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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 229 - No. 239 (1. Oktober - 12. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43809#0037
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I

1901.

B8. Iayrgs«s-

AuLage ca. 7300

Kokal-AnMger

Neuev ^ridelbevgev Anzeiger

tsärrre

W 236.

Mittwoch, den 9. DMoSer

Geschäftsstelle: Telephon 125.

Postzeitungsliste No. 3306-

Heidclberg, 9. Oktober.

polilisckes.


rn

Kaste 94-

lkttea

jsheim-

1961.

Gutenberg-

Das Neueste.

§tM u. Umgebung.

- Eine Einigung Englands mit den Vereinigten
Staaten von Amerika, hinsichtlich des mittclame-
rikanischen Canals, wird bestätigt.

* Kaiser Wilhelm hat den Staatsober-
häuptern der am Feldzug gegen China betheiligtcn
Mächte die deutsch« China Medaille verliehen.

* DaZ Befinden der Kaiserin hat sich
etwas gebessert. Sie hütet zwar noch das Zimmer,
konnte aber schon gestern auf einige Stunden daZ
Bett verlassen.

Mr. 15.—
Mr. 18.-

* Der badische Landtag wird der „Süd-
deutschen ReichSkorrespondcnz" zufolge, Mitte No-
vember zusammentreten.

Uemiircdtr Hscbricdten.

Aachs
Steingasse.

etc.
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dschuhsheiiN'

Zweigstelle: E. Geiseudörfer
Untere Neckarstratze 17.

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Msse 111

Eeschäftsstelle: Hauptstraße 4S
(Eingang Brunnengafse).

* Der Kaiser empfing auf Jagdschloß
Hubcrtusstock im Beisein des/Chefs des CivilkabinetS
v. Lucanus den Oberbürgermeister von
Berlin, Kirschner, und den Berliner Stadtbaurath
Hoffmann.

Handelsverträge und Revision des
Zolltarifs wurde durch kaiserliches Edikt Tele-
graphendirektor Sheng ernannt.

* Die Blättermeldmrgen, daß die Reise-
kosten dS Prinzen Tschun während seines
Aufenthaltes in Deutschlmrd dem Kaiser und dem
Reiche zur Last gefallen seien, werden von unterrich-
teter Seite als unrichtig bezeichnet. Lediglich freie
Eisenbahnfahrt habe er gehabt und nur in Danzig
als Gast des Kaisers auf Kosten deS Hofes gelebt.

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Stiftsmühle

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parterre.

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Nk. 3.60, 10

... Wb Der Lokal-Anzeiger kommt in jedes Kans in KeidelSerg und Hat die größte Weröreikung in de» Hrtschaften der Umgebung. "D>W
Erscheint täglich Vormittags mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Preis monatlich 30 Pfg„ mit dem „Jllustrirten Sonntagsblatt" monatlich 40 Pfg. incl. Trägerlohn. Durch die Post bezogen vierteljährlich 1 Mk. ohne Bestellgeld.
Anzeigen: die 1 spaltige Petitzeils oder deren Raum 15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen bedeutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Gratisverbreiiung durch SLulenanschlag.

mcutwcrk in Leimen betreffend, können wir dahin
richtig stellen, daß nur eine Kündigung von Arbeitern
zur Herbeiführung der üblichen Betriebseinschränkung
während der Wintcrmonate stattgefunden hat, wäh-
rend alle weiteren Angaben unrichtig sind.
Q Das Kaiserpa«orama bringt in die-
ser Woche hochinteressante Ansichten: eine wundervolle
Rheinreise von Mainz - Köln. Auch bei
dieser Darstellung frappirt die überraschende Treue
in der Wiedergabe der landschaftlichen Schönheiten.
Der rege Besuch, dessen sich das Panorama fortgesetzt
zu erfreuen hat, beweist, daß die Schönheit wie die
Nützlichkeit des dort Gebotenen richtig gewürdigt
wird. Vor allen Dingen findet sich hier auch für
die Schuljungend eine höchst lehrreiche Ergänzung des
geographischen und naturgeschichtlichen Unterrichts.
Möge niemand versäumen, sich diese hier gebotene
Gelegenheit, den schönsten Strom unseres Vaterlan-
des kennen zu lernen, zunutze zu machen.
Pi Unfall. Gestern Mittag wurde ein Brauer
der Schrödlschen Brauerei durch ein hcrabgefallendes
Stück Holz schwer verletzt und mußte in das akade-
mische Krankenhaus verbracht werden. Der Unfall
soll der Unvorsichtigkeit des Verletzten zuzuschreiben
sein.
* Selbstmord. Im Amtsgefängnisse hier er-
hängte sich der ledige, LS Jahre alte Schuhmacher
Ludwig Bauer aus Unterkessach. Derselbe befand
sich wegen eines Sittlichkeitsverbrechens in Unter-
suchungshaft.

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Bremen, 7. Oct. Der Schnelldampfer des
„Norddeutschen Lloyd", „Kronprinz Wil-
Helm", ist nach einer glänzenden Reise heute
früh 5 Uhr wohlbehalten in Plymouth ange-
kommen. Der Dampfer legte die Ueberfahrt
New-Aork-Plhmouth in 5 Lagen 9 Stunden zu-
rück unter Berücksichtigung des Zeitunterschie-
des. Trotzdem der Dampfer während der bei-
den letzten Tage mit Tinern Nordweststurm
kämpfte, betrug die erzielte Geschwindigkeit
22,61 Seemeilen pro Stunde. Der Dampfer
wird bereits morgen 9 Uhr in Bremerhaven er-
wartet.

Berlin, 7. Oct. Der Unterstaatssecretär des
Reichspostamts, Fritsch, reichte sein Ab-
schiedsgesuch ein, das vom Kaiser unter
Verleihung des Prädikats Excellenz bewilligt
wurde.
Berlin, 7. Oct. AuS Peking wird un-
term 6. d. M. gemeldet: Zum chinesischen Com-
missar für die Verhandlungen wegen neuer

A Vom Bremer Lehrergssang-Vere'm. Dem
vor etwa 8 Tagen auch hier weilenden „Bremer Leh-
rcrgesang-Verein" wurde auf seiner Fahrt durch
den Schwarzwald in Donaueschingen eine ei-
genartige Ucberraschung zutheil. Der zweite Vor-
stand des hiesigen „Licderkranz" hatte seinen dorti-
gen Freunden von der „Liedertafel" die Ankunftszeit
der Bremer Lehrer mitgctheilt, und sie gebeten, für
einen würdigen Empfang besorgt zu sein. Die „Lie-
dertafel"-Donaueschingen nahm sich der Sache sofort
an. Zur festgesetzten Ankunftszeit hatten sich die
Liedcrtäfler vollzählig auf dem Bahnhof eingefunden,
mit ihnen aber auch eine Anzahl junger Dain-en in
der schmucken Baremer Tracht. Ms der Zug in den
Bahnhof einfuhr, sang die „Liedertafel" ihren kerni-
gen Wahlspruch, und die Damen in ihrer kleidsamen
Tracht winkten den fremden Sängern die Grüße der
„Bar" zu. Nachdem die Sänger ausgestiegcn waren,
wurde ihnen von den Damen ein Trunk — fürstlich
fürstenbergisches Kaiserbicr — credenzt. Die Bremer
Sänger waren über eine solche Begrüßung, die sie ja
nicht erwarten konnten, sichtlich überrascht und er-
freut. Sie gaben ihrer Freude durch Absingen des
Sängergrußes und stürmische Hochrufe wiederholt
Ausdruck. Auch versicherten die norddeutschen Sänger,
daß sie in Süddeutschland durchweg eins so herzliche
Aufnahme gefunden hätten, wie man dies im Norden
Dcurschlands kaum finden dürfte. Unter gegenseiti-
gen Hochrufen führte- der Zug die Sänger fort, dem
nächsten Ziel, Titisee, entgegen.
* VolkSbibliothekeu. Die zunehmende Aus-
dehnung des Volksbibliothckwescns in Deutschland ist
in erster Linie der uneigennützigen Mitarbeit der
Volksschullehrer zu danken. Die menten Bibliothe-
ken iverden von Lehrern unentgeltlich verwaltet. In
größeren Städten ist die mit der Verwaltung einer
Volksbibliothek verbundene Arbeit aber oft zu groß,
als daß sie im Neben- oder Ehrenamt geleistet wer-
den könnte. Eine Reihe von Städten ist deshalb schon
dazu übergcgangen. Bibliothekare im Hauptamt an-
zustellen. Bei weiterer Entwickelung von Volks-
bibliotheken werden derartige Stellen sich vielfach
erheben, und mancher Lehrer, der durch irgend eine
Veranlassung gezwungen ist. vorzeitig sein Amt auf-
zugeben, könnte vielleicht im Bibliothekdienst der
Volksbildungsarbeit weiterhin Dienste leisten. Daß
Volksschullehrer sich für die Verwaltung auch größe-
rer Bibliotheken gut eignen, beweist die mustergiltige
Führung einer ganzen Reihe großstädtischer Biblio-
theken.
uL Portlaud-Cementwerk Leime«. Die von
anderer Seite gebrachte Nachricht, das Portland-Ce-

x Mannheim, 8 Oct. sUnser Grena-
dier - Regiments hat heute Vormittag
halb 10 Uhr seine alten KasernementS
in der Stadt verlassen und ist, der Oberst
an der Spitze, mit klingendem Spiele nach der
neuen Kaserne marschirt. Ossiciere und Mann-
schaften waren in Ordonnanzanzuge. Das Re-
giment stellte sich auf dem Schloßplatz auf und
marschirte von dort ab. Ein merkwürdiger Tag.
Seit 180 Jahren beherbergte die Rheinthorka-
serne, seit über 100 Jahren die Zeughauskaserne
die Garnison. Das „Muß i denn, mutz i denn
zum Städtle hinaus!", welches die Kapelle an-
stimmte, mag nicht nur unseren wackeren Grena-
dieren an's Herz gegangen sein, auch denBürger
überkam eine wehmütlnge Stimmung. Es ist
eben doch wieder ein Stück Altmannheim, das
mit dem Umzug verloren geht und was das be-
deutet, das fühlt auch Wohl der Fortschrittsfa-
natiker.
Z Mannheim, 8. Oct. Der Stadtrath hat
einen Antrag auf Ertheilung des Unterrichts in
der französischen Sprache innerhalb der norma-

Hmterbau.
fisante
Leise.

* Lübeck, 8. Oct. Der größte hiesige Dam-
pfer „Rußland" ist auf der Fahrt von Suudsval
nach Lübeck im Nebel bei Björnluirdquarken ge-
strande t. Die Mannschaft ist gerettet.
Paris, 7. Oct. Die Einnahmen aus den in-
direkten Steuern weisen für September ein Mi-
nus von 20 Millionen gegenüber dem Budget-
voranschlag eine Verminderung von 22 Mill,
gegen September im Jahre 1900 auf.
Konstantinopel, 7. Oct. Nach Meldungen
aus Uesküb sollen in der Nähe von Grandsko
zwischen einer 9 Mann starken bulgarischen
Truppe und türkischen Trluppen Zusammen-
stöße vorgekommen sein. 6 Bulgaren seien todt,
1 verwundet; die übrigen flohen. Auch sollen
in der Ortscksaft 2 Bomben aufgesunden worden
sein.
Prätoria, 8. Oct, Lord Kitchener meldet:
Die Operationen an der Grenze von Natal ha-
ben an Bedeutung verloren. Die dort stehenden
britischen Heerestheils und andere Truppen
tödteten in der vorigen Woche 50 Buren, 26
wurden verwundet, 24 gefangen genommen, 60
ergaben sich. Dabei waren die Truppen des
Generals Kitchener 15 Meilen nordöstlich von
Vryheid im Kampfe. Ter Feind suchte nach
Norden ausznweichen. In den Halazatebergen
kämpfte Hamilton mit den Buren. Die Generale
Methuen und Fetherstonghaugh wandten sich ge-
gen Delarey und Kampf, deren Commandos sich
nach dem Angriff auf Oberst Kekewich zerstreu-
ten. Kekewich ist von seinen Wunden wieder
hergestellt und übernahm gestern sein Com-
mando wieder. In der Kapcolonie ist das Com-
mando Vryburg durch die jüngsten Ereignisse
im Nordosten der Colonie völlig lahm gelegt.
Fouche und Bessels stehen an den SüdrLhä.:g:..
der.Drakensberge. Smuts ist nach Norden He.
drängt und steht in der Nähe von Barrington.
Scheepers Commandö steht bei Nieder-Ockerts-
kraal. Allen diesen Bnrencommandos sind die
Engländer dicht aus den Fersen, fast täglich fin-
den Gefechte statt.

tsrr
bi Ankunft,
Mk. 23.-,
via Breslau.
Nonat
r Haus sucht
ren für den
an Händler,
Hamburg-

er und
errauul
he«.
Io. 39.

XXVI.
Die Flüchtlinge.
Der Tag ist vorüber, ein kurzer, sibirischer
Wintertag, während dessen die Sonne nur we-
nige Stunden die Erde besucht und ihre Strahlen
der schneebedeckten Oberfläche eine urcheschreib-
liche Schönheit verleihen, wenn , sie sich in den
Millionen von Eiskristallcn brechen. Es herrscht
eine so furchtbare Kälte, daß ein Europäer sich
kaum eine Vorstellung davon machen kann. Zwei
Männer, Donnington und Luka Petrowitsch,
sind über ein kleines Feuer gebückt und suchen
ihre Hände daran ! zu erwärmen, während sie
nur wenige Worte wechseln.
„Der Rest der Brennmaterialien wird heute
aufgebraucht", bemerkte Luka, „und wir müssen
durchaus mehr zu erlangen suchen, sonst kommen
wir ums Leben."

(Nachdruck verboten.)
Aiiz' m Auge, Zahn um Zahn.
Roman von Karl Eden.
88) (Fortsetzung.)
„Ter Graf will Dich sogleich sprechen",
sagte der Spion, „ich sagte ihm. Du seiest zum
Rabbi gegangen, um Deine Missethaten zu ge-
stehen, aber der Graf meinte, der ganze Katalog
Deiner Verbrechen würde die Geduld des alten
Sanhedrim erschöpfen. Eile Dich, alter Mann!
Hast Du eine zarte Tochter Israels hier unter-
gebracht, um Dich von den Beschwerden Deiner
Dienstbarkeit zu erholen?"
Der haßerfüllte Blick, der den geschwätzigen
Agenten traf, brachte ihn zum Schweigen. Er
zog sich nach einer Schenke in der Nähe zurück,
während Schlumm langsam den Hügel hinauf
schritt nach dem Schloß zu. Alle seine Schwach-
heit war verschwunden, und sein Herz härtete sich
zur Ausführung eines großen Zwecks — Rache
zu nehmen an dem Mann, der ihn unterdrückt
und betrogen hatte.

sterin
c dem Haust
Ist 6, 1 Tr-,
se- ,

allen Seiten wurden die beiden Männer von den
Wölfen bewacht.
Es giebt nichts, lvas den Geist so sehr be-
drückt als ein Aufenthalt in der Wildniß. Täg-
lich wurde die Kälte strenger und die Wölfe zn-
dringlicher. Von Hunger getrieben, machten sie
häufige Versuche, die Barikadcn zu übersteigen,
glitten aber immer herab über die eisige Fläche.
Viele wurden von den Belagerten erschossen,
aber dies schreckte die anderen nicht ab. Erst
als der Frühling eintrat und der Schnee schmolz,
zerstreute sich die hungrige Bande. Luka war
kein Gesellschafter, wie man ihn sich wünschen
konnte, sondern von Natur still und mürrisch,
obgleich er ein reiche? Wissen besaß und mit un.
beugsamen Muth begabt war. Wenn zwei
Menschen so eng aneinander geschlossen sind, so
werden sie entweder Freunde oder bittere
Feinde; aber bei Luka war weder das eine noch
das andere möglich. Nichts konnte seine Zu-
rückhaltung durchbrechen, niemals öffnete er
sein Herz, ein ungewöhnliches Geheimniß schien'
den Polen zu umgeben. Georg hatte sich über-
zeugt, daß er in Wirklichkeit nicht ein Sträf-
ling war, sondern nur einen solchen vorgestellt
hatte, und vermnthete, daß er sich zu dieser
Selbstaufopferung zu seinen Gunsten verstanden
hatte. Wer alle Fragen, alle Zeichen der Dank-
barkeit wurden von Luka kühl abgewiesen.
Nachdem sie Monate lang gemeinsam eingeschlos-
scn gewesen, wußte Georg noch wenig mehr von
seinem seltsamen Genossen, als damals in der
verlassenen Mine.
Bald fand es sich, daß ihr Vorrath von Brenn-
materialien Zu Ende ging; nur durch strenge
Sparsamkeit konnten sie hoffen, bis zum Früh-
ling anszureichen. Luka machte alles im Haus-
halt; er spaltete Brennholz, schmolz den Schnee,
kochte das Essen und wies Donningtons Hilke
immer bestimmt ab. Wenn er seine Arbeit be-
endigt hatte, saß der Pole stundenlang schwei-
gend da und gab nur einsilbige Antworten.
(Fortsetzung folgt.)

„Pst", murmelte Georg mit einem Schau-
der, als ein langes Geheul gehört wurde,
„hören Sie! Sie sind jetzt in stärkerer Anzahl
da, als je!"
Luka gab keine Antwort und beide saßen
längere Zeit füll am Feuer und horchten auf das
Geheul der Wölfe, das bald ferne und kaum ver-
nehmlich war, bald nahe heran kam! „Wir
wollen eine Pfeife rauchen", sagte endlich Luka,
„und dann zu Bett gehen. Wer weiß, was
morgen kommt!" Die Pfeifen wurden angezün-
det und beide saßen schweigend beim Feuer.
Endlich erhob sich der Pole, verschwand auf
einen Augenblick Und kam mit einem Arm voll
Holz zurück. Bald hatte er eine große Flamme
angefacht und setzte sich befriedigt wieder nieder.
„Es nützt nichts mehr, zu sparen", mur-
melte er, „jedenfalls reicht es für morgen doch
nicht."
„Es ist ein Unglück, daß der Frühling so
spät kommt", bemerkte Donnington, „aber wir
können immer noch hoffen, denn wie Sie sagen,
kommt er plötzlich."
„Ganz plötzlich", erwiderte Luka, „man geht
zu Bett, wie wir heute Wend, in Kälte und
Eis, und am Morgen findet man die Oberfläche
des Schnees feucht, dann erfüllt die Hoffnung
auf baldigen Sommer das Herz, in kurzer Zeit
verschwindet das Eis unter den strahlen der
Sonne, die Gewässer wachsen und sprengen ihre
Eisdecke, das Feld kleidet sich in Grün und hei-
terer Gesang der Vögel ertönt in den Wäldern."
„Vielleicht trifft Las schon heute Wend ein",
rief Donnington, „und dann werden die Wölfe
verschwinden."
„Ja, so bald sie verschwunden sind, können
wir unsere Wanderung fortsetzen. Mer nun
zu Bett, ich bin müde!"
Der Pole hüllte sich in seinen Pelz und war
bald eingeschlafen. Donnington saß füll am
Feuer, wärmte sich und dachte über die Vergan-
genheit nach. Biele Monate waren vergangen,
seit er mit Luka Petrowitsch sich in dem gehei¬

men Gang verbarg. Mit Pugatschins Hilfe
waren sie leicht aus der Nachbarschaft von Nert-
schinsk entkommen und waren erst südlich und
dann östlich gewandert in der Hoffnung, aus
dem Amur leichter fortzukommen. Sie waren
gut versehen mit Pferden, Waffen und allem
Röthigen und erreichten das Ufer des großen
Flusses noch ehe dec Winter hereinbrach. Hätte
die kalte Jahreszeit vierzehn Tage später be-
gonnen, so wäre es ihnen gelungen, die offene
See zu erreichen; dann hätten sie bis zum Früh-
jahr bequem irgendwo sich niedergelassen, oder
auch ihren Weg auf Schlitten fortgesetzt; aber
jetzt machte der plötzliche Eintritt des Winters
ihrer weiteren Flucht vorläufig ein Ende.
Mundvorrath hatten sie genügend, und ge-
schmolzener Schnee oder Eis lieferte Wasser;
was ihnen am meisten fehlte, war ein Obdach.
An einem steilen Abhang fand der Pole glück-
licherweise eine trockene geräumige Höhle. Am
Eingang derselben warfen sie eine halbkreisför-
mige Schneemauer von fünfzehn Fuß Höhe auf..
Auf dieselbe gossen Sie Wasser, welches sofort
fror und die Wand. von außen unübersteigbar
machte. Donnington hielt das für eine große
Zeitverschwendung; aber Luka wußte, was er
tbat. Er arbeitete standhaft weiter, ohne die
Einwendungen Donningtons zu beantworten.
Als die Mauer fertig war, wurde ein hoher
Schlitten gebaut, auf welchem die Flüchtlinge
Ladungen von Brennmaterial einbrachten.
Dann-trieb" Luka die Pferde hinaus, damit sie
sich selbst versorgen konnten.
„Wir haben kein Futter für sie, und sie
würden mir die Wölfe anziehen."
So wurden die Thiere in Freiheit gesetzt,
und die Flüchtlinge beschäftigten sich eifrig da-
mit, ihre Höhle bewohnbar zu machen, indem
sie hölzerne Bänke an den Wänden anbrachten
und den Fußboden glätteten.
Am folgenden Morgen ging Donnington
aus, kehrte aber bald wieder zurück. Eine grim-
mige Schildwache umgab die Höhle, denn von

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