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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 290 - No. 299 (11. December - 21. December)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43809#0282
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1901.

Nr. 297.

Heidelberger Lokal-Anzeiger » Nertv« Heidelberger Anzeiger

an-
die
im

Wunsch, mit dem Bauplätze thunlichst in die Nahe. der Buchhandlung bezogen werden.
des WestavhangeS des HelligenLergS zu rücken. Da-! (Kanaria Heidelberg.) Der Verein HW,
rüber, daß die Errichtung einer solchen Anstalt aus wie früher, auch dieses Jahr eine Localausstellung
der Heidelberger Gemarkung für die Stadt von Nu-!mit Verlachung und Prämiirung in den Hinteren
tzen sein und auch für die msdicinischen Anstalten un- Räumen der Wirtschaft von 2. Kraus ab/ Der Ver-
serer Hochschule einen erheblichen Vorthsil im Gc- ein verfügt, was auch die vorjährige Ausstellung ge-
folge haben würde, konnte von vornherein ein Zwei- zeigt hat, über viele sehr gute Stämme; die Verehrer
fel nicht bestehen. Der Stadtrath glaubte deshalb, den j unserer so beliebten Gelbröcke haben also nicht uöthig,
vom Oberschulrath angedeuteten Gedanken aufgreifen um einen guten Bogel zu bekommen, sich an aus-
und von Seiten der Äadt thunlichstes Entgegenkom-! wärtigs Züchter zu wenden. Um Gelegenheit zur Er-
men in Aussicht stellen zu sollen. Die Oberschulüe-? Werbung eines guten Vogels zu bieten, hat die letzte
Hörde hat sich nun für ein an der Keplerstraße ge- Mitgliederversammlung beschlossen, in geeigneten
legenes Gelände entschieden, dessen Flächeninhalt. Abständen, abzugebende Vögel öffentlich anzubieten,

die ihn als einen gcMldeten und wohlerzogenen
Mann erkennen ließ, obgleich sie sich nur um
gleichgiltige und alltägliche Tinge drehte. Der
junge Lehrer war nicht eben zum Plaudern auf-
gelegt, aber sein Tischnachbar erschien ihm als
eine so angenehme und sympathische Persönlich-
keit, daß er ihm bereitwillig Rede stand, um
nicht für unartig oder hochmüthig zu gelten.
Ja, das Gespräch fing sogar an, ihn wirklich zu
interessiren, als der Unbekannte gelegentlich er-
wähnte, daß er vor Kurzem aus Dresden nach
Berlin gekommen sei. und als er mit großerLeb-
haftigkeit von den Schönheiten der sächsischen
Hauptstadt zu sprechen begann.
Da er mit den dortigen Verhältnissen sehr
vertraut schien, war Walter Eichrodt mehr als
einmal in Versuchung, ihn zu fragen, ob ihm
etwa zufällig auch das Ehepaar Matrasch be-
kannt sei, denn er hätte auf solche Art ja vielleicht
auch etwas von Paula gehört. Aber die natür-
liche Scheu jedes feinfühlenden Menschen, das,
was seinem Herzen das Theuerste und Heiligste
ist, der Möglichkeit einer unzarten Berührung
auszusetzen, verschloß ihm doch immer wieder
die Lippen. So blieb es bei einigen allgemeinen
Erörterungen über die Echtheit der Sixtinischen
Madonna, dis geplante Verkleinerung der
Brühlschen Terrasse und andere unverfängliche
Dinge. /
Als Walter, den die Pflicht wieder an sein
saures Tagewerk rief, den Kellner herbeiwinkte,
um seine kleine Rechnung zu begleichen, zog auch
der Unbekannte in gleicher Absicht ein Porte-
feuille aus der Tasche und legte einen zusammen-
gefalteten Geldschein auf den Tisch.
Hatte der Kellner dies Papier von vorn-
herein mit etwas mißtrauischen Blicken betrach-
tet, so zog er vollends ein verdrießliches Gesicht,
als er es näher in Augenschein genommen.
(Fortsetzung folgt.)

wobei die genaue Adresse des Besitzers angegeben
werden soll. Im Hinblick auf das bevorstehende
Weihnachtsfest soll von nächster Woche ab mit dem
Verkauf begonnen werden. Bei der werloosung wer-
den nur Kanarien verloost werden.
* (Postalisches.) Am Sonntag, den 22. December,
sind die Schalter der Packetannahm-e- und Ausgabe-
stellen der hiesigen Postämter in der Zeit von 8—9
Vormittags und von 11 Uhr Vormittags bis 7 Uhr
Nachmittags geöffnet. Am 25. December bleiben die
Packetausgabestellen in der Zeit von 8—S Vormittags
und von 11 Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags ge-
öffnet. Diese Bekanntmachung trifft auch auf alle
Postämter 3. Klaffe des Ober-Postdirectionsbezirk
Karlsruhe zu.
o (Bahn-Exvretzgutbrf'ärderung.) Eine
genehme, rasche und billige Versandtweise bietet
Einrichtung der Expreßgut-Beförderung, worauf
Hinblick auf den bevorstehenden Weihnachtsverkehr
aufmerksam gemacht sei. Dis Aufgabe von Expreß-
gütern erfolgt bei der Sxpreßgut-Annahmestelle am
Hauptbahnhof dahier, bei der amtlichen Stadtan-
nahmestelle, Augustinergasse Nr. S a, sowie bei der
Station Heidelberg-Karlsthor. Es genügt die
dauerhafte Anbringung einer deistlich geschriebenen
Adresse an dem Gute unter ausdrüÄicher Bezeich-
nung der Eisenbahn-Bestimmungsstation. Begleit-
adresse ist nicht nöthig. Der Versandt erfolgt jeweils
mit dem nächsten Personen- oder Schnellzuge, soweit
nicht bei einzelnen Schnellzügen die Beförderung von
Expreßgütern entweder ganz ausgeschlossen oder nur
in beschränktem Maße zugelassen ist. Expreßgut wird
zur Beförderung angenommen nach Stationen der
Großh. Badischen Staatsbahnen, der füddscrtschen Ne-
benbahnen, der Kgl. Württembergischen und Kgl.
Bayerischen Staatsbahnen, der Reichsbahnen in El-
saß-Lothringen, der Pfälzischen Bahnen, der Main-
Neckarbahn, sowie der Kgl. Preußischen und Großh.
Hessischen Eisenbahnen für den Directionsbezirk
Mainz und Frankfurt o. M.
K, (Seltener Fund.) Gestern Nachmittag wurde
durch Arbeiter der Firma C. Maquet in der Nahe des
Pleickartsförster Hofs in sumpfigem Boden beim Le-
gen einer Wasserleitung ein gut erhaltener Mam-
mutz ahn von der ungeheuren Länge von 2 Me-
ter 25 Centime ter und einem respectablen Ge-
wicht aufgefunden.

Sache schon am Besten selbst. Und wenn Sie
mir gefällig sein wollen, sollten Sic es lieber
auf eine andere Weise anfangen."
„Wissen's, auf so was laß' ich mich nit gern
ein. Aber was is 's dann, das Sie von mir
verlangen?"
„Nichts, das Ihr zartes Gewissen Ihnen ver-
bieten müßte. Uebermorgen früh schick' ich
Ihnen ein Billet für die Oper. Sie thun, als
hätten Sie sich das zur eigenen Benutzung ge-
kauft und als würden Sie im letzten Augenblick
verhindert, hinzugehen. Wenn Sie es dann
dem FräulsinPaula anbieten, kann sie doch kaum
was Bedenkliches darin finden. Und um das
Uebrige haben Sie sich nicht weiter zu küm-
mern."
Sein Vorschlag war ersichtlich sehr wenig
' nach Frau Ilonas Geschmack; aber die Erwäg-
ung, daß sie den wichtigen Bundesgenossen ge-
rade jetzt unbedingt bei grüer Laune erhalten
müsse, siegte leicht über ihre kleinen Bedenklich-
keiten. Sie versprach, seinen Wunsch zu er-
füllen, wenn sie es auch für ihre Pflicht hielt,
ihn vor all zu vermessenen Hoffnungen auf den
Erfolg seiner Kreigslist zu warnen. Und eine
Stunde nach Mitternacht ging man im besten
Einvernehmen auseinander
Dreizehntes Kapitel.
Wie er es der Zeitersparnis halber in den
letzten Wochen beinahe täglich hatte thun müs-
sen, war Doktor Walter Eichrodt in eine dem
Gymnasium benachbarte Restauration eingetre-
ten, um dort sein bescheidenes Mittagsmahl zu
nehmen. Er ließ sich an seinem gewohnten
Platze in der Fensterecke nieder, und man hatte
ihm eben die Suppe gebracht, als ein gut geklei-
deter älterer Herr nach höflichem Gruße ihm ge-
genüber Platz nahm. Eine kleine Weile saßen
sie stumm bei einander, dann knüpfte derFremde
m sehr bescheidener Weise eine Unterhaltung an.

rauchte eine Cigarette, 1 '
einer gewaltigen Pfeife qualmte. Einer der
verwurrdeten Engländer sprang in seinem Bette
auf, schüttelte seine Faust gegen Dewst und
sagte: „Du verfluchter Holländer bist schuld an
alle dem." Dewet nahm die Pfeife aus dem
Munde und sagte: „Du sollst froh sein, daß Du
hier in Frieden liegen kannst, während Bessere
draußen sich herumschlagen müssen; aber warte
nur, dis Tu gesund wirst, dann will ich Dich
tanzen lehren!" Dewet wandte sich dann einem
anderen Soldaten zu und fragte: „Kann ich et-
was für Dich thun?" Tommy sah ihn erstaunt an
und erwiderte dann: „Ja, mein Herr, geben Sie
mir eine Pfeife Tabak und ein Streichholz." Der
Burengeneral reichte darauf dem Verwundeten
seinen Tabaksbeutel und eine Dose Streichhöl-
zer. Dann sagte er: „Ich werde Euch in ein
oder zwei Tagen freilassen!" Vierzehn Tage spä-
ter war derselbe Soldat wieder bei denen, die
auf der ewigen Jagd nach Dewet sind, und er
hatta das Mißgeschick, zum zweiten Male gefan-
gen zu werden, nachdem ihn eine schwere Wunde
an der Stirn bewußtlos gemacht hatte. Als er
zu sich kam, war Dewet damit beschäftigt, ihm
mit seinem Taschentuchs die Wunde zu verbin-
den. Als der Soldat aufblickte, rief Dewet:
„Habe ich Dich nicht vorher schon gesehen? Rich-
tig? Du bist der Bursch, den ich vorletzte Woche
gefangen habe. Na, laß Dich nur nicht wieder
fangen, denn es könnte sein, daß ich das nächste
Mal keinen Tabak und auch kein Taschentuch
mehr habe!"
Die englischen Sorge» in Indien wachsen.
Vom indischen Vicekönig erhielt die Londoner
Regierung sehr beunruhigende Nachrichten, in
denen mitgetheilt wird, daß der Aufstand des
Wasäris-Stammes an der nordwestlichen Grenze
eine ernste Ausdehnung annimmt und große
Schwierigkeiten zu erwarten seien. Lord Kit-
chener wurde bereits telegraphisch benachrichtigt,
daß er augenblicklich nicht auf die Zusendung
von Verstärkungen rechnen könne.

mbr. Schönau, A. H., 17. Dec. (Postali-
sches.) Mit dem 16. ds. ist in unserem Thals auf
dem Gebiete des Reichspostverkehrs ebenfalls eine
Neuerung in Kraft getreten, die allgemein als eine
wesentliche Verbesserung des seitherigen Zustandes
anerkannt und gewürdigt wird. Während z. B. hier
und in Heiligkreuzsteinach bisher die Post täglich nur
zweimal ausgetragen wurde, geschieht solches in Zu-
kunft tn beiden Orten dreimal. Dadurch, daß der
Zug 2.36 Uhr ab Heidelberg von jetzt ab auch Post
mit sich führt, sind wir hier etwa 3 Stunden eher im
Besitze der neuesten Tageszeitungen als bisher. Wei-
ter ist die abendliche Botenpost Heiligkreuzsteinach-
Schönau - Neckarsteinach in Wegfall gekommen. Da-
für fährt Nachmittags 5 Uhr ein Postwagen in Hei-
ligkreuzsteinach ab, sodaß man von jetzt an auch Ge-
legenheit hat, Abends Pallete zu versenden, welcher
Mangel seither schmerzlich empfunden wurde. Da die-
ser Wagen alsdann in Neckarsteinach den Zug 7.06
Uhr ab Heidelberg abwartet, so ist den Passagieren
aus den oberen Thalgemeinden ebenfalls willkom-
mene Gelegenheit zur Heimfahrt geboten. Die Be-
wohner des Steinachthales sind der Kaiserlichen
Oberpostdirection für dieses zeitgemäße Weihnachts-
geschenk herzlich dankbar.
ck Mannheim, 17. Dec. sHandwerks-
komme r.j Im Sitzungssaals der Kammer
fand heute unter der Leitung des 2. Vorsitzenden,
Zimmermeister Hermann eine Vollversamm-
lung der Handwerkerkammer für die Kreise
Mannheim, Heidelberg und Mosbach statt.
Kammersecretär Haußer berichtet zunächst ein-
gehend über das bisherige Arbeitspensum, das
der Vorstand geleistet, und dann über das Lehr-
lingswesen. Der Anmeldungszwang bez. der
Lehrlinge habe den Widerstand mancher Meister
hervorgerufen. Die Gesammtzahl der gewerb-
lichen Lehrlinge im Bezirk der Handelskammer
belaufe sich auf 2850. Am stärksten sei die
Zahl der Lehrlinge bei den Schlossern, nämlich
581, dann folgen die Schreiner mit 265, die
Bäcker mit 192, die Maurer und Bautechniker
mit 178, Huf- und Wagenschmiede mit 162,
Maler und Tüncher mit 160 usw. Zu längeren
Debatten gab der Entwurf einer Gesellenprüf-
ungsordnung im Handwerkskammerbezirk
Mannheim Anlaß. Sodann kam die Ernennung
von Beauftragten zur Ueberwachung des Lehr-
lingswesens, worüber Helfsrich - Hei-
delberg referirte, zur Sprache. Nach Helfsrich
soll die Organisation dieser Beaufsichtigung in
der Weise ausgeführt wekden, wie die Aufsicht
der gewerblichen Betriebe durch die Fabrikin-
spektion. Vorläufig Halts er die Ernennung
von 4 Beauftragten für genügend. Der Vor-
sitzende stellte den Antrag, dem Vorstand anheim
zu geben, 1—4 Beauftragte zu ernennen. Nach
längerer Debatte wurde schließlich der Arrtrag
des Vorsitzenden gegen 7 Stimmen angsrom-
men. Punkt 5 der Tagesordnung: Antrag des
Vorsitzenden bezgl. der Einführung obligatori-
scher Lehrlings- und Gesellenprüfungen, wurde
abgesetzt, lieber die Sicherung der Bausorder-
ungen referirte Hermann - Mannheim. Ein Be-
schluß wurde nicht gefaßt. Es folgten
Westers Berichte des Secretärs Haußer über den
deutschen Handwerks- und Gtzwerbekammertag
in Darmstadt, Jrmers über dm 6. badischen
Handwerkertag in Offenburg und Leonhards
über die Veranstaltung einer Gewerbeausstellung
im Handwerkskammerbezirk Mannheim im
Jahre 1902. Helfsrich - Heidelberg berichtete
als Letzter noch über eine Bekanntmachung,
welche bezgl. der unbefugten Führung des Mei-

Zlack u. Umgebung.
Heidelberg, 19. Dec.
X (Vorlagen an den Bürgeransscknlssi) (Fort-
setzung.) Die 1. Vorlage bezieht sich auf die Errichtung
einer Taubstummenanstalt im Stadt-
theil Neuenheim. Schon seit einiger Zeit geht
der Großh. Oberschulrath mit dem Gedanken um, in
der Nähe der hiesigen «tatst eine dritte Taubstum-
menanstalt zu errichten. Im letzten Frühjahr ließ
er erkennen, daß man bei der Wahl des Bauplatzes
für diese Anstalt auf die Gemarkung Heidelberg
selbst greifen werde, wenn sich ein geeigneter Bau-
platz unter günstigen Bedingungen erwerben lasse.
Dabei hob er besonders auf den Gemarkungs-
theil auf dem rechten Neckarufer ab und äußerte den

während Dewet aus! 169 Ar 42 Quadratur, beträgt. Als Zuschutzleistung
— '-"-'der Stadtgemeinde wurde vor allem eure billige Be-
? Messung des Kaufpreises und sodann die Uebernahmc
! gewisser Verpflichtungen hinsichtlich der Straßenher-
stellung verlangt. Der Oberschulrath glaubte anfäng-
lich, für die in Aussicht genommene Fläche nur 30,000
Mark bezahlen zu sollen, erklärte sich jedoch auf Ge-
genvorstellungen hin bereit, diesen Betrag auf 45,000
Mark zu erhöhen. Obwohl dieser Kaufpreis immer
noch gering ist, empfiehlt der Stadtrath aus den oben-
airgegebenen Gründen dessen Zubilligung sowie auch
die Annahme der übrigen Bedingungen und stellt den
Antrag, ihn zum Abschluß eines Kaufvertrags mit
dem Landesfiscus (Unterrichtsverwaltung) nach
Maßgabe des vom Oberschulrath Vvrgclegten Ent-
wurfes zu ermächtigen.
In der 2. Vorlage beantragt der Stadtrath, der
Bürgerausschuß möge beschließen, daß das im Eigen-
thum der Philipp Jacob Held Eheleute in Neuenheim
stehende Grundstück Lagerb. Nr. 5756 a im Flächege-
halt von 18 Ar 40 Quadratur, zur Arrondirung käuf-
lich erworben und daß der Ankaufspreis zu 29,440
Mark aus vorhandenen Grundstocksmitteln (Liegen-
schaftserlösen) bestritten werde.
Die 3. Vorlage betrifft die Neupflasterung
der Haupt st raße auf der Strecke vom
Kornmarkt aufwärts. Bereits im nächsten
Frühjahr kann mit der Asphaltirungsarbeit der Fahr-
bahn der Hauptstraße auf der Strecke vom Darm-
städter Hof bis zum Kornmark begonnen werden.
Nun soll auch über die östlich vom Kornmartt gele-
gene Stratzenstrecke eine endgiltige Bestimmung ge-
troffen werden, und zwar über die hier vorzuneh-
menden Arbeiten und insbesondere auch über das zur
Verwendung kommende Material. Der Stadtrath
hat sich für einen völligen Umbau der Straßenfahr-
bahn unter gleichzeitig-er Regulirung bezw. Erneue-
rung der Gehwege, wo solches erforderlich erscheint,
entschieden. Für die Fahrstraße schlägt der Stadtrath
Stampfasphält vor; nur in dem Straßenstücke zwi-
schen der Ostgrenz« des Karlsplatzrs und der Einmün-
dung der Leyergaffe. wo die Steigungsverhältnisse
eine Verwendung von Asphalt nicht zülassen, soll
Granitpflaster oder Pflaster aus sog. Schlackensteinen
zur Verwendung kommen. Die Gehwege könnten auf
der Strecke, vom Frieseiüveg ostwärts nicht unerheb-
lich erweitert werden. Der Antrag des Stadtratßs
geht dahin, der Bürgerausschuß wolle 1. genehmigen,
daß die Hauptstraße vom Kornmarkt an ostwärts neu
gepflastert werde und zwar, soweit thunlich mit As-
phalt, sowie daß die daselbst vorhandenen Gehwege,
insofern sie reparaturbedürftig sind, umgebaut wer-
den; 2. beschließen, daß der Umbau dieser Gewege
auch, insoweit derselbe den Angrenzern zur Last liegt,
nach Maßgabe des K 76 der Städte-Ordnung von der
Stadt auf Kosten der Vervflichteten ausgeführt, so-
wie 3. zustimmen, daß die Kosten der bezeichneten Ar-
beiten, vorbehaltlich des von den Angrenzern zu lei-
stenden theilwsisen Rückersatzes im boranschlagsmätzi--
gen Betrag von 85,000 Mk. aus Anlehensmitteln be-
stritten werden. (Schluß folgt)
X (Die Festrede), die Herr Geh. Hofrath Dr.
Erich Marcks bei der Enthüllung des Kai-
ser Wilhelm - Denkmals am 5. December
1901 im städt. Saalbau gehalten hat, ist nunmehr
in Karl Winter'? Universitatsbuchhandlung im Druck
erschienen und kann zum Preise von 60 Pfg. von je-

stertitels seitens der Handwerkskammer erlassen
werden soll.

Amstcbtr Nachrichten.
sEine LLtiigige Schreckensfahrt in einem Boot
auf dem OceanZ haben 14 italienische Seeleute
durchmachen müssen. Mit dem Dampfer „Citta di
Genova" langte aus Las Palmas in Genua die Be-
satzung des untergegangenen italienischen Segelschif-
fes „Nemesis" an. Das Schiff wurde auf der Fahrt
von Cadix nach Süd-Amerika in der Höhe von Kap
Verde von einem furchtbaren Cyklon überrascht, der
das Fahrzeug zum Wrack machte, so daß die Mann-
schaft und der Capitän sich in das einzige Boot flüch-
teten, um wenigstens das nackte Leben zu retten. In
diesem kleinen Boote, das mit Segelresten und
Raaenstücken kuttermäßig adjustirt wurde, das aber
zur Unterbringung von Proviant und Wasserfätzchen
fast gar keinen Raum bot, brachten die vierzehn Per-
sonen unter den fürchterlichsten Entbehrungen 22
Tage zu, bis sie 1550 Virilen von der Unglücksstätte
durch den englischen Dampfer „Anglo Chilian" auf-
genommen wurden, dessen Capitän sich der BedaU-
ernswerthen annahm und sie nach Natal brachte,
von wo aus sie durch den italienischen Consul nach
Genua befördert wurden.
sAuerochsenjagd.) Bei den letzten großen
Kaiserjagden beim Fürsten von Pletz in
Slaventzitz in Oberschlesien erlegte der Kaiser mich
zwei Auerochsenstiere. Es ist dies ein seltenes Jagd-
wild, das in Europa nur noch im Pleß'schen Forste
gehegt wird. Es befinden sich dort gegenwärtig 22
Stück, durchweg mächtige Thiere, die mit ihren zot-
tigen Mähnen und der langen Behaarung einen we-
nig vertrauenerweckenden Eindruck machen. Sie se-
hen bösartiger aus, als sie sind, denn gemeiniglich
scheuen sie Menschen und gehen ihnen lieber aus dem
Wege. Gefährlich werden sie nur zur Brunstzeit-
wo sie selbst zum Angreifer werden. Fürst Pletz hatte
schon im vergangenen Jahre die Absicht, einige der
Thiere dem Kaiser zum Abschuß zu bringen, doch
wurde dies durch einen fatalen Zufall verhindert.
Der damals zum Abschuß bestimmte Auerstier wat
von einem andern, mit dem er in Kampf gerathen
war, in denChausseegraben gestoßen worden u. mutzte
dort in dem aufgestauten Wasser jämmerlich verenden-
Dies Jahr ging alles nach Wunsch. Den einen der
beiden Auerstiere streckte der Kaiser mit einem Schüsse
nieder, den andern mit drei Kugeln. Ein außeror-
dentlich günstiges Resultat, denn in einem der Vor-
jahre brauchte ein guter Schütze 16 Kugeln, um den
Stier zur Strecke zu bringen. Die werthvolle Beute
ist auf Veranlassung des Kaisers nach Berlin gesandt
worden, wo die beiden riesigen Auerstiere ausgestopft
und dem naturhistorischen Dtuseum einverleibt wer-
den sollen. Die Arbeit des Ausstopfens wird voraus-
sichtlich mehrere Monate in Anspruch nehmen, da
die Gerippe- und Knochentheile in Holz und Gyps
genau nachgearbeitet werden müssen.

Sericktszeitung.
r Heidelberg» 16. Dec. (Schöffengericht.)
1. Xaver Berke von hier erhielt wegen Körperverletz-
ung 2 Wochen Gefängnitz. — 2. Karl Arnold von hier
erhielt wegen des gleichen Reats 3 Wochen Gefäng-
niß. — 4. Luise Schreckenberger Ehefrau von hier,
angeklagt wegen Betrugs, wurde freigesprochen. --
5. Johann Reitlinger von hier erhielt wegen Belei-
digung 3 Wochen Haft zudictirt. — 6. Franz
Walter von Neckargemünd und Jakob Walter
von da, erhielten wegen Diebstahls und Hehlerei er-
sterer 3 Tage, letzterer 1 Tag Gefängnitz. — 7. Wil-
helm Schwarz in Kteingemünd erhielt wegen Wider-
stands 5 Mk. Geldstrafe ev. 1 Tag Gefängniß. —- b-
Margarethe Lindelaub von hier erhielt wegen Dieb-
stahls 4 Tage Gefängniß. — 9. Heinrich Kühni in
Kirchheim erhielt ivegen Körperverletzung, Bedrohe
ung und Beleidigung 2 Monat und 10 Tage Gesang;
niß. — 10. Josef Gebel, z. Zt. in Haft hier, erhielt
wegen Diebstahls 4 Wochen Gefängniß. — 11.
Verhandlung gegen Wilh. Hrch. Rückel von Heuchel-
heim, Adolf Döring van Neckargemünd, Heinrich
Will von ebenda und Emil Buser z. Zt. in Hast, angc
klagt wegen Körperverletzung und Werfens mit Stei-
nen, wurde vertagt.
I-. Heidelberg, 1". Dec. sStraflammet-?
Vorsitzender Landgerichtsdircctor Dr. West, Vertretet
der Großh. Staatsanwaltschaft: Referendar Holzem
thaler.
1. Wilhelm Jakob Maier von Elsenz ließ eivs
Urkunde über Erbtheilung mit seiner Schwester, durö'
deren Sohn fälschlich unterzeichnen und machte vor
derselben vor dem Ilotar Gebrauch. Er wurde zu 1
Woche Gefängniß verurtheilt.
2. Das in ärmlichen Verhältnissen lebende uv
mit 8 Kindern gesegnete Ehepaar PH, Knoll vo>'
Wiesenbach, hat sich des Diebstahls^i. derHehlerei do
durch schuldig gemacht, daß der Ehemann in 14 Fäll
len zum Trocknen aufgehängter Kleider und Wäsi^
stahl, und die Frau sie in ihrer Familie verwand^'
Die Strafe hierfür wird für den Ehemann auf 5 Mo-
nate Gefängnitz, abzüglich 6 Wochen Untersuchung?'
hast, und für die Frau auf 2 Monate bemessen. Vos
der weiteren Anklage eines Werkzeugdiebstahls
Knoll freigesprochen.
3. Wegen einer Körperverletzung gelegentlich cb
neS Raufhandels zwischen Lobenfelder und Mön^'
zeller Burschen wurden Johannes Wei gelt, TaS'
löhner von Mönchzell, zu 3 Wochen Gefängnitz
Joseph Winterbauer, Scyuhmacher von Lobev'
feld, zu 10 Mk. Geldstrafe vom Schöffengericht verU^
theilt. Ihre Berufungen, sowie die des Nebenkläger
Weigel sen. wurden als unbegründet zurückgewieso^
4. Die Berufungen der Möbelpacker Joha^
Win di sch 3. und Jakob Win di sch 5. in KirK^
heim gegen ein wegen Körperverletzung auf je
Wochen Gefängniß eUennendes Urtheil des Schöfft'j'
gerichts werden ebenfalls als unbegründet zurüä
gewiesen.
Mauubeim, 17. Dec. sG e schwo rene nlis^
für das erste Quartal 1902. 1. Heinrich Kirchuc-
Privatmann in Heidelberg. 2. Johann
Schad, Landwirth in Königshofen. 3. Gustav 2sic^
neisel, Bürgermeister in Lauda. 4. Jakob Grunc -
 
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