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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 181 - Nr. 190 (6. August - 16. August)
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HeMberoerVMsblatt


Mittwoch, 14. August 19Z5

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Nchrr Sote

WlHEaU m» »mit / MS »er Well »er Frau / Sie teieftmte
79. Zahrgang / Nr. 188


Fragen vor der Dreierkonferenz
Levifion de» kolonialen Besitzstandes? / Einigung aus wiriswafliicher Grundlage?

Das Volksfest am AeichSparteitag
DNB. Nürnberg, 13. Ang.
Bekanntlich findet im Rahmen des diesjähri-
gen Reichsparteitages am Samstag, 14. Septem-
ber, ein großes Volksfest auf sämtliche«
Plätzen des Stadions statt. Das Volksfest wird

DRV. London, 13. Aug.
«breise Edens zur Pariser Dreimächte-
gibt den Londoner Blättern Anlaß
ausführlich mit dem englisch-italie-
Streit zu beschäftigen. Nach dem „Daily
dürste die Dreimächtekonferenz in
fünf bis zehn Tage dauern. Der diplo-
Mitarbeiter des Blattes schreibt: Die
^chen Vertreter unter der Führung von
werden einen konstruktiven Plan vor-
dazu bestimmt ist, die wirtschaftliche
lcklung Abessiniens zu erleichtern. Dieser
tzu» kein« Andeutung einer Ausdeh-
tz^der britischen Einflußsphäre. In ähnlicher
^in dat Frankreich angekündigt, daß es keine
tz^.^nzösischen Interessen hinsichtlich einer
^."erung seiner Einflußsphäre habe. Die
^kereuz wird daher ersucht werden, umfas-
ftn» Vorschläge zu erwägen, die die Bewilli-
iich? ausgedehnter und wesentlicher wirtschaft-
Zugeständnisse an Italien durch Abessi-
tz^.. oorsehen. Wenn es sich herausstellt, daß
Listen""g zu ziehen, dann muß die Konferenz
si^ on, was Italiens tatsächliche Forderungen
ob sie erstens vernünftig, und zwei-
Abessinien annehmbar sind. Es wäre
öU verhehlen, daß man die schwer-
Zweifel hinsichtlich beider Punkt« hegt,
fische Politik bleibt einer Eewaltan-
^"8 durch Italien unbedingt
^i?°8engesetzt. Die Wirksamkeit dieses
wuß in hohem Maße von der
H 'Nen Haltung Frankreichs abhänaen.
^trise^"^ Aufsatz über die bevorstehende
Dreimächtekonferenz erwähnt der diplo-
Mitarbeiter der „Morning Post"
Eden vielleicht sogar bereit sein
lihü' Revision kolonialen Be-
zu erörtern, falls Italien sich
kdey nicht zum Kriege zu schreiten. Auf
N werde die britische Regierung eine
zgd Anstrengung machen, um die italieni-
zu befriedigen. Die Aussichten
Htihtz sein, wenn nicht militärische Ope-
x>eh es auch nur in beschränktem Aus-
g 'E geradezu ein« Notwendigkeit für Jta-
wären, wenn es sein Ansehen
^!s»li aufrechterhalten und seine militä-
bereit ist, einen unblutigen Sieg in
orbereitungen im Innern rechtfertigen
^^„Vollzugsausschuß der englischen Vötker-
»bein seiner Sitzung am Mon-
Entschließung an, in der zum i
^!ti, gebracht wird, daß eine kollektive
Verhinderung eines
iahend" ^ch-abessinischen Krieges
»Atz Eine solch« kollektive Aktion ge-
^»a durch die Ungewißheit über die
7^<tlb r britischen Regierung schwierig.
der Vollzugsausschuß die Re-
^uß sosg^t zu beschließen, den Mitglie-
L Tept°„,^ö^rbundsrates am oder vor dem
machen, daß die britische
. Verpflichtungen, die ihr durch
!A, ^^osiung auferlegt sind, erfüllen
dies als eine Ehrenpflicht
p^oonien und die anderen Völker-
^° 'oder betrachte. Das britische Volk
dei jeder notwendig werden-
^ihy,-.'^w drastisch fi« auch sein möge,
. ^ ^tragene Rolle zu übernehmen.
Dölkerbundsminister Eden ist
E^chmittag in Begleitung des Lei-
VöHerbundsabteilung im Foreign
^^"8, von London nach Paris ab-

^>»^7^«en Mitglieder der englischen Ab-
RH ^gottea bereits am Bormittag die Reise
^getreten.
8^ Schwierigkeiten haben di« zustän-
w London noch nicht jede Hchj-

nung auf eine friedliche Lösung des Konflikts
aufgegeben. Zur Sicherung einer friedlichen
Beilegung des Streites, so wurde am Dienstag-
nachmittag in englischen Kreisen erklärt, sei eine
ruhige und vernünftige Ueberprüfung des ge-
samten Problems unbedingt erforderlich. Ge-
walt könne nur in offenkundiger Mißachtung
der vertraglichen Bestimmungen angewandt
werden. Die britische Regierung habe alle Ele-
ment« untersucht, die zu einer friedlichen Lösung
beitragen könnten. Es werde daher Aufgabe
der englischen Unterhändler sein, in Paris fest-
zustellen, ob einige dieser Elemente eine für
beide Seiten annehmbare Einigungsmög-
lichkeit auf wirtschaftlicher Grund-
lage bieten. Ob im Verlaufe der Pariser
Konferenz Vertreter der abessinischen Regie-
rung hinzugezogen werden, ist in London nicht
bekannt, doch wird darauf hingewiesen, daß im
gegebenen Fall mit dem abessinischen Gesandten
in Paris Fühlung genommen werden könne.
Im übrigen wird England die Vereinig-
ten Staaten von Nordamerika auf
diplomatischem Wege dauernd über den Fort-
schritt der Pariser Verhandlungen auf dem

Laufenden halten, ein Verfahren, das bereits
seit dem ersten Tage der Zuspitzung des Kon-
flikts geübt wird.
*
Wie die „Time s" aus Alexandria berichtet,
nehmen di« italienischen Truppen-
transporte durch den Suez-Kanal nach
Eritrea ihren Fortgang. Heimkehrende Hospi-
talschiffe sollen schätzungsweise 5000 Mann an
Bord gehabt haben, die erkrankt sind.
Nach dem „Daily Telegraph" ist ein in
Addis Abeba wohnender englischer Oberst zum
Berater der abessinischen Provinz Majji er-
nannt worden.
Wie „Daily Telegraph" aus Newcastle berich-
tet, haben sich so gut wie alle Kohlenausfuhr-
häuser am Tyne geweigert, weitere italie-
nische Kohlenbestellungen anzunehmen, da ihnen
von italienischer Seite schon eine halbe Mil-
lion Pfund Sterling geschuldet werde. Diese
Lage habe zu einer Arbeitseinschränkung in
einer Anzahl von Bergwerken der Grafschaft
Durham geführt. Auch der Kohlenhandel von
> Südwales leide schwer unter der Langsamkeit
der italienischen Zahlungen.

durch Fanfarensignale und Sprechchöre eröffnet,
die Werkscharen der Deutschen Arbeitsfront tre-
ten mit 3 090 Mann in Erscheinung. Dann wer-
den auf der Kampfbahn des Stadions große
Sportveranstaltungen, bei denen viele Hunderte
von Sportlern im Wettstreit stehen, vorgeführt
werden. Man wird auch Sonderübungen sehen,
außerdem die aus dem Reichswettkampf siegreich
hervorgegangenen Ehrenstürme der SA. Im
Mittelpunkt des ganzen Geschehens soll jedoch
das Fußballspiel zwischen dem deutschen Fuß-
ballmeister Schalke 04 gegen eine kombiniert«
Mannschaft Nürnberg-Fürth stehen. Bei dem
Volksfest werden 25 Kapellen, die besten Musik-
züge und besten Orchester Deutschlands aufspie-
len. Das Presse- und Propagandaamt der DAF
Berlin kommt mit 23 Tonfilmwagen nach
Nürnberg. Er soll in festlichem Rahmen hierbei
auch die Uraufführung des Filmes von der.erste«
KdF-Madeira-Fahrt stattfinden. Schließlich wird
ein Feuerwerk von gigantischem Ausmaß de«
Abend beschließen.
' ——WW«
gerischen Elementen zusammensetze, weil sie
einen Krieg mit Italien befürworte. Eine Ein-
mischung Englands in einen Konflikt, der keine
britischen Interessen einschließe, würde für ei«
abgerüstetes Land wie England ein Unglück
sein. Der einzige Fackelträger des Krieges, so

Zwiespältige Stimmung
in London
DNB London, 13. Aug
Am Vorabend der Pariser Abessinien-Be-
sprechung, die naturgemäß im Mittelpunkt des
öffentlichen Interesses stehl, stellt die gesamte
englische Presse eingehende Betrachtungen zur
Lage an. Di« Beurteilung ist keineswegs ein-
heitlich und richtet sich nach der Einstellung der
einzelnen Zeitungen zum Wert oder Unwert
des Völkerbundes. Sowohl die Blätter Lord
Beaverbrooks als Lord Rothermeres stellen sich
mehr oder weniger auf den Standpunkt, daß in
Abessinien keine so lebenswichtigen Interessen
aus dem Spiele stehen, die das Opfer der
Freundschaft mit Italien wert wären. Die libe-
rale Presse und einige andere Blätter richten
yingegen ihr Hauptaugenmerk mehr auf die
Folgen, d«e ein Krieg in Abessinien unter Um-
ständen für Mitteleuropa nach sich ziehen könne.
Der „Evening Standard" reitet heute eine
heftige Attacke gegen die englische Völkerbunds-
vereinigung, die am Tage vorher von der eng-
lischen Regierung „drastische Maßnahmen zur
Verhinderung eines Krieges" verlangt hatte

DNB Atom, 13. Aug.
In der in Oberitalien gelegenen Stadt O v a-
d a, die 10 009 Einwohner hat, sich im Lause des
Dienstag nachmittag, wie erst abends bekannt,
wird, ein schwerer Dammbruch ereignet.
Der Fluß Orba trat über die Ufer und riß
einen Damm ein. Die Wassermassen drangen
mit unheimlicher Geschwindigkeit in die Stadt
ein und zerstörten mehrere Häuser.
DNB Rom, 14. August
In den späten Nachtstunden werden Einzel-
heiten über das furchtbare Dammbruchunglück
von Ovada (Provinz Alessandria) bekannt. Amt-
liche Mitteilungen fehlen noch immer. Man rech-
net nach den bis jetzt vorliegen Nachrichten mit
etwa 59 Toten. Wie man hört, hat am Dienstag
in der Gegend dieser Stadt ein starkes Ge-
witter und Stnrm gewütet, das die Flüsse
Orba und Stnra und den unweit von Ova-
da gelegenen See Orbicella ungewöhnlich an-
schwelken ließ. Dieses Unwetter hatte den Damm-
bruch zur Folge. Die Fluten überschwemmten
die ganze Landschaft und zerstörten eine große

! Glücklicherweise wisse die Regierung, so schreibt
s das Blatt, daß das britische Volk nie wieder
i in einem „Krieg zur Verhinderung von Krie-
§ gen" zwischen fremden Ländern kämpfen werde,
deren Streitigkeiten England nichts angehen.
Im Lande wachse die Bersorgnis über die Ge-
fahr einer Entfremdung zwischen England und
Italien, die durch die Rolle der englischen Re-
gierung in den Verhandlungen wegen Abessi-
nien hervorgerufen worden sei. Außerdem be-
fürchtet der „Evening Standard", daß Eden in
Paris, um einen „künstlichen" Frieden zu er-
zwingen, in irgend einer neuen Form sein „be-
rüchtigtes Angebot" wiederholen werde, da be-
kanntlich dahin geht, einer der Parteien briti-
sches Gebiet abzutreten.
> Auch die „Evening News" greift die englische
« Völkerbundsvereinigung an, die sich aus krie-

DNB. Paris, 13. Aug.
Zn der französischen Presse wird ganz allge-
mein hervorgehoben, daß die Zugeständnisse, zu
denen sich der Kaiser von Abessinien in seiner

ständig. Der Bevölkerung bemächtigte sich eine
große Panik, als die Wassermassen begannen,
zahlreiche Häuser zu zerstören und Vieh und
Menschen wegzuschwemmen.
*
Nach den zuletzt hier eingetrosfenen Nachrich-
ten scheint das Dammbruchunglück bei Ovada
noch weit arößere Ausmaße zu haben, als merst
angenommen wurde. Wie verlautet ist nicht der
Ort Ovada selbst, sondern vielmehr das Dors
Molare am schwersten betroffen worden. Es
liegt in unmittelbarer Nähe des Sees Orbicella,
der von den beiden Flüssen Orba und Stura ge-
speist wird. Durch das schwere Unwetter, das am
Dienstag nachmittag nach 14 Uhr ausbrach,
schwollen die Wassermassen des 2V Millionen
Kubikmeter umfassenden Sees stark an und bra-
chen den Damm, der den See von dem tiefer ge-
legenen Dorf Molare trennt.
Fast sämtliche Häuser des Dorfes stürzten
ein. Man nimt hier an, daß von den 790 Ein-
wohnern etwa 500 ertrunken sein können. Das
Dorf ist von jedem Verkehr abqeschnitten. Vier
Brücken sind durch die MasjermaLen sortgerizsen

schließt der Leitartikel, sei zurzeit die englische
Völkerbundsvereinigung. Gesunde lleberlegung
müsse die Richtschnur für Englands Handel«
sein.
Der liberale „Star" spricht von der Schick-
salsstunde des Völkerbundes. Unter Berufung
auf die gestrigen Ausführungen des südafrikani-
schen Generals Smuts laute die entscheidende
Frage in dieser Stunde, ob das britische Kabi-
nett treu zum Völkerbund und zum Willen de«
britischen Volkes stehe.

Wie die „Kattowitzer Zeitung" berichtet, hat
der schlesische Wojwode Dr. Grazyniski Ver-
tretern der deutschen Volksgruppe die Aufstel-
lung eines deutschen Kandidaten für di« Wahlen
zum Warschauer Sejm auf der Einheitslost« in
einem der fünf schlesischen Wahlkreise zugesichert.
Bis zur Stunde ist der Kandidat in der Woi-
wodschaft Schlesien der einzige, der dem Deutsch-
tum in Polen zugebilligt worden ist.

letzten Rede unter gewissen Bedingungen bereit
erklärt habe, keine Verhandlungs-
grundlage bilden könnten. Mussolini habe
ähnliche Vorschläge schon einmal abgelehnt.
Außerdem könne die französisch« Regierung dem
Ausbau eines abessinischen Hafens an der Seite
von Dschibuti nicht zustimmen, weil Frank-
reich dadurch seine eigenen Interessen schädigen
würde.
Eine hochstehende italienische Persönlichkeit
gab dem römischen Berichterstatter des „Jour"
einige Erklärungen über die Einstellung Ita-
liens zum italienisch-abessinischen Streitfall ab.
Aus die Frage des Berichterstatters, ob der
Vertrag von 1906 der augenblicklichen
Lage noch gerecht werde, erwiderte der italie-
nische Politiker: Gegenüber Abessinien nicht,
deshalb lenke Italien auch di« Aufmerksamkeit
der anderen Unterzeichner dieses Vertrages auf
die Notwendigkeit einer Abände-
rung. Wenn Italien sich hinsichtlich dieser
Forderung bisher größte Zurückhaltung auser-
legt habe, so nur deshalb, weil es nicht im
Voraus eine unnachgibige Haltung einnehme«
wolle. Auf den Einwurf des Berichterstatters,
ob dann ein Krieg noch vermieden werden
könne, erwiderte die italienische Persönlichkeit:
Selbstverständlich! Das Wort „Krieg- Km»
überhaupt nur für europäische Verhältnis« au-
gewandt werden. Wen« man nach zwei oder
drei Zusammenkünften im Septembor mit
einem Abkommen «ach Senf gche, da» M «Sr

Folgenschwerer Dammbruch in Men
Das Norf Molare iiberflittet / soo Todesopfer?

Mr eine „Polizeimaßnabme"
 
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