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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 161 - Nr. 170 (13. Juli - 24. Juli)
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Wissenschaft und Kunst / Aus -er Welt -er Frau / Die Lelestun-e

Wzer Sole

Montag, is. Juli 1SZS

70. Jahrgang/Ar. 162

Bedeutung und Aufgaben der presse im Staat
Lan-estagüng -er ba-lfchen Presse tu Hei-elbrrg / Be-eutsame Re-e -es Norsttzen-en -es Reichsverdan-es und -es Relchsstatthalters

Anstatt
Heidelberg, 14. Juli. Reger Fremdenverkehr
^herrscht das Straßenbild. Die Stadt zeigt
sich im prächtigen Flaggenschmuck in den
Reichs- und Stadtfarben. Ein leichter Wind
öswegt das Fahnenmeer und golden leuchtet
die liebe Sonne ins schöne Neckartal. — Wirk-
lich «in reizvolles Bild! So grüßt das an kul-
tureller und geschichtlicher Tradition wie an
Gemüt so reiche Alt-Heidelberg seine nach Tau-
senden und Überlaufenden zählenden Gäste,
bie zum Besuche der ReichsfestspiÄe kommen,
^er Sonntag brachte deren Eröffnung und es
kein Zufall, daß an diesem Tage auch die
oadischon Schriftleiter in Heidelberg ihre Lan-
bestagung abhielten. Sie gewann ganz be-
sondere Bedeutung durch die Anwesenheit und
Rusprockn des Reichsstatthalters Rodert Wag-
"sr. Für die BerufIkameraden von größtem
Interesse waren auch die Ausführungen des
Leiters des Reichsverbandes der deutschen
Presse, Hauptmann a. D. Weiß.

Schon am Samstag hatten sich zahlreiche
Schriftleiter aus allen Teilen des Gaues Ba-
den in Heidelberg eingefunden. Ihr Besuch galt
in erster Linie der Thingstätte auf dem Heili-
gen Berg. Dieses wuchtige Denkmal des Drit-
ten Reiches, das unter sachkundiger Führung
besichtigt wurde,'machte tiefen Eindruck.
*
Nach 20 Uhr traf man sich auf der Molken-
kür zu einem
Kameradschastsabend,
an dem auch die Damen teilnahmen. Durch
Vorträge und Lieder kam der urwüchsige Pfäl-
zer Humor voll zur Geltung. Viel Aufmerk-
samkeit und Interesse fanden die Vorführungen
der Badischen Mode-Werkstätte und Mode-
schule, die unter der Leitung von Frau Emmy
Schoch (Karlsruhe) steht. Man schaute Kleider-
schöpfungen, die — aus heimischen Erzeugnis-
sen hergestellt — dem deutschen Lebensstil ent-
sprechen und auch dazu anregen sollen, alte
Handfertigkeiten wieder auifleben zu lassen. Der
ausgezeichnet verlaufene Abend gab auch Ge-
legenheit zum Schwingen des Tanzbeines.
Am Sonntag vormittag fand im großen
Rathaussaale zunächst eine

Landesverbandsleiter seine mit lebhaftem
Beifall aufgenommenen Darlegungen aus-
klingen, soll sein: Vertiefung der nationalso-
zialistischen Haltung und Gesinnung!
Es folgte der
Bericht des Landeskassenwarts Ernst
Stolz,
worauf der inzwischen eingetroffene und vom
Bezirksvorsitzenden Pg. Bretz begrüßte Lei-
ter des Reichsverbandes der deutschen Presse,
Hauptmann a. D. Weiß,
das Wort ergriff, um zu einigen praktischen
Fragen Stellung zu nehmen. Er unterstrich,
daß der nationalsozialistische Staat Wert dar-
auf lege, eine gute, solide und zielbewußte
Hsimatprelle zu haben. Die äußere Gleich-
schaltung genüge nicht, es müsse dazu das in-
nere Bedürfnis kommen, alles für den neuen
Staat einzusetzen. Mit den revolutionären
Bestimmungen des Schriftleitergesetzes, dem
modernsten Gesetz, wie es Dr. Goebbels be-
zeichnete, sei ein neuer Geist in die Presse
eingezogen. Im Auslande beginne man be-
reits dem Gesetz Beachtung zu schenken, das
einmal Vorbild werden dürfte.
Die Ausführungen des Reichsverbandslei-
ters fanden lebhafte Zustimmung.
Nachdem "der stellvertretende Leiter des

Arbeitstagung

statt. Der Saal war mit dem Banner der na-
tionalsozialistischen Revolution und Lorbeer
Ausgeschmückt. Vom Podium grüßte die Büste
Adolf Hitlers.
Der Vorsitzende der Bezirksgruppe Unter-
baden, Pg. Bretz, der die Tagung leitete,
begrüßte die Berufskameraden und erteilte
buch einigen geschäftlichen Mitteilungen das
^ort dem Landesvcrbandsleiter Pg. Adolf
Schmid, der über

und erörterte dann einzelne BerufÄragen,
um mit der Aufforderung an die Berufska-
meraden zu schließen, daß ein jeder mit un-
erhörtem Eifer an sich selbst arbeiten soll, um
der Zeitung ein eigenes Gesicht zu geben.
Das unablässige Streben Aller, so ließ der

Landesverbandes Württemberg-kwhenzollern,
Pg. D r e w i tz - Stuttgart, die Grüße seiner
Berbandskameraden überbracht batte, erklärte
Pg. Bretz die Arbeitstagung für beendet.
Nunmehr erschien Reichsstatthalter Robert
Wagner im Saal. Mit ihm kamen Mini-
ster Dr. Schmittbenner, Oberbürgermeister
Dr. Neinhaus und der Geschäftsführer der
Reichskultnrkamnier, Pg. Franz Moraller.
Es begann sofort die

Festsitzung

ble Entwicklung -tsLan-esM-an-es
Bn-en
^richtet?. Seit der letzten Landesverbandsta-
llstug im früheren Landtagsgebäude vor zwei
Mhren, so führte er aus, hat die Struktur
deutschen und badischen Presse eine gründ-
iegende Wandlung erfahren. Es wurde da-
mals die Gleichschaltung des alten Landesver-
bandes vollzogen. An die Spitze trat meist
"ovgänger Pg. Franz Moraller, der die Auf-
stabe hatte, die gesamte badische Presse auf
muen großen gemeinsamen Nenner im Sinne
^er Bejahung des nationalsozialistischen Staa-
ts .zu bringen. Es bandelte sich darum, eine
uationolsazialistische Staatspresse zu schaffen,
sich rückhaltlos bekennt zu den Forderun-
gendes neuen Staates. Die marxistischen Zei-
tungen verschwanden, ihre Schriftleiter wur-
k°st aus dem Landesverband ausgestoßen. Die
geistige Umstellung der Presse nach der Macht-
ergreifung war nicht leicht, wenn man be-
»E, daß die Zeitungen im alten System
Een möglichen Parteien und Interessengrup-
pen dienten. Und dieser Prozeß ist und kann
stoch nicht abgeschlossen sein. Das Zeitungs-
sterben liegt im Zuge der Entwicklung.
^Gine entscheidende Wendung brachte das
^chriftleiterges-etz vom 4. Oktober 1933. Da-
mit wurde dem Landesverband eine neue
Grundlage gegeben. Die Eintragung in die
Avufsliste bedingte die gesetzliche Mitglied-
nhaft, während die Zugehörigkeit zum alten
^stmdesverband eine freiwillige war. Der Be-
rufsstand der Schriftleiter wurde auf eine
beue höhere Ebene gehoben, dem Landesver-
das Prüfungsrecht der fachlichen, poli-
Achen und moralischen Voraussetzungen zum
^eruf, sowie das Berufsgerichtswesen über-
ragen. Daraus ergab sich für ihn eine reiche
Mlle von Arbeit. Allen, die bei der Ausstel-
ststng der Berufsliste mitgewirkt haben, sprach
"M: Landesverbandsleiter seinen Dank aus.
, teilte anschließend mit, daß der Landes-
r°"rld heute 475 Mitglieder zählt, darunter
stw 2(X> hauptberuflich tätige Schriftleiter,

die mit dem Vortrag eines Streichorchesters
eingeleitet wurde.
Landesverbandsleiter Pg. Schmid be-
grüßte die zahlreichen Ehrengäste, unter de-
nen man außer den bereits genannten Perisöw
lichkeiten auch den Vorsitzenden des Zeitungs-
verlcgerverbandes, Verlagsdirektor Münz,
den Vorsitzenden des Zeitschriftenverlegerver-
bandes, Fritz, ferner die Vorsitzenden der
benachbarten Landesverbände Pfalz, Württem-
berg und Hessen im R. d. P., sowie die Zei-
tungswissenschaftlichen Fachschaften Heidelberg
und Freiburg bemerkte. Der Reichsstatthalter,
so erklärte der Landesverbandsleiter, unter-
streiche mit seiner Anwesenheit die Bedeutung,
die der nationalsozialistische Staat der Presse
beilege.
Hierauf nahm
Mrbüwrlmisttr Dr. NEaus
das Wort zur B e g r ü ß u n g s an s p r a ch e
Er erinnerte an die Vergangenheit Heidel-
bergs, die wie kaum anderswo in deutschen
Landen in sichtbaren Zeugnissen von Glanz
und Zerfall, von deutscher stolzester Freude
und tiefsten Leid zu berichten vermag. Diese
Stadt wisse auch, daß sie vor allem und
immer wieder der Gegenwart neuer deut-
scher Volkswerdung verhaftet und freudig ver-
pflichtet ist. Aus dieser Ueberzeugung seien
allen Schwierigkeiten zum Trotz in den zwei
kurzen Jahren, die nach der nationalsozia-
listischen Revolution ins Land gegangen sind,
zwei große Baudenkmale entstanden, der
Ehrenfriedhof und die Thingstätte. Sie
seien ein Ausdruck nationalsozialistischen
Glaubens und Wollens und wollten den
zahlreichen Gästen der Stadt aus fremden
Ländern greifbar beweisen, daß die neue
nationalsozialistische Front der Arbeit der
Stirn und der Faust dem friedlichen kulturel-
len Aufbau zugewendet ist. Und durch die
Reichsfestspiele werde die beseelte Geschichte
mit der Gegenwart zu einem lebendigen
Bunde verschmolzen. An dieser Gegenwart,
sei es in Politik oder Presse, sei es in Kul-
tur oder Wirtschaft heute irgendwie mitzu-

gestalten, sei höchste Verpflichtung und
stärkste Beglückung zugleich.
Die Stadt Heidelberg, so versicherte der
Oberbürgermeister, werde ihrer Zukunfts-
aufgabe, nahe der westlichen Grenze her-
vorragendstes Bollwerk deutschen Geistes und
Trägerin einer besonderen kulturpolitischen
Sendung zu sein, mit Entschlossenheit und
Zuversicht entgegengehen. Wenn im nächsten
Jahre die Universität ihr 550jähriges Be-
stehen feiert, dann fall man in einer großen
Schau zusammengefaßt finden die reichen
Schätze Heidelbergs in Vergangenheit und
Gegenwart. Es will diese Schätze in den
Dienst des neuen deutschen Werdens stellen,
in den Dienst des Führers un der Bewegung,
in den Dienst deutschen Volkstums und der
Abwehr fremder Geistesmächte. Hierfür er-
bitte der Oberbürgermeister die Hilfe des
Reichsstatthalters und die Unterstützung der
Presse, auf die jede kommunalpolitische Ar-
beit vor allem in dem weiten Gebiete des
kulturellen Lebens immer wieder angewie-
sen ist.
Nachdem der starke Beifall verklungen
war behandelte Neichsverbandsleiter
Sauvlmmin a. S. Weiß
in großen Zügen das Thema: „Der Reichs-
verband der deutschen Presse".
Hauptmann Weiß gab zunächst feiner
Frmde darüber AusdMck, daß es Hm vergönnt
sei, an der Tagung des Landesverbandes Ba-
den teilnghmen und in dem Gau zu Gast sein
zu können, der unter der bewährten Leitung
seines Gauleiters die Wacht an der Südwest-
-grenze des Reiches in vorbildlicher natioyal-
sozMiftischer Weise übernommen hat. Haupt-
mann Weiß daükte Oberbürgermeister N e in-
h « « s Mr die herzlichen Worte der Begrüßung

und machte dann einige grundsätzliche Ausfüh-
rungen über
Dir Ctrllmg -er Prrssr im national«
sozialistischen Staat
Er führte u. a. ans:
Als vor zwei Jähren die deutsche Presse im
Wege der nationalsozialistischen Revolution
gleichgeschaltet wurde, da befanden sich dieje-
nigen im Irrtum, die glaubten, mit dem Vor-
gang der Gleichschaltung sei auch die Revolu-
tion für die deutsche Presse beendet. Wie falsch
das war, können am besten die Leute ermes-
sen, die heute noch in der Arbeit stehen und
den geistigen Umwälzungsprozeß im deutschen
PreüsewÄsen durchführen. Dsr Rckdner erinnert«
an die Vorstellungen, die jahrzehntelang mit
dem Begriff „Zeitung" verbunden waren, und
mit denen aufgeräumt werden mußte. Wir
müssen uns daran gewöhnen, diesen Begriff
von Grund auf zu ändern. Heute ist die Presse
nicht mehr Selbstzweck. Das war die libeva-
listische Auffassung, die jede Autorität ablehnte.
Die nationalsozialistische Presse geht von dem
umgekehrten Grundsatz aus. Die Ereignisse des
öffentlichen Lebens der Nationen werden zum
Subjekt ihrer Arbeit. Die heutige Pressepolitik
richtet sich danach, ivas der Nation nützlich ist
und was ihr schadet. Wenn die Presse nicht
mehr Selbstzweck sein kann, dann muß sich das
Verhältnis der in ihr arbeitenden Menschen
zum Staat entscheidend ändern. Die Stellung
des Schriftleiters glich früher dem eines Vir-
tuosen der Feder, der heute für den und mor-
gen für jenen schrieb.
Die nationalsozialistische Bewegung hat
damit durch das Schristleitergesetz aufge-
räumt und den Schriftleiter zum Träger
einer öffentlichen Aufgabe der Nation
verpflichtet und das innere Verhältnis
des nationalsozialistischen Schriftleiters
zum Staat neu geregelt.
Er wurde einer neuen höheren Autorität un-
terworfen, der nationalsozialistischen Staats-
idee. Das Schristleitergesetz hat den Schrift-
leiter von allen privatkapitalistischen Bindun-
gen befreit und ihn in den Dienst der Nation
gestellt. Es ist nun die Aufgabe, einen neuen
Schristleiterstand aufzubauen, der sich der Ver-
antwortung im nationalsozialistischen Staate
bewußt ist. Die Lösung dieser Frage kann nicht
von heute auf morgen erfolgen, sie erfordert
die Arbeit einer Generation. Und sie kann nicht
von denen geleistet werden, die früher die Trä-
ger der Presse der liberalistischen Zeit waren,
sondern nur von Menschen, die den National-
sozialismus innerlich erlebt und erkämpft
haben. Nicht die gleichgeschalteten Vertreter
zusammengebrochener Systeme können diese
Arbeit leisten, sondern
nur Menschen, die selbst im Besitz der
neuen Weltanschauung sind.
Unsere Aufgabe besteht darin, aus dem deut-
schen Journalisten einen Menschen zu machen,
der seinen Beruf auf der festen Grundlage der
nat ionalsoz ialistisch en Weltanschauung ausübt.
Die deutsche Presse muß sich frei machen von
dem Gedanken einer „gottgewollten" Gegen-
sätzlichkeit der Presse gegenüber dem Staat.
Diese Vorstellung hat die Presse jahrzehntelang
beherrscht, aber wir müssen sie überwinden^
Wir können uns Nicht der Gefahr aussetzen,
daß die Presse bei der ersten Belastungsprobe
jämmerlich versagt. Wir wollen aber keine
ewige Kontrolle der Presse durch Polizeiorgane,
wir wollen, daß die Presse auch dann sich be-
währt, wenn sie nicht unter Kontrolle steht.
Wir wollen einen Schristleiterstand, der di«
Aufgaben gegenüber dem Staate erfüllt, nicht
weil er sie erfüllen muß, sondern weil er sie
erfüllen will. Das ist keine Aufgabe für bür-
gerliche Menschen, sondern für ganze Kerl«
und charaktervolle Menschen.
Wie die Stellung des Schriftleiters, so muß
auch die Verlagspolitik im deutschen Zei-
tungswesen entscheidend geändert werden.
Die Gefahr/daß neue, dem nationalsozialisti-
schen Staat unerträgliche Tendenzen sich durch-
setzen. wäre geblieben, wenn nicht das
 
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