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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 229 - No. 239 (1. Oktober - 12. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43809#0050
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Sk. 239.

Heidelberger Lokal-Tuzeiger * Neuer Heidelberger Anzeiger.

stack «. Umgebung.
Heidelberg, 12. Oktober.
8t.>l.ir. Erstes popul. Symphonie-Concert.
Das erste der populären Symphonie-Concerte dieses
Winters, das bei wesentlich verstärktem städtischen
Orchester unter der Leitung des Herrn Musik-
directors Radig am Dienstag, den 15. October,
Abends 7'/, Uhr im großen Saal des Saalbaus
stattfinden wird, enthält drei, hier noch nicht zur
Aufführung gelangte größere Orchesterstücke: Die
Fest-Ouvertüre „Friedensfeier" von Reinecke
(geb. 1824), der 35 Jahre die Leipziger „Gewand-
hausconcerte" dirigirle, entstand unter dem directen
Eindruck der großen Siege im Jahre 1870 und er-
lebte seitdem mehrere tausend Aufführungen im
In- und Auslande. Diese Ouvertüre gehört unter
den Orchesterwerken im elastischen Stile unbe-
dingt zu den populärsten. „KP 4 s, r 4'8 8 osnss
posiiguss" sind kurze pastorale Skizzen: „Im
Walde", „Auf der Flur", „Im Gebirge", ,,^m
Dorfe". Ein anmuthiger, kecker Jugendgeist und
Freund der Naturschwärmerei spricht aus der Ton-
dichtung. Der Hauptreiz liegt in der wirklich
poetischen Instrumentation. Der letzte Satz, bei
welchem die große Trommel bedeutend mitwirkt,
ist der originellste. Das Werk Mozart's „Haffner"
„Symphonie-Serenade", componirt im Juli 1776,
ist ebenso melodienreich als interessant. Mozart
componirte sie zur Hochzeit des Salzburger Bürgers
F. fl. Späth mit Elisabeths Haffner. Die Serenade
ist in v-äni-, wsi auffallender Weise ein großer Theil
der von Mozart verfaßten Serenaden, geschrieben.
Die Solistin des Concerts, Frau 4s la ?orta,
ist eine hervorragende Koloratur-Sängerin, über
welche eine lange Reihe von Restraten aus Berlin,
Basel, Breslau, Düsseldorf, Magdeburg u. s. w.
vorliegt. Alle Berichte betonen deren treffliche
Stimmschulung, und heben insbesondere die be-
wunderungswerthe Leichtflüssigkeit ihrer Läufe,
Triller und Koloraturen hervor. Die schwere
Coloratur-Concertarie Mozart's: „lila oke vi ksoe,
o stslls" findet in ihr als berufene Vertreterin eine
ganz vorzügliche Interpretation. Möchte unser
musikliebendes Publikum bei der hier, wie auch in
allen übrigen Musikstädten diesen Winter herein-
strömenden musikalischen Sündfluth die trefflichen
Leistungen der heimischen Vereine und Kunst-
institute und ihrer vorzüglichen Leiter nach besten
Kräften unterstützen! Nachdem unsere Stadt durch
das Tonkünstlerfest in die Reihe der Musikstädte
getreten und dieselbe mit großen finanziellen Opfern
jetzt einen neuen Saalbau zu erstellen im Begriffe
ist, kann der Kunst vor ihren Thoren der Einlaß
nicht verweigert werden! Die fortdauernde Zu-
nahme der wohlhabenden Bevölkerung verlangt es,
wenn hierin nichl ein Stillstand eintreten soll.
ff Monatsbericht der städtischen allgemeine»
nnentgeltlichen Arbeitsnachweis-Anstalt Heidel-
berg. Nach amtlicher Zusammenstellung wurden
im Monat September 1901 im Ganzen 1082 Gesuche
eingetragen und zwar: 474 von Arbeitgebern, 308 für
männliche und 166 für 'weibliche Personen, welche
614 Arbeitskräfte (439 männliche und 175 weibliche)
verlangten und von denen 680 Arbeitskräfte (537
männliche und 143 weibliche) zugewiesen wurden.
Arbeitnehmer wurden 608 eingetragen (vrs mann--
liche und 95 weibliche), von welchen 585 sofort Arbeit
nachgewiesen werden konnte (490 männliche, 95 weib-
liche). Befriedigt wurden im Ganzen 808 und zwar:
345 Arbeitgeber (265 männliche, 80 weiblich«) und
463 Arbeitnehmer, darunter 382 männliche und 81
weibliche Personen. Außerdem haben noch 702 Ar-
beitnehmer (685 männliche, 17 weibliche) bei der An-
stalt um Arbeit nachgesucht, welche aber, da ihnen
nicht sofort passende Arbeit nachgewiesen werden
konnte, auf einen Eintrag verzichteten. Nach obiger
Zusammenstellung kamen in diesem Monat auf 439
ofene männliche Stellen 1198 Arbeitsuchende, während
im gleichen Monat vorigen Jahres auf 559 offene
Stellen nur 903 Arbeitsuchende kamen und wäre es
daher sehr Wünschenswerth, wenn freiwerdends Stel-
len alsbald bei der Anstalt angemeldet würden, da-
mit von da aus den Arbeitgebern geeignete Leute
zugewiesen werden könnten.

ck: Buren-Vortrag. Wir machen msere Le-
ser nochmals auf den Vortrag aufmerksar, den der
Burencommandant Jooste auf Veranlas-
sung der hiesigen Ortsgruppe des „Alldeuschen Ver-
band" heute Abend 8z4 Uhr in der Turhalle am
Klingenteich halten wird. Die Mittheilngen Joo-
ste's, der übrigens ein gewandter Redne: ist, über
seine persönlichen Erlebnisse im Burenkrige werden
gewiß das Interesse aller seiner Zuhörr erregen;
dasselbe ist auch von den Ausführungen ds Dr. med.
Gadow über die hoffnungslose Lage Gglands in
Südafrika zu erwarten. Versäume also (in Buren-
freund, den Vortragsabend, dessen finazielles Er-
trägniß den in den Gefangenenlagern lefindlichsn
Burenfamilien zugute kommt, zu besuchen
Z> Auszeichnung. Die Firmc Robert
Macco, Jntarfienfabrik hier, erhielt von der Künst-
lercolonie in Darmstadt für ihre Mitwikung eine
Preis - Plankette und ein Diplor, als ein-
zige Auszeichnung der Ausstellung, verlieh». Die ge-
nannte Firma hatte geliefert: zwei comlette Zim-
mereinrichtungen, sämmtliche Kleinmöbe mit In-
tarsien für sämmtliche Häuser, die dscoative Aus-
stattung je eines Flügels für den Grotzerzog von
Hessen, für den Frhrn. v. Wolzogen und ftr Humper-
dinck, ferner die Ausstattung eines Clavies für Prof.
Olbrich.
D Coucnrs. Ueber das Vernögen des
Buchhändlers Hugo Ertel in ReuenhAm wurde
das Concursverfahren eröffnet.
(Unfall.) Gestern Abend stürzt, der ledige
Bremser Müller von Schlierbach beini Einfahren
des Localzuges 7.28 in den Hauptbahnhff aus dem
Packwagen und fiel auf das Geleise, wobei er sich
Verletzungen am Kopfe zuzog.
/X Skelettfund. Bei Reparaturarbeiten an
der dem Eingang zur Steingasse gegenüberliegenden
Treppe derHeiliggeiftkirche wurde gestern imErdboden
unter dieser Treppe ein menschliches Skelett gefunden.
Da an dieser Stelle in früherer Zeit eine an die
Krrche angebaute Kapelle stand, dürfte der Fund von
einer Begräbnißstelle herrühren.

-st Handschuhsheim, 11. Oct. (Beerdig -
ung.j Heute Vormittag wurden die sterblichen
Ueberreste des in unserer Gemeinde sehr beliebt und
geachtet gewesenen Schreinermeisters Wilh. Frie-
drich der Erde übergeben. Unter Vorantritt einer
Musikkapelle bewegte sich der stattliche Leichenzug,
an dem außer dem hiesigen Militär- unbHandwerker-
verein eine große Anzahl Einwohner, darunter sehr
viele Frauen, theilnahmen, nach dem Friedhof. Dort
angelangt, wurde von Herrn Pfarrer Männert
die Einsegnung vorgenommen, worauf der Vorstand
des hiesigen Militärvereins, Herr Schmiedemeister
Fr. Thurecht, mit anerkennenden Worten auf die
Verdienste des verstorbenen Veteranen aus dem
Kriege 1870—71 hinwies und im Namen des Vereins
einen prachtvollen Lorbeerkranz mit Schleife und ent-
sprechender Widmung nicderlegte. Im Namen des
hies. Handwerkervereins legte Herr Bäckermeister M.
Lenz einen Kranz nieder. Hierauf wurde von den
Schulkindern unter Leitung des Herrn Hauptlehrers
Weibel der Choral: „Im Grabe ist Ruh'" ge-
üngen. Nachdem dann noch eine dreifache Salve
über das Grab geschossen worden, strennte man sich
von der Grabstätte des Entschlafenen. Eine kränk-
liche Wittwe mit vier schulpflichtigen Kindern trauern
Krnäbrers.
Dossenheim, 11. Oct. Wenig Jagdglück
war 22 Jägern auf ihrer heute abgehaltenen Treib-
jagd beschieden. Ihre einzige Beute war ein alter
Hase.
A Leimen, 10. Oct. (Eine Messersteche-
rei) fand in voriger Nacht zwischen Cementarbeitern
hier statt, wobei der 21jährige Nikolaus Keller
durch einen Stich in den Kopf, der so stark geführt
wurde, daß das Messer abbrach und die Spitze in der
Wunde stecken blieb, sehr schwer verletzt wurde. Er
wurde in das akademische Krankenhaus verbracht und
der Thäter, der 19jährige Jakob Appel, in Haft ge-
nommen.
x Mannheim, 11. Oct. ^Lohnreduk.
tionZ Dis Firma H ch. Lanz hat der
„Volkst." zufolge in ihrem Betrieb eine Lohn-
reduktion von 10 bis 15 Procent durchgefühct.

GericklsZeilung.
l,. Heidelberg, 11- Oct. (Strafkammer.)
Vorsitzender: Landgerichtsdirector Dr. West, Ver-
treter der Großh. Staatsbehörde: Staatsanwalt Dr.
Sebold. 1. Einen recht unlauteren Geschäftsbetrieb
entfaltete der Agent Michael Rauscher in Sins-
heim als Stellenvermittler. In Gemeinschaft mit
dem Dienstknecht Friedrich Kirn er beging er gegen
eine Anzahl Landwirthe der Umgebung Betrügereien
dadurch, daß er dem Letzteren Stellen vermittelte,
sich dafür Gebühren bezahlen ließ und jeweils kurz
nach dem Eintritt Kirners diesen veranlaßte, wieder
aus dem Dienst zu laufen, um dann dasselbe Ma-
növer bei einem anderen Landwirth zu wiederholen.
Kirner ließ sich natürlich auch jedesmal Hastgeld
auszahletz. In 8 Fällen werden die Beiden überführt.
Rauscher erhält 4 Monate Gefängniß und der schon
vorbestrafte Kirner 6 Monate Gefängniß abzüglich
1 Monat Untersuchungshaft. — 2. Die Dienstmagd
Frieda Ahrle aus Karlsruhe verübte hier in 4 Fäl-
len Haftgeldbetrügereien, welche ihr, da sie wegen
des gleichen Vergehens schon mehrmals vorbestraft
ist, 4 Monate Gefängniß abzüglich 1 Monat Unter-
suchungshaft einbringen. — 3. Als Dienstmagd im
hiesigen Frauenarmenhaus stahl die 20jährige Math.
Amann aus Kellmünz einer erblindeten Pfründ-
nerin Kleidungsstücke im Werths von 6 Mk. 70 Pfg.
Sie wird deshalb mit 5 Monat Gefängniß abzüglich
1 Monat Untersuchungshaft bestraft. — 4. Wegen
Vornahme unzüchtiger Handlungen an einem 10-
jährigen Mädchen hier wird der 21 Jahre alte Kauf-
mann Wilhelm Klamm von Neuhofen zu einem
Jahr Gefängniß abzüglich ein Monat Untersuchungs-
haft verurtheilt. Die Verhandlung fand unter Aus-
schluß der Oeffentlichkeit statt. — 5. Notariatsgehilfe
Karl Merz hier hatte Gleichstellungsgelder zu ver-
walten, von denen er 1650 Mk. unterschlug. Außer-
dem lieferte er 112 Mk. ihm zur Bezahlung über-
gebene Sportelgelder nicht ab und verwandte die-
selben für sich. Er sucht sein Vergehen durch häus-
liche Noth zu entschuldigen, in die er bei dem für eine
neun Köpfe starke Familie unzulänglichen Gehalt
von 1200 Mk. gerathen sein will. Das Urtheil lautet
auf 6 Monate Gefängniß abzüglich ein Monat Un-
tersuchungshaft. — 6. Am 13. März wurde hier
Milch des Landwirths Heinrich Martin Schuh vom
Grenzhof polizeilich beanstandet, und es erging des-
halb gegen ihn ein wegen Nahrungsmittelfälschung
auf 30 Mk. Geldstrafe erkennendes Urtheil des Schöf-
fengerichts, gegen das er Berufung einlegte. Das
Gericht gelangt heute wieder zu der Ueberzeugung,
daß der zu geringe Fettgehalt der Misch durch eine
größere Abrahmung als die bloße Entfernung eines
dünnen Häutchens, wie sie der Angeklagte zugibt, ent-
standen s-i, nimmt aber nicht Absicht, sondern nur
Fahrlässigkeit desselben an. Die Berufung wird in-
folgedessen als unbegründet abgewiesen. — 7. Auf die
Berufung des Metzgermeister Karl Fischer hier
wird das gegen ihn ergangene schöffengerichtliche Ur-
theil, nach welchem er wegen Thierquälerei in eine
Geldstrafe von 3 Mk. verfällt wurde, aufgehoben
und der Angeklagte freigesprochen.
Mannheim, 10. Oct. -,sSchwurger i ch t.f Der
21 Jähre alte Taglöhncr Heinrich Ender aus Hei-
delberg, der wegen Straßenraubes vor den
Schranken erschien, war sich der Schwere seines Ver-
brechens offenbar nicht bewußt. Er. erzählte den Her-
gang mit einer Ruhe und Selbstverständlichkeit, als
ob es sich um eine ganz alltägliche Sache handelte.
Nach der Lohnauszahlung am 21. September d. I.,
wo er nur 5 Mark ausbezahlt erhielt, nahm er an
einem Freibier theil, und trank nach seiner Angabe
16 Glas Bier. Nach 10 Uhr begab er sich auf den
Heimweg nach seiner an der Wieblinger Landstraße
in der Nähe des Schlachthofes gelegenen Wohnung.
Am Hauptbahnhof traf er einen anderen Betrunkenen,
der das sog. graue Elend hatte, d. h. in seiner Be-
trunkenheit weinte. Es war der Tagelöhner Frie-
drich Rückert, der auch nach Hause strebte. Rückert,
der in der „Karlsburg" wohnte, fand anscheinend den
Weg nicht. Ender faßte sofort den Plan, Rückert
um sein Geld zu bringen. Er lud ihn ein, bei ihm
zu schlafen, er habe noch ein Bett frei. Dann bollte
er ihn bestehlen. Allein seine Mutter machte ihm
einen Strich durch die Rechnung, indem sie Rückert

Um Mittag setzte er sich unter einen Baum nie-
der und fiel in einen leichten Schlummer.
Plötzlich aber fuhr er auf, denn er hatte mensch-
liche Stimmen vernommen; er wagte nicht, auf-
zustehen, aus Furcht, gesehen zu werden, son-
dern verbarg sich hinter einem Gebüsch und lag
dort zitternd vor Erregung und Angst.
Wer. konnten diese Leute sein? Wahrschein-
lich Jäger, die ihn mit Vergnügen niederschie-
ßcn würden. Aber es schienen eigenartige Jä-
ger zu sein, denn er hörte beständig Rufen und
Lachen. (Forts, folgt.)

Dre NKSSlmaievn.


Jetzt is Widder
die Zeit, wo d'r
„Neie" sein
Schawernack mit
de Männer dreibt
un wo m'r Schdickl-
cher verzählt kricht,
die m'r nit for
meeglich halte sollt.
Soisamletschde
Sunndag in
Schönau hinne
'n Ehemann zum
Neie gange un is
dabei so lang hocke
gebliwwe, daß es
feister Fraa daheem
angscht un bang
um'n worre is.
Nooch langem
Warte hott se sich
ihrm Vatter
de Weg ge-
un hott ihr
„schdärkeri Hälft"
iwwerall g'sucht.

wo se gemeent hott, daß sie se sinne kennt. Ihr
Rumlaafe war lang ummesunscht. Zuletscht

awwer hawwe se g'heert, 's dhät 'n Mann mit
emme Rieseaff imme Schuppe ligge, der dhät im
Schloss so laut schnarche, daß m'r meene kennt,
's wär e Sägmiehl in d'r Näh. „Deß is mei'
Mann!" hott do die Fraa voll Freed gekrische,
un die Zwee sinn dann mitenanner in den
Schuppe gange, hawwe den Vollzappe, der dort
uff'm Bode gelege is, uffg'howe, unner de Aerm
gepackt un mit d'r greeschde Mieh in ihr Haus
g'schleeft. Wie awwer daheem die Fraa die Wei'-
leich näher bedracht hott, wär se vor Schrecke
beinah umg'falle. „Do guck emool, Vatter", hott
se gekrische; „des is jo gar nit mei' Mann!"
— Un so war's aach merklich! In ihrm blinde
Eifer hawwe die Zwee 'n annere Mann heem-
g'schleppt g'hatt, un 's is ene nix iwwerig ge-
bliwwe, als des mexkwerdige „Fundschdick" Widder
in den Schuppe zurückzubringe. Wie se heem-
kumme sinn, war d'r richdige Ehemann aach
schun do, un 's war norr e Glick, daß'r nit ge-
merkt hott, wie 'm beinah e Kuckuksei in sei'
Nescht gelegt worre wär.
No, die Fraa in Schönau is mit'm bloose
Schrecke davun kumme. Do is es in d'r vorige
meiner Baas Lissl viel schlechter gange. Des
Schdickl will ich Eich aach noch verzähle:
„Wen-seh' ich dann? Ei, ei, d'r Daus! —
Des is jo die Baas Liffel! — Drag meine
Kinner die Ruh nit naus — Un setz dich halt
e bissel!
Wie geht's daheem? Was macht dei'Mann?
— Is er dann Widder g'sunder? — Er hott
gekrext so dann un wann, — Er is doch widder
munter?" — „Ajo", seggt druff mei'Bäsl Liss',
— „Sell Jwwel hott sich g'howe; — Ich hab
jetzt neii Kimmerniß — Un kann's darum nit
lowe."
Ich sag's wie's is in Werklichkeit — ('s
hott jeder so fei' Mucke): — Er dhut zu viel
in letschder Zeit — Jn's Schoppeglas 'Nei
gucke; — Dann kreischt er halt un macht Kra¬

wall, — Wann er hott so 'n Schbritzer, —
Macht's wie dei' Alter in dem Fall; — Der is
jo aach 'n Blitzer.
Jetzt, wo d'r„Neie"gährt im Faß, — Dhnt
bitzle un rumore, — Geht's Läppre fort ohn'
Unnerlaß, — 's is Hopp' un Malz verlöre. —
Ich hab 'm g'saggt zwar in d'r Giet: — „Drink
nit so viel vum „Neie", — Er geht zu schdark
dir in's Gebliet, — Un schbäder wsrscht's bereie!"
's war grad so gut, als wann de dhuscht —
'me Ochs in's Horn 'nei petze; — Er hott ge-
reischbert sich un g'huhscht — Ja, do kummscht
an de Letze! — Letscht Nachts, do kummt er
heem ganz schbät, — So schdeif, könnt nit mehr
wußle. — Er flucht un ballt die Fäuscht up
droht; — Fascht kummt m'r heil noch 's Grußle.
Wie's Hausdhor geht, do dhut's 'n Schrei!
— Mei' Mann is rei'gerumpelt — Un hott am
Poschde sich dabei — Sein Dickkopp arg ver-
bumbelt. — Er krawwelt uff, schießt 'nei in d'
Schdubb, — Dhut immer d' Disch 'neischderze,
— Verwischt de Kehrwisch: wupp, wupp, wupp!
— Ich schbier noch heil mei' Schmerze.
Schmeißt's Schbinnrad dann zum Fenschder
naus, — Dann rennt'r d' Uhr vum Schänke!:
— 's war nix mehr gut im ganze Haus, —
Kee Disch, kee Schduhl, kee Bänkel. — Mei'
Kinnercher, im Schloof geschdeert, — Dhun
jamm're, lamedire; — Des hott er alles nit ge-
heert — Vor lauter Rässonire.
Hätt ihn d'r Schloof nit iwwermannt, —
Er dhät noch heit krakehle, — Un dhät noch
heit voll Unverschdand — Mit Schreck un Angscht
mich quäle. — Des war e bitterbeesi Nacht. —
D'r „Nei'" läßt sich nit foppß! — Lieb's
Basel, nemm dich norr in Acht, -- Der dhut
die Weimer kloppe!"

1901.
wieder aus dem Hause wies. Ender Hat, als ob
er zur Ruhe ging, stieg aber nach einer Weile durchs
Fenster ins Freie holte den seines Weges torkelnden
Rückert ein, warf ihn nieder, kniete sich auf ihn und
forderte zähneknirschend 1 Mark. Als Rückert sagte,
er habe keine Mark, er solle ihn gehen lassen, er wolle
sterben, würgte ihn Ender, indem er rief: „Du mutzt
Athletenfäuste spüren!" riß ihm dann das Porte-
monnaie aus der Tasche und sprang auf. Das
Portemonnaie enthielt ein Zehnmarkstück und 7->
Pfennige. Ender will nur das Kleingeld genommen
haben, "aber das Goldstück fand sich auch nicht mehr
vor, obwohl das Portemonnaie bald darauf am That-
orte gefunden wurde. Rückert hatte übrigens noch
einen zweiten Geldbeutel, in dem sich etwa 4 Mark
befanden. Der geständige Angeklagte wurde unter
Zubilligung mildernder Umstände zu 1 Jahr 3 Mo-
naten Gefängniß, abzüglich 2 Wochen der Unter-
suchungshaft verurtheilt.

Gottesdienste.
Evangelische Gemeinde. Sonntag, 13. October.
Providenzkirche: Vorm.'/<>10 Uhr: Hr. Stadtpfarrer
v. Hönig. Christenlehre: Hr. Stadtpfr. v. Honig.
Heiliggeistkirche: Vorm. ftlO Uhr: Herr Stadtv-
Hamel. Christenlehre Hr. Stadtpfr. Schuck.
Providenzkirche >/,12 Uhr: Kindergottesdienst, Hr.
Stadtvikar Dörr.
Providenzkirche 5 Uhr: Aüendgottesd. Hr. Stadt-
vikar Dörr.
Stadttheil Schlierbach, Altes Schulhaus, 9 Uhr:
Hr. Stadtpfr. Schück.
Stadttheil Neuenheim, 13. Oct. Vorm. ftglO Uhr.
Norm, Uhr: Christenlehre. Nachm. 2 Uhr:
Kindergottesdienst. Hr. Stadtpfarrer Schneider.
Altkatholische Gemeinde. Sonntag, den 13. Octobsr.
Heiliggeistkirche. Vorm. ftIO Uhr: Hochamt mit
Predigt. Herr Dr. Stubenvoll.
Evang.Diakvnissen-Versi«. In der Kapelle Plöck-
ftraße 47. Sonntag, 13. Oct. Vorm. ff,10 Uhr:
Predigt von Herrn Prediger Proß. Vorm. 11 Uhr:
Sonntagsschule. Nachmittags 5 Uhr: Biüelstunde von
Herrn Stadtmisfionar Strobel. — Donnerstag,
17. Oct., Abends Lst« Uhr: Bibelstunde von Hr».
Prediger Proß.
StadttheilSchlierbach im neuen Schulhaus. Nachm-
f/,2Uhr: Sonntagsschule. Nachm. 3 Uhr: Bibelstunde
von Herrn Stadtmissionar Strobel.
Verein christlicher Männer und Jünglinge.
Holländer Hof. Neckarstaden 22.
Evang.-lutherische Kirche. Grabengasse 20. Am 19.
Sonntag nach Trinitatis, 13. Oct., Vorm. 9'/, Uhr:
Predigt, Herr Pfarrer Wagner. (Collecte für die
Pfarrwittwenkasse).

Stadt-Theater Heidelberg.
Sonntag, 13. Oct.: 8. Vorstellung im 1. Abonnement:
„Der Waffenschmied".
KomischeOperin3Menvon Alb. Lortzing. —Anf.7ft.Uhr.
Großh. Hof-Theater in Mannheim.
Sonntag, 13. Oct., Nachm. sts3 Uhr: Aufgeh. Abonnement:
„Flachsmann als Erzieher". Comodie in 3 Auf-
zügen von Otto Ernst.
Abends styl Uhr: 7. Vorstellung im Abonnement L.:
„Die Stumme von Portier". Große Oper in
5 Akten von Scribe und Delavigile.Musik von Auber.

Md.
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Heutiger Stand
Vorm. 8 Uhr: 758
Gestr. Stand: 760 mm
Temperatur am 12. Oct.
Morgens 8 Uhr: 7« 6.

--—
Lest!». Eiisulig.
SLlanü/ätanü

Telegraphischer Bericht der
deutschen Sccwarte.
Das Barometer ist über Eng-
land sowie über dem größten Theile
des Kontinents, insbesondere über
den centralen Lagen und über Nord,
westrußland noch weiter gestiegen.
Kerne hohen Druckes mit etwa
. 770 mm liegen über der Pfalz und
^dem westlichen bayrischen Alpen.
.——- -La» Dkbiet. Im hohen Norden zieht
eine Depression vorbei, deren Minimum heute früh in der
Nahe oer Lofoten lag. Das Wetter hat sich auf unserem Ge-
biete bereits gestern aufgeklärt. Die Nacht- und Morgentemve.
raluren lagen allgemein tief. Im Allgemeinen wechselnde Bo.
wolkung. Nachts kühl, Morgens locale NebelLildnng. Unter
Tags ziemlich mild. "

Prognose für den IS. Lctober:
vielkach^hmer^ Jahreszeit kühl, tagsüber mild und

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