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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 290 - No. 299 (11. December - 21. December)
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1901.

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28. AaHxgsrrrg.


Ees-rftkstelle: Hasptstraße 45
(Eingang Lrumrengasse).

Heidelberger


Auflage cs. 7300.


Neuer Heidelberger Anzeiger

Zweigstelle: S. veisendörfer
Untere Neckarstraße 17.

Sarrrflrrg, derr 14. Deeernöer

Postzeitungsliste No. 3306»

Geschäftsstelle: Telephon 125.


Lande gebrachten Opfer würdig erweise.

13. Dec. Die gestern Wend staügefun-






M 2S3.

Demonstrationen der preußischen
gegenüber sein Bedauern ausgcspro-

der Interpellation stellt.

1S01.

Das I^euelle.

Ter Kaiser wird heute Mittag den Mar-
ullis Ito in Audienz empfangen-

Der LoKar-Anzek-er kommt in jedes Kans i« Keidekverg und Hat die größte WerSreitung in de« Hrstchaften der Amgei««-. "ME
^rschUul täglich Vormittags mst Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Preis monatlich 3V Pfg., mit dem »Jllustrirten Sonntagsblatt" monatlich 40 Pfg. incl. Trägerloh». Durch die Post bezogen vierteljährlich 1 Mk. ohne Bestellgeld,
Ll«jeige»; die Ispaltigr PMzeile oder deren Raum 15 Pfg. Lokal« Geschäfts- und Privat-Anzeigen bedeutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Gratisverbreitung durch Säulmanschlag.

* Die Einberufung des preußischen
Landtags für den 8. Januar 1902 darf
Äs sicher angenommen Werden.'

groß angelegte Reden, die über den Tag hinaus
Bedeutung haben, wie man sie gerade bei dieser
hochwichtigen Vorlage erwartet hatte, sind
doch vielfach vermißt worden. Der weitere
Kampf um den Zolltarif, neben dem
alle anderen politischen Aufgaben des Reichstags
zurücktreten, wird sich nunmehr zunächst in der
Commission abspielen, die im Januar init den
durch die Weihnachtsfcrien neu gestärkten fräs-
ten ihr Tagewerk aufnehmen wird.
Zwecks angenehmer Abwechselung inmitten
der Zolltarifdebatten hatte der Reichstag am
Dienstag einen I nter p e l lati o ns t a g,
der die Polnische Fraction zum Autor
hatte. Das Echo, welches der Wreschener Schul'
krawallproeeß bei den Polen in Galizien und in
Rußland geweckt hatte, hatte die polnische
Reichstagsfraction, der ein Thcil des Centruins
dabei hilfreiche Hand leistete,, dazu ermuthigt,
im Reichstag einen Vorstoß gegen die Regier-
ung zu unternehmen, der vollständig mißglückte
und mit einer Niederlage der Polen endete. Der
Reichskanzler seinerseits lehnte, wobei er
das Staatsrecht auf seiner Seite hatte, jedes
Eingehen auf die Wreschener Vorgänge, da diese
nicht zur Zuständigkeit des Reichstags gehören,
rundweg ab, und konnte im übrigen die befrie-
digende Mittheilung machen, daß die diploma-
tischen Verhandlungen mit der österreichischen u.
der russischen Regierung ein nach jeder Richtung
hin befriedigendes Resultat ergeben hätten.
In Bezug auf die Krawalle in Warschau ist
das befriedigende Resultat jener Verhandlungen
unterdeß auch äußerlich dadurch in die Er-
scheinung getreten, daß seitens der russischen Be-
hörden an dem deutschen Consulatsge-
bäude in Warschau ein neues Schild an
Stelle des von dem Pöbel heruntergerissenen be-
festigt wurde. Im österreichischen
Reichsrath hat es ebenfalls, wie im deut-
schen Reichstag, eine heftige Polen debatte
gegeben, aber der österreichische Ministerpräsi-
dent Herr v. Körber wies die polnischen Inter-
pellanten zwar höflich, doch deshalb nicht minder
entschieden ab.
Herr v. Körber und das österreichische
Parlament haben ganz andere Sorgen als die
Klagen der Polen. Tie parlamentarische Ma-
schine in Oesterreich will nicht in geregelten Be-
trieb kommen und stockt fortwährend, obwohl»
der Maschinenmeister Herr v. Körber es am
nöthigen Schmieren nicht fehlen läßt. Da ist

* Tie polnischen Studenten Berlins
llnd Charlottenbnrgs haben gegen die polnische
Reichstagsfraction ein Mißtrauens-
votum beschlossen.
* Die englische Regierung soll benachrichtigt
Morden sein, daß der Negus Menclii im März
kommenden Jahrs eine Reise nach den Hauptstädten
^Uropas unternehmen werde.

Berlin, 12. Dec. Der Congostaat scheint ent-
schlossen zu sein, gegen seinen alten Mitarbeiter Ma-
lor Lothai re wegen dessen jetzt fcstgestelltcr mora-
üscher Unterstützung und Duldung der bekannten
Grausamkeiten gegen die Neger im Mongalla-Gebiet,
welche den blutigen Aufstand der Budjas herbeisühr-
wn, schonungslos vorzugehen. Wie aus Brüssel ge-
weidet wird, wurde Major Lothaire don dem in Ba-
llana an Bord kommenden Untersuchungsrichter cr-
Wcht, sich sofort dem congostaatlichen Gericht in
Boma zu stellen, um in vorläufige Hast genommen
öu werden. Lothaire weigerte sich, versprach aber,
^»n San Thome, wohin ihn angeblich dringende Ge-
schäfte riefen, nach Boma zurückzukehren. Statt des-
sen reifte er von dort schleunigst nach Europa. Es
wsibt nun abzuwarten, ob der Congostaat und Bel-
Kien den Antrag auf Auslieferung stellen wird.
Frankfurt a. M., 13. Dec. Gestern Nachmittag
^ach -1 Uhr stürzte ein Theil des Neubaues des

In

* Nach Kopenhagener Nachrichten ist die in Chri-
mania weilende Königin von Schweden
bedenklich erkrankt.

politisches.
Politische Wochenschau.
Wie die vorige, so Hot auch noch diese Woche im
Zeichen Les.ZoHtarifes gestanden. An-
derthalb Wochen hat die erste Lesung der Zoll-
läri'fvorlage gedauert, obwohl bei dieser allge-
meinen Berathung nur die hauptsächlichsten und
hervorstechendsten Gesichtspunkte erörtert und
zum Theil sogar nur gestreift wurden. Selten
hat der Reichstag ein solches Aufgebot in
der Redekunst zu verzeichnen gehabt. Jede Par-
tei und jede Gruppe des Reichstages ist in dieser
umfassenden und zum Theil sehr leidenschaft-
lichen Debatte zu Wort gekommen, und die bei
weitem meisten Parteien haben mehrere, zum
Theil sogar, wie das Centrum und die Conwr-
vativeu, recht zahlreiche Redner auf den Kanipf-
platz cutsaudt. Etwas zurückhaltender haben sicb
die Vertreter der Regierungen bei diesen Debat-
ten Verhalten. Zwar haben außer demReichskauz-
ler die beiden Staatssecretäre Graf Posadowsky
und Frhr. v. Thielemann, ferner mehrere preu-
ßische Minister und auch die Vertreter einiger
anderen Bundesstaaten, so Bayern, Sachsen und
Württemberg, in die Debatte gegriffen, aber

Gutfeldschen Waarenhauses ein. Von der Feuer-
wehr wurde bis Abends von den verunglückten Ar-
beitern acht geborgen. Drei davon sind todt, drei
schwer und zwei leicht verletzt.
il> Wie«, 13. Dec. Im Abgeordne-
tenhause richtete gestern der Abgeordnete
Breiter an den Ministerpräsidenten eine Inter-
pellation betreffend den Widerspruch zwischen
den Erklärungen des Ministerpräsidenten von
Körber und des deutschen Reichskanzlers Grasen
Bülow anläßlich der Lemberger Demo n-
stratione n.
der Interpellant das Ersuchen, daß der Mini-
sterpräsident in dieser Angelegenheit die nackte
Wahrheit mittheile, ohne auf den Dreibund
oder irgend welche andere Zwecke Rücksicht zu
nehmen. Es wird die Frage gestellt, ans wel-
chem Grund so ausfallende Widersprüche
zwischen den Erklärungen der beiden Minister-
präsidenten entstanden seien, und ob cs wahr
sei, daß der Minister des Aeußern wegen der
Lemberger
Regierung
chen habe.
Wie«,
dene zahlreich besuchte Protest-Versamm-
lung des Leopoldstädtifchen deutschen Wähler-Ver-
eins wegen Beleidigung der österreichischen Armee
durch Chamberlain nahm eine Resolution an.
in welcher der Vergleich Chamberlains über die Art
der Kriegsführung in Südafrika mit jener in Bos-
nien aus schärfste ziirückgcwiesen wird.
lb London, 13. Dec. Delarey's Connuau-
danten u. eine Anzahl BurgherS hielten eiueVer-
fammlung im Bezirk Lichtenfe'ld behufs Be-
sprechung der Lage ab. Vielfach wurde die
Ansicht ausgedrückt, daß die Kapitula-
tion geboten wäre, wenn die bri-
tische Regierung verspreche, die
zerstörten Farmen wieder aufz er-
bauen. Delarey erklärte, diese Hoffnung
wäre vergeblich, weil die Briten entschlossen
seien, nichts anderes als bedingungslose Ue-
bergabe anzunehmen. Tie Versammlung faßte
keinen Beschluß. Demnächst soll eine zweite
Berathung stattfinden.
London, 13. Dec. Tic „Mornüig Post" mcldcr
aus Tanger: Der Sultan kam am Sonntag
in Rabat an. Der Gouverneur machte bekannt, er
werde alle Mauren streng bestrafen, welche die
Europäer belästigen würden. Die britische Gesandte
reist am 21. Dec. nach Rabat ab. Die Truppen des
Sultans rüsten sich zu einem Kampfe gegen die auf¬

rührerischen Kabhlen, welche zwei spanische Kinder
entführten.
u Konstantinopel, 13. Dec. Die türkische
Postverwaltung hat eine Note veröffentlicht,
worin mitgetheilt wird, daß in Zukunft für
Konstantinopel keine geschlossenen Briefe mehr
angenommen werden und daß sämmtliche Cor-
respondenzen innerhalb der Stadt mittels Post-
karte erledigt werden müssen. Die Botschafter
haben eine gemeinsame Action eingeleitet, uni
den Uebergrifsen der Zollverwaltung Einhalt zu
thuu.
Bukarest, 13. Dec. Eine Abordnung des
Senats überreichte gestern dem König eine
Adresse. Ter König nahm dieselbe dankend
entgegen und sagte: Er erblicke in dem zum Aus-
druck gebrachten Gefühlen die Liebe und Erge-
benheit für den Thron und die Dynastie, als
hohe Belohnung dafür, daß er sein ganzes Le-
ben dem öffentlichen Wohle widme. Er hoffe,
daß die wohlbegonneuc Bessernug der Finanzen
fortgestzt werde, nud daß sich die Armee der
vom

* Der Kaiser verlieh anläßlich seines Besuchs
dem Leibkürassicr-Regiment in Breslau eins An-
zahl Auszeichnungen, u. a. dem Prinzen Sizzo
von Schwarzburg den Character als Major.
* Der Großfürst und die Großfür-
st in Sergius Von Rußland sind in Kiel ein-
8c troffen und von der Prinzessin Heinrich
empfangen worden.

Nachdruck verbolen.
UnfichLbcrPS Fäden.
Roman von Reinhold Ortmann.
^7) (Fortsetzung.)
Als die Wahrsagerin Miene machte, sich zu
Kitfernen, dachte sie wieder des drohenden Un-
glücks, das sie über der letzten Unterhaltung für
Kne kleine Weile hatte vergessen können. Und
Ile erinnerte Ilona mit kläglicher Miene an ihr
versprechen, ihr einen Rath zu ertheileu. Diese
"der schien die Sache jetzt gar nicht mehr sonder-
lich tragisch zu nehmen.
„Verlassen's Ihnen nur ganz auf mich, meine
liebste Frau Baumeister", sagte sie sehr zuver-
sichtlich. „Und machen's sich vorläufig um den
'Herrn Gumpert ebensowenig Sorge, als um das
Fräulein Elfriede! Eine Woche ist eine lange
Zeit, und ich habe schon oftmals kaum die
Hälfte davon gebraucht, um meinen Freunden
aus schlimmeren Verlegenheiten zu helfen, als
dies ciire ist. — Und dann — wozu hätten wir
denn auch die Karten? Tie werden uns schon ra-
chen, was wir zu thun haben."
Das war ein Trost, dem sich die gläubige
Fran Liesing nicht vorschloß. Und nachdem sich
Ilona mit herzlicher Umarmung von ihr ge-
stennt hatte, beschäftigten sich ihre Gedanken in
der That vielmehr mit dem unermeßlich reichen
Fürsten Soltansky, der geleistete Freundschafts-
dienste mit adeligen Rittergütern belohnte, als
Wit ihrem unbequemen ersten Gatten.
Elftes Kapitel.
Die Morgenpost brachte Erik Werthmüller
Kncn eingeschriebenen Brief aus Berlin. Er
"'Niete ihn und fand außer einem engbeschriebe-
nen Dogen, der mfl dem Namen des von ihm be

stellten Geheimagenten unterzeichnet war, zu
seiner Ueberraschung ein belgisches Hundert-
francsbillet, das sein geübtes Auge schon bei
flüchtiger Untersuchung als eines der so vorzüg-
lich auSgeführten Falsisicate erkannte. Aufs
Aeußerste gespannt, entfaltete er den begleiten-
den Bericht und las:
„Aus der Anlage werden Sie ersehen, daß
es nur gelungen ist, eines der von Ihnen be-
schriebenen falschen Scheine habhaft zu werden.
Ein Zweifel über die Unechtheit des Papiers ist
Wohl nicht möglich, da sich die von Ihnen angege-
benen, allerdings schwer erkennbaren Merkmale
der Nachahmungen sämmtlich daraus vorfinden.
Ich fand die Banknote in dem Wechselgeschäft
eines Herrn Seefeld in der Heiligegeiststraße,
und stellte durch vorsichtige Erkundigungen fest,
daß sie erst wenige Stunden zuvor dort einge-
wechselt worden war. Meiner Instruktion ge-
mäß klärte ich den Geschäftsinhaber nicht über
die Natur des Seines auf, sondern bemühte
mich nur etwas Näheres über die Persönlichkeit
zu erfahren, die ihn verausgabt hatte. Unter
gewöhnlichen Verhältnissen wäre das gewiß ein
sehr schwieriges Unterfangen gewesen. Hier
aber kam mir der glückliche Umstand zur Hilfe,
daß der Geldwechsler den Betreffenden sehr gut
kannte. Er bezeichnete ihn mir im Verlaufe des
unbefangen geführten Gespräches als einen
Doktor Walter Eichrodt, mit dessen jetzt verstor-
benem Vater er früher in Geschäftsverbindungen
gestanden habe und der wohl gerade dadurch
veranlaßt worden sei, das Papier bei ihm gegen
deutsche Münze umzuwechseln. Er hatte ihm
dabei erzählt, daß die Banknote seiner Mutter
omS Dresden zugeschickt worden sei, und zwar
von einem anonymen Absender, der sich als
einen treuen Schuldner des verstorbenen Eich¬

rodt bezeichnet hatte. Verinurhlich war es nur
dies merkwürdige Beispiel einer allerdings sehr
seltenen Ehrlichkeit, das den Bankier veranlaßte,
mir die Mittheilnngen seines Kunden, die ihm
wie eine interessante Anekdote vorkommen
mackste, zu wiederholen. Ich aber unterließ na-
türlich nicht, nachdem ich mich in den Besitz des
falschen Scheines gebracht hatte, sofort weitere
Recherchen in Bezug auf den oben genannten
Doctor Eichrodt anzustellcn. Und ich kann
Ihnen als das vorläufige Ergebniß derselben
melden, daß irgend ein Verdacht gegen den Be-
zeichneten nicht als gerechtfertigt erscheint. Zwar
ist er der einzige Eniährer seiner aus der Mut-
ter und drei unmündigen Geschwistern bestehen-
den mittellosen Familie, und seine Einnahmen
sind, da er vor der Hand nur als Hilfsleiter an
einen: hiesigen Gymnasium angestellt ist, wahr-
scheinlich sehr gering; aber die Leute erfreuen
sich eines tadellosen Rufes und leben in zwar
beschränkten, doch völlig geordneten Verhält-
nissen. Es scheint mir unter solchen Umständen
und bei dem Bildungsgrade des Doctors völlig
ausgeschlossen, daß er mit den Erzeugern oder
Verbreitern der Falsisicate in bewußter Ver-
bindung stehen sollte, ganz abgesehen davon, daß
er in diesem Fall sicherlich zu einem anderen
Wechsler gegangen wäre, als zu dem alten Be
kauuten seines Vaters. Ich habe es deshalb auch
vorläufig nicht für angezeigt gehalten, an den
Doctor selbst heranzntreten, um etwa mit seiner
Hilfe den anonymen Dresdner Absender des
Hunöertfrancsbillets zu ermitteln. Ich erwarte
vielmehr zunächst Ihre weiteren Instructionen
und zeichne Hochachtungsvoll
Heini tz."
Der Bericht entfiel. Werthmüllcrs Händen.
Er stützte die Ellenbogen aus den Tisch und

preßte die geballte Fäuste gegen die ungestüm
hämmernden Schläfen. Wie in einem tollen
Wirbelsturm durch einandör gefegt, arbeiteten
die Gedanken in seinem Kopse. Im Herzen aber
fühlte er einen bohrenden Schmerz, so wie man
ihn nur am Grabe eines geliebten menschlichen
Wesens oder einer theuren, beglückenden Hoff-
nung empfindet.
Dieser Doctor Eichrodt, von dem da in dem
Rapport des Agenten die Rede war, er war ja
ohne Zweifel derselbe, von dem Elfriede Liesing
vor einigen Tagen mit einer so großen, beinahe
zärtlichen Wärme gesprochen hatte. Und der
ganze Bericht war deshalb in Erik Werthmüllers
Augen nichts Anderes, als eine in ihrer Unzwei-
deutigkeit geradezu furchtbare Bestätigung des
dunklen Argwohns, den er in seinem Innern
nicht mehr hatte zum Schweigen bringen kön-
nen, seitdem sie ihm so entschieden jede Erklär
ung über die Herkunft und den Verbleib des fal-
schen Hundertfrancsbillets verweigert hatte.
Vielleicht war der Schein, der da vor ihm ans
dem Tisch lag, der nämliche, den er damals in
seinen Händen gehalten, denn in dem Briese des
Agenten fehlte jede Angabe über- den Zeitpunkt,
an welchem die Note aus Dresden abgeschickt
worden sein sollte. Aber selbst wenn er ans ir-
gend welchen Umständen die Ueberzeugnng ge-
wonnen hätte, daß es nicht derselbe sein könne,
der Glaube an Elfriedes Schuldlosigkeit nȊre
ihm damit doch noch immer nicht zurückgegcben
worden.
Aus ihrem eigenen Munde wußte er ja, daß
sie sich in hohem Maße für ihren ehemaligen
Lehrer interessirte und daß sie die augenblickliäie
Nothlage seiner Familie kannte. Was war na-
türlicher, als daß sie die Gelegenheit, wahrnahm,
ihn heimlich zu unterstützen — diese günstige
 
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