionirte hcutc das
Vesetz, wouach der Cessionsvcrtrag von
Savopcn uud der Gräfschaft Nizza erc-
kutorisch wird. Dcr Tag dcr offizicllen
Bcfitzergreifu'ng ist auf ilächstcn Donner-
stag festgesctzt.

Neapel, 12. Iuiii. Zwei Dampf-
boote nil't Truppeu uud Muuiliou wur-
den vo» der neapolitanischcn Marine weg-
geuoinnleu. Ju Neapel hcrrscht mußerlich
Nuhe.

S p a n i e n.

Madrid, 10. Iuui. Der Kongreß
hat das Anieiideineiit der progressistischen
Pariei, Anfrcchthaltuug des Gesetzes,
durch wclchcs 'die Bourboucn ä. L. aus
Spaiiieii verbannt. blciben, niit 200
Stiliinicn gcgen 26 verworfen.

rung Lpous erscholl auch nicht ein eiuziges I als deciinirt, die Braven. Nur Lcute
„Vive I'Lmpereur"; nur auf dein Platzc Waffcu uud 'Munition, u>id ich wcrdc
vor deni „Hotcl dc Ville," wo ci'rca 3000 bald fertig scin."

officicllc Persouen aufgestellt waren, cr-
schollen zahlrcichc Rufe, als der Käiscr
auf dem Dalcone mit der Kaiscrin und
deni kaiserlichcn Prinzen erschien. Was
die frauzösischc Presse und die Havas'schen
Dcpeschen hicrübcr initgctheilt, ist unwahr.
Die Beschwichtiguugsnoten iin „Moui-
Leur" sinv allcrdings hauptsächlich cin Ein-
schläferungsnii'tlel, bcsondcrs gegenüber
von Dcutschland, welches deßwegen uur
um so wachsaiuer se.in und stch rüsten
uiuß; allein ste sollcn nebenbei auch die
mchr uud niehr zu Tage tretcnde Unzu-
friedenhcit der Frauzosen beschwichtigen.

E n g l a n d.

London, 13. Iniii. In gestriger Un-
Lerhaussttzuug erwiderte Palnicrston auf
tiiie Jntcrpcllatl'on Sheridans, sicbeu
englische Krikgsschiffc schützteu die Eug-
länder iin Neapolitanischen; ein Gesand-
ter Neapels werde überniorgcn hier er-

Turin, .9. Jnni. Das El'iiverstäud-
niß über die Gruiidlagen der M e d i a t.i o n
zwl'schcn Frankrcich und Sardinieu
ist vollständl'g, und dürfen dicsclbcn mit
Gciiauigkeit iu Folgendein gefunden wer-
deu: 1) Dcr' König gibt den Ncapoli-
taneru eine Coustitutiou. 2) Er schließt
niit Sardilil'cn einen Waffeustillstaud ab.
3) Si'cilien bildet uuter eiiieni Prinzeii
aus der bourboüischell Fann'lie ein unab-
häugiges Königreich. Weuu die Bedin-
guugen nicht weiter gingen, so sehe es
schliuini niit Sardinieus Hoffnuiigtii ans.
Die Dinge verhalten stch aber andcrs,
indtiii sowohl Frankreich als Sardiiiicn da-
raufbestehen, daß 4) dieses Arrange-

nicnt durch das allgcineine Stinii»-
rccht iu Stcilien genehinigt werde.
Hicrnil't wäre ganz eiufach der Anschluß
an Sardinicn ausgesprocheu, und cs ist
merkwürdig, daß Neapel dicseu Media-
tiolis-Truildlagen beigetreten ist, sn wie

Verniischtc Nachrichtcn.

Wien, 11. Juui. Der Kaiser hat
auf Gruud der von deui Doiiibaiidoniit«
vcraulaßteu techuischcn Echcbuugeu ge-
nehuügt, daß der.Thuriilhclui des hohen
aüsgcbaUtcu Thurnies bei St. Stephan
i'u ciuer Höhe vou uugefähr 28 Klaftcrn
abgctrageu und iu seiuer ursprüuglichen
Gcstalt aus Steiu wieder hcrgestellk werde.

Aacl>cu, n.^Juni. Wir wcrdc^in ^cn^iiächstcn

halt dic Borzcigunfl gcwisscr hicr aufbcwahrlcr Hei«
liglhümcr bilbcl. Dicse Hciligthümcr jind: 1) daS
Kicid dcr scllgstcn Jungfrau Maria, 2) dic Windcln,
3) daS Lcndcntuch unscrcS HcilandcS und 4) daS

nach scincr Enlhauptung gclcgcn. AuS clncr von ^
dcm hicsigcii Stiftökikpitcl crlässcucn Bckaiintinachung
cntnchnicn wlr FolgcndcS: „Vom 10. biS z»»i 24.
Zuli cinschlicßlich wcrdcn täglich MorgcnS ui» 8 Uhr.-
i» dcr Krcuzcapcllc dicjcuigcn Kraiikcn mil dc» Hck-
ligthiimcrn bcrührt, wclchc am vorhcrgcbcndcn Nach»
mitlag zwischcn 4 und 6 Uhr i» dcr Curlc Nr. 8
auf dcm ChoruSplakc (Katschhof) uiitcr Borlcgung
cincr schriftlichcn, mit fcm Pfarrsicgcl vcrjchcnc» Em-
pfchluug ihrcr Scclsorgcr dic crfordcrlichcn Einlaß-
kartcn in Empfang genoinmcn habcn. Nach dcr
Kraiik-nbcriihruiig wcrdcn dic Hclligthümcr von 1V
biS 12 Uhr auf dcr Tbiirmgallcric und an dcn sonst
dort üblichcn Stcllen öffcntlich zur frommcn Vcrchrung
vorgczciat. Bo» 1 biö S llhr NachmiltagS sind dic
Hcillgthumcr im Ch°" z»r Anschauung und Bcrch-
ruiig dcr prozcssioiiSwelsc durch daS Munster zichcn«
dcn Gläubigcn auSgcstcllt. Währcnd dic Gläubigen
an dc» Hcillgthiuncril vorbcizichcn, mögcn sic gccig-
nctc Gcgcnständc/jcdoch nur durch dic dicnsttbiiendcir
Pricstcr, an dicsclbc» anrührcn lasscn, <n sofcrn dicscS
gcschchcn kaun, ohnc störcndcn Aufcnthalt zu vcrur-.
sachcn. F»r dic Daucr dcr Miinstcrrcstauratioii hat
Papst Pi»S IX. am 12. Fcbruar 1853 clucn voll-
kommcncn Ablaß vcrlichcn, wclchcr cinmal, also auch
währcnd dcr dicßjährigcn HciligthumSfahrt, von jcdcm
Christgläubigcii gcwonncn werden kann, dcr nach wur«
digcr Bclchtc und Communion in dcr hicsigc» Muu-
stcrkirchc für dcn glücklichcn Fortgang der Hcrstcllung
dcrsclben und für dic gcsammtcn Äcdürfnlssc der ctn n
hclligcn römlsch-kathollschcn und apostolischcn sclrchc
eln bclicbigcs Gcbct'mit Andacht vcrrlchlck.
 
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