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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 181 - Nr. 190 (6. August - 16. August)
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Dlzer Sole Mittwoch, 7. August 19ZS 70. Jahrgang / Nr. 182

Die S. ilalienische Mbilmachungsverordnung

arbeit für italienische Schiffe im Falle des Aus-
bruchs von Feindseligkeiten zu verhindern.

Der Chef des schwedischen Marineftabes hat
Maßnahmen zur Aufrüstung der schwedischen
Kriegsflotte gefordert.

Auf die Frage, ob er in irgendeiner Form
einem wirtschaftlichen Mandat des Völkerbun-
des über Abessinien zustimmen würde, erwiderte
der Negus: „Der Völkerbund hat seinen Mit-
gliedern bei zahlreichen Gelegenheiten wert-
volle wirtschaftliche und soziale Unterstützung ge-
leistet, ohne in irgendeiner Weise ihre politische
Unabhängigkeit einzuschränken. Ich würde eine
solche Unterstützung nicht ablehnen."
Ueber die Lage der Ausländer in Abessinien
im Kriegsfälle befragt, erklärte er: „Die Aus-
länder wissen, daß für sie im Falle eines Krie-
ges kein« Gefahr besteht. Außerdem faßt die
Regierung Sondermatznahmen für den Schutz
und die Sicherheit der Ausländer und ihres
Eigentums im Falle von Feindseligkeiten oder
Truppenbewegungen in ihrer Nachbarschaft ins
Auge."
Schließlich erklärte der Negus auf eine Frage,
ob er eine Zusammenkunft mit Mussolini auf
neutralem Boden erwägen wolle: „Eine solche
Zusammenkunft ist nicht vorgeschlagen worden.
Wenn es der Fall wäre, dann könnte ich nicht
umhin, sie zu erwägen."

eine Sonderkriegssteuer eingeführt, die
5 Millionen Pfund Sterling erbringen solle.
Jeder Abessinier sei bereit, für die Freiheit und
das Herrscherhaus zu sterben. Die abessinischen
Soldaten seien ausgezeichnete Schützen, doch
fehle es an Mausergewehren. Tanks und Flug-
zeuge seien so gut wie gar nicht vorhanden, aber
was könnten sie auch in einem Land ausrichten,
das bergig und zerklüftet sei und keine wich-
tigen Siedlungszentren besitze?

güter geistiger und körperlicher Art. Zu den
ersten gehöre insbesondere die Volksehre,
der Volksfrieden, das religiöse
Empfinden und die den Staat tragende
Bewegung der NSDAP, zu den letzteren
insbesondere die Fortpflanzungskraft
und die Arbeitskraft des deutschen Volkes.
Eine Verletzung der Volksehre liege stets vor,
wenn der Führer öffentlich verunglimpft werde.
Ebenso werde die Volksehre angegriffen, wenn
vom deutschen Volke verehrte Männer und
Frauen der Vergangenheit, ebenso deutsche Ehr«
oder Ehrenmale beschimpft werden. Den Volks-
frieden gefährde nicht nur der, der Landes-
friedensbruch begehe oder an staatsfeindlichen
Verbindungen teilnehme, sondern auch der, der
hetzerisch öffentliche Angelegenheiten erörtere.
Zum Schutze des Bestandes des deutschen Volkes
genüge es nicht, die Abtreibung unter Strafe
zu stellen, sondern die Zersetzung in dieser Rich-
tung müsse erfaßt werden. Zur Erhaltung des
Arbeitsfriedens sei nicht nur die Zersetzung des
Arbeitswillens und die Arbeitsverweigerung
unter Strafe zu stellen, sondern auch der Ar-
beitsbetrug, der Lohnwucher und das gewissen-
lose Verschleudern von Betriebsmitteln, falls
dadurch Betriebsangehörige arbeitslos werden.
Damit ringe sich allmählich wieder ein Gedanke
durch, der vor vielen Jahrhunderten allgemein
deutsche Rechtsanschauung war, daß nämlich
kein Volksgenosse von seinem Vermögen oder
seinen Rechten einen solchen Gebrauch machen
dürfe, daß dadurch der Volksgemeinschaft ein
Schaden erwächst.

Hauptstadt der Sewegung
Feierliche Verkündung im Rathaus
DNB. München, 6. Aug.
Der Stadtrat München sprach am Dienstag-
vormittag in einer eindrucksvollen Festsitzung
im Sitzungssaal des Rathauses, der mit Lor-
beerbäumen und der Büste des Führers ge-
schmückt war, für die Verleihung der offiziellen
Bezeichnung „Hauptstadt der Bewegung" seinen
herzlichen Dank aus. Die Mitglieder des Stadt-
rates waren zu der Feier im Ehrenkleid der
Bewegung mit der Goldenen Amtskette erschie-
nen. Bürgermeister Dr. Tempel, der in
Vertretung von Oberbürgermeister Fiehler
sprach, der in Urlaub ist, hob hervor, daß diese
Auszeichnung die größte Ehre sei, die einer
Stadt erwiesen werden konnte. Diese Ehre müsse
immer wieder aufs neue erworben und ver-
dient werden. Sie bedeute für den Stadtrat auch
erhöhte Pflichten. Dr. Tempel verwies dann
darauf, daß in München die Denkmäler der Be-
wegung, die Meilensteine auf dem Wege des
nationalsozialistischen Kampfgeistes, ständen. Er
sei davon überzeugt, daß die Jugend Münchens
im Geiste der Treue zum Führer aufwachse und
sich des großen Vermächtnisses würdig erweisen
werde.

Als Nachfolger Lord Willingdons, dessen
Amtszeit im kommenden April abläuft, ist Lord
Linlithgow zum Vizekönig und General-
gouverneur von Indien ernannt worden: Lord
Linlithgow war Vorsitzender des gemeinsamen
Ausschusses der beiden Häuser des englischen
Parlaments zur Untersuchung der indischen Ver-
fassungsreform.

NdZ. Berlin, 6. Aug.
Das neue deutsche Strafgesetzbuch wird gegen-
wärtig durch die amtliche Strafrechtskommission
einer zweiten Durcharbeitung unterzogen. In
einem interessanten Ueberblick über das neue
Strafrecht untersucht in der Deutschen Juristen-
zeitung der Vizepräsident des Reichsgerichts,
Dr. Thierack, die Frage, was der Entwurf
gegenüber dem bisherigen Recht an gewolltem
Neuen enthält.
Aus der neugebildeten Volksgemeinschaft her-
aus seien einheitliche Volksanschauungen ent-
standen, die das neue Strafrecht als sichere
Quellen in den Bereich seines Wollens ziehen
könne. Die Treupflicht gegenüber Führer
und Reich sowie gegenüber dem eigenen Volks-
tum stehe dabei an der Spitze. Das denkbar
schwerste Verbrechen, das ein Deutscher begehen
könne, sei daher der Volksverrat, der Ver-
rat des Deutschen an seinem Volke, unter den
die Angriffe auf die Einheit und die Freiheit
des Reiches, auf den Führer und die Grund-
ordnung des Volkes fielen. Ein Deutscher, der
Volksvorrat begehe, verletze seine Treupflicht in
so schwerem Matze, daß er der Aechtung un-
terliegen müsse, die Todesstrafe und Ehr-
losigkeit zugleich sei und außerdem den
Verlust des Vermögens zur Folge habe.
Das durch die Kraft der Idee des National-
sozialismus erreichte einheitliche Denken und
Handeln des deutschen Volkes erfordere den
Schutz dieser einheitlichen Haltung und damit
auch der in ihrem Werte neuerkannten Volks-

DNB. Addis Abeba, 6. Aug.
Dem Vertreter des DNB. wurde im abessini-
schen auswärtigem Amt erklärt, es entspreche nicht
den Tatsachen, daß Abessinien, wie ausländische
Nachrichtenagenturen behaupten, die Absicht
habe, mit Italien neuerdings in unmittelbare
Verhandlungen einzutreten. Die Regierung
Abessiniens ist, wie weiter an zuständiger Stelle
mitgeteilt wurde, über den Beschluß des Völ-
kerbundsrats, am 4. September über den gesam-
ten italienisch-abessinischen Streitfall zu verhan-
deln, hoch befriedigt, da dies dem von der
abessinischen Regierung seit acht Monaten aus-
gesprochenem Wunsch entspreche. Falls Italien
unmittelbare Verhandlungen anbieten würde,
die letzten Endes doch nur darauf hinauszielen
würden, die Streitfrage der internationalen Er-
örterung zu entziehen, so würde die abessinische
Regierung gezwungen sein, ein derartiges An-
suchen abzulehnen.

Maßnahmen am Suezkanal
DNB. Alexandrien, 6. Aug.
Die kürzlich erfolgte Erklärung des Minister-
präsidenten, daß die ägyptische Stellungnahme
zum abessinischen Streitfall derjenigen Englands
gleichen werde, beschäftigt weiterhin eingehend
die ägyptische Presse. Der erste Sekretär des
Ministerpräsidenten bestätigte am Dienstag im
Auftrag des Ministerpräsidenten gegenüber den
Vertretern dreier großer ägyptischer Blätter,
daß die viel besprochene Aeutzerung des Mini-
sterpräsidenten tatsächlich erfolgt sei. Auf An-
frage nach Gerüchten über britische militärische
Vorbereitungen am Suez-Kanal erklärte er,
hierüber nicht sprechen zu können. Diese Erklä-
rung bestätigt öffentlich die Nachrichten über
den Ausbau von Flottenstützpunkten bei Suez
und längs des Kanals, sowie über militärische
Vorbereitungen anderer Art. Diese Vorberei-
tungen dienen der Sicherung und schärfsten
Ueberwachung der Suez-Kanals.
Auf einer großen Versammlung der Friedens-
gesellschaft in Alexandrien hielt der Direktor
der englischen Viktoria-Schule eine Ansprache,
die praktisch auf eine Stellungnahmefür
Abessinien hinauslief.. Ein italienischer
Schriftleiter, der als Eegenredner auftrat,
wurde niedergeschrien. Die Hafenarbeiter in
Port Said haben beschlossen, die Hafen-

Verrat von Staatsgeheimnissen
, DNB. Berlin, 6. Aug.
Die Justizpressestelle Berlin teilt mit:
Der Dritte Senat des Volksgerichtshofs ver-
urteilte den 27 Jahre alten Paul Supianek
aus Mechau wegen Verrats von Staatsgeheim-
nissen zu einer lebenslänglichen Zuchthausstrafe.
In Anbetracht der Verwerflichkeit seiner Hand-
lungsweise wurden ihm gleichzeitig die bürger-
lichen Ehrenrechte auf Lebenszeit aberkannt.

Die Zahl der englischen Arbeitslosen hat zum
ersten Mal seit langer Zeit die Zwei-Millipnen-
Grenze unterschritten. Sie beträgt heute 1972 OVO

Ser Negus dankt Laval
DNB. Paris, 6. Aug.
Der abessinische Gesandte in Paris und Ver-
treter Abessiniens beim Völkerbund hat von
Genf aus an Ministerpräsident Laval folgen-
des Telegramm gerichtet: „Der Kaiser von Abes-
sinien beauftragte mich, Ihnen seinen herzlichen
Dank für Ihre Bemühungen um eine friedliche
Lösung zum Ausdruck zu bringen."

Japan dementiert
DNB. Tokio, 6. August.
Amtlich wird mitgeteilt, daß die Meldungen
der Londoner Presse über japanische Waffen-
lieferungen nach Abessinien falsch sind. Die ja-
panische Regierung habe keine Genehmigung für
die Ausfuhr von Munition und Waffen nach
Abessinien erteilt. Auch habe keine Stelle wegen
der Munitions- und Waffenausfuhr angefragt.
Im übrigen sei die Munitions- und Waffenher-
stellung in Japan in staatlichen Händen, sodaß
Privatverträge mit Abessinien über die Was-

Kriegssteuer in Abessinien
DNB. Paris, 6. August.
Der abessinische Gesandte in London, Dr.
Martin, erklärte dem Vertreter des „In-
transigeant", daß er, wenn möglich, 5 Millionen
Pfund Sterling auf dem englischen Markt für
sein Land freizumachen versuche, andernfalls er
eine Anleihe bei Pierpont Morgan aufnehmen
werde. Abessinien brauche dieses Geld nicht nur,
um Krieg führen zu können, sondern auch für
die Nutzbarmachung der ungeheuren Boden-
schätze des Landes. Abessinien sei durchaus be-
reit, Konzessionen für die Ausbeutung seiner
Petroleum-, Kupfer- und Goldvorkommen zu er-
teilen. Was eine etwaige feindliche Auseinan-
dersetzung mit Italien anlange, habe Abessinien i fenausfuhr unmöglich seien.

Schutz von Volksetzre und VolWeten
Neue Begriffe im neuen deutschen Strafrecht

DNB. Rom, 6. Aug.
hiesigen zuständigen Kreisen verlauten
"»«wehr Einzelheiten der neunten Mobil-
'"uchungs - Verlautbarung. In dem Mobil-
"">chungs-Kommuniquö heißt es, infolge der
>"Uschreitenden Mobilisierungsmaßnahmen der
u^ssinischen Truppen habe der Duce als
Hriegsininister die Mobilmachung zweier
"euerDivisionen der Division Asseta
Unter dem Befehl des Generals Riccardi
Und der Deviston Cosseria unter dem Ober-
fehl des Generals Pintor, besohlen.
Di« Division Cosseria werd« durch eine Divi-
Cosseria Nr. 2 ersetzt, die Division Asseta
Urch eine neue Division Trento, die vollständig
Motorisiert sein werde. Außerdem sei als 6.
^chwarzhemden-Division die Division Tevere
bildet worden, die aus italienischen Freiwilli-
im Auslande, Frontkämpfern, Freiwilligen
u.d Kriegsverletzten des Weltkrieges zusammen-
aßt sein solle. Ihre Führung übernehme
cneral Boscardi. Die Freiwilligen aus
Studentenschaft werden in Schnellkursen auf
b-n?uldige Eingliederung in die für Ostafriko
'"wmten Truppenteile vorbereitet. Bei den
"on den neuen Mobilmachungen erfaßten Trup-
^"teilen handelt es sich diesmal um in Pie-
°ut nahe der französischen Grenze liegende
^Visionen. Die Division Asseta hat bei der
: ^Wontestschen Stadt Asti und die Division Cos-
> in dem am Meer zwischen Genua und San
gelegenen Jmperia ihren Standort.
Nie ein Lauffeuer verbreitete sich am Diens-
ugnachnnttag in Rom die Nachricht von der
.euen großen Mobilmachung für Ostasrika. An
Zeitungskiosken stauten sich die Menschen
"fssen sich um die Zeitungen.
-Nit dem heutigen Tag sind nunmehr 13 Divi-
vn«n für Ostafrika aufgeboten worden. Gleich-
mit der Veröffentlichung der neunten
obilmachungsverordnung nimmt die römische
Naü Leitartikeln zu dieser neuen Maß-
hme Stellung. Es wird ganz besonders her-
° schoben, daß die neue Schwarzhemdendivi-
"" vor allem aus Frontkämpfern des Welt-
Zusammengesetzt fein wird, die sich frei-
habe^ abessinischen Krieg gemeldet
^iorn al e d'Italia" betont, daß die
^Elumchung durch das Anwachsen der
Zwischen Streitkräfte notwendig geworden
Er italienische Nation als verantwortliche
habe ein ruhiges Gewissen und gehe
gossen ihren Weg, den der Duce als Voll-
Seis?r ^res Willens und ihres Rechtes vorge-
ibenf könne ruhig fortfahren zu
ein ""d ZU drohen. Die polemische Aus-
leib"^feßungen und das Eingreifen des Völ-
^undes würden den Lauf des italienischen
Dir Meder aufhalten noch ablenken. Der
or der „Tribuna", Senator Forges
" zati > einer der erbittertsten Bekämp-
ü,ij.,^ .Völkerbunds, hebt hervor, daß nunmehr
Hg,"rische Maßnahmen Garantien schüfen. Die
i»r '^"chung Nr. 9 bilde den besten Kommen-
zu de" sogenannten Genfer Ver-
fugen geben könnte.
verbiet» in Addis Abeba
DNB. London, 6. Aug.
trete» Unterredung mit einem Reuterver-
«e» „ 'u Addis Abeba erklärte der Kaiser
Abessinien u. a.:
d«rt Aeberlieferung und Verfassung erfor-
sch^ ich der Oberbefehlshaber der abessini-
8ried» bin. Obgleich ich die Sache des
nicht bergisch verfechte, beabsichtige ich
ich tz^ne heilige Pflicht zu vernachlässigen,
tzr * Weine Armee zur Verteidigung unse-
stchtz^'^it und unseres Landes ins Feld
 
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