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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 150 - Nr. 160 (1. Juli - 12. Juli)
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HeidelberyerVMsblatt
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Mzer Sole Ireitag, s. Zull 1SZ5 70. Jahrgang / Ar. 1 S

pilsudskis politisches Testament
Sie Besprechungen zwischen -em Mrer und Oberst Seck

Konstruktive Politik
»G<tzeta Polska" über die Besprechungen zwischen
dem Führer und Beck
DNB. Warschau, 4. Juli.
»Gazeta Polska" sagt in ihrem Bericht
aus Berlin, während der mehrstündigen
Unterredung zwischen dem Führer und
Minister Veck am Mittwoch seien nicht nur die
deutsch-polnischen Fragen durchgesprochen wor-
den, sondern auch allgemein-politische Fragen,
an denen das Reich und Polen interessiert sind.
Der Führer und Kanzler habe seinem tiefen Be-
dauern Ausdruck gegeben, daß der Tod des Mar-
schalls Pilsudski das geplante Zusammentreffen
zwischen ihm und dem Führer des polnischen
Volkes unmöglich gemacht habe. Die Reichs-
regierung halte es für die beste Huldigung des
Andenkens des großen Toten, in den deutsch-
polnischen Beziehungen auf dem von ihm be-
schrittenen Wege fortzuschreiten, der für beide
Völker vorteilhaft sei. Minister Beck habe er-
klärt, die polnische Regierung sei entschlossen,
das politische Testament Pilsudskis auf
allen Gebieten durchzuführen und sehe keinen
Anlaß, daß die jetzigen deutsch-polnischen Bezie-
hungen irgendeiner Aenderung unterliegen soll-
ten. Hauptziel der polnischen auswärtigen
Politik sei die Sorge um nachbarliche Be-
ziehungen, die sich auf gegenseitige Kennt-
nis und gegenseitiges Vertrauen stützen. Die
polnische Regierung begrüße mit Befriedigung
die Entwicklung der Beziehungen zwischen dem
Reich und Polen, seit in Deutschland der Füh-
rer und Reichskanzler Hitler diese Beziehungen
normalisiert habe. Die polnische Regierung
wünsche aufrichtig, daß die Beziehungen mit
Deutschland sich weiter ausbauen und festigen.
Das Blatt weist ferner aus den nicht nur
freundlichen und liebenswürdigen, sondern herz-
lichen Ton hin, mit dem die Berliner Presse
Minister Beck begrüßt habe. In maßgeblichen
deutschen Kreisen unterstreicht man, daß der Be-
such Becks in Berlin ein deutlicher Ausdruck der
Entwicklung der deutsch-polnischen 'Beziehungen
in den letzten beiden Jahren sei. Das deutsch-
polnische Abkommen vom Januar 1934
habe seine Probe als Beispiel konstrukti-
ver Politik Gestanden. Die Methode der
Beruhigung der Beziehungen vor allem dort, wo
sie mit Recht oder Unrecht als besonders ge-
spannt angesehen worden seien, die Methode,
sich über reale Fragen unmittelbar zwischen den
interessierten Staaten zu verständigen, diene
dem Frieden besser als das System allgemeiner
Aussprachen, das mehr laut als erfolgreich und
in seinen letzten Zielen nicht immer klar sei.

Pressevertretern für das, was bis jetzt getan
worden sei.
„Es war für mich," fuhr er fort, „eine beson-
dere Freude, der schon vor längerer Zeit er-
gangenen Einladung der deutschen Reichsregie-
rung folgen zu können. Leider wurde der
frühere Termin meiner Reise durch unsere
Nationaltrauer hinausgeschoben. Die überaus
herzliche Anteilnahme, die der Herr Reichskanz-
ler und mit ihm das ganze deutsche Volk in die-
sen schweren Tagen uns «^wiesen, ist in Polen
tief empfunden worden. Ich hatte gestern Ge-
legenheit, den Herrn Reichskanzler im Namen
des Herrn polnischen Staatspräsidenten hierfür
persönlich danken zu können.
Mein gestriger langer und eingehender Mei-
nungsaustausch mit dem Herrn Reichskanzler
erstreckte sich sowohl auf die deutsch-polni-
schen Beziehung en als auch auf die all-
gemeinen politischen, beide Regierungen
interessierenden Fragen. Diese Unterredung, die
ich auch mit den zuständigen Reichsministern er-
gänzt habe, wird sicherlich ein positiver Beitrag
auf dem Wege sein, den die beiden Regierungen
durch die Erklärung vom 26. Januar 1834 be-
schritten haben. Der Rückblick aus unsere gegen-
seitigen Beziehungen seit Abschluß dieser Erklä-
rung ergibt, daß die Auswirkungen dieser Ver-
einbarung nicht nur zur positiven Gestaltung
unserer Beziehungen beigetragen haben, sondern
darüber hinaus auch ein ganz wesentlicher Fak-
tor zur Aufrechterhaltung und Festi-
gung des Friedens im allgemeinen sind.
In dieser Hinsicht dürfte man annehmen, daß
selbst diejenigen, die unseren Abmachungen kri-
tisch gegenüberstanden, aufgrund der allgemeinen
Entwicklung sich doch davon überzeugt haben
dürften, daß derzufolge der Erklärung vom 26.
Januar 1934 geschaffene Zustand als ein Bedeu-
tender Bestandteil des allgemeinen Friedens-
werkes von Europa gewürdigt und als solcher
nicht mit Kritik, sondern vielmehr mit Dankbar-
keit entgegengenommen werden muß."
Zum Schluß bat der Minister noch, der deut-
schen öffentlichen Meinung zum Ausdruck zu
bringen, wie angenehm seine Frau und er den
herzlichen Empfang in Berlin empfunden hät-
ten. Er betonte auch noch seine Freude, seinem
Ministerkollegen Freiherrn von Neurath sowie
Ministerpräsidenten Göring und Reichsminister
Dr. Goebbels „die beide in Polen keine Unbe-
kannten sind", in Berlin begegnet zu sein, und
wünschte der deutschen Presse eine erfolgreiche
Arbeit im Sinne einer weiteren gegenseitigen
Annäherung des deutschen und des polnischen
Volkes.

Dem Empfang wohnte auch der polnische Vot-
mfter Lipski bei.
Ein Kommunique
DNB Berlin, 4. Juli.
Am tlich wird mitgeteilt:
Der zweitägige Besuch des polnischen Außen-
ministers in Berlin hat Gelegenheit zu einer
eingehenden Aussprache des Führers
und Reichskanzlers und der deutschen Reichs-
regierung mit Herrn Beck gegeben. In dieser
Aussprache, die in freimütiger Weise geführt
wurde, sind die speziell Deutschland und Polen
interessierenden Fragen und auch Probleme der
allgemeinen europäischen Politik zur Erörterung
gekommen. Es ergab sich eine weitgehende
Uebereinstimmung der Anschauungen.
Mit Befriedigung konnte festgestellt werden,
daß die deutsch-polnische Erklärung vom 26. Jan.
1934 sind in jeder Hinsicht voll bewährt hat, und
zwar nicht nur im Verhältnis der beiden Staa-
ten zueinander, sondern auch als konstruktives
Element bei der Sicherung des Friedens in
Europa. Herr Beck betonte in diesem Zusam-
menhang, daß die Erklärung des Führers und
Reichskanzlers über Polen in seiner Rede vom
21. Mai, insbesondere sein Wunsch nach Dauer-
haftigkeit des deutsch-polnischen Abkommens, in
Polen starken Widerhall gefunden habe, und daß
auch polnischerseits der aufrichtige Wunsch nach
immer größerer Vertiefung der freundschaftlich
nachbarlichen Beziehungen zu Deutschlano be-
steht.
Die beiden Regierungen werden entsprechend
der benachbarten Lage der beiden Völker auch in
Zukunft in enger Fühlung bleiben und alle ihre
Kräfte dem Werke des europäischen Friedens
widmen.
Frühstück in der polnischen Botschaft
DNB. Berlin, 4. Juli.
Zu Ehren des polnischen Außenministers
Oberst Beck gab am Donnerstag mittag der
polnische Botschafter in Berlin, Lip-
ski, ein Frühstück, an dem auch der Führer
und Reichskanzler teilnahm. Der Führer
erwiderte damit den Besuch, den ihm Oberst
Beck Mittwoch vormittag abgestattet hatte.
*
Die Warschauer Blätter berichten ausführlich
über den Besuch Becks in Berlin und unterstrei-
chen die Herzichlkeit, die alle Empfänge und Ge-
spräche ausgezeichnet habe.

Sir Geoffrey Knox, der frühere Präsident der
Saarkommisfion, ist zum britischen Gesandten in
Budapest ernannt worden.

Die Kloiiensrage

SelküberseinenSerlinerVesuch
DNB Berlin, 4. Juli.
Der polnische Außenminister Beck empfing am
Donnerstag in der polnischen Botschaft die Ver-
treter der deutschen und der ausländischen Presse.
„Wir sind uns alle vollauf bewußt," betonte
er, zu den deutschen Pressevertretern gewendet,
„daß ohne ein verständnisvolles Zusammenwir-
ken auf dem Gebiete der öffentlichen Meinungs-
bildung schwerlich die durchaus positiven Resul-
tate zu erreichen wären, die in den letzten zwei
Jahren zwischen Polen und Deutschland erzielt
worden sind. Zu diesem Zwecke haben wir sei-
nerzeit besondere Vereinbarungen zwischen unse-
ren beiden Ländern geschlossen. Ich kann mit
Genugtuung feststellen, daß wir seit dem Ab-
schluß der deutsch-polnischen Erklärung vom 26.
Januar 1934 auf dem Wege des gegenseitigen
Tichkennenlernens and Verstehens ein großes
stück zurückgelegt haben. Was mich anbelangt,
s lege ich großen Wert auf die gegenseitige per-
sönliche Fühlungnahme der Pressevertreter unse-
rer Länder." Der Minister dankte den deutschen

Englische Fühlungnahme mit der deutschen und
der französischen Regierung in der Flottenfrage
DNB. London, 4. Juli.
„Times" meldet: In Verfolg des Besuches
Edens in Paris steht die britische Regierung
jetzt mit der französischen und der deutschen Re-
gierung wegen des deutsch-englischen Flottenab-
kommens in Verbindung. Die Besprechungen
werden auf dem üblichen Wege geführt und be-
ziehen sich hauptsächlich auf den vorgeschlagenen
Austausch von Flottenbauprogrammen zwischen
den drei Ländern.
Der diplomatische Berichterstatter des „Daily
Herald" meldet in diesem Zusammenhang, der
Weg werde bald für den Besuch französischer
Marinesachverständiger in London frei sein.
Die Haltung Frankreichs zur Frage
der Veröffentlichung der Flottenbauprogramme
DNB. Paris, 4. Juli.
Zu den französisch-englischen Flottenbespre-
chungen wird von gut unterrichteter Stelle be-
merkt, daß die britische Regierung vor einigen
Tagen der französischen Regierung die Anregung
unterbreitet habe, England, Deutschland und

i Frankreich möchten einander ihr Flottenpro-
gramm mitteilen. Der Austausch der Angaben
j solle durch die Vermittlung Londons erfolgen.
Obwohl von den französischen Amtsstellen jeg-
liche Angabe über den dieser Anregung folgen-
der Meinungsaustausch verweigert werde, scheine
der englische Vorschlag in erster Linie jedoch
einen grundsätzlichen Einwand hervorgerufen zu
haben.' Würde der Vorschlag angenommen — so
wird bemerkt —, gebe er schließlich damit dem
deutsch-englischen 'Flottenabkommen die .juri-
stische Bestätigung, der die französische Regierung
aus den bekannten Gründen bisher sorgfältig
ausgewichen sei.
Vom praktischen Gesichtspunkt aus könnten
die künftigen französischen Neubauten erst festge-
legt werden, wenn das deutsche Programm be-
kannt sei. Auch müßte den Verpflichtungen
Rechnung getragen werden, denen Frankreich
durch das Washingtoner Flottenabkommen
unterliege, selbst wenn dieses hinfällig geworden
sei. Aufgrund dieses Abkommens aber sei das
französische Flottenbauprogramm bis 1937 be-
reits festgelegt. Wie dem aber auch sei, Bespre-
chungen zwischen den beiden Regierungen seien
im Gange, und man hoffe in Paris, zu einem
Abkommen z» gelangen.

chtlebigen Kaiserstadt, in der seit
e populäre und doch seltsam ferne

ster, schließlich der Außenminister, mit 38 f
Zwischen Pilsudski und Beck aber hat

Zoses Neck, der Mensch
Eine Porträtskizze
Unter der hohen Stirn ein schmales kluges
Gesicht von sehr beherrschten Zügen, die ganz
schlanke Gestalt weit über mittelgroß, sehnig,
sportgestählt (der wenig über 40jährige ist eifri-
ger Segler und Paddler). Eine bei aller Ver-
bindlichkeit knappe, klare Sprache. Notorische
Abneigung gegen öffentliches Auftreten in jeder
Form; ein Außenminister, der von langen Par-
lamentsreden ebensowenig hält wie von dem
mit aller gesunden Skepsis betrachteten „Völker-
bund" der gegenwärtigen Struktur und der sich
nur höchst selten zu einer Darstellung der Sach-
lage im Sejm bereitfindet; ein Politiker, der
es rundweg ablehnt, sich über seine Auffassun-
gen publizistisch zu verbreiten; ein Soldat und
Minister, der von internationaler Geschäftigkeit
im Reisestil der Titulescu und Benesch so wenig
hält, wie er kühl bedachtes, klares Handeln
schätzt und in seinen privaten Mußestunden wie
sein großer verstorbener Freund Josef Pilsudski
am liebsten die Memoirenliteratur der Welt-
politik studiert — das ist Josef Beck, Polens
Außenminister seit 1932, der jetzt in Berlin zum
ersten Mal mit unserem Führer Adolf Hitler
sprach.
Ein durchaus ungewöhnlicher Mann, eine
außerardentlicki-e Laufbahn. Der Student Beck
läßt sich in Wien immatrikulieren, studiert in
der schönen, leichtlebigen Kaiserstadt, in der seit
Jahrzehnten die populäre und doch seltsam ferne
Gestalt Franz Josephs ein von Sagen und Ka-
balen umwittertes, schon fast mythisches Dasein
im strengen Gleichmaß des spanischen Hofzere-
moniells führt, das selbst von den Familien-
katastrophen seines Hauses nicht erschüttert wird.
Eine dieser Familicnkatastrophen wird Anlaß
zum Weltbrand. Von Osten her rollen die Mas-
sen der russischen Heeresmacht heran. Einer der
ersten, die sich zu Pilsudskis Legion als Frei-
williger melden, ist der junge Beck. Weder Stu-
dium noch die heitere Wiener Luft haben ihn,
den glühenden polnischen Patrioten, gehindert,
sich mit der Politik seines Landes zu befassen.
Längst ist ihm Josef Pilsudski, der Revolu-
tionär, ein fester Begriff Er ahnt die Stunde
der Befreiung aus russischer Knechtschaft, alles
andere ist daneben gleichgültig.
Der blutjunge Kanonier, der da in der
ersten Kriegszeit sein Geschütz bedient, ahnt
nicht, daß er einige Jabre später noch ein zwei-
tes und drittes Mal für die Freiheit seines
Vaterlandes kämpfen muß. Fürs erste steht er
in den Reihen der Legion eines rein polnischen
Truppenverbandes, über dessen Marschkolonnen
die wilden Rhythmen der Haßlisder gegen Ruß-
land schweben: „Die erste Brigade steht am
Styr und versteht zu sterben!" Aber der Kampf
gegen den Unterdrücker bleibt ihm Gesetz auch
dann, als das Zerwürfnis mit den Mittelmäch-
ten Pilsudski zur Zurückziehung seiner Legionen
aus der Front veranlaßt. Beck kann nicht still-
stehen in dieser Stunde, er verschreibt sich der
geheimen polnischen Militärorganisation.
Längst ist man auf ihn aufmerksam geworden.
Man schickt ihn in die Eroßukraine. Es ist eine
Fahrt auf Tod und Leben. Aber es gilt, die
dortigen Polen für den in der Ferne winkenden
polnischen Staat militärisch zu organisieren.
Das Kriegsende überrascht ihn noch bei dieser
geheimen Tätigkeit inmitten des Feindes. Es
gibt eine schlechthin abenteuerliche Flucht. Er
hat kein Geld, keinen Paß, keinen Schutz. In
phantastischer Verkleidung, Schaftstiefeln und
schwarzem, seidegefüttertem Abendmantel, kommt
er schließlich doch über die Demarkationslinie.
Im zweiten Akt des Freiheitskampfes Polens
ist er schon Batteriechef.
Seine eminente politische Begabung tritt dann
bei besonderen Missionen in Rumänien und in
Brüssel immer deutlicher hervor, lieber zwei
Jahre lang studiert der.Militärattache Beck das
Frankreich der Nachkriegszeit bei der polnischen
Gesandtschaft in Paris. Es gibt Schwierigkei-
ten mit dem französischen Generalstab. Beck,
Mann des schnellen Entschlusses, geht nach War-
schau, findet den Freund und Führer, ange-
widert vom Treiben der Parteien, in erbitterter
Zurückgezogenheit und nimmt, da er sofort aus
dem Staatsdienst tritt, lieber Jahre äußerer
Not auf sich, als daß er die Treue zu Pilsudski
aufgibt.
Aber im Mai 1926 reitet der Oberst Beck mit
dem siegreichen Marschall in das eroberte War-
schau ein, dessen Zentrum er als Stabschef des
Generals Dreszer zernieren half. Aus dem
Stabschef wird der Kabinettschef, der Vizemini-
ster, schließlich der Außenminister, mit 38 Jahren.
Zwischen Pilsudski und Beck aber hat sich be-
sonders seit der Eroberung Warschaus trotz des
großen Altersunterschiedes ein so festes Band
gegenseitigen Vertrauens geknüpft, daß der junge
Minister mehr und mehr zum Verbindungsmann
zwischen dem „Eremiten von Belvedere" und
der Umwelt wird, ja Beck ist gerade in der
schweren Krankheit des Marschalls fast der Ein-
zige, den der Leidende noch zu sich ins Zimmer
kommenläßt. Daß der Vertraute des Befreiers
 
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