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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 270 - No. 279 (18. November - 28. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43809#0185
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1SY1.



GeschLftrstelle: Hauptstraße 45
(Eingang Brunnengasfe).

Neuev L?eidelbevgev Anzeigen

Aweigstrlle: «. SeiseudSrfe«
Untere Neckarstratze 17.


Donnerstag den 21. WovernVer

Postzeitungslistc No. 3306»

Geschäftsstelle: Telephon 12ö.

WSS«

- Zer LoLak-Anzeiger Kommt in jedes Kans ü» Keidek-erg und hat die größte AerSreitnug in de« chrllchafken der AmgeSnng. "VR
"rscheittl tigltch Vormittag! mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Preis monatlich 3V Pfg., mit dem »Jllustrirten Sonntagsblatt' monatlich 40 Pfg. incl. Trägerlvhn. Durch die Post bezogen vierteljährlich 1 Mk. ohne Bestellgeld
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1901.


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tz Pose«, 20. Nov. Bor dem Schwurgericht in
^scn wurde seit mehreren Tagen wegen des
^eschener Schulkrawalls verhandelt. Fa-
^"irte Polen hatten, weil sie mit -6er Erthcilung
^ Religionsunterrichts in deutscher Sprache an der
^.hen Volksschule nicht einverstanden waren, sich
!s^?s>nengerottet und das Schulhaus gestürmt. Das
suchst erging dahin, daß ein Angeklagter namens
^e°ka zu 2h< Jahren Gefängnitz, ein ande-
Aorzcniewski zu 1 Jahr Zuchthaus
tzssftheilt wurde. Die übrigen Angeklagten erhielten
i Dögnitz- bezw. Haftstrafen von 4 Wochen bis zu
Mhren.
!§ Lemberg, 20. Nov. Mehrere 100 ruthenk-
Studenten drangen gestern Mittag in den
ch ^al der Universität, um eine Versammlung über
d,».fsrage der Errichtung einer ruthenischen Uni-
o t abzuhalten. Sie hinderten die Professoren
>^?^Iam am Betreten des Saales. Ter Rector

Vas veuelle.
* Der Kaiser empfing den Reichskanzler
^äfen Bülow zum Vortrag.
" Der Grotzherzog von Hessen empfing
z? hessischen Gesandten am Berliner Hofe Dr. von
°idhardt.
Präsident Roosevelt hat verschiedene Ab-
r^Ungen von Fabrikanten empfangen, die ihn cr-
emen, einen auf Gegenseitigkeit begründe-
Handelsvertrag mit Deutschland
°ch'chlisgcn.
1 * Der Herausgeber des „Bahr. Vaterland"
Sigl in München ist durch Gerichtsbeschluß
.^mündigt worden.
h * DaS 4., S. und 6. englische Nrmeccorps haben
^"bilisirungsbefehl erhalten.
* In Kapstadt wurden bedeutende Sendungen
^rikanischer für den Felddienst völlig
^brauchbarer Pferde bei ihrer Landung zu
P°ttpreisen verkauft.
t- * Das amerikanische Cabinet nahm die Vep-
der Botschaft des .Präsidenten
P ° sevelt entgegen. Dieselbe ist in sehr energi-
" Worten abgefaßt.

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(Nachdruck verboten.)
^irfrehtbcrrre Fäden.
h Roman von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
eine Stellung — Du? Das ist ja eiivas
Es gefällt Dir also nicht mehr hier im
^hv d Tu kannst es bei mir nicht aushalten?
hj?' ich möchte lvahrhaftig wissen, worüber Du
djxg Eigentlich zu beklagen hast. Lasse ich es Dir
^icht an irgend etwas fehlen?"
^hi's i"' Zewisz nicht. Und es wäre sehr un-
. ^r, wenn ich mich beklagen wollte. Aber
dor drei Monaten auf Deine freundliche
ih.^ung hierher kain, liebe Tante, da hoffte
iP,. ß ich mich auf diese oder jene Weise würde
"h machen können, um Dir Deine Wohltha-
^^tigstens zu einen: kleinen Theile zu vergel-
p-ch habe mich darin getäuscht; denn Tu
is^.^ine Beschäftigung für mich, und die Köchin
sofort ein schiefes Gesicht, wenn ich ihr auch
d?» die kleinste häusliche Arbeit abzunehmen
Husche. Das Leben einer Müßiggängerin
ich nicht führen. Und als ein.armes
Non, das augenblicklich ganz auf DeineGüte
Miosen ist, habe ich dazu auch gar kein Recht."
!^au Liesing hatte nach ihrer Gewohnheit
^iibr crlippe zwischen die Zähne geklemmt,
das junge Mädchen mit immer fester
l^bdor Stimme diese Erklärung gab, und der
ihres plumpen Gesichtes hatte dadurch
Mh .ck> nicht an Liebeswürdigkeit gewonnen,
mißtrauischen, schielenden Blick streifte
Antlitz ihrer Nichte, ohne daß seine
Lieblichkeit indessen ihre gallige Stimm-
. ^sern vermocht hätte.
'"Bas für eine Stellung ist cs denn eigend

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erklärte die Versammlung für aufgelöst. Als die
Universitätsdiener den Saal rämnen wollten, schlu-
gen die Studenten nut Stöcken auf dieselben ein, ver-
ließen dann aber den Saal und durchzogen, russische
Lieder singend, die Stadt.
L Wien, 20. Nov. In dcr gestrigen Sitz-
ung deS Reichsrathes hielt der böhmische
Radikale Klofac eine Rede, die er böhmisch an-
fing und deutsch beendete. Das tschechische
Volk, so sagte er, hätte keinen Grund, R a m
zu Hilfe zu kommen. Ter Held der böhmischen
Nation sei H u ß. Tas böhmische Volk müsse
und werde an seine hussitischen Angelegenheiten
anknüpfen. Das Los von Rom" werde auch in
Böhmen erschallen, aber ein tschechisches „Los
von Rom."
K Paris, 20. Nov. Die Erklärung des So-
cialisten Seinbat in der gestrigen China - De-
batte in der Kammer, im Marine - Ministerium
befände sich seit , drei Tagen ein Rapport des
Generals Vohron, worin der General
bestätigt, daß Plünderungen vorge-
kommen seien und sagt, daß dieselben von
Missionaren augestiftet wurden, erregt großes
Aufsehen. Die Angelegenheit wird mit der kur-
zen Antwort des Ministerpräsidenten Waldeck-
Rousseau kaum erledigt sein, kann vielmehr noch
ein Nachspiel haben.
W London, 20. Nov. Auf ein Schreiben,
das ein gewisser Mariner aus Penrith an Cham-
berlain gerichtet hatte und worin er ihm nahe-
legte, Schritte zu thun, um den Unwillen zu be-
seitigen, den er durch seine jüngst gehaltene Rede
in gewissen Kreisen des deutschen Volkes erregt
habe, ließ Chamberlain durch seinen Secretär
antworten, die künstliche Agitation in
Deutschland beruhe so vollständig auf einem
Mißvcrständniß seiner Rede, daß ernichtda -
ran denke, irgend welche Notiz d a-
von zu nehmen. Er wolle indessen fest-
stellen, daß sich kein empfindlicher Deutscher
durch die Worte beleidigt fühlen könnte, in de-
nen er das Verhalten der britischen Behörden in
Transvaal durch den Hinweis aui die bei allen
civilisirten Nationen unter ähnlichen Umständen
beobachtete Haltung rechtfertige.
Chicago, 20. Nov. Dcr Nebel, durch den
der bereits gemeldete Zusammenstoß auf dcr
Hochbahn verursacht wurde, war dichter als je-
mals hier festgestellt. Cs kam zu vier weiteren
Zusammenstößen auf der Hochbahn, wobei eine
Anzahl Fahrgäste verletzt wurden.

lich, um die Du Dich da bemühen willst?" fragte
sie endlich zögernd.
„Eine in der Parkstraße wohnende Dame,
anscheinend eine Ausländerin, sucht in den
„Nachrichten" für die Tagesstunden eine Gs-
sellschafterin, die der deutschen und französischen
Sprache vollkommen mächtig und eine gute Kla-
vierspielerin ist. Es werden sich gewiß sehr viele
Bewerberinnen melden, und ich komme wohl zu
spät. Aber ich dachte, trotzdem einen Versuch zu
machen — mit Deiner Erlaubniß natürlich, liebe
Tante."
Die Frau Baumeister schien unschlüssig, ob sie
ihre Zustimmung geben oder verweigern sollte.
Sie hatte ihren Stolz, und cs gefiel ihr durch-
aus nicht, daß die Brudertochter ihres verstorbe-
nen Gatten hier in Dresden in den Dienst frem-
der Leute treten sollte. Auf der anderen Seite
aber gab es eine Menge von Gründen, die cs
ihr sehr Wünschenswerth machten, für die nächste
Zeit ein Paar beobachtende Augen weniger um
sich zu haben. Und die von Frau Mattasch aus
den Karten gelesene Hindeutung auf eine junge
Person ans ihrer Umgebung, vor der sie be-
sonders auf der Hut sein müsse, gab endlich den
Ausschlag für ihre Entscheidung, denn es konnte
ja keine Andere als Elfriede damit gemeint ge-
wesen sein.
„Nun, meinetwegen!" sagte sie mit einen:
Achselzucken. „Am Ende bist Du ja alt genug,
um selbst zu wissen, was das Beste für Dich ist.
Aber es darf selbstverständlich nur ein sehr vor-
nehmes Haus sein und Du mußt außerdem hier
bei mir wohnen bleiben können. Die Leute sol-
len nicht von mir sagen dürfen, daß ich mich
meinen verwandtschaftlichen Pflichten gegen Dich
hätte entziehen wollen."
Das erleichterte Aufathmen des jungen

poiiMckes.
Arbeitslos oder arbeitswillig? In seltsamem
Contrast zu der Arbeitslosigkeit und den: Ueber-
fluß an Arbeitskräften in den größeren Städten
steht der Mangel an ländlichen Arbeitern. Im
Badischen Landwirthschaftsrath konnte man
neuerdings wieder bewegliche Klagen über die
Leutenoth auf dem Lande hören. Es ist schwer
zu verstehen, warum die Arbeiter lieber in den
Städten darben, als auf den: Lande Arbeit neh-
men. So berichtet ein inittelbadisches Blatt:
„Kürzlich war ein Herr in Mannheim und sah,
wie vor einem ArbeitSbüreau 300 Arbeitslose
sich sammelten u. um Unterstützung nachsuchten.
Ta er gerade einen Arbeiter brauchen konnte,
meldete er sich beim Beamten. Dieser fragte so-
fort die große Menge der Unbeschäftigten, ob
einer eine Arbeitsstelle bei einen: Landwirth an-
nehmen wolle; doch nicht ein Einziger meldete
sich. Er ließ nun seine Adresse zurück, allein bis
heute erhielt er noch keine Zusage."
Die Zahl der Arbeitslosen in Berlin wird
gegemvärtig auf 50 000 geschätzt.
Zur Gumbiuncr Mordaffärc wird gemeldet:
Der im Danziger Militärgefängniß utternirte
Dragoner Marten wieder vernommen worden.
Zum Revisionsverfahren wird ihm kein Official-
vertheidigcr zur Seite gestellt, doch läßt er seine
Sache durch einen Anwalt auf eigene Kosten ver-
treten.
Der französische Grnbcnsttcik mißglückt. Nach
den bisherigen Meldungen aus dem Kohlenge-
biet von Nordfrankreich streiten nur etwa 3000
Arbeiter van 70 000 beschäftigten. Die belgi-
schen und die englischen Kohlenarbciterverbände
hoben vom Streik abgerathen, ebenso wie der
deutsche Bergarbeiterverband.
Tic politische Situation in Oesterreich bleibt
noch immer ungeklärt. In parlamentarifclpm
Kreisen cirkulirt das Gerücht, Ministerpräsident
v. Körber sei amtsmüde und werde ii: der heu-
tigen Audienz dem Kaiser dies mittheilen. Da
der Kaiser aber mit dem Parlament höchst unzu-
frieden ist und Körber dos Vertrauen des Kai-
sers in vollstem Maße besitzt, so werde man,
falls nicht noch in letzter Stunde eine Verständig-
ung zwischen Deutschen und Tschechen zu Stande
kommt, das Parlament auflöscn.

Mädchens ließ erkennen, wie sehr diese vielleicht
kaum erhoffte Einwilligung ihren Wünschen
entsprach. Sie verabschiedete sich rasch, um keine
Zeit mehr zu verlieren, und machte sich nach dcr
Parkstraße auf den Weg.
Eine mäßig große, aber sehr vornelM aus-
sehende und von einem wohlgepflegten Garten
umgebeneVilla war es, welche die in derAnnonce
angegebene Nummer trug. Elfriede Liesing Zog
die Glocke an der verschlossenen Gitterpfortc.
und nach Verlauf einer halben Minute sprasig
der Riegel zurück. Oben auf der breiten Frei-
treppe, deren halbrund geschwungene Wangen
mit blühenden Topfgewächsen besetzt waren, er-
schien eine sauber gekleidete ältliche Person,
deren zierliches Weißes Häubchen ebenso wie
die schwarzseidene Schürze vermuthen ließen,
daß ihre Trägerin einen höheren Rang unter
der Dienerschaft des Hauses bekleidete. Ihre
scharfe:: grauen Augen ruhten prüfend auf den:
Gesicht und der zierlichen Gestalt der beklommen
durch den Vorgarten schreitenden Elfriede. Und
erst, als sie mit dieser Musterung Zu Ende gekom-
men war, gab sie mit etwas fremdartig klingen-
der Aussprache Antwort auf die schüchterne
Frage des jungen Mädchens, ob Frau v. Bru-
tengaard zu sprechen sei.
„Darf ich erfahren, was Sie von ihr wün-
schen? Kommen Sie auf das Inserat?"
„Ja, ich wollte mich um die ausgeschriebene
Stelle bewerben. Aber vielleicht ist sic bereits
bcsetzt!"
„Tas wohl eben nicht. Aber es waren an
diesem Vormittage schon mehr als zwanzig
junge Damen hier, von denen keine den Anfor-
derungen genügte. Immerhin können Sie mir
ja Ihre Zeugnisse und Empfehlungen überge-
ben."

Tie englische Presse hetzt weiter gegen Deutsch'
land. Das so tiefgehende deutsche Interesse am
Heldenkampf der Buren und andererseits die im-
mer lauter werdende Verdammung der engli-
schen Brutalitäten in diesem Krieg seitens des
deutschen Volkes haben die britische Nation mehr
und mehr in Harnisch gebracht. Man nimmt es
uns viel übler als der übrigen Welt, was wir
während des Burcnkrieges gcthan haben. Selbst
die Freundschaft und dis vielen Liebsdicnste dee-
deutschen Kaisers, selbst die offenkundigen Neu-
tralitätsbrüche der deutschen Regierung dennoch
ten nicht, John Bnll Entgelt für die Antipathie
des deutschen Volkes zu geben. So wird auch
in England die deutsch - feindliche Stimmung
immer ärger. Tie Anttchamberlainbewegung
hat nun dem Faß den Boden ausgeschlagen. Die
Presse Englands protestirt jetzt auch ihrerseits.
Der Dichter Swinburne veröffentlicht in der con-
fervativen „Saturday Review" ein Gedicht auf
den kürzlich gefallenen Oberst Benfon, in dem es
heißt: „Allein steht England erhaben da, wie
Milton und Wordsworth es fanden, umgeben
vom feigen Hasse neidischer Buben. Erstickt im
Lärm wird jede Lüge deutscher Lümmel und
Sklaven, die wie Schmutztropfen auf die rol-
lenden Wasser fällt." Das ist nun ja unver-
fälschte englische Selbstüberhebung. Der Schrift-
steller White geht noch weiter und verlangt Re-
pressalien gegen Deutschland: „Tie Nation ist
des ununterbrochenen Stromes deutscher Bele:
diguugcn müde. Deutschland hat uns zahlreiche
Geiseln übergeben. Zchntausende von Deutschen
finden ein gutes Leben unter dcr Gastfreund
schäft englischer Gesetze. Die englischen Colo-
nien gewähren den deutschen Kaufleuten profit-
bringenden Handel. Aber die deutsche Presse
und das deutsche Volk sind mit Haß und Ver-
achtung gegen uns entbrannt. Es ziemt sich
nicht für eine große Nation und eine alte Mo
narchic, wie wir es sind, ruhig eins Zielscheibe
systemathischer Beleidigungen zu bleiben. Ist
Großbritannien in den deutschen Augen so ver
abscheuenswcrth, so muß es die logische Conse
quenz der unter uns wohnenden zahlreick^n:
Deutschen sein, das abscheuliche Land zu verlas-
sen. Diese Frage ist von Lord Salisbury bis
jetzt ignorirt worden."

/

Tas war in einem so entmuthigenden Tone
gesprochen, daß Elfriede auch ihre letzte schwache
Hoffnung schwinden fühlte.
„Ich habe bisher noch keine Stellung ge-
habt", jagte sie kleinlaut, „und ich besitze keine
anderer: Atteste als das Prüsungszeugniß des
Erziehungs - Instituts, das ich erst vor unge-
fähr drei Monaten verlassen habe."
„Dann werden Sie allerdings wenig Aus-
sichten haben. Es stand doch ausdrücklich in dem
Inserat, daß ein besonderes Gewicht auf gute
Empfehlungen aus früheren Stellungen gelegt
würde."
Um Elfriedens Mundwinkel zuckte es ver "
rätheriich. Die Enttäuschung traf sie sehr
schmerzlich, und sie hatte noch zu wenig Uebung
in der schweren Kunst, ihre Empfindungen zu
verbergen. Um der fremden Person wenigstens
die Thränen nicht zu zeigen, die sie heiß in ihre
Augen steigen fühlte, wandte sie sich rasch zum
Gehen, nachdem sie hastig ein paar entschuldi
gende Worte vorgebracht hatte. Aber sie war erst
vier oder fünf Stufen hinabgestiegen, als die
Frau nut der Haube sie znrückrref:
„Nun, Sie brauchen darum doch nicht gleich
fortzulaufen. Kommen Sie nur gefälligst her
ein."
Gehorsam kehrte Elfriede wieder um und
betrat die geräumige, mit braunem Holzwerk
getäfelte Diele, in die ans jeder Seite niedrere
Thitten mündeten, während zur Linken eine
breite, mit Teppichen belegte Treppe, in das-
obere Stockwerk emporführte. Die Fran hatte
eine der Thüren geöffnet und lud das junge
Mädchen durch eine Handbewegung in das Ge-
mach.
„Nehmen Sie einstweilen hier Platz." sag?«
 
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