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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 191 - Nr. 200 (17. August - 28. August)
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Montag, is. August 1S3S

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WiAmtlmt und Kunst / Aus der Welt der Frau / Die LekestuM
70. Jahrgang / Nr. 192


Deutsche Wirtschaftsführung
Dr. Schacht auf der Ostmeffe In Königsberg

vom Führer gestellten Aufgabe unmöglich
gemacht werde.
Dr. Schacht fuhr dann fort: Da unsere Wirt-
schaft auf das engste mit derjenigen des Aus-
landes verflochten ist, so kann es keinem von
uns und besonders mir nicht, als dem für die
Inganghaltung der deutschen Wirtschaftsmascht«
nierie verantwortlichen Minister, gleichgültig

H DNB Königsberg, 18. Aug.
^aie Deutsche Ostmesse wurde im größten
Stadthalle Königsberg am Sonntag
^iissn 8 feierlich eröffnet. Im Mittelpunkt der
SM ^""Ssfeier stand eine Rede des Reichsbank-
D*' Schacht, der nach Uebermitt-
R aufgetragenen Grüße des Führers,
^rst, brvSierung und des Ministerpräsidenten
""'ch einem Dankeswort an den
^Mhrt der Provinz Ostpreußen u. a.
°Mer Zeit, in der man sich in manchen
^i>j> 'fdskreisen darin gefällt, jede in Deutsch-
t^k^^Seworsene Fensterscheiben zu einer Kul-
diksx N e zu stempeln, ohne zu bedenken, daß
Versen seihst mehr Fensterscheiben einge-
der haben, als jemals die politischen Leiter
In, mit ihren Friedensbemühungen bezah-
!>^ner solchen Zeit lege ich Wert daraus
meng -ex Negierung sestzustellen, daß
en! lebhaftesten Wunsch haben, mit
lri.Ü Völkern und Ländern der Welt
"'lchen wirtschaftlichen und kulturellen
. Austausch zu treiben.
»„g^er Zeit, wo Kredit und Vertrauen fast
».er Welt verschwunden sind, wollen wir
Achten bdruE bringen, daß Selbstachtung die
ter ^.8 anderer bedingt, daß Behauptung unse-
»it „gENart nicht die Herabsetzung der Eigen-
he>nd "^Erer bedeutet, daß die Anerkennung
Leistung unsere eigene Leistung nur her-
^tren r und daß ein wirtschaftlicher Kon-
auf die Dauer nur durch vorbild-
E^gi-E^aung, nicht aber durch Methoden der
- ."der der Verschlagenheit gewonnen wer-
Ich begrüße es deshalb, daß unsere
teiK^mschen Besucher auf dieser Ostmesse in
Waße Gelegenheit finden und sie wahr-
^fere» ^rden, sich mit den Leistungen nicht nur
de^ ^"dustrie und unseres Handwerks, son-
unserer Landwirtschaft vertraut zu
gerade hier in Ostpreußen durch ihre
v°n Saatgut und Tieren eine segens-
^i?be Einkaufsquelle darbieten.
bankpräsident Dr. Schacht wandte sich
^elle ^EU die Leute, die die Phrase an die
hiirtx. praktischen Arbeit setzen, und er-
^rnst^e deutschen Volksgenossen, über dem
^edeiigUuferer deutschen Ausgabe mit billigen
F^Eten Hinwegzuleiten,' hat nicht nur kei-
un, sondern ist verdammt gefährlich.
sjst^uuze Welt rings um uns herum be-
keite Not, Sorgen und Schwierig-
lunei'' ""d Es wäre geradezu lächerlich an-
Eu> daß wir davon eine Ausnahme
Gegenteil, unsere Aufgabe ist
m wesentlich schwieriger als die des
Auslandes.
»stt das den größten Krieg aller Zeiten
^heurem Aufwand an Blut und materi-
^rie»^Ern verloren hat, aus dem nach dem
a^^ch das törichste Friedensdiktat aller
>»Urdst» "?ibute bis zum weißbluten erpreßt
^knikkö i ? in der Inflation um die letzten Er-
Und ^,'Einer fleißigsten Arbeit betrogen wur-
Euernd schließlich die nun schon sechs Jahre
^Und-„ Weltwirtschaftskrise die schlimmsten
^nd ^lug. Deutschland, dieses vielgeprüfte
>>Ung s ?E>ßt sich zu einer riesenhaften Änspan-
pDij!!" ihm verbliebenen Kräfte empor, um
Freiheit her Nation zurllckzuge-
.-fb dies, weil ihm ein Führer er-
der in Millionen die Ueberzeugung
b>cherhst?^Ert, daß kein Volk seine materielle
!>en "Hua diese politische Freiheit gewin-
Unte. "^wahren kann. Gerade Ostpreußen hat
Gliche Urgroßvätern schon einmal eine
8er durchlebt, wo jeder einzelne Bür-
^'dNnn» Äußerste wirtschaftliche Opfer zur Ee-
8 der politischen Freiheit beitrug.
h<.,,te geschieht, hebt sich über
und Leistung des kleinen
hinan der Freiheitskriege weit
u,s-"d- Und wehe, wenn wir nur Zeitge-
stn solchen Geschehens sein woll-
Aih d nicht Mitkämpfer und Mithelfer.
^hichest^Enlosem Mut, mit staatsmännischer
MUgz»,... Und mit unbeirrbarem Ve-a-itwor-
luhl vor der Geschichte Hai Adolf Hitler

das deutsche Volk zu dieser neuen, schier unmög-
lichen Anstrengung aufgerufen; und das für un-
möglich gehaltene ist Ereignis geworden. Ein in
zwei Jahrzehnten Der Not erschöpftes Volk
schüttelt unter seinem Führer die lähmende
Schwäche ab, erhebt sich inmitten einer ihm
nicht wohlgesinnten Welt ehemaliger Kriegs-
gegner zu neuer Wehrhaftigkeit und gewinnt
seine nationale Ehre und Freiheit vor aller
Welt zurück, um sich für alle Zukunft seine ma-
teriellen und kulturellen Grundlagen wieder zu
sichern. Von dieser geschichtlichen Aufgabe ist die
gesamte Staatspolitik beherrscht; alle Zweige
dieser Staatspolitik, zu denen in erstv Linie die
Finanz- und Wirtschaftspolitik gehören, sind auf
dieses Ziel ausgerichtet. Wer in diese Wirt-
schafs- und Finanzpolitik unbefugt und störend
eingreift, ist ein Schädling. Die Politik unseres
Führers kann nur gelingen, wenn das Volk in
einmütiger Geschlossenheit in einer einzigen
Willenskonzentration sich dahinterstellt. Genau
wie der Soldat in der Wehrmacht seine Pflicht
tut, so muß jeder Volksgenosse auch in der
Wirtschaft das Gefühl haben, daß er im Dienst
des Ganzen steht. Der Wehrpflicht und dem
Wehrwillen entspricht die Wirtschaftspflicht und
der Wirtschaftswille.

Dr. Schacht warnte dann die 10 Pro-
zent der Unbelehrbaren, die bewußten Op-
ponenten und Saboteure, an deren Adresse
der Führer jüngst sehr deutliche Worte ge-
richtet habe.
Er empfahl, nicht eigene Schritte zu unterneh-
men, und führte dazu aus: Für Geheimbünde
auch wenn sie harmlos sind, ist kein Platz im
Dritten Reich. Die Pfarrer und Kapläne sollen
Seelsorge treiben und keine Politik machen. Die
Juden müssen damit abfinden, daß ihr Einfluß
bei uns für alle Mal vorbei ist. Wir wünschen
unser Volk und unsere Kultur rein und eigen
zu erhalten, wie es die Juden seit dem Prophe-
ten Esra für ihr Volk als Forderung jederzeit
aufgestellt haben. Aber die Lösung aller dieser
Aufgaben muß unter staatlicher Führung gesche-
hen und kann nicht ungeregelten Einzelaktionen
überlassen bleiben, die eine schwere Beunruhi-
gung der Wirtschaft bedeuten und die deshalb
auch immer wieder von den staatlichen wie von
den Parteiorganen verboten worden sind.
Dr. Schacht erklärte dann, er werde die-
jenigen, die disziplinlos handelten, dafür
verantwortlich machen, wenn die sinanz-
und Wirtschaftpolitische Durchführung der

sein, welche Folgen die erwähnten Störungen
für uns im In- und Auslande haben. Es ist für
die Führung unserer Wirtschaftspolitik unerläß-
lich. daß das Vertrauen in Deutschland als ei-
nen Rechtsstaat unerschüttert bleibt. Niemand
in Deutschland ist rechtlos.
Ohne gegenseitiges Vertrauen der Wirtschaf-
tenden zueinander ist keine Wirtschaftspolitik
zu führen. Daß dieses Vertrauen in der ganzen
Welt heute so gering ist, ist einer der Haupt-
gründe für die lange Dauer der Wirtschaftkrifis.
Auch wenn ich ganz absehe von den Leuten, die
aus gewohnheitsmäßiger Kritik gar nicht anders
können als Zweifel und Verdächtigungen gegen-
über unserer Wirtschaft zu äußern, so möchte ich
doch auch den gutwilligen Zweiflern im In-und
Auslande einige Daten und Angaben vorhalten,
die unsere Wirtschaftspolitik beleuchten. In ei-
nem Punkte stehe ich zunächst mit meinen aus-
ländischen Kritikern überein, nämlich daß sie
auswärtige Schuld, die wir haben, eine
schwere Belastung für uns ist. Die Nichtachtung
des privaten Eigentums, die unsere Feinde im
Kriege und in den Friedensdiktaten gezeigt ha-
ben, hat leider Schule gemacht. Das was die
feindlichen Regierungen auf diesem Gebiete ge-
sündigt haben, dürfen wir mit vollem Recht als
(Fortsetzung Seite 2)

Die Oreimächiekonferenz Vertagt
„Mr haben noch nicht eine Verhandlungsgrundlage finden können, welche die Lösung des Konflikts erlauben würde"

DNB. Paris, 18. Aug.
Ministerpräsident und Außenminister Laval
hat um 20 Uhr der Presse folgende amtliche
Mitteilung zugehen lassen:
„Laval als Vertreter Frankreichs, Eden als
Vertreter Großbritanniens und Baron Aloisi als
Vertreter Italiens waren in Paris zusammen-
getreten, um nach einer Möglichkeit für die
friedliche Regelung des abessinisch-italienischen
Streitfalles zu suchen. Wir haben noch nicht
eine Verhandlungsgrundlage fin-
den können, welche die Lösung des Konflikts
erlauben würde. Die Schwierigkeiten, auf die
man bei der Prüfung der im Laufe der Erörte-
rungen gemachten Anregungen gestoßen ist, las-
sen eine Vertagung der eingeleiteten Prü-
fung notwendig werden. Diese wird auf diplo-
matischem Wege fortgesetzt werden."
Der Samstag-Vormittag war der Fühlung-
nahme der Abordnungsführer mit ihren Regie-
rungen vorbehalten. Völkerbundsminister Eden
hatte nach den Verhandlungen der Dreier-Kon-
ferenz am Freitag telephonische Besprechungen
mit dem britischen Außenminister Sir Samuel
Hoare und mit Ministerpräsident Baldwin.
Am Samstag um 17.30 Uhr kam Eden erneut
in Begleitung von Unterstaatssekretär Vansit-
tart am Quai d'Orsay zu einer Besprechung mit
Laval zusammen. Die Aussprache dauerte drei-
viertel Stunden.
Baron Aloisi hatte sich am Sonntag vor-
mittag zu Außenminister Laval begeben. Die
um 15.30 aufgenommenen Dreierverhandlungen
sind kurz nach 17.00 Uhr unterbrochen worden.
Laval teilte der Presse mit, daß um 20.00 Uhr
eine amtliche Mitteilung ausgegeben werden
würde. Wie verlautet, werden Eden und Aloisi
nach London und Rom zurückkehren, um mit
ihren Regierungen Fühlung zu nehmen.
Kompromißvorschläge?
DNB. Paris, 17. Aug.
Wie in Konferenzkreisen verlautet, sind dem
italienischen Vertreter im bisherigen Verlauf
der Berbandlungen Anregungen gegeben
morden, d,e in wirtschaftlicher Hinsicht auf d>u
Ausbau des englftch-itali«vtschen Abkommens

vom Jahre 1925 und des französisch-italienischen
Abkommens von Rom vom 7. Januar 1935 hin-
auslaufen. Das Abkommen von 1925 erweiterte
die Italien im Vertrage von 1906 zugestandene
Einflußzone unter Vorbehalt der britischen
Rechtsansprüche für den Tana-See und den
Blauen Nil. Mussolini erhebe nunmehr keine
Einwendungen mehr in dieser Beziehung, wie
auch nicht gegen den Bau einer Eisenbahn durch
England in Abessinien in Uebereinstimmung mit
dem Dreier-Vertrag von 1906.
Praktisch gehen die Anregungen darauf hin-
aus, Italien für seine wirtschaftliche Ent-
wicklung in dem gesamten abessinischen Gebiet
freie Hand zu lassen. Zwischen Laval und
Eden bestehe über die wirtschaftlichen Zugeständ-
nisse, die Italien zu machen seien, volle Ueber-
einstimmung. Aber die englische Regierung
widersetze sich nach wie vor Zugeständnissen
politischer Natur. Die Haltung der bri-
tischen Regierung, so versichert man, werde sich
erst ändern können, wenn die italienische Regie-
rung ihre politischen Forderungen bis ins
kleinste zu erkennen gegeben habe. Die franzö-
sische Regierung wiederum, die eine Regelung
erleichtern wolle, habe die Möglichkeit ins Auge
gefaßt, im Einverständnis mit dem Kaiser von
Abessinien der italienischen Regierung gegen-
über gewisse Bürgschaften zu übernehmen, z. V.
über die Zulassung italienischer Ratgeber in
den verschiedenen Zweigen der abessinischen Ver-
waltung.
Man betont jedoch, daß es sich bei diesen An-
regungen nur um gewiss« Gedankengänge han-
dele, die einen Rahmen für die Verhandlungen
abgeben könnten; sie hätten jedoch nicht den
Charakter eines endgültigen Entwurfes für eine
Regelung. In Konferenzkreisen besteht auch nur
eine sehr schwache Hoffnung, daß diese
Anregungen von Mussolini angenommen würden.
*
Der Abteilungsleiter für afrikanische Ange-
legenheiten im italienischen Außenministerium
empfing am Samstag im Auftrage des italie-
nischen Vertreters für die Dreierkonferenz
Baron Aloisi, der selbst nicht anwesend war, die
Pariser Presse. Er beantwortete verschiedene
Fragen der Journalisten und erklärte dabei
ausdrücklich, daß Baron Aloisi kerne neuen In-

struktionen seiner Regierung nachgesucht habe
und auch keine erwarte. Diese Erklärung der
italienischen Abordnung hat in Pariser diploma-
tischen Kreisen umso größeres Auf-
sehen erregt, als Ministerpräsident und Außen-
minister Laval die Unterbrechung der Verhand-
lungen am Freitag damit erklärte, daß Baron
Aloisi neue Instruktionen in Rom nachgesucht
habe und die Antwort der italienischen Regie-
rung abwarte.
Die weiteren Erklärungen des italienischen
Vertreters haben nichts Neues zum italienisch-
abessinischen Konflikt erbracht. Er verweigerte
die Beantwortung zahlreicher Fragen mit dem
Hinweis auf die Zurückhaltung, die ihm aufer-
legt sei.
Es hat in diesem Zusammenhang weiter eini-
ges Aufsehen erregt, daß der gleiche Vertreter
der italienischen Delegation auf die Frage nach
dem Inhalt der italienischen Forderungen er-
klärte, daß dieselben bereits ausführlich in letz-
ter Zeit in der italienischen Presse und beson-
ders im „Giornale d'Jtalia" dargelegt worden
seien. Es herrscht die Neigung, daß der Emp-
fang der Presse durch die italienische Abordnung
und die bei dieser Gelegenheit erteilte Auskunft
auf eine ausdrückliche Weisung von Rom zu-
rückzuführen ist. In französischen Kreisen ist man
über diese Wendung mehr oder weniger ver-
stimmt.
Sine Million
italienische Soldaten mobilisiert
DNB Rom, 16. Aug.
Wie aus einer amtlichen Erläuterung zu den
am Mittwoch bekanntgegebenen Mobilmachun-
gen der Jahrgänge 1911, 1913 und 1914 her-
vorgeht, handelt es sich hierbei nur um die bis-
her Zurllckgestellten, wie einzelne Söhne, Stu-
denten, Familienerhalter und sonst aus wirt-
schaftlichen Gründen nicht Angeforderte der be-
reits seit längerer Zeit unter die Waffen ge-
rufenen Jahrgänge. Insgesamt beläuft sich die
Zahl der jetzt Einberufenen auf 150 000. Durch
diese Maßnahme wird die Zahl der für Afrika
mobilisierten italienischen Truppen auf eine
Million erhöht.
 
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