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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 211 - Nr. 220 (10. September - 20. September)
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Donnnerstag, Lin IS. September 1SSS

Aeuseeland will -en Frieden verteidigen
DNB. London, 18. Sept.
Reuter meldet aus Wellington (Neuseeland):
Am Mittwoch sprach eine Abordnung der Neu-
seeländischen Methodistenkirche bei dem Premier-
mrnister Forbes vor und erklärte ihm, sie werde
die Teilnahme an einem Krieg verweigern und
einer Einführung der Dienstpflicht Widerstand
leisten, ^zn einem neuen Kriegsfall werde es
keine so einhellige Bereitschaft geben wie 1914
Der Premierminister erwiderte, er glaube
nicht, daß viele Neuseeländer diese Ansicht teil-
ten. Wenn eine Nation wahnwitzig genug sei
und einen Krieg vom Zaun breche, müsse etwas
getan werden, um dieser Nation Widerstand zu
leisten. Neuseeland werde sich mit anderen Na-
ronen des Völkerbundes zusammenschließen um
einen Angriff zu verhindern.
Amerikanische Vorbereitungen
für den Fall eines italienisch-abessinischen
Krieges
DNB. Washington, 18. Sept.
In der Pressekonferenz am Mittwoch erklärte
Marineminister Swanson, für den Fall eines
italienisch-abessinischen Krieges sei die Flotte
vorbereitet, die Kriegsschiffe aus dem Stillen
Ozean nach dem Atlantischen Ozean zum Schutze
der amerikanischen Schiffahrt zu verlegen. Bis
her sei diese Frag« jedoch noch nicht erwogen
worden. Man würde auch keine Entscheidungen
treffen, bevor nicht der Krieg ausgebrochen sei.
Der Minister fügte dabei hinzu, er hoffe immer
noch, daß es nicht zum Kriege kommen werde.
DNB. Washington, 18. Sept.
Präsident Roosevelt beabsichtigt angesichts der
drohenlden Lage in Abessinien, sein« Sommer-
pläne zu ändern und will wenigstens für eine
Woche nach Washington zurückkehren und mit
Staatssekretär Hüll die Haltung Amerikas be-
raten, bevor er seine Reife durch das Land an-
tritt. Die Bestimmungen des Neutralitätsge-
setzes lassen dem Präsidenten ein weites Ermes-
sen im Kriegsfall. Die Schwierigkeiten, di« sich
bei einer Kriegserklärung ergeben würden, sind
daher sehr groß. Schon jetzt mehren sich die Be-
richte über einen H o ch b e t r i e b in der ameri-
kanischen Rüstungsindustrie. Daher mutz
vor allem der im Neutralitätsgesetz vorgesehene
Apparat ausgestellt werden, um die Herstellung
und den Handel mit Kriegsmaterial zu kontrol-
lieren und unter Lizenzzwang zu stellen.
Die französische Anfrage
Französisch-englische Einmütigkeit Über die
Auslegung der Bölkerbundssatzung
Bevorstehende Beantwortung der französischen
Anfrage
„ DNB. London, 18. Sept.
Die britrsche Antwort auf die französische An-
st^e nach der Haltung Englands im Falle eines
E'th^ausgeforderten Angriffs in Europa wird
Assoclation zufolge im Laufe der nächsten
Höchstwahrscheinlich werde eine
schriftliche Antwort erteilt werden. Die Ant-
wort werde sich sicherlich im Rahmen der Rede
halten, die Sir Samuel Hoare in der vorigen
Woche vor der Genfer Vollversammlung hielt
und m der er erklärte, daß England sich strikt
an seine Verpflichtungen unter der Genfer
Satzung halte. Preß Association widerspricht
einigen Zeitungen enthaltenen
Auffassung daß zwischen der Pariser und der
Londoner Regierung Uneinigkeit über die Aus-
VölkerSundssatzllng bestehe. Tatsäch-
l-ch bestehe keinerlei Mißverständnis zwischen
den beiden Regierungen, und in britischen Krei-
davon überzeugt, daß die bri-
Wn werde"" lranMslhe Regierung befrie-
Der '.Matin" zur Frage eines italienisch-
französischen Militärabkommens
D-n, m? ^NV. Paris, 18. Sept.
wird aus Rom gemeldet, daß
Nadn?E"^ des italienischen Marschalls
Badoglio rn Frankreich ebenso wie die voraus-
L'^diEelsedes französischen Generalissimus
Militär ? einer etwaigen
militärischen Zusammenarbeit beider Länder
Manöve^a^ Es scheine, daß die italienischen
. kanover an der österreichischen Grenze und die
^.ruppenzusammenziehungen am Brenner die
Abreden gewesen seien, die zwi-
chen dem französischen und dem italienischen
Ksneralstab bereits zustande gekommen je»
Em eigentliches Militärabkommen sei jedoch
^der abgeschlossen noch unterzeichnet.
dw eine Vorbesprechungen beschränkt,
sie eine Anzahl gemeinsamer Grundsätze festlea-
ten. Die Anwendung dieser Grundsätze bänae
von der Entscheidung der Regierung^
den Erfordernissen ihrer allgemeinen Politik ab.
Ein Dementi -er italienischen Völkerbunds-
abordnung
DRV. London, 18. Sept,
li-ni».- Zeitungen zufolge hat die ita-
Kenf die Meldung als
völlig unrichtig bezeichnet, nach der Italien lick,
LLL' U
abessinischen Frage für den Fall zu mäkiaen
gewährleisten.^ ^land die Brennergrenze
Korrespondent des „News
Lar berichtet aus Genf, Laval schwanke
War noch immer, aber hieran sei mebr lein»
^m-'AEdschaft mit Mussolini, als irgendein
g«n schuld" keiner Kabinettskolle-

Mndalssragen im Mkerbundsausschuß
Die Tendenz gewisser Mndatarmächte

DNB. Genf, 18. Sept.
IM 6. Ausschuß der Völkerbunds-
versammlung wurde am Mittwoch der Be-
richt des Mandatsausschusses erörtert,
der bekanntlich in verschiedenen Punkten Beden-
ken und Einwände gegenüber der Politik der
Mandatsmächte erhoben hat.
Der Vertreter Südafrikas erklärte, daß
wegen des Beschlusses über die sogenannte Fünfte
Provinz die im Mandatsausschuß zum Ausdruck
gekommenen Befürchtungen nicht am Platze
seien. Der südafrikanische Vertreter versicherte
dem Ausschuß, daß seine Regierung die ihr durch
die Mandatsbestimmungen auferlegten Ver-
pflichtungen loyal erfüllen werde. — Der fran-
zösische Vertreter verwahrte sich gegen die
Vorwürfe der Mandatskommission. Er erklärte,
Frankreich verlasse keineswegs seine Tradition,
die auf der Gleichheit und der Zusammenarbeit
der Rassen aufgebaut sei und werde in den ihm
anvertrauten Mandatsgebieten nie einer Politik
der Unterdrückung oder auch nur der Ungerech-
tigkeit zustimmen. — Auch der englische Ver-
treter gab die Versicherung ab über die den
Mandatsverpflichtungen entsprechenden guten
Absichten seiner Regierung. — In einer Erläu-
terung zu dem Bericht des Mandatsausschusses
gab der norwegische Delegierte Lange als
Berichterstatter in einer grundsätzlichen Dar-
legung über die Mandatseinrichtungen einer
weit verbreiteten Unzufriedenheit mit der gegen-
wärtigen Handhabung dieses Systems, insbe-
sondere mit der zunehmenden Einengung und
Mißachtung der Befugnisse des Mandatsaus-
schusses Ausdruck. Er befürwortete eine Erwei-
terung der finanziellen Mittel des Mandats-
ausschusses, die den Mitgliedern Reisen in die
Mandatsgebiete ermöglichen solle. Die Voll-
machten des Mandatsausschusses dürften weder
direkt noch indirekt eine Beschränkung erfahren,
insbesondere im heutigen Augenblick, wo der
Tätigkeit des Völkerbundes auf diesem Gebiet
vielleicht eine große Bedeutung zukommen werde,
wie gewisse Anspielungen aus der allgemeinen
Aussprache der Versammlung vermuten lassen,
In weiten Kreisen herrsche der Eindruck, daß
auf diesem Gebiet eine Möglichkeit bestehe, durch
eine weitsichtige und liberale Politik einen gro-
ßen künftigen Krieg auszuschalten. Artikel 22
entwickle in dieser Beziehung das Programm.
Die Erklärungen des Berichterstatters fanden
in der anschließenden Aussprache nur ein gerin-
ges Echo. — Der englische Vertreter erklärte,

grundsätzliche Bemerkungen dieser Tragweite
überschritten den Rahmen des Mandatsberich-
tes, während der italienische Vertreter diesen
Ausdehnungsplänen seine volle Zustimmung
gab. Sein Land bringe dem Werk der Mandats-
kommission, obwohl Italien keine Mandatar-
macht sei, das größte Interesse entgegen. --- Der
norwegische Berichterstatter sprach dann
noch von der Notwendigkeit, das Prinzip der
wirtschaftlichen Gleichberechtigung in Bezug auf
die Mandatsgebiete aufrechtzuerhalten. Im Zu-
sammenhang damit stelle sich die Frage, ob die
den Völkerbundsmitgliedern gewährte Vergün-
stigung einem ausscheidenden Mitglied gegen-
über weiter aufrechterhalten bleibe. Es handle
sich hier um einen konkreten Fall, nämlich die
Einfuhr von japanischen Waren nach Palästina
und Tanganjika. Der Mandatsausschuß prüfe
augenblicklich diese Frage und werde seine
Schlußfolgerungen nach abgeschlossenem Studium
bekanntgeben. Dann kam der Redner noch ein-
mal auf die Tendenz gewisser Mandatarmächte
zu sprechen, die Verbindung der Mandatsgebiete
mit deren anliegenden Kolonien enger zu ge-
stalten. Hier sei ein energisches Einschreiten am
Platze. Denn es greife die Auffassung um sich,
als ob die Mandate in Wahrheit nur eine ver-
steckte Form tatsächlicher kolonialer Besitzungen
seien. Wenn diese Tendenzen sich verstärken soll-
ten, dann wäre es um das Mandatssystem über-
haupt geschehen. Der Berichterstatter warf schließ-
lich noch die Frage des „Ausbaues" einiger
Häfen in den japanischen Mandatsgebieten auf.
Die Höhe der hier angelegten Summen scheine
in keinem Verhältnis zu den wirtschaftlichen
Erfordernissen zu stehen Der japanische Vertre-
ter in dem Mandatsausschutz müsse aufgefordert
werden, genauere Aufschlüsse darüber zu geben.
Der Berichterstatter berührte weiter die Ver-
hältnisse in Palästina und im besonderen die
Möglichkeiten der Ansiedlung der Juden. Es
scheine, daß die Aufnahmefähigkeit des Landes
noch nicht erschöpft sei, da immer noch ein Man-
gel an Arbeitskräften bestehe. Diese Feststellung
wurde von den Delegierten verschiedener Län-
der, darunter Polens, der Tschechoslowakei und
der Schweiz, begrüßt, wobei für Polen die starke
einheimische Judenbevölkerung sowie für die
Tschechoslowakei und die Schweiz die Emigran-
tenfrage im Vordergrund stand. Der Vertreter
Großbritanniens machte den bekannten Stand-
punkt seiner Regierung geltend, daß die Auf-
nahmefähigkeit Palästinas beschränkt sei.

Aus -em Reich

Tagesbefehl an die SA
Berlin, 18. Sept.
Der Chef des Stabes, Viktor Lutz«, hat nach
Beendigung des Nürnberger Parteitages den
nachstehenden Tagesbefehl an die SA erlassen:
„Die Tage von Nürnberg sind vorüber. Viele
Arbeit wurde geleistet. Große Opfer wurden
gebracht von jedem Einzelnen. Allen Teilneh-
mern, insbesondere auch den Führern und Män-
nern des Aufmarschstabes, spreche ich an dieser
Stelle meine Anerkennung aus.
SA-Männer! Ihr habt dem Führer gezeigt,
daß die SA fester und härter, disziplinierter,
sauberer und fanatischer hinter ihm und seiner
Idee steht denn je! Der Beweis hierfür lag in
Eurer Haltung, Euerm Blick! Mit tief beweg-
tem Herzen, erfüllt mit einem unbändigen
Glauben an den Führer habt Ihr Nürnberg
verlassen.
Mit diesem Befehl seid Ihr wieder in Eurer
Heimat zu Euren Einheiten gestoßen, und nach
diesem Befehl werdet Ihr künftig handeln: Die
SA wird kämpfen unter Einsatz aller Kräfte bis
zur höchsten Hingabe! Sie wird marschieren bis
der letzte Deutsch« in unserer Bewegung steht!
So will uns der Führer, und so marschieren
wir. Das ist der Weg zu Freiheit, Arbeit und
Brot. Lutze."
Eine Verfügung des Stabschefs Lutze
München, 18. Sept.
Die Oberste SA-Führung t«ilt mit: Nachdem
die Umstellung der SA nunmehr durchgeführt ist
und die SA im alten Geist wieder einheitlich
und geschlossen steht, müssen auch äußere Unter-
schiede fallen. Es gibt daher auch nicht mehr
verschieden^, sondern nur noch grau-silberne
Aermelstreifen. Ausführungsbestimmungen über
die Umänderung ergehen gleichzeitig.
Chef des Stabes, gez.: Lutze.
Söchstziffern für Hochschulen
DNB Berlin, 18. Sept.
Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung
und Volksbildung hat für die nachfolgend an-
geführten Hochschulen folgende Höchstziffern fest-
gesetzt, die jedoch nur für das Wintersemester
1938/36 gelten:
1. Universitäten: Berlin 6990, Frank-
furt a. M. 1700, Köln 2600, Leipzig 3300, Ham-
burg 2100, München 8400, Münster 2900.
2. Technische Hochschulen: Berlin
2000, Dresden 1600, München 2100.
3. Handelshochschulen: Berlin 850,
Leipzig 350.
Dadurch sind Neuimmatrikulattonen an diesen
Hochschulen nur in beschränktem Umfange nach
dem jeweiligen Spielraum, der durch die Höchst-
ziffern geschaffen wird, möglich.
Die Antragsteller auf Neuimmatrikulationen
sollen in folgender Reihenfolge berücksichtigt
werden:
a) Alte Kämpfer der NSDAP, einschließlich
der Mitgliedsnummer 1000 000.
b) Angehörige der Wehrmacht, wenn sie den
Nachweis erbringen, daß sie ihr Studium auf

Anordnung ihrer militärischen Dienststellen
durchführen zur späteren Verwendung im
Heeresdienst.
c) Studenten, die bisher zwei oder mehr
Semester an den Universitäten Königsberg und
Breslau, der Handelshochschule Königsberg oder
den Technischen Hochschulen Breslau und Danzig
studiert haben.
Im übrigen sind die schriftlichen Anträge auf
Neuimatrikulation in der Reihenfolge des Ein-
gangs zu berücksichtigen. Auf Ausländer fin-
den diese Bestimmungen keine Anwendung.
Bei dem Antrag auf Neuimmatrikulation
haben die Antragsteller folgendes zu beachten:
Die Gebührenerlaßsummen für Studenten
richten sich nach dem Gesamtaufkommen der Ge-
bühren und der jeweiligen Hochschule.
Bei solchen Großstadthochschulen, deren Stu-
dentenzahlen begrenzt sind, wirkt sich das dahin-
gehend aus, daß die Gebllhrenerlatzsummen ganz
überwiegend für die zahlreichen älteren bereits
immatrikulierten Semester verwendet werden
müssen, so daß für Neuimmatrikulierte an die-
sen Hochschulen relativ geringe Summen zum
Gebührenerlaß zur Verfügung stehen.
Neuregelung des S-aatSjugen-tages
DNB. Berlin, 18. Sept-
Amtlich wird mitgeteilt:
Um den durch den Staatsiugendtag entstan-
denen Störungen vorzubeugen und die Schwie-
rigkeiten für die Führer des Jungvolks zu besei-
tigen, hat Reichsminister Dr. Rust durch Erlaß
vow 14. 9. 1935 ungeordnet, daß an Samstagen
in allen Schulen grundsätzlich kein lehrplanmä-
ßiger Unterricht erteilt wird. An den Bestim-
mungen des Staatsjugendtages wird hierdurch
nichts geändert, d. h. nach wie vor gelten alle
zum Jungvolk und Jungmädel gehörenden Schü-
ler und Schülerinnen einschließlich der Führer
an diesem Tage als beurlaubt. Für alle übrigen
Schüler und Schülerinnen findet an diesen Ta-
gen nationalpolitische Schulung durch die Schule
statt. Durch die Hitler-Jugend wird der Staats-
jugendtag also wie bisher nur für das Jungvolk
und die Jungmädel gestaltet, da die Frage der
Beurlaubung des Jungarbeiters und des Lehr-
lings bisher noch nicht gelöst ist.
Der Erlaß hat folgenden Wortlaut:
Um eine bessere Durchführung des Staatsju-
gendtages und eine geregelte Unterrichtsführung
zu gewährleisten, ordne ich an, daß nach den
Herbstferien in den Volksschulen (Grund- und
Hauptschulen), in den mittleren und höheren
Schulen am Staatsjugendtaq kein lehrplanmäßi-
ger Unterricht mehr erteilt werden darf. Der
Staatsjugendtag soll in Zukunft ausschließlich
der nationalpolitischen Erziehung dienen.
Eine Uebertragung der dadurch ausfallenden
Unterrichtsstunden auf die übrigen fünf Wochen-
tage ist für die mittleren und höheren Schulen
auf die Dauer nicht tragbar, vielmehr muß der
bisherige Wochenstundenplan auf sechs Tage ver-
teilt bleiben. Daher muß ein weiterer, sechster
Unterrichtstag als Ersatz für den Staatsjngend-
tag angefügt werden, das hat zur Folge, daß.

Der Belgrader Ministerrat hat eine Kürzung
der Beamtengehälter um durchschnittlich 7 v. 9'
beschlossen.
*
Der Führer der englischen Arbeiterparti im
Oberhaus, Lord Ponfonby, ist unerwartet äU-
rückgetreten.

Sen Saas und Moskau
Die Niederlande wünschen keine diplomatische«
Beziehungen zu Sowjetruhland
DNB. Den Haag, 18- Sept-
Ein kommunistischer Abgeordneter der Zwei»«
Kammer hatte angeregt, daß die Niederlande m
Nachahmung des von der belgischen Regierung
gegebenen Vorbildes die diplomatischen Bezie-
hungen zur Sowjetunion wiederaufnehmen sou
ten, da dies eine beträchtliche Belebung des
holländischen Außenhandels zur Folge haben
könne. Außenminister de Eraeff hat herauf
schriftlich geantwortet, daß die niederländische
Regierung keinerlei Veranlassung sehe, ihre bis-
herige Einstellung gegenüber den Sowjets -u
ändern. Bisher lägen auch keinerlei Anzeichen
dafür vor, daß die Wiederanknüpfung der diplo-
matischen Beziehungen zwischen Belgien um
Sowjetrußland für das belgische Wirtschafts-
leben nennenswerte Vorteile mit sich gebracht
habe.

die sech-tägige Schulwoche fortan ständig UM st
einen Tag weitergleitet. ,
Dieser gleitende Sechstageplan" wird toweyi
den Unterricht zu seinem Recht kommen lassen
wie auch einer Ueberlastung der Schüler vordem
gen. Er ist mit Beginn des Unterrichts now
den Herbstferien an allen mittleren und höheren
Sch ulen du rchzu führen.
Die Beflaggung -er öffentlichen Gebände
Eine Bckanntmachunq des Reichs- und
Preußischen Ministers des Innern
DNB. Berlin, 18. Sept
Durch das Reichsflaggengesetz vom 18.
tember 1935 ist die Hakenkrenzflagge zur alleini-
gen Reichs- und Nationalflagge erhoben worden-
Unler Aufhebung aller entgegenstehenden B«'
stimmungen über das Beflaggen öfstM««
Gebäude hat der Reichs- und Preußisch« Kni-
ster des Innern daher auf Grund des Artikels
4 des ReichÄflaggengesetzes mit sofortiger Wir-
kung folgendes angeordnet: »
1. Sämtlich« öffentlichen Gebäude des Reiches,
der Länder und der Körperschaften des öffent-
lichen Rechts flaggen künftig mit der Hak«0'
kreuzflagge.
2. Tie Flagge schwarz-weiß-rot und die iftaM
gen der Länder und der Provinzialverbände sin
künftig nicht mehr zu zeigen.
3. Ten Gemeinden im Sinne der Gemeinde-
ordnung ist «s gestattet, neben der an erster
Stell« zu hissenden Hakenkreuzflagge bei festliche
Anlässen auch die Gemeindeflagge zu zeigen.
„Graf Zeppelin" von der
100. Ozeanüberquerung Mim
DNB. Friedrichshafen, 18. Sem-
Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist am M"*-
woch nachmittag von seiner 100. Ozeaniibek-
guerung nach Friedrichshafen zurückgekehrt um
um 1.40 Uhr auf dem Werftgelände glatt S«'
landet.
*
Reichsverkehrsminister Freiherr Eltz-RübenaÄ
hat der Zeppelin-Reederei in Friedrichshafen Ibik
100. Ozeanfahrt des ..Graf Zeppelin" Anerken-
nung und Glückwunsch ausgesprochen-
Erledigung des Falles Zacob
DNB Berlin, 18. Sept-
Die deutsche und die schweizerische Regierung
hatten, wie bekannt, zur Erledigung des Fams
Jakob aufgrund des deutsch-schweizerischsn
Schiedsgerichts- und Vergleichsvertrags von
1921 den schiedsrichterlichen Weg betreten um
Ende Juli eine Schiedsordnung vereinbart. Ge
mäß dieser Schiedsordnung haben sie da«,
Schriftsätze untereinander äusgetauscht, woM
sich herausgestellt hat, daß bedauerlicherweise em
Nachgeordneter deutscher Beamter in der An
gelegenheit in unzulässiger Weise vorgegamstn
ist. Der Beamte ist deswegen schon vor einig«*
Zeit auf dem Disziplinarweg bestraft worden-
Aufgrund dieses Sachverhalts sind die beiden
Regierungen jetzt Lbereingekommen, bas
Schiedsgerichtsverfahren durch diesen Verglem
zu erledigen. Jacoh ist gestern den schweizeli-
scheu Behörden übergehen worden.
Die Vundesanwaltschaft hat Jacob sofort m
Haft genommen. Der Bundesrat hat die als
baldige Ausweisung von Jacob beschlossen.
Vollstreckung eines Todesurteils
DNB Berlin, 18. Sept-
Am 18. September 1938 ist in Amberg der am
17. Juli 1910 geborene Ludwig Weber hingef
richtet worden, der am 6. Juni 1938 von dem
Schwurgericht in Amberg wegen dreier Verbre-
chen des Mordes und des Raubes zum Tode ver-
urteilt word«n ist.
Weber hat am 31. März 1938 in Daberg se>ue
79jährige Tante Katharina Weber, ihre 44jayr-
Tochter Maria Weber und deren 17jähr. Sohn
Richard Weber durch Veilhiebe und Erdrosse-
lung mit einem Strick ermordet, beraubt um
die Beute ohne jede Gewissensbisse in zuie>
Tagen verpraßt.
Gattenmörder zum Tode verurteilt
Essen. 18- Sept.
Das Essener Schwurgericht verurteilte am
Mittwoch mittag nach zweitägiger Verhand-
lung den Angeklagten Friedrich Paßlack am
Essen, der in der Nacht zum 20- März ds. Js-
sein« 31 Jahre alte Ehefrau in seiner Wohnung
getötet hatte, wegen Mordes zum Tode um
zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehren-
rechte.
 
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