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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0598

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daß dic Ei'ntracht vor Allem das Strebcn
und daS Werk Dcutschlands selbst
sein inüsse. Was aber dics nochwcndige
Ziel betrifft, so erklärt ddr Prinz-Negent
von Preußcn, daß er es auch ferner.anf
den bisher vo» Prenßen eingeschlagenen
Wcgcn snchen werde, Diese Wege be-
stehen, wenn wir die bisherige prenßischc
Politik richtig denten, in der Wahrnng
dcr Ncchtc der andcrn dcutschen Fürstcn,
aber nicht in dcr Annahmc einer starrcn
1l ilbew eglichkeit nnd Unfehlbarkeit der
Bllndes-Institiitionen, viclinehr in dc'rcn
zeitgcmäßen Fortbildung; sse bestehen zwci-
tens in der Fördcrnng dcs GeisteS na-
tionälcr Z us a m m e n gehö r igkeit und
U nabhängig.keit, sowie p-o litisch e r
Freihcit in Preußen und Deutschland.
Es kann den andern deutschen Fnrsten wohl
nicht entgchcn, daß dies der cinzig richtigc
Weg ist, uin auch ,'hre Throne nn't ben
Spmpathien ihrer Unterthanen zu nm-
geben und ssc in dieser bewegtcn Zeit z u
'si-cheru. Die Zeit, wo absoliitistischc
Machte einein kleinen Staatc, dcr ssch
dnrch Mißregiernng in die Gefahr dcr
Anstösung bringt, init ihrer Jntervention
nahe ssnv, ist vorüber; Oesterreich hat
weder Parmä, noch Modena, noch Toskana,
choch der Nomagna ihrcn Fnrsten rctten
können, noch wird cs Neapel zu Hilfc
kommen. Auch Nußland kümmert ssch nicht
mehr um solche Klel'nigkel'teu. Wer dcn
Schaden hat, darf für den Spott Lord
Palmerston's nicht sorgen. Also gibt es
nur Einen Weg für die initileren nnd
klel'nercn Staatcn Dcntschlaiids, das ist
der, welchen ihnen Preußen durch Wort
nnd Beispiel empfiehlt, daß sse ssch nicht
auf „klci'ne und mächtige" Parteicn stiijjen,
sonder über zufrieoene Untcrt h a n e n
herrschcn. Alle Welt schcint die nn-
dankbare Mühc aufgegeben zn haben, kleine
Herren in ihrer Hartnäckigkeit zu unter-
stntzen, damit fic cs nachher noch schlimmer
trciben und abermals nach Nettung schreien
müssen. Aber dcr Weg, den Preußcn
einpfichlt, ist auch noch um eines andcrn
Grundes willcn nothwciidig. Will man,
daß Frankrcich fur iinmer der Appetit nach
deutschen Landcn vergehe, Dann muß man
dafür sorgen, daß überall auf vaterlän
dischein Bodcn die Doutschen sich wohl
füh le'n, daß sie wiffen, fie gehörcn einem
mächtigen und einträchtigen Volke, sse gc'-
hörcn einem freicn, w oh kreg ier te n
Volke an. Wenn sse das wifsen, dann
wcrden sse ihr Vaterland mit dem lctzten
lt>ann, mitdemlctztenKreuzer verthridigen,
liild wcrdon eine starkc.Maner i.m ihre
Fnrsten bilden.

Hannover, 22. Juni. Dcr König
nahm (wic hente amtlich verkündet wird)
Napoleon III., den König von Sachseii
und den Herzog von Naffau unter dic

Mitglieder des königl. St. Gcorgordcns
aufi

ZVien- Dic „Donau-Zcitung" vom
19. nennt die Zusainmcnkunft in Baden«
Daden ein Ereigniß, daö Oestcrrcich nnr
wlllkommcn heißcn köiine. Gern werde
es Prcnßen die Ehrc der wrrföhnlichcn
Iilitiative bei dcn Miltclstaaten lasscn und
ssch Glück wünschcn zu dcm Erfolgc, wel-
cher die geineinfanlenInteress.'n kräftigen
werde.

Wion, 20. Juni. Dem verstärkten
Neichsrath .ist iiumnehr voin Ministeriuin
der Voranschlag für die Eiiinahiiieil des
IahreS 1361 zugegangen. Die direktcn.
-L-tencrn find darin init 90,034,000 fl.,
dic indirekten Einiiahinen init 235
Millioiicn Gulden brutto präliminirt.

ÄZien, 21. Iuni. Der Kaiser gc-
stattec dcn l'lalicnischen Mitgliebecn deS
NeichsrathS, italienisch zu sprechen. Statt
Barkoczp ist ins Grundkoinile Petrino
gewählt.

Wien, 21. Iuni. Die heutigc „Amts-
zeiriing" publirirt vic Auflösiing dcr Lan-
deSregierungcn und Landesbaubehörden
von Kärnthen und Krain. Dic Sratl-
halterei von Kärnthen wird der Gratzer
und die von Krain der Triestcr, unter
Wahrung ber Stelsung dieser Herzog-
lhüincr als Kronländcr, mit eigencr Lan-
desvertretung iliitergeordnet. Die Krcis-
behörvcn des Küstenlandes werden auf-
gelöst.

Z r a tt k r e i ch.

Paris, 22. Juni. General Fleurp,
der den Kaiser nach Baden bcglcitctc, hat
den preußischcn Nothen-Adler-Orden 1. Cl.
erhalten.

^auis, 23. .Iunl', Abcnds. Der „Pa-
trie" wird ans Palermo vom 21. geinel-
det: „Im Krie'gsrathe wurde beschlossen,
daß die Nevolucions-Arinee wahrschcinlich
ain 23. nach Mesfina marschircn svll.

S ch w e i z.

, 21. Iuu:'. Jn Bern hat ssch

ein Comire gebildtet, wclches Beiträge für
Garibaldl" sainmelt. Um demselben die
Spinpathicen der Schweiz für scin Un-
ternehnien darzuthun, sollen ihm einc An-
zahl Stutzen zugeschickt werden. Von
niehreren Scitcn hat dieses Verfahren hcf-
tigen Tadel hervorgcrnfen, da inan cs als
unschweizerisch betrachtel, Waffen in die
Freindc zu schickcn . in einem Augenblick,
da das Vaterland selbst in Gefahr steht;
nichtsdestoweniger hat ssch Theilnahine für
das Unternchinen gezcigt.

Bern, 20. Iuni. Laut in der Bun-
desstadt eingetroffcnon Berichten hat Frank-
reich durch einen aberiiiall'gen Wortbrnch
(dcnii es gelobte, bis zur Entscheivung
dcr europäischen Mächtc den statns guo
zu crhalten) von dem newtr al isi r t en
Savopen nun auch inilitärisch Befitz
genommen. Einzelne Conipagnien ssnd
sogar in Boniievillc nnd Thonon hart

am Genfer See cingerÄckt. Dcr Bundes-
rath crläßt wieder einen Protcst und dringt
auf eine Conferenz.

E n g l a n d.

London, 22. Iuni. Das Nenter'sche
Telegraphenburean bringt dic Analpse
eincr neucn Note dcr Schwciz. Es
wird dariu gesagt, da die Eiuverlei-
bung Savopeus iu Fraiikrcich uuu eiuinal
vvllzvgen worden, so sei vie Nentralität
von Fancignp und Chablais illilsorisch für
die Nentralität dcr Schweiz. Die Schweiz
fordert deßhalb eincn zwti Marschstunden
breitcn Landstrich ain Genfer See.

I t a ! i e n.

Rom, 16. Inni'. Man schreibt der
Pariscr „Monde": In Florcnz fand
am vorigen Sonntag in der via Calza-
coli eine republlkanische Manifcstatioii statt.
Man rief: „Es lebe die Republik! Es lebe
Garibaldi! Nieder mi't Vict. Einanucl!" Die
Wachc im Palazzo vecchio, einige Schrittv
entfcrnt, rührtc ssch nicht. — Zli Arezzo wnr-
dcn bci vcrschicdeiicn Fabrikaiiten 40,000
Psnnd Pulvcr bestellt, nm an die Nevo-
lutionsliistl'gcn in dcm Kirchenstaatd erpe-
dirt zu werben. Dic römische Poli'zci ist
unterrichtet. und überwacht die Grcuzcn.

Turin, 18. Juiii'. Die Nachrichkcn
aus Neapcl lauteii immer düsterer und
imglücksschwangerer. Dcr König läßt cine
iiiigcheiirc Mengc von Wiirfgcschosscn aller
Arc in die Forts dell' Uovo, Santa Liicia,
Saiit' Elmo und del Carminc bringcn, um
an der Hanptstadt das Bcispicl von Pa-
lcrmo zn wiederholen; doch dürften hi'er
in einem iolchen Falle, den Gott verhüren
möge, noch weit schrecklichcre Blnt-, Mord-
nnd Iammerscencn vorkommen, als in Pa-
lermo. Di'c aus Sicilieu zurückgekehttcn
Truppeii üben auf die andern eiuen schlim-
men Eiufluß aus, iudem fie erklären, sich
nicht mehr gcgen Italicncr schlageu zu»
wolleu. Sie sprecheu mit eiiicr Art Vcr-
chruug vou Garibaldi, denu er sei schuld,
daß sie nicht verhililgcrt und ihie vcr-
wllildetcn Brüdcr verpflcgt worbeii seien.
'Als der König die Vecwnndeten im Mi-
li'tärlazareth besnchtc, änßerten fie fich in
ähniichem Si'nne über den Dictator. AIS
oinen BeweiS, daß die Dinge in Neapel
bald bruchreif seien, citirt man auch dcn '
Nachlaß an Encrgie von Seite der Pa-
lizei, sa dic Annähcrling dcrselben an die
liberale Partei. Dicselbe weigertc üch,
gewisse strcngc Verhaftsbefehle gegen hcr-
vorstehende Liberale ausznführeii, mid ac»
zwungcn, wnßte fie die Opfec vorhcr
bei Zeiten zu uiiteirichtcn, damit fic Zcit
fäiideu, zu entwcichcu, oder fich zu vcr-
stecken.

Re.rpel, 19. Iuui. Drei Heei-
hauieu stud nach der Dastlicata (Gmk
von Tarent), Saleriio mid in vie AbiuzzcN
gcsci)lckt worden. Man befcstigt das ü'v"
 
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