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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 171 - Nr. 180 (25. Juli - 5. August)
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Wissenschaft und Kunst / Aus der Mlt der Frau / M AWuM

Wer Bote

Freitag, 2. Auguff iszs

ro. Jahrgang / Ar. 17«

Bleibt Italien unnachgiebig?

Nie AaWhung wieder vertagt
DNB Genf, 1. August
Die für heute Nachmittag anberaumte Rats-
otzung ist soeben auf morgen verschoben wor-
Der Grund für die Verschiebung ist die
Weigerung Italiens, dem englisch-französischen
"rschiag darin zuzustimmen, daß Abessinien zu
» Verhandlungen der drei Großmächte über
Eesamtfrage hinzugezogen werden soll, fer-
daß der Rat diese Verhandlungen einberuft
schließlich daß, für ihre Beendigung und den
. ^Zusammentritt des Rates eine Frist —
. *tzt war der 4. September vorgeschlagen wor-
festgesetzt wird.
Neufassung der Kompromißformel
DNB Genf, 2. August
^.^Besprechung der Vertreter der drei Erotz-
^?chte, di« am Donnerstag abend von 7 bis 816
dauerte, hat — wie verlautet — zu einer
j *" f" ss u n g der englisch-französischen Formel
Eck! Punkten geführt. Außer in der
*dsgerichtsfrage sollen auch hinsichtlich des
rzichtg auf Gewaltanwendung keine Schwierig-
duZ" bestehen. Dagegen sind die Verbin-
dung" Gesamtproblems mit dem Völker-
und die Befristung der Dreimächte-Ver-

nach wie vor um- den Laval und Eden dem Baron Aloifi unter-
breitet haben, als Ganzes abgelehnt haben.

Handlungen bis September
stritten.
Der Generalsekretär des Völkerbundes gab
Donnerstag abend ein Essen, an dem alle Rats-
mitglieder mit Ausnahme der Vertreter der drei
Großmächte teilnahmen. Gleichzeitig speisten
Laval und Eden zusammen, während Aloisi, wie
es heißt, durch seine fernmündliche Rücksprache
mit Rom verhindert war, ihrer Einladung Fol-
ge zu leisten. Aloisi hat später seinen Kollegen
die Nachricht aus Rom übermittelt, daß eine
Stellungnahme seiner Regierung erst am Frei-
tag zu erwarten sei.
Am Ende des zweiten Verhandlungstages ver-
stärkt sich der Eindruck, daß Italien dem Kom-
promiß schließlich zustimmen werde. Jedoch ha-
ben England und Frankreich zunächst weitere
Zugeständnisse gemacht, während Italien nach
wie vor dem Völkerbund nicht die Befugnis zu-
gestehen will, sich im September gegebenenfalls
mit der Eesamtfrage der italienisch-abessinischen
Beziehungen zu beschäftigen.
Von Mussolini bereits abgelehnt?
DNB Paris, 1. August
Wie die „Information" aus London meldet,
soll Mussolini nach den letzten aus Rom einge-
gangenen Nachrichten d'MEntschließungsMMurf

Abessiniens Anabhängigkeitsstolz
Der Kaiser von Abessinien lehnt jedes
Protektorat ab
DNB London, 1. August.
lieber die Haltung des Kaisers von Abes-
sinien berichtet der Sonderkorrespondent der
„Times" aus Addis-Abeba:
Der Kaiser lehnt jedes Mandat oder Protek-
torat ab, gleichviel ob es einer bestimmten Na-
tion zuerteilt wird oder internationaler Art ist.
Selbst wenn hinter solchen Anregungen keine
Habsucht verstecken würde, könnte der Kaiser
eines Landes von solchem Unabhängigkeitsstolz
wie Abessinien sie unmöglich annehmen. Wenn
das Schlimmste geschieht und dann keine Sank-
tionen gegen Italien angewandt werden, setzt
die abessinische Regierung keine übertriebenen
Hoffnungen auf britische Hilfe. Beim abessini-
schen Volk aber dürfte es einen Umschwung in
der neuerdings herrschenden freundlichen und
dankbaren Haltung gegenüber England geben
und infolgedessen vielleicht auch Widerstand ge-
gen die eventuellen Maßnahmen zur Sicherung
britischer Staatsangehöriger.

Dem Gedächtnis Hindenburgs

Gedenkfeiern im Rundfunk
DNB. Berlin, 1. Aug.
viM* deutsch« Rundfunk bringt in Abänderung
Slam" Ergänzung des bereits vorgesehenen Pro-
ken „Ms "m Freitag, den 2. August zum Geden-
Neral? Todestag des Reichspräsidenten Ee-
d°r ql^dmarschall v. Hindenburg in der „Stunde
Ni« -^Eion" um 20.15 Uhr die Dritte Sympho-
iEroica) von Ludwig van Beethoven.
^gesehene Sendung „Ein Arbeiter fährt
legt q, b" wird auf einen anderen Tag ver»
überAußerdem bringen alle deutschen Sender
ü°riReichssender Königsberg einen Funk-
bera a>""" Kranzniederlegung am Tannen-
»'-venkmal.
Fr«st?e* würdigen alle deutschen Sender am
b°n r? d?" 2- August in besonderen Sendun-
bink Person des Generalfeldmarschalls von
^°nburg.
Uhr Miller nächtlichen Gedenksendung von 22.20
e Mitternacht ruft der Reichssender
d«z , i" das Erlebnis des 2. August 1934 und
Selens,"gust 1914 in einer Folge noch nicht
D'^er Aufnahmen wach.
Erinnerungen an jenen Tag, da dem
w die Waffen in die Hand gezwun-
ziere d ", beschließt die Sendung O.H.L. Offi-
Eeneralstabes zeigen aus erlebter Ver-
^inps ""8 "UH einmal den Weg der schweren
bil,ch ^.""d Entscheidungen vom Kriegsaus-
b»m bitteren Ende. Mächtig und
ö'nde»^ ^gleich erhebt sich die Erscheinung
bildet Den Abschluß der Eedenksendung
^Usi nächtliche musikalische Parade. Das
Trauer"^ der Wachtruppe Berlin spielt die
t«i d«/^"de, die Heeresmärsche der Regimen-
KreiH "^Marschalles und den Großen Zapfen-
h. Ausstellung im Zeughaus
r5 Feldherrnbiisten für Tannenberg
,, DNB. Berlin, 1. Aug.
biiHtnts August wird das Zeughaus das Ge-
großen Toten in ganz besonders
hell« .^Eer Weise ehren. Zn der Ruhmes-
ßelltzi,. die 15 Feldherrnbiisten zur Auf-
s später dem Feldherrnturm in Tan-
^"s " Gepräge geben werden.
einem Meter hohen Sockel stehen
kn Sicheren Umkreis Les Rundbaues.

Mittelpunkt der Halle so ergreifend an den gro-
ßen Toten erinnert, erhebt sich jetzt zu Füßen
des Siegesengels die Büste Hindenburgs. Rechts
und links von ihm sieht man die Ludendorff-
und Mackensen-Büsten, zu beiden Seiten schlie-
ßen sich dann je sechs weitere Büsten an, nach
rechts die Generale v. Francois, v. Mülmann,
Brech* v. Pappritz, v. Morgen, von der Goltz.
Nach links sieht man neben Mackensen die
Büsten der Generale Otto von Below, Krahmer,
Hinter der Totenmaske Hindenburgs, die im

von Scholtz, von Schmettau, Breithaupt, Fritz
von Unger.
In dem Feldherrnturm gleich links neben dem
Eingangsturm werden die Büsten die gleiche
Aufstellung finden wie jetzt im Zeughaus. Am
Todestag von Hindenburgs werden von der
Eeneralverwaltung der Museen und der Ver-
waltung des Zeughauses sowie vom National-
verband Deutscher Offiziere Kränze an den
Ehrenstätten von Hindenburgs im Zeughaus
niedergelegt.


Reichspräsident Eeneralfeldmarschall von H indenburg, der Führer und Reichs-
kanzler sowie Ministerpräsident Göring bei der großen Feier im Tannenberg-
Ra t i o n a l d e »k m a l im August 1933, (Atlantik-

Hindenburg
i Zur 1. Wiederkehr seines
Todestages
Deutschland gedenkt Hindenburgs! In unserer
Erinnerung wird die Stund« lebendig, da vor
einem Jahr, am 2. August 1934, die Trauer-
kunde vom Tode des Generalfeldmarschalls und
Reichspräsidenten den Erdball um! eiste, als die
Flagge des Herrenhauses auf Gut Neudeck auf
Halbmast sank, als ganz Deutschland in banger
Beklemmung den Atem anhielt. Und es ist, als
ob Deutschland heute wiederum der Stimme sei-
nes getreuen Eckart lauschen wollte, als ob es
diese geliebte, feste, männliche, beruhigende,
gütige Stimme heute wiederum hören müsse, als
ob sie aus der Gruft im Feldherrnturm des Tan-
nenbergdenkmals zu treuer schicksalverbundener
Einigkeit mahnen wolle, wie sie es im Leben so
oft getan.
Im Geiste steht das deutsche Volk heute an
dieser Gruft im Tannenbergdenkmal, bei dessen
Einweihung Hindenburg das Wort sprach: „Es
sei eine Stätte, an der sich alle die Hand rei-
chen, welche die Liebe zum Vaterland« beseelt
und denen die deutsche Ehre über alles geht."
Damals am 18. September 1927 wandte er sich
auch feierlich vor aller Welt gegen die Kriegs-
schuldlüge, die jetzt in diesen Tagen der Präsi-
dent der französischen Republik wieder hat auf-
leben lassen wollen. So fällt die erste Wieder-
kehr von Hindepburgs Todestag in eine Zeit,
die erneut von wilden Krisen und Krisengerüch-
ten beunruhigt ist. Und so möge dieser Tag
nicht nur uns sondern auch den beunruhigten
Völkern und ihren Regierungen eine Erinnerung
sein. Mögen sie nocheinmal die Mahnung des
toten Marschalls hören, die er am 28. Juni
1928, dem 10. Jahrestag der Unterzeichnung des
Versailler Vertrages den Völkern zurief: „Wir
wissen uns eins mit allen Deutschen in der Zu-
rückweisung der Behauptung der alleinigen
Schuld Deutschlands am Kriege und sind der
festen Zuversicht, daß dem Gedanken eines wah-
ren Friedens, der nicht auf Diktaten, sondern
nur auf der übereinstimmenden und ehrlichen
Ueberzeugung freier und gleichberechtigter Völ-
ker beruhen kann, di« Zukunft gehört". Mögen
sie nun auf ihn hören, von dem vor Jahresfrist
der Nachruf der „Times" sagte, es sei in der
ganzen Weltgeschichte einmalig, daß kein einziger
General der siegreichen Heere bei den Sieger-
völkern eine solche Liebe genieße wie der Gene-
ral der Besiegten.
Das deutsche Volk aber, dem er gehörte, ge-
denkt heute all dessen, was es ihm verdankt und
was er war. In jahrelangem Ringen hat er die
Heimat vor den Schrecken des Krieges bewahrt,
hat beim Zusammenbruch, indem er „auf seinem
Posten" blieb, die drohende Katastrophe vom
Deutschen Reiche abgewendet, hat seinen Lebens-
abend dem Wohl seines Volkes geopfert und hat
sich dann nach dem Wort des Führers und
Reichskanzlers ein „unmeßbares Verdienst er-
worben durch die in seinem Namen geschlossene
Versöhnung der besten deutschen Vergangenheit
mit einer heiß erstrebten besseren deutschen Zu-
kunft", indem er „selbst endlich noch das Tor
der deutschen Erneuerung öffnete".
Das alles konnte er seinem Volke sein, weil
er der Mann war, zu dem das Volk auch in der
Zeit tiefster Zerrissenheit ein unerschütterliches
Vertrauen fassen konnte. Denn es sah in ihm
den Geist der Disziplin und Pflichterfüllung,
der Gerechtigkeit und untrüglichen Wahrheit,
den Geist einer von aller Ruhmsucht freien Ein-
fachheit, den Geist eines tief gläubigen Christen-
tums. Vor der Elaubensgröße Hindenburgs
traten die nicht aus der Welt zu schaffenden
Unterschiede der Konfessionen zurück, und er
durfte der Liebe und Dankbarkeit aller christ-
lichen Bekenntnisse sicher sein, als er dem
Reichsbischof seiner Religionsgemeinschaft das
Vermächtnis auftrug: „Sorgen Sie dafür, daß
Christus in Deutschland verkündet wird."
Der unauslöschlichen Liebe seines Volkes durfte
er gewiß sein, von dem der Führer und Reichs-
kanzler in der Trauerfeier im Reichstag gesagt
hat: „Wer seinem Volke so die Treue hielt, soll
selbst in Treue nie vergesse» fein-"
 
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