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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 211 - Nr. 220 (10. September - 20. September)
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Samstag, 14. September 19ZS

ro. Jahrgang / Ar. 2is

Appell der politischen Leiter
Rede des Führers vor seinen politischen Soldaten

Zeppelinwiese hielt der Führer nach der Begrü- diesem Eeneralappell zusammentreten wollen,
bung durch Dr. Ley eine Ansprache, in der er so halten wir fortgesetzt Appelle ab über die

Kampfes. Sie hat Euch Alte ausgebildet, die
ies der Bewegung, des Parteitages muk- in die Sckmle der

vn- Was hat uns hierher geführt, warum stehen
) werde nicht der. wir hier, warum werden wir im nächsten Jahr,
sondern ich werde s warum wird die deutsche Jugend jetzt und wie-
l es befohlen wird?
Nein, Weil das Herz es ihnen befiehlt! Eine
-vv-nN- innere Stimme es ihnen befiehlt! Weil sie an
-M aus Gedeih 'imd Verderb,"so wie ich "mit die Bewegung glauben und an ihre Führung!
Nicht einer hat Deutschland erobert, sondern alle Die Kraft des Idealismus hat allein
gemeinsam haben Deutschland erobert. Einer diese weltbewegenden Taten vollbracht. Was
.und ^Ihl—habt da^ butsche konnte ein Mann, der es als Einziger unter-
gegen eine Welt von Gegnern aufzutre-
ten, was konnte der erwarten? Ich habe es ge-
wagt, weil ich glaubte, den Herzschlag meines
Volkes zu kennen, und ich habe mich Nicht darin
getäuscht (Nichtendenwollender rauschender
Beifall und stürmische Heilrufe).
Wir, die wir in diesem Jahr als unser stol-
zestes Glück die Wiederherstellung
unserer einzigartigen Armee er-
leben durften (Brausende Zustimmung), wir
wissen es alle, ihre letzte und größte Stärke
findet sie im Volk, das sie trägt. Denn nie-
mand braucht nötiger den Idealismus als der
Soldat. Wenn je die Stunde, die schwere cnt-
scheidungs- und entsagungsvolle Stunde an sie
herantritt, was allein kann ihn dann halten:
nur das Wort Glaube, Idealismus. Man täusche
sich nicht! Alle sonstigen halben Mittel sind
klein gegenüber der Gewalt dieser Bestimmung,
dieser inneren Stimme.
So sind wir heute besonders glücklich, daß
wir in unserer Mitte zum ersten Mal die Ver-
treter und die Vertretung unseres neuen deut-
schen Volksheeres sehen. (Erneut stürmische Zu-
stimmung), des Heeres, aus dem wir alle einst
fast ausnahmslos hervorgegangen sind und dem
das deutsche Volk in Zukunft wieder seine
Söhne schenken wird, übergeben wird zu treuen
Händen, auf das sie wieder tapfere, ordentliche,
zuverlässige und sichere Menschen werden.
(Brausender Beifall.) Wir wissen, unser Heer
erzieht sie nicht zu einem kriegerischen Mili-
tarismus, so wenig wir es je getan haben. Es
erzieht sie nur zu zuverlässigen, anständigen
Volksgenossen, die sich in der Stunde der Not
und Gefahr in Treue mit der Nation verbunden
fühlen und wenn je das Schicksal sie vor die

DNV Nürnberg, 13. Sept.
Beim Appell der politischen Leiter aus der
ßung durch Dr^ Ley eine Ansprache,
u. a. folgendes ausführte:
Parteigenossen!
Wieder erfüllt uns das große Erleben des
höchsten Festes der Bewegung, des Parteitages
5» Nürnberg. Partei heißen wir uns und sind
doch Deutschland! Deutschland in seiner Einig-
keit, Deutschland in seinem neuen Willen, in
seiner neuen Lebensauffassung, und auch in sei-
ner neuen Tatkraft, Partei heißen wir uns, weil
dieses Deutschland in dieser Bewegung, in diesen

Tatkraft, Partei heißen wir uns, weil
tschland in dieser Bewegung, in diesen
Menschen seinen geistigen und willensmätzigen
Mittelpunkt besitzt. Es ist nicht möglich, 88 Mil-
lionen Kopf an Kopf an einem Platz zu ver-
. einen, und trotzdem stehen jetzt vor mir nicht
150 000 oder 180 000 Leiter der Nationalsozia-
listischen Partei, sondern in Euch steht jetzt vor
Mir Deutschland, das deutsche Volk. Denn dieses
deutsche Volk von heute, es hat nur Euren Wil-.
»en. Ihr seid ihm heute vorgesetzt als lebendige
Führung des Volkes.
' Wer dieses hier sieht und zum ersten Mal
steht, ohne den langen Kampf zu kennen, der
dem vorausging, der ahnt nicht, wie schwer es
Mar, das alles zu erreichen. Ihr aber, Ihr seid
lene Garde gewesen, die einst gläubigen Herzens
Mir folgte. Ihr seid meine ersten Anhänger ge-
wesen, die an mich geglaubt haben. Und Ihr

Freiheit als Ge-
mahrung finden. Und dazu sind wir National-
Mzralisten entschlossen! Wir glauben nicht, daß
unsere Entwicklung zu Ende ist, sondern im
Gegenteil, wir werden weiterarbeiten und wei-
terbilden und uns immer mehr würdig machen,
me ausschließlichen Machtträger des deutschen
-Volkes zu sein.
So geht der Kampf weiter, und wir
kommen in die Periode der zweiten großen Auf-
gabe der fortgesetzten Erziehung unseres Volkes
und der Ueberwachung unseres Volkes. Der Er-
Mung mit dem Zweck, uns alle und unser deut-
le? RE immer mehr in die Welt der natio-
nalsozialistischen Idee hineinzuführen, und der
Ueberwachung, um fortgesetzt wachsam zu prll-
M, daß nirgendwo ein Rückschritt oder gar ein
Verfall ftattfindet. Uns soll nicht das Schicksal

kann auch für alle jene eine Belehrung sein,
me so gerne eine Trennung vornehmen möchten ,
zwischen dem Führer und seiner Gefolgschaft, die durch den Appell an den inneren Instinkt und
uns gar keine durch den Appell an ihr Gewissen. (Starke
die Partei, ist das notwendig? Ich frage nicht,! wir nicht den Weg gefunden hatten zur Seele
stk das notwendig, sondern war das notwendig? unseres Volks!
Ein Feldherr ohne Offiziere und Soldaten, das Was hat um
konnte so manchem passen! Ich i
Feldherr ohne Soldaten sein, so ,
Euer Führer. (Tosende, nicht endenwol- de"/Wr" stehen? H
de Herkufe.) a?oi« mr»rr o.-» ->°
Für Mich serd Ihr d re p ol I t I sche n O ffi- ' '
zrere der deutschen Nation, mit mir verbun-
den auf Gedeih und Verderb, so wie ich mit -> .. - , - , „
Euch verbunden bin auf Gedeih und Verderb. (Die Hunderttavsende jubeln dem Führer zu),
^dweinsam haben TleutWan/ erobert. Einer diese weltbewegenden Taten vollbracht. Was
Volk gewonnen! Einer hat mit seinem Willen '
gesiegt, und Ihr habt gesiegt mit Eurem Wil-
ken. Einer stand an der Spitze vor dem Reich,
Und Ihr standet jeder an der Spitze des Kamp-
fes vor einem Gau oder einem Bezirk oder einer
Ortsgruppe, und überall war der Nationalsozia-
nst, der an der Spitze stand, besser als die Geg-
ner, die ihm gegenüberstanden! So wie der
Dauernde Erfolg eines Heeres nicht denkbar ist,
wenn ein genialer Chef des Stabes eine un-
tüchtige Armee besitzt, so ist es auch hier. Der
genialste Heerführer, er wird seine Gedanken und
Mane nur verwirklichen können, wenn er ein
ourch und durch dem Feinde überlegenes In-
strument besitzt. Und daß ich Deutschland er-
oberte, verdanke ich diesem Instrument, das in
Ar nationalsozialistischen Bewegung und in
'Yren Organisationen geschaffen wurde.
Ist nun dieser Kampf abgeschlossen? Die Er-
oberung der Macht ist ein Vorgang, der nie,!
Me beendet wird. Es ist keinem Volk in der
Geschichte die Befreiung geschenkt worden,
wird auch keinem Volk die Freiheit als
sthenk erhalten bleiben! Immer und immer
wuß dieses kostbare Gut seine fortgesetzt
Wahrung finden. Und dazu sind wir Na

der Welt treffen, die im Jahre 1918 abgelöst
wurde. So wie wir hier Jahr für Jahr zu

fortgesetzt Appelle
deutsche Nation. Und das ist notwendig. Ihr
seid ganz besonders vom Schicksal bevorzugt wor-
den. Denn Eure Schule war die Schule des

deutsche Jugend aber muß in die Schule der
Alten gehen. Zieht das Banner auf des Mutes,
der Opferwilligkeit, der Hingabe und paßt auf,
wer sich um dieses Banner schart, und die, die
von dem Banner angezogen werden, die sind be-
rufen, ein Volk zu führen und sonst niemand.
(Brausende Beifallsstürme.)
Sechzehn Jahre besteht nun uesere Partei, für
unsere Gegner sicherlich eine unerträglich lange
Zeit (Heiterkeit), für uns kaum ein Beginn,
denn wenn unsere Gegner glauben, das Ende
dieser Bewegung vielleicht doch noch erleben zu
können: sie haben noch nicht einmal den Anfang
erlebt! (Minutenlang anhaltender stürmischer
Beifall der Hunderttausende.)
Es gibt in Deutschland vielleicht einzelne
Menschen, die entweder diese Bewegung als
ein unbegreifliches Phänomen ansehen oder sich
überhaupt nicht klar werden über die Ursache,
weshalb das entstehen konnte, und noch weni-
ger klar über die Voraussetzungen, warum es
„ o-ü überhaupt entstehen mußte und weshalb es nie-
sest damit des deutschen Volkes gläubigste, mals mehr zugrunde gehen wird. Sie haben
' Neueste und beste Söhne gewesen. Und es ist nicht einen Hauch dieses Geistes verspürt, der
Mcht nur für Euch schön, an einem solchen Tag diese Bewegung beherrscht, sie haben nie etwas
einmal rm Jahr die Führer der gesamten Be- empfunden," von der Kraft des Ideals, sie sind
stbcn"dem L" kalt geblieben, sie glauben, daß ein Volk und
i-yen, oem t^yr iruer «cynr al anvertraut habt. —, , V ... , . , ,
, Cs ist gut, wenn wir uns so jedvs Jahr wie- Staat mchts anderes ist als °'nc tote Ma-
der einmal sehen können. Ihr den Führer, und lchme, die nur nach Vernunftsgestchtspunkten
der Führer Euch. (Tosende Heilrufe.) Das betrieben werden kann. Sie haben nicht ver-
* ' ' standen, daß diese 68 Millionen Menschen nie-
mals nach Befehl so zu regieren wären wie

härteste Prüfung stellen würde, tapfer und an-
ständig dann die Freiheit ihres Volkes vertei-
digen. Das ist der Sinn der Neuschöpfung un-
serer Wehrmacht. Nicht um Angriffskriege zu
führen ist sie entstanden, sondern um unser Volk
zu schützen und zu verteidigen, um nicht
Deutschland noch einmal in ein so trauriges Los
verfallen zu lassen, wie wir es hinter uns 15
Jahre lang ertragen mußten. Nicht um an-
deren Völkern die Freiheit zu nehmen, sondern
um unsere deutsche Freiheit zu schützen, deshalb
ist sie da. (Tosender Beifall). Diese Armee
aber sie wird umso natürlicher ihr schweres
Amt erfüllen können, je gesünder der junge
deutsche Mann ist, den sie von uns erhält.
Und das ist unsere Aufgabe mit, den deutschen
Mann politisch sauber un drein zu erziehen, so
daß er dann wirklich ein kraftvolles Glied un-
serer Volksgemeinschaft wird, und daß er auch
etwas in sich aufnimmt von diesem reinen gro-
ßen Idealismus, der die Zeit des Kampfs uM
die deutsche Freiheit beherrschte.
Denn solange dieser Idealismus in Deutsch-
land besteht, wird Deutschland nie vergehen!
(Die bis ins Innerste bewegten Hunderttau-
sende der politischen Leiter bereiten dem Füh-
rer eine stürmische Huldigung).

Sie Aei-M-si-ung
Aus allen deutschen Sendern
DNV. Berlin. 13. Sept.
Die R e i ch s t a g s s i tz u n g. die am S o n n-
tag um 21 Uhr in Nürnberg stattsindet,
wird auf alle deut sch en Sender Übe-
tragen.
Der Führer hei den Diplomaten
DNB. Nürnberg, 13. Sept.
Der Führer stattete heute den in Nürnberg
anwesenden Vertretern der Mächte im Salon-
wagen einen Besuch ab. Namens der in Nürn-
berg anwesenden Diplomaten sprach der pol-
nische Botschafter Lipski den Dank aus für die
Einladung und verband damit „die aufrichtigen
Wünsche für das Gedeihen des Deutschen Rei-
ches unter Ew. Exzellenz Führung".
Der Führer gab in seiner Antwort seiner
Freude über den Besuch der Vertreter der
Mächte auf dem Reichsparteitage Ausdruck mit
dem Wunsche, daß sie von Nürnberg die Emp-
findung mitnehmen, daß das deutsche Volk wirk-
lich innerlich geschlossen ist und daß das, was sie
in Nürnberg zu sehen Gelegenheit hätten, der
tiefinnerste Ausdruck des Wesens und der Emp-
findungen des deutschen Volkes sei.

Das abessinische Problem
Unterredung eines französischen Pressevertreters mit Mussolini

Italien und England
DNB. Paris, 13. Sept.
Ein Mitarbeiter der politisch-literarischen
Wochenzeitschrift „Eringoin" hatte Gelegenheit,
sich vor wenigen Tagen mit dem Duce über die
augenblickliche Lage unter besonderer Berücksich-
tigung der Haltung Englands zum ita-
lienisch-abessinischen Streitfall zu unterhalten.
Man habe den Eindruck, so schreibt er, als ob
Mussolini seine Pläne erst nach sehr reif-
licher Ueberlegung gefaßt habe, und als
ob ihn jetzt nichts mehr von seinem Vorhaben
abhalten könne. Er sei sehr gerührt von der
Sympathie, die ihm die französische Öffentlich-
keit entgegenbringe, und die seiner Auffassung
nach der Ausdruck von Intelligenz und gesun-
dem Menschenverstand sei. Die Franzosen, so
habe Mussolini ihm erklärt, verständen in ihrer
großen Mehrheit seine Absichten und hießen sie
gut. Italien habe mehr als jedes andere Land
Kolonien nötig. Es hätte bereits sofort nach
dem Kriege neue Kolonialgebiete erhalten sol-
len: aber ungerechterweise habe es keine bekom-
men. Abessinien, das sich wie ein Keil zwischen
die beiden afrikanischen Besitzungen Italiens,
Eritrea und Somaliland, einschiebe, stelle das
berufene Ausdehnungsgebiet für Italien dar.
Auf die Frage des Berichterstatters, wie die
Meinungsverschiedenheiten zwischen Italien und
England zustandegekommen seien, erwiderte der
Duce, er habe die Londoner Regierung leit lan-
gem von seinen Plänen unterrichtet. In einer
Note vom 29. Januar habe er der englischen
Regierung diese Pläne in allen ihren Einzel-
heiten dargelegt und seither in aller Öffent-
lichkeit die für ihre Verwirklichung notwendigen
Maßnahmen ergriffen. England habe also bis
ins Einzelne alles gekannt, was Italien vorzu-
nehmen beabsichtigt habe, und es wäre für die
Londoner Regierung ein leichtes gewesen, schon
vor Monaten ihre Einwände geltend zu machen.
Der Berichterstatter schreibt dann weiter, daß
er eine hochgestellte italienische Persönlichkeit,
die täglich mit Mussolini zusammen sei und da-
her die Ansichten des Duce genau kenne, gefragt
habe, warum die englische Regierung solange
gebraucht habe, um ihren Standpunkt darzule-
gen. Von dieser Seite sei ihm folgende Erklä-
rung gegeben worden: England wünsche einmal
nicht, daß Italien sein Kolonialreich vergrößere,
besonders aber nicht in Abessinien, weil dies
ein Teil Afrikas sei, den es sich selbst Vorbehal-
ten habe. Hierüber seien sich alle englischen
Kreise einig. Schon seit langem habe sich keiner-
lei koloniale Vergrößerung vollziehen können,
ohne daß England seine Zustimmung gegeben
oder vielmehr „verkauft" habe. Dies sei ein un-
umstößlicher Grundsatz der englischen Diploma-
tie, der im Laufe der Jahre nur eine einzige
Ausnahme gekannt habe, als nämlich Frankreich
unter Karl X. die Eroberung Algeriens in An-
griff nahm. Zum erstenmal müsse England jetzt
merken, daß es seinem Widerstand nicht gelinge
und nicht gelingen werde, Italien aufzuhalten.
Daher komme die Unzufriedenheit und Verärge-
rung. Es mißfalle England, daß Frankreich und
Italien, die seit langem im Mittlmeer Rivalen
waren, nach der Regelung ihrer Meinungsver-

schiedenheiten sich auch in der abessinischen Frag«
geeinigt hätten.
Der Berichterstatter erklärt dann, daß er nach
seiner Unterredung mit Mussolini den festen
Eindruck habe, daß Italien auf alle Fälle und
mit eigener Kraft seine Pläne in Abessinien
durchführen werde. Je mehr man sich mit die-
sem Gedanken vertraut mache, umsomehr Ent-
täuschungen und umsomehr Zeitverlust werde
man sich ersparen. Selbst eine Art Völker-
bundsmandat werde Mussolini heute nicht
mehr genügen. Gewisse Zugeständnisse, dis
er vor einigen Monaten noch angenommen
hätte, seien heute ungenügend. Der Duce habe
seine Aufmerksamkeit auf die Unkosten ge-
lenkt, die die Vorbereitungen bereits verursacht
hätten, und er wolle auf keinen Fall, daß diese
Ausgaben „unproduktiv" blieben. Er habe
Mussolini die Frage vorgelegt, ob er nach einem
ersten und entscheidenden militärischen Erfolg
in Abessinien bereit sein würde, mit den übri-
gen interessierten Mächten über die zukünftige
politische Gestaltung Abessiniens zu verhandeln.
Der Duce scheine bis zu einer gewissen Grenze
dazu bereit zu sein. Sollte England aber gleich
zu Beginn den italienischen Plänen entschlosse-
nen Widerstand entgegensetzen, so müsse man
die schlimmsten Verwicklungen, um nicht zu sa-
gen Katastrophen erwarten.
Der Berichterstatter selbst kommt sodann zu
der Schlußfolgerung, die für Frankreich be-
stimmt ist, Italien gehöre zu den stärksten Mi-
litärmächten Europas, und Frankreich dürfe
und könne sich nicht mit ihm überwerfen, weil
es sich dann sofort „Deutschland zuwen-
d e n" würde. Er habe den festen Eindruck, daß
Italien entschlossen sein Ziel verfolgen werde,
selbst aus die Gefahr hin, mit England in einen
Krieg verwickelt zu werden.
Addis Abeba rechnet mit Krieg
DNB. Addis Abeba. 13. Sept.
Die Ansicht hiesiger politischer Kreise geht da-
hin, daß trotz der Bemühungen des Völkerbun-
des und Englands Italien am 26. September
den Krieg beginnen werde. Man rechne damit,
daß England in die kriegerische Aktion ver-
wickelt werden dürfte und daß sich der Schwer-
punkt des Krieges nach Aegypten verlagern
werde.
Die Gattin des englischen Gesandten hat
größere Sendungen von Verbandsstoffen für das
abessinische Rote Kreuz angefordert. Der italie-
nische Gesandte beantragte bei der abessinischen
Regierung militärisches Geleit für die nach
Addis Abeba berufenen Konsuln.
Eine Aeutzerung Hulls zur Laval-Rede
DNB- Washington, 14. Sept.
Staatssekretär Hüll erklärte in einer Presse-
besprechung, die Rede des französischen Minister-
präsidenten Laval in Genf stehe in eindrucksvol-
ler Harmonie mit der die ganze Welt umfassen-
den Friedensbeweauna.
 
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