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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 250 - No. 259 (25. Oktober - 5. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43809#0094
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Nr. 250.

Heidelberger Lokal-Anzeiger «- Neuer Heidelberger Anzeiger.


kapital mit Riessneinkommen auf der anderen
Leite. Tie Politiker, die in jeder Maßnahme
zur Erhaltung und Kräftigung des Mittelstandes
eine „reaktionäre" Handlung erblicken, und die-
selbe infolgedessen aufs Heftigste bekämpfen, ha-
ben sich nun damit zu helfen gesucht, daß sie die
Theorie von dem sogenannten neuen Mittelstand
erfanden. Wenn es, so deduciren sie, auch rich-
tig sei, daß die Zahl der Vertreter gewisser Ge-
werbegruppen zusammenschmilzt, so würden da-
rum doch noch nicht die Mittelschichten in der
Gesellschaft überhaupt ausgebrochen. Viele der
durch die Großbetriebe in ihrer Selbständigkeit,
vernichteten Handwerker träten als Werkführer,
Vorarbeiter, Techniker und sonstige Angestellte
in die Großunternehmungen ein und verdienten
dort mehr, als zu der Zeit, wo sie selbständige
Kleinmeister waren. Der zahlenmäßige Beweis
dafür sei dadurch erbracht, daß in verschiedenen
größeren Städten sich im Zeitraum der letzten
zwanzig Jahre die ganz kleinen Einkommen ver-
ringert, die mitleren dagegen vermehrt hätten.
— Dieser verkehrten Auffassung müssen wir mit
aller Entschiedenheit entgegentreten und darauf
Hinweisen, daß die sociale Gefahr für dis Allge-
meinheit in der immer weiter fortschreitenden
Abnahme selstständiger Existenzen liegt. Mag
der im Kampfe gegen den Großbetrieb zu Grunde
gegangene Handwerksmeister als Werkmeister
oder Vorarbeiter in einer Fabrik, mag der durch
die Ramschbazare bankerott gemachte Kaufmann
als Buchhalter oder Kommis auch wirklich ein
vaar Hundert Dkark jährlich mehr verdienen:
bricht aber ein derartiger Großbetrieb zusam-
men, ein Ereigniß, das sich heute genug beobach-
ten läßt, wo sich der Kampf ums Dasein immer
mehr zuspitzt und die Sucht, möglichst rasch reich
zu iverden, einen Theil der Unternehmer zu den
gewagtesten Spekulationen oder zum Mindesten
zu einer ungesunden und daher gefährlichen Ver-
größerung ihrer Betriebe veranlaßt, dann sinkt
mit einem Schlage, wenn es ihm nicht gelingt,
sogleich anderwärts eine Passende Stellung zu
finden, dieser ganze „neue Mittelstand" zum
Proletariat herab. Tie Folgen der großen
Bankkrachs der letzten Monate liefern wiederum
den besten Beweis dafür. Wie es heißt, hat die
Nationalbank etwa sechzig ihrer Beamten zum
31. Dezember d. I. gekündigt. Am 1. Qctaber
entließ die Berliner Stelle der Breslauer Dis-
kontobank bekanntlich über 70 Beamte. Es ist
natürlich unter den heutigen Zuständen garnicht
daran Zu denken, daß die Betreffenden gleich
wieder eine Stellung erhalten werdxn. Ent
kürzlich wurde ein unverschuldet entlassener frü-
herer Bankbeamter zu mehreren Monaten Ge-
fängniß verurtheilt, weil er,'nachdem er sich ver-
gebens um eine Anstellung bemüht, in seiner
Verzweiflung ein werthvolles Schaufenster zer-
trümmert. nur um festgenommen zu werden
und auf diese Weise wenigstens ein Unterkom-
men zn finden! Tas ist das Schicksal, das täg-
lich, stündlich weite Kreise des vielgepreisenen
„neuen" Mittelstandes ohne jeglichesVerschulden
ihrerseits treffen kann! Hierbei von gesunden
Zuständen zu sprechen, dazu gehört entweder
vollkommene Politische Parteiblindheit oder die
Unverfrorenheit bewußter Verschleierung und
Entstellung von Thatsachcn aus irgend welchen
selbstsüchtigen Motiven.

Ztaüt u. Umgebung.
Heidelberg, 25. Oktober.
<8> Stadtrathssitznug. In der gestrigen
Stadtrarhssitzung wurden u. a. folgende Gegenstände
zur Kenntrnß bezw. Erledigung gebracht: 1. Nach
Abschluß des diesjährigen Steuer-Ab- und Zufchrci-

Wenn der Zufall sie wieder zusammenführen
sollte.
Im Frühjahr erhielt Janina einen Brief
von ihrem Vetter, dem Grafen Bromirski. Seit
ihrer Kindheit hate sie ihn nicht mehr gesehen,
aber sie widmete ihm Mitleid und Verehrung
als Haupt der Familie.
(Fortsetzung folgt.)

lNachdruck verboten.)
Die Waisen.
Roman von Ella Haag.
(Fortsetzung aus dem „Heidelberger Volksblatt'.)
In dem rothen Ecksalon war indessen die
Baronin beschäftigt gewesen, den Baum zu
schmücken und herzurichten. Es war eine herr-
lich gewachsene Tanne, die fast bis an die Decke
reichte. Voll behängt mit den zierlichsten Ge-
genständen, welche heutzutage in ihrer Mannig-
faltigkeit eine Industrie für sich bilden, mit
Christbaumschnee und Flitter bestreut, reichlich
mit Konfect und vergoldeten Nüssen geziert,
mußte dieser Weihnachtsbaum jedes Auge ent-
zücken. Lange, schmale Tische mit blendenden
Tamasttüchern bedeckt, trugen die Geschenke,
doch waren dieselben jetzt alle mit dünnen wei-
ßen Tüchern zugedeckt. Der Salon trug in sei-
ner vornehmen Ausstattung ganz das Gepräge
des gediegenen Geschmacks der Dame des Hau-
ses, welche, in dunkler Seide gekleidet, überall
die letzte Hand anlegte. Der prachtvolle Flügel
war heute, um Platz zu schaffen, mehr in den
Hintergrund gerückt und vor diesem nahm jetzt
Maud den ihr angewiesenen Posten ein.
„So, meine liebe Maud, die Kinder sind im
Nebenzimmer versammelt und können die Glocke
kaum erwarten, die zur Bescheerung ruft, ach,
an diesem Tage werden wir ja alle wieder Kin-
der. So, die Portieren bleiben geschlossen und
erst auf das Glockenzeichen dürfen sie geöffnet
werden. Es schlägt acht Uhr, also bitte, begin-
nen Sie."
Währeüd nun die Baronin dis unzähligen

bens ergeben sich für 1902 folgende Zugänge an
Steuercapitalien: a. an Grundsteuercapital 170,566
Mark, b. an Häusersteuercapital 3.272,520 Mk., c. an
Gewerbesteuercapital 1,516,200 Mk., d. an Capital-
rentensteuercapital 9,490,180 Mk., e. an Einkommen-
steueranschlägen 1,205,775 Mk. 2. Für die bevor-
stehende Wahl der Kreiswahlmänner wurden die
Wahlcoinissionen gebildet, die Wahllocale und die
Wahlzeit bestimmt. 3. Dis Seitens der Kreisver-
waltung der Stadtgemcinde überwiesene Strecke der
Eppelheimer Landstraße innerhalb Ortsetters erhält
die Bezeichnung: „Eppelheimer Straße". 4. Die
Baurelationen für die Stiftungsgebäude wurden
nach den Entwürfen des Hochbauamts festgestellst 5.
Wegen Raummangels im Rathhause sollen die
Diensträume des Hochbauamts bis auf Weiteres nach
dem städtischen Gebäude Kettengasse Nr. 12 verlegt
werden.
In dem Bericht über die Stadtrathsitzungen vom
12. und 17. October (Lok.-Anz. Nr 245, Samstag, 18.
ds.) hat sich bei Punkt 6 ein Druckfehler eingeschli-
chen. Es muß dort heißen: Die Handarbeitslehrerin
Maria Schulz (statt Maria Schuler) wurde zur
Hauptlehrerin an der hiesigen Volksschule ernannt.
^4 Frrtzballfport. Kommenden Samstag, 26.
October wird der bekannte Fußballklub „Frankfurt"
hierher kommen, um gegen Heidelber-College ein
Rugby-Futzbalhvettspiel auszutragen, dessen Besuch
jedem Sportliebhaber sicher eine Fülle von interes-
santen Momenten bieten wird.
«A Besitzwechsel. Die Schroedel'sche Braue-
reigescllschaft, verkaufte ihre Wirthschaft zum „Deut-
schen Kaiser" in Neuenheim an Herrn Theob. Lenz
zum Preise von 72,000 Mark.
Warnung. Die „Karlsr. Ztg." schreibt:
Dem Vernehmen nach wird durch einen durchaus un-
zuverlässigen Agenten in Ma tto Grosso zur Aus-
wanderung nach diesem Staat Brasiliens unter ver-
lockenden Vorspiegelungen in Deutschland geworben.
Da nach den gemachten Erfahrungen den Werbungen
dieies Agenten mit dem größten Mißtrauen begeg-
net werden muß, mutz vor einer derartigen Auswan-
derung in jene Gegend Brasiliens nachdrücklich ge-
warnt werden.
A Skelettfund. Gestern Nachmittag wurde
im Nikolausschlag des Stadtwaldes eine vollständig
verweste Leiche gefunden. Auch die Kleider waren
schon verfault. Man fand bei der Leiche ein Porte-
monnaie mit 706 Mk. Inhalt.
Fs Selbstmord. In der Nacht vom 23. auf
24. ds Mts. erfcho sich in einem hiesigen Hotel ein
bis jetzt noch unbekannter Reisender im Alter von 20
bis 24 Jahren.

6 Leimen, 23. Oct. fDie altkath.
Sterbekasse „Charitas",) Zweigver-
ein Leimen, hielt am letzten Sonntag Nachmittag
im Saale zur „Rose" hier eine Versammlung
ab, in der Herr Stadtfarrer Dr. Stuben-
v o l l, einer an ihn ergangenen Einladung fol-
gend, einen mit großem Beifall aufgenommenen
Vortrag über „die religiöse Bewegung 1870"
hielt.
x Mannheim, 24. Oct. sJn der Mord-
aff äre Maier - Schweitzers ist eine
überraschende Wendung eingetreten. Maier ist
nämlich seit gestern auf freiem Fuße, da keine
Anhaltspunkte sich ergeben haben, daß er der
Mörder ist, vielmehr ist es wahrscheinlich, daß
die Schweitzer selbst Hand an sich gelegt hat.
w Mannheim, 24. Oct. sBe erdig-
u n g.s Heute Nachmittag 2 Uhr sand auf dem
israelitischen Friedhofs die Beerdigung des bei
Riva ermordeten Landgerichtsassessors Dr. L a -
denburger unter überaus großer Theil-
nähme statt. Von Seiten des Justizministeriums
in Karlsruhe waren Staatsrath Frhr. v. Tusch,
sowie der Abtheilungschef Ministerialrath Tref-
zer erschienen. Außerdem nahmen sämmtliche
Richter des hiesigen Landgerichts und Amtsge-
richts, sowie die Rechtanwälte theil. Das Justiz-
ministerium in Karlsruhe, sowie das Mannhei-
mer Land- und Amtsgericht hatten prachtvolle

Lichtlein anzündete, deren süßer Glanz fast er-
bleichte gegen die Fülle der eieckrischen Lampen,
welche in den zierlichsten bunten Blumersiarmen
im Salon, sowie im ganzen Hause vertheilt wa-
ren, begann, Maud zu spielen.
Im Nebenzimmer blieb alles still, jeden-
falls lauschten die Versammelten dem meister-
haften Spiel.
Maud aber hatte die Gegenwart vergessen,
sie fühlte den magischen Blick jener dunklen Au-
gen auf sich ruhen und die Frage schmeichelte
sich an ihr Ohr. „Sagen Sie einmal, welch'
ein Bild, Gedicht oder Drama formt sich Ihnen
aus diesem Schurnannschen Tonstück?"
Allein, was war das? Wie kann man so
gegen die eingeführte Hausordnung fehlen?
Das Klavierstück war noch nicht halb vollendet,
da wurden die Portieren auseinandsrgerissen,
und als sie hinter den Eintretenden wieder dis-
kret zufielen, stürzte ein hochgewachsener junger
Mann auf das ganz in sich versunkene Mädchen
zu, faßte ihre Hände und zu ihren Füßen sinkend
stammelte er fast außer sich vor Glück und
Freude:
„Maud, Maud, träume ich denn? Sie finde
ich hier, die ich verzweiflungsvoll gesucht, die
ganze, lange Zeit?"
Ein schriller Akkord, ein Schrei von ihren
Lippen und ohnmächtig lag das junge Mädchen
in den Armen Ernsts von Brök.
„Mama hiels, sie hat die Besinnung verloren.
Q, frage nicht erst, wisse nur, daß ich sie liebe,
sie verloren und endlich gefunden habe." —
Die edle Frau hatte mit raschem Blick die
ganze Situation erkannt, wenn ihr anch die
näheren Umstände unklar waren. Daß ihr
Sohn Ernst dieses Mädchen liebte, das war
außer allem Zweifel.
„Hier mein Flacon noch zum Ueberfluß,"
sagte sie mit frohem Lächeln, „wenn Ihr Euch
ausgesprochen habt, dann läute du zur Bescheer-
ung, Ihr beide bleibt wohl am besten allein."
Hinter dem vereinten jungen Paare aber
schloß sich, nachdem die Baronin den «salon ver-

Kränze gestiftet. Die Trauerrede hielt Herr
Rabbiner Dr. Stepelmacher.
N Bruchsal, 24. Oct. fEinen theuren
Sonntagsausslugs machte vor einigen
Wochen der hiesige Cigarrensabrikant Z., der mit
Frau und Kind von Forst zurückkehrte. Ein
Radfahrer streifte auf dem Wegs leicht das Kind,
stieg ab, um zu sehen, ob das Kind beschädigt sei
und wurde von Z. in so brutaler Weise behandelt,
daß er bewußtlos liegen blieb. Z. schien die
Sache doch nicht geheuer; er schickte dem Verletzten
2 Aerzte und zahlte demselben nachher noch an-
erkennenswerther Weise 750 Mark Schmerzens-
geld. Die Sache wurde jedoch ruchbar und von
dem Schöffengericht erhielt Z. noch eine
Strafe von 50 Mark und Tragung der Kosten.

Gericktszeitmig.
-t- Heidelberg, 24. Oct. (Strafkammer.)
llm Verwechselungen zu vermeiden, bitter uns Ge-
päckträger Georg Schumacher aus Walldorf, Wohn-
bast in Heidelberg, mitzutheilen, daß er mit dem am
4. October wegen Vergehens gegen § 183 St.G.B. zu
4 Tagen verurthciltcn Taglöhner gleichen Namens
nicht identisch ist.

^ür äen Lanämami.
Zur Heilung des sogenannte» „Pips" der
Hühner empfiehlt sich folgendes einfache Verfah-
ren. Man steckt dem kranken Thier ein Stück
frischgekochter Kartoffel und zwar noch heiß in
den Schnabel, zwingt es, dies Stück einige Zeit
dort festzuhalten, was man durch Zudrücken des
Schnabels am besten erreicht; dann lasse man
das Stück verschlucken. Wiederholt man das Ver-
fahren einige Male am Tage, so ist das Uebel
sicher beseitigt.
Beim Anlegen der Kartofselmiethen vergesse
man nicht, die Kartoifelhausen vorläufig offen
zu lassen, und sie bei der Ernte nur jeden Abend
mit trockenem Stroh, welches man am Tage ent-
fernt, zu bedecken, und so die Haufen bis zur
Beendigung der Ernte liegen zu lassen, möglichst
bis kurze Zeit vor dem Frost.

Arnürcbte UachnMes.
Ei« Zechpreller. In einem vornehmen Re-
staurant „Unter den Linden" spielte sich dieser Tage,
wie die „Potsd. Ztg." erzählt, eine sehr unangenehme
Scene ab, di« jedoch nicht eines humoristischen An-
striches entbehrt. Gerade zur Mittagsstunde und zur
Zeit des größten Andranges erschien ein eleganter
Gast in dem Restaurant und bestellte ein ausgesucht
feines Mahl, das er sich augenscheinlich gut schmecken
ließ. Als es zum Zahlen kam, bemerkte der Fremde,
daß er seine Brieftasche im Hotel vergessen habe. Er
gab dem Zählkellner seine Karte, auf der Dr. Josef
Feldstein zu lesen war, mit dem Bemerken, daß er im
„Hotel Bristol" wohne. Gleichzeilig griff der gut ge-
kleidete Gast nach dem Kleiderständer und übergab
dem Kellner einen silberbeschlagenen seidenen Regen-
schirm, dessen Werth zum mindesten der schuldigen
Rechnung gleichkam. Der Kellner war hocherfreut, es
mit einem „so ehrlichen" Menschen zu thun zu haben
und nahm mit Vergnügen das Pfand an.^Die Vi-
sitenkarte allein hätte ihm weniger Vergnügen ge-
macht. Dann verließ der Gast das Local. Eine halbe
Stunde später vermißte ein anderer Gast seinen Re-
genschirm. Da stellte sich heraus, daß der Wegge-
gangsne dem Kellner einen fremden Regenschirm als
Pfand übergeben hatte. Weitere Forschungen er-
gaben, daß im „Hotel Bristol" ein Dr. Feldstein nicht
abgestiegen ist. Der Zählkellner, der die Kosten dieser
Zechprellerei zu tragen hat, hat sich vorgenommsn, in
Zukunft bloß gegen Cassa Mittagessen aufzuirageu.

lassen hatte, nicht nur die sainmetne Portiere,
sondern auch die Thür.
Man umringt sie mit Fragen, denn anstatt
des erwarteten Glockenzeichens kam die Mama
selbst und in welcher Verfassung. Ihre Lippen
lachten und ihre Wangen waren naß von Thrä-
nen. Man bestürmte sie mit Fragen.
„Seid doch vernünftig Kinder, ich erzähle
euch ra alles," mahnte die Baronin, „aber das
sage ich euch, hinein geht mir niemand."
Ter Baron, der gerade auf dem Wege ge-
wesen, seine Neugierde zn befriedigen, kehrte
wieder um und nnn erzählte die Baronin den
Roman so weit sie ihn selbst kannte nnd das war
im Grunde wenig genug, und schloß mit den
Wvrten: „Keine liebere Schwiegertochter kann
ich mir wünschen, als dieses süße "Geschöpf."
„Herr Gott, wenn ich sie nur erst sehen
könnte," rief der Gymnasiast in Begeisterung
aus, „ist sie blond oder schwarz?" —
„Roth," lachte Erna, „das ist die Mode-
farbe."
Unter dem Christbaum aber lag Maud auf
dem Ruhebett, noch immer besinnungslos, Mama
hatte in dem Roman eins Seite aufgeschlagen,
die Ernst noch nicht zu lesen wagte.
Der erste Kuß war erst einem späteren Ka-
pitel Vorbehalten, also konnte auch dieses pro-
bate Mittel bei dieser Ohnmacht keine Anwen-
dung finden.
Ja, war denn dies alles Wirklichkeit? Sie,
die er überall gesucht, wo irgend eine Möglichkeit
des Findens war, sie lag jetzt in seinen Armen.
Er hatte sie gesundest, wo er sie niemals gesucht
und verrnuthet hätte, in dein Hause seiner El-
tern.
Endlich, endlich schlug sie die Augen auf,
scheu und beklommen streikte ihr Blick den sprach-
los zu ihren Füßen liegenden.
„Herr von Brök, mein Gott, träume ich denn,
das kann ja nicht sein, ich, ich bin Wohl krank
und phantasiere!"
(Schluß folgt.)


Aorficht!

-

Wer Kathremer's Malzkaffee
kaufen will, achte stets darauf,
daß dieser an Wohlgeschmack
und Bekömmlichkeit unerreichte
Kaffee-Ersatz u. Zusatz nur in
plümbirLen Packeten mit dem
Bild des Prälaten Kneipp
als Schutzmarke in den Handel
gebracht wird.

k)anckel cmä Verlrekl
Schrordl'sche Brauerei - Gesellschaft Hejds,
berg. Die diesjährige Generalversammlung ist auf^,
14. November anberaumt. Der Aussichtsrath wird
Vernehmen nach eine Dividende 12 Proc. (wie im Vost^
in Vorschlag bringen.
H. FnchS, Waggonfabrik A.-G., HeidelU»
Die Generalversammlung der Gesellschaft findet am
woch, SO. Lctober, Nackimittags 4 Uhr hier statt. ft
Aufsichtsrath hat die Vcrtheilung euier Dividende "
8 Proc. vorgeschlagen.
Schwetzingen, 23. Oct. (Schweinemarkt.) -z,
führ: 32 Stück Milchschweine und 0 Läuier. Von
Milchschweinsn wurden 32 Stück zum Preise von 2O-7Ü
Mk. per Paar verkauft. Für die Läufer wurden Mk. 00,
bezahlt. _
Sinsheim, 22. Oct. (Schweinemarkt.) ft,
fuhr: 70 stück Milchschweine und 15 Läufer. Die Psft
betrugen für Milchschweine 20—30 Mk. und für Liü
35-50 Mk.

MMrsi k. 1. tzM!
kür E
Herren- unä Navieü-LIeiäer feäer »
NöbtftstEe, Vorstände, keäera unä«
IlLnclsestllsto eto. ete.
stmsricaimt rssvüs, sorZkältitzs u. billige Lsäismws'»
V 5 llruptstr. »NN« Uauplstr. 100 «
U Hauptstrasse 192. §

Stadt-Theater Heidelberg. ,
Sonntag, 27. Oct.: 3. Vorstellung im 2. AbonneM^
Lustspiel in 5 Alten voi?G'"v. Mcher und F. v. Schönt^"'
Anfang 7>/2 Uhr. .

Großh. Hos-Theater in Mannheim.
Samstag, 26. Oct.: 2. Vorst, außer Abonn (Verpfl- ft
„Die Fledermaus". Operette in 3 Akten von I. Strav
Text von Rich. Geuse. — Anfang 7 Uhr.

Mannheimer Hoftheater. Wie ringsum .
deutschen Lande, hatten auch wir gestern Abend uw
Lortzingfeier. , —
Bei festlich beleuchtetem Hause ging des
ster's „Waffenschmied" in Scene. Neu war drain
Vanderstetten, der den Adelhof hübsch zur Geli'ft
brachte. Die übrigen Mitwirkenden waren mit 1^,
ncm Erfolg bestrebt, des Gefeierten würdig zu "
scheinen.
Der Oper ging Lortzings „Festouvertüre"
ein Prolog von Pius Schönaich-Carolath voraus.
Fräulein Lißl sehr hübsch interprelirrc.

VZt'OMStS!'


MkM-llZM Ser
Cskai-Anreiger

Heutiger Stand
Vorm. 8 Uhr: 760 mm
Gestr. Stand: 762 mm
Temperatur am 25. Oct-
Morgens8Uhr: 6° 6.
Telegraphischer Bericht dt*
deutsche» Scewarte. .
Ein umfangreiches baronrü
scheS Maximum bedeckt die coa
nentalen Lagen, während über o .
Mittelmeerbecken und im.dA,
Westen des Erdtheils relativ w.
derer Druck herrscht. Boa
Depression, welche gestern u,,
der unteren Erbs lag, ist o-ft,
noch ein Rest über Süd-Tra2
noblen zu erkennen. Das Wetter ist aus unserem engeren
biete meist wolkig oder nebelig, ruhig und trocken. Die
peraturen haben sich im Allgemeinen nicht wesentlich veröno--
Prognose sür den LS. Lctober:
Don Morgenncbeln abgesehen, varwiegcnL heiter, NE
kühl, unter Tags aber ziemlich warm.
 
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