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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 240 - No. 249 (14. Oktober - 24. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43809#0057
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Neuev heidelbeogev Anzeiger

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W241. !
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DrettCag, dem 1Z. Dttlobev

Postzeitungsliste No. 3306»

MSStSSStS?S!S

1901.

Vas veuefle.
* Der Badische Landtag wird der „Frkf.
Ztg." zufolge, auf den 20. Nov. cinberufen werden.
* In Charlortcnburg fand gestern in An-
wesenheit des Kaisers, des Prinzregenten von Braun-
schweig. der Generalität und der Staats- und städti-
schen Behörden, die Enthüllung des Den kur als
sür den Prinzen Albrecht von Preu-
Ken statt.
* Bei der Enthüllung des Kaiser Friedrich-
Denkmals in Breslau wird der Kronprinz im
Auftrage des Kaisers einen Kranz niederlegen.

* Der Besuch des KönigspaareS in Pe-
tersburg ist wegen des Gesundheitszu-
standes der Königin auf unbestimmte Zeit
bertagt worden.
* Der Herzog von Orleans reiste am
Sonntag von Karlsruhe nach München ab.
* Die Enkelin des Kaisers von Oesterreich, die
Dochter des verstorbenen Kronprinzen Rudolf, Erz-
herzogin Elisabeth, hat sich mit dein Prin-
zen von Windischgrätz verlobt.

* In unterrichteten Wiener Kreisen ist von einer
Ehescheidung des gräflichen Paares
Elemer Lonpay nichts bekannt; dagegen wird
das Paar nach England übersiedeln.

* Einem Telegramm aus Lissabon zufolge, steht
ein Bündniß zwischen England, Spa -
Ni en und Portugal bevor.

* Ein Bon über 480 Millionen Taels
für Entschädigungsansprüche wurde gestern von den
chinesischen Bevollmächtigten in Peking dem Doyen
des diplomatischen Corps übergeben.
* Die marokkanische Regierung er-
kannte alle Forderungen Spaniens an.

* In der Nähe von Aripa in Spanien ent-
gleiste ein Personenzug. Eine große An-
zahl Personen wurde verletzt.


(Nachdruck verboten.)
A«-' m Aiigk, Zahn M Zahn.
Roman von Karl Eden.
?3) (Fortsetzung.)
Am folgenden Morgen fand er sich wunder-
doll gestärkt und auf seins dringende Bitte er-
hielt Coventry die Erlaubniß, ihn kurze Zeit zu
besuchen. Dieses erste Wiedersehen der beiden
Freunde, seit Donnington feine Besinnung wie-
der erlangt hatte, war sehr rührend. Keiner
der beiden sprach ein halbes Dutzend Worte, aber
der Troupier saß am Bette des Kranken, hielt
dessen abgemagerte Hand in der feinigen und
bemühte sich, den blühenden, jungen Mann frü-
herer Tags in dem Skelett, das vor ihm lag,
iviederzuerkenneu.
Georg betrachtete forschend die rauhen Züge
deZ anderen, bis dieser starre, kummervolle Blick
Coventry so überwältigte, daß er genöthigt
ft>ar, sich abzuwenden, und nicht den Patienten
Merken zu lassen, wie sehr der Anblick seines hilf-
kosen Freundes ihn erschüttere.
Als. Coventry seinen Namen rufen hörte,
Kon dem zerlumpten Flüchtling, den er in seinen
Armen auffing, konnte er sich nur mit großer
Dcühe davon überzeugen, daß dieser Bedauerns-
Msrthe wirklich sein alter Genosse aus schöneren
Tagen war. Lange Monate voll Entbehrung
hatten ein Merkmal auf der jungen Stirn auf-
gedrückt, welches weder die Zeit, noch zukünftiges
Glück jemals ganz verwischen konnte.
Mit jedem folgenden Tage besserte sich der
Zustand des Flüchtlings, und während der täg-
lichen Besuche von Fred Coventry erfuhr er nach
Und nach die Einzelheiten, die ihm so räthselhaft
gewesen waren. Wir wollen Coventry selbst er-
zählen lassen:
„Sie fragen mich, wie es komme, daß ich
Mich mit einer amerikanischen Telegraphen-
compagnie hier in den Wildnissen Asiens be-

VM8MM
n Berlin, 14. Oct. Seit einigen Tagen sind
an der New-Iorker Börse Gerüchte des Inhalts
in Umlauf, daß daS deutsche Reich oder
Preußen in naher Zukunft abermals in den Ver-
einigten Staaten von Amerika eine Anleihe
unterbringen wolle. Die „Nordd. Allg. Ztg."
ist demgegenüber in der Lage, zuverlässig mit-
theilen zu können, daß diese Gerüchte unbegrün-
det sind.
x Berlin, 14. Oct. Professor Theodor
Mommsen erhielt gestern anläßlich seines
30jährigen Jubiläums seiner Berufung als Pro-
fessor zahlreiche telegraphische und sonstige
Glückwünsche. Im Namen der Staats - Regier-
ung gratulirte der Cultusminister Dr. Studt.
Die Berliner Universität entsandte eine große
vom Rektor geführte Abordnung.
* Breslau, 14. Oct. Die Rhederei vereinigter
Schiffer hat den Concurs angemeldet.
Madrid, 14. Oct. Eine Depesche aus
Tanger meldet: Die marokkanische Re-
gierung unterzeichnete ein Schriftstück, in dem
sie alle Forderungen Spaniens anerkennt.
8 London, 14. Oct. Aus Simla wird
berichtet: Um Kabul ist jetzt eine große a f -
ghanische Armee concentrirt, um
Ruhe und Ordnung sicher zu stellen. Der neue
Emir stellte für jeden Europäer eine Special-
wache an, welche mit ihrem Leben für die Sicher-
heit ihres Schützlings birgt. Die indische Re-
gierung hat ihre sonst nm diese Zeit übliche Uw
bsrsiedelung von Simla nach Kalkutta verscho-
ben, und der Vicekönig vertagte seine Erholungs-
reise.
ld London, 14. Oct. Aus Lissabon wird
telegraphirt: Die britischen Truppen
wurden zwischen Bezano Garcia und Komatiport
überrascht. Es fand ein schwerer Kampf
statt. Die Verluste sind unbekannt. Es heißt,
die der Engländer seien, schwer gewesen. Meh-
rere britische Soldaten entflohen während des
Kampfes über die portugiesische Grenze. Zwei
wurden von den portugiesischen Behörden gefan-
gen genommen und nach Lourenco Marques ge-
bracht. Die Portugiesen verstärken alle ihre
Grenzposten.
äV Prätorin, 44. Oct. (Reuter.) Seit dem
15. September sind noch 18 Burenführer
gefangen und für immer aus Südafrika
verbannt worden.
finde? Um Ihnen befriedigend zu antworten,
muß ich bis auf die Zeit zurückgehen, wo wir
beide in einein Hause der Großen Ormondstraße
in London wohnten. Sie werden sich erinnern,
daß ich der Kaupttheilhaber an einer Porzel-
lanfabrik bei Charthagena in Spanien war und
daß ich immer etwas vorgeschrittene Politische
Ansichten hatte — nämlich, daß ich ein rother
Republikaner war. Sie wissen sehr gut, daß in
meinen Ansichten nichts so extremes lag, aber ich
will offen gestehen, daß ich eine eingewurzelte
Lieb zur Freiheit habe, und einen Haß gegen Un-
gerechtigkeit jeder Art, und so verkehre ich be-
ständig mit Leuten aller Nationalitäten, welche
für die Freiheit wirkten. Bei solchen Ansichten
mußte ich bald erkennen, daß Spanien nicht das
geeignete Land für mich war. Bei jeder Gele-
genheit wurde mein Haar gegen den Strich ge-
kämmt und meine heiligsten Ueberzeugungen zer-
stört. Es sind feine Burschen, diese Spanier,
aber das bigotteste Volk in Europa und demzu-
folge auch sehr zurückgeblieben. Unwissend über
die Maßen, betrachten sie die Ausländer mit
einer Eifersucht, die sie sich nicht zu verbergen die
Mühe geben, und nichts kann ihre Vorurtheile
beseitigen.
„Doch, ich will Sie nicht mit einer langen
Auslassung über spanische Hartnäckigkeit lang-
weilen — denn sie sind wirklich hartnäckiger als
ihre Maulthiere. Es genügt, wenn ich Ihnen
sage, daß man mir auf jede Weise Hindernisse
bereitete und meine Pläne durchkreuzte. Ich
wußte, das ich durch ein bischen Freigebigkeit
den Passiven Widerstand der Behörden leicht in
Wohlwollen verwandeln könnte, aber das war
ein Mittel, zu dem ich mich nicht herbeilassen
wollte. Bald begann ein ernstlicher Kampf, wel-
cher damit endete, daß ich sehr bald den Boden
unter den Füßen verlor.
Wir beschäftigten in unserer Fabrik eine be-
trächtliche Anzahl Arbeiter, ehrliche, fleißige
und anspruchslose Burschen. Für einige von

Dundee, 13. Oct. (Reuter.) General
Botha überschritt den Bayiafluß und mar-
schirt gegen Norden. Es wird vermuthet, daß
er eine Abtheilung entsandt hat, um einen für
ihn bestimmten Transport zu eskortiren, und
daß diese Abtheilung ostwärts marschirt.
IV New-Aork, 14. Oct. Die hiesigen Aerzte
und Gelehrten haben zu Ehren Virchows ein
Bankett gehalten. Anch inChicago fand eine
Virchowfcicr statt.

potttilckes.
Tic Großherzsglichcn Herrschaften sind am
Samstag Abend mit Gefolge in Baden-Baden
eingetroffen. Heute reisten der Großherzog und
die Großherzogin hierher. Abends erfolgte die
Rückreise nach Schloß Baden.
Tas Befinden der Kaiserin soll wieder be-
friedigend sein. Wesentlich beinflutzt ist der Ge-
sundheitszustand der Kaiserin vielleicht dadurch,
daß sie etwas magenleidend geworden ist. Me
hohe Fran hat eine große Vorliebe für Thee,
und sie hat dieses Getränk in größeren Mengen
getrunken, geleitet auch dabei von der Ansicht,
daß großer Theegennß Körperfülle fern halte.
Vsrmuthlich find aber durch das starke Thee-
triuken die Magennerven geschädigt worden.
Nach einem erneuten Erlaß des Staatssekre-
träs des Rcichspostamts ist den Untcrbeamten
der Reichs-Post- und Telegraphen - Verwaltung
fortan in schriftlicher, wie auch mündlicher An-
rede der Titel „Herr" beizulegen. Die Angele-
genheit ist bereits in der letzten Rcichstagsses-
sion zur spräche gekommen. Der Erlaß scheint
aber nicht überall den gewünschten Erfolg ge-
habt zu haben. Deshalb Wohl sieht sich jetzt
Herr Krätke zu der Erneuerung veranlaßt.
Ans den Deutschen Eisenbahnen —- aus-
schließlich der bayerischen — sind im Monat Au-
gust d. I. 8 Entgleisungen auf freier Bahn, dar-
unter 5 Personenzüge, 18 Entgleisungen in
Stationen, davon 5 bei Personenzügen, 2 Zu-
sammenstöße auf freier Bahn, wovon 1 bei Per-
sonenzügen, 27 Zusammenstöße in Stationen,
davon 7 bei Personenzügen, vorgekommen. Da-
bei wurden 2 Bahnbedienstete getödtei, 23 Rei-
sende, 13 Bähnbedienstete und 2 fremde Per-
sonen verletzt.
Die Auswanderung aus Deutschland nach
überseeischen Ländern betrug in den ersten neun
Monaten dieses Jahres 17020 Personen gegen
ihnen habe ich mich sehr interessirt und habe mich
überzeugt, daß sie auch mir und meinem Com-
Pagnon anhängig waren. Plötzlich verließen sie
uns, ohne ein Wort zu sagen, weigerten sich, wei-
ter zu arbeiten, und das werthvolle Material,
das eben in dem Ofen war, ging vollständig ver-
loren. Weder Drohungen, noch Zuredungen hat-
ten Erfolg, und als ich dieSache logisch mit ihnen
besprechen wollte, liefen sie davon. Einen Bur-
schen fing ich ein, dessen Sohn ich eine Wohlthat
erwiesen hatte, und aus Dankbarkeit enthüllte er
mir das Geheimniß. Die Priester hatten uns
als Ketzer in den Bann gethan, und die Arbeiter
waren so genöthigt, ehe zu verhungern, als von
mir und meinem Compagnon Zahlungen zu neh-
men.
Das ärgerte mich, und ich gab die Sache auf,
mit weniger Verlust, als ich erwartete. Dann
ging ich nach Kuba, um mein Glück aufs neue zu
versuchen."
„Nach Kuba?" wiederholte Georg erstaunt,
„das ist ja eine spanische Colonie! Warum gerade
in aller Welt dahin?"
„Aus dem einfachen Grund, weil es eine
spanische Besitzung ist, und ich mich nicht für ge-
schlagen geben wollte. Ueberdies hatte ich nicht
die Absicht, Geld zu riskiren, bevor ich mich mit
den Verbältnissen im Lande vertraut gemacht
haben würde. Deshalb ging ich nach Havanna,
wo ich einige Monate lebte, und reifte dann in
das Innere. Ein feines, aufgeklärtes "Volk, diese
Kubaner!"
„Nun weiter, Fred, das interessirt mich sehr.
Was machtenSie dann auf demLande? Sie kauf-
ten ein Gut und ließen sich als Zuckerplantagen-
besitzer nieder?"
„Nein — ja — nein", murmelte der große
Republikaner in sichtlick)er Verlegenheit. „Ich
verhandelte wegen eines Gutes, aber es wurde
nichts daraus. Die Sache ist die, Donnington,
ich kam vorher in die Klemme." ,
„Wie geschah denn das?"

16017 in dem gleichen Zeiträume des Vorjah-
res. Doch geben die Zahlen kein genaues Bild,
da zum Theil diejenigen Reisenden mit einbe-
griffen sind, die nur eine kurze Fährt über den
Ocean machen. Bemerkenswerth ist, daß über
Hamburg im September 67 Deutsche, darunter
10 weibliche Personen nach Deutsch-Afrika
gingen.
Ucücr Mangel a« Unterofficieren klagen die
Militärbehörden, über Mangel an Schutzleuten
die Polizei. Der Kaiser hatte bestimmt, daß
Unterofficiers schon noch sechsjähriger Dienst-
zeit zur Schutzmannschaft übertreten könnten.
iDe Kommandeure der Truppentheile klagten in
der Folge darüber, daß ihnen dadurch grade die
tüchtigsten Unterofficiers verloren gingen. Die
Vergünstigung wird in Folge dessen wieder auf-
gehoben und Unterofficiere nur nach Ojähriger
Dienstzeit bei der Polizei in Preußen ausgenom-
men.
Das Tureune « Denkmal bei Sasbach wird
von einem französischen Wächter bewacht, der an
Verfolgungswahn leidet und deshalb vom fran-
zösischen Kriegsminister seines Postens enthoben
werden soll. Es ist überhaupt ein großes Stück
Duldsamkeit von den Deutschen, daß sie inner-
halb ihrer Grenzen die kleine französische Besitz-
ung nnd das Denkmal des Pfalzverwüsters und
Mordbrenners Turenne sichen lassen. Auch cm-
derwärts in Deutschland bestehen Denkmale sol-
cher französischer Officiere, welche Deutschland
bei Lebzeiten großen Schaden zufügten. Sie sind
ein Zeichen seiner früheren Schmach und jetzt
noch nicht ganz überwundenen Schwäche. Wa-
rum bat man 1870 damit nicht reinen Tisch ge-
macht? In Frankreich wird man vergeblich Bis-
marck-, Moltke-. oder Roon-Denkmäler suchen.
Den Anlaß zu Duellen durch erfolgreichen ge-
setzlichen Schütz derEhre zu beseitigen, sol-
len in einer am 19. Oct. in Leipzig anberaumten
Besprechung Mittel und Wege gefunden werden.
Unterzeichnet ist die Einladung von 87 Professo-
ren und Gymnasiallehrern.
Der Vorstand des deutschen Bäckerinnungs-
verband „Germania" wurde von über 100
Bäckermeistern ersucht, endlich zum Zollta-
rifentwurf Stellung zu nehmen. Der
Obermeister erklärte, die Zollfrage im Verband
nicht zur Erörterung zu bringen. Uebrigens
werde das Ausland den Zoll tragen.
Ilm Propaganda für die anarchistische For-
deratio» zu machen sind in Berlin mehrere Ver-
trauensmänner ernannt worden. Das neue
Anarchistenblatt „Die Freiheit" ist wieder er-
schienen, auch scheinen die Gelder in die Anar-
chistenkasse wieder reichlicher zu fließen. Die
„Ungerechtigkeit ist mir verhaßt, wie Sie
wissen, — nun, die Regierung war ungerecht —
deshalb versuchte ich mit meinen Freunden die-
selbe umzuwerfen", stotterte der Riese.
„Heißt in einfachen Worten, daß Sie sich in
eine revolutionäre Erhebung verwickeln ließen",
bemerkte Georg. „Nun, und wie endigte die Ge-
schichte? Sie wurden auf den ersten Dampfer ge-
bracht und fortgeschickt, wie?"
„Nein, es war ein bischen ernsthafter. Die
Burschen, mit denen ich verbündet war, erwiesen
sich als Lumpenpack und lieferteu mich an die Be-
hörden aus als Anstifter der ganzen Geschichte.
Dadurch hofften sie Verzeihung zu erhalten; aber
das war ein schmutziger Streich."
Das ehrliche Gesicht des Erzählers be-
wölkte sich.
„Nun, weiter, Fred", drängte Georg, „das
wird interessant."
„Mehr interessant als angenehm. Ich wurde
vor ein .Kriegsgericht gestellt und zum Tode ver-
urtheilt; aber da ich als britischer Unterthan
auftrat, wurde meine Hinrichtung aufgeschoben,
um an die spanische Regierung über den Sachver-
halt zu berichten. ES dauerte sechs Wochen, bis
eine Antwort aus Europa aulangte. Dann
kamen die Beamten sehr höflich in meine Zelle
und theilten mir mit, mich um neun Uhr am
folgenden Morgen umzubringen. „Wenn sä
Ew. Gnaden gefällig ist", schloß der Sprecher
mit einer Schwenkung feines breitrandigen
Hutes.
„Ich kann Ihnen sagen, Donington, ich
dachte, die Geschichte sei zu Ende: aber zu meinem
Glück hatte ich einen treuen Freund, der nicht
müssig war. Das war Jim Walker, der Leiter
unserer jetzigen Expedition. Er miethete einen
schnellen Dampfer,,verwandte eine hohe Summe
auf Bestechung und so gelang meine Flucht. Ich
landete glücklich in den Vereinigten Staaten
Ich glaubte, den Spaniern war es nicht so cmqc-
nehm, daß ihn die Hinrichtung erspart blieb.
 
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