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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 270 - No. 279 (18. November - 28. November)
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1901.

Heidelberger

S8. JaSrgarrg.

AirMrge ca. 7500

Ko Kal- Anzeiger

Neuer Heidelberger Anzeiger

Geschäftsstelle: Telephon 12».



Der Secretär der





Werthmüller zu führen, während er ihm eine


Vas veueNe.

polilNckes.

AweiysteHe: «. Geisendürf«»
Unter« Neckarftrake 17.

SeschSftsstellr: H««ptstratzr 4S
(Eingang Brunnmgasjes.

IV Berlin. 27. Nov. Eine Interpella-
tion wegen der herrschenden Arbeits-
losigkeit wurde von der socialdemokrati-
schen Reichstagsfraction gestern beschlossen. Zur
Vorbereitung eines an den Kaiser zu richtenden
Schriftstückes wurde eine fünfglisderige Com-
mission eingesetzt.

». Mk" A«r «»tiger kommt in jede, Kan, in Keide«er, «nd -at die -r-tzte H^«r»reitnng in den Hrtlchaften der A«g«r««g. "Aig
^rschelat tikgNch Vormittags mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Preis monatlich AO Psg„ mit dem .Jllustrirten Svnntagsblatt' monatlich 40 Psg. ine!. TrSgerlohn. Durch die Post bezogen vierteljährlich L M. ohne DestellgeL.
dir 1 spaltige Petitzeile oder deren Raum LS Psg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen bedeutend ermäßigt. Reklamen SO Pf-. GratiSverbreitun-durch Säulenanschlag.

kam sie stets einem solchen Ersuchen nach, und
niemals unterließ er, ihr in warmen Worten
dafür zu danken und seiner Bewunderung für
ihr herrliches Talent Ausdruck zu geben. Sie
aber fiihlte sich durch seinen Beifall jedesmal
aufs Neue innig beglückt, und sie spielte niemals
besser als wenn sie wußte, daß seine Augen auf
ihr ruhten.
Zwischen Frau v. Brutengaard und ihrem
Neffen bestand ein so herzliches und harmonisches
Verhältnis;, daß ein Uneingeweihter sie Wohl
hätte für Mutter und Sohn halten können.
Und doch war Erik nur ein Schwestersohn ihres
verstorbenen Gatten. Sein Vater war ein in
Belgien ansässiger deutscher Kaufmann gewesen,
der auS Liebe zur alten Heimath dem Sohne eine
vollständige deutsche Erziehung hatte geben las-
sen, und der sich auch bereitwilligst seinem Wun-
sche gefügt hatte, als Officier in die deutsche Ar-
mee einzutreten. Eine langwierige Krankheit
der Mutter, die ihren Sohn abgöttisch liebte u»ü»
ihn durchaus in ihrer Nähe haben wollte, hatte
ihn jedoch bald veranlaßt, seinen Abschied zu
nehmen und nach Belgien zurückzukehren. Rasch
nacheinander waren ihm dann die Eltern gestor-
ben, und das Vermögen, das dadurch in seinen
Besitz kam, würde ihm gestattet haben, ganz sei
neu Neigungen zu leben. Aber ein ungestümer
Thatendrang hatte ihn bestimmt, in die Dienste
des Congostaates zu treten, wo er Gelegenheit
genug fand, sich auszuzeichnen, bis eine schwere
Verwundung ihn genöthigt hatte, auch diese Lauf-
bahn aufzugeben. Ein hohe Ordensauszeichnung
belohnte seine Tapferkeit, und der König verlieh

IM.
>fe werde"
N- ,
st Frises
L
ürd anyf'
Kaufmars"
idelvergi"'

. * Der Kaiser besichtigte den Kreuzer „Thetis"
* dessen Ausreise in das Ausland.

i„ ^kei französische Deserteure wurden
Olrnütz verhaftet.

. Graf Udo zu Stollberg wurde mit 17V
»N 238 abgegebenen Stimmen zu.n ersten Vice-
residenten des Reichstags gewählt.

. Die Kaisermanöver des nächsten Jahres
^den voraussichtlich in der Gegend von Frankfurt
M. abgehalten werden.

. * Cs besteht eine strengere Fassung der
. ^binetsordre über die Ehrengerichte und Zweikämpfe
Offiziere bevor. '

terbau.
1ZL-

Der Reichstag trat soeben wieder zusammen.
'Da die Session nur vertagt war, giebt es keine
Eröffnungsfeierlichkeit im Weißen Saale und
keine Thronrede; man wird unmittelbar in die
Berathung der Seemannsordnung eintreten. Der
Umstand, daß verschiedene große Landtage, so der
bayerische, der sächsische, der badische, gleichzeitig
tagen, wird den Besuch des Reichstages ungüw
stig beeinflussen. — Nach amtlicher Feststellung
weisen die Fraktionen des Reichstages folgende
Stärke auf: Deutsch ° Conservative 51, deutsche
Reichspartei 20, deutsch - sociale Reformpartei
10, Centrum 106,; Polen 14, Nationalliberale

aus nicht und konnte ihn zuweilen sogar recht
schroff zurückweisen. Auch sie war Denen, die
durch eigne Schuld ins Unglück gerathen warm,
durchaus nicht immer eine bequeme Wohlthä-
terin, denn der Grundzug ihres Wesens war eine
strenge, unbestechliche Wahrhaftigkeit, und wo sie
es für eine Gewissenspflicht hielt, ihre Meinung
auszusprechen, da fragte sie wenig darnach, ob die
Wahrheit Denen, die sie Höpen sollten, angenehm
in das Ohr klingen oder nicht. Nichts war ihr
in so tiefster Seele verhaßt, als Unklarheit,
Lüge und Halbheit. Und sie durfte wohl strenge
Anforderungen an ihre Nebenmenschen stellen,
da sie am allerstrengsten war gegen sich selbst.
Es war etwas so Kerngesundes in ihrem Wesen,
etwas so Wohlthuendes und Herzerhebendes in
der ruhigen Sicherheit, mit der sie auf ihrem
Wegs dahinschritt, daß Elfriede bald zu ihr auf-
blickte als zu dem verehrungswürdigsten Wesen,
dem sie seit dem Tode ihrer Eltern nahe gekom-
men war, und daß sie allabendlich, wenn sie nach
der Lüttichaustratze zurückkehren mußte, die ver-
steckte, argwöhnische Art der Tante, ihre schlecht
maskirte Selbstzucht und das ganze Heer ihrer
kleinlichen Bosheiten doppelt beschämend und
niederdrückend crnpfand.
Niemals aber ließ sie sich durch solche Em-
pfindungen dazu hinreißsn, Frau von Bruten-
gaard gegenüber ein tadelndes oder unehrbie-
tiges Wort über ihre einzige Verwandte zu äu-
ßern. Sie hatte eine hohe Meinung von dem
Liebeswerke das Jene an ihr gethan, und sie hielt
ihre Dankesschuld darum nicht für geringer,
weil es ihr längst zur Gewißheit geworden war,
daß es ein Liebeswerk ohne Liebe gewesen.
Mochte Frau v. Brutengaard, die mit ihr häufig
von ihrer Tante sprach, sich immerhin ein allzu-
günstiges Bild von der Wittwe des Berliner

* Die columbische Regierung erließ
v Dekret, wonach die diplomatischen Beziehungen
n Venezuella abgebrochen seien.
z * Der chinesische Hof hat beschlossen, am
3 ""ch Peking abzureiseir. Die Reise wird etwa
Wochen dauern.

* Die sozial-demokratische Frak-
des Reichstags hat beschlossen, die Stellung der
f^gierung zum völkerrechtswidrigen Ver-
alten Englands im Burenkriege bei der
becialberathung des Etats eingehend zu erörtern.

g-r. S"
:r.»

Berlin, 27. Nov. Im Staatshaushalt für 1902
soll eine Reihe von Mehrausgaben zum Schutze
des Deutschthums in den Ost marken
vorgesehen werden. Auch soll ein Betrag von 300 000
Mar! zur Unterstützung evangelischer kirchlicher Ein-
riästungen namentlich in der Provinz Posen im Etat
ausgeworfen iverden.
IV Poris, 27. Nov. Minister Delcassee ist
an der Grippe erkrankt.
Detroit, 27. Nov. Heute Vormittag explo-
dierte in der Penberthy Esektorenfabrik ein Kessel
und zerstörte das Gebäude, in welchem 36 Mann bei
der Arbeit waren, vollständig. Die verletzten Arbeiter
ivurden in das Spital geschafft, wo bereits mehrere
ihren Verletzungen erlegen sind. Nach wetteren Mel-
dungen sind bei der Explosion IS Arbeiter ge-
tödtet und 38 verletzt worden.
W London, 27. Nov. Um 11 Uhr Vormit-
tags fand in der katholischen Kirche der Farm-
straße dis Trauerfeier für Gras
Hatzfeld statt. König Eduard war
durch Lord Colville, der Prinz und die Prinzes-
sin von Wales durch Lord Wenlock vertreten.
Prinz Christian von Schleswig - Holstein war
anwesend, ebenso zahlreiche Vertreter der engli-
schen Armee, das diplomatische Corps, sämmt-
liche Mitglieder der deutschen Botschaft und
zahlreiche Angehörige der deutschen Colonie.
W Prätoria, 27. Nov. Lord Kitche»
ner meldet, General Knox habe 36 Gefan-
gene gemacht, darunter den verwundeten Com-
mändänten Joubert und die Feldcornets
W gl m a m n s und Diedrichs. Im gan-
zen feien die Gefangenen fast das gesammte Jou-
bertfche Coimnando.

Berlin, 27. Nov. Wie mehrere Blätter
berichten, hat der Kaiser als Ausdruck seiner
Amerika freundlichen Gesinnung und in
dankbarer Erwiderung der dem deutschen Bot-
schafter von Holleben durch die Ernennung zum
Ehrendoktor der Harvard - Universität erwie-
senen Ehre die Absicht zu erkennen gegeben, für
das germanische Museum der Harvard-Universi-
tät Bronce - Abgüsse hervorragender deutscher
Denkmäler zu stiften. Es dürfte sich u. A. das
National - Denkmal auf dem Niederwald, das
Berliner Bismarck - Standbild und die Sieges-
säule des Berliner Königsplatzes darunter be-
finden.
ld Bersin, 27. Nov. Die „Nordd. Allgem.
Ztg." veröffentlicht heute mehrere Auszüge aus
dem Reichshaushalts - Etat. Der
Marine-Etat, der ziemlich ausführlich mitge-
theilt wird, ist in seinen Haupt-Positionen be-
reits bekannt. Im Etat des Reichsschatzamtes
sind für Besoldungen 81,000 Mk. mehr in An-
satz gebracht. An die Bundesstaaten sollen aus
den Beträgen der Zölle 353,811,000 Mk., d. h.
7 Millionen weniger als imVorjahre überwiesen
werden. Die Summe der fortdauernden^'AWi-'
gaben beläuft sich auf 552,248,000 Mk. gegen
578,195,000 Mk. im vorigen Etat. Der Entwurf
der Einnahmen des deutschen Reiches an Zöllen
und Verbrauchssteuern enthält für 1902 die
Summe von 807,083,690 Mk. gegen
810,330,850 Mk. im Etat 1901. Ferner werden
noch Mittheilungen gemacht aus den Etats der
Reichsjustiz-Verwaltung und der Reichsdruckerei
sowie des ReichseisenbahnamteL.
Berlin, 27. Nov. Dem Reichstag ist ein Gesetz-
entwurf zum Schutze des Genfer Neutrali-
tätszeichens zugegangen. Die Vorlage macht
die Verwendung des Rothen Kreuzes auf weißem
Grund sowie das Wort Rothes Kreuz zu geschäft-
lichen Zwecken als Bezeichnung von Vereinen und
Gesellschaften oder zur Kennzeichnung ihrer Thätig-
keit von behördlicher Erlaubniß abhängig, um einer
Schädigung militärischer Interessen insbesondere der
freiwilligen Krankenpflege im Kriege vorzubeugen.

(Nachdruck verboten.,
Unfrchtbnr'e Acröeir.
1^ Roman von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
Brutengaard's Gatts war ein hervor-
Musiker gewesen, und wie die gleiche
wy i^vurig für die herrliche Kunst einst ihre
sie Herzen zusammengeführt hatte, so hatte
Eheleben zu einem so glücklichen ge'-
-u Wie es nur wenig Auserwählten beschie-
icherttl Drei Kinder hatte sie ihrem Gatten ge-
sie hatte sich für eine der beneidens-
seiften Frauen gehalten, bis das Schicksal
hyH eherne Faust auf sie legte und ihr inner-
pgrf^es Zeitraums von fünf Jahren Alles
bf ' den angebetenen Gefährten ihres Le-
sq^ ""d ihre geliebten Kinder. Als eine ein-
ihreg gebrochene Frau hatte sie der Stätte
^nd?r""sam zerstörten Glückes den Rücken ge-
dirn und war nach Dresden gekommen, wo sie
sbit einer Reihe von Jahren ein stil-

dfalMudwigshafen, 27. Nov.
- »gcyen Handels- und Gewerbekammcr. Dr. Kem-
ber,-^. Kurde in das Reichs-Aufsichtsamt für Privat-
Ucheruugen nach Berlin berufen.
Berlin, 27. Nov. Im Reichstag
delc°w .Arendt und Genossen eine Inter-
ff iation ein, ob dem Reichskanzler bekannt
h' daß den Kriegstheilnö Hinern,
auf Grund des Gesetzes vom 1. Juli 1899
sf jährliche Beihilfe von 120 Mark bewilligt
ler gegenwärtig wieder mangels financiel-
Mittel die Auszahlung verwei-
werde.

Baumeisters ausmalen! Daß sie sich durch ihre
Vortheilhaften Schilderungen der Frau Liesing
einer Unwahrheit schuldig machte, kam Elfriede
kaum zum Bewußtsein. Und selbst, wenn es der
Fall gewesen wäre, würde ihr Gewissen sie doch
ohne Weiteres freigesprochen haben. Denn die
Pflicht der Dankbarkeit galt ihr für die heiligste
aller Pflichten.
Daß Frau v. Brutengaard unter den vielen
jungen Mädchen, die sich auf das Zeitungsinserat
hin gemeldet hatten, keine für geeignet erachtet
hatte, den ausgeschriebenen Posten zu bekleiden,
erklärte sich leicht genug. Denn die Anforder¬
ungen, die sie an ihre Gesellschafterin stellte,
waren in der That von eurer garzz besonderen
Art. Sie verlangte, daß die neue Hausgenossin
ihr eine willige und freudige Gehilfin sei bei
Allem, was sie that — in den nüchternsten
wirthschaftlichsten Verrichtungen nicht weniger
als bei ihrem menschenfreundlichsten Thun und
bei dem, was sie ihren Cultus der Erinnerung
nannte. Die Pflege der Musik war es, die die-
sen Eulftis darstellte, und wenn die Matrone
selbst am Flügel saß, oder wenn sie — wie es bei
Weitem häufiger geschah — dein wundervollen
Spiel Elfriedens lauschte, mochte wohl in der
That von ihrem geistigen Auge in wehmüthig-
holder Verklärung zu neuem Leben erstehen, was
dem leiblichen unwiederbringlich entschwunden
und gestorben war.
Zumeist waren sie in diesen schönen, weihe¬
vollen Stunden, wenn schon die langen Schatten
der Dämmerung in das Musikzimmer fielen,
allein mit einander. Aber es geschah doch auch _...... ,. „„„
mitunter, daß Erik Werthmüller, der seine Tante i ihm das Recht, den Namen von Brutengaard-
täglich besuchte, als Zuhörer da blieb und daß er .. fl... .st,,
dann Elfriede bat, ihm diese- oder jene seiner ehrenvolle und einträgliche Anstellung im Civil-
Lieblingscompositionen zu spielen. Bereitwillig dienst gab. Welcher Art diese Stellung war,

k rill
Lek-Arbeit und der Erinnerung geweihtes
führte.
sehx -lcher Art dies« Arbeit war, hatte Elfriede
dgtz "ald erfahren. Sie bestand nicht nur darin,
twrr Brutengaard die in ihrem Haus-
.erforderlichen Verrichtungen zum guten
^rktf,-u. ft ausführte, sondern vor allem in der
Hebung einer schier unermüdlichen
Tstx-Unliebe. In der vornehmen Gesellschaft
dien eas kannte man vielleicht kaum ihren Na-
ihxD sie unterhielt keinen Verkehr mit
' die Armen und Aermsten aber
^rex und zahllose Segenswünsche dank-
driikstps' waren der Lohn ihres oft recht
stpg, Togeswerkes. Die laute Anerkenn -
uns den lauten Dank freilich liebte sie durch-

ImrnerSkerg. den 28. Wsvemöex ! P°stüttunM>!.. No.ssos. 1901.
> !
51, freisinnige Vereinigung 13, freisinnige
Bolkspartei 26, deutsche Volkspartei 7, Social-
demokraten 56 Mitglieder; keiner Fraktion ge-
hören 37 Abgeordnete an. .
Das deutsche Heer soll nach dem Etat rund
78 000 Unterosficiere zählen. Gegenwärtig sol-
len aber nur etwa 50 000 einschließlich der Ab-
commaridirien im Dienste sein. Praktischen
Frontdienst sollen rund nur 40 000 Unteroffi-
ciere thun, so daß demnach der Mangel sicb auf
38 000 Mann beziffert. Die Militärbehörden
bemühen sich, dem Mangel abzuhelfen, bisher mit
wenig Erfolg.
Die Einnahmen der preußische« Staatsbah-
nen sind in den ersten 7 Monaten dieses Jahres
um 19i/5 Millionen hinter denen des entsprechen,
den Zeitraums im Vorjahre zurückgeblieben.
Tie Entwicklung der Hamburg « Amerika-
Linie. Im Jahre 1858 gab die Direktion fol-
gende Erklärung ab: „Die Direktion erklärt
hierdurch ausdrücklich, daß weitere Vergrößer-
ungen des Unternehmens nicht in Aussicht ste-
hen, da die Gesellschaft jetzt den großartigen
Umfang erreicht, den sie angestrebt hat." Damals
hatte die Gesellschaft ein Aktienkapital von drei
Millionen Mark und ungefähr ebensoviel an
Anleihen und Reserven. Sie hatte 11 Seeschiffe
in Fahrt, die im Jahre 1858 9597 Passagiere
beförderten. Heute ist das Aktienkapital der
Gesellschaft 80 Millionen groß und sie besitzt
134 Oceandampfer. Ihre Linien umspannen
den ganzen Erdthell und ihre Schiffe haben im
Jahre 1900' insgesammt 166 539 Passagiere be-
fördert.
Es ist kein Gchcimniß mehr, daß die Eng-
länder zuerst den Onkel des Sultans und dann
seinen Bruder gegen Abdul Hamid aufhetzen u.
daß sie jetzt mit einer Gruppe der Jungtürken
daran arbeiten, ihn durch den Reschid Effendi
zu ersetzen. Viele einflußreiche Türken stehen
offen im Dienste der englischen Regierung. Eng-
land strebt eine Palast-Revolution cm, und un-
terstützt die verschiedenen armenischen, macedo-
Nischen und jungtürkischen Gruppen.
Die Patriotenliga i« Paris, welche schon seit
Jahr und Tag keine gesetzliche Existenz mehr
hatte, ist auf Grund der Be-
stimmungen des Vereinsgesetzes neuge-
bildet worden, 6000 Personen traten der Li-
ga sofort bei. Därouldde, der Verbannte, wurde
zum Präsidenten gewählt. Die Regierung wird
 
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