‘ Zahrg. ur. 21
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Es iſt ein alkbeliebtes Mittel der
„Maßgebenden Stellen“, ein Problem,
das fie nicht löfen können oder wollen,
einer Kommiſſion in die Hände zu drük-
ken, wo es dann ſo lange von hervorra-
enden Wiſſenſchaͤfklern und Sachver-
ſtändigen hin und her gewälzt wird, bis
entweder 3eitablau; mit Gewalt andere
Verhältniffe geſchaͤffen hat, oder bis die
Neunmal Klugen einen wiſſenſchaftlichen
Kompromiß gefunden haben, der zwar
chön und für den Mann aus dem Volke
unverſtändlich geſcheit formulierk iſt, der
auch den Prinzipien der auftraggebenden
ſchwarzroten Regierungsgewalten in kei-
Her Weiſe zu nahe Iritf, der aber an dem
Lbel, das befeitigt werden foll, nicht das
Geringſte ändert.
Einer ſolchen Kommiſſion ſind auch
ie bedauernswerteſten unſerer deutſchen
Vollisgenoffen die 5 Millionen Erwerbs-
lofen zum Opfer gefallen. Etwas mußte
doch gegen diefes Elend gejchehen, und,
da die Bejeitigung der Urfachen gleich-
zeitig das Syſtem befeitigen hieße, glaubt
man, mit der Einſetung der Koͤmmiſſion
genug getan zu haben. Man kann ſich
b bequem die Hände in Unfchuld waſchen,
denn man hat doch alles gelan was bei
den ‚gegebenen Berhältnifjen’ möglich iſt
Ind braucht für ſich nichis zu fürchten,
enn wehe der Kommiſſton, die es wa-
gen würde, wider den Stachel zu löcken
end zu behaupken, die Erfüllungspolikik,
die wahnfinnigen Tribute vder die ſeit
ber einem Jaͤhrzehnt getriebene mar-
tiſtiſche Verſchwendung ſeien an dem
Eiend ſchuld/ wehe der Kommiffion, die
die Waͤhcheit jagen wiürde, das Repu-
blikichußgejeß würde den „Sachverftän-
digen! * Staatsraiſon beibringen.
Was wird wohl die Kommiſſion be-
Ichließen? Sie wird zweifelloS 3u der
gankiſchen Erkenntnis kommen, unſer
@Ie_l}b ſei auf die Wirtſchafkskriſe zurück-
3uführen und, da dieſe Kriſe ja die ganze
gelt betroffen habe, ſei es wohl zweckmä-
ig, eine Weltkommiſſion einzuſetzen.
Jedenfalls wird man es auch für not-
Wendig anſehen, ein neunkes Schuljahr,
Dielleicht auch ein zehnſemeſtriges Pflicht-
tudium einzuführen. Man wird auch
Weifgehende Arbeitszeitkürzung vorſchla-
gen und ähnliche Mähchen und mit fre-
cher Stirn behaupten, durch ſolche Maß-
Nahmen würde die Arbeitslofigkeit be-
feitigt.
Man ſoll aber nichk glauben, daß das
Bolk auf diejen Schwindel hereinfällt.
Die Arbeitslofigkeit wird nicht dadurch
ejeitigt, daß man denjenigen, die ſeit
ahren feiern, Arbeit gibt, dieſe aber
©N anderen, die noch Arbeit haben, weg-
Nimmt, auch nicht dadurch, daß man
en Teil der Bedauernswerten in die
DHule fchickt, um fie von den Stempel-
ü man die Erwerbsloſen Staatspen-
Onäre und die Erwerbsloſenfürſorge
Serficherung nennt * Krämpfe
ANdern nichts an der Tatjache, daß für
illionen arbeitsfähige Deutſche keine
2* vorhanden ift und daß die Aot
* beſeitigt werden kann. wenn für
4* Menſchen Arbeit geſchaffen wird.
le aber will das Reich — ſprich, die
Darzrote Reichstegierung Arbeit
affen, wenn es erfüllen will um je-
en Preis? Wie will Deutſchland feine
—— — beſchäftigen, wenn es
* Tranzöfijche, bis an die Zähne bewaff-
4 QMilitärarmee unterhalten will? Wie
4 Deulſchland feinem Bolk Brot ge-
N, wenn es die Schulden der ganzen
— —
Lrr Brüning ſetzt all ſeinen Ehrgeiz
** erſt zu erfüllen, dann nochmals zu
24 * und, wenn das Erfüllen Schwie-
e * macht eine Kommiſſion einzu-
je die Schwierigkeiten mit Sprü-
* — daz deutſche Volk aber hat
H Sprüche gehört, es ruft nach
* ann, der dem Uebel an die Wur-
geht, der radikal Ordnung ſchafft in
Deutſchland und der, weil er mit den
ſchwarzroten Schmarotzern nicht durch
gemeinſame Verbrechen verfilzt iſt, auch
Ordnung kann.
Dann werden auch Schmierfinken zur
Rechenſchaft gezogen vom Schlage der-
jenigen, die bor kurzem im ſozialde-
mokratiſchen „Montag Worgen! ſchrie-
ben, durch die Errechnung einer Erwerbs-
loſenziffer von 5 Millionen ſei „ſozuſa-
gen die Waſſerſcheide zwiſchen noch er-
kräglichem Pech und ſchon unerträglicher
Sefahr“ erreicht. 49 Millionen Er-
werbsloſe ſind alſo ein „noch erkrägliches
Pech“. Die hungernden deutſchen Ar-
beiter wiſſen alſo, woran ſie ſind, es iſt
mit ihrem Elend wirklich nichk ſo ſchlimm,
wie ſie immer kun, ſie haben eben mal
Pech gehabt. Das ſagt eine ſozialdemo-
krakiſche Zeitung und man tut gut da-
ran, dies nicht zu vergeſſen. Der Schrei-
ber dieſer Gemeinheit möge ſicher ſein,
* auch er einmal „Pech haben wird
und zwar dann, wenn in Deutſchland
wieder einmal Deukſche regieren wer-
den. — Dr. S.
Reilnnerrꝛt
Nachdem die einmükige Empörung
der Oeffentlichkeit der Reichsbahngejell-
ſchaft einen Skrich durch den Monopol-
ſchacher mit Schenker und Cohnſorken
gemachk hat, geht man nun dazu über
einen Kleinkrieg gegen das Spe-
dilionsgewerbe
zu führen. Die rechtliche Möglichkeit
dazu hat die Reichsbahn durch Kündi-
gung der Bahnſchuppen, Anſchlußgleiſe
ujw., dieſe Terrormaßnahmen, die bisher
von der Reichsbahn beſtrikten wurden,
werden täglich durch Mitteilungen aus
den Kreiſen der Spedikeure erhöht. —
Aus der Fülle der unvertrelbaren Kampf-
maßnahmen einige Beiſpiele.
Einer Spedifionsfirma in Hamburg
iſt der auf bahneigenem Gelände gelegene
Güterſchuppen aufgekündigt worden,
weil ſie ſich in größerem Amfange mit
Autotransporten beſchäftigt habe. —
Einem Spediteur aus Fürth i. B. iſt
von der Reichsbahndirekkion Nürnberg
im vergangenen Monak das Anſchluß-
gleis mit der gleichen Begründung ge-
ſperrt worden. — Eine Nürnberger Fir-
ma wurde von der zuſtändigen Reichs-
bahndirekkion gezwungen, ihren Laft-
kraftwagenverkehr einzuſtellen, weil ihr
ſonft der auf dem Bahngelände ſtehende
Lagerſchuppen aufgekündigt worden
wäre. — Eine Dresdener Speditions-
firma beſitzt u. a. auf einem von der
Reichsbahn gemieteten Bahngelände
einen Schuppen Das Gelände wurde
ihr im Sommer v. Is. kurzfriſtig gekün-
digk mit der Aufforderung, es ohne Bau-
lichkeiten zu übergeben, d. h. ſie ſollte
den ihr errichteten Schuppen bis zur Be-
endigung des Mietverkrages abbrechen.
Der Hinweis, daß der Schuppen aus-
ſchließlich zur Verladung von Bahngü-
tern benuht wurde, und die Uebergabe
weitere weſenklicher Transporte, die bis-
her mik dem Kraftwagen befördert wur-
den, in die Reichsbahn, hat jetzt einen
Aufſchub der Kündigungen um ein Jahr
zu erwirken vermocht. — Ein Unterneh-
men in Beutha hat auf dem Bahnhof
Seelze einen bahneigenen Schuppen ge-
pachlet. Die Firma iſt von der Reichs-
bahn gezwungen worden, ab Seelze künf-
tig nur noch mit Waggon zu verladen,
weil ſie ſonft den für ſie lebensnotwendi-
gen Schuppen verlieren würde. — Eine
Münchener Speditionsfirma iſt gezwun-
gen worden, in Liquidation zu treten, da
eine Lokomotivfabrik als Haupkgeſell-
ſchaft der Firma von der Reichsbahn
8 wurde, ihren Anteil zurück-
zuziehen.
Wir müſſen endlich von den verantk-
wortlichen Stellen eine klare Auskunfl
verlangen, ob ſie einen derartigen Miß-
brauch billigen! Wir verbitten uns aber
von vornhetein, die heuke ſo beliebken
Dementi, hinter denen ſich nur neue Lü-
gen verbergen. Schließzlich iſt der ge-
waltige Belrieb der deutſchen Reichs-
bahn aus der Arbeil des deulſchen Vol-
kes geſchaffen, wenn man es auch ver-
ſtanden hat, dieſe Werke an das interng
tionale Kapikal zu verſchachern, ſo iſt
doch das deutſche Volk heuke nichk mehr
gewillt, von dem ihm geraubten Betrieb
die noch verbliebene ſelbſtändige Wirt-
ſchaft völlig zerſtören ſ laſſen. Die Lei-
ter der Reichsbahn ſollten ſich bewußt
ſein, daß auch ſie — wir wollen es
wenigſtens noch annehmen, wenn auch
ihr Berhalken dagegen ſpricht — in er-
ſier Linie Deutſche ſind, was ſich aller-
dings mit dem Poſten als Beitreiber der
——— ꝛ— nicht gut vereinbaren
äßt.
Teja:
Unſer Gegner, namenklich die Gewerk-
ſchaften aller Richtungen, koben wie wild,
ſeitdem wir uns an den Betriebswahlen betei
ligt haben. Ihre Argumenkationen, die bald
väterlich-wohlwollend, bald wütend-gereizt ſind,
ſind ſtändig die gleichbleibenden: Politik habe
im Bekrieb nichks zu ſuchen, es gelke lediglich
die wirkſchaftlichen Belange der Arbeitnehmer
wahrzunehmen, die zu wahren — und das iſt
der BHaupttreffer! ſtehe ſelbſtverſtändlich“
allein nur den Gewerkſchaften zu. Die Na-
kionalſozialiſten nähmen es außerdem mit der
Vertretung der wirkſchaftlichen Intereſſen der
Arbeiknehmer überhaupk nicht ernſt, ſondern ver-
ſuchen lediglich unker ihnen „polikiſche Geſchäfke“
zu machen. Selbſtverſtändlich! ſind die Nazis
— darin ſind ſie ſich alle einig — ausgemachte
Gewerbkſchaftszerſtörer die alles in Grund
und Boden ſchlagen wollen.
Mit dieſer Karl-May-Phantafie ziehen alſo
— wie ſchon geſagt — die Gewerkſchaften ſeit
Jahr und Tag gegen uns zu Felde. Dabei iſt
es merkwürdig, feſtzuſtellen, daß ſie Weſenkliches
durch dieſe Taktik nichk erreicht haben. Im
Gegenteil: Eine Aufſtellung aller unſerer Be-
triebszellenwahl⸗Erfolge ſeik zwei bis drei Jahren
dürfke den unzweifelhaften Beweis erbringen,
daß es ſich bei uns um eine aufſteigende Linie
der Erfolge handelt. Worin liegt alſo des Pu-
dels Kern?
Zunächſt iſt es eine Selbſtverſtändlichkeit,
daß wir uns nie und nimmer vom Gegner das
Geſeß unſeres Haͤndelns dikkieren laſſen. Wenn
wir uns alſo im Bekrieb mik eigenen Liſten bei
den Wahlen beteiligen — und das gehk an die
Adreſſe der marxiſtiſchen Gewerkſchaften —,
dann hat das ſeine gewichligen Gründe. Dieſe
Gründe zu erraten iſt nicht ſchwer. Die mar-
riſtiſch organiſterken Gewerkſchaftsmikglieder —
die immerhin Anfang 1930 rund 4948 000 zäh-
ten — werden durch eine, mik Hauk und Haaren
an die SPD. verſchriebene Gewerkſchaftsfüh-
rung ſeit Jahr und Tag vor den Karren der
erfüllungsfreudigen SPO. Politik geſpannt, die
ſich zum enkſehlichen Schaden des Volkes aus-
wirkt. Gerade die letzte Reichstagswahl hat
eindeutig bewieſen, wie die maßgebenden Spif-
zen der freien Gewerkſchaften offen zur
Stimmenabgabe für die ſozialdemokraliſche Liſte
aufgeforderk haben. Es iſt deshalb ein leeres
Gerede, wenn die Marxiſten behaupken, ihre
gewerkſchafkliche Betätigung erſtrecke ſich nur
auf die wirkſchafkliche und ſonſtige Beſſerſtellung
der Arbeitenden im Betrieb — in Wahrheit
kreiben ſie in ihrer offiziellen Politik unver-
hohlene Propaganda für die Young-SPD.
und legen es bei den Betriebsratswahlen darauf
an, möglichſt die ganze Belegſchafk für den Er-
füllungswahnſinn — der gleichbedeutend mit
der ſtändigen weiteren Verelendung der Arbei-
tenden iſt — zu gewinnen. Dieſen offenen
Volksverrat, das arbeſtende Volk immer tiefer
in die Verzweiflung zu ſtürzen, können wir Na-
lionalſozialiſten nie und nimmer dulden! Es iſt
hier unſere Pflichk, dem Gegner in den Arm
zu fallen und ſeinem Treiben im Betrieb ein
Ende zu machen. Deshalb ſind wir felb-
ſtändig auf den Plan gekreten und werden
das auch — allerdings ſehr zur Wut der Mar-
xiſten — weiterhin kun. Daß wir dabei nie
die foziale und fonſtige Vertretung der Arbeit-
nehmer im Bekrieb vergeſſen haben, beweiſt
ſchen Gewerkſchaftspreſſe, ſondern der ſteigende
Erfolg unſerer Liſten
Die chriſtlich-nationalen Gewerkſchaften ſind
uns ebenfalls darüber gram, daß wir frog ihrer
betonken „nationalen Zuverläſſigkeit! hier und
dort ſelbſtändig vorgehen. Man findek das
„nichk richtig”. Wir wollen jetzt nicht darüber
rechten (das ſoll an anderer Stelle geſchehen),
wie weit die „natktionale Zuverläffigkeit” in
Einklang mit der zeitweiſen aktiven Unkerſtützung
des heukigen Syſtems zu bringen iſt, das doch
beſtimmt nie in der Lage iſt, die ſoziale Frage,
auch nicht im beſcheidenen Ausmaße zu löfen.
Man überlaſſe es alſo getroſt unſerer jeweiligen
Taktik, ob wir ſelbſtändig vorgehen oder es für
angebrachk haͤlten, unſere Kandidaten auf die
Gewerkſchafksliſten zu ſetzen. Kichkſchnur für
unſere Arbeit wird ſteks und immer das Wohl
der Arbeikenden ſein und ferner Unduldſamkelt
gegen jede Politik im Betrieb, die zum Schaden
des Volkes ausmündet.
Deshalb iſt es höchſte Zeit, daß ein neuer
Geiſt in die Betriebsratszimmer einzieht, der
alles Morſche und Alte, alle Verräter und Be-
krüger hinwegfegt.
„... auf Grundeis!“
In den Betrieben der ſtädkiſchen
Straßenbahn finden in den nächſten Ta-
gen Betriebsratswahlen ſtakk. Den ro-
fen Genoſſen iſt es ob ihrer Sünden
während der vergangenen Jahre etwas
bänglich. Es iſt auch ihnen langſam
aufgefallen, daß die Straßenbahner die
Methoden ſoziaͤldemokrakiſcher Betriebs-
räte durchſchaͤut haben.
Um nun die Belegſchaft von den eige-
nen Sünden abzulenken, ſcheut ſich der
Bekriebsrat nichi, aus der vertraulichen
Aufſichtsrats Sitzung heraus Anfragen
der nationalſozialiſtiſchen Stadträte entk-
ſtellt und unwaͤhr zu verbreiten.
Man will den Straßenbahnern vor-
machen, die Nationalſozialiſten hätken
Anträge geſtellt, das Perſonal mit noch
ſtrengeren Verhaltungsmaßregeln zu be-
glücken und neue „Höflichkeitsvorſchrif-
fen“ auszugeben. Wir müſſen demge-
genüber feſtſtellen, daß unſere Verkreker
lediglich die Anfrage nach dem Vorhan-
denſein ſolcher Vorſchriften geſtellk haben
und heuke nach Einſichtnahme feſtſtellen
4 daß dieſe wirklich ausreichend
ind.
Straßenbahner, laßt Euch nichl irre
machen!
Seit Jahrzehnken hat man Euch vor-
gelogen, die Sozialdemokralie könne
allein die Arbeiter vertreten. Wir ha-
ben es hier in Heidelberg zur Genüge er-
lebt, daß dieſe marxiſtiſchen Bonzen un-
4* ſind, die Verkretung der Arbeiter-
chaft zu übernehmen.
Heute verſuchen ſie nun, die Mitglie-
der d. Aufſichksrats, die nicht einſeitig die
Intereſſen der Geſellſchaft, ſondern eben-
ſo die der Belegſchaft verkreken wollen,
durch Berleumdungen und Lügen ſchlecht
zu niachen. Wie muß doch der wertvollſte
Körperteil dieſer Herren vor lauter Angft
auf Grundeis gehen! Straͤhenbghyer,
ebt auf dieſe Schwindeleien die richtige
nkwort. Kommt in die Straßenbahner-
verfammlung, Freitag, den 27. Ma
abends — „Stadt Bergheim“ 4
Inſerat } D. Red.)
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Es iſt ein alkbeliebtes Mittel der
„Maßgebenden Stellen“, ein Problem,
das fie nicht löfen können oder wollen,
einer Kommiſſion in die Hände zu drük-
ken, wo es dann ſo lange von hervorra-
enden Wiſſenſchaͤfklern und Sachver-
ſtändigen hin und her gewälzt wird, bis
entweder 3eitablau; mit Gewalt andere
Verhältniffe geſchaͤffen hat, oder bis die
Neunmal Klugen einen wiſſenſchaftlichen
Kompromiß gefunden haben, der zwar
chön und für den Mann aus dem Volke
unverſtändlich geſcheit formulierk iſt, der
auch den Prinzipien der auftraggebenden
ſchwarzroten Regierungsgewalten in kei-
Her Weiſe zu nahe Iritf, der aber an dem
Lbel, das befeitigt werden foll, nicht das
Geringſte ändert.
Einer ſolchen Kommiſſion ſind auch
ie bedauernswerteſten unſerer deutſchen
Vollisgenoffen die 5 Millionen Erwerbs-
lofen zum Opfer gefallen. Etwas mußte
doch gegen diefes Elend gejchehen, und,
da die Bejeitigung der Urfachen gleich-
zeitig das Syſtem befeitigen hieße, glaubt
man, mit der Einſetung der Koͤmmiſſion
genug getan zu haben. Man kann ſich
b bequem die Hände in Unfchuld waſchen,
denn man hat doch alles gelan was bei
den ‚gegebenen Berhältnifjen’ möglich iſt
Ind braucht für ſich nichis zu fürchten,
enn wehe der Kommiſſton, die es wa-
gen würde, wider den Stachel zu löcken
end zu behaupken, die Erfüllungspolikik,
die wahnfinnigen Tribute vder die ſeit
ber einem Jaͤhrzehnt getriebene mar-
tiſtiſche Verſchwendung ſeien an dem
Eiend ſchuld/ wehe der Kommiffion, die
die Waͤhcheit jagen wiürde, das Repu-
blikichußgejeß würde den „Sachverftän-
digen! * Staatsraiſon beibringen.
Was wird wohl die Kommiſſion be-
Ichließen? Sie wird zweifelloS 3u der
gankiſchen Erkenntnis kommen, unſer
@Ie_l}b ſei auf die Wirtſchafkskriſe zurück-
3uführen und, da dieſe Kriſe ja die ganze
gelt betroffen habe, ſei es wohl zweckmä-
ig, eine Weltkommiſſion einzuſetzen.
Jedenfalls wird man es auch für not-
Wendig anſehen, ein neunkes Schuljahr,
Dielleicht auch ein zehnſemeſtriges Pflicht-
tudium einzuführen. Man wird auch
Weifgehende Arbeitszeitkürzung vorſchla-
gen und ähnliche Mähchen und mit fre-
cher Stirn behaupten, durch ſolche Maß-
Nahmen würde die Arbeitslofigkeit be-
feitigt.
Man ſoll aber nichk glauben, daß das
Bolk auf diejen Schwindel hereinfällt.
Die Arbeitslofigkeit wird nicht dadurch
ejeitigt, daß man denjenigen, die ſeit
ahren feiern, Arbeit gibt, dieſe aber
©N anderen, die noch Arbeit haben, weg-
Nimmt, auch nicht dadurch, daß man
en Teil der Bedauernswerten in die
DHule fchickt, um fie von den Stempel-
ü man die Erwerbsloſen Staatspen-
Onäre und die Erwerbsloſenfürſorge
Serficherung nennt * Krämpfe
ANdern nichts an der Tatjache, daß für
illionen arbeitsfähige Deutſche keine
2* vorhanden ift und daß die Aot
* beſeitigt werden kann. wenn für
4* Menſchen Arbeit geſchaffen wird.
le aber will das Reich — ſprich, die
Darzrote Reichstegierung Arbeit
affen, wenn es erfüllen will um je-
en Preis? Wie will Deutſchland feine
—— — beſchäftigen, wenn es
* Tranzöfijche, bis an die Zähne bewaff-
4 QMilitärarmee unterhalten will? Wie
4 Deulſchland feinem Bolk Brot ge-
N, wenn es die Schulden der ganzen
— —
Lrr Brüning ſetzt all ſeinen Ehrgeiz
** erſt zu erfüllen, dann nochmals zu
24 * und, wenn das Erfüllen Schwie-
e * macht eine Kommiſſion einzu-
je die Schwierigkeiten mit Sprü-
* — daz deutſche Volk aber hat
H Sprüche gehört, es ruft nach
* ann, der dem Uebel an die Wur-
geht, der radikal Ordnung ſchafft in
Deutſchland und der, weil er mit den
ſchwarzroten Schmarotzern nicht durch
gemeinſame Verbrechen verfilzt iſt, auch
Ordnung kann.
Dann werden auch Schmierfinken zur
Rechenſchaft gezogen vom Schlage der-
jenigen, die bor kurzem im ſozialde-
mokratiſchen „Montag Worgen! ſchrie-
ben, durch die Errechnung einer Erwerbs-
loſenziffer von 5 Millionen ſei „ſozuſa-
gen die Waſſerſcheide zwiſchen noch er-
kräglichem Pech und ſchon unerträglicher
Sefahr“ erreicht. 49 Millionen Er-
werbsloſe ſind alſo ein „noch erkrägliches
Pech“. Die hungernden deutſchen Ar-
beiter wiſſen alſo, woran ſie ſind, es iſt
mit ihrem Elend wirklich nichk ſo ſchlimm,
wie ſie immer kun, ſie haben eben mal
Pech gehabt. Das ſagt eine ſozialdemo-
krakiſche Zeitung und man tut gut da-
ran, dies nicht zu vergeſſen. Der Schrei-
ber dieſer Gemeinheit möge ſicher ſein,
* auch er einmal „Pech haben wird
und zwar dann, wenn in Deutſchland
wieder einmal Deukſche regieren wer-
den. — Dr. S.
Reilnnerrꝛt
Nachdem die einmükige Empörung
der Oeffentlichkeit der Reichsbahngejell-
ſchaft einen Skrich durch den Monopol-
ſchacher mit Schenker und Cohnſorken
gemachk hat, geht man nun dazu über
einen Kleinkrieg gegen das Spe-
dilionsgewerbe
zu führen. Die rechtliche Möglichkeit
dazu hat die Reichsbahn durch Kündi-
gung der Bahnſchuppen, Anſchlußgleiſe
ujw., dieſe Terrormaßnahmen, die bisher
von der Reichsbahn beſtrikten wurden,
werden täglich durch Mitteilungen aus
den Kreiſen der Spedikeure erhöht. —
Aus der Fülle der unvertrelbaren Kampf-
maßnahmen einige Beiſpiele.
Einer Spedifionsfirma in Hamburg
iſt der auf bahneigenem Gelände gelegene
Güterſchuppen aufgekündigt worden,
weil ſie ſich in größerem Amfange mit
Autotransporten beſchäftigt habe. —
Einem Spediteur aus Fürth i. B. iſt
von der Reichsbahndirekkion Nürnberg
im vergangenen Monak das Anſchluß-
gleis mit der gleichen Begründung ge-
ſperrt worden. — Eine Nürnberger Fir-
ma wurde von der zuſtändigen Reichs-
bahndirekkion gezwungen, ihren Laft-
kraftwagenverkehr einzuſtellen, weil ihr
ſonft der auf dem Bahngelände ſtehende
Lagerſchuppen aufgekündigt worden
wäre. — Eine Dresdener Speditions-
firma beſitzt u. a. auf einem von der
Reichsbahn gemieteten Bahngelände
einen Schuppen Das Gelände wurde
ihr im Sommer v. Is. kurzfriſtig gekün-
digk mit der Aufforderung, es ohne Bau-
lichkeiten zu übergeben, d. h. ſie ſollte
den ihr errichteten Schuppen bis zur Be-
endigung des Mietverkrages abbrechen.
Der Hinweis, daß der Schuppen aus-
ſchließlich zur Verladung von Bahngü-
tern benuht wurde, und die Uebergabe
weitere weſenklicher Transporte, die bis-
her mik dem Kraftwagen befördert wur-
den, in die Reichsbahn, hat jetzt einen
Aufſchub der Kündigungen um ein Jahr
zu erwirken vermocht. — Ein Unterneh-
men in Beutha hat auf dem Bahnhof
Seelze einen bahneigenen Schuppen ge-
pachlet. Die Firma iſt von der Reichs-
bahn gezwungen worden, ab Seelze künf-
tig nur noch mit Waggon zu verladen,
weil ſie ſonft den für ſie lebensnotwendi-
gen Schuppen verlieren würde. — Eine
Münchener Speditionsfirma iſt gezwun-
gen worden, in Liquidation zu treten, da
eine Lokomotivfabrik als Haupkgeſell-
ſchaft der Firma von der Reichsbahn
8 wurde, ihren Anteil zurück-
zuziehen.
Wir müſſen endlich von den verantk-
wortlichen Stellen eine klare Auskunfl
verlangen, ob ſie einen derartigen Miß-
brauch billigen! Wir verbitten uns aber
von vornhetein, die heuke ſo beliebken
Dementi, hinter denen ſich nur neue Lü-
gen verbergen. Schließzlich iſt der ge-
waltige Belrieb der deutſchen Reichs-
bahn aus der Arbeil des deulſchen Vol-
kes geſchaffen, wenn man es auch ver-
ſtanden hat, dieſe Werke an das interng
tionale Kapikal zu verſchachern, ſo iſt
doch das deutſche Volk heuke nichk mehr
gewillt, von dem ihm geraubten Betrieb
die noch verbliebene ſelbſtändige Wirt-
ſchaft völlig zerſtören ſ laſſen. Die Lei-
ter der Reichsbahn ſollten ſich bewußt
ſein, daß auch ſie — wir wollen es
wenigſtens noch annehmen, wenn auch
ihr Berhalken dagegen ſpricht — in er-
ſier Linie Deutſche ſind, was ſich aller-
dings mit dem Poſten als Beitreiber der
——— ꝛ— nicht gut vereinbaren
äßt.
Teja:
Unſer Gegner, namenklich die Gewerk-
ſchaften aller Richtungen, koben wie wild,
ſeitdem wir uns an den Betriebswahlen betei
ligt haben. Ihre Argumenkationen, die bald
väterlich-wohlwollend, bald wütend-gereizt ſind,
ſind ſtändig die gleichbleibenden: Politik habe
im Bekrieb nichks zu ſuchen, es gelke lediglich
die wirkſchaftlichen Belange der Arbeitnehmer
wahrzunehmen, die zu wahren — und das iſt
der BHaupttreffer! ſtehe ſelbſtverſtändlich“
allein nur den Gewerkſchaften zu. Die Na-
kionalſozialiſten nähmen es außerdem mit der
Vertretung der wirkſchaftlichen Intereſſen der
Arbeiknehmer überhaupk nicht ernſt, ſondern ver-
ſuchen lediglich unker ihnen „polikiſche Geſchäfke“
zu machen. Selbſtverſtändlich! ſind die Nazis
— darin ſind ſie ſich alle einig — ausgemachte
Gewerbkſchaftszerſtörer die alles in Grund
und Boden ſchlagen wollen.
Mit dieſer Karl-May-Phantafie ziehen alſo
— wie ſchon geſagt — die Gewerkſchaften ſeit
Jahr und Tag gegen uns zu Felde. Dabei iſt
es merkwürdig, feſtzuſtellen, daß ſie Weſenkliches
durch dieſe Taktik nichk erreicht haben. Im
Gegenteil: Eine Aufſtellung aller unſerer Be-
triebszellenwahl⸗Erfolge ſeik zwei bis drei Jahren
dürfke den unzweifelhaften Beweis erbringen,
daß es ſich bei uns um eine aufſteigende Linie
der Erfolge handelt. Worin liegt alſo des Pu-
dels Kern?
Zunächſt iſt es eine Selbſtverſtändlichkeit,
daß wir uns nie und nimmer vom Gegner das
Geſeß unſeres Haͤndelns dikkieren laſſen. Wenn
wir uns alſo im Bekrieb mik eigenen Liſten bei
den Wahlen beteiligen — und das gehk an die
Adreſſe der marxiſtiſchen Gewerkſchaften —,
dann hat das ſeine gewichligen Gründe. Dieſe
Gründe zu erraten iſt nicht ſchwer. Die mar-
riſtiſch organiſterken Gewerkſchaftsmikglieder —
die immerhin Anfang 1930 rund 4948 000 zäh-
ten — werden durch eine, mik Hauk und Haaren
an die SPD. verſchriebene Gewerkſchaftsfüh-
rung ſeit Jahr und Tag vor den Karren der
erfüllungsfreudigen SPO. Politik geſpannt, die
ſich zum enkſehlichen Schaden des Volkes aus-
wirkt. Gerade die letzte Reichstagswahl hat
eindeutig bewieſen, wie die maßgebenden Spif-
zen der freien Gewerkſchaften offen zur
Stimmenabgabe für die ſozialdemokraliſche Liſte
aufgeforderk haben. Es iſt deshalb ein leeres
Gerede, wenn die Marxiſten behaupken, ihre
gewerkſchafkliche Betätigung erſtrecke ſich nur
auf die wirkſchafkliche und ſonſtige Beſſerſtellung
der Arbeitenden im Betrieb — in Wahrheit
kreiben ſie in ihrer offiziellen Politik unver-
hohlene Propaganda für die Young-SPD.
und legen es bei den Betriebsratswahlen darauf
an, möglichſt die ganze Belegſchafk für den Er-
füllungswahnſinn — der gleichbedeutend mit
der ſtändigen weiteren Verelendung der Arbei-
tenden iſt — zu gewinnen. Dieſen offenen
Volksverrat, das arbeſtende Volk immer tiefer
in die Verzweiflung zu ſtürzen, können wir Na-
lionalſozialiſten nie und nimmer dulden! Es iſt
hier unſere Pflichk, dem Gegner in den Arm
zu fallen und ſeinem Treiben im Betrieb ein
Ende zu machen. Deshalb ſind wir felb-
ſtändig auf den Plan gekreten und werden
das auch — allerdings ſehr zur Wut der Mar-
xiſten — weiterhin kun. Daß wir dabei nie
die foziale und fonſtige Vertretung der Arbeit-
nehmer im Bekrieb vergeſſen haben, beweiſt
ſchen Gewerkſchaftspreſſe, ſondern der ſteigende
Erfolg unſerer Liſten
Die chriſtlich-nationalen Gewerkſchaften ſind
uns ebenfalls darüber gram, daß wir frog ihrer
betonken „nationalen Zuverläſſigkeit! hier und
dort ſelbſtändig vorgehen. Man findek das
„nichk richtig”. Wir wollen jetzt nicht darüber
rechten (das ſoll an anderer Stelle geſchehen),
wie weit die „natktionale Zuverläffigkeit” in
Einklang mit der zeitweiſen aktiven Unkerſtützung
des heukigen Syſtems zu bringen iſt, das doch
beſtimmt nie in der Lage iſt, die ſoziale Frage,
auch nicht im beſcheidenen Ausmaße zu löfen.
Man überlaſſe es alſo getroſt unſerer jeweiligen
Taktik, ob wir ſelbſtändig vorgehen oder es für
angebrachk haͤlten, unſere Kandidaten auf die
Gewerkſchafksliſten zu ſetzen. Kichkſchnur für
unſere Arbeit wird ſteks und immer das Wohl
der Arbeikenden ſein und ferner Unduldſamkelt
gegen jede Politik im Betrieb, die zum Schaden
des Volkes ausmündet.
Deshalb iſt es höchſte Zeit, daß ein neuer
Geiſt in die Betriebsratszimmer einzieht, der
alles Morſche und Alte, alle Verräter und Be-
krüger hinwegfegt.
„... auf Grundeis!“
In den Betrieben der ſtädkiſchen
Straßenbahn finden in den nächſten Ta-
gen Betriebsratswahlen ſtakk. Den ro-
fen Genoſſen iſt es ob ihrer Sünden
während der vergangenen Jahre etwas
bänglich. Es iſt auch ihnen langſam
aufgefallen, daß die Straßenbahner die
Methoden ſoziaͤldemokrakiſcher Betriebs-
räte durchſchaͤut haben.
Um nun die Belegſchaft von den eige-
nen Sünden abzulenken, ſcheut ſich der
Bekriebsrat nichi, aus der vertraulichen
Aufſichtsrats Sitzung heraus Anfragen
der nationalſozialiſtiſchen Stadträte entk-
ſtellt und unwaͤhr zu verbreiten.
Man will den Straßenbahnern vor-
machen, die Nationalſozialiſten hätken
Anträge geſtellt, das Perſonal mit noch
ſtrengeren Verhaltungsmaßregeln zu be-
glücken und neue „Höflichkeitsvorſchrif-
fen“ auszugeben. Wir müſſen demge-
genüber feſtſtellen, daß unſere Verkreker
lediglich die Anfrage nach dem Vorhan-
denſein ſolcher Vorſchriften geſtellk haben
und heuke nach Einſichtnahme feſtſtellen
4 daß dieſe wirklich ausreichend
ind.
Straßenbahner, laßt Euch nichl irre
machen!
Seit Jahrzehnken hat man Euch vor-
gelogen, die Sozialdemokralie könne
allein die Arbeiter vertreten. Wir ha-
ben es hier in Heidelberg zur Genüge er-
lebt, daß dieſe marxiſtiſchen Bonzen un-
4* ſind, die Verkretung der Arbeiter-
chaft zu übernehmen.
Heute verſuchen ſie nun, die Mitglie-
der d. Aufſichksrats, die nicht einſeitig die
Intereſſen der Geſellſchaft, ſondern eben-
ſo die der Belegſchaft verkreken wollen,
durch Berleumdungen und Lügen ſchlecht
zu niachen. Wie muß doch der wertvollſte
Körperteil dieſer Herren vor lauter Angft
auf Grundeis gehen! Straͤhenbghyer,
ebt auf dieſe Schwindeleien die richtige
nkwort. Kommt in die Straßenbahner-
verfammlung, Freitag, den 27. Ma
abends — „Stadt Bergheim“ 4
Inſerat } D. Red.)