Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

DOI Heft:
Nr. 161 - Nr. 170 (13. Juli - 24. Juli)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43255#0175
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Bezugspreis: Durch Botenzustellung u. Post monatl. 2.00 bei der Geschäftsstelle
abgeholt 1.80 Einzelnr. 10 Erscheint wöchentl. ö mal. Ist die Zeitung am Er-
scheinen verhindert, besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die 1 spalt.
Millimeterzsile (46 mm br.) 7 Textteil: Die 70 mm br. Millimeterzeile 25 Bei
Konkurs u. Zwangsvergleich erlischt jed. Anspruch auf Nachlaß. Eerichtsst.: Heidelberg.
Stimalzeitung mit -rn Beilagen: Aber -em Alltag / öeimatwatte


i
Schriftleitung nnd Geschäftsstelle: Heidelberg, Bergh. Str. 50/61, Tel. 7151. Geschäfts-
stunden: 7.30 bis 18 Uhr. Sprechstunden der Redaktion: 11.30 bis 12.30 Uhr. Anzeigen-
schluß: 0 Uhr, Samstag 8.30 Uhr vormittags. Für fernmündlich übermittelte Auf-
träge wird keine Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 8105.
Unverlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurückgefandt.
AMMast un- Kunst / Aus der Mlt -er Frau / Die LMtunde

PMer Sole

Samstag, 20. M1SZS

70. Jahrgang / Ar. 167

Oer Göring-Erlaß gilt auch für Baden

Sinngemäße Anwendung vom Minifierrat beschlossen

Karlsruhe, 19. Juli
Zn einer Besprechung des Reichsstatthalters
Mit den badischen Ministern wurde, so meldet
^ie „Volksgemeinschaft", die sinngemäße An-
Mondung des Erlasses des preußischen Minister-
lmLstdenten gegen den politischen Katholizismus
'n Baden erörtert.
Der Reichsstatthalter stellte fest, daß der Na-
tionalsozialismus gleich nach der Machtübernah-
me die Voraussetzung geschaffen hat, um ein
gutes Verhältnis zwischen der katholischen Kirche
und me nationalsozialistischen Staat herzustellen.
Von kirchlicher Seite bedurfte es zu einem guten
Einvernehmen nur des guten Willens.
Es wird nieniand im Zweifel darüber sein,
daß die katholische Kirche genau so wie die an-
dren christlichen Bekenntnisse in Deutschland
durch den Bolschewismus vernichtet worden wä-
wenen wir heute nicht einen nationalsoziali-
sten Staat hätten. Welche Gefahr für die Kirchen
Mit der Zerschlagung der Eottlosenverbänd« ab-
gewendet worden ist, ergibt sich ganz augen-
scheinlich, wenn man sich klar macht, in wie au-
ßerordentlichem Umfange die Kirchenaustritte,
di« unter der schwarz-roten Herrsck^Mewn Jahr
SU Jahr anschwollen, mit
uahme zurückgingen, und
Men aus den Kirchensteuern ebenso wie die
Etaatssteuern dank der Wiedergesundung der
Wirtschaft sich erhöhen. Die Kirchen hätten an-
gesichts dieser unleugbar positiven Leistungen des
Staates allen Grund, ihm nicht nur dankbar zu
!^n, sondern aus innerer Ueberzeugung mit ihm
Su arbeiten. Wir haben jederzeit alles getan, um
mit den leitenden Stellen der katholischen Kirche
SU einem freundschaftlichen Einvernehmen zu
Omnien und Gegensätzte auszuschalten.
Vach unseren Erfahrungen in Baden muß ich
^der ebenso wie Ministerpräsident Göring fest-
nellen, daß alle unsere Beweise des gütens Wil-
lens keinen entsprechenden Widerhall gefunden
ßuben. Wir mußten die Ueberzeugung gewinnen,
°uß einem Teil der Geistlichkeit an einem guten
Einvernehmen gar nichts gelegen ist, daß viel-
""hr fortgesetzt schwere politische Entgleisungen
Uon Geistlichen fezustellen sind. Offensichtlich ha-
eu die oberen kirchlichen Behörden nicht ver-
acht, diese widerspenstigen Kreise in die durch
seelsorgerischen Aufgaben gezogenen Schran-
Surückzuweisen. Nach allen diesen Wahrneh-
mungen begrüße ich die Initiative des preußi-
schen Ministerpräsidenten, die eine klare Schei-
"ug zwischen Religion und Politik herbeiführt,
ich wünsche, daß der Erlaß sinngemäß auf
"den übertragen wird.
, Duuach muß jede feindselige Auseinander-
tzung deg politischen Katholizismus mit dem
IjEuualsozialismus, wie wir sie täglich in po-
n^en Kanzelreden, sogenannten religiösen
Nachmittagen und Abenden, erleben, und die im
unkordat ausdrücklich untersagt ist, aufhören,
ena Nationalsozialismus ist das Geistes-
b 1 des heutigen Staates, und wer dagegen
m, erweist sich als Staatsfeind, gleichgültig,
b gelegentlich ein nichtssagendes Lippen-
? ^utnis zum Staate oder zum Staatsgedan-
e. schlechthin ablegt. Es kann daher auch nicht
H?wet werden, daß die nationalsozialistische
letzesgebung den Gegenstand kirchlicher Aus-
°M?"d°rsetzungen bildet.
"ler keinen Umständen kann künftig eine
^ernandersetzung mit dem Nationalsozialis-
men Religionsunterricht mehr zugelassen
de» Geistliche, die die religiöse Unterweisung
fugend zu politischer Agitation mißbrau-
ch d das Lehramt entzogen werden, denn
uvt/i"' Augenblick, wo der Geistliche Religions-
rricht erteilt, ist er Staatsdiener.
Entn*?" kommt es darauf an, daß eine völlige
zz^olltisierung der konfessionellen Jugendver-
dat » derbeigesührt wird. Das ist im Konkor-
unzweideutig festgelegt, indem es de-
giöse : Verbände ausschließlich reli-
iÄl ' 'uritative oder soziale Aufgaben zu er-
erben- Mit allen diesen Aufgaben haben

aber militärische Gelände- und sportliche Hebun-
gen nicht das geringste zu tun. Wir werden
darüber wachen, daß das Konkordat auch in
diesem Punkte streng befolgt wird. In der glei-
chen Weise sind alle äußeren Merkmale einer
Verbandszugehörigkeit, wie das Führen von
Verbandsfahnen, Wimpeln und Abzeichen, nicht
mit einer rein religiösen Betätigung zu verein-
baren. Ausgenommen sind dabei die Kirchen-
fahnen und Symbole.
Ferner ist es notwendig, daß das Beamten-
tum ebenso wie die Partei einem konfessionellen
Streit entzogen werden muß. Der Beamte steht
in einem ähnlichen Treueverhältnis zum Staat
wie der Parteigenosse.
Er muß sich daher selbst sagen, daß er einen
zuverlässigeren Beweis seiner Treue gegenüber
dem Staat gibt, wenn er seine Kinder in die
Staatsjugend und in die staatlichen Schulen
schickt, als wenn sie in konfessionelle Jugendver-
bände oder Schulen gehen, in denen häufig ge-

nug Entgleisungen politischer Art festgestellt
werden. Auf der gleichen Linie liegt die poli-
tische Unterrichtung und Erziehung der Beam-
tenschaft durch unsere nationalsozialistische
Presse. Die gleiche Behandlung wie die Kreise
des politischen Katholizismus verdienen die
staatsfeindlichen Gruppen der radikalen Be-
kenntnisfront. Erst kürzlich hat wieder ein
Karlsruher Bekenntnisgeistlicher in Müllheim
von der Kanzel herunter eine ausgesprochene
politische Hetzrede gehalten.
Der Reichsstatthalter gab Anweisung, nach
den Richtlinien des Göring-Erlasses in Vaden
eine klare Trennung der Aufgabengebiete von
Religion und Politik zu gewährleisten und
sprach zum Schluß die Erwartung aus, daß die
zu ergreifenden Maßnahmen dazu beitragen
werden, die unerfreulichen Erscheinungen, wie
sie da und dort hervorgetreten find, zu'beseiti-
gen, und zu einem guten Einvernehmen zwi-
schen Kirche und Staat zu gelangen.

Wechsel im Polizeipräsidium Berlin
Gras Selldors Aachsolger von Konteradmiral v. Levetzow

DNB. Berlin, 19. Juli.
Der Polizeipräsident von Berlin, Konter-
admiral a. D. von Levetzow, hat dem
Reichs- und preußischen Minister des Innern Dr.
Frick um Enthebung von seinem Amt gebeten.
Der Reichs- und preußische Minister des Innern
hat bis zur endgültigen Genehmigung durch den
Führer und Reichskanzler den Polizeipräsidenten
von Levetzow von seinen Dienstgeschäften ent-
bunden und mit ihrer vorläufigen Wahrneh-
mung mit sofortiger Wirkung den Polizeipräsi-
denten von Potsdam, SA-Gruppenführer Graf
HeII darf, betraut.
!
In Verfolg dieser Neuernennung fand Freitag
mittag eine Besprechung statt, an der mit Reichs-
minister Gauleiter Dr. Göbbels der Staatskom-
missar der Hauptstadt Berlin, Dr. Lippert, Gene-
ralleutnant der Landespolizei, Daluege, der stell-
vertretende Gauleiter Eörlitzer, Polizeipräsident
SA-Gruppenführer Helldorf und SA-Gruppen-
führer Uhland teilnahmen. In dieser Bespre-
chung wurden die Richtlinien festgelegt, nach
denen in Zukunft m planvoller Zusammenarbeit
zwischen politischer Gauleitung, SA-Führung,
Polizei und Stadtverwaltung der Kampf um die
Säuberung der Reichshauptstadt von kommuni-
stischen Zersetzungsversuchen, reaktionären Trei-
bereien und bolschewistisch-jüdische Anmaßung
weitergeführt werden soll. Die Besprechung er-
gab eine vollkommene Uebereinstimmung, die die
Gewähr bieten wird, daß auch in Zukunft der
Charakter der Reichshauptstadt als einer durch
die NSDAP eroberten deutschen nationalsozia-
listischen Stadt, die dieses Reiches und Volkes
würdig ist, in vollem Umfange gewahrt bleibt.
Partei, Polizei und Verwaltung werden es als
ihre Ehrenpflicht ansehen, in Eintracht zusam-
menzuwirken, diesem großen Ziele zu dienen.

Der soeben mit der vorläufigen Wahnehmung
der Dienstgeschäfte des Berliner Polizeipräsiden-
ten beauftragte Polizeipräsident von Potsdam
SA-Gruppenführer Helldorf wurde am 14.
Oktober 1896 in Merseburg geboren. Im Krieg
ging er als Fahnenjunker im Husarenregiment
Nr. 12 ins Feld und wurde in diesem Regiment
am 22. März lül^zum Leutnant befördert. Nach
der Revolution nahm er seinen Abschied und
war danach von 1920 an im landwirtschaftlichen
Beruf tätig. Er schloß sich der NSDAP an und
wurde 1925 von dieser in den Preußischen Land-
tag gewählt. Von 1921 bis 1928 war er als
Landwirt und Rittergutsbesitzer tätig und wurde
dann 1931 SA-Führer von Berlin-Brandenburg.
In dieser Eigenschaft wurde er Ende 1931 von
dem marxistisch eingestellten Schöffengericht
wegen angeblichen Landfriedensbruchs zu sechs
Monaten Gefängnis verurteilt, in dem Beru-
fungsverfahren vor dem Landgericht jedoch wie-
der freigesprochen. Unter seiner Leitung wurde
am 8. März 1933 auf Anweisung des preußischen
Ministers des Innern das Liebknechthaus in
Berlin für die SA beschlagnahmt und in Horst-
Wessel-Haus umgetauft
Am 25. März 1933 wurde er zum Polizeipräsi-
denten von Potsdam ernannt und am 3. Juni
1933 in das preußische Ministerium des Innern
berufen, um das Referat für Pferdesport zu
übernehmen.
Der bisherige Polizeipräsident von Berlin
Konteradmiral a. D. Magnus v. Levetzow
hatte dieses Amt im Februar 1933 als Nachfol-
ger des Polizeipräsidenten Dr. Melcher über-
nommen. Levetzow wurde 1871 in Flensburg ge-
boren und trat im Frühjahr 1889 als Kadett
in die kaiserliche Marine.
Von 1903 bis 1906 gehörte er u. a. dem Admi-
ralstaab der Marine in Berlin an. Von 1916
bis 1918 bekleidete er den Posten des Chefs der
Operationsabteilung des Kommandos der Hoch-
seestreitkräfte. Nachdem Levetzow vom Januar
bis März 1920 Chef der Marinestation der Ost-
see war, erbat er im Herbst des gleichen Jahres
den Abschied. Während des Kriegs hat Levetzow
an allen Unternehmungen der Hochseeflotte teil-
genommen. In den Jahren nach dem Krieg
nahm er lebhaften Anteil an vaterländisch-poli-
tischen Bestrebungen.

Behr Flugabwehrgeschütze
für die englische Flotte
DNB London, 19. Juli.
Wie „Daily Telegraph" von amtlicher Seite
erfähxt, ist die britsche Kriegsmarine im Be-
griff, ihre Luftabwehrausrüstung zu-
nächst zu verdoppeIn, um sie später zu v er.
vierfachen. Damit sei stillschweigend aner-
kannt, daß ein Angriff aus der Luft auch
Kriegsschiffen gefährlich werden könne. Mit
dem Fortschritt der Flugwissenschast werde die
Wirksamkeit solcher Angriffe noch furchtbarer
werden. Auch die neuesten englischen Schlacht-
schiffe und Kreuzer waren bisher nur mit vier
Luftabwehrgeschützen, Kaliber 10 cm, ausge-

rüstet. Auch die Schlachtschiffe „Nelson" und
„Rodney" hatten schon sechs Geschütze von etwas
größerem Kaliber.
Jetzt aber werden die Schlachtschiffe „War-
spite" und „Malaya", die gegenwärtig um-
fassenden Verbesserungen unterzogen werden,
mit acht Luftabwehrgeschützen von großer Trag-
weite ausgerüstet, deren Feuer einheitlich ge-
leitet sein wird. Auch das Kaliber werde
daher künftig imstande sein, 80bis100 Bri-
sanzgranaten in der Minute auf ein
Ziel in der Luft abzufeuern.
Von den Schlachtschiffen, die 1937 auf Stapel
gelögt werden würden, werde jedes mit 16
Luftabwehrgeschützen, sowie» zahlreichen Ma-
schinengewehren ausgestattet.

Geburtenzahl
und soziales Leben
Zwar kann die systematische und grundsätzliche
Förderung der Geburten vonseiten der Führung
des neuen Reiches schon wirklich erfreuliche Er-
gebnisse aufweisen, sodaß dem in Deutschland
vorher in erschreckendem Matze überhandnehmen-
oem Geburtenrückgang Einhalt geboten und die
Geburtenziffer in stetigem Steigen begriffen ist.
Immerhin darf aber noch lange nicht von einem
in jeder Beziehung befriedigendem Erfolg ge-
sprochen werden. Es kann daher nicht oft und
eindringlich genug auf den großen Einfluß hin-
gewiesen werden, welche die Geburtenzahl auf
das soziale Leben eines Volkes ausübt
Wie der Staat sich aus der Familie ausbaut,
so ist die Familie ein Abbild des Staates. In
der Familie liegt der Ursprung des Staates be-
gründet. Je reicher die Familie ihr natürliches
Leben durch Erfüllung ihres natürlichen
Zweckes entfaltet, desto ähnlicher ist sie, dem
Staatswesen. Eine Zwergfamilie nach dem
Zweikindersystem kann selbstverständlich nicht
eine solche Aehnlichkeit von sich behaupten. Denn
wie im Staate der Führung eine große Zahl
von Volksgenossen gegenübersteht, so ist es na-
türlich, daß die Familie sich aus den Eltern und
einer größerer; Schar Kinder zusammensetze, soll
der Vergleich mit dem Staate Geltung haben.
Die Familie ist aber auch weiterhin für den
einLelrMMMe Vorschule des staatlichen Lebens.
Pflegestätte der
sozialen Tugenden,
dW^DDM als ein zücht- und autoritätsloses
Geschlecht' heranwächst. Ein Blick auf Sowjet-
rußland mit seiner ins Ungeheure wachsenden
Verwahrlosung der Jugend zeigt uns dies mit
grausiger Deutlichkeit.
Wie der Geburtenrückgang einem entfesselten
Individualismus entspringt und die Zwerg-
familie als sein Geisteskind anzusprechen ist, so
ist umgekehrt die kinderreiche Familie die
Stätte der Erziehung des Nachwuchses eines
Volkes zu Eemeinsinn, Autoritätsgefühl, An-
hänglichkeit an Staat, Volk und Führung, an
Vaterland und Heimat. Die kinderreiche Fa-
milie ist der beste Pslanzboden dessen, was man
mit d»m Worte Pietät bezeichnet.
Familiensinn, Heimatliebe, Treue gegen
Sitte und Brauch der Vorfahren erblühen am
reichsten am häuslichen Herde. Alles Große in
der Geschichte eines Volkes wurzelte von jeher
in der Bodenständigkeit, in der Liebe zur Hei-
mat. Ohne jeden Zwang, in natürlichem Werden
entwickelt sich daraus die Liebe zum Vaterlande,
dessen heimatlicher Boden wohl überall Ströme
edelsten Menschenblutes getrunken hat. Das der
deutschen Seele so eigene, tiefe Verständnis da-
für muß daher gerade durch die Familie zum
bleibenden Besitz der Jugend gemacht werden.
Die deutsche Jugend soll sich durch sie wieder
die deutsche Heimat ganz erschließen. Denn ge-
rade das Elternhaus und die Heimat verknüpfen
den Einzelnen mit der Vergangenheit seines
Volkes und gliedern ihn in die unabsehbare
Folge der vorangegangenen Geschlechter ein.
Deswegen mutz, soll die Anhänglichkeit an die
Sitte der Väter wieder wach werden, zuerst das
Haus Hort und Quelle der Sitte werden.
Mithin ist es eine Forderung nationaler Zu-
kunft, den Familiensinn immer mehr zu wecken
und so die Eingewöhnung des Kindes in die
häusliche Ordnung und Sitte, die freudig ge-
übte Liebe zu Eltern und Geschwister zur Vor-
schule für die spätere Gründung der eigenen
Familie zu machen. Familienleben kann aber
nur in einer kinderreichen Familie zur Voll-
entfaltung kommen, während die kinderlose oder
kinderarme Familie nur ein Zerrbild ihres
Ideals ist. Vermag doch z. B. eine zahlreiche
Kinderschar am wirksamsten dem wirtschaftlich
verderblichen und sozial aufreizenden Luxus,
worunter der zwecklose Verbrauch der Genuß-
güter zu verstehen ist, zu steuern. In der Auf-
zucht zahlreicher Nachkommen findet der Volks-
reichtum seine beste und lohnendste Verwertung.
Es darf auch nicht übersehen werden, daß die
aus dem Reichtum hervorgehende selbstsüchtige
Genußsucht gerade der begüterten Klassen ein
Hauptgrund für den nationalen Selbstmord, die
Geburtenbeschränkung, anzusprechen ist. Oder ist
es nicht selbstverständlich, daß diejenigen, welche
im Menschen nur ein von sinnlichen Trieben ge-
leitetes Wesen erblicken, am ehesten auf den Ge-
danken verfallen, die Zahl der Menschen in
ihrem Lebenskreis üu beschränken, um so die Ge-
 
Annotationen