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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 229 - No. 239 (1. Oktober - 12. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43809#0041
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1901.

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. - ... Der Lokal-Anzeiger kommt in jedes Kans i« Keidelverg uno Sat die größte Verbreitung i« de» Hrtschasie» der Amgeöung. "WW
^r,cyer«t tag.rrsi vormittags mrt Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Preis monatlich 30 Pfg„ mit dem „Jllustrirtcn Sormtagsblatt" monatlich 40 Pfg. incl. Trägerlohn. Durch die Post bezogen vierteljährlich L Ml. ohne Bestellgeld.
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ore Lipaul.ge Hetttzeue ooer deren Raum 15 Pfg. Lokale Geschäfts« und Privat-Anzeigen bedeutend ermäßigt. Reklamen AO Pfg.
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Geschäftsstelle: Telephon 125.
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Postzeitungsliste No. 3306»
1W1.

Vas Neueste.
' Finanzminister Buchenberger hat in Stutt-
gart mit dem Finanzminister v. Zeyer über die
Frage der Reform des Cisenbahntarifs ver-
handelt.

* Ter Badische Landwirthschaftsrath
wird bis zum 14. November einberufen werden.
* Oberbürgermeister Kirschner und Stadtbau-
rach Hoffmann wurden vom Kaiser sehr freund-
lich empfangen. Die Unterredung drehte sich
um die Ueberführung der städtischen Straßenbahn
über die Linden, den Märchcnbrunnen und die Aus-
gestaltung der Straße „Unter den Linden".

* Die Zahl der aus ständigen Gruben-
arbeiter im belgischen Kohlenrevier beträgt 15000.
Geringe Ausschreitungen fanden statt.

* Lord Roberts hielt gelegentlich der Ver-
theilung der Kriegsdenkmünzcn an die Soldaten in
Liverpool eine Ansprache, in der er dem Wunsche
Ausdruck gab, den Krieg in Südafrika bald
beendet zu sehen.

* Eine Anzahl Royalisten reiste von Paris
Nach Karlsruhe ab, um sich mit dem Herzog von
Orleans über die politische Lage zu be-
sprechen.
* In Schöneberg bei Berlin wurde an einem
39jährigen Arbeiter ein Raubmord verübt.
Thäter noch unbekannt.

* Fabrikant Löwenthal in Wien erschoß den
Husarenleutnant v. Soyka im Duell. Ein sträfliches
Aerhältniß zwischen dem Officier und der Frau
Löwenthals war die Veranlassung des Zweikampfs.

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Köln, 8. Oct. Der Typhus ist, laut „Köln.
Aolksztg.", nun auch in Mülheim a. Rh. im 63.
Infanterie-Regiment ausgebrochen. Fünf Mann lie-
gen im Lazareih.

Wilhelmshafcn, 8. Oct. Die 10,000 Mark ent-
haltende Kasteie des Torpedoboots D. 2., welche Ende
August verschwunden ist, wurde gestern Morgen aus
dem Torpedo-Exercierplatz versteckt wiedergcfunden.
Cs fehlten nur wenige Mark.
Memel, 9. Oct. Auf dem Gute Warnpönen bei
Pillkallen wurde ein zweijähriges Kind von einem
achtjährigen Mädchen verstümmelt. Die eine Hand
wurde ihm am Handgelenk rmrd Umschnitten, die an-
dere total abgeschnitten.
Marseille, 9. Oct. Der unter verdächtigen Er-
scheinungen vor einigen Tagen auf dem hier einge-
laufenen Fiumer Dämpfer „Syarary" erkrankte
Matrose ist, wie festgcstellt wurde, an der Pest
gestorben.
London, 9. Oct. Lord Kitchener tsle-
graphirte: Die Operationen an der Na -
talgenze haben an Bedeutung ver-
loren. Die dort stehenden britischen Heeres-
theile und andere Truppen (soll das heißen
„Kaisern" ? D. Red.) Mieten in der vorigen
Woche 50 Buren, 26 wurden verwundet, 244 ge-
fangen, 60 ergaben sich.
Pretoria, 9. Oct. Lord Kitchener
meldet: General Lytileton berichtet: Ein
Theil der Truppen des Generals Kitchener stieß
auf dem Marsche nach Nordwesten in der Nähe
der Brücks über die Bevaar am 6. ds. auf die
von Botha befehligte Hauptmacht
der Bur e n, die aus dem Marsche nach Nor-
den war. Es kam 20 Meilen östlich von Vrqheid
zum K ampse / wobei seitens der Englän-
der ein Leutnant und zwei Sergeanten von den
18. Husaren sielen und 10 Mann verwundet
wurden. Kitchener stehe noch mit dem Feinde in
Fühlung. Die Büren ließen ihre Wagen in der
Nähe van Tabanchu zurück: die englischen. Trup-
pen näherten sich dieser Stellung von Süden.-.
Peking, 8. Oct. (Reuter.) Ungefähr 3000
Mann chinesische Truppen, Infanterie, Caval-
lerie und Artillerie, hielten heute in Gegenwart
aller fremden Ofsiciere auf einem Felde außer-
halb der Stadt Hebungen ab. Sowohl
Ausbildung wie Ausrüstung der Truppen fanden
günstige Beurtheilung.

PslMlckes.
Die Zahl der Eorrcurse hat in Deutschland
im Zweiten Quartal des Jahres 1901 merklich
angenommen, nachdem auch schon im ersten
Quartale eine erhebliche Vermehrung zu ver-
zeichnen war. Das ist ein weiterer Weg für den
Rückgang der wirtschaftlichen Lage, der et-
wa um die Mitte des vorigen Jahres in den
meisten Zweigen von Handel und Gewerbe ein-

trat und namentlich die weniger gut fundirten
Unternehmungen in vielen Fällen in eine schwie-
rige Situation gebracht hat. Beachtenswert ist,
daß 275 (207 im Vorjahre) Anträge auf Con-
cu/seröffnung in Ermangelung einer
Masse abgelehnt werden mutzten.
Etc Kommission aus Budapest befindet sich
zur Zeit in Deutschland um die Organisa-
t i o n d e r P o l i z e i u n d G e n d a r m e r i e
der größeren Städte des Reiches kennen zu ler-
nen. Die drei Herren werden zu diesem Zwecke
dieser Tage sich auch nach Karlsruhe, Frankfurt,
Dresden, Berlin usw. begeben.
* Tic Absicht dcs Kaisers, seiner Mutter,
dcr Kaiserin Friedrich, aus Landeskosten ein
Denkmal setzen zu lassen, stößt hier und da auf
nachdrücklichen Widerstand. Die „Neue bayr.
Landesztg." z. B. schreibt, daß die Kaiserin Frie-
drich immer Engländerin geblieben sei. Sie
habe von Anfang an deutsche Anschauungen und
Interessen außer Acht gelassen. In einem Ge-
spräche mit Bucher, Bismarck-Bohlen und Busch,
das 1870 zur Zeit der Einschließung von Paris
geführt wurde, bemerkt der Kanzler über die da-
malige Kronprinzessin: „Tic denkt Wunder, wie
tief sie sich herabgelassen hat, daß sie in dieses
Land geheirathct. hat. Ich weiß noch, daß sie
einmal zu mir sagte, zwei oder drei Kausmanns-
samilien in Livervool hätten mehr Silberzeug
als der Preußische Adel. Ja, erwiderte ich, das
ist vielleicht wahr, königliche Hoheit, wir setzen
unseren Werth aber auch in andere Dinge als in
Silber." Als Verehrerin Gladstone's glaubte es
die Kronprinzessiu Viktoria mit der den eng-
l's.cheu Liberalismus nachahmenden deutschen
Freisinns-Partei halten zu müssen. Daß sie
'cisrigS'Lkserin der demokratischen „Volkszeitung"
war, ging niemanden etwas an: daß sie aber ihre
Parteinahme so weit trieb, fortschrittliche Partei-
führer. wie z. B. den Abgeordneten Bamberger,
auf offener Straße zu einer schneidigen Rede ge-
gen Bismarck zu bealückwünschen (eine durch
Zeugen beglaubigte Thatsache) — das war sehr
auffallend. Ihre aktive Stellungnahme gegen
die Regierungsvolitir ging so weit, daß Kaiser
Wilhelm I. verbieten mußte, seinen Sohn, den
Kronprinzen, über die Vorgänge in der auswär-
tigen Politik und dis Entschlüsse Preußens bezw.
des Reiches zu unterichten. weil man eben be-
fürchten mutzte, daß Staatsgeheimnisse auf dem
Wege über London zur Kenntuiß anderer Mächte
gelangten. Lange Zeit bestand ein förmlicher
„Frauenbund" an den europäischen Hofen, wie
sich der frühere Gesandte Graf Vitzthum in sei-
nen Lebenserinnerungen ausdrückt. — Die
„Braunschw. Landesztg." meint, „Eine streitbare
Frau ist die Kaiserin Friedrich zeitlebens gewe¬

sen, und wenn ihr mit Heroismus getragenes
Geschick auch Ehrerbietung verlangt, so hat sie
beim deutschen Volke doch nicht jenen Schatz von
Liebe anzüsammeln vermocht, dessen Ausdruck
beim Anblicke ihres ehernen Standbildes in dem
Ausrufe liegen würde: Unsere Kaiserin Frie-
drich!"
* Ueber eine Verbrüderung zwischen deut-
schen und französischen Soldaten berichtet ein
deutscher Officier in einem Briese aus Peking
vom 21. Juli: „Neulich haben die Unterofficiere
eines unserer Regimenter ein ofsicielles Fest mit
solchen eines französischen Regiments gefeiert.
Es soll wirklich sehr nett gewesen fein. Tie Fran-
zosen hatten den zur Verfügung stehenden
Raum, ein chinesisches Theater, mit den deut-
schen und französischen Farben reich dekorirt.
Tie Deutschen saßen in Käppis, die Franzosen in
Helmen, leider nicht der Pipelhaube, sondern
dem Tropenhelme. Es wurden abwechselnd Cou-
plets vorgetragen und „Heil dir im Siegerkranz"
abwechselnd mit dcr „Marseillaise" mindestens
15—20 Mal mit Riesenbegeisterung gesungen.
Natürlich fielen hauptsächlich von französischer
Seite viele Reden auf die französisch-deutsche
Waffenbrüderschaft und Kameradschaft, in denen
hauptsächlich betont wurde, daß die einzigen Na-
tionen, die sich während des ganzen Feldzuges
stets vertragen und nie mit einander gerieben
hätten, Deutsche und Franzosen gewesen seien.
Letzteres ist wahr. Man hatte vorsichtshalber
Ofsiciere zur Aufsicht hingesandt, denn in der
Höhe dse Festes befürchtete man vielleicht einen
kleinen Privatfeldzug gegen England. Allein-
stehend wird wohl die Thatsache bleiben, daß
Franzosen mit großer Begeisterung „Heil dir
irn Sj,egerkrgnz" sangen, ebenso wie die Deut?
schen die „Marseillaise".
* Dcr Grosihcrzog Wilhelm Ernst von
Weimar wurde bei einem Pirschgange im Zikl-
bacher-Rcvier von einem Unfall betroffen. Ein
Schweißhund mißverstand eine Bewegung des
Großherzogs und packte denselben bei der Brust.
Mst Hilfe des begleitenden Forstbeamten wurde
das Thier schnell von seinem Angriff zurückge-
rissen. Die Jagd mußte jedoch abgebrochen wer-
den. Ter Leibarzt stellte nur ganz leichte Haut-
abschürfungen fest.

Zusendung unbestellter waaren.
lieber diesen Gegenstand äußert sich Dr.
Beer - Leipzig folgendermaßen:
In der Zusendung unbestellter Waaren
liegt nicht nur eine Verkaufsosferte, sondern

(Nachdruck verboten.)
Äug' im Alge, Zäh« im Zahl.
Roman von Karl Eden.
(Fortsetzung.)

Vergebens suchte Donnington einenGesprächS-
Segenstand zu finden, der das Interesse seines
Genossen erregen konnte. Die Erzählung
don Tonnington's Verhaftung und von dem
^errath, der von Bodiskow ausgsübt worden
^>ar, rief keine Bemerkung von Seiten des Po-
^n hervor, ebenso war es mit der Religion und
^rit der Unterdrückung Polens. Daß Donning-
p>n am Sonntag nicht Karten spielen wollte,
^tzte ihn in Erstaunen; verwundert und mit
sinem leichten spöttischen Lächeln betrachtete er
'einen Genossen, dann legte er sich auf sein La-
Ter, ohne ein Wort zu sprechen und schlief oder
ffäumte wachend vor sich hin. So verbrachten
sfe gewöhnlich den Sonntag, und dieser Tag
^ar daher außerordentlich melancholisch für
Donnington, besonders da auch kaum ein Wort
besprochen wurde: an den Wochentagen boten die
harten einen willkommenen Zeitvertreib, dessen
Ar Pole niemals überdrüssig wurde. Er spielte
so lange, als man die Karten erkennen konnte,
ssüd wenn Georg schlafen ging, spielte er allein
Leiter. Oft fand ihn der junge Tag, wie er noch
'brmer schweigend und träumerisch bei den Kar-
tzn saß; in der That, ein unheimlicher Genosse.

, Donnington. schlief lange und fest. Als er
?wes Tages die Augen öffnete, warf er nach
^iner Gewohnheit einen Blick nach dem Feuer,
Luka gewöhnlich mit der Zubereitung des
Frühstücks beschäftigt war; doch kein Topf, keine
Pfanne war auf dem Herd zu sehen. , Beun-
pchigt sprang der junge Mann ans und rief laut
Au Namen seines Genossen, doch keine andere
^utwort kam, als das Geheul eines Wolfes in
Er Ferne.
„Himmel", rief Georg, „was kann aus ihm

geworden sein? Er hat sich doch nicht allein hin-
ausgewagt unter die verhungerten Bestien? Was
ist denn das? Ein Brief."
Es war ein Stück Papier, das roh zusam-
mengefaltet war und an einem Orte lag, wo
Donnington es sofort erblicken mußte. Hastig
griff er darnach und las:
„Mein Freund! Ich gehe fort, um Holz zu
holen, denn ohne Feuer können wir nicht leben.
Ich bin absichtlich heimlich gegangen, denn ich
wünschte nicht, daß Sie mich begleiten, da die
Sache gefährlich ist. Versuchen Sie nicht, mir
zu folgen, Sie würden nur unnöthig Ihr Leben
opfern. Wer halten Sie die Gewehre bereit
und Wachen Sie an dem Eiswall, damit Sie mir
zur Hilfe kommen können, wenn ich verfolgt
werde. Sollte ich den Wölfen zur Beute fallen,
so fristen Sie Ihr Leben so girt es geht, damit
Sie bis zum Frühling aushalten können; er
kann nur noch wenige Tage ausbleiben und wird
sie dann befreien. Dann halten Sie sich süd-
wärts, bis Sie an den Amur kommen und gehen
Sie an seinem Ufer hin, bis sie einen der Ein-
geborenen finden; sie haben Befehl erhalten.
Ihnen zu helfen, aber vermeiden Sie es, Russen
zu begegnen. Leben Sie wohl!
Luka."
Für eineu Augenblick hielt Georg sprachlos
das Papier in der Hand, dann nahm er seine
Büchse und Pistolen, stieg auf den Eiswall und
überblickte das Weiße, unendliche Schneefeld.
Kein Laut war zu hören, kein Insekt, kein
Vogel: unter dem strengen Winter war alles
Leben erstarrt, selbst das Geheul der Wölfe war
nicht mehr zu hören, und dies hielt Donnington
für ein günstiges Zeichen. Von Sorgen um sei-
nen Freund erfüllt, blickte er hinaus, das Thal
hinab, wo eins Spur im Schnee die Richtung
zeigte, in der Luka den Schlitten fortgezogen
hatte. Tann horchte er gespannt, in der Hoff-
nung, Axtschläge zu vernehmen; aber nichts er-
blickte sein Auge, kein Laut schlug an sein Ohr;
die Spannung war furchtbar.

„Luka! Luka!" rief er, aber nur das Echo
antwortete ihm.
„Mein Gott, ich werde wahnsinnig", mur-
melte er. „.Der brave Bursche hat sich geopfert
für mich — doch hall — dort unter den Stäm-
men der Tannen erscheint etwas, ein kleiner,
schwarzer Gegenstand zeichnet sich von der weißen
Umgebung ab!" Noch ein langer Blick über-
zeugte Donnington, daß es der Schlitten war,
und eine seltsame Freude kehrte in sein Herz
ein. Ja, der Schlitten bewegte sich und näherte
sich, zehn Minuten vergingen und nun war der
Schlitten nur noch dreihundert Schritte von der
Höhle entfernt. Kein Wort antwortete Luka
auf Tonningtons Zurufe, er schien alle seine
Kräfte nölhig zu haben, um die schwere Last fort-
zuschiehen. Immer wieder hielt der Pole an,
verließ das Zugseil und^bewegte seine Arme
über seinem Kopf. Die Entfernung war schon so
klein, daß Donnington einige Schlitten bemer-
ken konnte, welche wie Phantome über die
Schnsefläche glitten, und dann sah er auch das
Blinken von Stahl. Es war die Axt, welche Lu-
ka schwang, denn die grauen Schatten auf sei-
ner Spur waren hungrige Wölfe. Donnington
griff angstvoll nach seiner Büchse und maß die
Entfernung mit den Augen.
Was sollte er tbun? Sollte er schießen? Das
hätte in direktem Widerspruch zu Luka's An-
ordnungen gestanden. Selbst bei ihrem wüthen-
den Hunger waren die Wölfe argwöhnisch gegen
den Schlitten mit seiner Ladung, wenn sie aber
Blut rochen, so würde sie das bis aufs Aeußcrste
reizen, deshalb mußte er geduldig warten, und
durfte nicht schießen, bis Luka es ihm gebot.
Iiun war die Entfernung weniger als hun-
dert Schritte, alles mußte jetzt bald vorüber in
gutem oder bösem Sinne sein. Er ging hinab
zum Eingang und stand dort mit der Büchse in
der Hand, bereit, die Angreifer zu empfangen.
Denn so bald sic sehen werden, daß ihre Beute
ihnen entkommt, werden sie einen heftigen An-
griff machen; er öffnete die Thüre. Etwa drei-

mal während der letzten hundert Schritte mußte
Luka die Wölfe zurückscheuchen, und die vorder-
sten Thicre wichen nur noch wenig zurück. End-
lich war der Pole nur noch zwanzig Schritte,
dann zehn Schritte, endlich fünf Schritte von
der Thüre entfernt.
„Hurah!,, rief Georg. „Endlich sind Sie
in Sicherheit, Luka!"
Aber das war zu früh. Er kannte nicht die
verzweifelte Natur der hungrigen Thiers. Mit
einem Wuthgeheul sahen sie ihre Beute ent-
schwinden, und der Anführer, ein großer, grauer
Veteran, sprang mit einem Satz nach Luka und
grub seine langen Zähne in seine Schulter.
Luka schwankte, ließ das Seil fallen und
faßte seinen Gegner am Hals; aber ein anderer
Wolf hatte ihn bereits angegriffen, und in einem
Augenblick lag er auf der Erde. Mit der Axt
seines Gefährten spaltete Donnington dem letz-
ten Angreifer den Kopf, legte die Pistole dem
anderen ans Ohr und zerschmetterte auch diesem
den Schädel. Dann beugte er sich herab, wäh-
rend das Rudel für den Augenblick zurückwich
und hob den Verwundeten auf. Mit wenigen
Schritten brachte er ihn in Sicherheit und schloß
das Thor, vor welchem die Wölfe sich um die
Uebevreste ihrer gefallenen Genossen stritten.
Der Schliten stand noch immer draußen, konnte
aber später eingebracht werden. Das wichtigste
war, nach Luka's Wunde zu sehen. Das Thier
-schien nur einen Augenblick an ihm gehangen zu
haben, sicherlich konnte dis Wunde nur eine
Schramme sein. Doch sieh! Schon bildete das
Blut einen dunkelrothen, eisigen Flecken auf
dem Pelz, seine Äugen schlossen sich und seine
Wangen erbleichten. Donnington legte den
Verwundeten au^f sein Lager und schürte das
Feuer ans, den:? der Pelz mutzte abgenommen
werden, um die Wunde zu untersuchen. Er goß
Luka einige Tropfen Branntwein ein und ging
dann ans Werk, wobei dcr Patient ihm qleich-
müthig behilflich war.
(Fortsetzung folgt.)
 
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