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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 171 - Nr. 180 (25. Juli - 5. August)
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WdelbergerVolksblatt

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Wzer Sote Mittwoch, ZI. M iszs 70. Jahrgang / Ar. 176

Wissenschaft an- Kunst / Aus -er Wett -er Frau / Die Lesestunde

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Enge Zusammenarbeit zwischen England und Mntteich?

Völkerbund begründet"
DNB. London, 30. Juli.
Der diplomatische Korrespondent des „Daily
7'lrgraph" schreibt, die britischen Minister
A*n der Meinung, daß die letzte Möglichkeit,
Folien zur Mäßigung zu veranlassen, in der
Men Zusammenarbeit zwischen Eng-
,?nd und Frankreich liege. Die Freund-
Mst zwischen England und Italien sei alt und
Me wesentlich zu Italiens jetziger Stellung in
„bessiuien beigetragen. Aber ihr Einfluß habe
jch infolge der englandfeindlichen Propaganda
der italienischen Presse letzthin erheblich ver-
mindert. Dieser Feldzug beginne in ganz Jta-
. °n seine Wirkung auszuüben. Frankreich an-
derseits sei in einer stärkeren Stellung, um
^>nen Einfluß erfolgreich zur Geltung zu brin-
Die scheinbare Teilnahmslosigkeit der fran-
^Uschen Regierung beginne einem immer größer
erdenden Interesse Platz zu machen. Die bei-
kn» blinde seien anscheinend, daß die franzö-
6tche Politik ebenso fest auf den Völkerbund
.gründet sei wie die britische und daß Frank-
lck - beunruhigt über die finanziellen und wirt-
Mstlichen Folgen eines italienischen militäri-
Uen Abenteuers sei. Italien, das an verzwei-
rei»r Geldknappheit leide, suche Hilfe bei Frank-
'H. Laval wisse aber, daß es gefährlich wäre,
enn er sich dem Vorwurf aussetzte, daß er die
.^"rn französischen Steuern und Gehaltsabzüge
r italienische Kolonialinteressen verschwende.
, Faktoren würden vielleicht großen Einfluß
s die vertraulichen Besprechungen zwischen den
Achten haben.
Handlungsfreiheit für Eden
DNB London, 30. Juli
Der Minister für Völkerbungsangelegenheiten
lder am Dienstag nach Paris abreiste,
Mt« es vor seinem Start in Croydon Presse-
Nretern gegenüber ab, sich in irgendeiner
Hern" die kommende Ratstagung zu äu-
Unterrichteten englischen Kreisen wurde am
der Erwartung Ausdruck gegeben, daß
E? Ergebnis der heutigen Besprechung zwischen
„ und Laval eine Verständigung zwischen
Oland und Frankreich über die in Genf ein-
>»erbende Haltung der beiden Länder erfolgen
y Abordnung gehe vollkommen un-
^"öenommen nach Genf. Eden habe Voll-
riä^> Pläne je nach den Gefühlen einzu-
jest in Genf antreffe. Jedenfalls seien
tan ?"ischeidungen über die Haltung Eroßbri-
nicht getroffen worden.
Eden in Paris
DNB Paris, 30. Juli
Ministerrat gab Ministerpräsident
Sein, ^"Minister Lav l — wie bereits kurz
üa — einen Ueberblick über die auswär-
ts Laval beschränkte sich darauf, den
italienisch-abessinischen Streitfalls
Hinüber"' der sich seit dem letzten französischen
dur<k .^t nicht wesentlich geändert hat und
tkp- "ruesten italienischen und abessinischen
Zl,. Zungen im Hinblick auf den bevorstehenden
Mmentritt des Völkerbundsrates deutlicher
Ollsen worden ist.
tns"! wie bereits vorgesehen war, in
^Müht sein, eine Vermittlerrolle zu spie-
die Freundschaft Frankreichs zuEng-
b»iw""d SU Italien zu belasten. Seine Bestre-
eine Werden vor allem darauf gerichtet sein,
l^rise des Völkerbundes zu vermeiden.
Aji„-!?ttelbar nach dem Ministerrat empfing
t«. ''^Präsident Laval den englischen Botschaf-
°in« n^°ris Sir George Clerk, der vordem
^»ai i^"°dung mit dem Generalsekretär des
M- d ^rfay, Leger, gehabt hatte.
Eden ist um 14.45 Uhr in Paris ein-
Gr besuchte in Begleitung des briti-

„Sie lehte Möglichkeit, Italien zur Mäßigung zu veranlassen"

scheu Botschafters den Ministerpräsidenten und
Außenminister Laval am Quai d'Orsay auf. An
der Unterredung nahmen der Generalsekretär
des frazösischen Außenministeriums Leger und
der Leiter der Völkerbundsabteilung im briti-
schen Außenministerium Strang teil.
Die Unterredung dauerte nur wenig länger
als eine halbe Stunde. Laval erklärte Presse-
vertretern:
Wir haben unter allen Gesichtspunkten die ge-
samten Probleme geprüft, die in Genf auf der
Tagesordnung stehen. In Genf werden wir Ge-
legenheit haben, unsere Besprechungen fortzu-
setzen. '
Ueber die Unterredung verlautet in gutunter-'
richteten französischen Kreisen, daß es sich um
eine erste Fühlungnahme in der Abessinienfrage:
gehandelt habe und keine Entscheidung getroffen -
worden seien. Das gehe schon aus der Ankündi- -
gung Lavals über Fortsetzung der Besprechungen !
in Genf hervor. Immerhin sei der allemeine
Eindruck „nicht ungünstig".
Auftakt in Gens
DNB. Eens, 30. Juli.
Der sowjetrussische Außenminister Litwi-
now, der bei der am Mittwoch beginnenden
Ratstagung wieder den Vorsitz fuhren wird, ist
Dienstag nachmittag in Genf eingetrofsen. In
der Nacht wird der Führer der italienischen Ab-
ordnung, Baron Aloisi, erwartet. Andere
Mitglieder der italienischen Abordnung haben
bereits Dienstag abend mit den zuständigen Be-
amten des Völkerbundssekretariats Fühlung
genommen. Mittwoch früh werden Eden und
Laval hier erwartet, so daß schon im Lause des
Vormittags die üblichen Vorbesprechungen, bei
denen dieses Mal überhaupt der Schwerpunkt
der ganzen Ratstagung liegt, ausgenommen
werden dürften. Die eigentliche Tagung wird
Mittwoch um 17 Uhr beginnen und zwar
mit einer nichtöffentlichen Sitzung.
Zu öffentlichen Verhandlungen dürfte es vor-
aussichtlich erst dann kommen, wenn die Rich-
tung, in der die Verhandlungen sich bewegen
sollen, einigermaßen feststeht.
„ Ser Widersinn
des Völkerbundes"
DNB. Rom, 30. Juli.
Am Vorabend der außerordentlichen Genfer
Ratsverhandlung kommt die italienische Ge-
ringschätzung des Völkerbundes in einem Artikel
des Direktors der „Tribuna", Senator Forges
Davanzati, in nicht mißzuverstehender Weise zum
Ausdruck. Mit der üblichen Selbstüberschätzung
habe sich der Völkerbund die Einmischung in den
italienisch-abessinischen Zwischenfall angemaßt.
Höchst offenherzig spricht das Blatt aus, daß der
Völkerbund sich auf der gegenwärtigen Rats-
verhandlung nur mit Verfahrensfragen zu be-
fassen habe, die selbstverständlich keinerlei Be-
deutung hätten. Dre Völkerbund sei nie im-
stande, ein wichtiges Problem zu lösen. Er
zeige sich als ein schlechtestes Alibi für alle
Heucheleien, Widersprüche und Hinterlistigkei-
ten, die heute unheilvoll auf der Politik Euro-
pas und der Welt ruhten.
Nach diesen wenig schmeichelhaften Bemer-
kungen über die Genfer Einrichtung spricht das
Blatt im Schlußsatz dem Völkerbund jede wei-
tere Daseinsberechtigung ab: „Wir sagen es
offen, daß wir mehr als sicher sind, daß der Völ-
kerbund in keiner Weife die Entscheidungen
durchkreuzen kann, die ausschließlich Italien im
italienisch-abessinischen Streitfa llzukomme. In
diesem Gefühl der Sicherheit kann nach unserem
Glauben auch der Augenblick gekommen sein,
in dem es zu erwägen gilt, ob es für das Ita-
lien Mussolinis nicht angezeigt ist, mit einem
entscheidenden Schritt Europas von dem drücken-
den Widersinn zu befreien, den der Völkerbund

Scharfe Angriffe
-es „popolo Italia"
Gegen England
DNB. Mailand, 30. Juli.
„Popolo d' Italia" wendet sich in einem
Leitaufsatz wieder einmal sehr scharf gegen Eng-
land. Es habe eine Möglichkeit bestanden, schreibt
das Blatt, den italienisch-abessinischen Streit
ohne Anwendung von Waffengewalt zu schlich-
ten, und die wäre gewesen, daß England dem
Negus geraten hätte, mit Italien ein Kompro-
miß „in britischem Stil" einzugehen, d. h. aus
eine Art, die England gegenüber anderen viel
weniger zivilisierten Staaten als Abessinien zur
Anwendung gebracht habe. Aber seit dem Ueber-
fall von Ual-Ual habe England ganz offen für
die „Sklavenjäger" Partei ergriffen. Schon be-
vor man von einer Schiedskommission sprach,
hätten die englischen Agenten in Abessinien und
Genf ihren Schiedsspruch zugunsten der dunklen
britischen Interessen im Lande der Reger ge-
fällt. London erklärte mit tugendvoller Miene,
den Völkerbund verteidigen zu müssen, aber tat-
sächlich mobilisierte es den Völkerbund, um seist«
imperialistischen Ziele zu verteidigen. Es sei
ganz klar, daß der Negus ohne englische Unter-

Sie gesetzlichen Sestimnmngen
DNB. Berlin, 30. Juli.
Die Reichsleitung des Arbeitsdienstes teilt
mit:
Das Reichsarbeitsdienstgesetz vom 26. Juni
1935 wird am 1. Oktober 1935 durch die zu die-
sem Zeitpunkt erfolgende erstmalige Pflicht-
erfassung der Arbeitsdienstpflichtigen des Jahr-
gangs 1915 praktisch in Kraft treten.
Durch die Erste Verordnung zur Durchführung
und Ergänzung des Reichsarbeitsdienstgesetzes
vom 27. Juli 1935 Paragr. 6 treten die Bestim-
mungen über Pflichten und Rechte der Ange-
hörigen des Arbeitsdienstes (Abschnitt IV des
RAD-Gesetzes) ebenfalls zum 1. Oktober in
Wirkung.
Der Reichsarbeitsdienst ist eine neue staatliche
Einrichtung, die sich von den bisher bestehenden
staatlichen Einrichtungen in Wesen und Form
grundsätzlich unterscheidet.
Daher nehmen auch di« planmäßigen
Führer und Amtswalter des Reichsar-
beitsdienstes eine besondere Stellung unter den
Staatsdienern ein. Sie sind hinsichtlich ihrer
Pflichten und Rechte weder den Berufssoldaten
der Wehrmacht noch den Beamten und Ange-
stellten der zivilen Behörden zuzurechnen.
Ueber Besoldung und Versorgung
der planmäßigen Führer und Amts-
walter im Reichsarbeitsdienst bestimmt das
Reichsarbeitsgesetz vom 26. Juni u. a.:
„Die planmäßigen Führer und Amtswalter
sind im Reichsarbeitsdienst berufsmäßig tätig."
(Paragr. 11, Ziffer 1).
Die genaue Regelung der Besoldung und Ver-
sorgung ist demnach der in der nächsten Zeit zu
erwartenden Besoldungsordnung und dem Ver-
sorgungsgesetz noch Vorbehalten. Sie wird vor-
aussichtlich der Besoldung und Versorgung der
Berufssoldaten der Wehrmacht ähneln.
Die Ansprüche, die an den Führer im Arbeits-
dienst gestellt werden müssen, sind hoch und viel-
seitig. Der Platz, den ein Führer im Reichs-
arbeitsdienst erreicht, wird allein durch seine
Fähigkeit bestimmt, die mit seinem Aufstieg
ständig wachsenden Aufgaben zu meistern.
Der bisherige Freiwillige Arbeitsdienst hat in
der Erziehung seines Führerkorps bereits weit-
gehende Vorarbeit geleistet. Der Führerersatz
vollzieht sich seit geraumer Zeit ausschließlich
von unten ans «igen«« Rethen, So können auch

stützung nachgegeben hätte und ein Kompromiß
eingegangen wäre, durch das der Krieg vermie-
den worden wäre. Aber der Negus spreche von
Krieg und kündige ihn als nahe bevorstehend
an. Er könne das nur, weil er sich dazu ermäch-
tigt fühle.
Die Oberkommissare der Dominions bei Hoare
DNB. London, 30. Juli.
Der Staatssekretär des Aeußern Sir Samuel
Hoare empfing gestern die Oberkommissar« der
britischen Dominions, denen er die Ansichten des
britischen Kabinetts über den abessinischen
Streit mitteilte.
Sympathien und Besorgnisse
DNB. London, 30. Juli.
Wie „Times" aus Alexandria meldet, ist das
Interesse der Aegypter für den italienisch-abessi-
nischen Streit groß, und es zeigt sich warmes
Mitgefühl für Abessinien. Im Ruhestand lebende
ägyptische und türkische Offiziere bemühen sich in
großer Zahl um den Eintritt in das abessinische
Heer. Sorge herrscht auf den ägyptischen Märk-
ten wegen der Preiserhöhung und des Mangels
an Gerste infolge großer italienischer Ankäufe.
Es wird erklärt, daß die ganze Ernte schnell da-
hinschwinde und daß Aegypten bald genötigt sein
werde, Gerste zu einem hohen Preis einzuführen.

in Zukunft keine älteren Persönlichkeiten, die
von außen kommen, in Fllhrerstellen des Ar-
beitsdienstes «inrücken.
Vorbedingungen für die Annahme al«
Führeranwärter find:
1. vollendetes 17. Lebensjahr (Einwilligung
der Eltern oder d«s Vormunds);
2. arische Abstammung;
3. llnbescholtenheitszeugnis (polizeiliches Füh-
rungszeugnis und Strafregisterauszug);
4. Verpflichtung zu mindestens zweijähriger
Dienstzeit im Arbeitsdienst (Probedienstzeit).
Es muß an dieser Stelle ausdrücklich betont
werden, daß die Ergreifung der Führerlaufbahn
im Arbeitsdienst keinerlei finanzielle Zuschüsse
seitens der Eltern usw. erfordert. Auch der
ärmste Volksgenosse kann, sofern er den obigen
Bedingungen entspricht, Führer im Arbeitsdienst
werden. Sein Aufstieg wird ausschließlich ab-
hängen von seinem Persönlichkeitswert und sei-
nen Leistungen.
Die Meldung alsFühreränwärter
kann jederzeit bei der für den Wohnbezirk des
Betreffenden zuständigen Arbeitsgauleitung er-
folgen. Die Anschrift der Arbeitsgauleitung ist
bei jedem Meldeamt für den Arbeitsdienst zu
erfahren.
Der Führeranwärter hat zunächst sechs Monate
als Arbeitsmann in einer Abteilung Außen-
dienst zu leisten.
Die Laufbahn des unteren Dien-
stes endet in der Regel mit der Erreichung des
Dienstgrades als Obertruppführer (Reichsar-
beitsdienstassistent), bei besonderer .Bewährung
als Unterfeldmeister. Der mittlere Dienst hat
als letzte Stufe den Oberseldmeister (Reichsar-
beitsdienstämtmann), während der höhere Dienst
vom Arbeitsfllhrer (Reichsarbeitsdienstrat) auf-
wärts rechnet. Es ist jedoch dafür gesorgt, daß
getreu den nationalsozialistischen Grundsätzen
des Arbeitsdienstes jeder Führer nach Maßgabe
seiner Fähigkeiten aufsteigen kann.
Führeranwärter, Vie das Reifezeugnis einer
höheren Schule besitzen, können damit rechnen,
nach anderthalb- bis zweijähriger Dienstzeit im
Arbeitsdienst und einwandfreier Ableistung
ihrer aktiven Militärdienstpflicht zum Feld-
meister befördert zu werden.
Planmäßige Truppführer, die nicht im Besitze
des Reifezeugnisses einer höheren Schule sind,
sich aber nach geistiger Begabung und sonstigem
Perlönlichkeitswert für den Aufstieg in den mitt-

MreriausbahnimAkvettSöienst
 
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