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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0586

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ledkqilnq der Angelcqcnhel't deö Oberbe«
fehls im Krl'egsfalle und dcr Znthcilung
dcr Bundeskontl'ngente im gegcbenen Falle
an die HccreSkörper der Großmächle.
Eine crfreull'che Lösnng diescr gewlchtl'geii
Frage würde gcwi'ß übcrall in Dcutsch-
land im't Zuversicht begrüßt wcrdcn.
Trüge fie doch an fich di'e beste Bürg-
schaft für di'e Erhaltung dcs Friedens
überhaupt und für eiue einheitliche,
mächtigc Widerständskraft Deutschlands
im Falle eines Angrifis von Außeu.

Hannover, l6. Iuni. Gerüchte spre-
chen schon seit einigen Tagen von Maß«
regelungen gegen dic v,Kölnische Z c i-
tung" wegcn eines Leitartikels dieses
Blattes über die Borries'sche Afiaire. Man
erfährt jetzt, daß ihr von heute an dcr
Postdebit i'm Königreich Hannover cnt-
zogcn ist. >

Roftock, 16. Juni. Dic Seguestrirung
des -Kachlasses ves verstorbencn Ober»
Confistorialraths Wiggcrs ist wicder
aufgchoben.

'Wien, 16. Juni. Die Bruck'sche
Beoschüre iiber dic Aufgabeu Oestcrreichs
wurdc vom Revistonsamte freigegeben nnd
circulirt bercits in allen Salons. Däs
Aufsehcn, welches dicsc Staatsschrift macht,
ist ein gan; ungewöhnliches; fie läßt cincn
tiefen Blick in dic Verhandlungen scncr
Negionen werfen, dic das Schicksal dieses
Staates und seiner Völkcr lenken. Ganz
pofitiv stellt fich heraus, daß bas August-
Programmdes Ministeriums aufdieGrund-
lini'cii dieser -L-taatsschrift bafirt wurde, uiid
die einzelnen Cmänationen der Gesetzgebung
und Vcrwaltung seit fener Zcit dieser Nich-
tung entsprangen. Auch der Neichsrath fin-
det fich in diesen Umrissen. Die Broschüre
ist dgher ein verösscntlichtes Negl'erungS-
programm, und für jene Eliigcweihten,
welche die hierländi'schen Verhältnific und
Pcrsönlichkcitcn kennen, sogar noch mehr.

Pesth, 15. Jiini. (Östd. P.) Die
Prcßbehörde hat heute dcn Redactiondn
beheutet, daß dic Veröffcntlichuiig von
Ad'ressen, welche aus den Kroiiländern
an Mitglieder deö Neichsrathes gcrichtct
werdcn, nicht erlaubt sei.

Wenn der Prinz auf dem betretenen
Wege seiner innerii, wic sci'ner deutschen
Politik beharrcn müfie, so habe er doch
lel'licn Grund, die Hoffnung aufzugeben,
daß er auf demselben mehr und mehr allen
deutschen Regl'cruiige» bcgcgnen wcrde. ^

Auch anf ciiie Verfiändigung ngch ciner
andern Nichtuilg hin hoffe ich, sagte dcr
Prinz — auf die Verständigung zwi'schen
Preußcii uiid Ocstcrrcich. Jch erachtc die-
selbe von dcr höchstcn Wichtigkeit, und
wcnn in neuester Zcit ci'ne Aiiiiäherung
stattgefililden hat, so werde ich nicht vcr-
fehlen, den rcspccti'ven Cabinetten Mit-
thcllung vön den Fortschrittcn auf diescr
Bahn zu machen.

Der Prinz-Negent schloß mit den Wor-
tcn: „So möge denn unscre Vereiiiigiing
hicr in Baden nicht nur dcn Bcwcis der
El'lilgkcl't gcgcn das Ansland gcgeben haben,
sondern auch das Gcfühl derselben iniier-
halb dcs gciiieinsanicii Vaterlandes be-
lebcn nnd Nichts dem Ei'ndruck dicser Tage
eiltgegcntretcn!"

Diesc patriotischen Aeußerungcn begrüß-
ten die hohen Auwesendeii mi't freildigem
Entgegenkommeii und untcrhielteii fich noch
längere Zcit in frei'inüthigstcm Gespräche.

Bciden, 20. Juni. Lre. Gr. Hoheit
dcr Priuz Wilhclm ist heute nach Karls-
rnhe znrückgekehrt und beabfichtigt in eiiii-
gcn Tagen mit Sr. Hohcit dem Herzog
von Sachseii-Cobucg-Gotha nach England
zu rrisen, woselbst Se. Gr. Hoheit zu-
nächst seine hohc Schwestcr zn bcsuchcn
gcdenkt. ^ Se. Maj. der Kaiser der Fran-
zosen hat Sr. Gr. Hohcic das Großkreuz
der Ehrcnlcgion verliehcn. Se. Königl.
Hoheit- dcr Großherzog von L>achsen-Wei-
mar vcrlstßt Badcn inorgen früh und be-
glbt fich zu sei'ncr Gemahliii i'u die Schwciz.
Jhrc Königl. Hoheiten dcr Prinz-Negcnt
iind die Priilzcsfin von Preußen begeben
sich morgen zuin Besuch Jhrer Majcstät
dcr Kaiserin-Mutter. von Nußland uach
Wildbad.

Darmstadt, 19. Juni. Bei dcr
gestrigen Fürsten-Confereiiz auf dem Ba-
dcner Schloß hatte Würtemberg Namens
dcr Biliidesreglerungen für die patriotische
Vertretung dcr JnterLsseii Deutschlands
durch Prcußcii sei'nen Dank ausgedrückt,
ferner den Wunsch einer Verständ'igung
Preußcns und Öesterreichs, für welche
die Regierungcn ihre guten Dicnste au-
böten. Die Negi'eriliigen seien mit dem
Entwucf eincr Mllitärcoiiveiitioii beschäf-
tigt, welche den Gefichtspunkten der preuß.
Neformvorschläge in Betreff dcr Kriegs-
verfassung sich möglichst aiiuäheru. Die
Ncgierungen erwarteten ihrcrseit6,Preußen
werde in der deutschen Politik andere uud
annäheriideSchritte thun. Daraufbemcrktc
der Großherzog von Baden, diesc
Erklärung könne nicht Namens der Bun-
desrcgierungcii abgegeben werden, da meh-
rere und w.ichtige Negierungcn bci den

betreffendcn Berathungcn nicht bethciligt
gewesen. Baden weroc fich dcn (von
Würtcmberg) allgedeutcten Schritteu jedcn-
falls ii i ch t a n s ch l i e ß c n.

Stuttgart, 13. Iuni. Der Mini-
ster dcs 'königl. Hauses üud dcr aus-
wärtigen Angelegciihei'ten Frhr. v. Hügel
ist hcute nach Baden abgcrcist.

Koburg, 17. Iuni. Das Tnrner-
fcst ist im volleii Gang. Die Bahnzüge
brachten gestcrn von. Südcn und Norden
jedesmal Hundertc von Weißjacken. Jn
langen Zügen mit Mufik und wehendeu
'Fahncn schrciten fie in vic mit Flaggen,
Kränzcn uiid Maien geschmückte Stadt.
Gcstcrn Abend war Zilsamincnkunft auf
der Festung; die wcitcn Näume der Burg
und ihrer ins Land hinausschauendcn
Bastcien waren bis in die späte Nacht
von Gästen aus allen deutschcn Gaucn
angcfüllt. Von der Elbe und vom Nhcin,
vvn der Donau und von der'Nord- und
Ostsce, aus Preußen, Bapcrn, Schwaben,
Hcsscn, „wer kennt die Völker, nennt
die Namcn"? Heute Morgen war Ver-
sammlung auf- dcm großen Marktplatz.
Uhlands Lied: „Dieß ist dcr Tag des
Herrn", wurdc gesungen. Auf eine herz-
liche Begrüßung des hiefigcn Bürger-
meisters erwieverten im Namen der Tur-
ner zwei Gästc aus Würt-tcmberg (Kal-
lcnbcrg uud Georgii); dann hielt der
alte Tnrner Professor Maßmaun aus
Berlin eine Ansprache', die mit cincin
jubclnoen Hoch auf den Herzog von Ko-
burg aus dem dichtgcbrängteu Krcise der
Tausende beantwortet wurdc. Am Vor-
mittag zogen fich dic Mitglieder der
Turnvercine in dic Festhalle (die herzog-
liche Neitbahn) zurück, wo fie eben jttzt
über verschiedene vorliegcndc Anträge,
das deutsche Turnwesen betrcffend, Be-
rathuilg pfiegen. Das Fest ist bis jetzt
vom Wettcr begünstigt.

Koburq, 20. Juni. Se. Hoheit der
Herzog empfing während des Vorbei-
ziehens dcr Tnrner die Deputation der-
selbcn auf das Fr'eundlichste nnd unter-
hielt fich längcre Zeit mit ihncii, dem
Turnwesen den bcsteu Fortgang wünschend.
Abends wohntcn beide Hoheiten bis nach
11 Uhr dem Festball bei.

Dresden, 1,9. Juni. Meine jüngste
Mittheilung, daß Minister Frhr. v. Beust
fich demnächst nach.Baden-Baden begebcu
werdc, ist nun dahin zu ergänzen, daß
außer ihm auch die Ministcr des Aeußern
allcr in ' Baden-Baden anwesendcn deut-
scher Herrscher daselbst zu eincr Konfercnz
zusainmentreten werdcn. Zweck dieser
Kouferenz würde sein, Verhandlungcn
über gewichtige, das Intcresse Deutsch-'
lands nahe berührende Fragen zu el'nem
alle Theile bcfriedigcnden Abschlusse zu
briiigen. Als die gewichtigste diescr Fra-
gen dürfte dic BunveskriegSverfassung be-
trachtet werden, insbesondere die Er-

F r a n k r e i ch.

PariS, 18. Iuni. Man hat bckamit-
lich seit Kurzem vicl von einem Anleibcn
von 300 Millioiicn gesprochen, das Frank-
reich inacheu will. Es wirv als sichcr
gegebeu, daß dieses im Prinzipe festgese^te
Aiileihcn erst im nächsten Monate Öetober
ausgegeben werden soll. — Der Senat
verlaügt die fortdauernde Oeffentll'chkelt
seiner Sitzungeii. — Der „'Moiileeur"
veröffeutlicht ein Decret, wonach vie bis-
hcrigen Richter an den GerichtShöfen von
Chamberp und in dcn Arrondissements -
Savopen und Nizza bis auf Weiteres in
Function bleiben. — Man schreibt dem
„Constitutiounel" aus Turin, 15. Iunr:
 
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