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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 191 - Nr. 200 (17. August - 28. August)
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HMelberyerVolksblatt


Dlzer Sole

Montag, 26. August 1SZS

?6. Jahrgang / Ar. 1S8

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WWiMast und Kunst / Aus der Welt der Frau / Die Lesestunds

Der deutsche Ausbau stärkster Aiedensgaranl

ReWfinanzmmister Gras Schwerin von Krosigk in Leipzig

Leipzig, 25. Aug. Der Reichsfinanz-
hj'Wer Graf Schwerin von Krosigk
am Sonntag abend auf der Leipziger
'""sie eine Rede. Er führte u. a. aus:
glaube, daß jetzt mehr als je die Leipzi-
yst Mess« zur Notwendigkeit geworden ist, daß
hier Fäden ausgehen, die das zerrissene
Mischen den Völkern wieder anknüpsen,
H ° hier wertvolle Vorarbeit geleistet wird und
berl Umsetzungen geschaffen werden für die Wie-
--.Wangsetzung normaler Handelsbeziehungen
Aschen den Völkern der Erde. Für eine solche
. anknüpfung müssen zwei Voraussetzungen
^.«Haffen werden: Die eine ist die Besei ti-
sch ?,g all der Hemmnisse, die den Wirt-
o^tsverkehr zwischen den Ländern erschweren
h* unmöglich machen. Die andere besteht
U>irLr K erst eine geordnete National-
iG.-is,chaft zu einer geregelten Weltwirt-
Sn ' eu kann.
lei« Ursache der ganzen, nun schon
«"wahren andauernden Krisenentwicklung
M in den politischen Auswirkungen des
Weltkrieges.
bia»^ ^nn nicht oft genug den volIst an-
her Wirtschafts Umschwung betonen,
allein dadurch vollzogen hat, daß Deutsch-
Fg vor dem Kriege 25 Milliarden Mark
erungen, in der Nachkriegszeit in der
hast? n. Höhe Schulden an das Ausland
Deutschland vor dem Kriege einen
shsaldo seiner Handelsbilanz in Höhe
^inn ß Milliarde Mark hatte, den es aus den
hchr^t " seiner ausländischen Forderungen
v«. konnte, und daß es nach dem Kriege
ihn,unmögliche Aufgabe gestellt wurde, eine
tez» vuferlegte Auslandsschuld von gro-
del^;- Ausmaße durch Aktivierung seiner Hnn-
öu bezahlen. Dabei hatte Deutsch-
urch das Versailler Diktat in den abge-
Gebieten und Kolonien Rohstoff-
^estr verloren, die es jetzt durch Einfuhr
HW. Rohstoffe aus anderen Ländern ersetzen
'^Nnd obendrein schufen die Eläubiqerlän-
he^vkkmauern und andere Handels-
-»^uisse, die uns die Kehle abschnürten.
dix ^eser kurzen Aufzählung liegen schon all
»W^versprüche enthalten, die eine Mieder-
ttz^vung geordneter Wirtschaftsbeziehungen
He/k^vt und gehindert haben Wir haben den
Ilgh? gemacht, die uns aufgenötiate Umftel-
zghl. „rchzuführen und unsere Schulden zu be-
Lst 'Wir sind auch heute noch der Ansicht, daß
tzeijvvv Bemühungen daran setzen müssen, so-
lere» A ^gend möglich ist, die Forderungen un-
befr-.^uslandsgläubiger nach Möalichkeit zu
hche Wir können aber die felbstverständ-
^clt ^tschaftliche Wahrheit nicht aus der
Hg.hoffen, daß solche Zahlungen nur in
bist-,/ v erfolgen können. Wir können die
M -„^uhrheit nicht aus der Welt schaffen,
. ndische Länder auf die Dauer nicht
bil^, "zg einen Ueberschuß in ihrer Handcls-
k«izhx, hoben und Forderungen der Schulden-
bi»l können. Man kann nun e!n-
'lyt Kuchen zweimal essen!
Amen die Wahrheit nicht ans der
Mosten, daß das deutsche Schulden-
akt » - ""V "uf zweierlei Weife lösen
«Nd'g°vkwcder durch Herabsetzung von Zins
ortisation unserer Anleihen im Zu-
d«i,^vbang mit einer zeitweiligen Stun-
v oder durch Erhöhung des deutschen
. Exportüberschusses.
^riti-^vächst zwangsweise der erste Weg be-
müssen, so hoffe ich noch im-
^Nd-,„?llmählich die Einsicht in die nicht ab-
i zwo;. " wirtschaftlichen Wahrheiten zu
für uns wie für unsere Gläubiger
. Ks führen werden. Hierzu ist aller-
M F--/"prechend unserem Willen, zu zahlen,
" ^^s Auslandes der Wille zur
^siin-vme von Waren notwendig. Jede
Uttx, q/b solange verhindert, als der Erfolg
s^ru»/vsirengungen durch Handels- und
Herausnahmen Auslandes verhin-
vns in den letzten zwei Jahren vor
WN k Vorwürfe gemacht, die beide dahin
«, selbst die Bezahlung unserer
« v>ur- „wnoglich gemacht hätten. Der eine
dahin, daß wir durch Streben
' V eine Belebung und Erhöhung
. n«y »Andels unmöglich machten. Ich kann
^«iit >°^urf nicht schlagender zurückweisen,
^skan-r Worten, mit denen der Führer und
* ^eser m seiner Rede am 21. Mai 1935
^ir Stellung genommen hat:
Most a!? Ueberzeugung, daß die
««^»Durchführung des Gedankens der
Mtchrn Autarkie aller Staaten, wie

sie sich heute anzubahnen droht von einer
höheren Warte aus gesehen unklug und in
ihrem Ergebnis für alle Völker nur schädlich
sein kann. Es ist wirtschaftlich gesehen wenig
vernünftig, aus natürlich gegebenen Agrar-
und Rohstoffgebieten künstlich Industrieländer
zu machen und umgekehrt die menschenüber-
fllllten Industriestaaten zu einer primitiven
Rohstoff- oder gar Rohstoff-Ersatzerzeugung zu
zwingen."
Der zweite Vorwurf geht nach der genau ent-
gegengesetzten Richtung, nämlich dahin, daß wir
durch den erhöyten Import von Roh-
stoffen, der die notwendige Folge unserer
inneren Wirtschaftsbelebung war, unseren Ex-
portüberschuß vernichtet und dadurch die Be-
zahlung unserer Schulden unmöglich gemacht
hätten. Dieser Vorwurf geht schon deshalb fehl,
weil die verstärkte, einer Inlandsbelebung fol-
gende Einfuhr zur Belebung des Handels der
Ausfuhrländer und durch Stärkung ihrer Kauf-
kraft wieder zu erhöhten Absatzmöglichkeiten des
Einfuhrlandes führt. Wenn Deutschland seinen
Absatz nicht in entsprechendem Ausmaße stei-
gern konnte, so liegt das an den Hindernis-
sen, die entgegen allen guten Erkenntnissen
und Empfehlungen immer noch vor seiner Aus-
fuhr aufgetllrmt werden.
Die Schwierigkeiten, die dem Absatz unserer
Waren im Auslande gemacht wurden und die
dadurch die Möglichkeit unserer Einfuhr be-
grenzten, führten vor einem Jahre zu dem so-
genannten Neuen Plan in der Handels-
politik, dessen Inhalt darin besteht, daß nicht

mehr gekauft werden kann als bezahlt werden
kann, und daß in erster Linie das gekauft wird,
was notwendig gebraucht wird. Auch dieser
Neue Plan ist von uns niemals als eine ideale
Lösung angesehen worden. Man wird aber
nicht abstreiten können, daß er eine absolut
notwendige Folge von Maßnahmen und
Verhältnisse gewesen ist, für die Deutschland
nicht verantwortlich gemacht werden kann.
Nun hat eine Reihe von Ländern den Ver-
such gemacht, die Krise durch eine Abwer-
tung ihrer Währung zu überwinden, und
sie empfehlen dieses Heilmittel auch denjenigen
Ländern, die diesen Weg bisher nicht gegangen
sind. Ich möchte hier ganz klar zum Ausdruck
bringen, daß es nach meiner Ansicht ein für
alle Länder passendes Allheilmittel nicht gibt,
daß die Lösungen für jedes Land je nach sei-
ner wirtschaftlichen, politischen, sozialen und
kulturellen Struktur verschieden ausfallen kön-
nen und ausfallen müssen. Wir lehnen es ab,
anderen Ländern Ratschläge darüber zu geben,
wie sie ihrer Krise Herr werden sollen, oder an
Maßnahmen, die andere Länder zur Lösung
ihrer Schwkerigkeiten treffen, Kritik zu üben
Wir sind aber auch ablehnend, wenn uns in
reichlichem Maße Ratschläge zuteil werden oder
an unseren durch unsere besondere Lage und
durch die Struktur unseres Landes gebotenen
Maßnahmen Kritik geübt wird.
Wir lehnen daher auch den Rat zur Wäh-
rungsab Wertung ab, die in verschie-
denen Ländern etwas ganz Verschiedenes

BeWMungszahl um 1Z6000 gestiegen

Der Arbeitseinsatz im M
DNB. Berlin, 24. Aug.
Die Zahl der Beschäftigten hat nach den Er-
gebnissen der Statistik der Reich sanstalt für Ar-
beitsveriNittlung und Arbeitslosenversicherung im
Monat Juli weiter um 136 000 zugenommen.
Damit ist die Gesamtzahl der Beschäftigten Ende
Juli auf 16 640 000 angestiegen.
Die Gefamtbe-Wegung im Arbeitseinsatz war
erheblich lebhafter als im Vormonat und über-
traf in einer Reihe von Bezirken den Umfang
der vorhergehenden Frühjahrs- und Sommer-
monate. Insgesamt wurden im Laufe des Mo-
nats Juli bei den Arbeitsämtern 628 000 Ar-
beitZgesuche neu gestellt und 788 000 Arbeitsu-
chende kamen in Abgang. Der starke Bedarf an
Arbeitskräften kommt vor allem auch in der
Neuanmeldnng von 778 000 offenen Arbeitsplät-
zen zum Ausdruck. Trotz der vorgeschrittenen
Jahreszeit herrschte vor allem in den Saison-
außenberufen noch starke Nachfrage nach Ar-
beitskräften. So konnten im Baugewerbe die
zahlreichen durch Beendigung von Bauten frei-
gewordenen Arbeitskräfte meist sofort wieder
neue Arbeitsplätze vermittelt werden. In vielen

Bezirken mußte zur Deckung des Bedarfs der
zwischenbezirkliche Ausgleich stark in Anspruch
genommen werden. Auch der Bedarf an Ernte-
arbeitern war noch besonders groß. Ebenso hat-
ten die Konjunkturberufe mit wenigen Ausnah-
men einen größeren Abgang an Arbeitsuchenden
zu verzeichnen als der Neuzugang betrug.
Bei dieser günstigen Entwicklung im Arbeits-
einsatz war die Vermittlungstätigkeit der Ar-
beitsämter besonders lebhaft. Von den 815.000
Fällen, in denen die Arbeitsämter im Laufe des
Monats Juli bei der Einstellung von Arbeits-
kräften mitgewirkt haben, entfielen 448 000 auf
Vermittlungen in Dauerstellungen. 251 000 Per-
sonen konnten in kurzfristige Beschäftigungen
eingewiesen werden <Gastwirtschaftsgewerbe
Verkehrsgewerbe, Musikergewerbe), weitere 66 000
wurden von den Betriebsfnbrern namentlich an-
gefordert und rund 50 000 Arbeitskräfte wurden
in Fürsorge- und Notstandsarbeiten vermittelt.
Die letztere Zahl ist wegen der Planmäßigen Ein-
schränkung der zusätzlichen Arbeiten gegenüber
den Vormonaten erheblich zurückgegangen. Im
Rahmen der Gesamtvermittlungen wurden 8057
alte Kämpfer der nationalen Bewegung in Ar-
beit vermittelt ^runter 5947 in Dauerstellungen.

Phantasie!
Der Brandschaden bei der Funkausstellung
Berlin, 2t. Aug.
Die „Neue Freie Presse" in Wien bringt eine
Berliner Meldung, die den Schaden, der bei
dem Brand der Funkausstellung entstanden ist,
auf 32 Millionen RM schätzt. Dieser Betrag ist
einfach irrsinnig. Der durch die Zerstörung der
einen Halle IV mit ihrem Inhalt und durch den
Brand im Funkrestaurant entstandene Schaden
ist im einzelnen noch nicht festgestellt, beträgt
aber nach gewissenhafter Schätzung höchstens
eine Million Reichsmark. Die Spanne
zwischen dem von der „Neuene Freien Presse"
angegebenen Schadensbetrag von 32 Millionen
Reichsmark zu dem wirklichen Schadensbetrag
von einer Million Reichsmark zeigt, auf welche
groteske und leichtfertige Weise das Wiener
Blatt seiner Phantasie die Zügel hat schießen
lassen. Den Urhebern der frei erfundenen
Summe von 32 Millionen Mark Brandschaden
wäre das unsinnige dieses Betrages vielleicht
selbst ausgefallen, wenn sie sich nur einmal

überlegt Härten, was heute für den Gegenwert,
also für fast 64 Millionen Schilling in Wien
an Haus und Grundbesitz zu kaufen ist.
Rekordbesuch
DNB Berlin, 25. Aug.
Die Besucherzahlen der Rundfunkausstellung
bewegen sich von 1924 bis 1932 in 100 000.
1932 zählte man 114 000 Besucher, 1933 237 500
und 1934 303 000. Am Sonntag haben bereits
über 400 000 Volksgenossen die Berliner Rund-
funkausstellung besucht. Das bedeutet gegen-
über 1932 eine Steigerung fast auf das Vier-
fache. Dabei ist zu bedenken, daß die Besucher-
zahl der drei Volkstage noch aussteht, die er-
fahrungsgemäß immer die höchsten Ziffern auf-
weisen.

Reichsorganisationsleiter Dr. Ley sprach an-
läßlich der Fünfjahrfeier der NSDAP-Gliede-
rungen der Stadt Freital in Sachsen. Vor 15 000
Volksgenossen entwickelte Dr. Ley ein Bild von
den Leistungen des Nationalsozialismus.

Sine Stlinmbandstönmg des
Meers glücklich beseitigt
DNB Berlin, 25. Aug.
Der Führer und Reichskanzler hat im Früh-
jahr an zunehmender Heiserkeit gelitten, die ihn
bei der letzten großen Rede im Reichstag beson-
f ders stark belästigte. Als Ursache der Stimm«
. störung fand Professor Dr. von Eicken «inen
> Polypen am rechten Stimmband, den er am
! 23 Mai operativ entfernte. Die Stimme des
Führers wurde alsbald wieder ganz klar. Nach-
trägliche Untersuchungen haben gezeigt, daß die
Stimmbänder nunmehr wieder durchaus nor-
mal sind.

bedeuten und zu ganz verschiedenen Wir-
kungen führen kann.
Die zweite Voraussetzung für die Belebung
der Weltwirtschaft, von der ich eingangs sprach,
haben wir durch die innere Konsolidie-
rung unseres Wirtschaftsleben ser-
fllllt.
Man hat eine Zeit lang im Auslande die
: tatsächlichen Ergebnisse unserer Maßnahmen
nicht wahr haben wollen: die Richtigkeit der
! Ziffern über das Sinken der Arbeitslosig-
keit ist in Frage gestellt. Allmählich setzt es
, sich durch, daß die Ziffern unbestreitbar sind.
- Tatsächlich waren im Januar 1933 6 Millionen,
' im Juli 1935 nur noch 1,7 Millionen Menschen
in Deutschland arbeitslos, während die Zahl
der Beschäftigten noch stärker zugenommen hat
als die Arbcitslosenzahl gesunken ist, ein Be-
weis dafür, daß im Verlauf der beiden letzten
Jahre die unsichtbare Arbeitslosigkeit beträcht-
lich gesunken ist. Es ist unbestreitbar, daß wir
für Ärbeitslosenfürsorge im Jahre 1932 insge-
samt 2,9 Milliarden benötigt, in diesem Jahre
dagegen noch rd. 1,5 Milliarden ausgeben. Es
ist eine Tatsache, daß die Indexziffer der ge-
werblichen Eütererzeugung, wenn man 1928 —
100 setzt, 1932 bei 58 und im ersten Vierteljahr
1935 auf 90 lag. Und es ist eine für mich als
Finanzminister besonders erfreuliche Tatsache,
daß gegenüber dem Krisentiefstand die Reichs-
steuern in diesem Jahr eine Zunahme um
rd. 2 Milliarden zeigen
Diese Ergebnisse sind die Folge einer ziel-
bewussten aktiven und kühnen Finanz- und
Wirtschaftspolitik gewesen. Was in den ver-
gangenen 21L Jahren die Reichsregierung
aus dem Gebiete der Zins- und Kapital-
marktpolitik. der Steuerpolitik, der Arbeits-
beschaffung in die Wege geleitet und getan
hat, das gehört zusammen in den Rahmen
einer einheitlichen großen Aktion.
Wenn es durch ein vorsichtiges und schritt-
weises Vorgehen gelungen ist, den Zinssatz
in Deutschland allmählich herabzusetzen und
schließlich im Frühjahr dieses Jahres eine ge-
waltige Konversion mit einem dauernden Er-
kolg durchzuführen, so war dieses Vorgehen
für die Arbeitsbeschakfungspolitik genau ebenso
notwendig wie die Maßnahmen im Bereich der
Steuerpolitik. Ich möchte hier nur. zwei
als symptomatisch für das Vorgehen und den
Erfolg der Regierung hervorheben. Durch den
Erlaß der K r a f t f a h r z e u g st e u e r für
Personenkraftwagen ist seit 1932 ein Zuwachs
um rd. 250 000 Wagen eingetreten. Der Absatz
kabrikneuer Kraftwagen war im ersten Halb-
: iahr 1935 etwa 41L mal so groß wie im ersten
Halbjahr 1932. Hier ist also ein neuer, in sei-
nem Ausmaß noch nicht zu übersehender Ausbau
des Kraftverkehrs in die Wege geleitet worden.
Ein zweites -Beispiel: Durch eine Umschichtung
in der Einkommenbesteuerung mit stärkerer Be-
lastung der Unverheirateten und Kinderlosen
sind Mittel geschaffen worden, aus denen Ehe-
standsdarlehen gegeben werden. Diese
Ehestandsdarleben haben nicht nur in den In-
dustrien der Möbelbeschaffung usw. zu einer
Produktionserhöhung geführt, sondern diese
Maßnahme weist über den augenblicklichen Er-
folg hinaus in die Zukunft.
Man muß sich dis Bedeutung dieses Vor-
gehens an den erschütternden Zahlen unserer
Bevölkerungsbewegung klarmachen.
Wir haben 1901 noch über 2 Millionen Kinder
in Deutschland gehabt, 1933 nur noch 950 000 —
nicht mehr die Hälfte, obwohl inzwischen die
Bevölkerung an sich sich vermehrt hatte. Anders
ausgedrückt: Während wir im Jahre 1901 noch
37 Geburten auf 1000 Einwohner hatten, hatten
wir im Jahre 1933 nur noch 14,7 und waren
damit weit unter unsere meisten Nachbarländer
gesunken. Eine Vermehrung von 14,7 Geburten
je 1000 bedeutet nicht nur einen absoluten Be-
völkerungsrückgang, sondern eine immer mehr
zunehmennde Vergreisung des Volkes. Wenn ich
von den politischen Ideengängen, die mit dieser
Bewegung verbunden sind, ganz absehe, sonder«
 
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