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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 280 - No. 289 (29. November - 10. December)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43809#0233
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Aeuev Heidelberger Anzeiger

Zweigstelle: E. Ge1se«dörfe»
Unter: Neckarstraßr 17.

- <L «Kak-Anzeiger Kommt in jedes Kans in KeidekKerg «ni> hat die größt« Verbreitung in de« Hrkschafte» der Mmgevung. "W
Erscheint täglich Vormittags mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Preis monatlich 30 Pfg„ mit dem .Jllustrirten Sonntagsblatt' monatlich 4V Pfg. incl. Trägerlohn. Durch die Post bezogen vierteljShrkch 1 Ml. ohne Bestellgeld.
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Joitirerstag, derr L. JeceMöer

285.

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Postzeitungsliste No. 3306 »

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Vas Neueste.
* Der Kaiser ist nach Wtoschen in Schlesien
abgereist, wo er der Jagdgast des Grasen Tiele-Winck-
ler ist.

* Die Herzog in-Wittwc von Sachsen-
Coburg. die Großherzogin von Hess en
und die Prinzessin Beatrice sind in Nizza ein-
getrossen.

* Die Königin Wilhelmina von Hol-
land ist vollständig wiederhergcstellt und
Unternahm ihre erste Ausfahrt.

* In angesehenen englischen katholischen Kreisen
verlautet, daß der Papst den Kardinal Vaughan
als seinen Nachfolger aus dem Stuhle
Petri designiert wissen wollet

* Der Aufbruch des kaiserlichen Hofes von Kai-
fengfu Wird durch ein soeben veröffentlichtes Edict
aus den 14. d. M. festgesetzt.

0M8MM
K Darmstadt, 4. Dec. Em eigens gebilde-
ter Senat des hies. Qberlandesgerichts wird mit
der groß herzoglich en Ehescheid-
ung befaßt werden. Die Nachricht, der Groß-
herzog werde seine Ehre durch ein Dekret ohne
Angabe der Gründe trennen, ist falsch.

Berlin, 4. Dec. Den „B. N. N." zufolge
halten die Mnister fast sämmtlicher Bundes-
staaten eine Reichsfinanz rcform für
Ein Gebot von unaufschiebbarer Dringlichkeit.
IV Köl«, 4. Dec. In der vergangenen Nacht
Singen in Buir, wo kürzlich ein Eisenbahnzusammen-
stoß stattfand, mehrere Getreideschober in
klammen auf. Augenscheinlich hat man es mit
^iner Anzahl Vagabunden zu thun, welche die ohne-
hin geängstigten Bewohner in ständiger Aufregung
Balten will.

Paris, 4. Dec. Im Laufe der gestrigen Be-
tathungen der Kammer über das Kriegsbudget
Erklärte der Deputirte Massabuau, daß er
für die Politik Fern y's, nämlich
i ü r Annäherung an Den t schl and fei.

Unsichtbare Sähen.
Roman von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
„Ich will meine damalige Handlungsweise
^icht beschönigen", sagte der Fremde weiter,
'»aber auch ich war mehr ein Opfer der Verhält-
nisse, als ein schlechter Mensch. Ter unheilvolle
Einfluß eines habgierigen Weibes hatte mich
^Uf die schiefe Bahn gedrängt, auf der es dann
^in Halten mehr gab, und schließlich verlor ich
fEu Kopf. Hätte ich mich nicht von meiner Frau
?^r Flucht bereden lassen, sondern wäre ich ge-
rieben und hätte hier in der Heimath nur halb
viel gearbeitet, als ich es drüben in Amerika
später in Australien zur kümmerlichen
Pistung meines Daseins thun mutzte, so hätte
^°ch Alles gut werden können. Dies hartherzige,
^ersättliche Weib war der böse Geist meines
Gebens. Und weil sie es war, muß sie mir jetzt
^ch helfen, zu sühnen, was noch gesühnt wer-
tänn."

>, Er hatte sich in eine wachsende Erregung
^eingesprochen, und er hatte in dieser Erregung
°stenbar vielmehr gesagt, als es seine Absicht
st>efen war. Paula hätte von einer sehr lang-
Auffassungsgabe sein müssen, wenn ihr
bei seinen-letzten Reden die volle Gewißheit
, Krumen wäre, daß der angebliche Crafton
der von Frau Eichrodt so bitter gehaßte
sichert eine und dieselbe Person feien. Die
Erstellung, daß dieser Mann jetzt gewissermaßen
sw Gastfreundschaft derer genoß, die er zu
stunde gerichtet, daß er an ihrem Tische sitzen
vielleicht täglich die gegen den verschollenen
Hilpert gerichteten Anklagen anhören konnte,
°^te ihr trotzdem nicht in den Sinn.


A London, 3. Dec. Im Hafen von Harwich
wurde gestern Abend der englische Torpcdo-
bootszerstörer „Salmon" von dem Damp-
fer „Cambridge" angerannt. Während der
Dampfer unbeschädigt blieb, ging das Kriegsfahrzcug
unter. 2 Heizer ertranken. Das ist der 3. Torpedo-
bootszerstörer, der in kurzer Zeit in England zu
Grunde ging.
Q London, 4. Dec. Mit Bezug auf die Mel-
dung des Obercommandierenden in Capstadt vom
28. Nov., daß Fouche 2 englische Soldaten gefangen
genommen und erschossen habe, ist gestern beim
Kriegsämt ein amtliches Telegramm aus Capftadt
eingegangen, in dem es heißt: Fauche erklärte brief-
lich, daß 2 Mann der Connaght-Rangers erschossen
aber nicht gefangen und erschossen worden feien. Der
Secretär des Krieg Samts richtete an den
.Obercommandierenden in Capstadt folgendes Tele-
gramm: Unter Bezugnahme auf Ihr Telegramm vom
2. Dec; soll der die Connaught-Rangers befehligende
Officier ermahnt werden, eine größere Sorgfalt bei
seinen Meldungen zu beobachten, überhaupt seien
Meldungen über schlechte Handlungsweisen der
Buren, welche nicht vollkommen erwiesen sind, sehr
zu mißbilligen.
-s- London, 4. Dec. Ein zweites Telegramm
aus Harwich besagt, der svom Dampfer „Cam-
bridge" angeranntes Torpedob ootszerstörcr
„Salmon" sei völlig Wrack. Alle Geschütze
feien auf Deck zerstreut, die eine Seite eingebrochen,
das Deck zwischen beiden vorderen Rauchfängen ge-
borsten.
V Harrismith, 4. Dec. (Reuter.) General
Dartnell mit einer Abtheilung leichter Reiter
überraschte eine Abtheilung bewaffneter Buren und
nahm 24 gefangen, unter denen sich der Feldkornei
Lyon und Kapitän Pretorias befanden, er-
beutete 800 Stück Vieh und 150 Pferde. Lyon war
der eifrigste Bärenführer feines Bezirks.
R Bermudas, 4. Dec. Eine große Anzahl
von Buren sei entflohen. Die Behörden
haben eine Prämie von 3 Pfund Sterling für
das Einbringen je eines Entlaufenen festgesetzt.
Es sckstnnt, daß die Buren von der Bevölkerung
der Insel unterstützt werden. Ein Mitglied des
Parlaments dieser Insel soll sich durch buren-
freundliche Reden besonders bemerkbar machen.
fZ Baku, 4. Dec. Auf dem der Kaukasischen
Gesellschaft gehörigen Terrain von Ssabuntsch ent-
sprang aus einem 300 Klafter tiefen Borloch eine ge-
waltige Fontäne, die aber nach einein Tage wie-
der aufhörte, weil sich ein Pfropfen im Borloch bil-
dete. Die Fontäne der Baküschen Naphtha-Gesellschaft
in Bibicibat liefert jetzt täglich ungefähr 400 000 Pud
Naphtha

politisches.

Die Zahl der Duelle im Heere sei ganz au-
ßerordentlich gering, so verkündigte der preußi-
sche Krieqsminister im Reichstage. Es seien ge-
wesen: 1897 4, 1898 3, 1899 8, 1900 4, 1901
5. Jetzt sagt die „Volksztg.", daß diese Angaben
vollständig unzutreffend feien. Der Herr Mini-
ster habe die Duells der Reserveofficie« uner-
wähnt gelassen. Es wurden nach der Kriminal-
statistik wegen Duells verurtheilt:

Bor der Auswanderung nach England er-
läßt der Deutsche Christliche Verein in London
eine dringende Warnung. „Niemand ahnt in
Deutschland", schreibt der Verein, „welche
Schaaren von gebildeten Leuten hier arbeitslos
umhergehen, die gerne jede Handarbeit verrich-
ten würden und die, von Hunger getrieben, bet-
teln müssen. Häufig stehen. nach 10 Uhr Abends
harrende Landsleute vor unserer Thüre, die nicht
einmal ein Nachtlager haben! Besonders seien
Kaufleute gewarnt, die schlecht bezahlt werden
und selbst bei bescheidenen Ansprüchen oft noch
zusetzen müssen."

1883
157 Personen,
1891
60 Personen,
1884
170 „
1892
77
1885
157
1893
66
1886
79 „
1894
83
1887
99 ,
1895
107
1888
90
1896
110
1889
75 ,
1897
140
*
1890
66
1898
154
Tie
übergroße Mehrzahl
dieser
Person?,:
aber sind Reserveofsiciere, die bekanntlich auch
dem Heere angehören
und. den Ehrbegriffen
unterworfen sind, die in
den Kreisen der aktiven
Officisre herrschen. .

Tic bisherigen Kriegslasten Englands hat
ein englisches Finanzblatt auf Grund officieller
Berichte also festgeftellt: Kosten für 1899—1900
---- 23 217 000 Pfund; für 1900-1901 ----
65 120 000 Pfund; für 1901 bis zum Octbr.
----- 62 270 000 Pfund. Wenn der Krieg, was
ohne Zweifel der Fall, auch nur bis 31. März
1902 dauern sollte, erhöht sich die letztgenannte
Ziffer aus 84 280 000 Pfund. Dabei sind die
Kosten der Zurückschaffung der überflüssigen
Truppen nach Schluß des Krieges nicht mitge-
rechnet. Die Gesammtausgaben für den Krieg
betragen somit 172 617 000 Pfund —
3 452 340 000 Mark. In runder Summe sage:

dreiundeinhalb Milliarden Mk.! Dabei ist ange-
nommen, der Krieg werde in einigen Monaten
siegreich beendet sein, was noch lange nicht un-
terschrieben ist.
Die Tamcir dcr Gesandtschaften in Peking.
Uebereinstimmend erzählen der amerikanische
Correspondent Whiting und der englische Major
Scott, wie Damen der Gesandtschaften in Peking
plünderten. Die Plünderung sei die einzige
Conversation bei Tafel, in den Straßen, in den
Häusern, in den Läden gewesen. Am Nachmittag
ging man nach seiner Gesandtschaft, um den
Auktionen dcr geplünderten Gegenstände beizu-
wohnen. Am Abend machte man kleine Exkur-
sionen in die Umgegend, um zu plündern. „Die
Pliinderung", heißt es dann wörtlich weiter, „ist
nicht bloß die Beschäftigung der Männer; die
Damen betheiligcn sich in ebenso starker aktiver
Weise daran, ja sie waren diejenigen, welche das
erste Beispiel gaben. Blau erzählt, daß in we-
niger denn 5 Minuten nach Ankunft der frem-
den Truppen in Peking drei Damen in aller Eile
ihr Gesandtschaftshotel verließen und sich in ein
gewisses sehr bekanntes Magazin, in der Straße
der Gesandtschaften gelegen, begaben, um nach
kurzer Zeit schwer beladen mit Ballen von Seide,
kunstvollen Spitzen und Kunstobjekten aller Art
daraus zurückzukehren. — Der andere Zeuge,
Major Scot, berichtet, daß er die Dinge selbst
gesehen hat: „Es waren kaum 5 Minuten ver-
strichen, seitdem ich mit meinem Bataillon in
die britische Gesandtschaft Don Peking eingerückt
war; das Gewehrscuer unter den Stadtmauern
dauert noch fort. Da sah ich, daß drei Da-
men wie die Verrückten dieStraße derGesandt-
schaften herunterliefen. Sie hatten sich nicht
einmal die Mühe genommen, einen Hut aufzu-
setzeu, und ihr Haar, derangirt durch den schnel-
len Laus, hing aufgelöst über ihre Schultern
herab." Und nun erzählt Scot genau dasselbe
wie oben.

Deutsch« Reichstag.
Berlin, 4. Dec.
Fortsetzung der ersten Berathung der Zoll-
tarisvorlage.
Abg. Pasche («all.) führt aus: Der Abg.
Richter brauche bei seiner kategorischen Ablehn-
ung der Vorlage überhaupt keine Commisstons-


„Ich vermag mich in alledem noch kaum zu-
recht zu finden", sagte sie. „Fürchten Sie denn
gar nicht, daß Frau Eichrodt eines Tages ent-
decken könnte, wer Sie sind?"
„Das habe ich nicht zu befürchten, denn zu
der Zeit meiner Geschäftsverbindung mit ihren:
Manne, der ja in einer anderen Stadt lebte,
als ich, hat sie mich nie gesehen. Und überdies
würden wohl selbst meine guten Freunde von da-
mals heute einige Mühe haben, mich wieder zu
erkennen. An dem Tage aber, wo ich ihr in ir-
gend einer Fonn zurückerstatten kann, was ich
ihrem Gatten schuldig geblieben, wird sie natür-
lich auch erfahren, wer ich- bin. Sie wird mich
nicht verrathen, und auch Sie, mein liebes Fräu-
lein — nicht wahr, auch Sie werden es nicht
thun!"
Aus ihrer bisherigen Zurückhaltung heraus-
tretend, reichte Paula ihm die Hand.
„Gewiß nicht, Herr Crafton! Ihre Absicht
ist ja die beste und redlichste von der Welt. Gebe
der Himmel, daß es Ihnen gelingt, sie zur Aus-
führung zu bringen!"
„Es muß mir gelingen, Fräulein Förster!
Einzig zu diesem Zweck bin ich heute nach Dres-
den gekommen — ein Elftschluß, der mir nicht
leicht geworden ist, weil es hier sehr Viels giebt,
die mich in vergangenen besseren Tagen gut ge-
kannt. Und es wird mir auch gelingen. Denn
ich halte das Weib, das die Schuld für mich zah-
len soll, in meiner Hand. Sie hatte mich all' zu
früh zu den Todten gerechnet, und nun, da ich
gegen ihren Wunsch und gegen ihre Hoffnung
doch noch unter den Lebenden weile, nun weiß sie,
daß es mich nicht mehr als ein einziges Wort
kostet, sie aus einer reichen Frau zu einer Bett-
lerin zu maäM. Aber — verzeihen Sie — das
sind Dinge, die für Sie kein Interesse haben kön¬

nen. Habe ich Ihnen doch ohnehin schon viel
mehr gesagt, als Sie hören sollten. Nun aber
werden Sic mir versprechen, vorläufig keinen
Contrakt nach Buenos - Aires oder einem an-
deren, iveit entlegeneren Ort abzuschlicßen —
nicht wahr?"
Paula zögerte, ihm zu antworten. Ja, er
hatte die Beweggründe ihres Entschlusses voll-
kommen richtig beurtheilt. Nur weil sie auch das
letzte Band zwischen sich und Walter Eichrodt
zerreißen, weil sie ihm das Gefühl seiner vollen
Freiheit wiedergeben wollte, hatte sie nach grau-
samen Kämpfen den Entschluß gefaßt, von dem
der angebliche Crafton durch die Gesprächigkeit
seiner Wirthin Kenntniß erhalten hatte. Aber
sie hatte namenlos darunter gelitten, und mit
dem ganzen, leidenschaftlich heißen Glückvsrlan-
gen eines liebenden weiblichen Herzen hatte sie
das Wunder herbeigesehnt, das ihr die Ausführ-
ung jenes Entschlusses ersparen sollte. Nun, da
es sich wirklich zu ereignen schien, klammerte sich
ihre Seele inbrünstig an die schwach Hoffnung,
die sie plötzlich vor sich anftauchen sah, und
drängte sie, dem fremden Menschen zu erwi-
dern: Ja, nun, werde ich bleiben! Aber es war
ihr doch zugleich, als ob sie damit ein Unrecht
beginge, und deshalb blickte sie schweigend vor
sich nieder.
Der Besucher wartete ein Paar Sekunden
lang, dann trat er nahe auf sie zu und sagte:
„Sie glauben nicht, daß ich Wort halten
werde, und ich darf Ihnen diesen Zweifel nicht
verübeln. So versprechen Sie mir denn wenig-
stens, daß Sie noch vierzehn Tage warten wer-
den, ehe Sie etwas Entscheidendes in dieser
Sache thun. Habe ich meine Zusage bis dahin
nicht eingelöst, so mögen Sie mich für einen

Lügner halten. Sie sehen, es ist nicht allzuviel
Vertrauen, das ich von Ihnen begehre."
„Ein solches Versprechen darf ich Ihnen
allerdings ohne Weiteres geben, Herr Crasion,
denn man hat mir ohnehin für meine endgiltige
Entschließung eine Bedenkzeit von ungefähr drei
Wochen bewilligt."
„Das ist gut", sagte er sichtlich erfreut,
„sehr gift! Um Ihre Verschwiegenheit bitte ich
Sie nicht weiter, denn ich bin gewiß, daß Sie
meine Absichten nicht durch eine Indiskretion
durchkreuzen werden. Leben Sie Wohl, mein
liebes Fräulein! Ich hoffe. Sie sollen bald und
Gutes von mir hören." —
Frau Ilona Matrasch beeilte sich, die etwas
unangenehme Stellung zu ändern, zu der die
Nothivendigkeit, ihr Ohr dicht an die Wand zu
legen, sie während der letzten Viertelstunde ge-
zwungen hatte. Artig erwiderte sie den Gruß
des Fremden, der gleich darauf wieder in das
Empfangszimmer trat, um sich von ihr zu ver-
abschieden. Und sicherlich würde sie unmittel-
bar nach seiner Entfernung damit begonnen ha-
ben. Paula durch klug gestellte Fragen noch
tveitsr auszuhorchcn, wenn nicht der Klang einer
wohlbekannten Stimme sie plötzlich daran erin-
nert hätte, daß es zunächst wichtigere Tinge zu
thun gab, als dies.
Früher, als sie es zu hoffen gewagt hatte,
kehrte Poldl nach Hause zurück. Üud die sorg-
lose Fröhlichkeit, mit der er die ersten Takte
eines Gassenhauers vor sich hin trällerte, wäh-
rend er draußen im Corridor Hut uud Ueberrock
ablegte, bewies, daß er das Verschwinden des
Geldscheines aus seiner Tasche noch gar nicht
bemerkt hatte.
„Grüß Gott, Schätzer!!" rief er schon von
der Schwelle aus seiner Gattin zu. „Na, bist
 
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