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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 228 (30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43809#0005
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28. IsHrMttg.

Geschäftsstelle: Hauptstraße 4S
(Eingang Brunnengasse).




Auflage ca. 7500.

Heidelberger

Neuer Heidelberger Anzeiger

Zweigstelle: E. Geisendörfer
Untere Neckarstraße 17.

MssrrLagy der» 3O« SepteMOev

Eeschäsisstelle: Telephon 125.

Postzeitungsliste No. 3306»


Heidelberger Lskal-Anzesger

in

seine

C. SEU8n6ör^r

Htlsü-

vsi Verlag Cor! pkskksr.

ru-

1991.

gc-
au-

Polilisckes.

Oss Oeuebe.

M 228.

Bru-
Com-

Der Kaiser von Oesterreich nahm die
Parade über das deutsche ostasiatische Chinabataillon
ab, Officiere und Mannschaften wurden durch Deco-
rationen ausgezeichnet.

In Haiti ist eine Revolution ausge-
brochen.

ZN" Der Lokal-Anzeiger kommt in jedes Kans in Keidelberg «nd hat die größte Meröreilung in den Ortschaften der Umgebung. "WZ
Erscheint täglich Vormittags mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Preis monatlich 30 Pfg„ mit dem „Jllustrirten Sonntagsblait" monatlich 40 Pfg. incl. Trägerlohn. Durch die Post bezogen vierteljährlich 1 Mk. ohne Bestellgeld.
Anzeige«: die I fpaltige Petitzeile oder deren Raum LZ Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen bedeutend ermäßigt. Rsrlamen 30 Pfg. Gratisverbreitung durch Säulenanschlag.

VM8MW.

Tic in England infolge der Mißer -
folge Les südafrikanischen Kris»
g--es angeregte Frage der allgemeinen
Wehrpflicht verschwindet trotz der Abnei-
gung des britischen Volkes gegen diese Maß-
regel nicht mehr von der Tagesordnung. Erst
kürzlich sagte der Generalmajor Smith-
Dor r i e n in einer Ansprache, die er als Gast
derVolunteers vonBerkhamPstcad hielt, der süd-
afrikanische Krieg habe gezeigt, wie das britische
Heer ganz und gar von den Volunteers und
Kolonialtruppcn abhängig sei. Ohne sie würde
man nicht gewußt haben, was anfangcn. Er,
der Redner, habe während seiner letzten drei
Monate in Südafrika fast jeden Erfolg mit
Kolonialtruppen errungen. Er sei der An-
sicht, daß nur eine Form der allgemeinen Wehr-
pflicht Las Heer schlagfertig machen könne. Bis-

Osr Adormsmsntprsis beträgt incl. Lsllsllgslll monntück 30 Pfg., mit llsm Ülultrirtsn
Lormtcigsblcitt 40 Pfg., llurcsi llis polt bsrogsn visrtslMrlilli Mk. I.— olins 8slte!!gs!ll.
lu rccklrsicksm Abolmsmsnt lallst kok!, ein

b Lübeck, 28 .Sept. In dem socialdemokra-
tischen Parteitag sprach heute früh Bebel über
den Zolltarif, seinen Vortrag mit der
Spitze gegen das Centrum richtend und schloß
mit der Beantragung einer Resolution, worin
gewünscht wird, daß die Arbeiter ihren Abge-
ordneten in keinem Zweifel lassen möchten, daß
sie jeden für einen Verräthcr am Volke halten,
der deni Zolltarif zustimmt. Ter Antrag wurde
lt. „Frkf. Ztg." angenommen.
Berti«. Der socialdemokratische
Reichstes abgeordnete Bock hat die-
ser Tage als Mitglied des Verwaltungs-
gerichtshofs in vorschriftsmäßiger Weise
den Staat sdienereid geleistet. Durch
den Eid hat Bock u. A. beschworen, daß er sich
in allen Beziehungen so verhalten will, wie es
einem redlichen, ehrliebenden und treuen
Staatsdiener zukommt.

harre, wenn man ihm nicht freie Hand in Be-
zug auf die Anwendung von Re presfivmit -
t e'l n lasse, u. ihm überdies die Zusendung einer
größeren Zahl ausgebildeter berittener Truppen
Mgestehen wolle. Er habe diese Alternative
klar und bestimmt gestellt.
ld London, 28. Sept. Der „Standard" be-
richtet aus Shanghai: Meldungen aus
Singanfu zufolge, werde die Kaiserin-
Wittwe bei der Ankunft des Hofes in Kai-
fengfu den Thronerben Puchhn enterben, weil
er einen verschwenderischen Lebenswandel führt.

vorüber. Pugatschin kletterte den Schacht hin-
auf, und die Gefangenen stiegen zu der ver-
lassenen Mine hinab, zum letzten Mal, wie Georg
Donnington hoffte.
Als sie an der Stelle ««gekommen waren,
welche Pugatschin bezeichnet hatte, markirte Luka
mit seiner Spitzhacke ein rundes Viereck, inner-
halb dessen beide Männer sich entschlossen ans
Werk machten. Ter Boden war hart und jeder
Streich widerhallte in der enormen Höhle, welche
den Laut vervielfachte, daß die Wachen sicher
das Geräusch vernommen hätten, wären sie
durch Pugatschin's Branntwein nicht so betrun-
ken gewesen, daß der Berg einftürzen konnte,
ohne daß diese Tapfer« etwas davon vernom-
men hätten.
Kräftig schlug Donnington seine Spitzhacke
in den Boden. Er dachte nicht mehr an aufge-
sprungene Hände und schmerzende Muskeln, er
dachte nur daran, daß jeder Streich einenSchritt
zur Freiheit bedeute. Sein Genosse arbeitete
ebenso und beide blickten bald in die Aushöhl-
ung, aus welche ihrs mächtigen Streiche große
Erdstücke losrißen, bald sahen sie einander an.
Auf Donningtons Stirne perlte der Schweiß
und jeder Muskel war angestrengt bei der Führ-
ung des plumpen Werkzeuges. Der Pole, der
von kaum mehr als mittlerer Größe war, schien
eiserne Muskeln zu haben, denn es war ihm
keine Ermüdung anzusehen, und er athmete
hig und regelmäßig.
„Sie sind leider mehr an solche Arbeit
wohnt, als ich", bemerkte Donnington ganz
ßer Äthern.
„Sie haben ihren Theil gethan", erwiderte
Luka einfach und deutete auf den Haufen Erde,
der zu Donningtons Füßen lag. Noch eine
halbe Stunde solcher Arbeit und wir kommen
durch. Hören Sie!" Er stieg in die Aushöhlung
und legte sein Ohr auf die Erde. „Man kann
das Wasser unten deutlich hören."
Als der Pole sich wieder aufrichtete, legte sich
Donnington selbst nieder und vernahm deutlich,
wie der Strom gegen die Wände schlug, dre ihn
einvretzten, und das Geräusch schien ihn neu zu
kräftigen. Er sprang auf, ergriff seine Hacke

Mit ller Airrsigs von llsr Uebsrricikms lles
Aeillelbergsr kokal-Anreigsr
in unlsrsn Lslitr vsrbinllsn wir llcis lwl!. Crlucksn an llis versßrl. sielsr, llas llemlslbsn bisher
bewiesene Vertrauen uns erkalten ru wollen, llas wir in jeller Ainlickt ru recktkertigen
bemüht lein wsrllsn.
Osr rseMrlvergLr Mreiger erscheint von heute an in wesentlich vergrößertem
Format unll wirll sine llsn jetzigen Ansprüchen eMprsckienlls Ausgestaltung unll Erweiterung
seines Inhalts erkakren, woüurck wir llsn wünschen unserer Keser sntgsgeniukommsn glauben.
Oie Ausgabe srkolgt täglich, mit Ausnahme llsr 5onn- unll Velttags vormittags is UKl.
l)er Maelverger Lsksr-Mreiger ilt llsmnack llas hier am frühesten ersckeinenüe
Matt unll somit in ller kags, seins kslsr sm ersten über Sie neuesten Vorgänge aut allen
gebieten Zn unterrichten.

(Nachdruck verboten.)
Äug' m Aiye, Zahn im Ich».
Roman von Karl Eden.
61) (Fortsetzung.)
Der Pole folgte seinem Beispiel ohne weite-
res; beide Männer hoben kräftig, und in einem
Augenblick bewegte sich der Felsblock bei Seite
und ließ eine neue Höhlung sehen, welche schwarz
wie dis Nacht sie angähnte.
„Dies ist der geheime Gang", sagte Pugat-
schin, indem er seine Fackel in die Oeffnung hin-
einstcckte, welche aber nicht mehr als wenige Fuß
dieses unheimlichen Weges erhellen konnte. Don-
nington sah, daß derselbe so eng und niedrig
war, daß ein Mann nicht aufrecht darin stehen
komne.
„Er führt ins Freie", fuhr der Nihilist fort,
„und obgleich er etwas roh gearbeitet ist, ist er
doch ganz sicher. Luka wird ihr Füherer sein,
er kennt den Gang sehr genau." -- Ter Pole
nickte. — „Nun kehren Sie ohne Geräusch zu-
rück und machen sich mit Ihren Spitzhacken an
die Arbeit! Ein jeder Augenblick ist kostbar. Ich
werde nach oben gehen und die Wachen zum
Trinken auffordern. Sie haben zwei Stunden
Zeit, und lange vor Ablauf derselben müssen
Sie Ihre Aufgabe ausgeführt haben und sicher
hier verborgen sein. Sie sind noch immer ent-
schlossen?" kragte er Donnington.
«Ich will alles wagen", erwiderte der junge
Mann fest, „und ich danke Ihnen von Herzens-
grund."
„Ich gehorche nur den Befehlen", erwiderte
Pugatschin kalt; aber nach einer Weile schien er
seinen Mangel an Gefühl zu bedauern und
schüttelte herzlich die Hand, welche Donnington
in der Erregung des Augenblickes entgegen-
streckte. Und zum großen Erstaunen des Eng-
länders umarmte er den Polen und küßte ihn
wiederholt auf beide Wangen. Ter letztere er-
widerte die Umarmung mit Innigkeit und bei-
der Augen waren feucht. Doch kein Wort wurde
zwischen diesen seltsamen Freunden gesprochen,
und im nächsten Augenblick war die ganze Scene

tcrne zu ergreifen, und selbst dieser kurze Auf-
enthalt wäre beinahe verhängnißvoll geworden,
denn der rasende öMtrom ritz ihn um. Ohne
sich einen Augenblick zu besinnen, ergriff ihn
Donnington am Handgelenk, half ihn auf die
Füße, und so erkämpften sie den Weg, den das
Licht der Fackel im Schacht ihnen anzeigtc.
Ringsum war alles vollkommen finster, denn
die Laterne des Polen war bei seinem Fall er-
loschen, die schäumenden Gewässer waren schon
knietief und stiegen mit drohender Geschwindig-
keit, die Erde schien unter ihnen abzubröckeln
als ob der Grund der Mine von dem zornigen
Element verzehrt wurde, das Gebrüll wurde
Ohren betäubend.
Athemlos u. bestürzt eilten sie vorwärts; aber
Plötzlich stolperte der Pole und fiel zu Boden.
Alle Versuche, sich verständlich zu machen, waren
vergebens, und Donnington hob seinen Genossen
auf und eilte vorwärts. Es war eine gewagte
That, welcher sogleich der Lohn folgte; denn ob-
gleich Donnington in der Erregung des Augen-
blicks die Last kaum fühlte, machte doch das Ge-
wicht feine schritte sicherer, und er kam rascher
vorwärts. Luka schien das Bewußtsein nicht
verloren zu haben und behielt auch seine Geistes-
gegenwart, und so erreichten sie endlich die Lei-
ter, deren untere Stufen das Wasser schon er-
reicht hatte, denn cs stand im Gang jetzt brust-
hoch.
Mit der Geschicklichkeit eines Affen kletterte
der Pole die schlüpfrigen Stufen hinauf, indem
er sich mit den Händen emporzog, denn das eine
Bein war verletzt und hing kraftlos herab, wäh-
rend Donnington seinen verwundeten Kameraden
unterstützie, wo es möglich war. Mit jedem Au-
genblick wurde der Lärm des hereinbrechenden
Stromes schwächer, denn das Wasser füllte die
Mine, aber eine neue Gefahr drohte ihnen jetzt;
denn als sie nach oben blickten, erschienen Lich-
ter am Eingang des Schachts und Stimmen,
welche herabriefen, wurden schwach hörbar.
„2 Golt!" rief Donnington verzweifelt.
„Sie werden uns sehen, und der ganze Plan ist
vereitelt!"
.„Unsinn!" erwiderte der Pole. „Ihre La-

X Berlin, 28 .Sept. Zu der Meuterei-
affairs der Gazelle wird aus Kiel gemeldet. Laß
gestern zwei Leute von der Gazelle vom Kriegs-
gericht des I. Geschwaders, Oberbootsmanns-
maat Mix wegen Mißhandlung eines Unterge-
benen und der Obermatrose Ernst wegen Gehor-
samsverweigerung vor versammelter Mann-
schaft, ersterer zu 14 Tagen Mittelarest, letzterer
zu 4 Wochen strengen Arrest verurtheilt
wurden.
ld London, 28. Sept. „Loyd" meldet aus
Kopenhagen: Ter deutsche Dampfer
„Brietzi g", der mit einer Kohlenladung von
Burntisland nach Stockholm unterwegs war,
ist auf einer Sandbank in Middelgrund in der
Nähe von Kopenhagen gesunken.
Mannschaften sind abgegangen.
-s- London, 28. Sept. Dem gestrigen offi-
ciellen Dementi entgegen wird hier von bestun-
terrichteter ^eite versichert, daß Kitchener
bei seinem Rücktritts en tschlutz ver-

Prinz Tschun verließ gestern die ReichS-
bauptstadt.
Der Herzog von Connaught, ein
der des Königs von England, übernimmt das
mando des 3. englischen Llrmcccorps.
Das Gerücht, Lord Kitchener habe
Forderung, freie Hand in der Kriegführung zu haben,
erneut, erhält sich mit großer Hartnäckigkeit.
Die Explosion eines Pulver - De-
pots verursachte in Cofenza (Italien) eine
furchtbare Feuersbrunst. SO Personen wurden ver-
wundet.

llsn Lesitr llsr kirma Earl Pfeffer liier übsrgegcmgen.
Inllsm roir hiervon unseren vsrelmicken sislsrn l<enntnih geben, sprecksn uir gleich-
rsitig llenlelbsn kür llas uns in llsin langen Zeitraums von 28 Jahren sntgsgsngedrackts
Notckoollsn unseren verdinllüllittsn Oank aus unll ersuchen, llaslelbs auch auf unseren Nach-
folger übertragen ru wollen.
Unsere Ruch- unll ^cLillenr-vfueherrz nsrllen wir nach nie vor in llsm bisherigen
Seschäktsiokale
LLniMS UsckMmhe llo. 17 M-A
weiter betreiben unll llalölblt Zugleich eine
2l0Ligsiel!e mit KimonLsil-Klmakme lles tielllelbergsr koka!-6ll^LjgCr
einrichtsn, llsllen rege Asnutzung reir auf llas angelegentlichste empföhlen.
kochacktungsvoll

An unsere kelsrl
Am heutigen Tags ilt llsr Verlag lles

und führte wieder wichtige Streichs wie zuvor,
und jetzt wurde mit jedem Augenblick das Gur-
geln des Wassers unter ihren Füßen, deutlicher
hörbar, und die Erde, die sie herausbrachten, war
feucht.
„Halt", rief Luka, als er cinstieß, Erde her-
aushob und bemerkte, wie die Stelle, wo sie ge-
legen hatte, (ich langsam mit Wasser füllte,
„halt, wir müssen Athem schöpfen für die letzte
Anstrengung! Noch einige Hiebe und die Kruste
ist durchgebrochen! Hören Sie, wie es kocht und
wirbelt? Es wird kein Kinderspiel sein, wenn es
mit solcher cingepreßtcn Kraft hervorbricht."
In der Stille, dis nun eintrat, nachdem die
Spitzhacken ruhten, konnte Georg das gedämpfte
Brüllen des Stromes hören, der so nahe zu sein
schien, daß er unwillkürlich seine Füße betrach-
tete; jede Vertiefung füllte sich langsam, aber
der Grund der Aushöhlung war noch immer fest
und trocken.
„Gehen Sie jetzt hinüber an den Schacht",
fuhr der Pols fort, „steigen sie einige Stufen
hinauf und stecken L-ie eine Fackel in die Mauer,
und dann machen Sie sich bereit, mir eine Hand
zur Hilfe zu reichen, wenn es nöthig ist; ich werde
hier den Rest der Arbeit thun."
„Das heißt, ich soll Ihnen die ganze Gefahr
überlassen und wie ein Hund davonlauien?
Nein, ich danke Ihnen", rief der junge Mann
entrüstet, „mag es gut oder schlimm ausfallen,
wir sinken oder schwimmen miteinander! Und
nun an- Werk!"
Er ergriff seine Spitzhacke wieder und schlug
sie mit einem mächtigen Hieb bis zum Griff
hinein.
„Nun, jetzt fort! rief Luka und ergriff den
jungen Mann an der Schlüter und zog ihn mit
übermenschlicher Kraft mit sich fort, während
der Fußboden unter seinen Füßen wegzuschmcl-
zen schien, und das wüthcnde Gewässer mit einem
donnerähnlichen Geröll hervorbrach, „fort in
den Schacht!"
Es war ein Ringen um's Leben, und unter
so schrecklichen Bedingungen, als man sie sich nur
vorstellen konnte. Donnington war voran, da
sein Genosse sich aufgehalten hatte, um eine La-
 
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