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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 211 - Nr. 220 (10. September - 20. September)
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Pfälzer Sole

Donnerstag, 19. September 193S

7». Jahrgang / Nr. 219

Krieg oder Frieden um Oflafrika?
Die Vorschläge vom Fünferausschuß endgültig angenommen

Strenge Geheimhaltung
DNB. Gens, 18. Sept.
Die Vorschläge zur Regelung des italienisch-
abessinischen Streits sind vom Fünferausschutz
heute vormittag endgültig angenommen worden.
Ueber den Inhalt der Vorschläge verlauten
hier gewisse Einzelheiten, die jedoch angesichts
ber strengen Geheimhaltung des Pla-
nes mit Vorbehalt aufzunehmen sind. Der Plan
soll von dem Grundsatz einer finanziellen, wirt-
schaftlichen und verwaltungsmäßigen Hilfelei-
stung für Abessinien ausgehen. Diese Hilfe soll
unter der Aufsicht des Völkerbundes zum Zwecke
her Modernisierung des abessimschen Staats-
wesens gewährt werden. Die Spitze dieser Orga-
nisation, die auf eine internationale Regierung
hinauslaufen würde, soll der vom Völkerbunds-
rat zu ernennende Oberste Berater bilden. Ihm
Und den ihm untergebenen Beamten soll eine
internationale Polizeitruppe zur Verfügung
stehen, jedoch soll vorgesehen sein, daß weder der
Oberste Berater noch seine beiden Stellvertreter
einer der drei angrenzenden Mächte angehören,
also weder Franzosen, Engländer oder Italiener
sein dürfen. Der gleiche Grundsatz soll für die
Zusammensetzung der internationalen Polizei
gelten. Während so eine politische und militä-
rische Kontrolle über Abessinien ausgeschlossen
wäre, sollen im Rahmen dieses Kollektivman-
dats die wirtschaftlichen Bedürfnisse Italiens
weitgehend berücksichtigt werden. Auch wird von
einem gebietlichen Ausgleich im Süden und im
Osten Abessiniens gesprochen, wobei daran ge-
dacht sein soll, Abessinien gegen die Abtretung
der Provinzen Ogaden und Danakil einen Ee-
bietsstreifen entlang der englisch-französischen
Somaligrenze mit Zeila und Dschibuti zuzutei-
len. Diese territorialen Fragen sollen jedoch bis
Zur Annahme des Planes als Erörterungs-

Zum gleichen Gegenstand heißt es in der
„Times", bisher seien nur einige wirtschaftliche
Sühnemaßnahmen erörtert worden, außerdem
aber sei es zu einer unformellen Aussprache
zwischen Sachverständigen über Verteidigungs-
maßnahmen gekommen, die im äußersten Falle
in bestimmten Gegenden notwendig werden
könnten.
Laval sei wahrscheinlich nicht gewillt, über
rein wirtschaftliche Maßnahmen hinauszugehen.
Man glaube sogar, daß er Italien ein Verspre-
chen in diesem Sinne gegeben habe.
Beschlüsse des italienischen Ministerrats
Die Entscheidung aus Samstag vertagt
Neue Anleihe und Erhöhung der Umsatz- und
Vermögenssteuer
DNB. Nom, 18. Sept.
Der heutige italienische Ministerrat hat
sich entgegen der ursprünglichen Erwartung
nicht von neuem in grundsätzlicher Weise mit
dem italienisch-abessinischen Konflikt befaßt.
Der nächste Ministerrat wird am kommenden
Samstag zu einer neuen Sitzung und voraus-
sichtlich zur Stellungnahme zu den Genfer Ver-
handlungsergebnissen zusammentreten.
Unter den zahlreichen im heutigen Minister-
rat genehmigten Gesetzentwürfen sind dem Ver-
nehmen nach auch weitere wichtige Finanz-
maßnahmen enthalten .
*
DNB. Rom, 18. Sept.
Der wichtigste Beschluß des heutigen Minister-
rats betrifft die Auflegung einer inneren
Anleihe, deren Ertrag, wie es in dem amt-
lichen Bericht heißt, für die Verteidigung der
italienischen Kolonien bereitgestellt wird. Die

Anleihe wird zum Zinssatz von 5 v. H. und zum
Kurs von 95 ausgegeben.
Der Termin für die Auflegung und den
Schluß der Zeichnungsliste wird noch bekannt-
gegeben.
Außerdem hat der Ministerrat zum Ausgleich
der zu erwartenden Unterbilanz im laufenden
Rechnungsjahr die Erhöhung der Umsatz-
steuer und der Vermögen st euer, sowie
eine Erhöhung des Tarifs der Eisen-
bahn- u. Lastkraftwagentransporte
genehmigt.
Eine amtliche Mitteilung
» DNB.. Nom, 18. Sept.
Zu der am Mittwoch vom Ministerrat be-
schlossenen Erhöhung verschiedener Steuern sowie
zu der Einführung einer Gebühr auf den Last-
kraftwagenverkehr und der Heraufsetzung der
Bahnfrachttarife wird in einer amtlichen Mit-
teilung erklärt, die Regierung hoffe, mit diesen
Maßnahmen schon im laufenden Rechnungsjahr
den zu erwartenden Fehlbetrag derart herab-
setzen zu können, daß der Voranschlag für das
neue Rechnungsjahr 1936/37 in Ein- und Aus-
gaben ausgeglichen vorgelegt werden kann. Die
von der Bevölkerung verlangten Opfer, die un-
ter den wirtschaftlichen Verhältnissen des vori-
gen Jahres allzubelnstend gewesen seien, könn-
ten unter den heutigen Verhältnissen bei ver-
ringerter Arbeitslosigkeit und Wiederbelebung
von Industrie, Handel und Landwirtschaft gefor-
dert werden.
Mit der neuen inneren Anleihe will die ita-
lienische Regierung zeigen, daß sie zu einer Zeit,
wo sie vorübergehend die Gewinne aus Indu-
stri'epapieren beschränke, nicht im geringsten
zögere, den Sparern, die zur Staatsanleihe Ver-
trauen haben, durch Erhöhung des Zinssatzes
eine besondere Vergünstigung zu gewähren.

Dem Erntedankfest entgegen
Nach dem glanzvollen Verlauf des Nürnberger
Reichsparteitages rüstet das deutsche Volk zum
Erntedankfest 1936. Es ist nicht der Bauer allein,
der diesen Tag am 6. Oktober begehen wird, es
find alle Stände in Stadt und Land, die sich zum
Erntedank vereinigen werden. So weit die deut-
sche Scholle reicht, werden Veranstaltungen und
Feiern in Kirchen und Festsälen, in Bauern-
höfen und Siedlerftellen stattfinden- Im Mittel-
punkt aber ist das große Erntedankfest auf
dem Bückeberg im Weserlande. Zum dritten
Male findet diese einzigartige Kundgebung statt.
In Deutschland besitzt das Bauerntum einen
alten und festen Urgrund. Was geeignet schien,
die Bodenständigkeit der Landbevölkerung zu
gefährden, ist durch die Maßnahmen der natio-
nalsozialistischen Regierung beseitigt worden.
Wenn der Arbeiter im neuen Deutschland sein«
Ehre Wied erfand, wenn der Arbeitsdienst zu
einer Ehrensache der Nation erklärt worden ist,
so versteht es sich von selbst, daß der Bauernstand
als der Jungbrunnen unseres Volkstums und
als der Erhalter seiner Nahrungsgrundlage in
ganz besonderer Weise die Würdigung und An-
erkennung des Staates findet. Und in der Tat
ist gerade auf diesem Gebiet der Nationalsozia-
lismus am reinsten und folgerichtigsten durch-
geführt worden.
Die Arbeit des Bauern war in den letzten
Jahren noch schwerer als sonst. Eine Rekord-
ernte wie 1930 war infolge der Ungunst des
Wetters nicht mehr erzielt worden. 1934 hatten
wir sogar, wie der Führer und Reichskanzler in
Nürnberg offen darlegte, eine schlechte Ernte.
Trotzdem hat es gereicht und trotzdem hat der
Reichsnährstand mit ganzer Kraft die Erzeu-
gungsschlacht für das nun abgeschlossene Wirt-
schaftsjahr durchgeführt. Wenn auch jetzt wieder
stellenweise über die Dürre zu klagen war, so hat
die Getreideernte doch einen wesentlich besseren
Ertrag gebracht als 1934. Die Viehzucht litt
unter den Folgen der schlechten Futterernte des

Englands Flotte im Mttelmeer

grundlage offen bleiben.
Abessinien prüft die Vorschläge des Fünfer-
Ausschusses
DNB. Addis Abeba, 18. Sept.
Die abessinische Regierung unterzieht gegen-
wärtig die Vorschläge des Fünfer-Ausschusses
einer eingehenden Prüfung. Es verlautet, man
sei der Auffassung, daß diese Vorschläge den letz-
ten Vorschlägen Abessiniens fast gleichkämen
Und daher annehmbar erschienen.
In der britischen Gesandtschaft wer-
den umfassende Vorsichtsmaßnahmen
getroffen. Einige Gebäude wurden mit Schieß-
scharten und anderen getarnten Verteidigungs-
Mitteln versehen. Eine im Ausland verbreitete
Meldung, wonach die Kaiserin die Hauptstadt
verlassen haben soll, hat sich als unzutreffend
herausgestellt. In Addis Abeba laufen ständig
Nachrichten ein, nach denen an der Grenze von
Eritrea große italienische Truppenbewegungen
beobachtet werden.
Sühnemaßnahmen gegen Italien?
Streng vertrauliche Besprechungen
DNB. London, 18. Sept.
Pressemeldungen aus Genf zufolge sind dort
streng vertrauliche Besprechungen über die
Frage der Anwendung von etwaigen Sühne-
Maßnahmen gegen Italien geführt werden. Die
Anregungen hätten sich aber nur auf wirtschaft-
liche Sühnemaßnahmen bezogen.
Dabei soll, wie Reuter berichtet, eine inter-
nationale Autorität erklärt haben, Oesterreich
habe die Schlüsselstellung. Angenommen, es sei
Möglich, zu verhindern, daß Italien auf dem
Seeweg bestimmtes Material erhalte, dann liege
die Frage der Belieferung vom Lande her über
Frankreich, die Schweiz, Oesterreich und Jugo-
slawien nahe. Wenn Frankreich und Jugo-
slawien Sühnemaßnahmen zustimmen würden,
die Haltung Oesterreichs aber ungewiß bleibe^
dann würde die Schweiz keinen Schritt tun kön-
nen. Die Stellung der Schweiz sei besonderer
Art, da dieses Land in erheblichem Matz auf
den Handel mit Italien angewiesen sei. Gemäß
ihren Neutralitätsrechten nehme die Schweiz
Vicht an militärischen Maßnahmen teil und ge-
statte keine Truppenbewegung durch ihr Gebiet.
.Nach englischer Auffassung ist aber nicht recht
Mnzusehen, was die Schweiz gegen wirtschaft-
liche Sühnemaßnahmen vorzubringen habe.

Die britischen Flottenansammlungen
DNB. Kairo, 18. Sept.
Di« britischen Flottenansammlun-
gen im Mittelmeer und im Roten
Meer sind im vollen Gange. Insgesamt sind
zwischen Gibraltar und Aden 144 Schiffseinhei-
ten versammelt. 28 davon liegen vor Alexan-
dria, 20 längs der Küste von Palästina, sechs
im Kanal von Suez, 20 vor Aden. Die übrigen
70 Schiffe liegen vor Gibraltar. Dauernd treffen
noch weitere Verstärkungen ein.
Auf den kleinen Inseln vor dem Akaba-Golf
im Roten Meer werden überall Depots für
die Versorgung der Schiffe angelegt. Um die
Verbindung dorthin ausrechterhalten zu können,
werden die Straßen auf der Sinai-Halbinsel
ausgebessert, Wasserstellen angelegt. Am Diens-
tag haben zwei italienische Oelboote, begleitet
von britischen Kreuzern, den Suezkanal süd-
wärts durchfahren.
In Alexandrien macht sich bereits eine erheb-
liche Steigerung der Lebensmittelpreise bemerk-
bar.
Die britischen Truppentransporte
DNB. London, 18. Sept.
Die englischen Truppenverschif-
fungen nach Malta und Aegypten
dauern an. Am Mittwoch tritt das siebente
englische Husarenregiment von England aus die
Reise nach Aegypten an. Die englischen Abend-
blätter beschränken sich auf die Veröffentlichung
von Lichtbildern, die Szenen beim Abschied auf
den Verladebahnhöfen zeigen.

In Gibraltar sind gestern die britischen
Schlachtschiffe „Hood" und „Renown", ferner
das zweite Kreuzergeschwader und sechs Fahr-
zeuge der sechsten Zerstörerflottille eingetroffen.
Vier Zerstörer sind bereits am Vortage in
Gibraltar eingetroffen.
Die Blätter veröffentlichen ferner einen.Be-
richt, wonach zwölf italienische Unterseeboote
auf dem Wege nach Süden „unter dem wach-
samen Auge patrouillierender britischer Zer-
störer" den Suez-Kanal passiert haben. Wie
„Daily Telegraph" aus Malta meldet, kehren
zur Zeit Hunderte von englischen Frauen und
Kindern, bei denen es sich zum größten Teil um
Angehörige der auf der Insel lebenden eng-
lischen Truppen handelt, nach England zurück.
Das Transportschiff „Lancashire" ist, wie aus
Pressephotographien und ihren Unterschriften
hervorgeht, am Dienstag mit englischen Trup-
pen an Bord von Southampton nach Malta ab-
gegangen.
Einer Reutermeldung aus Gibraltar zufolge
wird gegenwärtig am nördlichen Eingang des
Admiralitätshafens eine Sperre errichtet. Am
Montag abend war amtlich gemeldet worden,
daß eine solche Sperre am südlichen Eingang
bereits errichtet worden ist. Britische Flugzeuge
waren am Dienstag während des ganzen Tages
unterwegs. Dieser Umstand und die Bewegun-
gen von Kriegsschiffen gaben Anlatz zur An-
sammlung vieler Neugieriger.
Befestigung der Dardanellen?
DNB. London, 18. Sept.
Nach einer Meldung des „Daily Telegraph"
aus Bukarest berichten Reisende, die dort von
den Dardanellen eingetrofsen seien, über eine

Vorjahres, hat aber diesen Zustand bererts über-
wunden, so daß die Fleischpreise auf den Stand
des Frühjahrs zurückgesetzt werden konnten. So
hat unser Volk alle Veranlassung, dem Bauern-
stände zu danken, der ihm das tägliche Brot ganz
oder .,doch zum größten Teil aus der eigenen
Scholl« hervorgebracht hat. Auch die Gefilde des
Weinbaues haben einen reichen Erntesegen auf-
zuweisen, sodaß sich die großen Städte bemühen,
den Winzern die Abnehmer zu verschaffen, nm
sie für Mühe und Arbeit zu entschädigen.
Die Marktwirtschaft des Reichsnährstandes hat
sich das Ziel gesetzt, dem Bauern einen ange-
messenen Preis zu sichern, ohne in Zeiten gerin-
gerer Ernten dem Verbraucher eine Belastung
zuzumuten, die sein Einkommen nicht verträgt-
Die deutsche Landwirtschaft ist weiter bestrebt,
soweit als möglich mit eigenen Rohstoffen zu
versorgen. Für die Devisenlage des Reiches fit
das von stärkster Bedeutung. So stehen Land-
wirtschaft und Industrie, Erzeuger und Ver-
braucher in einer Linie, unsere Bevölkerung mit
Arbeit und Brot zu versorgen. Mit vollem Rocht
ist deshalb das Erntedankfest eine Herzenssache
unseres Bauerntums und zugleich unseres gan-
zen Volkes, das an der großen Dankfeier auf
dem Bückeberg innersten Anteil nimmt und da-
mit nicht nur dem Bauernstand für seine segens-
reiche Arbeit sondern zugleich auch dem Führer
für die Rettung des deutschen Bauerntums sei-
nen Dank darbringt.

beträchtliche militärische Tätigkeit der Türken
auf beiden Seiten der Meerenge. Besonders solle
viel Artillerie unterwegs sein.
„Daily Expreß" meldet, heute früh sei aus
Rom die überraschende Nachricht eingetroffen,
daß 30 000 italienische Soldaten, die am Sonn-
tag von Neapel anscheinend nach Ostafrika ab-
gefahren waren, nach Libyen gesandt worden
seien. Aus Kairo werde berichtet, Italien habe
bereits 80 000 Mann in Libyen.

Oer deutsche Bauer beteiligt sich am 6. Oktober itSSS
am Erntedanktag auf dem Bückeberg bei Hameln
 
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