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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 280 - No. 289 (29. November - 10. December)
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Heidelberger

1901-

Auflage ea. 7500

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Neuer Heidelberger Anzeiger

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Postzeitungsliste No. 3306»

Geschäftsstelle: Telephon 12s.

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28. Jahrgang.

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Zweigstelle: E. Getsendörfe»
Untere Neckarstraße 17.

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* Der österreichische Vicekonsnl
Haller in Smyrna wurde von einem Zollwächter
durch einen Schutz verwundet.

MV" Der LoLal-Auzciger kommt in jedes Kans 1« Keidelverg und hat die größte Verbreitung i« de« Hrtlchaste« der Umgebung. "Hfts
Erscheiwl tikgltch Vormittags mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Preis monatlich 3V Pfg„ mit dem »Jllustrirten Sonntagsblatt" monatlich 40 Pfg. incl. Trögcrlohn. Durch die Post bezogen vierteljährlich 1 Ml. ohne Bestellgells
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» Reichsgerichtsrath Braunbeh re ns ist
ivahrcnd der Sitzung des 4. Strafsenats plötzlich an
eurem Gchirnschlag gestorben.


k. 40.--

VM8MM

* Marquis Ito ist von Petersburg kommend
In Berlin eingetrofsen.

Deutscher Reichstag.
Berlin, 6. Dec.
Fortsetzung Der ersten Berathung der Zoll-
tarisvorlage.
Dem Hause ist der Etat zugegangen.
Abg. Speck (Ctr.) führt auS, der Ent-
wurf sei sowohl durch die Bedürfnisse der Land-
wirthschaft wie der Industrie bedingt. Der Red-
ner bedauert/daß dem Hause nicht eine Denk-
schrift über die Wirkung der Handelsverträge
auf Industrie und Landwirthschaft zugegangen
sei. Wir werden mit allen durch die Geschäfts-
ordnung gebotenen Mitteln darnach trachten.

senbar im Begriff, sich zu entfernen. Wenn sie
ihr Ohr jetzt an das Schlüsselloch gelegt hätte,
würde Ilona ohne Zweifel verstanden haben,
was drinnen gesprochen wurde. Mer sie durfte
es nicht wagen, denn die Thüre konnte ja im
nächsten Augenblick aufgerissen werden, und
dann war sie schimpflich als Horcherin ertappt.
Sie rührte sich also nicht von der Stelle, und
strengte nur ihr Gehör auf das Aeußerste an,
um doch wenigstens einige Worte aufzufangen,
aus denen sich vielleicht irgend welche Schlüsse
auf den Inhalt des Gespräches ziehen ließen.
Aber es war umsonst. Das ohnehin recht
unangenehme Organ der Frau Baumeister hatte
einen so schrillen Klang angenommen, mrd die
Worte sprudelten so ungestüm, sich förmlich
überschlagend, von ihren Lippen, daß es ganz
unmöglich war, hier draußen auch nur ein ein-
ziges davon zu verstehen. Sie mußte sich in
einem Zustand hochgradiger Aufregung befin-
den, und auch ohne den Sinn ihrer Rede zu er-
fassen, konnte die Lauscherin nicht darüber im
Zweifel sein, daß es eine nichts weniger als
freudige Aufregung war.
Nun verstummte sie plötzlich und eine Män-
nerstimme gab ihr Antwort. Der Sprechende
stand wohl schon hart an der Thür, denn jede
Silbe seiner Entgegnung klang klar und deut-
lich zu Ilona hinaus.
„Thu, was Du willst, Bertha? Ich aber wie-
derhole Dir, daß ich diesmal Ernst machen
werde. Eine Woche nach gebe ich Dir Bedenkzeit
und nicht eine Stunde mehr. Hast Du Dich bis
dahin nicht entschlossen, mir das Geld zu geben,
so setze ich mich mit der Nichte des verstorbenen
Baumeisters in Verbindung mrd kläre sie darü-
ber ans, daß sie nicht erst aus Deinen Tod zu

» Die „Kölnische Zeitun g" und die „N a -
lionalzeitung" sind von der Censur für das
Sesammte Gebiet des Kriegsschauplatzes in Südafrika
verboten worden.

den Zolltarif zu Stande zu bringen.
Bahr. Staatsminister v. Riedel: Die
Regierungen befinden sich in voller Ueberein-
stimmmig mit dein Reichskanzler, daß der Ent-
wurf keine Abweichung von der Politik der Ver-
träge bedeute und daß die Verträge nicht abge-
schlossen werden dürfen unter Preisgabe der vi-
talsten Interessen. Allzuhohe Getreidezölle seien
für die Dauer nicht Zu empfehlen und für dis
Landwirthschaft nicht nützlich.
Abg. P ayer (Vp.): Es wird den verbünde-
ten Regierungen nicht gelingen, den Zolltarifen?-
ivurs zum Gesetz zu erheben. Wenn es aber
überhaupt nicht zu Verträgen kommt — was
dann? Der Vorredner hat zugegeben, daß der
Wohlstand unter den bestehenden Verträgen sich
gehoben hat. Dann dürfe man doch nicht an
diesen rütteln. Wir rönnen die Lage der Land-
wirthschaft nicht für so hoffnungslos erachten,
nm ZU solch verzweifelten Mitteln zu greifen, die
dem ganzen Lande schaden. Wir müssen es ab-
lehnen, auf Kosten der Allgemeinheit dem Groß-
grundbesitz eine sichere Rente zu garanticen.
Würtiemb. Bevollmächtigter v. Pischek:
Auch Württemberg muß sich die Fürsorge der
Landwirthschask angelegen sein lassen. Aller-
dings hock Abg. Bebel recht, wenn er sagt, daß
die Zahl der Landwirths in Würrtenrberg Ange-
nommen habe, das ist aber eine Folge des bei
uns geltenden Erbtheilrechts. Die Preise der
landwirthschaftachen Produkte sind wesentlich ge-
fallen. Der kleine Besitzer hat kein Interesse an
einer Erhöhung der Zölle, denn «r muß noch Ge-
treide hinzukaufen, er hat aber ein Interesse da-
ran, daß der Kapitalwerth seines Grundstücks
erhalten beibt. Der Redner schließt, für die Er-
höhung der Zölle spreche die Rücksicht auf die
Wahrung des socialen Friedens. Wir wollen
die nothleidende Landwirthschaft unterstützen,
aber eine Ueberspamnmg der Zollerhöhungen
über das nothwendige Maß hinaus vermeiden.
Mir scheint, der vorliegende Entwurf enthält die
Mittellinie, welche beiden Gesichtspunkten gerecht
wird.
Abg. Hehl zu Hernsheim (natl.s:
Württenrberg ist nicht maßgebend für die an-
deren Theile Deutschlands.
Morgen 1 Uhr: Kleinere Vorlagen. Weiter»
berathung der Zolltarifvorlage.
Schluß Uhr.

ft Berlin, 6. Dec. In hiesigen maßgebenden
Zeisen wird dir deutsch-feindliche Bewe-
gung unter der polnischen Studen-
tenschaft des Auslandes mit großer Ruhe verfolgt.
Die Rücksprache der deutschen, Botschafter in Wien
sUid Petersburg mit den dortigen leitenden Ministern
ergeben, daß sowohl die österreichische wie die
sthsische Regierung entschlossen sind, Deutschland in
Abwehr der deutsch-feindlichen polnischen Bestre-
bungen zu unterstützen, zumal man sich nicht verhehlt,
^äß diese Bestrebungen im letzten Grade darauf ge-
achtet sind, das gute Einvernehmen der beteiligten
^ei Kaisermächte zu stören.
VV Hamburg, 6. Dec. Der Senat wählte Bür-
Arneister Mönckeberg zum ersten Bürgermeister,
Senator Burchard zum zweiten Bürgermeister für

-st Frankenthal, 6. Dec. Die hiesige Straf-
kammer vernrtheilte den Locomotivfuhrer Bauer
aus Straßburg, der das große Eisenbahnun-
glück in Ludwigshafen am S. Mai verschul-
det hatte und dabei mit dem Heizer schwer verbrüht
worden war, nach 8Z4stündiger Verhandlung wegen
Vergehens gegen 8 316,2 und 8 222 des Strafgesetz-
buches zu 8 Monaten Gesang n iß.
X Wien, 6. Dec. Wie verlautet, finden
zwischen dem serbischen und Wiener Hofe Ver-
handlungen statt, welche auf einen Besuch
des Königspaares in Wien abziclen.
Dieses Besuch soll aber erst auf der Rückreise des
Königspaares von Petersburg erfolgen.
OX. Brüssel, 5. Dec. Gegenüber den aller-
orts schwirrenden Fricdensger sichten
sind wir von zuständiger Stelle zu folgender offi-
ciellen Erklärung ermächtigt: „Bis zu diesem
Augenblick sind weder von burischer noch von
englischer Seite Friedensvorschläge gemacht
worden. Ebensowenig sind Friedensverhand-
lungen in Europa im Gange, weder mit dem
Präsidenten Krüger noch mit dem Gesandten der
südafrikanischen Republik noch mit der Sonder-
gesandtschaft dec beiden Burenrcpubliken. Eben-
sowenig sind, über die Repräsentanten der Bu-
renrepubliken in Europa hinweg, Friedensver-
handlungcn zwischen England und den führen-
den Persönlichkeiten in Südafrika im Gange.
Die officiellen Repräsentanten der beiden Buren-
republiken in-Europa sind jedoch stets bereit
Friedensvorschläge aus ihren Werth hin M Prü-
fen und in Erwägung zu ziehen. Auf keimen
Fall aber werden sie in irgendwelche Verhand-
lungen darüber eintreten, ohne mit den leiten-
den Burenpersönlichkeiten in Südafrika Ver-
bindung gesucht und Raths gepflogen zu haben;
wie umgekehrt diese keine Verhandlungen in
Gang oder zum "Abschluß bringen werden, ohne
mit ihren Repräsentanten in Europa Rücksprache
genommen und sich berathen zu haben. Wohl
sind an die Repräsentanten der Burenrepubliken
in Europa schon unverantwortliche Personen von
sich aus und mit Berufung auf gewichtige eng-
lische Preßstimmen mit Meinungsäußerungen
und Vorschlägen herangetreten, die jedoch Frie-
densvorschläge schon um deswillen nicht genannt
werden können, weil sie die Einverleibung der
Burenrepubliken in das britische Reich zur
Grundlage hatten. Die Burenrepräsentanten
in Europa sind noch immer thätig gewesen, einen

warten braucht, um die Besitzerin des Vermögens
zu werden, auf das Tu nie einen Anspruch ge-
habt hast. Ich denke, sie wird eine so werth-
volle Mittheilung nicht unbelohnt lassen. Und
selbst, wenn sie es thäte, will ich mein Leben lie-
ber in einem Armenhaus beschließen, als daß
ich mir von meinem eigenen Weibe jämmerliche
Almosen hinwerfen lasse, »nährend sie im Be-
sitze ihres verbrecherisch erworbenen Ueberflusses
schwelgt. — Adieu denn für heute. In einer
Woche sehen wir uns wieder."
Der Thürdrücker knackte, und noch enger als
zuvor schmiegte sich Ilona in ihre finstere Ecke.
In der nächsten Sekunde trat der Mann, der so-
eben gesprochen hatte, in den Gang hinaus. Wa-
ren es auch nur wenige Augenblicke, während
deren er in dem vollen Tageslicht, das durch die
offene Thür des Wohnzimmers siel, wo Ilona
Matrasch stand, so reichten sie doch hin, um sie M
ihrer grenzenlosen Ueberraschung erkennen zu
lassen, daß dieser Mann der nämliche war, dessen
interessante Unterhaltung mit Paula Förster sie
gestern gehorcht hatte. Ein Jrrthum war voll-
ständig ausgeschlossen. Sie hatte ein ausge-
zeichnetes Gedächtniß für Physiognomien, und
gerade das Antlitz dieses Menschen hatte sie sich
aus Las Genaueste eingeprägt, als ec gestern
vor ihr gestanden, um sich zu verabschieden.
Sie hielt den Athem an, um ihm durch keinen
Laut ihre Anwesenheit zu verrathen, und das
herrschende Halbdunkel, wie seine hochgradige
Kurzsichtigkeit kamen ihr trefflich zu statten,
Ganz nähe ging er an ihr vorüber, ohne sie zu
sehen, und sie hörte, wie sein schwerer, langsamer
Schritt unten auf der Treppe verhallte.
(Fortsetzung folgt.)

vss Neueste.
* Der Kaiser hat sich van Schloß Moschen
stach Neubeck zum Fürsten Henckel von Donnersmarck
begeben,

- Der Kaiser von Rußland verlieh dem
japanischen Marquis Ito persönlich den Alexcm-
der-Newsky-Ordcn in Brillanzen.
* Prinz Friedrich Leopold ist für das Ge-
Niral-Commando des S. Armeecorps in Posen auSer-
sthen.
* Erzherzog Franz Ferdinand traf gestern
früh wieder in Wien ein.

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ehrenvollen Frieden zu Stande zu bringen, und
werden jeden ernsthaften Vorschlag der dazu
führen könnte, stets in Erwägung ziehen.
x London, 6. Dec. Ter „Daily Erpreß"
meldet aus Bombay: Ein großes Boot mit
Pilgern, die nach Goa zum Grabe des HI. Franz
ckaper, deS Apostels der Inder, wallfahren woll-
ten, ist ani 3. ds. Mts. 50 Ijards vom User ent-
fernt gesunken. 140 Pilger ertranken.
P Belgrad, 6. Dec. Ter Oberst Constan -
tinovitsch, ein Onkel des Königs, der nach der
Heirath des Königs ins Ausland ging, richtete an die
Skupschtina eine Eingabe, in der er fragt, ob er, wie
er im Auslande vernahm, thatsächlich des Landes ver-
wiesen sei, und auf Grund welcher Berfassungsbestim-
mung seiner Rückkehr Schwierigkeiten in den Weg ge-
legt werden. Demgegenüber wird in amtlichen
Kreisen behauptet, daß Oberst Cbnstantinovitsch frei-
willig ins Ausland ging und niemals des Landes
verwiesen worden sei.
? Alicante, 6. Dec. Gestern morgen um 2 V.hr i
stieß das Schiff „Henreka", 6 Meilen von ders
Küste bei der Insel Tabarca auf Grund und saurj
sofort. Dis Mannschaft konnte durch Fischerboote ge- s
rettet und nach Alicante gebracht worden.
Vö Washington, 6. Dec. Irr Kreisen, Lis
dem Congreß nahestehen, und in Kreisen der
Zeitungswelt wird die Thatsache mit großem
Unwillen besprochen, daß die Botschaft des
Präsidenten in Londoner Blättern
schon Dienstag früh veröffentlicht und englische
Preßcommentare schon hierher telegraphirt wa-
ren, bevor noch die Verlesung dec Botschaft im
Congreß' begonnen und noch irgend ein amerika-
nisches--Blatt die Botschaft veröffentlicht hatte.
An irgend einer Stelle müsse ein VertraueuB-
bruch begangen worden sein.

Ilona aber dachte natürlich nicht daran, das
Feld zu räumen, auf dem sie heute mit den Ent-
scheidenden Operationen beginnen wollte. Sie
war auf das Höchste gespannt, zu erfahren, wer
dieser Besuch sei, mit dem Frau Liesing durchaus
ungestört hatte sprechen wollen. Denn da die
Wittwe sonst ein beinahe einsiedlerisches Leben
führte und ihr wiederholt versichert hatte, sie sei
ihre einzige Freundin auf der ganzen weiten
Welt, mußte es nach ihrer Meinung mit der
Person, die sich jetzt da drinnen befand, irgend
eine ganz besondere Bewandtniß haben. Und
in Bezug auf die Angelegenheiten der Frau
Baumeister gab es in diesem Augenblick nichts,
das für Ilona nicht von allergrößtem Interesse
gewesen wäre.
Sie hätte ja zu horchen versucht, wenn sie
nicht gewußt hätte, daß dies ein vergebliches Be-
ginnen sein würde. Durch, die starken Mauern
drang kein verräterischer Laut, und vor den
Thüren des Wohnzimmers hatte Frau Liesing
dicke Friesvorhänge anbringen lassen, seitdem
ihre häufigen geheimnißvollen Conferenzcn mit
der Kartenlegerin die Furcht vor dem Belauscht-
werden in ihr geweckt hatten. So drückte sich
denn Ilona in eine dunkle Ecke des Corridors,
von der aus sie ihrer Ueberzeugung nach die hcr-
austrctende Persönlichkeit genau mußte sehen
können, ohne daß sie selbst sogleich bemerkt wor-
den wäre. Und geduldig harrte sic auf diesem
Beobachtungsposten aus, obgleich Minute auf
Minute verstrich, ohne daß sie aus ihrer etwas
unbehaglichen Situation erlöst worden wäre.
Da plötzlich vernahm sie deutlich die Stimme
ihrer Freundin — abgerissen, kreischend und um
einige Tonlagen höher, als sie sonst zu hören ge-
wöhnt war. Der Friesvorhang mußte zur Seite
gezogen worden sein, der Besucher stcmd also of-

, 2S-^

Nachdruck verboten.
TTnfrchtBcrrre Fäden.
Roman von Reinhold Ortmann.
> (Fortsetzung.)
Neuntes Kapitel.
Zum ersten Male seit dein Beginn ihrer
^ophetischen Thätigkeit in Dresden ließ Frau
^stona Matrasch am nächsten Vormittag ihre
Sprechstunden" aussällen — zur großen Be-
Mbniß ihrer Kundinnen, die mit enttäuschten
Dichtern abzogen. Aber die Kartenlegerin
,^rftq ihre Zeit nicht verlieren, denn der Ver-
alt eines einzigen Tages konnte für sie jetzt
Möglicherweise gleichbedeutend sein mit einer
k^rinchtung all' ihrer hochfliegenden Hofsnun-
/v- Muthloscs Zaudern und zaghaftes Hin-
bch'chieben aber war ohnedies nie ihre Sache
j^vesen, und sie war über ihre Absichten mit sich
Mst völlig im Reinen, als sie um die zehnte
s/orggnstundc den wohlbekannten Weg nach der
^ttichaustraße einschlug.
„ Auf ihr Klingeln wurde ihr von dem ältli-
Dienstmädchen aufgethan; aber als sie mit
Rechte der guten Freundin geradewegs auf
Wohnzimmer zusteuern wollte, hielt die
ngd sie zurück.
..Es ist ein Besuch drinnen. Und die Frau
/^meisten har ausdrücklich gesagt,, daß sie nicht
lört werden dürfte."
d Damit begab sie sich wieder in die Hinteren
Dionen der Wohnung, unbekümmert darum,
Frau Matrasch, der sie sehr wenig gewogen
draußen auf dem Gange die Entfernung
ersten Besuchers abwarten oder es vorziehen
,^de, Zn einer gelegeneren Stunde wiederzu-
°Amen.
 
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