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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 290 - No. 299 (11. December - 21. December)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43809#0273
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28. Jahrgang.

AuLage ca. 7500


VekchLftSstelle: Hauptstraße 4S
(Eingang Brumlmgasse).

Neuer Heidelberger Anzeiger

Zweigstelle: «. Geisewdörfer
Untere Neckarstratze 17.

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«rschei»t täglich Vormittags mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Preis monatlich 30 Pfg., mit dem .Jllustrirten Sonntagsblatt" monatlich 40 Pfg. incl. Trägerlohu. Durch die Post bezogen vierteljährlich 1 Mk. ohne Bestellgeld,
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.M 2S5.


Geschäftsstelle: Telephon 125.

IrenKag, Den 1^. JeeeMvev


Vas Neueste.
* Der Kaiser verlieh dem Großsurften
Thronfolger den Schwarzen Adlcrorden
llnd ernannte ihn zum Chef des Nlanen-Rc-
Siments Kaiser Alexander 3.

" Ter Kaiser und der Grvtzf ü r st Thrv n-
Bolger von Rußland begaben sich mit zahlreichem
befolge zur Hofjagd nach dem Grünewald

* Der König und die Königin von
Württemberg sind in Potsdam bei dem Erb-
drinzenpaar zu Wied eingetrosfen, wo Lis
Taufe des jung st en Sohnes desselben srati-
land

* Der König von England wird im Lause
nächsten Monats in Cannes eintrcffen,

* Zwischen Preußen, Baden und Hessen
tvurde behufs Vereinfachung der Verwaltung der
Nain-Neckar-Eiscnbayn ein Staats-
vertrag abgeschlossen.

* Bei Illinois (Ilordamerika) stießen ein
Schnellzug und ein Güterzug zusammen.
Zehn Personen wurden getödtet, ein Petroleumwagen
entzündete sich,

* An der Westküste von Jütland wülhet ein
Orkan, der zahlreiche Sch iffsUnfälle
verursachte.
Karlsruhe, 16. Dec. Mit großer Bestimmt-
heit tritt jetzt die Meldung auf, daß in der Ge-
gend von Willingen bis Thannheim ein Trust-
V^nübungs- und Artillerieschieß-
platz für das 11. Armeecorsts errichtet werden
toll. Die Gemeinden Pfaffenweiler (445 Ein-
wohner), Herzogenweiler (121) und Thannheim
^693) sollen angeblich denr Schießplatz zum Ost-
ler fallen. Die Kosten werden auf 16 Millionen
Mark angegeben.
München, 16. Dec. Der hier jüngst abgchal-
^>ren Männerproteftverfammlung folgte gestern eine
Zahlreich besuchte Frauenversammlung,

welche ebenfalls Protest eir,legte gegen die un-
menschliche englische Kriegführung in
Transvaal, insbesondere gegen die Greuel der Con-
centrationslagcr, und euren Appell an Englands
Frauen und die Königin von England beschloß.
VV Lemberg, 15. Dec. Auf einer Eutrüst-
ungsversammlung in Jaroslav, wurde gestern
die Boykotts r u u g derjenigen 51aufleute
und Gewerbetreibenden beschlossen, welche Waa-
ren aus Preußen beziehen. Eine Krakauer
kaufmännische Corporation beschloß, behusS
Abbruches der Handelsbeziehungen zu Deutsch-
land Schritte zu thun. Krakauer Blätrer be-
richten, daß dis anläßlich des Wsilmachtsfestes
von deutschen! Geschäftsleuten hierher gesandten
Preisverzeichnisse massenhaft zurückgeschickt
wurden mit dem Vermerk: „Nicht angenommen
wegen Wreschen."
EL. Rom, 16. Dec. Bei der Jnveickurauf-
nahme der nachgelassenen Papiere Crispi's wur-
den B r i e f e d es v er st o r b en e n K L n i g s
Humbert gefunden, a-iw denen hervorgeht,
daß gegen den Willen und trotz der wiederholten
Vorstellung Crispi's bei dem König, Baratieri
als Obercommandirsnder der afrikanischen Ar-
mee bestätigt worden ist. Crispi beantragte wie.
derholt Baratieri's Absetzung, aber der König
hielt an derselben fest, obwohl im Minifterrath
sämmtliche Minister für die Absetzung des unfä-
higen Generals gestimmt hatten. Damit ist
erwiesen, daß Erispi in keiner Weife verantwort-
lich zu machen ist für die Katastrophe der italie-
nischen Waffen in Abessinien. . .. .
Bastide, (bei Bordeaux), 16. Dec. Gestern
stieg der Luftschiffcr Mousset in feinem Ballon auf.
Der Ballon platztcin einer Höhe von 200 Me-
tern und sank mit rasender Geschwindigkeit. Mousset
wurde aus dem Korbe geschleudert und stürzte in
die Ga rönne. Mehrere Matrosen eilten zu seiner
Hilfe herbei und Zogen ihn unversehrt aus dem
Wasser.
^Washington, 16. Ter. Präsident
Roosevelt lehnte endgiltig das Aner-
bieten Carnegies, 10 Millionen Doll,
zur Förderung des Unterrichtswesens auszu-
sotzen, ab. Die Summe sollte in Obligationen
des Stahltrusts entrichtet werden und die Re-
gierung sollte sich verpflichten, die Obligationen
wahrend einer bestimmten Zeit in ihrem Besitz
zu behalten. Man glaubt, daß gerade diele Be-
stimmung eine ungünstige Beurthcilung hätte
herausfordern können.

Nachdruck verboten.
^Tirfrchtöcrr-e Kcröen.
Roman von Reinhold Qrtmann.
' (Fortsetzung.)

. --Es scheint. Laß Sie mich für eine Verbreche-
halten", sagte Elfriede leise, „da Sie mir
^iit dem Polizei - Commissar und dem Unter-
^chungsrichter drohen. Unter solchen Umstän-
o^r ist gK mohl besser, Herr Werthmüller,
^Nn wir dies Gespräch beenden."
Und noch ehe er über die Antwort, die er ihr
2Äen sollte, mit sich selbst ins Reine gekommen
hatte sic das Gemach verlassen. Er nrachte
?-inen Versuch, ihr zu folgen, obwohl er fühlte,
^ß nun Alles aus war zwischen ihr und ihm.
hätte er ihr denn auch sagen können, so
angL er diesenVerdacht gegen sie hegte, der durch
mr heutiges Benehmen gewiß nichts an innerer
^hrscheinlichkeit eingebützt hatte! War er be-
kundet, so durfte Erik Werthmüller keinerlei
Gemeinschaft haben mit der Vertrauten von Ver-
sichern; und war Elfriede schuldlos, so konute
A ihm die Beleidigung, als die sie in solchem
oalle seine hartnäckigeFragen einstsinden mußte,
nimmermehr verzeihen.
Besser also, er ließ die Dinge ihren Lauf
'-innen, ohne die Oual, die ihm dieser Zwiespalt
fischen seiner Liebe und seiner Pflicht bereitete,
utzlos zu vermehren. Da er nicht fortgehen
sollte, ohne seine Tarite gesprochen zu haben,
"uhm er ein Buch, um lesend ihre Heimkehr zu
Quarten. Und wenn er auch nachher kaum
Hute Rechenschaft oblegen können über das, was
gelesen, weil seine Gedanken weit, weit davon
^lfernt gewesen waren, so verstrich ihm darüber
och die ML, und er Wae fast ershpmt, als ihn

bei dem Eintritt der Frau v. Brutengaard ein
Blick auf die Pedule darüber belehrte, daß er
beinahe eine ganze Stunde hier gesessen hatte.
Tie alte Dame begrüßte ihn herzlich wie im-
mcr; aber er sah sofort, daß sie durch irgend et-
was in eine ungewöhnliche Erregung versetzt
worden war. Und sie ließ ihn nicht lange auf
eine Erklärung warten.
„Ich bin soeben mit einer recht unerfreuli-
chen Überraschung empfangen worden", sagte
sie. „Meine Gesellschafterin hat mir ihre Stell-
ung aufgekündigt und hat mich gebeten, sie noch
heute zu entlassen. Ich werde sie natürlich nicht
gegen ihren Willen zurückhalten; aber ich gestehe,
daß ich sie ungern verliere und daß cs mir recht
schwer fallen wird, sie zu entbehren."
„Und welchen Grund hat sie für die Kündig-
ung angegeben, liebe Tante?"
„Sie sagte, daß die Verwandte, bei der sie
lebt, neuerdings vielfach kränkelte und daß sie es
deshalb für ihre Pflicht halte, sich ihr mehr als
bisher Zu widmen. Tas wird gewiß nicht aus
der Lust gegriffen sein, denn ich halte das junge
Mädchen, das ich in diesen wenigen Wochen sehr
lieb gewonnen habe, keiner bewußten Unwahr-
heit für fähig. Aber die einzige oder auch nur
die eigentliche Ursache für ihren plötzlichen Ent-
schluß ist cs doch Wohl nicht. Solltest Du mir
vielleicht auf die rechte Spur Helsen können, lie-
ber Erik?"
Der forschende Blick, den sie dabei auf ihn
richtete, verrieth ihm, daß sie an ein Zerwürfniß
zwischen ihm und Elfriede glaubte und mit ziem-
licher Bestimmtheit eine Aufklärung von ihm er-
wartete. Aber um nichts in der Welt hätte er-
setzt die Wahrheit sagen können — diese Wahr-
heit, die eine so schwere Verdächtigung Elfrie-
dens in sich Woß. Mochte sie ihm lieber vor-.

politisches.
Die Altlage einer Festung bei Müllheim und
eines Forts bei Trillingen. In der südwestlichen
Ecke Badens, unweit Basel, soll eine deutsche
Festung errichtet werden, so heißt es. That-
sächlich haben auf dem Tüllinger Berg, nördlich
von Basel, im Laufe des Sommers militärische
Vermessungen stattgefunden, die mit den hier
abgehaltencn Ksrbstmanövern in keinen Zu-
sammenhang gebracht werden, können, und es
sind hier Werke „ausgesteckt" worden. Daß das
deutsäih Reich an der Befestigung dieses Ge-
bietsrheiles ein starkes Interesse hat, das kann
nicht in Abrede gestelll werden. Eine solche
Anlage würde einem über Belfort vorcückenden
französischen Gegner sehr hinderlich fein und
wäre militärisch schon allein zum Schutz der
Bahnlinie Lörrach - Leopoldshöhe gerechtfer-
tigt, die aus rein strategischen Gründen, zur
Umgehung der Schtveizergrenze, gebaut worden
ist. Diese Linie bildet einen wesentlichen Theil
des süddeutschen strategischen Bahnnetzes, das
durch das Gesetz vom 27. April 1887 beschlossen
wurde. Die TüMngerhöhe beherrscht das Wie-
senthal und das Rheinthal auf weite Strecken,
insbesondere die Eisenbahnbrücke und die Pon-
tonbrücke bei Hüningen, aber auch die Stadt
Bafel, deren Centrum in der Luftlinie nur etwa
6 Kilometer entfernt liegt, eine Distanz, welche
inuprhalb des Bereichs der heutigen Festung»- -
artiUec-ie gelegen ist. Der deutsche' Generalstab
hat diesen Verhältnissen stets seine Aufmerksam-
keit gewidmet. Am 1. Juni 1890 bereiste Graf
Waldersee, damals Chef des Gencralstabes, die
Linie Lörrach - Leopoldshöhe und seither haben
wiederholt Generalstabsreisen hier stattgefun-
den. Es soll nun, wie bestimmt verlcncket, der
Bau von größeren Festungsanlagen bei Müll
heim und die Einrichtung enlses Forts bei Tül-
lingsn geplant fein. Bereits erheben Schwei-
zer Zeitungen ein Geschrei über diesen Plan,
doch das wird das deutsche Reich nicht abhalten,
das zu thun, was seine Grenzen verstärkt.
Tic „Tagebücher des Gcncralfeldmarschalls
Grafen Blumenthal aus den Jahren- 1866 und
1870—71" sind mm auch erschienen. Uns schei-
nen am wichtigsten und interessantesten die Auf-
zeichnungen betreffend das Bombardement von
Paris, in welcher Frage Blumenthal und Bis-

übergehend wegen seiner scheinbaren Geheimniß-
krämerei zürnen, als daß er auch auf sie einen
Argwohn übertragen hätte, von dem er noch
immer sehnsüchtig hoffte, daß sich seine Grund-
losigkeit Herausstellen möge.
„Ich habe in der That eine Vermuthung,
liebe Tante; aber Du mußt es mir verzeihen,
daß ich sie vorläufig noch für mich behalte. Und
wenn Du mir gestattest. Dir einen Rath zu er-
theilen, so ist es der, dem Wunsche der jungen
Dame ohne Weiteres zu willfahren. Sic dürfte
in der That im Hause der Frau Liesing jetzt bes-
ser an ihrem Platze sein, als hier."
Sicherlich hatte Frau v. Brutengaard etwas
ganz Anderes erwartet, als einen solchen Rath!
Ihre Verinuthung, daß etwas Besonderes zwi-
schen den Beiden vorgefallen sein müsse, war
durch diese Antwort nur bestätigt worden; aber
es gehörte nicht zu ihren Gewohnheiten, sich un-
gebeten in die Geheimnisse Anderer einzumi-
schen, zumal wenn es sich dabei um Zarte Her-
zensangelegenheiten handelte. Sie setzte das
Gespräch über diesen Gegenstand nicht fort, und
sie lud den Neffen nicht ein, zum Mittagessen zu
bleiben, wie sie cs sonst noch immer gethan,
wenn er ihr einen Vormittagsbesuch gemacht.
Als Erik sich entfernte, spähte er in der Villa
wie im Garten aufmerksam umher, von einer
schwachen Hoffnung bewegt, daß er Elfriede noch
einmal begegnen würde. Aber sie wurde ihm
nicht sichtbar, und er verließ das Haus mit der
traurigen Gewißheit, daß sich zwischen ihm und
dem geliebten Mädchen ein tiefer, unübersteig-
barer Abgrund aufgethan.
In seinem Hotel fand er einen der beiden
Detektivs, die mit der Beobachtung des Ehe-
paars Matrasch betraut waren, wartend vor.
Er nahm ihn mit in sein Zimmer und empfing

Postzeitungsliste Ao. 3306» 1901*
marck als Gegner sich gegenüberstanden. Unter
dein 19. Tecember schreibt Graf Blumenthal
u. A.: Zum Mittag war hier die. Reichstags.de-
putation und Graf Bismarck. Letzterer setzte
sich nach dein Diner nut mir auf ein Sopha und
begann nach wegen der Beschießung zu bearbei-
ten, so einschmeichelnd und geschickt alle meine
Einwände bekämpfend, daß ich laut auslachen
mußte. Er sagte mir, Paris bombardiren zu
wollen, wäre ihm nicht eingefallen; er wisse
recht gut. daß man die Stadt nicht erreichen
kömP, aber die politischen Verhältnisse machten
es durchaus nothwendig, daß Ernst gezeigt
würde; wir müßten schießen, und wenn es auch
nur 50 Schuß auf dis Forts wären, sonst würde
es ihm unmöglich seit!, die fremden Mächte, na-
mentlich Rußland und England, von der Ein-
mischung abzühalren; sie glaubten alle, wir wä-
ren am Ende mit unserer Kunst. Meinen Ein-
wand, daß das nke den Militär veranlassen
könne, sich irre leiten zu lassen und gegen seine
bessere Einsicht zu handeln, ließ er nicht gelten,
da der Krieg doch nicht ohne Politik geführt wer-
den könne. ... Er ließ cs nicht an Schmei-
cheleien und - dergleichen fehlen; dagegen bin ich
aber Gort sei dank bombenfest. Im weiteren
Verlauf des Gesprächs klagte er bitter über den
König und v. Molche, die ihn seit einiger Zeit
ohne Kennlniß und Ttzeünahnie an den Operati-
onen ließen, ja ihn eigentlich ganz unhöflich und
grob behandelten. Er sprach es ganz positiv
am, daß er nicht eine Stunde lang Münster
bleiben, werde, wenn der Krieg vorbei sei. Die
nichracbteuöe, unhöfliche Behandlung könne er
nicht länger ertragen, er sei allein dadurch krank
nnd müsse der Sache ein Ende machen, wenn er
überhaupt noch länger leben wolle. Er schien
ganz außer sich zu sein und sagte unter Anderem,
er habe immer gegen die Belagerung von Paris
gesprochen, und tzalte sie für einen großen Feh-
ler, ebenso die Einschließung, denn wir würden
doch nie Jemanden finden, der mit uns Frieden
schließen könne. Er würde gern dein Kaiser mit
seiner ihm anhängenden gefangenen Armee wie-
der cinsetzen, denn der kranke Mann wäre nicht
gefährlich. Der König wollte es aber durchaus
nicht. . . . Ich sah ganz klar, daß cs ihm (Bis-
marck) nach allen Vorgängen, die ihn so hoch
gehoben haben, ganz unerträglich ist, hier eine
Zweite Rolle spielen zu müssen. Daß Andere in
ihrem Kreise auch etwas leisten wollen und kön-
nen, und daß es Dinge giebt, die auch einmal

dort den Bericht des Mannes, von dessen Tüch-
tigkeit und Zuverlässigkeit er sich bereits hin-
länglich hatte überzeugen. können.
„Obwohl Matrasch seine Wohnung nicht vor
zwölf Uhr Mittags zu verlassen Pflegt", er-
zählte der Geheimagent, „hatte ich heute doch
schon um neun Uhr in der Nähe des Hauses
Aufstellung genommen, weil mir daran lag, die
Kundinnen der Frau Matrasch zu beobachten.
Und ich hatte sehr gut daran gethan, denn gegen
feine Gewohnheit erschien der Mann der Kar-
tenlegerin bereits um halb zehn Uhr aus der
Straße. Ich entschloß mich, ihm zu folgen,
und da ich sicher war, daß er noch keinen Ver
dacht gegen mich geschöpft hat, trat ich unnrit-
telbar hinter ihm in die Expedition der „Dres-
dener Nachrichten" ein, in der ich ihn hatte ver-
schwinden sehen. Dicht neben ihm stehend,
fand ich Gelegenheit, den Zettel zu lesen, den er
in der Hand hielt und auf dem ein von ihm aus-
zugebendeS Inserat geschrieben stand. Es kam
tete wörtlich: „Gesucht gegen hohe Entschädig
ung auf kurze Zeit und zu leichter Verrichtung
ein diskreter Diener, der schon bei einem vor
nehmen Herrn conditionirt haben muß." Diese
Worte „hohe Entschädigung" und „diskreter"
waren zweimal unterstrichen, sollten also jeden-
falls durch fetteren Druck hcrvorgehoben werden.
Ich überzeugte mich noch, daß er die Annonce
wirklich zu Zweimaliger Insertion aufgab und
behielt ihn im Auge, bis er sein Stamm-Kaffee-
haus betreten hatte, wo er nun. vermuthlich wie-
der ein paar Stunden lang Billard oder Tarok
spielen wird. Dann begab ich mich hierher, weil
ich meine Wahrnehmung für wichtig genug,
hielt, um eine sofortige Berichterstattung zu
rechtfertigen,"
„Sie thaten recht daran, Herr SoM. ---
 
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