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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0579

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B e l g i e n.

Brüfsel. Slm 17. d. M. NachmittagS
hat hier eme Natl'oiial-Znsainincnkunft
,mter zahlrei'cher Bethclll'gnng aller Klasscn
der hiessgen Vevölkernng stattgeftlildcn.
Die mel'sten belgischen Provl'nzen und, wic
besondcrs rühmend hcrvörznhebei^ist, anch
der Heiinegail und audcrc wallonische Lan-
destheilc, dic inan niit so bitterem Unrccht
schinachvotler Annerionsgcll'lstc zu zcihen
wagt, hatteu Deputalionen gesandt, uin
sich init den Zielen Und Zwccken dcr Ver-
sainniluilg cinvcrstanden zu crklären. Die
Versaminlung beschloß cinstiininig, „cine
ZroßeVerbindnng der bclgischcn Patriotcn"
zu gründeu, die ssch über daü ganze Land
Äerbreiten und iu ^illcn Geineiilden Zwcig-
Pereine niederse^en wird. Die Gescll-
schaft wird.ihren Central-Sitz in Brüsscl.
habeu und alljährlich. ai>l 24. Scpt. eine
Gencralvcrsaininluiig abhalten. Der crste
ParagraphdcsinitEnthilssasinusgenchlnig-
ten Prograinius lautct folgendcrinaßen:
„Die „ „bclgischcn Patriotcu"" verpssich-
teu ssch, auf dein Wcge der Uebcrrcdung
vder dcs Zwanges, mit Hintansetzung von
Guc uud Blut, die bclgische Unabhängig-
keit und .Natioualjtäl zü vcrtheidigen."
Nach dciii Schlusie der Vcrhandluugen
trenutcü sich iu gehobcner Stiininung die
Theilnchincr untcr dcn tausendmal wic-
dcrholtcn Nnfcn: Es lebc Belgien-! Es
lcbe die Verfassung! Es lcbc der König!
Di'c Rufc werdcn ihr Echo findeu im gan-
zcn Lande. -

E n g l a n d.

London, 16. Juill. Dcni Parlaincnt
wurden gestcrn Abcnd zweiDienstdepcschcn,
die ssch auf die Vorgänge in Sicilien be-
zichen, vorgclegt. Dic eine von Adiniral
Muiidp an den Adniiralitätssccrctär lau-
tct: Au Bord dcs „Hannibal", Palernio,
3. Ziini. (Ausziig.) Aus vcrschicdeneu
Qnelleii erhalte ich folgende Angaben übcr
dic burch das Boinbardeinciit vou Palerino
Pcrursachten Vcrluste an Lebcn und Eigcn-
thum. Die Sccne wird auf das furcht-
barstc geschildert. Eiu gäuzer Stadtthril
von 3000 Fuß Länge uud 300 Fuß Brcitc
liegt in Trümmeru. Jn den Gcbäuden
Vcrbranntcn Familien bci lebendigcm Lcibc,
iiiid die von den königl. Truppen bcgange'-
rien Grausamkeiten sind fürchterlich. Jn
andern Stadtthcilen wurden Klöstcr, Kir-
chcn und vereinzelt stehende Gebäude durch
Vombeu nicdergeschinctterl. Die Eitadcllc
Hatte von letzteren 1100 und dic Kricgs-
schiffe hattcn dcrcn an 200 in dic- Stadt
gcworfen, abgesehcn von Kartätschcu, Gra-
> 'naten uud Stuckkugelii. Der Waffenstill-
stand ist auf uubestiuiinte Zcit vcrlängert,
And man hofft jetzt, daß die eliropäischeii
Mächtc ssch iiis Mittcl lcgen werden, um
iveiteresBlutvergicßen zuvcrhindern. Das
Venehnien dcs Gcnerals Garibaldi war,

während der Feindseligkciten sowohl, 'wie
während des Waffenstillstandes, edel und
großherzig. Dic königl. Triippcn ssnd an-
gewicscn, Trapani und Terinini zn rän-
nien, uin, wic cs heißt, die Besatznng von
Messsna zn verstärkcn.

London, 17. Zuni. Dem Rcutcr'schen
Bnreau wird versschcrt, Kaiser Napoleon
habe Hrn. de Martino erklärt, vor scchö
Wochen hätte er cinc Verinittlerrollc über-
nehmen können; spatere Engagcmcnts ver-
hinderten dics jetzt.

London, 19. Juni. Jn gestrigcr
Oberhaussstziing erklärtc Grauvillc auf
einc Jntcrpellation Lord Brougham's,
Frankreich schicke keinc Truppen nach
Neapel 'und habe ssch für die Nichtein-
inischung daselbst crklärt.

Italien

Rom, 14. Iuni. Eine Depesche der
ncapolitaiil'schen Rcgicrung erläutert. die
Wcgnähnie der Garibaldi'schcii Fahrzeuge.
Das eine war piemontesssch, das audcre
amerikanisch. Sie wurden nach Neapel
geführt. Die 1000 Jndivl'ducii, welche
ssch an Börd befandcn, wurdcii nach der
Festuiig Gaötä gcbracht. .Beide Fahrzeuge
wiirdcu bei „Ponza" überrascht.

Tuk'in, 14. Juiii. Hr. La Farina,
welcher am 2. d. mit dcm Postschi'ssc von
Cagliari abging, ist am 7. in Palcrmo
angekomlnen. Obwohl er sagt der
Pariser „Cvnstitntionnel" — in Wirklich-
keit mit keiner officicllen odcr officiösen
Missson beauftragt 'ist, so wird er ssch
dennoch mit Garibaldi über dic proviso-
rischc Orgai'iisation rcr ncuen sscili'anischeii
Negierung vcrständigen. Er wnrde (nach
einer Dcpesche' voin 11.) voii Garibaldi
herzlich empfangen und ihm vom Diktator
die Dircktion der innern Aiigele'genheiten
übertrageift — Im nördlichcn Jtalicu
niinint, wie der „Constitiltionnel" ver-
sichcrts dcr EnthussasmuS für dic sicilia-
nischc Jiisurrccti'on räglich zu. Die Zahl
der Frciwilligen, wclche sich am 8. und
9. sn Genua einschifftcn, wird anf 6000
Manu geschätzt; darunter sogar Bersaglieri
in Uuiform. Die strcngen Vorschriftcn der
sardinischen Ncgierung bleiben fruchtlos,
und es ist ihr uicht mehr uiöglich, vie
Einschifflingcn zu verhindern, welchc gn
alleii Piliiktcn der Küste stattfinden.

Turin, 16. Juni. Nach Bricfcn ai;s
Palermo vom 10. orgaizissrt, Garibaldi
thätigst seinc Armcc. Eiu Thei'l der nea-
politanischen Truppcn hat Palermo ge-
räumt. . Von dcr Besetzung dcs Forts
Castcllgmare durch die Engländer ist in
dicsen Briefcn keine Nedc. Man vcr-
sschert, daß demnächst, auf Grund der Gc-
sctze vou 1848,.cin sscilianisches Parlament

zusammcnberiifcn werdcn wird, »m die
Absetzung dcr Dyiiastie Bonrbon ,»id die
Vereiiiigung Siciliens mit dem Königreich

^ictor Emanuels zu proclamiren. Nach
denielben Correspondenzen hättc die Ca-
pitlilation die Hälfte des 'in Palermo vor-
handencn Kriegsinaterials an Garibaldk
zugcsprochen.

Dic „Unita Jtaliana" bringt eine
schauerliche Schilderung über Palcrmo.
Sie schrcibt unterm 4. d. u. A.: „Die
Stadt starrt von Barricaden, dcr Enthu-
ssasmus des Volkes ist wahrhaft groß-
artig. Man hört, daß ssch häussg Sbirren '
cntlcibcii, um auf diese Art der Volksrache
zu entgehen, die ihnen ein grauenhafteS
EutseHen einflößt. Musskbandcn dnrch-
ziehen die Stadt, dcnen ssch ungeheure
Volkshaufen mit tricolvren Fahnen unter
den Nufkn: „Vivut 1'ltalia! Vivat 6ari-
Irallli!" anschließcn. Priester und Mönche
tanzcn zur Mussk, oder feucrn, mit Ca»
räbinern, Pistolen und Säbeln bewaffnet,
das Volk von den Barricaden herab zum
Kampf an. Es koinmcn fortwährend
neapolitanischc Ansreißer in die L-tadt,
welche von einer großc-n Demoralisation
untcr dcn kgl. Truppen berichten. Dic Of-
fiziere, sageu sse, sind nicht)nehr im Stande,
ssch bei ihrcn Untergebenen Gehorsam zu
vcrschaffen. Man bcmcrkt an vielcn Punk-
tcn dcr Stadt Niliiicn und Brandstätten,
zertrümmerte Möbes, Erdhaufen, kurz
Spuren der gräulichsten Verwüstung. Der
Krieg, den die Bourbonen gegen Palermo
führten, war bis jetzt ein wahrhaft canni-
balischcr. Wir hoffen indessen, daß es
das lctzte Unternehmen dieser 'Art in dem
schönen Lande seiu wird."

- Neapel, 10. Jnni. Man schreibt
der „Opinione": Es scheint, daß der Graf
von Syracus durch seiue Mussk die
savoyische Nntionalhymiic ausführen läßt.
Au dcn Hof berufen, soll cr geäußert
habcn: „Die Todten br.auchen nur einen
Todlengräber; has ist nicht mein Ge-
schäft"; cr soll weiter beigefügt haben:
„Jch werde dic Vercinigung beivcr Si-
cilien mit dem italienischcii Königreich
proelamireir." - Darob gericth man bei
Hof in Zorn, aber inan wagt es nicht,
ctwas, grgcn ihn zu thun.

Neapel. Die iienesten Nachrichten
aus dem Königreich Neapel — sagt dcr
„Constitiitionnel" - ss»d sehr crnst. Die
Insurrcction, welche in Calabrieu drohte,
ist, wie man sagt, auSgebrochen.

Mittlcre Frnchtpreisc.

Bruchsal, 16. Junl. Kcrncn 15 fl. 29 7r., gcm. Frucht
II fl. -10 lr., Korn 12 fl., Habcr 5 fl. 27 k.

Endlngcu, 18. Zuni. Wclzc» 15 fl. 50 kr., Halb-
wcizcn >2 fl. 40 kr., Nvggcn 9 fl. 30 lr., Wclsch-
koru 12 fl. 5 lr.

Frciburg, 16. Juni. Wcizcn 15 fl. 58 kr.. Halb-
wcizcn 11 fl. 30 kr., Roggcn 9 fl. 30 kr.. Molzcr
9 fl., Gcrstc 9 fl. 20 kr., Habcr 6 fl. 20 kr-,
Kartoffeln 27 kr.

Lörrach, 14. Juni. Kcrncn 15 fl. 29 kr.
 
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