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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 229 - No. 239 (1. Oktober - 12. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43809#0013
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Z8. IsHxgsrrg

ArrMge c«r. 7AÜV


Geschäftsstelle: Hauptstraße 43
(Eingang Brunnmgaffe).

Neuer Heidelberger Anzeiger

Zweigstelle: E. G-iseudörfe,
Untere Neckarstrabe 17.

Der Lokal-Anzeiger kommt in jedes Kans in Keidelöerg und Hat die größte Verbreitung in de« Hrttchatten der Umgebung. "WW
Erscheint täglich Vormittags mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Preis monatlich 30 Pfg„ mit dem „Jllustrirtcn SonntagMatt" monatlich 4V Pfg. incl. Trägerlohn. Durch die Post bezogen vierteljährlich 1 Ml. ohne Bestellgeld.
Anzeigen: die I spaltige Pctitzeile oder deren Raum 15 Psg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigcn bedeutend ermäßigt. Reklamen 3V Pfg. Eratisverbreitung durch Säulcnanschlag.

MttLAssH, dem 2. DMMex

Postzeitungsliste M. 3306-

Geschäftsstelle: Telephon 125.





23».

1»»1.

Mll«MW-W!ÄI!!lg.
Mit dem 1. October begann ein neues Abonne-
ment auf den
Kokai-Anzeiger
Deuer Keidetöerger Anzeiger
28. Jahrg.
zu welchem wir angelegentlichst einladcn.
Bestellungen nehmen alle Postanstaltsn und
Landbriefträger, sowie unsere auswärtigen Zerren
Agenten und hier unsere Trägerinnen entgegen.
Der Preis beträgt vierteljährlich Mark 1.42
frei ins Zaus, beim Postschalter abgeholt Mk. 1.
In Heidelberg und nächster Umgebung
monatlich 30 Pfg.
und mit dem Illustrikten Sanntagsblatt nur
10 Pfg. mehr.
Der „Heidelberger Lokal-Anzeiger",
eines der verbreitetsten hiesigen Blätter, erscheint
jeden Tag, mit Ausnahme der Sonn- u. Festtage,
Vormittags tsV tthr.
Es sind deshalb
EEN«, Ansevrris
in demselben für die Stadt Heidelberg und die
nächste Umgebung von wirksamstem Erfolg.
Are Expedition.

Das Deuelle.
* Bei einem Festmahl deZ Hande ls tags er-
klärte Handelminister Möller, die Regierung sei
von der Nothwcndigkcit von Handels-
verträgen überzeugt aber auch von der Noih-
wendigkeit eines besseren Schutzes für die Landwirth-
schast, man werde die Mittellinie zum Aus-
gleich der Gegensätze schon finden.
td Neber die Verhältnisse am Per-
sischen Golf soll zwischen England und Deutsch-
land vollkommenes Einvernehmen bestehen. In In-
dien besorge man Rußlands AuftaucHen am per-
sischen Golf, meldet „Daily Mail".

Prinz Tschun setzte gestern 1 Uhr Nach-
mittags von München aus die Reise nach Genua
fort.
-st Auf dem Nation alsocialen Partei-
tage in Frankfurt a. M. sprach Prof. Rath gen
von Heidel berg über K o l o n i a l p ol it i! ,
deren Ziele er in der Entwicklung der wirthschast-
schaftlichen Hilfsquellen der Kolonien und in der
Erziehung und Hebung der Kolonialbevölkerung er-
blickt.
L, In Luxemburg wurde auf den deutschen
Ministerresidenten, der unberechtigt einen Privatpark
betreten hatte, von dem Thürwächter desselben ein
Schrorschuß abgegeben.
-- Der Herzog von Orleans beabsichtigt
vom 8. bis 16. October in Karlsruhe zu verweilen.
* Unter dem Donner der Geschütze und brau-
sendem Jubel der Bevölkerung kehrte das österrei-
chische CH i n a g e s ch w a d c r nach Po la zu-
rück.
X In Mannheim ging ein Geschafts -
m ann mit Hinterlassung von 46 606 Mk. Schulden
fl üch t i g.

MkRSMM
8 Berlin, 1. Oct. Die Unpäßlichkeit
der Kaiserin ist vollständig behoben. Sie
trifft am o. ds. in Hubertusstock ein.
IVLondon, 1. Oct. Nach einer Meldung aus
Kapstad.: ist der unterwegs befindliche Dampfer
„Glenogle" durch eine Feuerbrunst zer-
stört worden. Die Mannschaft bekämpfte das
Feuer vier Tage Icng und besetzte die Boote erst,
nachdem die Kommandobrücke durch eine Explosion
in die Luft gesprengt war.
London, 1. Oct. Die Verlustliste der
Engländer in Südafrika verzeichnete für gestern
12 Verwundete, 3 Vermißte. 4 an Krankheit
Verstorbene. In diesen Zahlen find die Verluste
bei Jatla nicht inbegriffen.
Ladysmith, 1. Oct. (Reuter.) Der Erfolg
der Engländer im Zululande stellt sich jetzt als
viel bedeutender heraus, als bisher gemeldet
wurde. 200 Buren wurden getödtet und 300
verwundet oder gefangen. Major Chapmann

hat Vorzügliches geleistet. Ein Polizeiofficier
und der englische Convoi fielen den Buren in
die Hände. Nach weiteren Berichten haben die
Buren vor dem Fort „Skala" 303 Mann auf
dem Schlachtfclde gelassen.
T Prütoria, 1. Oct. Meuter.) Tjaart
Krüger, ein Sohn des Präsidenten Krüger, ist ge-
stern früh nach kurzer Krankheit hier gestorben.
Tjaart Krüger harte sich erst vor einigen Tagen den
Engländern ergeben.
z- Aus dem Haag, 30. Sept. Nach Berich-
ten, welche die - Transvaal-Gesandtschaft, aus
Südafrika erhält, nimmt die Sterblichkeit
unter den Burenfr auen und -Kin-
dern in den Coneentrationslagern einen wahr-
haft grauenhaften Umfang. Im
Monate August beträgt die Sterblichkeit 240
von 1000, somit fast 25 Proccnt. Die Gesandt-
schaft wird abermals eine Note an die Groß-
mächte in dieser Angelegenheit richten, da alle
bisherigen Noten unbeantwortet blie-
ben.
x 'Barcelona, 1. Oct. Die Polizei entdeckte
hier ein anarchistisches Complott,
welches bezweckte, das Kloster der Benedektiner
in die Luft zu sprengen.
-u Ncw-Dvrk, 1. Dct. Der Ucberfall einer
amerikanischenCompagnie auf der JnselSamar durch
400 Hökzträger scheint darauf hinzudcuten, daß die
Filipvinos durch Mac Kinlehs Tod zum Ausstande
veranlaßt worden sind. Die Anti-Imperialisten ver-
langen denn auch von Neuem die Räumung des Ar-
chipels. — Bei dem Angriff auf den Wächter an M a c
Kinleys Grab soll es sich um ein Complott zur
Zerstörung des Grabes gehandelt haben. — In San
Francisco kam cs bei dem Schifisverladerstreik
zu blutigen Kämpfen zwischen Gcw-erkjchnst-
lern und Tu'eikürechern, wobei' mehrere Tobte auf
dem Platze blieben. — Fünf Hilfspolizisten wurden
am Sonntag von 200 bewaffneten Aufständi-
schen angegriffen. Es entstand eine reguläre
Schlacht in den Straßen. Eine Person wurde ge-
tödtet und 7 schwer verletzt.
IV Carrto« (Ohio), 36. Sept. Ter Wächter
an dem Grabgewölbe, in welchem die Leiche des
ermordeten Präsidenten Mac Kinley ruht, Na-
mens Deprent, schoß gestern Nacht auf einen Mann,
der sich in der Nähe dqD Grabes in verdächtiger Weise
zu schaffen machte. Der Schuß wurde aber durch
einen anderen Mann zur Seite gelenkt, der von der
entgegengesetzten Richtung kam und mit einem Messer
aus den Wächrer einstach, dessen Kleider zerschnitten
wurden. In dem nunmehr entstellenden Handge-
menge kam Deprent zu Fall und trug Verletzungen
davon. Beide Männer entkamen. Man glaubt, daß
es sich um Leute handelt, welche aus dem Gefängniß
zu Canton entsprungen sind.

lNachdruck verboten.)
Ailg' !M Äugt, Zllh« «» Zchl.
Roman von Karl Eden.
63) (Fortsetzung.)
Ja, Bodiskow war der Leidenschaft zmm
Opfer gefallen, die er bei anderen immer ver-
spottet hatte und die durch die Abwesenheit ihres
Gegenstandes noch Peiniger wurde. In feiner
Provinz lag ein Gut des Grafen Bromirska,
Rudnia, und. der Anblick dieser reichen Weiden
und mächtigen Wälder erregte die Habsucht die-
ses Glücksjägers. Nur ein schwaches Leben lag
zwischen der Erbin und dieser gesegneten Land-
fchaft. Wie verwünschte er seine betrunkene
Brutalität, und wie tröstete ihn bei dem Ge-
danken an den Verlust Janina's die Strafe,
welche Donnington, fein glücklicher Nsbmrbuhler,
irr Sibirien litt! „Wenn sic mich nicht ansehen
mag", dachte er, „so soll sie wenigstens auch
Liesen Engländer nicht Wiedersehen."
Durch die Spione der dritten Abtheilung
wurde Bodiskow von Janina's Leben genau
unterrichtet. Sonia hatte vollkommen recht ge-
habt, als sie Janina sagte, daß olle ihre Beweg-
ungen überwacht würden, und als der Graf von
der Freundschaft zwischen den beiden Mädchen
hörte, brach er in ohnmächtige Wuth aus, welche
ein unbestimmtes Gefühl von Furcht für sich
selbst in sich barg. Niemand im ganzen Kaiser-
reich kannte die Nihilisten besser als er, niemand
hatte mehr Ursache, sie zu fürchten. Er wußte
auch, daß sie eine bessere Organisation besaßen
als die dritte Abtheilung und daß sie Mittel hat-
ten, Nachrichten zu verbreiten, und zwar in einer
solchen Weise, daß sie der Spürsinn der ganzen
Polizei nicht erforschen tonnte. Was mußte da-
raus entstehen, wenn Janina Sonja zu ihrer
Vertrauten machte? Konnte dann nicht die letz-
tere erfahren, daß Donnington und Jwawowitsch
'dieselbe Person seien? Hier lag eine Gefahr, und

er fühlte sich sehr erleichtert, als er erfuhr, daß
Sonja Bern für immer verlassen hatte, obgleich
die Spione der dritten Abtheilung noch nicht
entdecken konnten, wohin sie so plötzlich abge-
reift war.
Das war der schärfste Feuerstein, der den
Grafen quälte, und nun der zweite.
Es muß daran erinnert werden, daß Schun-
kow — niiss Graf Ralowski — Bodiskow ein
Telegramm überbracht hatte, welches bei dem
angeblichen Iwan Iwanowitsch gefunden worden
war und dem Spion zur Uebersetzung gegeben
wurde, als er den Gefangenen in Kiew auf-
suchte. Die Auffindung dieses Dokuments hatte
den Grafen in heftige Angst versetzt, denn wenn
Schimkow Donnington in dem Gefangenen er-
kannt hatte, so war also noch eine Person im Be-
sitz des Schlüssels zu der gefährlichen Jntrigue,
und zwar eine ganz skrupellose Persönlichkeit,
deren Schweigen mit einem bedeutenden Preis
erkauft werden mußte. Diese Leute verstanden
einander ganz vollkommen — ein Schurke fürch-
tete den andern.
Einem cynischen Zuhörer, wie Moses
Schlumm, mußte die Scene zwischen dem Vorge-
setzten und feinem Untergegebenen am Morgen
nach Middletons Verhaftung humoristischer er-
schienen sein, als Has beste Lustspiel.
„Ah, guten Tag, Schimkow!" rief der Graf
freundlich, als der Spion in sein Zimmer trat,
„Ich hoffe. Sic haben sich von den Strapazen der
Reise erholt? Die dritte Abtheilung ist sehr hart
gegen uns, sie glaubt, wir seien aus Eisen ge-
schmiedet. Da fällt mir ein. Sie sprachen
gestern Abend von einem Telegramm, das bei
diesem Iwan Iwanowitsch gefunden wurde. Ha-
ben Sie es mitgebracht? Ich möchte es gerne
nach Tula senden, dort wird inan wahrscheinlich
die Bedeutung desselben erklären können."
Der Graf warf einen hastigen Blick nach dem
Spion, während er sich anscheinend mit einem
Vor ihm auf dem Tische liegenden Papier be-
schäftigte.

„Ein Telegramm?" wiederholte Schimkow,
„welches Telegramm? O, ich erinnere mich, von
einem gewissen Middleton an Donnington in
Odessa! Ja, es interessirte mich, denn ich habe
den Herrn, an den es adressirt war, in England
gekannt und mich gleich gewundert, wie es in
Iwan Jwanowitschs T»sche kommen konnte."
„Nun, haben Sie es mitgebracht?" fragte
Bodiskow mit mühsam verhehlter Ungeduld.
„Ja, natürlich, Excellenz", erwiderte schim-
kow, indem er mit der größten Gemächlichkeit
ein dickes Taschenbuch hsrvorzog und Bodiskow
ein Papier überreichte. Dieser ergriff es gierig,
entfaltete es und last
„Bleiben Sie in Odessa unter Graf BodiS-
kows Befehl, bis sie weitere Instruktionen er-
halten."
„Was bedeutet das?" donnerte der Gouver-
neur in heftigem Zorn. „Dies ist ein Tele-
gramm an Sic, wo ist das andere, von dem
Sie sprachen?"
Schimkow sah aus, wie ein Bild der Ver-
zweiflung: „Pardon.Ercellenz", stotterte er, „ich
muß das Telegramm des Engländers vernichtet
haben! Ich habe es mit diesem verwechselt, es
herrschte schon Dämmerung, als ich den Inhalt
meines Taschenbuches durchsah." Er richtete
einen bittenden Blick auf den Grafen, in wel-
chem Moses Schlumm einen Schimmer von bos-
hafter Genugthuung bemerkte.
„Schurke, Sie täuschen mich!" brüllte Bo-
diskow, „Sie haben das richtige Telegramm
verborgen und wollen mir dieses zuschieben! Ich
werde höheren Orts über Sie berichten."
„Welches Interesse kann ich daran haben,
ein werthloses Stück Papier zu verbergen, dessen
Inhalt ich auswendig weiß und von dem ich Ew.
Excellenz gar nichls zu sagen brauchte, wenn
ich es wirklich behalten wollte?" erwiderte der
Spion mit einer Miene verlebten Stolzes,
welche als dramalischc Leistung unübertrefflich
war. „Excellenz thun mir unrecht, und ich kann
meine Unschuld in Petersburg beweisen."

Politisches.
Frankfurt a. M., 1. Oct. Der natio-
nalsociale Parteitag hörte heute ein
Referat van Professor Rathgen aus
Heidel berg über Colonial-Politik, deren
Ziel er in der Entwickelung der wirthschaftlichen
Hilfsquellen der Colonien zum Besten der Ge-
sammthcit und in der Erziehung und Hebung
der Colonial-Vevölkerung sieht unter Abwehr
einseitiger Ausbeutung des Coloniallandes zu
Gunsten kapitalistischer Sonder-Interessen. Der
Corresercnt, der bekannte nationalsociale Bo-
dcnreformcr Adolf Damaschke, wandte
sich vor Allem gegen die Ausnutzung des Grund
und Bodens in der Privatspekulation. Man be-
schloß die Ausstellung kurzer programmatischer
Sätze zur Colonialpolitik im Sinne der
Referate von Professor Rathgen und Damaschke.
Nach denselben wird vor Allen in der Behand-
lung der Grund- und Boden-Frage das Vor-
gehen des Marineamtes in Kiautschou als vor-
bildlich hingestellt. Dann trat der Parteitag in
eine Besprechung der Taktik bei Gemeinde-
Wahlen ein. Heute Abend findet eine ge-
schlossene Sitzung statt zur Besprechung von fi-
nancillen und Preßfragen.

Min-Deutschland in London.
Mehr noch als in gewissen Londoner Gast-
häusern, wo von dem Paukenschläger der gut ge-
schulten Musikkapelle bis zu dem drei Käse hohen
Piccolo im Grunde genommen alles deutsch ist
und selbst auf der Speisenkarte das urdeutsche
„Eisbein mit Sauerkraut", die „Erbsensuppe
mit Speck", der „Prager Schinken" und das
„Wiener Schnitzel" nicht fehlen, offenbart sich
das Deutschthum Londons in den Gejchäftscen-
tren der englischen Metropole. Man braucht
nur einmal das Adreßbuch der Riesenstadt auf-
zuschlagsn, um über die Fülle der darin enthal-
tenen deutschen Namen erstaunt zu sein. Nahe-
zu ein Viertel aller größeren Cityfirmen befin-
det sich in den Händen von Deutschen; das Bam-
kiergeschäft besorgen zum überwiegenden Theile
deutsche Firmen, und nicht viel anders sieht es
auf der Börse aus. Und nun erst gar die Zahl
der deutschen Handlungsgehilfen! Ihnen gesel-
len sich in der statistischen Reihenfolge die Fri-
seure, Bäcker, Kellner, Schneider und Schuh-
macher an. Die in London ansässigen deutschen
Bäcker z. B. sind zahlreicher als ihre Collegen
in der deutschen Reichshauptstadt. Die deutsche

„Sie haben recht, ich bin zu heftig gewesen",
sagte Bodiskow, nachdem Schlumm ihm einen
warnenden Blick zugsworfen hatte, welcher je-
doch Schimkow nicht entging, „sie sagen. Sie
wissen das Telegramm auswendig? Nun, schrei-
ben sic es auf, und ich werde es nach Tula sen-
den. Achten Sie nicht auf meine Heftigkeit,
schimkow."
Der Spion behielt seine Miene gekränkter
Unschuld, während dieses Gespräches bei, und
am Schlüsse desselben war Bodiskow nicht im
Stande, sich klar zu machen, ob er getäuscht
worden sei oder nicht, so geschickt war der Agent
und so unanfechtbar seine Aussagen. Moses
jedoch durchschaute die ganze Posse und ver-
säumte nicht, seinem Gebieter seinen Verdacht
mitzntheilen, als schimkow gegangen war.
Einen so durchtriebenen Schurren zum Mit-
wisser zu haben, war für den Grafen schon sehr
drückend gewesen, aber daß schimkow sich in der
Nachbarschaft umhertrieb und Anzeichen sam-
melte und Tbatsachen zusammenstellte, war un-
erträglich, und eine große Last wurde von Bo-
diskows Seele genommen, als nach einigen Ta-
gen eine Depesche aus Petersburg eintraf, welche
dein Agenten eine geheime Sendung in Preu-
ßisch-Polen übertrug. Bis zum 'Augenblick der
Trennung blieb Schimkow unergründlich, und
der Graf war außer Stande, zu entscheiden, ob
er im Besitz des Geheimnisses sei, oder nicht.
Kurilowitsch, der damit beauftragt war, dies zn
erforschen, sagte nein, aber Schlumm blieb bei
seiner gegentheiligen Behauptung, 'and der Ver°
dachl, daß dieser schlaue Schurke den Schlüssel
zu seinem Verbrechen besaß, war eine beständige
Quelle der Beunruhigung für Bodiskow.
Ter dritte Dorn im Fleisch des Grafen war
sein anderer Untergebener Kurilowitsch. Dieser
mar zwar ein so durchtriebener Scburke, als in
ganz Europa einer zu stnden war, aber c»!
Schlauheit stand er doch seinem Collegen Schim-
kow bedeutend^nach, und sein Stolz in einer
zweifelhaften Sache mit seinem Vorgesetzten ver-
 
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