Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

DOI Kapitel:
No. 240 - No. 249 (14. Oktober - 24. Oktober)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43809#0085
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
28. Aayxgarrg.

veschäftsstelle: Hauptstraße 4S
(Eingang Brunnengassi).


Heidelberger


-H-



Neuer Heidelberger Anzeiger

Zweigstelle: E. Geiseudörfe»
Untere Neckarstraße 17.

MiLLmsch^ Verr ÜZ3. GMMev

PostzeitungöListe No. 3306-

Geschäftsstelle: Telephon 12ö.

----



1901.

Vas Neueste.

poMllckes.

* Einbrecher drangen nachts in das PostgebäuLe
in Chicago ein und stahlen Briefmarken im Wcrthe
von 76069 Dollars.

* Aus China kommt, die Nachricht, daß die Pro-
vinz Dantsc sich in vollem Aufstand e be-
findet. Die kaiserlichen Soldaten schließen sich in
Massen den Rebellen an, welche das Volk zur Ver-
treibung der Fremden, zur Absetzung der Mandschu-
dynastie und zur Einsetzung der Mingdynastie auf-
fordern.

* In Hsingning (Südchin-a) ist die Ruhe wie-
der hergestcllt. 140 Aufrührer wurden hin-
gerichtet.

* Auf dem Ucbungsplatze der Warschauer Gar-
nison kam es zu einer offenen Revolte eines ganzen
Regiments wegen schlechter Beköstigung. Die Osfi-
ciere gingen gegen die meuternden Soldaten vor,
mußten sich aber zurückziehen, da sic beschossen wur-
den. Ein Lfsicier ist gefallen.

Paris. 22. Oct. Im heutigen Ministcrrathe
theilte Präsident Waldeck-Rousseau die Maßre-
geln mit, die ergriffen worden Zcicn, um unter
allen Umständen die A r b g i t S f-rc i h c i i zu schü-
tzen.
Paris. 22. Oct. Biviani brachte namens der
socialistischen Gruppe der Kammer einen Antrag auf
Aufhebung des sogenannten Anarchistcnge-
sctzcs von 1591 ein.
Pastia, «Portugal), 21. Oct. Bei den gestern
staitgehabien Wahlen zum Gcmeinderath in Linguez-
zetta kam es zu argen Ausschreitungen. Ein Wäh-
ler erhielt einen Pistolenschuß und 4
Dolchstiche; zwei Mitglieder des Bü -
rcaus wurden getödtct, sechs Personen
verwundet, die meisten tödtlich.
Londos, 22. Oct. Kitchener fordert
dringend geübte berittene Manns chaf-
t c n. Alles, was noch da ist, sind 3000 Mann,
die aber Kitcheners Wünschen kaum entsprechen
werden. Nach Entsendung derselben ist Eng-
land von Cavallerie entblößt.
W London, 22. Oct. Dis Verhandlungen
gegen Dr. Krause wurden abermals um eine
Woche verschoben.

London, 21. Oct. An Bord des Canaldampfcrs
„Lc Nord" fand heute in der Höhe von Dover cine
S chl a g e n t z ü n d u n g statt. 10 Mann der Be-
satzung sollen ernstlich verletzt sein.
Kapstadt, 21. Oct. Eine kleine Abtheilung der
Truppen des englischen East Sommerset-Distrikts
wurde nach einem kurzen Gefechte bei Dornbusch in
der Nähe von Zwangshocke vom Burenführer Smuts
gefangen genommen.
Middelburg (Kapkolonie), 22. Oct.
thcil gegn Johannes Botha,
hingerichrcten Burencommandanten Lotter
Bärenführer, das auf Todesstrafe lautete,
leben ZlänglichcZwangsarbeit
wandelt.

* Ter Papst empfing gestern den Prinzen und
Prinzessin Rupprecht von Bayern.
* Der Vertreter der Buren in Washing-
Oberst Obeime, hatte eine lange Unterredung
dE Präsidenten Roosevelt, welcher
Bedeutung beigelegt wird.

Prinz Adalbert dorr Preußen in Konstanti-
nopel. Tas gestrige Galadiner im Jildizkiosk
zu Ehren des Prinzen Adalbert von
Preußen nahm einen glänzenden Verlauf. Vor-
her empfing der Lultan den Prinzen und kurz
darauf erwiderte er den Besuch im Meraszin-
kiosk. Beim Tiner saß der Prinz zur Rechten
des Sultans. Ter Sultan, der sichtbares
Wohlgefallen an dem heiteren, unbefangenen
Wesen des jugendlichen Prinzen empfand, unter-
hielt sich in' herzlichster Weise mit ihm. Beim
Diner wurde das berühmte goldene Tafelservice
verwandt. Ter Sultan heftete eigenhändig
dem Prinzen den J'ftiharorden in Brillanten an
dnwBrnfst Im Nebeniaale war für sämmt-
liche Casetten des Schulschiffes „Charlotte" ge-
deckt, die vor dem Sultan Ausstellung nahmen.
Namens des Sultans richtete der deutsche Bot-
schafter Baron. Marschall eine Ansprache an
die Eadetten. in der er mittheilte, daß der Sul-
tan erfreut sei, die Eadetten, die das Kriegs-
schiff, auf dem der Sohn seines theuren Freun-
des Kaiser Wilhelm sich befinde, begleiteten, zu
begrüßen. Zur Erinnerung an diesen freudigen
Tag verleihe er jedem die goldene
Lekatmcdaille. Der Sultan übergab hierauf
56 Eadetten persönlich die Medaille, wobei er je-
dem Einzelnen die Hand schüttelte.
Bnm Corps Poruisio in Bonn. Die Zahl
der jungen Aristokraten, die im Hinblick aus den
Eintritt des Kronprinzen in das Corps ausge-
nommen zu werden wünschten, war sehr groß.
Der Kaiser ließ sich jedoch die Liste der eventl.
aufzunehmenden „Füchse" vorlegen und strich
eine ganze Menge derselben, so-
daß die Borussen im vergangenen Sommerse-

*
^"AimentS in Kasscl kamen eine Anzahl TyPhuZ-
'«lle vor.
* Der Bundcsansschuß der französischen Bergar-
ZÜer beabsichtigt für den Fall der Prokkamirung des
^'amtavsstandeS, das internationale C o--
^itc der Bergarbeiter cinzubcrufcn.
* In Monccau les Mines wurde der Verkauf
^gearbeiteter Militärgewehre untersagt, und
Besitzer solcher Gewehre angewiesen, dieselben ab-
Tsüefern.

msster mit ihrer Zahl — 13 Aktive — die bei
dem Bonner Corps übliche Stärke nicht über-
schritten.
Auf der Rcichsbauk erschien dieser Tage ein
Kaufmann aus Landsberg a. W., der die zer-
fetzten Reste von 10 000 Mark in
R e i ch s b a nk n o t e n vorwies und dafür Er-
satz wünschte; dieser konnte ihm gewährt werden,
weil die Nummern und sonstigen erforderlichen
Merkmale noch vorhanden waren. Ein kleiner
Hund des Kaufmanns war versehentlich in den
eisernen Geldschrank eingejperrt worden, der,
weil der Geschäftsinhaber auf acht Tags der-
reiste, während dieser Zeit nicht geöffnet wurde.
Alsdann wurde der Hund todt in dem Schrank
vorgefunden; vom Hunger gepeinigt, hatte er
die Banknoten aufgefressen. Diese absonderliche
Geschichte erzählt die „Nordd.'Allg. Ztg." Des-
halb wird sie wohl wahr sein.
Aus dem Schulwesen. Die Revision der Be-
stimmung über die Reifeprüfung an höheren
Schulen ist im Cultusministerium jetzt soweit
gediehen, daß sie voraussichtlich noch vor Beginn
des neuen Jahres abgeschlossen ist. Daß die
neue Ordnung aber schon zu baldigem Termin,
wie Ostern 1902, in Kraft treten könnte, wird
von keinem Sachverständigen erwartet.
Für Koylenvorrath will Deutschland in der
Siidsee sorgen. Solche Plätze sind geplant im
Bismarck - Archipel, im Gebiet der Karolinen-
und Marschall - Inseln. Besonders auch auf
Samoa ist das Augenmerk gerichtet. Es handelt
sich dabei nicht um die Anlegung sogenannter
Koblenstationen, also fester Stützpunkte für die
Flotte,, sondern um Kohlenlager, die im Stande
sind, die Schiffe der Kriegs- und Handelsmarine
ausreichend mit Kohlen zu versorgen. Im Früh-
jahr 1902 kann die Ausfuhr deutscher Stein-
kohlen aus Schantung beginnen, denn um diese
Zeit wird der Schienenstrang die Kohlenlager
bei Weihsien erreicht haben.
Wie die deutsche Chiuaexpeditiou von eng-
lischer Seite bcurtheilt wird, darüber äußert
sich der frühere kaiserlich chinesische Torpedo-
direktor Kapitänleutnant a. D. Kretzschmar auf
Grund einer Unterhaltung, die er jüngst mit 2
Vollblutengländern hatte, einem Großkaufmann
und einem englischen Marineingenieur. Wäh-
rend England schon öfters Expeditionen von 10-
bis 20,000 Mann über das Meer geschickt, habe
Deutschland, abgesehen von kleinen Besatzungen,
so etwas noch nicht unternommen, es stecke mit
seiner Seefahrt doch noch in den Kinderschuhen.
„Bei der Chinaexpedition aber", so ließ sich der
englische Grotzkaufmann vernehmen, „sahen
wir, wie aus Befehl eures Kaisers in kurzer Zeit

Las Ur-
eincn unter des
stehenden
wurde in
umgc-

* Ter badische Staatshaushalt wird
„Südd. Reichscorresp." zufolge diesmal mit st ar-
?rn Fehlbetrag abschlietzen.
* Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine große
i^hl von Verleihungen der Medaille dcS Ro-
'^en Kreuzes zweiter und dritter Klasse.
* Ter Besuch des deutschen Kronprin-.
"N in New - Uork wirb anläßlich des Stapel-
MfS der für Kaiser Wilhelm gebauten Dacht im
^ril nächsten Jahres erwartet.

Dem Bahnhofinspcctor in Deutz wurden von
Zuge beide Beine ob g c f a h r c n.
Unter den Mannschaften des 83. Jnfantcric-

* Die Kaiserin von China beabsichtigt
E'^en neuen Thronerben zu ernennen und hat
Prinzen Tsching zu einer Berathung über die
^gemeine Lage drZ Reichs cingcladcn.
* Arbeiter en tlas jungen und Ar -
,Zit§einschränkungen nehmen bei der Ber-
'^-Potsdamcr Eisenbähnverwaltung einen größeren
^fing an. ^ .. ...
* Hamburger Dyckarbeiter erklärten ihren 'Bei-
^itt zur Böykottirung der en glischeu
"-2ndelsmarine. Antwerpener Hafenarbeiter
Glossen sich gleichfalls an.

Ker Lokal-Anzeiger kommt in jedes Kans in KeidetSerg und hat die grötzt« Jeröreitung in den Hrtkchafte« der MmgeSnng. "BW
^rscheiut täglich Vormittags mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Preis monatlich 3V Pfg„ mit dem »Jllustrirten Sonniagsblat!" monatlich 40 Pfg. incl. Trägerlohn. Durch die Post bezogen vierteljährlich 1 Ml. ohne Bestellgeld
Anzeige«: die I spaltige Petitzeile oder deren Raum 15 Pfg. Lokale Geschäfts, und Privat-Anzeigen bedeutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Gratisverbreitung durch SüulManschlag.
K» 248.

«Nachdruck verboten.)
Asg' m AM, Ich; mil Mn.
Roman von Karl Eden.
(Fortsetzung.)
Die Fremde schien ihre Gedanken zu erra-
„Befürchte nichts von mir, Brüderchen", rief
„denn ich bin von einer Seite ein Russe, von
anderen ein echter Pole, und darum wünsche
daß beide Freunde miteinander seien. Schö-
Mädchen", fuhr er zu Dorinka fort, „kann
Zßhier übernachten? Meine Packen liegen noch
rR. dem anderen Ufer und werden erst morgen
^übsr geschafft. Ich bin ein Hausirer."
. „Folgen Sic mir!" sagte Torinka höflich,
six verließen das Zimmer, wo ein lebhafter
S^Mungsauslausch darüber stattfand, ob man
Fremden trauen könne oder nicht.
z „Er ist ganz sicher!" rief Peterkin. „Ich
hBNe ihn feit Jahren. Diese Hausirer tragen
ß'^nals weiter, was sie gehört haben; sie wollen
yZr ihre Waaren verkaufen. Würde er euch mit
^onntwein traktirt haben, wenn er Schlimmes
^hätte?"
Tas war ein unwiderleglicher Beweis und der
Erdacht der Bauern verflog. Torinka führte
Fremden in ein kleines Zimmer, stellte die
auf den Tisch und wollte wieder gehen,
der Mann sie durch einen Wink zurückhiclt.
„Lie sind Dorinka Petrowna?"
h^Sie nickte und betrachtete ihn crwartungs-
ih "^kennen Sie dies?" fuhr er fort und reichte
Zr einen massiven Siegelring, auf dessen Stein
" kleine? Wappen eingrovirt war.
jr., ecgcstr hastig i>.n Ring und beiruchsi'te
'''* -Warr sm Lstwe der „Kerze.
--r ist vom General Miuww", sagte sie.
-it.jchc Botschaft haben Sie mir zu üöcrbrm-

„Der General wollte nicht schreiben; ich bin
beauftragt, mich mit Ihnen zu berathen und das
Resultat in Petersburg zu melden. Dieses Pa-
pier wird Sic von der Veranlassung meines Be-
suchs unterrichten." Er nahm aus einem Taschen-
buch ein schmutziges Stücks Pergament, auf wel-
chem einige Zeilen in Ziffern geschrieben waren.
„Es ist schwer zu lesen", bemerkte er, „der Bote
wurde in Jekatarinenburg verhaftet und rettete
das Papier nur dadurch, daß er es um einen
verwundeten Finger wickelte."
Torinka vertiefte sich sogleich in den Inhalt
des Pergamentstreifens. An vielen Stellen
waren die seltsamen Schriftzeichen fast verwischt;
aber als sie den Inhalt enträthselt hatte, erschien
ein triumpbirender Glanz in ihren Augen, von
welchen sic die Brille abgcnommen hatte.
„Sic kennen den Inhalt?" fragte sic. Der
Fremde nickte bejahend mit dem Kopf.
„Das ist eine gute Nachricht, meine Rache
ist jetzt der Verwirklichung nahe und ich werde
lxm Perräther und Unterdrücker unter die Füße
treten. Aber um welchen Preis! Armer Luka!
Haben Sie ihn gekannt?"
„Wir waren. .Schulfreunde auf dem Ghm-
nasium", erwiderte der Hausirer traurig.
„Und Fürst Lawarow? Wissen Sie, wie er
diesen schweren Schlag erträgt?"
„Anfangs war er ganz denn der
arme Luka war der letzte seines Hauses, und er
liebte ihn wie ein Vater! Aber jetzt ist er nur
noch energischer bei der Sache. Leiden haben auf
uns immer diese Wirkung, glaube ich,
Schwester!"
Dorinka blickte den Sprecher verwundert an.
Es war noch ein stmger Mensch von kaum zwan-
zig Jahren und doch verrieth sein Blick, daß er
schon viel gelitten, sie waren sich vollkommen
fremd; aber beide wußten, daß ein gemeinsamer
Zwei: und gemeinsame Hoünungm sie verbanden
und deshalb schenkren sie einander Vertrauen
und nanrstur sich Bruder und Schwester. Nur jel-

ten erwies sich dieses Vertrauen unter den An-
hängern der nihilistischen Sache als trügerisch.
Als unüberlegte, mißleitete Menschen erscheinen
sie den Europäern, das ist nicht zu streiten; aber
es waren uneigennützige Zwecke, die sie verfolg-
ten und nicht alle waren mitschuldig an dem Ver-
brechen ihrer Leiter, die den Kaiser Alexander II.
tödteten.
„Warum sind Sie überhaupt in das Schenk-
zimmer unter die lärmenden Bauern eingo-
treten? Es hätte Ihnen sehr übel bekommen
können."
„Das kann ich riskircn", sagte- er gering-
schätzig.
„Aber es war unnöthig", sagte das Mäd-
chen.
„Nein; jetzt werden sie über mein Kommen
und Gehen schweigen. Ich werde vielleicht noch
öfter hierher gesandt, und nach diesem Vorfall
werden sie sich hüten, meinen Angelegenheiten
nachzuspüren, da sie wissen, daß ich denuucircu
kann."
„Das ist wahr", erwiderte Dorinka, „aber es
war ein sehr kühner Streich!"
Der Hausirer schwieg, aber seine Augen
glänzten, denn ein Lob von diesen Lippen klang
ihm süß.
„Heute Abend werden zwei oder drei der
Unsrigen sich hier versammeln, und Sie müssen
auch zugegen sein. Was ich dann mittheilen
werde, können Sie in Petersburg berichten. Nun
kommen Sie hinab, Sie müssen etwas essen; ich
werde Sie benachrichtigen, wenn alle versammelt
sind."
Wie schon erwähnt, hatte Peterkin die
Schenke verbessert und vergrößert und auch ein
Zimmer für vornehme Gäste angebaut. Von
diesem Zimmer führte eine große Fallthüre in
den großen Keller hinab. Zu demselben standen
jedoch nur wenige Fässer, welche- überdies au'chei- j
nend leer wären;. Mr an diesem Abend war ein j
t'lcm.rr Tisch m die Mstw gestellt worden und!

einige rohe, hölzerne Stühle standen an den
Wänden.
Auf Dorinka's Wink begleitete sie der Hau-
sirer in das Gastzimmer und durch die Fallthüre
in den Keller hinab, welcher durch einige Kerzen
schwach erleuchtet war. Fünf Männer saßen
dort, erhoben sich aber bei Dorinka's Erscheinen.
Sie waren armselig gekleidet und betrachteten
den Hausirer mit einigem Mißtrauen. Auf
einen Wink von Dorinka nahm dieser Platz aus
einem Stuhl am Tisch, an welchem auch sie sich
setzte, während die anderen fünf ihre Stühle her-
beizogen. Eine tiefe, erwartungsvolle Stille
herrschte in dem Raume.
„Brüder", begann Dorinka, „ihr seid auf
meins Einladung hier versammelt, denn ich
glaube, dis Zeit ist jetzt gekommen, wo ich euch
berichten kann, was ich bereits gethan habe und
euch meine Pläne für die Zukunft darlegen kann.
Alles geht gut. Den meisten von euch ist der
Zweck, den wir in diesem Augenblick verfolgen,
bekannt. Brüder, aus euren Instruktionen
werdet ihr wissen, daß wir vereint wirken, um
einen Mann zu vernichten, der durch alle Mittel
der List und Gewalt seine selbstsüchtigen Pläne
verfolgt. Seit Jahren ist er unser bitterster
Feind; wir sind die Werkzeuge, durch die ihn
die Vergeltung erreichen soll. Dieser Mann ist
euch wohl bekannt, es ist Alexis Bodiskow, der
jetzige Gouverneur dieser Provinz. Bis jetzt
haben wir uns begnügen müssen, den Feind
scharf zu beobachten und auf die Gelegenheit zu
warten, welche sicher kommen mußte. Und jetzt
ist sie gekommen."
Sie zog aus ihrem Busen den schmutzigen
Pergamentstreifen, den der Hausirer überreicht
hatte, und fuhr in triumphirenden Tone fort:
„Wir haben genügende Beweise von zahl-
reichen Thateu der Ungerechtigkeit nud Tyrannei
deren sicki Graf Badisrow schon, lange schuldig ge-
mache hei; aber diese Beweise waren noch nicht
stark genug, um seineVorgesctzten zu .MrzLugen,
 
Annotationen