Heidelberger
28. Jahrgang
Aussage ca. 7300.
Ho kal-AnMger
Neuer Heidelberger Anzeiger
ImLsrerSsW, Äerr-3. DMsöer
PostzeitLngslistc No. 3366-»
Geschäftsstelle: Telephon 125.
>
zlr 231.
Das Neueste.
PoUtilckes.
die 1 spaltige Petitzeile oder deren Raum IS Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-AnMcn bedeutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. GratiSverüreitung durch Säulenanschlag.
dem Ueberfall vor dem Grabe keinen Glauben
schenkt.
* Der „Morning Post" zufolge stehen fetzt über
25 000 Büren im Felde, darunter 10 000 Kaprebellen.
--- Prinz Heinrich hat einen 45 tägigen
Urlaub zu einer Reise nach Rußland erhalten
Zweigstelle: E. Geisendörfer
Untere Neckarstraße 17.
Geschäftsstelle: Hauptstraße 45
(Eingang Brunnengasse).
NN" Der Lokal-Anzeiger Kommt in jedes Kans in Keidelöerg und Kat die größte Verbreitung in den Hrtschasteu der Umgebung.
Erscheint täglich Vormittags mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Preis monatlich 3« Pfg., mit dem „Jllustrirtcir Somitagsblatt" monqtlich 40 Psg. incl. Trägerlohu. Durch die Post bezogen vierteljährlich 1 Mk. ohne Bestellgeld.
Anzeigen: die 1 spaltige Petitzeile oder deren Raum 15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeräcn bedeutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg- GratiSverüreitung durch Säulenanschlag.
einst in Polen mächtigen Einfluß besessen hatte.
Alle diese Umstände erfuhr Bodiskow bald, und
es war für ihn leicht, mit den Bewohnern des
Schlosses Sudakow intime Bekanntschaft anzu-
knüpfen. Er faßte den Plan, den Fürsten in
politische Schwierigkeiten zu verwickeln, aus wel-
chen ihn dann die rettende Hand des Grafen be-
freien sollte, und durch das Jawort Janinas
seine Belohnung zu erhalten.
Das war alles schlau erdacht; wie wir aber
gesehen haben, .begünstigten die Ereignisse die-
sen Plan nicht. Vom ersten Augenblick hatte
das junge Mädchen einen ausgesprochenen Wi-
derwillen gegen den höflichen Russen empfunden.
Tann machte er einen falschen Zug, indem er
sie einzuschüchtern suchte durch Anspielungen
auf seine Macht über ihren Vormund;; dadurch
steigerte sich ihr bisheriger Widerwille zu ent-
schiedenem Abscheu. Nun erschien Donnington,
und der Graf beging ein zweites Versehen, in-
dem er in dein hübschen, jungen Engländer nicht
sofort esnen möglichen Rivalen erkannte.
Mit dem Verlauf der Jntrigue und der
Flucht Janinas ist der Leser bereits bekannt:
aber nicht allein die unbefriedigte Geldgier ver-
darb seine Laune, er mußte auch bald erkennen,
welches Unheil das Mädchen in seinem Herzen
angerichtet hatte und wie heftig er sie liebte.
Dann verwünschte er sein Mißgeschick und
glaubte, daß sie nun für ihn verloren sei; aber
seit seiner Beförderung zum Gouverneur von
Lowice lebten seine Hoffnungen wieder auf, und
er begann ein neues Netz zu weben, nm den
Goldfisch zu fangen, wozu er den Beistand von
Schlnmm nnd Kurilowitsch nötstig hatte. Das
war der Grund, warum er zögerte, den ersteren
den Straferlaß zu verschaffen nnd warum er
sich die versteckte Dreistigkeit des letzteren ge-
fallen ließ. Die Hoffnung, Janina Bromirska
zur Frau zu gewinnen, wurde wieder mächtig in
ihm, und er nahm sich vor, sich jeder Uebereilung
in der Verfolgung seines Planes sorgfältig zu
enthalten.
mittelt werden, und sich diese Handlungs-
weise aufs Entschiedenste verbeten haben.
London, 2. Oct. Die Verluste der Engländer
in Südafrika betragen seit dem 24. September
84 Lodte, 183 Verwundete und 30 an Krank-
heit Verstorbene.
X Antwerpen, 2. Oct. Das Blatt „Metro-
pole" berichtet aus dem französischen Congo:
Die Eingeborenen im Gebier« von Lacomo und des
Ogre sind seit Ende Juli im Aufrnh r. 10 Facto-
reien an den Usern des Ogre mit 80 Europäern wur-
den abgeschniiten. Es befinden sich in der Umgebung
keine Truppen, welche den Bedrängten zu Hilfe kom-
men können. In den ersten Tagen des August traf
aus Libreville die Nachricht ein, daß vier der Be-
drängten bereits todt sind. Das französische Kano-
nenboot „Alcyon", welches versuchte, den Ogre hin-
auf zu fahren, mußte infolge des schlechten Wasser-
standes umkehren.
— Konstantinopel, 2. Oct.
Len, 1. " , - - '
von den Consulaten aus den Provinzen eintref-
fen, stellen die Lage als äußerst kritisch
dar. Man spricht bereits von einer gemeinsamen
Aktion der Gesandten.
Moskau, 1. Oct. Der Bürgermeister thcilte in
der letzten Sitzung der Stadtverordneten mit, daß der
Millionär Salodovnikow der Stadt 12 Millionen ver-
macht habe zur Errichtung von Häusern mit wohl-
feilen Wohnungen für die Armen.
1901.
Zsraelite verließ, sich nicht erfüllen werde. Hätte
er Moses entbehren können, so würde er ihm die
Begnadigung versäwfft haben, aber da er ihn in
feinen Diensten behalten wollte, wagte er nicht,
die Bande zu lockern, welche sein Opfer fesselten.
Seine Lage war sehr ähnlich der des Lord Clive,
als er dem unglücklichen Hindu seinen Betrug
einzugestehen hatte; und dieser Gedanke störte
den Gouverneur, wenn auch keineswegs so sehr
wie die anderen, bereits erwähnten Quellen des
Aergers, aber immer noch genug, um ihn auf-
zuregen und ihm den Anblick seines kriechenden
Agenten verhaßt zu machen.
Das waren die Sorgen und Befürchtungen
des Grafen Bodiskow; doch ihnen gegenüber
standen auch Hoffnungen. Ein rastloser Ehr-
geiz und ein unaufhörliches Verlangen nach
Reichthum waren die Grundzüge seines Charak-
ters, und er glaubte allen Grund zu der Erwart-
ung zu haben, daß hohe Stellung und ein gro-
ßes Gehalt ihm bald zufallen würden. Aber
dies war doch ganz abhängig von der Laune
des Vorgesetzten und Bodiwskow wünschte eine
Stellung zu erlangen, welche von keines Men-
schen Laune abhing. Obgleich er der nominelle
Besitzer eines großen Guts war, hatte er doch
aus demselben nicht einen Rubel zu erwarten, da
dasselbe über und über verschuldet und ver-
pfändet war. So sah er sich genöthigt, von sei-
nem Gehalt zu leben, und unter diesen Umstän-
den war es natürlich, daß er daran dachte, sich
durch Heirath gegen die Armuth zu schützen, und
als der Zufall die Wege Janina Bromirska's
sich mit den seinigen kreuzen ließ, erkannte er,
wie sehr diese junge Dame seinen Idealen und
Wünschen entsprach.
Sic hatte schon jetzt ein bedeutendes Ver-
mögen, und bold mußte sie auch Herrin der Gü-
ter ihres Vetters werden, der sehr kränklich
war und nicht heirathen wollte. Außerdem war
sie die Adoptivtochter des Fürsten Sudakow, der
keine Erben für feinen großen Reichthum hatte,
und gehörte einer guten alten Familie an, welche
Ter Posten eines Gouverneurs von Lowice
war nicht sehr einträglich, da ihm viele gün-
stige Gelegenheiten fehlten, die feine frühere
Stellung besaß; aber Bodiskow hielt ihn für ein
Zeichen hoher Gunst. Lowice, die Hauptstadt,
war ein armseliges, schmutziges Nest von unge-
fähr fünftausend Einwohnern, fast sämmtlich
Polen.
Der Gouverneur Bodiskow saß in seinem
Schreibzimmer, rauchte eine Cigarre und dachte
nach über das Mißgeschick, das ihn bisher davon
abgehalten hatte, sich mit dem Grafen Bromirski
zu befreunden, der an einem Anfall von Gicht
krank Zn Hanse lag. In diesem Augenblick trat
Baron von Stahlberg ein. der Officier, welcher
die kleine Truppenabthcilung in der Provinz
befehligte. Tic Unterhaltungsgabe dieses jungen
Mannes war sehr gering, doch selbst feine Ge-
sellschaft war Bodiskow willkommen. Er be-
grüßte ihn mit großer Herzlichkeit und schlug
sogleich ein Kartenspiel vor, zu welchem der Qf-
iicier sogleich bereit war. Drei Stunden lang
spielten sie mit wechselndem Glück, aber von
Stahlberg schien sich wenig für ein Spiel zu in-
teresfiren, das sonst alle seine Fähigkeiten in
Anspruch nahm, und spielte zuletzt so nachlässig,
daß der Graf ihm eine beträchtliche Summe ab-
gewann.
„Was ist mit Ihnen vorgegangen?" fragte
Bodiskow, indem er den jungen Mann neu-
gierig betrachtete, „hat der Papa seinen Geld-
schrank verschlossen, oder ist Fräulein Klärchen
Ihnen untreu geworden?"
„O nein, Papa ist freigebig wie immer", er-
widerte der Baron, „nnd Klärchen mag zum
ieufel gehen, aus dessen Klauen ich sie gerettet
habe. Sie seufzt nach den Fleischtöpfen in Pe-
tersburg und mag heute dahin fahren, wenn sie
will."
„Oho", machte der Graf, „der Wind hat sich
also schon gedreht? Was ist denn der neue An-
ziehungspunkt, mein Lieber?"
(Fortsetzung folgt.).
durch seine Huld und Gnade die kulturelle Ent-
wicklung Chinas fördern, dem chinesischen Kaiser-
hause auch fernerhin seine Huld erweisen und daS
Deutsche Reich in den besten Beziehungen zu Chi-
na bleiben werde.
-XV Berlin, 2. Oct. Die „Nordd. Allg. Ztg."
meldet: Nachdem durch die jüngst erfolgte Unter-
zeichnung des Friedensprotokolls die Beziehun-
gen zwischen China und den Mächten bessere ge-
worden sind, hat die dcutsche Regierung
der chinesisch en diescinerZeitvon
d e m d e n t s ch e n C o n s u l i n P e k i n g er-
worbenen astronomischen Instru-
mente wieder zur Verfügung stel -
len lassen. Tie chinesische Regier-
ung erwiderte, daß sie mit Rücksicht auf die
Schwierigkeiten, mit welchen der R ü ck-
transport und die Wiederauf-
stellung verknüpft sein würden, auf dieselben
verzichte.
* In Straßburg wurde infolge eines
Wirthshcmsstreites ein TelegraphenarLeiter erstochen.
Der Thäter ist verhaftet.
L Karlsruhe, 2. Oct. Im Hinblick auf die
bevorstehenden Wahlen dürfte eine Wiedergabe der
Wahlergebnisse in den Jahren 1893 und 1897 von
Interesse sein: Darnach betrug die Zahl der ge-
wählten Ntaiionalliberalen im Fahre 1893 16, die
der Conseroativen 1, den Antis. —, des EentrumS
12, der Freis. —, der Demokr. 1 und der Soc.-
Dem. 1. Im Jahre 1897 betrug die Zahl der Nat.
10, der Eons. 1. der Antis. 1, des Ccntrums 12, der
Freis. 2, der Demokr. 2 und der Soc.-Dem. 3.
-i- Berlin, 1. Oct. Pr i nz Tschu u rich-
tete, ehe er das deutsche Gebiet verließ, an den
Kaiser ein langes Telegramm, das vom chinesi-
schen Gesandten im Verein mit General Richter
verfaßt und dem Prinzen zur Unterschrift vorge-
legt wurde. In demselben dankt der Prinz be-
wegt, und sinnigst für die huldvolle Aufnahme
und die Gastlichkeit, die er am kaiserlichen Hofe
gefunden hat; er spricht ferner feinen Dank für
die hohe OrdenSauSzeichnung auS, die ihm vom
Deutschen Kaiser zutheil wurde, erinnert sich der
huldvollen Aufnahme, die ihm auch von Seiten
der deutschen Kaiserin wurde und spricht dieHoff-
nung aus, daß der machtvolle Deutsche Kaiser
Einiger über die Thätigkit Miliz
Eduard; vsn England.
Man thut Unrecht, wenn man sagt, König
Eduard von England habe seit seiner Thron-
besteigung nichts gethan, als sich in Bädern und
Sommerfrischen aufgehalten l Zunächst hat er
sich die Civilliste erhöhen lassen. Alsdann hat er
die Zahl der Hofprediger auf 24 herabgesetzt,
während es deren zuvor 36 gab. Und hat er
nicht auch den königlichen Weinkeller einge-
schränkt, indem er wenigstens große Quantitäten
der allerdings mehr und mehr ans der Mode ge-
kommenen Sherry- und Portweine öffentlich
meistbietend hat verkaufen lassen? Wie sich das
Publikum darnach drängte! Was für ein treffli-
ches Geschäft der König dabei gemacht.. haben
muß! Hat er nicht aber auch als vorzüglicher
Segelsportliebhaber sich bewährt? Und hat er
nicht, als an Bord der „Shamrock" plötzlich der
Mast brach und auf das Teck fiel, mit größter
Geistesgegenwart sich selbst das Leben gerettet,
indem er beherzt zur Seite sprang? Und das
heißt man „nichts gethan?" Der Mast fiel aller-
dings nicht in der Richtung, wo der König stand,
aber Jedermann mutz zugeben, es hätte doch fein
können. Dieser kühne Seitensprung — der Kö-
nig ist doch kein Jüngling mehr nnd von nichts
weniger als schmächtigem Körperbau — dieser
beherzte Sprung ums Leben hat ihn seinen ge-
treuen Unterthancn nur noch bewundernswertster
erscheinen lassen und er ist gepriesen und verherr-
licht worden wie die unvergleichlichen Waffen-
thaten der britischen Dreißig-zu-Eins-Helden in
'X Tie Zeitungsnachrichten über eine ernste
Lage in China sind nach einer Meldung des Gou-
verneurs in Kicmtschou völlig unbegründet.
Duauschikcri hat sein Amt wieder ausgenommen.
* Etwa 5000 Buchdrucke rgehilfen
in Berlin erklärten sich in einer Versammlung mit
der Neuregelung des Tarifs einverstanden.
* lieber die sonderbaren Vorgänge
am Grabe des Präsidenten Mac Kin-
ley ist zu berichten, daß der Commandcuv der Mili-
tärwache der Erzählung des Soldaten Deprend von
Kassel, 2. Oct. Bisher noch nicht ermittelte
Personen versuchten auf der Strecke Gießsn-Fulda in
der Nähe von Ehringhausen einen Personenzug
zum Entgleisen zu bringen. An einer Stelle
mit starkem Gefälle im Walde war eine Eichenschwells
quer über die Schienen genagelt worden. Nur durch
die Umsicht des Locomotivführers wurde größeres
Unglück verhütet.
ik Rom, 2, Oct. Aus Neapel wird de-
Peschirt, daß vermutlich der deutsche Dam-
pfer „Bayern", der bekanntlich den Prin-
zen Tschun nach Europa brachte, die Pest in
Neapel eingeschleppt habe. Der Dampfer habe
zwar keinen erklärlichen Pestfall, aber doch einen
sehr eigenthümlichen Fall von Lungenentzünd-
ung an Bord gehabt.
P Paris, 2. Oct. Der allgemeine
Ausschuß des Bundes für die Mensche ri-
ll n d Bürgerrechte hat in dem Fall des Untcr-
officiers Martens Stellung genommen. In Frank-
reich wäre unter diesen Umständen Freisprechung
vorgeschrieben gewesen. Die Möglichkeit, daß eine
Freisprechung in der hühern Instanz iir ein Todes-
uriheil umgewandelt werden könne, verletze die Re-
geln der Billigkeit und Gerechtigkeit.
-s- Marseille, 2. Oct. Ein deutscher Afrika-
dampfer, der vonLoureuca-Marquez hier einge-
troffen ist, hatte den Schwiegersohn des Präsi-
denten Krüger, Elofs, an Bord, der Ueber-
bringer des letzten Briefes ist, welchen die Gat-
tin des Präsidenten geschrieben hat. Eloff
thcilte mit, daß Kitchener am Tage nach dem
Tode der Präsidentin eine amtliche Beileids-
Depesche gesandt habe. Eloff ist überzeugt, daß
dieBuren als Zieger aus dem Kriege her-
vorgehen würden.
London, 1. Oct. Wie die Blätter melden, ist
die geringe Auseinandersetzung
des Königs m i t d e n M i n i st e rn sehr
heftig gewesen. 'Der König soll'sich darüber be-
schwert haben, daß ihm die Nachrichten vom
Kriegsschauplatz ungenau über-
(N-uhdruck verboten.)
Äug' im Auge, Zahn u» Zahn.
Roman von Karl Eden.
(63 (Fortsetzung.)
Und dies bringt uns der vierten Sorge oder
dem vierten Feuerstein, welcher die Ruhe des
Grafen Bodiskow störte Und welchen er irrthüm-
lich für weniger drohend hielt als die drei er-
steren. Von der Stunde an, wo der Graf sein
Wort gegeben, für Moses Schlumm die so wohl-
verdiente Begnadigung zu erlangen, war dieser
feinem Gebieter mit hündischer Treue anhäng-
lich und wandte alle seine Schlauheit an, um re-
volutionäre Jntriguen aufzuspüren; er war der
unsichtbare Agent gewesen, durch dessen Geschick-
lichkeit der Graf seine jetzige Stellung erlang:
hatte. Mehr als einmal hatte er seinen Patron
an sein Versprechen erinnert, das noch immer
unerfüllt geblieben war, aber Bodiskow hatte
bisher nur neue Versprechungen gemacht, oder
glaubhafte Vorwände für den Aufschub vorge-
bracht, und der Jsraelite hatte sich mit der un-
ermüdlichen Geduld seiner Race durch diese
Ausflüchte beruhigen lassen. Endlich aber waren
Zweifel bei ihm langsam erwacht, die er verge-
bens zu bekämpfen suchte. Sein Wort, — sein
Versprechen — war das einzige Pfand, welches
Moses jemals den Grafen heilig halten gesehen
hatte. Es dauerte lange, bis das Mißtrauen in
seinem Busen erwachte, aber als es einmal Wur-
zel geschlagen hatte, entwickelte sich die Saat des
Verdachts rasch zu einem mächtigen Baum, der
die ganze Zukunft des unglücklichen Israeliten
überschattete.
And diese Veränderung war nicht ohne Bo-
diskows Wissen vorgegangen; der Graf war
ein zu scharfsichtiger Beobachter, um nicht zu
sehen, daß die Zeit sehr nahe fei, wo er die
Maske abwerfen und seinem Werkzeug sagen
müsse; daß das Versprechen, auf das sich der
MmMNtS-UMllU.
Mit dem 1. October begann ein neues Abonne-
ment auf den
Lokal-Anzeiger
Meuer Keidekberger Anzeiger
zu welchem wir angelegentlichst einladen.
Bestellungen nehmen alle Postanstalten und
Landbriefträger, sowie unsere auswärtigen Herren
Agenten und hier unsere Trägerinnen entgegen.
Der Preis beträgt vierteljährlich Mark L.42
frei ins Haus, beim Postschalter abgeholt Mk. 1.
In Heidelberg und nächster Umgebung
NM- monatlich 30 Pfg. -WA
und mit dem Jlluftrirten Sonntagsblatt nur
10 Pfg. mehr.
Der „Heidelberger Lokal-Anzeiger",
eines der verbreitetsten hiesigen Blätter, erscheint
jeden Tag, mit Ausnahme der Sonn- u. Festtage,
Vsrinlttagr ZO Uhr.
Es sind deshalb
E//EM Insevate
IN demselben für die Stadt Heidelberg und die
nächste Umgebung von wirksamstem Erfolg.
Z>ie Expedition.
s ' , " '. Die Nachrich-
welche bei den verschiedenen Botschaften
stellen die Lage als äußerst kritisch
28. Jahrgang
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NN" Der Lokal-Anzeiger Kommt in jedes Kans in Keidelöerg und Kat die größte Verbreitung in den Hrtschasteu der Umgebung.
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einst in Polen mächtigen Einfluß besessen hatte.
Alle diese Umstände erfuhr Bodiskow bald, und
es war für ihn leicht, mit den Bewohnern des
Schlosses Sudakow intime Bekanntschaft anzu-
knüpfen. Er faßte den Plan, den Fürsten in
politische Schwierigkeiten zu verwickeln, aus wel-
chen ihn dann die rettende Hand des Grafen be-
freien sollte, und durch das Jawort Janinas
seine Belohnung zu erhalten.
Das war alles schlau erdacht; wie wir aber
gesehen haben, .begünstigten die Ereignisse die-
sen Plan nicht. Vom ersten Augenblick hatte
das junge Mädchen einen ausgesprochenen Wi-
derwillen gegen den höflichen Russen empfunden.
Tann machte er einen falschen Zug, indem er
sie einzuschüchtern suchte durch Anspielungen
auf seine Macht über ihren Vormund;; dadurch
steigerte sich ihr bisheriger Widerwille zu ent-
schiedenem Abscheu. Nun erschien Donnington,
und der Graf beging ein zweites Versehen, in-
dem er in dein hübschen, jungen Engländer nicht
sofort esnen möglichen Rivalen erkannte.
Mit dem Verlauf der Jntrigue und der
Flucht Janinas ist der Leser bereits bekannt:
aber nicht allein die unbefriedigte Geldgier ver-
darb seine Laune, er mußte auch bald erkennen,
welches Unheil das Mädchen in seinem Herzen
angerichtet hatte und wie heftig er sie liebte.
Dann verwünschte er sein Mißgeschick und
glaubte, daß sie nun für ihn verloren sei; aber
seit seiner Beförderung zum Gouverneur von
Lowice lebten seine Hoffnungen wieder auf, und
er begann ein neues Netz zu weben, nm den
Goldfisch zu fangen, wozu er den Beistand von
Schlnmm nnd Kurilowitsch nötstig hatte. Das
war der Grund, warum er zögerte, den ersteren
den Straferlaß zu verschaffen nnd warum er
sich die versteckte Dreistigkeit des letzteren ge-
fallen ließ. Die Hoffnung, Janina Bromirska
zur Frau zu gewinnen, wurde wieder mächtig in
ihm, und er nahm sich vor, sich jeder Uebereilung
in der Verfolgung seines Planes sorgfältig zu
enthalten.
mittelt werden, und sich diese Handlungs-
weise aufs Entschiedenste verbeten haben.
London, 2. Oct. Die Verluste der Engländer
in Südafrika betragen seit dem 24. September
84 Lodte, 183 Verwundete und 30 an Krank-
heit Verstorbene.
X Antwerpen, 2. Oct. Das Blatt „Metro-
pole" berichtet aus dem französischen Congo:
Die Eingeborenen im Gebier« von Lacomo und des
Ogre sind seit Ende Juli im Aufrnh r. 10 Facto-
reien an den Usern des Ogre mit 80 Europäern wur-
den abgeschniiten. Es befinden sich in der Umgebung
keine Truppen, welche den Bedrängten zu Hilfe kom-
men können. In den ersten Tagen des August traf
aus Libreville die Nachricht ein, daß vier der Be-
drängten bereits todt sind. Das französische Kano-
nenboot „Alcyon", welches versuchte, den Ogre hin-
auf zu fahren, mußte infolge des schlechten Wasser-
standes umkehren.
— Konstantinopel, 2. Oct.
Len, 1. " , - - '
von den Consulaten aus den Provinzen eintref-
fen, stellen die Lage als äußerst kritisch
dar. Man spricht bereits von einer gemeinsamen
Aktion der Gesandten.
Moskau, 1. Oct. Der Bürgermeister thcilte in
der letzten Sitzung der Stadtverordneten mit, daß der
Millionär Salodovnikow der Stadt 12 Millionen ver-
macht habe zur Errichtung von Häusern mit wohl-
feilen Wohnungen für die Armen.
1901.
Zsraelite verließ, sich nicht erfüllen werde. Hätte
er Moses entbehren können, so würde er ihm die
Begnadigung versäwfft haben, aber da er ihn in
feinen Diensten behalten wollte, wagte er nicht,
die Bande zu lockern, welche sein Opfer fesselten.
Seine Lage war sehr ähnlich der des Lord Clive,
als er dem unglücklichen Hindu seinen Betrug
einzugestehen hatte; und dieser Gedanke störte
den Gouverneur, wenn auch keineswegs so sehr
wie die anderen, bereits erwähnten Quellen des
Aergers, aber immer noch genug, um ihn auf-
zuregen und ihm den Anblick seines kriechenden
Agenten verhaßt zu machen.
Das waren die Sorgen und Befürchtungen
des Grafen Bodiskow; doch ihnen gegenüber
standen auch Hoffnungen. Ein rastloser Ehr-
geiz und ein unaufhörliches Verlangen nach
Reichthum waren die Grundzüge seines Charak-
ters, und er glaubte allen Grund zu der Erwart-
ung zu haben, daß hohe Stellung und ein gro-
ßes Gehalt ihm bald zufallen würden. Aber
dies war doch ganz abhängig von der Laune
des Vorgesetzten und Bodiwskow wünschte eine
Stellung zu erlangen, welche von keines Men-
schen Laune abhing. Obgleich er der nominelle
Besitzer eines großen Guts war, hatte er doch
aus demselben nicht einen Rubel zu erwarten, da
dasselbe über und über verschuldet und ver-
pfändet war. So sah er sich genöthigt, von sei-
nem Gehalt zu leben, und unter diesen Umstän-
den war es natürlich, daß er daran dachte, sich
durch Heirath gegen die Armuth zu schützen, und
als der Zufall die Wege Janina Bromirska's
sich mit den seinigen kreuzen ließ, erkannte er,
wie sehr diese junge Dame seinen Idealen und
Wünschen entsprach.
Sic hatte schon jetzt ein bedeutendes Ver-
mögen, und bold mußte sie auch Herrin der Gü-
ter ihres Vetters werden, der sehr kränklich
war und nicht heirathen wollte. Außerdem war
sie die Adoptivtochter des Fürsten Sudakow, der
keine Erben für feinen großen Reichthum hatte,
und gehörte einer guten alten Familie an, welche
Ter Posten eines Gouverneurs von Lowice
war nicht sehr einträglich, da ihm viele gün-
stige Gelegenheiten fehlten, die feine frühere
Stellung besaß; aber Bodiskow hielt ihn für ein
Zeichen hoher Gunst. Lowice, die Hauptstadt,
war ein armseliges, schmutziges Nest von unge-
fähr fünftausend Einwohnern, fast sämmtlich
Polen.
Der Gouverneur Bodiskow saß in seinem
Schreibzimmer, rauchte eine Cigarre und dachte
nach über das Mißgeschick, das ihn bisher davon
abgehalten hatte, sich mit dem Grafen Bromirski
zu befreunden, der an einem Anfall von Gicht
krank Zn Hanse lag. In diesem Augenblick trat
Baron von Stahlberg ein. der Officier, welcher
die kleine Truppenabthcilung in der Provinz
befehligte. Tic Unterhaltungsgabe dieses jungen
Mannes war sehr gering, doch selbst feine Ge-
sellschaft war Bodiskow willkommen. Er be-
grüßte ihn mit großer Herzlichkeit und schlug
sogleich ein Kartenspiel vor, zu welchem der Qf-
iicier sogleich bereit war. Drei Stunden lang
spielten sie mit wechselndem Glück, aber von
Stahlberg schien sich wenig für ein Spiel zu in-
teresfiren, das sonst alle seine Fähigkeiten in
Anspruch nahm, und spielte zuletzt so nachlässig,
daß der Graf ihm eine beträchtliche Summe ab-
gewann.
„Was ist mit Ihnen vorgegangen?" fragte
Bodiskow, indem er den jungen Mann neu-
gierig betrachtete, „hat der Papa seinen Geld-
schrank verschlossen, oder ist Fräulein Klärchen
Ihnen untreu geworden?"
„O nein, Papa ist freigebig wie immer", er-
widerte der Baron, „nnd Klärchen mag zum
ieufel gehen, aus dessen Klauen ich sie gerettet
habe. Sie seufzt nach den Fleischtöpfen in Pe-
tersburg und mag heute dahin fahren, wenn sie
will."
„Oho", machte der Graf, „der Wind hat sich
also schon gedreht? Was ist denn der neue An-
ziehungspunkt, mein Lieber?"
(Fortsetzung folgt.).
durch seine Huld und Gnade die kulturelle Ent-
wicklung Chinas fördern, dem chinesischen Kaiser-
hause auch fernerhin seine Huld erweisen und daS
Deutsche Reich in den besten Beziehungen zu Chi-
na bleiben werde.
-XV Berlin, 2. Oct. Die „Nordd. Allg. Ztg."
meldet: Nachdem durch die jüngst erfolgte Unter-
zeichnung des Friedensprotokolls die Beziehun-
gen zwischen China und den Mächten bessere ge-
worden sind, hat die dcutsche Regierung
der chinesisch en diescinerZeitvon
d e m d e n t s ch e n C o n s u l i n P e k i n g er-
worbenen astronomischen Instru-
mente wieder zur Verfügung stel -
len lassen. Tie chinesische Regier-
ung erwiderte, daß sie mit Rücksicht auf die
Schwierigkeiten, mit welchen der R ü ck-
transport und die Wiederauf-
stellung verknüpft sein würden, auf dieselben
verzichte.
* In Straßburg wurde infolge eines
Wirthshcmsstreites ein TelegraphenarLeiter erstochen.
Der Thäter ist verhaftet.
L Karlsruhe, 2. Oct. Im Hinblick auf die
bevorstehenden Wahlen dürfte eine Wiedergabe der
Wahlergebnisse in den Jahren 1893 und 1897 von
Interesse sein: Darnach betrug die Zahl der ge-
wählten Ntaiionalliberalen im Fahre 1893 16, die
der Conseroativen 1, den Antis. —, des EentrumS
12, der Freis. —, der Demokr. 1 und der Soc.-
Dem. 1. Im Jahre 1897 betrug die Zahl der Nat.
10, der Eons. 1. der Antis. 1, des Ccntrums 12, der
Freis. 2, der Demokr. 2 und der Soc.-Dem. 3.
-i- Berlin, 1. Oct. Pr i nz Tschu u rich-
tete, ehe er das deutsche Gebiet verließ, an den
Kaiser ein langes Telegramm, das vom chinesi-
schen Gesandten im Verein mit General Richter
verfaßt und dem Prinzen zur Unterschrift vorge-
legt wurde. In demselben dankt der Prinz be-
wegt, und sinnigst für die huldvolle Aufnahme
und die Gastlichkeit, die er am kaiserlichen Hofe
gefunden hat; er spricht ferner feinen Dank für
die hohe OrdenSauSzeichnung auS, die ihm vom
Deutschen Kaiser zutheil wurde, erinnert sich der
huldvollen Aufnahme, die ihm auch von Seiten
der deutschen Kaiserin wurde und spricht dieHoff-
nung aus, daß der machtvolle Deutsche Kaiser
Einiger über die Thätigkit Miliz
Eduard; vsn England.
Man thut Unrecht, wenn man sagt, König
Eduard von England habe seit seiner Thron-
besteigung nichts gethan, als sich in Bädern und
Sommerfrischen aufgehalten l Zunächst hat er
sich die Civilliste erhöhen lassen. Alsdann hat er
die Zahl der Hofprediger auf 24 herabgesetzt,
während es deren zuvor 36 gab. Und hat er
nicht auch den königlichen Weinkeller einge-
schränkt, indem er wenigstens große Quantitäten
der allerdings mehr und mehr ans der Mode ge-
kommenen Sherry- und Portweine öffentlich
meistbietend hat verkaufen lassen? Wie sich das
Publikum darnach drängte! Was für ein treffli-
ches Geschäft der König dabei gemacht.. haben
muß! Hat er nicht aber auch als vorzüglicher
Segelsportliebhaber sich bewährt? Und hat er
nicht, als an Bord der „Shamrock" plötzlich der
Mast brach und auf das Teck fiel, mit größter
Geistesgegenwart sich selbst das Leben gerettet,
indem er beherzt zur Seite sprang? Und das
heißt man „nichts gethan?" Der Mast fiel aller-
dings nicht in der Richtung, wo der König stand,
aber Jedermann mutz zugeben, es hätte doch fein
können. Dieser kühne Seitensprung — der Kö-
nig ist doch kein Jüngling mehr nnd von nichts
weniger als schmächtigem Körperbau — dieser
beherzte Sprung ums Leben hat ihn seinen ge-
treuen Unterthancn nur noch bewundernswertster
erscheinen lassen und er ist gepriesen und verherr-
licht worden wie die unvergleichlichen Waffen-
thaten der britischen Dreißig-zu-Eins-Helden in
'X Tie Zeitungsnachrichten über eine ernste
Lage in China sind nach einer Meldung des Gou-
verneurs in Kicmtschou völlig unbegründet.
Duauschikcri hat sein Amt wieder ausgenommen.
* Etwa 5000 Buchdrucke rgehilfen
in Berlin erklärten sich in einer Versammlung mit
der Neuregelung des Tarifs einverstanden.
* lieber die sonderbaren Vorgänge
am Grabe des Präsidenten Mac Kin-
ley ist zu berichten, daß der Commandcuv der Mili-
tärwache der Erzählung des Soldaten Deprend von
Kassel, 2. Oct. Bisher noch nicht ermittelte
Personen versuchten auf der Strecke Gießsn-Fulda in
der Nähe von Ehringhausen einen Personenzug
zum Entgleisen zu bringen. An einer Stelle
mit starkem Gefälle im Walde war eine Eichenschwells
quer über die Schienen genagelt worden. Nur durch
die Umsicht des Locomotivführers wurde größeres
Unglück verhütet.
ik Rom, 2, Oct. Aus Neapel wird de-
Peschirt, daß vermutlich der deutsche Dam-
pfer „Bayern", der bekanntlich den Prin-
zen Tschun nach Europa brachte, die Pest in
Neapel eingeschleppt habe. Der Dampfer habe
zwar keinen erklärlichen Pestfall, aber doch einen
sehr eigenthümlichen Fall von Lungenentzünd-
ung an Bord gehabt.
P Paris, 2. Oct. Der allgemeine
Ausschuß des Bundes für die Mensche ri-
ll n d Bürgerrechte hat in dem Fall des Untcr-
officiers Martens Stellung genommen. In Frank-
reich wäre unter diesen Umständen Freisprechung
vorgeschrieben gewesen. Die Möglichkeit, daß eine
Freisprechung in der hühern Instanz iir ein Todes-
uriheil umgewandelt werden könne, verletze die Re-
geln der Billigkeit und Gerechtigkeit.
-s- Marseille, 2. Oct. Ein deutscher Afrika-
dampfer, der vonLoureuca-Marquez hier einge-
troffen ist, hatte den Schwiegersohn des Präsi-
denten Krüger, Elofs, an Bord, der Ueber-
bringer des letzten Briefes ist, welchen die Gat-
tin des Präsidenten geschrieben hat. Eloff
thcilte mit, daß Kitchener am Tage nach dem
Tode der Präsidentin eine amtliche Beileids-
Depesche gesandt habe. Eloff ist überzeugt, daß
dieBuren als Zieger aus dem Kriege her-
vorgehen würden.
London, 1. Oct. Wie die Blätter melden, ist
die geringe Auseinandersetzung
des Königs m i t d e n M i n i st e rn sehr
heftig gewesen. 'Der König soll'sich darüber be-
schwert haben, daß ihm die Nachrichten vom
Kriegsschauplatz ungenau über-
(N-uhdruck verboten.)
Äug' im Auge, Zahn u» Zahn.
Roman von Karl Eden.
(63 (Fortsetzung.)
Und dies bringt uns der vierten Sorge oder
dem vierten Feuerstein, welcher die Ruhe des
Grafen Bodiskow störte Und welchen er irrthüm-
lich für weniger drohend hielt als die drei er-
steren. Von der Stunde an, wo der Graf sein
Wort gegeben, für Moses Schlumm die so wohl-
verdiente Begnadigung zu erlangen, war dieser
feinem Gebieter mit hündischer Treue anhäng-
lich und wandte alle seine Schlauheit an, um re-
volutionäre Jntriguen aufzuspüren; er war der
unsichtbare Agent gewesen, durch dessen Geschick-
lichkeit der Graf seine jetzige Stellung erlang:
hatte. Mehr als einmal hatte er seinen Patron
an sein Versprechen erinnert, das noch immer
unerfüllt geblieben war, aber Bodiskow hatte
bisher nur neue Versprechungen gemacht, oder
glaubhafte Vorwände für den Aufschub vorge-
bracht, und der Jsraelite hatte sich mit der un-
ermüdlichen Geduld seiner Race durch diese
Ausflüchte beruhigen lassen. Endlich aber waren
Zweifel bei ihm langsam erwacht, die er verge-
bens zu bekämpfen suchte. Sein Wort, — sein
Versprechen — war das einzige Pfand, welches
Moses jemals den Grafen heilig halten gesehen
hatte. Es dauerte lange, bis das Mißtrauen in
seinem Busen erwachte, aber als es einmal Wur-
zel geschlagen hatte, entwickelte sich die Saat des
Verdachts rasch zu einem mächtigen Baum, der
die ganze Zukunft des unglücklichen Israeliten
überschattete.
And diese Veränderung war nicht ohne Bo-
diskows Wissen vorgegangen; der Graf war
ein zu scharfsichtiger Beobachter, um nicht zu
sehen, daß die Zeit sehr nahe fei, wo er die
Maske abwerfen und seinem Werkzeug sagen
müsse; daß das Versprechen, auf das sich der
MmMNtS-UMllU.
Mit dem 1. October begann ein neues Abonne-
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Lokal-Anzeiger
Meuer Keidekberger Anzeiger
zu welchem wir angelegentlichst einladen.
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s ' , " '. Die Nachrich-
welche bei den verschiedenen Botschaften
stellen die Lage als äußerst kritisch