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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 15 - Nr. 22 (4. März - 28. März)
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1. Jahrg. / Nr. 21


Seite 3


Stadt Heidelberg.

Ein Antrag der NSDAB.
im Stadtparlament.

Heidelberg, den 12. März 1931.

Antrag.

Die Fraktion der NSDAP. erſucht
die Stadtverwalkung, in eine umfaſſende
Rachprufung der Gehälter der Beamten
und Angeſtellten einzutreten. Die Ge-
bälter ?o[len auf die Gehaltsſähe der

taatsbeamken zurückgeführt werden un-
fer befonderer Berückfichtigung der Vot.
bildung und des Dienſtjahres.

Begründung:

Die kataſtrophalen Finanzverhältniſſe
der Stadt Heidelberg zwingen zu den
— Sparmaßnahmen. Bevor der

völkerung eine weitere Erhöhung der
Steuern und Umlagen zugemuket werden
kann, ift eine durchgreifende Nachprü-
fung der Gehälter der Beamten und An-
Eſtelten erforderlich. Wenn dieſe auf

Sätze der Staaksbeamken zurückge
führt werden, können Einſparungen von
einigen 100000 RM. gemacht werden.

Die Fraktion der RsSOAP.

Dieſer Antrag bedeutet durchaus keine Be-
AMienheße. In heutigen Notzeiten, wo Tau-
jende ohne Arbeit und Brot im Heidelberger

e3irk allein auf der Straße liegen, kann vor
den höheren Beamtengehältern nicht haltge-
Macht werden! D. Red.

*

Drehſ cheiben · Nuncke.

Als im Sommer vorigen Jahres in
Oeffenklichkeit bekannt wurde, daß
S Nachfolger des Direktors der Städt.
Werke Kucuck, Herr Munck e vom
Stadirat gewählt wurde, herrichte große
; ufregung deshalb, weil Hert Muͤnche,
0ß der finanziellen Noklage der Stadt,
t einem Gehalt von 18 000. RM.
ANgeftellt wurde. Herr Muncke wurde
don gewiſſen Kreiſen als großer Fach
auf dem Gebiet des Gas- und
lektrizitätswejens hingeftellt. Mie wir
Ber erfahren, krifft dies gar nicht zu.
Jerr Muncke iſt zwar Techniker war
aber in einer Drehſcheibenfabrik kätig.
Aun erfahren wir, daß Hert Muncke
Titel „Generaldirektor“ führt. Noch
Niereffanter iſt aber, daß er zu ſeinem
jeſengehalt eine Aufwandsentjhädi-
gng von 500.— RM. monatlich für ge-
Tennfen. Haushalt bezieht. Angebůch
Durde dies ihm von dem bewilligungs-
Teudigen alten Stadtrat genehmigt. Wie
Man bhört, foll er aber nun die längfte


<r Haushaſt geführt haben, jeine Frau
Sl)bnte meiſtens hier. Es iſt nahezů ein
kandal. daß Herr Munche eine ſo hohe
4* für getrennten Haushalt bezog,

wohl ihm die Villa ſeines Borgängers
7 Verfügung 7* wurde, ihm aͤber
benerꝰ nicht feudal genug war und
un ſeit einem dreiviertef Jahr leerſteht.

*

Auch ein Totengräber
des Handwerks.

* Schreibt da in Ar. 61 der „Heidel-
— Reueſten Nachrichten“ vom 13.
* 1931 der Herr Stadkrat Otto
* hardt, Tapeziermeiſter und einer
5 letzten Musketiere der Staatsparfei
m;‘e“ Aufſatz über „Die Lage des Hand-
* tks“. — Seine Ausführungen friefen
— von Freundſchaft und Wohl-
* en für das deukſche Handwerk. Be-
* * die „Heidelberget Holzinduſtrie
* Golzhoͤh hat es ihm aͤngetan und
äßt an ihr kein qufes Haar.
we ie aber verbielt ſich der ſehr ehren-
in tie Sert Burckhardt als Vertretet der
ä‘äéfd)en in die heiligen Jagdgründe
fei ergewechjelten demokraliſchen Par-
* und als Borſitzender vom Handwer-
OE —
olzhof! n önes Beiſpiel
%n aufrechter &efinnung. *

Wetzel, der Schreckliche.

Unſer Angebol an die „Bolkszeitung“
” g ,

““fbibten Wunſch die Säuberung ihrer
edaktion von Berleumdungsbazillen


Beſoldungs⸗ Dienſt⸗Ein-
di 4 * ba gruppe und ſkommen ohne Bemerkungen
— un * Stufe Kinderzulage
munke, 42 Jahre Generaldirektor der Beſonderer
ſtädt. Werke, Ingenieur Dertrag 18000 Rm. | Seit ®/, Jahr RM. 500.— monat-
lich für getrennten Haushalt
Deith, 50 Jahre. Sinanzdirektor, ehemal.
llmtsrevident (mittl. Beamter) XIII/ð 14328 RM. | Als Dorſtandsmitglied der Ge-
meinnützigen Geſellſchaft für
Grund⸗ und hausbeſitz und des
Mittelſtands⸗Sanatoriums RM.
7000.— Nebeneinnahmen
Welcker, 42 Jahre. Verwaltungsdirektor,
ehem. Verwaltungsaktuar X1/7 9768 RMM. | Nebenverdienjt als Schriftführer
der Seuerwehr und des Stadt-
verordneten⸗Dorſtandes monat-
lich RM. 100.—
Kuhn, 45 Jahre. Derwaltungsdirektor,
ehem. Amtsrevident (mittl. Beamter) X1/7 9768 RM. | Als Geſchäftsführer der Gemein-
nützigen Geſellſchaft für Grund-
und hausbeſitz, monatlich RM.
50.— Nebenverdienft
Unholz, 52 Jahre. Perſonaldirektor, ehem.
Amtsrevident (mittl. Beamter) XI/8ð 9980 RM.
Maier Emil, 54 Jahre. Holzhofdirektor,
ohne beſondere Sachprüfung XII/õ 10400 RM. nebeneinnahmen als Tandtags-
abgeordneter und Staatsrat
Andre, 47 Jahre. Dorſtand des Rech-
nungsprüfungsamtes, ehem. Juſtiz-
aktuar (mittl. Beamter) XI/8 9768 RM. Geſchäftsführer der Gemeinnützi-
gen Geſellſchaft für Grund⸗ und
hausbeſitz mit monatl. Ueben-
Brenzinger, 54 Jahre. Leihamtsvorſteher. einnahme von RM. 50.—
ohne beſondere Sachprüfung X/8 8868 RM.


4 — hal der ollen biederen
Volkszeitung einen fürchterlichen Schreck
eingejagt: Wie lange darf Stadtrat
Wetzel heken, drohen und zu Gewalttä-
figkeiten aufordern?“ ſchreit die Volks-
eitung im Vollgefühl ihrer „ftaatser-
— Sefinnung“. — „Leute wie
Wehel, die in ihrem Fanatismus keine
Grenzen kennen, gehören aus dem poli-
kiſchen Leben entfernt,“ ſo lautek ihr Lie-
beslied an Herrn Remmele und die übri-
gen „Freiheitsbeſchützer. —

Wir verſtehen ſchon, wie peinlich Euch
der Wetzel iſt, weil er ſeit Jahren die
Winkel ſchwarz roker Ge-
chäftspolitik aufdeckt! *

Peinlich, peinlich!
*

„Juuuieſorlb 12 Lluulus

l ü nttſliußun-
wer in politiſchen Verſammlungen Waf-
fen bei ſich krägt. —

Dieje Forderung der Stunde ſteht
nicht ekwa in einem nakionalſozialiſtiſchen
„Hebblatt“, fondern in dem ſeit Jahren
mit leicht pazifiſtiſcher Schlagſeile dahin-
ſegelnden „Heidelberger Tageblall (Ar.
69 vom 23. 3. 31.).

Wir können dieſem Wunſch des „Hei-
delberger Tageblatf“ nur zuſtimmen,
denn die Naͤtionalſozialiſtiſche Bewe-
gung hat ſeit dem 14. Sepiember 1930
16 Tote zu beklagen, die für die Freiheit
des Baterlandes ihr Leben hingaben,
und über 600 Nakionalſozialiſten liegen
ſchwer verletzzt in den Krankenhäuſern!
Das „5. T.“ ſollte ſeine Warnung an
die Mordbuben richten, die in dem ihm
naheſtehenden Reichsbanner und in den
Reihen der „politiſchen Finder Seve-
rings ihre Untermenſchen-Inſtinkke frei
und vom Staat allzuſehr geduldet, aus-
koben dürfen.

Naſſenprobleme.

Ein hieſiger jüdiſcher Geſchäftsmann
wandte ſich um Fürſorgeunterſtützung
an die Sladt. Weil er jedoch, wie ſich
herausſtellte, ein eigenes Haus beſiht,
wurde die Sache gütigſt abgelehnt. Be-
fragt, warum er ſich nichk an die ifraeli-
tiſche Fürſorgeſtelle wende, erklärte er:
Dort bekomme ich keine Unterſtützung,
weil ich eine Chriſtin geheiraket habe.

Es gibt alſo doch ein Raſſenproblem,

das fich, wie man ſieht, ſehr empfindlich
auswirken kann. 2

Davidſohn
der Doppelverdiener

Herr Davidſohn iſt Lehrer an der Hei-

delberger Städtiſchen Handelsforibil-
14444 Er verdient jährlich etwa
7—8000 Marbkꝛ.

Im Nebenberuf — oder iſt das der
— — übt der Herr Davidſohn
noch den Beruf eines „Paukers“ für
Prüfungskandidaken der Unwerſitäl aus,
der ihm nach vorſichtiger Schähung von
gul unterrichteten Leuten mindeſtens
12—14 000 Mark Kebenverdienſt ein-
bringt.

Wir meinen, es wäre richtig, eine
ſeiner beiden Einnahmequellen zu ver-
ſtopfen, in einer Zeit, wo lauſende auf
der Straße liegen, ohne ſich und ihre Fa-
milie ernähren zu können.

An die Städtkiſche Schulbehörde rich-
ken wir die Anfrage, ob derartige Neben-
berufe erlaubt ſind. Und dem Finanz-
amt möchten wir einen Tip geben: Herr
Davidſohn bezieht dieſes Nebeneinkom-
men, wie wir erfahren, ſchon ein kleines
Jahrzehnk!

*

'
„nl

Wie wir hören, bezieht der Schwie-
gervaker eines Zeifungsverlegers, obwohl
er Beſiher eines eigenen Hauſes iſt,
100 Mark monalliche „Fürforge“ von
der Stadt.

Wir glauben, es gibt eine Menge
Fürſorgebedürftiger, die keinen Zeitungs-
verleger als Schwiegerſohn haben, und
daher zuerſt mit Fürſorgegeldern bedacht
werden müßten.

Oemnächſt kommen wir genauer auf
dieſen Fall zu ſprechen. O. Red.).

*

herbſt Joll’s werden.

Dieſe Ueberſchrift ſcheint kalendermäßig
betrachtet ein Unſinn, doch bei der Poli-
ei ſoll dem Vernehmen nach nicht der
rühling, ſondern der Herbſt, der bis-
herige Polizeihauptmann, als Chef der
Schüpo an Stelle des Polizeimajors
Weigand einziehen. ;

Wir haben in einer der vorigen
Nummern unter der Marke: Freie
Bahn dem Iüchtigen“ von dem Werde-
gang höherer Polizeioffiziere erzählt, ſo


daß es dem „Heidelberger Beobachter“
alg eine ſelbſtverſtändliche Pflicht er-
ſcheint, auch den Werdegang ſolcher Of-
fiziere 4 die nichht die kurne-
4 Höchſtleiſtung vom Tünchergeſellen
* Polizeioberſtleutnant vollbracht ha-
en.

Herr Polizeihauptmann Herbſt war
früher ſchon Offizier und wäre bei ſeinem
Dienſteifer ſicher zu Höchſtleiſtungen mi-
litariſtiſcher Taten berufen geweſen,
wenn er ſich bei einer anderen Forma-
kion als beim Train hätte ausleben kön-
nen.

Mit klarem Blick erkannte er 1918
die militäriſche Lage und brach für ſeine
Perſon den ausſichtsloſen Krieg ab; es
iſt das Schickſal vieler Großer, von ihrer
Zeit nicht verſtanden zu werden, ſo auch
er, denn ſeine vorgeſehte Dienſtſtelie hatte
ihn ein
Verfahren wegen Fahnenfluchk einzulei-
ken, das berechkigterweiſe durch die Re-
volulion der Schönheit, Freiheit und

ürde niedergeſchlagen wurde. —

Anſchuldig Verfolgte verdienen Ent-
ſchädigung, und ſo ift es nicht verwun-
derlich, daß die Nachrevolutionszeit ihn
als Hilfsarbeiker bei Or. h. c. Leets, dem
damaligen Referenken im Innenminifte-
rium des Herrn Dr. med. h. c. Adam
Remmele, findet und er ſpäter als Poli-
Feter der Schuhpolizei zugeteilt
wird.

Menſchenſchickſale ähneln Vörſen-
kurſen, wenn man denbt, ſie 44 ſo
fallen ſie; dieſe banale Wahrheil erlebte
auch Herr Hexhſt, als er 1925 wegen Un-
fähigkeik im Anſchluß an eine Befichti-
* in den wohlverdienken einſtweiligen

uheſtand verſetzt wurde; aber ein alter
kerniger Soldat kämpft bis zum letzten.
— So auch er. — Durch die viele freie
7 angeregk, grübelt er offenbar über

inn und Werk des menſchlichen Da-
ſeins, kommt zu Erkennkniſſen, wird u. a.
Freimaurer und ſchon eindreiviertel Jahr
ſpäter darf ihn die * erregke Schußz
polizei wieder in ihren Reihen begrüßen.

Es iſt zwar nicht der alte, der Zeit-
geiſt hak ihn umgeformt. Er iſt offenbar
weniger milikariſtiſch eingeſtellt, krägt
mik Vorliebe Zivil, kommt auch in Zi-
vil zum Dienſt, wobei er allerdings dann
über Kragen und Kravatte den Uniform-
rock anziehk, und wenn auch ſeine untere
Hälfte bei Inſtrukkionen und dergl. einen
hürgerlich⸗ziviliſtiſchen Eindruch macht,
ſo ſagt er ſich doch mik vollem Necht, daß
nicht das Aeußere, ſondern der Kopf
den Menſchen, Offizier und Vorgeſetzten
ausmacht. —

Konnke ein beſſerer Chef der Heidel-
berger Schuhpolizei gefunden werden?

Wir können es kaum glauben, ha-
ben wir doch ſchon Gelegenheit gehabt,
ſeine hervorragenden Führereigenſchaften
in der Oeffentlichkeil zu bewundern,
weshalb wir auch unſere Betrachtung
mit einem moderniſierten griechiſchen
Spruch ſchließen wollen:

„Wanderer, kommſt Du nach Karlsruh
verkündige dorken,

Du habeſt ihn hier kämpfen geſehen, wie
das Geſeh es befahl!“

Primula.

Nlildenulrulen.

Eine neue Einkagsparteifliege wurde
in Heidelberg geſichket:

Die radikaldemokraliſche Partei.

Auf einer Verſammlung dieſes Par-
teichens erklärte der Redner Hüsken:

„Die Reichsregierung habe völlig
verſagt; die Sozialdemokralie ſei in
der Theorie ſtecken geblieben und
erſtarrt; die Staatspartei diene ein-
ſeitigen Inkereſſen! (welchen)
Qerkt Ihr's auch ſchon, verehrte De-

mokröteriche?

GASHERDE

Kohlen- und kembinierte Herde bei denkbar
bester Ausführung zu staunenswert bil-
ligen Preisen zu bringen, ist das Bestreben der
im Einkaufsverband ‚,Stuttgarter Bund“_ ver-
einigten ca. 100 Fachgeschäfte. Durch Tätigung
von Riesenabschlüssen Ersparnisse an Reise-,
Fracht- u. Verpackungsspesen, sowie geringere
Spanne, zwischen Ein- und Verkaufspreis wur-
den ganz außerordentliche Verkaufsresultate
erzielt. Besichtigen Sie mein Lager ohne den
geringsten Zwang. :

Th. inner Brüdsenstr.28

Fernsprecher 1197
 
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