Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

DOI Heft:
Nr. 181 - Nr. 190 (6. August - 16. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43255#0373
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AÄelbewerVMsblatt

Montag, 12. Angriff 1SZS

Hugspreis; Durch Botenzustellung u. Post monatl. 2.00 Les der Geschäftsstelle
geholt 1.8V Eiirzelnr. 1V Erscheint wöchentl. 8 mal. Ist die Zeitung am Er-
winen verhindert, besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die Ispalt.
"Ameterzsile (46 mm br.) 7 Textteil: Die 70 mm br. Millimererzeile 2S e^,/. Bei
Murs u. Zwangsvergleich erlischt jed. Anspruch auf Nachlaß. Eerichtsst.: Heidelberg.
^rnatzettuW mit den Mlagen: Aber dem Alltag / Keimattvmte
Dlzer Note

Schriftleitung und Geschäftsstelle: Heidelberg, Bergh. Str. 59/81, Tel. 7151. Geschäfts,
stunden: 7.80 bis 18 Uhr, Sprechstunden der Redaktion: 11.30 bis 12.30 Uhr. Anzeigen-
schluß: 9 Uhr, Samstag 8.30 Uhr vormittags. Für fernmündlich übermittelte Auf-
träge wird keine Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Rr. 8105.
Unverlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurückgesandt.
MUMM und Kunst / Aus der Mlt der Frau / M LMtuM
70. Jahrgang / Ar. iss


Sturmzeichen fßr die Dreierkonferenz?

ein Bankett, an dem auch die ausländischen
Pressevertreter teilnahmen. Scheik Achmed Sahli
Abzahin, der Wirtschaftsbevollmächtigte des
Königs des Pemen, sagte im Namen der an«

Abessiniens begrenzte Nachgiebigkeit / Englands Mittelineerintereffen

wesenden Orientalen Unterstützung und Hilfe im
Kriegsfälle zu. Die Vereinigung sandte ein

England-Italien
DNB London, 10. Aug.
ii/^ir wird zu den Dreimächtebesprechungen
"bessinische Frage den Vorschlag einer
j , gültigen Regelung der bisher dila-
ini^ch. handelten Angelegenheit nach Paris
ring^ Wenigstens glaubt dies der diplo-
"usche Korrespondent der „Morning Post" zu
^isen . Welcher Art er sei, werde allerdings
^g geheimgehalten. Nur soviel dürfe man
^ehnien, daß die britische Regierung bereit
das ihrige zur Förderung einer friedlichen
leid t""' 2" Frankreich und Italien sei
» er d^ Gi^nbe weit verbreitet, daß die-
tz-^iorge Großbritanniens nicht so sehr dem
erbund als den Interessen des britischen
Hes gelte. Das mache die Lage noch ver-
sej J«, politischen Kreisen Italiens
^gedeutet worden, daß in Italien sich das
^wollen Großbritanniens sofort wieder zu-
könne, wenn es eine ausdrückliche Ver-
^^chtung eingehe, die britischen Interessen im
iihx Tana-Sees zu achten. Wie demgegen-
b werden müsse, sei in maßgeben-
bta Englands noch bis vor kurzem der
Punkt vertreten worden, daß die Haltung
r^anniens in dieser Frage nur durch
nützliche Erwägungen bestimmt werde.
eike indessen sei angedeutet worden, daß
tz^.V^hung Abessiniens durch Italien eine
t^rohung der Stellung Großbri-
Cs in Aegypten bedeuten würde.
daher zwischen Eden und Baron
den * b^gentlich sehr deutlich gesprochen wer-
Laval die schwierige Aufgabe der
^°h"ung zufallen werde.
Vereinbarung werde nicht erleichtert
Nachricht, daß der Kaiser von Abes-
h«be ueue Auslandskonzession gewährt
dis Schweizer Konsortium habe Erlaub-
n^^"iien, eine Straße zwischen Addis Abeba
sjtz budan zu bauen. Diese Straße würde
beank^e der Nordgrenze, die jetzt Wochen
^rfte^^' auf einige Tage verkürzen und dies
ylbesp Entwicklung des Handels zwischen
^dinien^ dem Sudan sehr zugute
abrffiMWe Grsandir
Sei Laval
DNB Paris, 10. Aug.
»nr^."^^präfldent Laval hatte am Samstag
abM ."8 eine Besprechung mit dem hiesigen
d^ lei r Gesandten, der sein Land auch auf
Z en Völkerbundsratstagung vertreten hat.
lldter PEtt^en Kreisen bezeichnet man die
steh^/ als für den Verlauf der bevor-
sitie^ .Dreier-Konferenz sehr nützlich. Abes-
dicht« bekanntlich auf dieser Konferenz
vertreten sein.
l>tf^^"^"bin" weist am Samstag abend dar-
esshx, ' Besprechungen der drei inter-
Großmächte im Zeichen der Entspan-
ne werden. Der abessinische Gesandte
3»^^ französischen Ministerpräsidenten die
^Sieru" wissen lassen, zu denen seine
^"kte/n bereit sei. In gewissen anderen
Siebigtz^ "be ^r aber erneut auf die Unnach-
N ^essiniens hingewiesen und erklärt,
r>«hl z. rn Addis Abeba der Wirklichkeit
"Hey f^r, daß aber seine Regierung ge-
"^beruugen nicht nachgeben zu können
°^j-'^rnal" umschreibt diese Haltung der
Regierung noch näher und erklärt,
^Z^fche Gesandte habe die Vereitwillig-
^Regierung zu gewissen wirtschaft-

jedes politische Zugeständnis abgelehnt, das die
Oberhoheit seiner Regierung über Abessinien be-
einträchtigen könnte. Das gleiche Blatt glaubt
die Ansicht gewisser maßgebender Kreise wieder-
zugeben, wenn es darauf hinwcist, daß man für
die Dreier-Konferenz mit etwa vierzehntägigen
Verhandlungen rechne
Sie britische Mittelmeerpolitik
DNB Rom, 10. Aug.
Die Stellung Großbritanniens im Mittelmeer
' gewinnt für Italien angesichts der Zuspitzung
des ostafrikanischen Konfliktes eine immer stei-
gende Bedeutung. So werden hier besonders
alle Nachrichten mit großem Interesse verfolgt,
die irgendwelche Andeutungen über eine An-
passung der britischen Mittelmeerpolitik an die
augenblickliche Lage enthalten. In großer Auf-
machung berichtet daher am Samstag der Lavoro
Fascista in einer Korrespondenz aus Jerusalem
über Pläne Großbritanniens, seine militärischen
Stützpunkte im Mittelmeer zu verlegen. Die
gegenwärtige Londoner Besprechung der Hohen
Kommissare Aegyptens und Palästinas und der
britischen Gesandten im Irak und Arabien dien-
ten hauptsächlich dieser Erörterung. Danach solle
die britische Hauptflottenbasis von Malta nach
Haifa verlegt werden, da die Haltung der ita-
lienischen Bevölkerung Maltas immer england-
feindlicher werde Aus strategischen und wirt-
schaftlichen Gründen verliere Malta immer mehr
seine Eignung als wichtiger Flottenstützpunkt.
Außerdem sei die Insel zu weit von Palästina
und Aegypten entfernt, um im äußersten Falle
die Verteidigung der englischen Verkehrswege zu
garantieren.
Für Sicherung des Suezkanals und des Roten
Meeres solle nach dem Bau einer Eisenbahnver-
bindung das Gebiet von Akaba zum Operations-
zentrum der britischen Truppen in Palästina
und Transjordanien gemacht werden, um da-
durch gleichzeitig die Interessen des Britischen
Weltreiches im nahen und mittleren Orient zu
schützen.
Außerdem beabsichtige man in London, in
naheliegender Zukunft die britischen Truppen-
kontingente in Aegypten nach Palästina zu ver-
legen und in Akaba eine große Flugzeug-Basis
für den nahen Osten zu schaffen. Aegypten sei
wegen seiner Nähe zum italienischen Libyen als
Luftstützpunkt weniger geeignet. Außerdem sei
in dem für diese Operationen in Erwägung ge-
zogenen Gebiet Transjordaniens wie Akaba
leicht mit einer Zustimmung der dortigen Emire
zu rechnen.
Kellsg Mer den Kellogpakt
DNB London, 10. Aug.
Reuter meldet aus St. Paul (Minnesota), der
ehemalige Staatssekretär Kellogg, der Urheber
des nach ihm und Briand benannten Paktes,
habe in einem Interview erklärt, weder Italien
noch Abessinien könnten irgendeine Entschuldi-
gung dafür vorbringen, zur Regelung ihrer
Meinungsverschiedenheiten Krieg anzufangen.
Durch den Pakt, in dem die Nationen auf Krieg
als Werkzeug nationaler Politik verzichten, sei
jedes Land verpflichtet .allen Nationen bei der
Erhaltung des Friedens zu helfen und seine
eigenen Streitigkeiten durch friedliche Mittel in
Ordnung zu bringen. Dadurch werde der Krieg
eine Angelegenheit, in der jede Nation das
Recht habe, die anderen Parteien zur Aufrecht-
erhaltung des Friedens und der Unversehrtheit
des Vertrages aufzurufen.
mit oder ohne Waffen"
DNB Paris, 10. Aug.
Der abessinische Gesandte in Paris ist nach
seiner Rückkehr aus Genf vom „Excelsior" über
seine Ansicht über den italienisch-abessinischen I

Streitfall befragt worden. Das einzig wirkungs-
volle Mittel, den Krieg wirklich zu verhindern,
so sagte der Gesandte, bestehe darin, Abessinien
zu gestatten, sich zu bewaffnen. Das sei durch-
aus nicht paradox. Abessinien wolle nicht den
Krieg . Es könne den Frieden aber nur aus-
rechterhalten, wenn Italien wisse, daß Abessinien
sich verteidigen könne. Italien stelle Waffen in
seinen eigenen Fabriken her, Abessinien hin-
gegen sei gezwungen, sie im Auslande zu kaufen.
Die ausländischen Regierungen aber verböten
die Waffenausfuhr nach Abessinien. Das sei un-
gerecht. Abessinien werde mit Vertrauen dem
Spruch des obersten Schiedsrichters Politis ent-
gegensetzen. Es habe Vertrauen in den Völker-
bund. Wenn nötig, werde Abessinien aber kämp-
fen, einerlei ob mit oder ohne Waffen.
ShmpaWekmdgebWgen für Meffirmn
DNB Addis Abeba, 10. Aug.
Die Sympathiekundgebungen der orientalischen
Bevölkerung für Abessinien mehren sich täglich.
Am Samstag gab die Vereinigung der in Abes-
sinien lebenden Orientalen aus Aegypten,
Syrien, dem Hadramot, Indien und dem Pemen

Telegramm an den Völkerbund, in dem sie unter
Berufung auf die Gerechtigkeit Maßnahmen
gegen Italien verlangt.
Italien erhöht den Diskontsatz
DNB Rom, 10. Aug.
In der am Montag erscheinenden „Gazetta
Ufficiale" wird ein Gesetz veröffentlicht, nach
dem der Diskont der Bank von Italien von 3,5
auf 4,5 Prozent erhöht wird. Diese Maßnahme
wird damit begründet, daß sich der Banknoten-
umlauf im vergangenen Monat um 827 Millio-
nen erhöhte. Im gleichen Monat des Vorjahres
belief sich die Erhöhung nur auf 487 Millionen
Lire. Die Ursache sei in starken Industrie-
käufen zu suchen. Wie an zuständiger Stelle u. a.
ausdrücklich erklärt wird, hege Italien keinerlei
inflationistische Absichten.
Japanische Militärflieger bei Mussolini
DNB Rom, 10. Aug.
Mussolini hat eine Abordnung japanischer
Militärflieger empfangen, die von dem japani-
schen General Ito begleitet war. Dabei richtet«
der japanische General Ito eine herzliche An-
sprache an den italienischen Regierungschef, die
von Mussolini in dem gleichen Ton beantwortet
wurde.

Line Rede des Führers
Vei der 15 Zahrfeler der Partei in Rosenheim

Gegen die kleinen Zweifler
DNB. Rosenheim, 11. Aug.
Die oberbayrische Stadt Rosenheim beging am
Sonntag das 15jährige Bestehen der Ortsgruppe
Rosenheim der NSDAP, der zweitältesten Orts-
gruppe der Partei im Reich überhaupt. Mit
dem Stabe der Gauleitung hatten sich auch die
Politischen Leiter und Abordnungen der ver-
schiedensten Gliederungen der Bewegung in
großer Zahl eingefunden. Nachdem am Vormit-
tag eine Tagung der politischen Leiter voran-
gegangen war, brachte der Mittag eine Propa-
gandafahrt durch die von den großen Menschen-
massen eingesäumten Straßen der Stadt.
Nachmittags l^4 Uhr versammelten sich die
politischen Leiter in dem prächtig geschmückten
Rosenheimer Hofbräusaal. Gegen 4 Uhr traf der
Führer an der Stätte ein, an der er selbst in
den schwersten Kampfjahren der Bewegung wie-
derholt gesprochen und seinem Glauben an den
Sieg der Bewegung Ausdruck gegeben hatte. Er
begrüßte mit Handschlag persönlich jeden einzel-
nen der alten Rosenheimer Kämpfer. Nach
einer kurzen Begrüßungsansprache des Kreis-
leiters Heliel umritz in einer Festansprache
Gauleiter Staatsminister Adolf Wagner
den Kampf der Bewegung in der Vergangenheit
und gab die Kampfziele der Gegenwart bekannt,
wobei er sich namentlich gegen den politischen
Katholizismus wandte und ferner zur Juden-
frage betonte, datz die Bewegung es nicht nötig
habe, diese Frage etwa mit Brachialgewalt zu
lösen. Mit einer stürmischen Huldigung für den
Führer schloß dieser Teil der Veranstaltungen.
Inzwischen hatten sich am Max-Josephs-Platz
viele Tausende in Erwartung des Führers ange-
sammelt. Als er auf der Tribüne sichtbar wurde,
ging eine Welle des Jubels über den Platz. So-
fort ergriff der Führer zu einer längeren
Rede das Wort, in der er immer wieder von
der stürmischen Zustimmung der Massen unter-
brochen wurde. Er rief die Erinnerung wach an
die Zeit, da er vor 15 Jahren zum ersten Male
in dieser Zeit sprach, 15 Jahre, die heute
deutsche Geschichte geworden sind im höchsten
und deutschesten Sinne des Wortes, erfüllt von
einem Kampf, wie er wundersamer um das
Herz und die Seele des deutschen Volkes noch nie
geführt worden ist. Das Schicksal dieser Orts-
gruppe müsse für uns alle eine Lehre sein.
Nichts habe das Schicksal der alten Garde auch
in dieser Stadt damals geschenkt. Eine kleine
Schar gegen die Uebermacht der Zweifler und
Spötter! „Damals stand einer gegen zehn, und

wir sind in diesem Kampf nicht müde geworden,
bis der Erfolg errungen war." Heute stehe«
neun des gesamten Volkes gegen einen der
kleinen Zweifler. W.nn wir damals
nicht kapituliert haben, dann werden wir es
heute sicherlich nicht tun.
„Im Kampf haben wir einst das Deutsche
Reich erobert, und im Kampf werden wir es er-
halten und bewahren. Die gegen uns stehen, sol-
len sich in uns nicht täuschen! Den Kampf
haben wir noch nie gescheut, früher nicht und
heute nicht. Wenn sie ihn wollen, dann können
sie ihn haben! Wir werden sie niederschmettern,
datz ihnen für die nächsten 14 Jahre Gedanken
an eine Fortsetzung dieses Kampfes vergehen
werden!"
In plastischer Weise stellte der Führer gegen-
über, was unsere Gegner in 15 Jayren verwirt-
schaftet haben, dem, was der Nationalsozialis-
mus in 2l4 Jahren seiner Herrschaft im deut-
schen Volke aufgebaut hat, und diesen Aufbau
schütze nicht mehr eine feige bürgerliche Welt,
sondern ein fanatisches, mannbares, junges
deutsches Volk. Unter stürmischer Zustimmung
rief der Führer aus: „Das darf ich denen, die
glauben, daß sie allein den Sogen des Himmels
gepachtet haben, wohl sagen: Vor 15 Jahren
hatte ich nichts als meinen Glauben und Willen.
Heute ist die Bewegung die Bewegung Deutsch-
lands, Heute hat diese Bewegung die deutsche
Nation erobert und gestaltet das Reich. Wäre
das möglich gewesen ohne den Segen des All-
mächtigen? Oder wollen die, die damals
Deutschland ruinierten, behaupten, daß sie den
Segen Gottes gehabt hätten? Was wir sind,
sind wir nicht gegen, sondern mit dem Willen
der Vorsehung geworden. Und solange wir
treu, ehrlich und kampfmutig sind, an unser
großes Werk glauben und nicht kapitulieren,
werden wir auch weiterhin den Segen der Vor-
sehung haben. Dafür aber, daß diese Tugenden
gewahrt bleiben, ist mit der alten Garde die
junge Garde Gewähr!" Wenn diejenigen, die
Deutschland in 15 Jahren ruiniert haben, heute
im Hinblick auf die nationalsozialistischen Auf-
bauleistungen glaubten, wieder Morgenluft zu
wittern, dan antworte er ihnen: „Das könnte
ihnen so passen, jetzt, wo es wiÄer etwas zu
verwirtschaften gibt!"
Der Führer rief die schweren Prüfungen der
Bewegung in den letzten IS Lahre« wieder ins
Gedächtnis zurück: „And wen« uns auch in Zu-
kunft das Schicksal wieder prüfe« «M, ft» Ms«
 
Annotationen