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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 171 - Nr. 180 (25. Juli - 5. August)
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Ncher Bote

Dienstag, 3». Zuli 1935

7«. Jahrgang / Ar. 175

^zugspvsis: Durch BotenzusteSung «. Post monatl. 2.00 bei der Geschäftsstelle
"bgeholt 1.80 Einzelnr. 10 ^?/. Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist die Zeitung am Er-
Icheine« verhindert, besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die Ispalt.
RWitmeterzsil« s46 mm br.) 7 -H/. Textteil: Die 70 mm br. Millimererzeile 28 Bei
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Die Saai der Komintern

über die Tätigkeit der Polizei, weil sie in Vlainy
mit Gummiknüppeln gegen die Menge vorge-
gangen sei, sondern auch die Amtsenthebung des
Polizeipräsidenten Baker.

An „kchiger Sonntag"
in Aymwegen
DNB. Amsterdam, 29. Juli.
. Di, Nationalsozialistische Niederländische Ar-
nerpartei veranstaltete am Sonntag nachmit-
7« 'N der Ortschaft Berg en Dal bei Nymwegen
z^°n „Landtag", zu dem etwa 2899 bis 3099
"Meder erschienen waren. Dabei sind in Nym-
°8«n Tagungsteilnehmer von marxistischen
v»rden in übelster Weise angegriffen und niitz-
'°n°elt worden.
>. Giraffen wurden hauptsächlich in Westdeutsch-
std ansässige Holländer, von denen etwa 1999
ko>» Sonderdampfer nach Nymwegen ge-
tiin^en Waren. Da hier nicht genügend Omni-
Lur Verfügung standen und infolgedessen
von * Abfahrt nach Berg en Dal nur langsam
h.N)vg, wollten die Fahrtteilnehmer inzwischen
d/ besichtigen. Auf den Straßen und an
r Anlegestelle hatten sich Kommunisten zusam-
"gerottet. Infolge der strengen polizeilichen
yi^errungsmaßnahmen konnten sie allerdings
bis zu dem Dampfer gelangen. Dafür
tz aber eine etwa 19 Mann starke Gruppe
. Tagungsteilnehmer jn der Stadt von einer
8en Anzahl von Kommunisten überfallen.
H Angegriffenen waren gezwungen, sich in ein
ftj^ehaus zurllckzuziehen. Das nutzte aber
Kommunisten nicht davor zurück-
x, °"ten, das Lokal zu stürmen. Im Innern
rei^b einem erbitterten Handgemenge. Zahl-
^^sonen wurden verletzt. In kurzer Zeit
ver^" Angreifer das Kaffee in ein Chaos
>NeK Die Polizei schritt ein und nahm
^ere kommunistische Rädelsführer fest.
ach der kommunistische Pöbel in den Stra-
.Darauf gegen die Polizei wandte, mußten
tzarkungen herangezogen werden. Die Poli-
z^ ^"g schließlich, unterstützt von Motorfahr-
">obim Sturmlauf gegen die Menge vor,
Säbeln und Gummiknüppeln stark
dez gemacht wurde. Die ganze Umgebung
len wurde von Polizeiketten abgeschlos-
wurden längs der Straße nach Berg
""i> is "" allen Wegekreuzungen Polizei-
mendarmeriepatrouillen postiert.
der MM Ws Hst „Bremen"
DNB. Newyork, 29. Juli.
Nrti/,"^rwyork Times" nimmt in einem Leit-
„tz." SU dem Tumult bei der Abfahrt der
loseren" Stellung und schreibt: „Die skanda-
Tumulte, die von Kommunisten bei der
"en i, t ^br »Bremen" angestiftet wurden, kön-
tzirdenkenden Menschen nur Sympathie
D-ino^ie Ziele dieser feindlichen
ein ÜM ausersehen waren. Das Schiff,
i^ deutschen Gebiets, das für einen
""stvn in unserem Hafen und unserer ver-
tzchuk iObhut stand, hat jeden möglichen
Dy; qF'irns der Newyorker Polizei erhalten."
^ura° mii grht dann auf die Maßnahmen des
Bristers Laguardia über und erklärt:
Anfang der Woche vom Newyorker
^Utslö Master eingenommene Haltung, einem
vvr-7^ Ausländer ein bestimmtes Privileg
»i > ten, deutet einen weithin empfunde-
stn .,?Een an. Aber wie wir bereits bemerk-
Laguardia bei seinem Schritt übel
b»rch - .gewesen zu sein, wie es sich nun auch
schiede»^? verschiedenartige Wirkung auf ver-
tue puppen unserer gemischten Bevölke-
^wiesen hat."
Uebersälle auf deutsche Schiffe in den
Vereinigten Staaten angekündigt
tz» DNB. Newyork, 29. Juli.
hstA vrgauisation, die sich „Anti-Nazi-Fede-
^""t, kündigte am Montag weitere
Satz ""^en gegen deutsche Schiffe an und
daß in einer Versammlung von
die stch ""den Pläne entworfen werden sollen,
eichtet»»^"" das Zeigen der Hakenkreuzflagge
^'ste« SU einem Boykott der „Nazi-
s°llen.
erneuten Kundgebungen soll auf
*^Akav Angewiesen werden, daH führende
»Nazi-Schiffslinien" benutzen, unge-
. »Verletzung der Rechte amerikanischer
. .Deutschland und der freventlichen
WM W ee

Dreifie Forderung
englischer Kommunisten
Im Zeichen der Kommunistischen Internationale
DNB. London, 29. Zuli.
Am Samstag veranstalteten 89 999 rote Arbei-
ter in Brynmawr (North Monmouthshire) eine
Massenkundgebung gegen die Eefangenhaltung
von elf Kommunisten, die kürzlich bei Unruhen
in Blaina verhaftet worden waren. Von großer
Dreistigkeit sprechen die von den Demonstranten
aufgestellten Forderungen. Sie stellen einen Ver-
such dar, die Polizei für die Zukunft einzuschüch-
tern und in der Erfüllung ihrer Pflichten un-
sicher zu machen. Die Demonstranten verlangten
nämlich nicht nur eine öffentliche Untersuchung

Polizeiverstärkungen im Newyorker Hasen-
gebiet
DNB. Newyork, 29. Juli.
Der Newyorker Polizeipräsident Lewis Valen-
tine hat weitgehende Maßnahmen zum Schutze
der Hakenkreuzflagge gegen etwaige weitere
kommunistische Demonstrationen getroffen. Die
Polizei im Hafengebiet wurde verstärkt.
Der am Montag eingetroffene Dampfer
„Westernland" legte in Hoboken an. Unter den
Passagieren befand sich der führende Chicagoer
Geistliche Hurkmans, der erklärte, er sei in
Deutschland höflich behandelt worden und habe
keinen Versuch bemerkt, in Gottesdienste katho-
lischer Kirchen einzugreifen.

Die irischen Unruhe«
Liegt die Schuld bei der britischen Aegierungspolitik?

DNB. London, 29. Juli.
Bei einer Kundgebung auf dem Trafalgar
Square wurde von mehreren Rednern die
Schuld an den Unruhen in Belfast der bri-
tischen Regierungspolitik in Irland
zugeschrieben. Der Hauptredner war der nor d-
irische Parlamentsabgeordnete Healy, der für
das Selbstbestimmungsrecht Irlands eintrat. Er
erklärte, die britische Regierung wolle statt des
alten einigen Irland lieber zwei Irlands haben.
Es wurde dann eine Entschließung angenom-
men, in der die bei den letzten Zusammenstößen
beteiligten Orangisten und Katholiken als
Opfer skrupelloser Politiker bezeichnet werden.
Dem irischen Volk sollte das Recht gewährt wer-
den in Freiheit über seine künftige Rechtsstel-
lung zu entscheiden, und alle Zwangsgesetze
sollten in Nordirland wie in Siidirland abge-
schasst werden.
Der aus Belfast stammende Landwirt-
schaft s m i n i st e r des Irischen Freistaats,
Senator Connolly, sagte in einer Rede in Balli-
namore, die Vorfälle in Belfast seien das un-
vermeidliche Ergebnis der bigotten- und iren-
feindlichen Politik, die ihren Ausdruck durch die
Spaltung Irlands durch die Verordnung von
1923 und das Pogrom von 1921/22 gefunden
habe. Dieses schlimme Vermächtnis sei lediglich
auf die britische Politik in Irland zurückzufllh-
ren. Durch diese Politik seien die schlimmsten
Leidenschaften irregesührter Leute ausgebeutet
worden. Sie habe zu einer Vergiftung aller
Quellen des nationalen und sozialen Lebens
geführt, deren Wirkung auf das irische Leben
der Natur widerspreche. Jedem Versuch, im
Irischen Freistaat Vergeltungsmaßnahmen für
die Vorfälle in Nordirland zu ergreifen, müsse
entgegengetreten werden. Die Zukunft Irlands
in seiner Gesamtheit mache es erforderlich, trotz
des empörenden Verhaltens der Frömmler von
Belfast das Uebergreifen des Giftstoffes der
religiösen Leidenschaft auf andere irische Bezirke

zu verhindern. Der Minister erwähnte noch die
wirtschaftliche Unterdrückung der Katholiken in
Nordirland, ermahnte aber seine Hörer trotz-
dem, Geduld und Langmut zu üben.
Der römisch-katholische Bischof der
Grafschaft Down hat einen Aufruf erlas-
sen, in dem er um Geldspenden für die Opfer
der katholikenfeindlichen Unruhen in Belfast er-
sucht. Seiner Mitteilung nach sind 384 katho-
lische Familien in Belfast aus ihren Wohnun-
gen getrieben worden, die Zahl der obdachlos
gewordenen Einzelpersonen soll 1646 betragen.
Abgesehen von den obdachlos Gewordenen, gebe
es auch eine große Anzahl Katholiken, denen
durch eine feindselige Haltung die Fortsetzung
ihrer Arbeit in Fabriken und auf Schiffswerften
unmöglich gemacht werde.
Der protestantische Erzbischof von
Dublin, Eregg, sprach am Sonntag in einer
Predigt von den „mutwilligen Angriffen", di«
sich letzte Woche im Irischen Freistaat gegenüber
protestantischen Kirchen, Wohnungen und Ge-
schäftshäusern ereignet hätten. Er sagte, es
handele sich wahrscheinlich um Vergeltungsmaß-
nahmen für die Leiden römisch-katholischer Leute
in Belfast, aber das in Belfast geschehene Un-
recht werde durch neues Unrecht im Irischen
Freistaat nicht wiedergutgemacht werden.
Die Religionskiimpfe in Glasgow
Sechs Teilnehmer verurteilt
DNB. London, 29. Juli.
Das Gericht in Glasgow verurteilte sechs
junge Leute ,die an den Religionskämpfen in
der schottischen Industriestadt beteiligt waren,
zu je 39 Tagen Gefängnis. Zwei der Angeklag-
ten waren vor Gericht mit verbundenen Köpfen
erschienen. Der Vorsitzende des Gerichts erklärte
bei der Uteilsverkündung, die fortgesetzten Reli-
gionskämpfe seien eine Schande für Glasgow.
Er sei entschlossen, diesem Z'-it-md ein Ende zu
machen.

Vor der Ratstagung

Die englische Abordnrurg
für Genf
DNB. London, 29. Juli.
Die englische Abordnung für die Abessinien-
tagung des Genfer Rates wird am Dienstag
von London abreisen. Der Minister für Völker-
bundsangelegenheiten Eden wird von dem ju-
ristischen Berater des Foreign Officie, Malkin,
dem Völkerbundssachverstündigen Strang, seinem
Privatsekretär Hanker und dem Mitglied des
Foreign Office, Rex Leater, begleitet sein.
Die Bedeutung des Tanasees
DNB Mailand, 28. Juli
Die norditalienische Presse meldet unter Zi-
tierung des ägyptischen Blattes „Mokkatam" in

ausländischen Kreisen Aegyptens spreche man
davon, daß im Falle eines Krieges zwischen
Italien und Abessinien ein anglo-ägyptisches
Expeditionskorps gebildet werden würde, um
das Tanaseeebiet zu besetzen und dort die eng-
lische und ägyptische Flagge zu hissen, damit
die Italiener im Falle eines siegreichen Vor-
dringens das Gebiet in den Händen der Eng-
länder und Aegypter vorfinden würden.
Auch die Zeitung „Rosal el Yuffeff" Hede
hervor, Aegypten wegen seiner geographischen
Lage darauf achten mutz, daß die Quellen des
blauen Nils und der Tanasee nicht in italieni-
sche Hände fielen. Die Frage werde von den
verantwortlichen Stellen der Staatsführung er-
örtert und man sei entschlossen, im Interesse

Aegyptens sich nicht nur wie im Weltkriege mit
der Entsendung eines Pionierkorps zu begnü-
gen, sondern auch das ägyptische Heer aktiv an
den Maßnahmen teilnehmen zu lassen.
Bsr Lavals Abreise nach Gens
DNB. Paris, 29. Juli.
Ministerpräsident Laval empfing am Montag
den britischen Geschäftsträger Campbell. Am
Dienstag abend wird Laval nach Genf abreisen.
Sein Kabinettschef Rouchat und der General-
sekretär des Außenministeriums Leger begleiten
ihn. Der Direktor für außenpolitische Angelegen-
heiten Massigli ist bereits in Genf eingetroffen.
Der britische Minister Eden wird am Dienstag
mittag auf dem Wege nach Genf in Paris er-
wartet.
Ueber die Unterredung, die Ministerpräsident
Laval Montag nachmittag mit dem britische«
Geschäftsträger Campbell hatte, wird bekannt,
daß sie nur kurz gewesen sei. Campbell hatte de«
Auftrag, eine Unterredung für Staatsminister
Eden zu vereinbaren, der am Dienstag auf dem
Wege nach Genf Paris berühren wird. Laval
und Eden werden Dienstag um 17 Uhr eine Be-
sprechung haben, die der Vorbereitung der Wöl-
kerbundstagung dienen soll
Solijn wieder demftrsst
DNB. Den Haag, 29. Juli.
Königin Wilhelmine hat heute morgen
den bisherigen Ministerpräsidenten und Führer
der Antirevolutionären Partei Dr. Colijn
mit der Bildung einer außerparlamentarischen
Regierung auf möglichst breiter Grundlage be-
traut.
Bereits am Samstag abend, nachdem der Vor-
sitzende der katholischen Kammerfraktion den ihm
erteilten Auftrag zurückgegeben hatte, hatte di«
Königin noch den Führer der Christlich-Histori-
schen Partei, den früheren Ministerpräsidenten
Dr. de Geer empfangen, um mit ihm eingehend
die Möglichkeiten für eine durch ihn zu bildende
parlamentarische oder außerparlamentarische Re-
gierung zu besprechen. Dr. de Geer scheint hier-
bei jedoch die Ansicht ausgesprochen zu haben,
daß die beste Lösung der Regierungskrise in
einer Wiederberufung des Leiters der zurückge-
tretenen Regierung zu erblicken sei. Man rech-
net nunmehr damit, daß Dr. Colijn fein bis-
heriges Kabinett, das ja auch schon formell ge-
nommen keine parlamentarische Regierung dar-
stellte, einfach beibehalten und eventuell nur bei
der Besetzung mehrerer Ministerien Aenderungen
vornehmen w-'^
Ministerprapüent Dr. Colijn hat am Mon-
tag morgen, schon kurze Zeit nach seiner Beauf-
tragung mit der Bildung der neuen Regierung,
seine Besprechungen zur Lösung der Kabinetts-
krise ausgenommen.
Erhebliches Aufsehen erregte es, daß Colijn
seine erste Besprechung mit dem katholi-
schen Fraktionsvorsitzenden, Professor Aalberse,
abhielt, der bekanntlich durch seine Kritik an der
Politik Dr. Colijns die Kabinettskrise herauf-
beschworen hat, selbst aber eine Neubildung auf
parlamentarischer Grundlage nicht zustande zu
bringen vermochte. Professor Aalberse fand sich
bereits um 19.99 Uhr vormittags in der Woh-
nung Colijns ein, um diese erst nach mehr als
zwei Stunden wieder zu verlassen. In politischen
Kreisen zieht man aus diesem Vorgang den
Schlutz, daß sich zwischen beiden einflußreichen
Polikern unter dem Zwang der Verhältnisse
eine Wiederannäherung zu vollziehen beginnt.
Am Nachmittag versammelte Dr. Colijn in
seinem Arbeitszimmer auf dem Kolonialmini-
sterium sämtliche Mitglieder seines bisherigen
Kabinetts, um mit ihnen eingehend dis neuge-
schaffene Lage zu erörtern. Man erwartet, daß
sich die meisten derzeitigen Minister Dr. Colijns
auch weiterhin zur V-rk'"-">va st-llen werd-"
der VaWM
Danziger Senat gegen irreführende Meldung««
DNB. Danzig, 29. Juli.
Die Pressestelle des Danziger Senats
teilt mit:
„Polnische Zeitungen haben berichtet, daß ein«
Abordnung des Danziger Senats Montag vor-
mittag in Warschau eintreffen würde, um Ver-
handlungen über die von dem polnischen Finanz-
ministerium erlassene Zollverordnung aufzuneh-
men. Es wird ausdrücklich festgestellt, daß diese
Meldung jeglicher Grundlage entbehrt."
 
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