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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 23/24 - Nr. 31 (1. April - 29. April)
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— Jodrg. 1/ Mr. 23/24


44


ach längerer Pauſe ſprach Adolf
Sitler in einer überfüllten Mafjenkund-

ebung in München über Weſen und
Sinn der nakionglfozialiſtiſchen Politik.

Er beantwortete zunächft die Frage
des Tages, die heute viele Nationaljozia-
liſten und Freunde unjerer Bewegung
außerordentlich bewegt: ob die Natio
_ nalfozialiftijche Bewegung und die heute

nit ihr meht oder weniger liiert gehen-
den Parteien ſich auf dem richtigen
ege befinden, ob.ihre politiſche
Saltung, die fie bejonders im
%eicbßtag einnehmen, wirk-
lich zwecmäßig ift, ob ein Er-
Tolg daraus erwachfen wird,
er ob. nicht am, Ende vielleicht, wenn
Ach nur aus faktijhen Rückfichten her-
Lus, einanderer Weg richliger oder
zweckmäßt er wäre. ; —
_ Hitler ?fibrt ſeine Hörer zum Ver-
Tändnis der heutigen Politik der NS.-
DAP. in die große Linie hinein, indem
<r an das Jahr 1918 erinnert, wo Millio-
Hen Menſchen nicht den inneren Zuſam-
ſehen, fondern zunächſt nur
en a}xßeren‚ der für viele überhaupk nur
als ein militärijcher erjcheinf, waͤhrend
Dieder andere in der Revolutfion den
derantwortlichen Faktor für den Zuſam-
Menbruch wiitern ohne ſich im Klaren
rüber zu ſein, daß ſogarxdie Re-
Dolufion nur eine Folgeer-
einungdavon geweſenwar.
1918 hatte das Deutjche Bolk nicht etwa
auf ſeine Wehrhaftigkeit an ſich Verzicht
geleiftet, ſondern auf das Recht ſeiner
Entwiclilung in der Zukunft.

Yeberall, wo Menſchen exiſtieren, gibt
es nur eine
Rechlavertrelung aus eigener Kraft

zotz Völkerbund und internationalen
Anpentikeln und internationalen Soli-
aritats Aeußerungen.
* ‚Auch heute iſt es nicht anders: vom
Rapifalijtijdhen Staat des Weſtens bis
| 3üum bolſchewiſtiſchen Staat des Oſtens
* es nirgends einen Zweifel darüber,
daß das primitivſte Selbſtbehauptungs-
Echt wertloͤs ift, wenn es nicht durch die
Agene 24 vertreten und ver-
ochten wird.

Venn ein Volk darauf Verzicht lei-
ket fein Recht in eigener Perjon zu ver-
| ſondern auf andere bhofft, auf

Denf, die Volſchaͤfler⸗Konferenz, inker-
?0 ionale Bereinigungen, Kulkurgewif-

Cn, dann iſt ein ſolches Bekenninis zum
Recht eben ſinnlos — und da-
8 war es lächerlich, wenn man vom
ghre 1918 ab überhaupt. noch an ein
echt auf die Deulſche Zukunft zu glau-

' ‘bg_“ vorgab. Dann mußle man im Augen-
a‘d" der Proklamation einer nenen
* — — diefet erft rechi erhoͤhte
taff geben, und je mehr dieſe Staats-
rm im Gegenſaß ſtehen ſollte zum
Deſtlichen Kapitalismus, um {o mehr war
i Nofwendig, dieſen behauptungsweiſe
Mialiſtiſchen Staak mit Eijen und Stahl
38 umpanzern, um ihn vor denen zu

. n‘g‘lßen. die fünf Jahre vorher ſchon den

©n Rkapitaliftijchen Staal zerkrůmmern
ollten
2 als wir nun 1918 dieſe Behaup-
all g aufffellten, da hallen wir damals
Ö es gegen uns. Ebenſo wie in den Jah-
©R 1919 bis 1923, wo wir genau wie
, ‘pllfe dauernd bekundelen, daß dieſe
x* in nicht$ anderem enden konnte
j nur in Elend, Not und ewigen Zu-
ammenbrüchen.
einDa$ eine iff klar: Deutihland wird
in“ef Verſchlechkerung ſeines Schickfal3,
* Les entgegen den Prophezeiungen
— von. links und
5* hineingetaumelt iſt, nur dann ent-
hen, wenn es wieder lernt, ſeine
— — — aus eigener
84— mitden Mittelnzu ver-
efen, die heufe einmal gül-
* für dieſe Fragen. Und
* f heute gar nicht mehr ein Problem
tül militäriſchen oder techniſchen Aus-
4 UNg, ja nicht einmal mehr der Organi-
240n unfjerer ſogenannten „Streitkräf-
* 2 der inneren Mobiliſierung
d deulichen Menfjchen für den Zwedk,
* ** es uns nicht gelingt, aus die-
n der Parkeien, Stände
* alfen, Konfefftouͤen und Meltan-
— wieder den Wenſchen her-
*— * en, dann iſt alle Hoffnung ver-
ch, daß wieder eine einzig große


Rechtsvertretung gegenüber der Well ge-
ſchaffen wird, ein Thp, der für ſein Recht
eintritt, und dieſes der Welt gegenüber


eine Frage der Ueberwindung deſſen,
was die Lebensgrundlage unſerer heuli-
gen Parteien abgibl.

Wenn nun eine Bewegung kommt,
die feierlichſt
das Ende der Klaſſen
proklamiert, dann ſind es die Parkeien,


Selbſterhaltung willen gegen dieſe neue
Bewegung Froͤnt machen. Seit 12 Jah-
ren können wir nun ſehen, daß in Wirk-
lichkeit die ſcheinbar niemals zuſammen-
kommenden Parteien unſerer Gegner
eins ſind im Kampfe gegen


Parteiz ſie fühlen alle gemeinſam ihre


fort zuſammen. In dem Augenblick hö-
ren ſie auf, in erſter Linie Vertreker poli-
kiſcher Inkereſſen, induſtrieller Inkereſſen,
Vektreter der Bankintereſſen, von evan-
geliſchen u. katholiſchen Inkereſſen zu ſein,
in dem Augenblick ſind ſie nur Verkreker
des Kampfes um ihre Grundinkereſſen,
und die heißen Klaſſenſtaat, Klaſ-

ſenſpalfung.
Wir ſagen: Ueberwindung des
Klaſſenſtaates! Und die anderen:

wir leben davon!

Die eine Partei ſagt: Wir ſind
fromm, wir glauben zu jeder Skunde an
Golt und ſind chriſtlich, gut katholiſch.
Partei ſagt: Wir ſind
ankichriſtlich, atheiſtiſch, zentraliſtiſch —


im Kampfe um die Erhaltung der Le-
bensgrundlagen der beiden Gruppen.
Man kann fehen, wie ſie gegenſeitig nä-
her aneinanderrücken, ſich verſtehen und
ſchäten lernen, ſich hochachken lernen
und endlich in einer breiten Fronk from-
me Diener und Revolulionäre zugleich
ſind. Wenn die Slunde komml, da die
iehten Klaſſenintereſſen bedroht ſind
ſſiehe Braunſchweig) dann. finden ſie ſo-


der find eins.

Mit anderen Worten: Die Deulſche
Volkspartei hat ihr Programm nach in-
nen: Erhaltung ihHres Partei-
apparates. Aach außen: Erhalkung
der Wirtſchaft. Mit dem Molto: „Er-
haltung der Wirtſchaft! köderk man die
Wählet zugunſten der Erfüllung des In-
nenprogramms „Erhaltung der Partei”.

Das Innenprogramm der Sozialdemo-
kralie heißt: „Erhaltung der Parfei“.,
Nach außen: Reltung des deukſchen Ar-
beiters! Mit der „Rettung des deulſchen


die Parkei dem inneren Programm ge-
mäß zu erhalten. Man muß aber dem


Programm arbeiten. Deshalb unterſucht
man im Reichstag genau die Punktke, wie
weil man zuſammengehen kann, und
wenn ein Moment kommt, der für eine
Seite nicht erkräglich iſt, ſo hal man fol-
gendes Syſtem entwickell: Komml et-
was, was für die Linke unannehmbar iſt,


würde, dann macht es die Rechke. Kommt
aber etwas, was für die Rechle unan-
nehmbar wäre, weil das ihre Wähler
nicht mehr begreifen könnken, dann machf

das die Linke-

In jedem Falle rettet man ſich durch
eine ſolche amloſigkeit erſt recht, in-
dem man ſagt: wir haben dieſe Gemein-
heit nicht mikgemacht, das haben die an-
deren gemachit Und das nächſte Mal ſa-
gen die anderen zu ihren Mählern: Seht
her, wir haben das nicht getan, die da
drüben waren es!

Auf dieſe Weiſe werden die Klaſſen
geradezu in Wut gegeneinander ge-
peikſcht. Aber die Wul läßt in dem
Maße nach in dem ſich die Kilometer-
zahl nach Berlin verringert. Im Reſtan-
rant und im Club verſchwindet ſie voll-
ſtändig. Und je mehr die Kilometerzahl
von Berlin weg wächſt, deſto mehr wird
die Bayeriſche Volkspartei wieder baye-
riſch, wird der eine wieder abſoluter
Wirkſchaftsmann und der andere wieder
Prolet. Er ſpricht wieder zu ſeinen Maſ-
e

n.
Seit 12 Zahren hal man mit dieſem
Spiel operiert, und dieſe Möglichkeit

werden wir den Herren zerſchlagen. Wir
werden auf eine klare Enkſcheidung hin-
drängen: Ihr regiert mit den anderen im
Falle A — ihr müßt miteinander auch
regieren im Falle B! Auch das, was
euch nicht paßt, müßt ihr machen, und
wenn ihr jetzt noch manches Mal dieſe
Schweinerei weitertreiben könnt: die
nächſten Wahlen werden euch Pendel
der Milte ſo dezimieren, daß das nicht
mehr gehl. Auch jene einzigarkige Par-
tei, die alles kann, deren chriſtliche? Ge-
wiſſen ſo weit iſt, daß ſie mik den Mar-


ſammenzugehen vermag, werden wir
zwingen, — zu bekennen.

Dies mal hat die Sozialdemokrakie
den Panzerkreuzer hinunkergewürgt, ſie
ſagt: wir mußken es tun, Proletarier,

die Parkei ſtand auf dem Spiel.

Gewiß, wenn Deulſchland auf dem
Spiele ſteht, iſt euch das gleichgüllig, das
ſpielt keine Rolle Als im Jahre 1910,
11 und 12 ſich die Welt gegen Deutſch-
land zuſammenballke und die Zukunft des
Volkes auf dem Spiele ſtand, habt ihr
dem Keiche nichk gegeben, was es zur
Verkeidigung brauchle, weil euere
Parkei nidht auf dem Spiele
ſtand. Wäre ſtakt Deukſchland eure
Partei auf dem Spiele geſtanden, dann
hälkek ihr dem Vaterland gegeben, was
des Vakerlandes iſt. Oh, ihr erbärm-

lichen Heuchler! Wir werden euch die
Maske vom Geſicht herunkerreißen!
Und daher werden wir auch jeht un-
beirrk das Iun, was wir kraft unſerer
Stärke und, ich darf ruhig ſagen, krafl
dem Verſtändnis einer anderen Partei
heule bereils tun können, wir werden
auch in der Zukunft von Fall zu Fall
unſere politijchen Gegner zwingen, qge-
meinſam in dieſes Joch hineinzuſteigen
— ſo lange, bis ſich ihre Zahl minderll
Es kann uns dabei gar nichls irre ma-
chen. Auch hier gehen wir einen Weg,
den vielleichl mancher im Augenblich
nicht verſteht. Und jenen Zweiflern.
Handwerler und Bauer, die vielleicht


gegnen wir: Sorgkt dafür, daß die Ver-
treter eurer Landwirkſchaft und eurer In-
kereſſen in den Parlamenken zu polili-
ſchem Anſtand erzogen werden, nämlich
zu dem abſoluken Bekenntnis: ich kue das
oder jenes, aber ich kann nicht beides
zugleich tun. Gehl ihr nur auf die Er-
haltung eures Klaſſenſtaates aus, dann
fragi die Verantwortungfür
euren Klaſſenſtaat und ſehk zu,
wie ihr ferlig werdel. Es komml die
Stunde, da werden wir mit ganz legalen
Mitteln eurem Klaſſenſtaal ein Ende be-
reiten und euch mit!

Es ſteht dann dem Bürgerkum und
den bürgerlichen Parteien frei, durch
ſeinen Austritt den Reichstag befchluß-
unfähig zu machen. Und wenn ihn dann
die Sozialdemokraten auch beſchlußun-
fähig machen, dann zerfälll die innere
Seelenkoalilion, dann zerfälll euer Her-
zensbund endgüllig, und den wollt ihr
noch relten knapp bis an die Grenze des
Dritten Reiches hinein!



Im Rahmen des neuen Ausnahme-
zuſtandes, der durch die Notverordnung
des Reichspräſidenten (auf die wir an
anderer Stelle eingehen in Oeutſchland


Reichsinnenminiſter Joſeph Wirth auch

organiſationen richten (If. Frankfuxter
Zeikung. In dieſem Schreiben will er
darum bitten, alles zur Befriedigung des
öffentlichen Lebens zu kun, und die Kir-
chen deshalb erſuchen, in ihrer
Polemik gegen die Diſſidenken eine ge-
milderte Sprache zu führen, die dem
* “ der Notberordnung angepaßt
iſt.

Man fragt ſich beim Leſen dieſer
Zeilen zunächſt, welcher marziſtiſche
Diſſident es wieder ausgezeichnet ver-
tanden hal, inmikten der polikiſchen Aus-
einanderſetzungen, auch einen gehäſſigen
Seitenhieb * die chriſtlichen Kirchen
zu führen und ſtellt nachher merkwür-
digerweiſe feſt, daß es gar kein Marxiſt,
auch nicht einmal ein Vertreter einer be-
liebigen Partei, ſondern der guke Katho-
lik Wirth vom chriſtlichen Zenkrum iſt.
Dieſe Partei identifiziert ſich damik wie-
der mit jenen Kreiſen, die die Kirche
grundſätzlich ablehnen. Aus der Diſſi-
denkenbewegung iſt die ſyſtemakiſche
Kirchenaustrittsbewegung erwachſen und
deren Folgen erleben wir käglich in einer
hemmungsloſen Gottloſenpropaganda.
Als wir vor einiger Zeit an dem inneren
Ernſt der Reden des Herrn Wirkh gegen
den Kulkurbolſchewismus und die Reli-
gionshehe zweifelten und dieſen Zweifel
mit der bedingten Rückſichtnahme auf
die keineswegs religionsfreundlichen ſo-
zialdemokratiſchen Bundesgenoſſen be-
zründeken, haͤlten wir nichl geahnt, daß
uns Herr Wirkh ſelber, dieſe unſere An-
ſichk {o ſchnell beſtätigen würde.

Es iſt ein ergoͤtzliches Schauſpiel:
Statt die Kirchen aͤufzufordern, ſtrenger
gegen das Treiben der antkireligiöſen
Kreiſe einzuſchreiten und damit dem
Kultur- und Sittenverfall zu ſteuern,
ſollen ſie zur „Befriedigung des politi-
ſchen Lebens“ ihre ohnehin ſchon ſchwache
Abwehr nach Möglichkeit ganz einftel-
len. Wir haͤben noͤch nie gehört, daß im
umgekehrken Falle Zoſeph Wirth ein
gleiches Schreiben an die Adreſſe der
Kirchenaustkrittsbewegung gerichtet hat.

w.

Die heulige Ausgabe trägt bereits den

Deutſche Katholiken
gegen den Zentrumsklerus.

Eine Beſchwerde an den Papſt.

Die katholiſche Vereinigung für na-
tionale Politik hat eine auch dem Papſt
mikgeieilie Kundgebung erlaſſen, in der
Beſchwerde darüber geführt wird. daß
hohe katholiſche Geiſtliche in Oeutſchland
in wachſendem Maße zu politiſchen
Streitfraͤgen Stellung nehinen und die
nalionale Bewegung in Deutſchland
einec herabſetzenden Kritik unterziehen.
Es wird kreffend darauf hingewieſen, daß
es richt im Sinne des Zeiligen Vakers
liege, wenn ein Teil des deutſchen katho-
liſchen Klerus verſucht, eine der wirk-
ſaniſten Waſfen gegen die Volſchewi-
ſierung Meflenropas, nämlich die nalio-
nale Vewegung in Deulſchland zu zer-
ſchlagen. Arı Schluß wird betoni. daß
die in leßter Zeit gegen die nationale Be-
wegung gerichteten Biſchofsbriefe der
bisherigen Haͤltung und den bisherigen
Kundgebungen des Vatikans wider|pre-
chen und daͤran die Bitte geknüpft, die
nalionalgeſinnten Katholiken Deutſch-
lands vor Einmiſchung des Klerus in
ihren Kampf für die heiligſten Güter der
Ration zu ſchützen und auf eine durch-
greifende Enipolitiſierung innerhalb der
üatholiſchen Kirche in Deutſchland hin-
wirken zu wollen.



Die „Leipziger Volkszeilung (SP.
D.) vom 25. März gibt eine anonnme (!)
Karte inhaltlich wieder, die im Bhein-
lande ein Arbeitsinvalide erhalten haben
ſoll. 3hm und ſeinesgleichen wird da-
nach von den Nakionalſozialiſten gera-
fen, Selbſtmord zu begehen, weil ſie keine
Exiſtenzberechligung mehr hätten. Und
das Barmalblatt — dazu, hier käme
zum Ausdruck was die NSGDAP. „in
diplomakiſcher Form in ihrem Programm
es hat und ſtändig in der Oeffent-

lichkeit vertritt.“

Lügner, Berleumder und manche
2— find ſchon iange gleich-
bedeukend!


Berantwortl. f. Politik u. Lobales: Otlo Weßel,
für Feuillefon und Beilage: Arnim Bledow
für Anzeigen: Karl Cerff.
Druckerei Winker, Heidelberg.
 
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